Giovanni Boccaccio
Dekamerone oder die 100 Erzählungen
Giovanni Boccaccio

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Neunundsiebenzigste Erzählung.

Es kam einst ein gewisser Simon da Villa, der an väterlichen Erbgütern ungleich reicher war, als an Wissenschaften, gekleidet in Scharlach und mit einer mächtig großen Kappe, als Doktor der Arzneiwissenschaft von Bologna und mietete ein Haus in der Gurkenstraße. Dieser neugebackene Doktor hatte unter anderen löblichen Gewohnheiten auch diese, daß er diejenigen, die um ihn waren, nach einem jeden Menschen fragte, der auf der Gasse vorbeiging, und daß er einen jeden so genau betrachtete und besichtigte, als wenn er nach den Mienen und Gebärden der Menschen die Rezepte für seine Kranken einrichten müßte. Unter andern waren ihm besonders die beiden Maler, Bruno und Buffalmacco ausgefallen, jene unzertrennlichen Gesellen, von denen wir schon zweimal gehört haben, und die zugleich seine Nachbarn waren. Diese beiden schienen ihm sich am wenigsten um die Welt zu bekümmern und dabei das fröhlichste Leben zu führen, und er erkundigte sich deswegen bei verschiedenen Leuten nach ihren Vermögensumständen. Wie er nun von allen hörte, sie wären arme Leute und Maler, konnte er sich nicht einbilden, daß sie von ihrem geringen Verdienste so lustig leben könnten, sondern weil man sie ihm zugleich als schlaue Köpfe beschrieb, so meinte er, sie müßten noch andere geheime und ergiebige Hilfsquellen haben; er wünschte deswegen mit beiden oder wenigstens mit einem von ihnen bekannt zu werden und es gelang ihm auch, sich die Bekanntschaft des Bruno zu verschaffen. Dieser merkte bald, daß der Doktor ein Pinsel war und machte sich daher manchen Spaß mit seinen aberwitzigen Grillen, und Doktor Simon fand nicht minder großen Gefallen an seinem neuen Bekannten. Einmal, wie er diesen zum Mittagsessen geladen hatte, und deswegen glaubte, um desto vertraulicher mit ihm reden zu können, gestand er ihm, wie sehr er sich darüber wunderte, daß er und Buffalmacco, als arme Leute, immer so lustig leben könnten, und bat ihn, ihm zu sagen, wie sie das anfingen. Bruno, der diese Frage von einem Stücke mit seinen übrigen Thorheiten fand, lachte heimlich darüber und antwortete ihm so, wie seine Dummheit es verdiente: »Doktor, ich würd' es unter zehn Menschen nicht einem anvertrauen, wie wir es anfangen. Weil Ihr aber mein Freund seid, und weil ich weiß, daß Ihr es niemand wieder sagen werdet, so will ich's Euch nicht verhehlen. Ihr habt Recht, wenn Ihr sagt, daß mein Freund und ich vergnügt und fröhlich leben, und daß unser Verdienst und unsere geringen Einkünfte kaum hinreichen würden, das Wasser zu bezahlen, das wir trinken; allein darum müßt Ihr nicht glauben, daß wir auf's Stehlen ausgehen; sondern wir machen Streifzüge, und auf diesen verschaffen wir uns alles, was wir zu unserem Nutzen und Vergnügen gebrauchen, ohne Nachteil anderer Leute, und daher leben wir so lustig, wie Ihr seht.«

Der Doktor glaubte alles um desto fester, je weniger er verstand, was man ihm sagte; er wunderte sich nur und war äußerst neugierig, zu wissen, was diese Streifzüge sein könnten, und er bat demnach den Bruno inständig, es ihm zu sagen, mit der Versicherung, daß niemand es von ihm wieder erfahren sollte.

»Bewahre, Herr Doktor! (sprach Bruno) was verlangt Ihr da von mir? Das Geheimnis, das Ihr wissen wollt, ist mir gar zu wichtig, und wenn es jemand wieder erführe, so könnte ich unglücklich werden, und könnte um alles der Welt und in des Henker's Küche kommen. Nehmt mir's also nicht übel, wenn ich es Euch nimmermehr entdecken kann.«

»Sei versichert (sprach der Doktor), daß außer Dir und mir kein Mensch ein Wort von allem erfahren soll, was Du mir sagst.«

Nach langem Hin- und Herschwatzen sprach endlich Bruno: »Hört, Doktor, ich bin Eurer hochedelgestrengen Grützköpfigkeit so herzlich zugethan, und hege so viel Zutrauen zu Euch, daß ich Euch nichts abschlagen kann, was Ihr begehrt; deswegen will ich Euch alles entdecken, mit der Bedingung, daß Ihr mir bei dem Kreuze zu Montessone nochmals versprecht, es keinem Menschen wieder zu sagen.«

Der Doktor schwor ihm, und Bruno sagte: »Wohlan, mein Herzens-Doktorchen, wisset denn, daß wir hier unlängst einen sehr erfahrenen Schwarzkünstler hatten, welcher Michael Scott hieß, weil er ein Schottländer war, und bei vielen Edelleuten, von welchen jetzt nur noch wenige am Leben sind, in großen Ehren stand, und wie er von hier zog, ließ er ein paar von seinen geschicktesten Schülern hier mit dem Bedeuten, daß sie diesen Edelleuten, die ihm so viele Ehre erzeigt hätten, zu jeder Zeit alles mögliche zu Gefallen thun sollten. Diese waren also den gedachten Edelleuten in gewissen Liebesangelegenheiten und in anderen Dingen immer gerne behülflich. Wie es ihnen in der Folge hier in der Stadt und bei den Einwohnern immer mehr und mehr gefiel, entschlossen sie sich, gänzlich hier zu bleiben, und stifteten Bekanntschaft und Freundschaft mit verschiedenen Leuten, ohne Rücksicht darauf zu nehmen, ob sie Edelleute oder Bürger, arm oder reich waren, wenn sie ihnen nur in ihrem Umgange behagten. Diesen ihren Freunden zu Gefallen stifteten sie eine Gesellschaft von fünfundzwanzig Mitgliedern, die sich wenigstens zweimal in jedem Monate an einem gewissen bestimmten Orte versammelten. Daselbst brauchte ein jeder nur seinen Wunsch zu äußern, so sorgten sie augenblicklich dafür, daß er auf der Stelle erfüllt ward. Da nun Buffalmacco und ich mit diesen beiden sehr vertraut und auf einem freundschaftlichen Fuße lebten, so nahmen sie uns mit in diese Gesellschaft auf, von welcher wir jetzt noch Mitglieder sind. Ich kann Euch sagen, wenn wir zusammenkommen, so ist es ein Wunder, die Tapeten zu sehen, womit der Saal behangen ist, wo wir essen; die königlich besetzten Tafeln, die Menge der prächtig gekleideten Diener und Mägde, die einem jeden auf den ersten Wink zu Gebote stehen; die goldenen und silbernen Becken, Gießkannen, Flaschen, Becher und andere Geschirre, woraus wir essen und trinken; die vielen und mannigfaltigen Speisen, die man einem jeden von uns auftischt, wie und wann er es verlangt. Ich kann Euch nicht beschreiben, wie zahlreich und wohlklingend die Instrumente sind, und wie hinreißend die Gesänge, die sich während der Mahlzeit hören lassen, wie viele Wachslichter dabei angezündet, wie viele Süßigkeiten herumgereicht und welch' köstliche Weine getrunken werden. Und glaubt nur ja nicht, mein ehrlicher Dickkopf, daß wir da nur in solchen Kleidern sitzen, wie Ihr uns gewöhnlich seht. Da ist keiner von uns so geringe, der nicht wenigstens wie ein Kaiser an Kleidern und Kostbarkeiten prangt. Aber noch weit über dies alles geht der Genuß mit den schönen Weibern, die uns auf Begehren von allen Enden der Welt in einem Augenblicke zugeführt werden. Da ist die Königin von Schlaraffenland, die Fürstin von Bacchanalien, die Favoritin des Großsultans, die Herzoginnen von Narragonien und Kalofonien. Doch warum soll ich sie Euch alle nennen? Genug, da sind alle Königinnen und Herrscherinnen von der Welt, bis auf die große Ozoro des Priesters Johann mit dem Horn zwischen den Hinterbacken. Nun laßt Euch einmal sagen, wie es dort zugeht: Wenn man getrunken und Nachtisch gehalten hat, und hernach ein Tänzchen oder ein paar gethan, so geht ein jeder mit derjenigen, die er für sich bestellt hat, in sein Kämmerchen und diese Kammern sind wie ein wahres Paradies für das Auge, und mit Wohlgerüchen angefüllt, trotz Euren Apothekerbüchsen, und es sind Betten darin, deren sich kein Doge von Venedig zu schämen brauchte, auf welchen sich's herrlich ruhen läßt; und Ihr könnt Euch vorstellen, wie die Weiber da den Zettel treten und den Kamm nach sich ziehen, damit das Zeug fein dicht gewebt wird. Buffalmacco und ich, wir stehen uns am besten von allen, wie ich glaube; denn er läßt sich bisweilen die Königin von Trankreich kommen, und ich die Königin von Gängelland; das sind ein paar herrliche Weiber, und wir haben es dahin gebracht, daß sie sich um keinen Menschen mehr bekümmern, als um uns. Ihr könnt also wohl denken, ob es uns an Ursache und an Mitteln fehlt, vergnügter und fröhlicher als andere Leute zu sein, da wir von zwei solchen Königinnen geliebt werden; denn wenn wir gelegentlich ein tausend, oder ein paar tausend Gulden nötig haben, so brauchen wir keinen Augenblick darauf zu warten; dies nennen wir gewöhnlich unsere Streifzüge oder Kaperzüge; denn so wie die Seeräuber umherkreuzen und alles wegkapern, so machen wir's auch; doch mit dem Unterschiede, daß die Kaper nichts wiedergeben, und wir geben alles zurück, wenn wir's gebraucht haben. Seht, Doktor, nun habt Ihr alles gehört, was bei unseren Streifzügen vorgeht. Ihr begreift wohl, wieviel daran gelegen ist, daß alles geheim bleibt; darum brauche ich Euch nichts davon zu sagen, oder Euch darum zu bitten.«

Der Doktor, dessen Kunst wohl nicht weiter gehen mochte, als den Kindern den Grind zu vertreiben, glaubte den Worten des Bruno sehr, als wenn sie lauter Evangelien wären, und brannte vor Begierde, in diese Gesellschaft aufgenommen zu werden. Er gab demnach dem Bruno zur Antwort, es wäre freilich nicht zu verwundern, daß sie so fröhlich lebten; und kaum konnte er sich enthalten, ihn gleich auf der Stelle zu bitten, ihm die Aufnahme in die Gesellschaft zu verschaffen. Weil er es jedoch für nötig oder schicklich hielt, ihm erst so viele Gefälligkeiten zu erweisen, daß er mit mehr Zuversicht seine Bitte bei ihm anbringen konnte, so fing er an, seinen Umgang immer mehr und mehr zu suchen, ihn des Mittags und Abends fleißig zum Essen zu bitten und ihn mit Freundschaft zu überhäufen; kurz, er schien ohne seinen Freund Bruno gar nicht mehr leben zu können. Zur Dankbarkeit hatte ihm Bruno die Fasten in seinem Speisesaal, ein Agnus Dei auf seine Kammerthüre und über seine Hausthüre ein Uringlas gemalt, damit seine Kranken ihn desto bester zu finden wüßten. In seinem kleinen Landhause hatte er ihm auch den Krieg zwischen den Mäusen und Katzen gemalt, woran der Doktor seine herzliche Freude hatte. Bisweilen pflegte er ihm auch wohl, wenn er einmal nicht zu ihm zum Essen gekommen war, zu erzählen: »Heute bin ich in der bewußten Gesellschaft gewesen, und weil ich mich mit der Königin von Gängelland ein wenig überworfen hatte, so ließ ich mir die Cucumbra des großen Khans von der Mongeley kommen.«

»Cucumbra? was will das sagen?« fragte der Doktor.

»Ja, lieber Doktor (sprach Bruno), das glaub' ich wohl, daß Euer Hippokras und Abecenus von solchen Sachen nichts melden.«

»Hippokrates und Avicenna wollt Ihr sagen«, sprach der Doktor.

»Kann wohl sein (antwortete Bruno). Ich verstehe mich eben so wenig auf Eure Namen, als Ihr Euch auf die meinigen. Cucumbra heißt indessen in des Khans Sprache so viel, wie Kaiserin in der unsrigen. Ihr würdet sie gewiß recht schön finden, und ich versichere Euch, daß Ihr um ihretwillen Eure Heilkunde und alle Eure Latwergen und Pflaster vergessen würdet.«

Nachdem Bruno ihn durch dergleichen Reden von Zeit zu Zeit immer mehr entflammt hatte, traf es sich einmal des Abends, wie Doktor Simon glaubte, ihn durch seine gute Bewirtung genugsam gewonnen zu haben, und wie er ihm eben das Licht hielt, um an der Schlacht zwischen den Katzen und Mäusen zu malen, daß der Doktor ein Herz faßte und ihm seinen Wunsch eröffnete. »Bruno (sprach er), Gott weiß, es ist kein Mensch in der Welt, dem ich so willig alles zu Gefallen thun möchte, als Dir, und wenn Du mir nur den kleinsten Wink gäbest, daß ich für Dich bis nach Peretola laufen sollte, so glaube ich, daß ich's thun würde. Du mußt Dich also nicht wundern, wenn ich Dir als Freund mit Zuversicht eine Bitte vortrage. Du weißt wohl, daß Du mir seit kurzem viel von Euren lustigen Zusammenkünften erzählt hast, und Du hast mein Verlangen nach denselben so rege gemacht, daß ich mir nichts in der Welt so sehr wünsche, als mit von der Gesellschaft zu sein. Ich habe meine guten Ursachen dazu, wie Du selbst sehen wirst, wenn ich einmal bei Euch bin. Denn Du sollst mich einen Narren heißen, wenn ich mir nicht das hübscheste Mädchen dahin kommen lasse, das Du seit langer Zeit gesehen hast. Ich habe sie erst vor einem Jahre in Cacavincigli kennen gelernt und mich herzlich in sie verliebt, und ich bot ihr, bei Gott! zehn Bologninnen, wenn sie mir zu willen sein wollte; allein sie schlug es mir ab. Darum bitte ich Dich um alles in der Welt, sage mir, was ich thun muß, um in Eure Gesellschaft zu kommen, und gieb Dir selbst Mühe, mich aufnehmen zu lassen; Ihr sollt wahrlich einen guten treuen Mitbruder an mir finden, der Euch Ehre macht. Vor allen Dingen siehst Du wohl, daß ich ein hübscher Kerl bin, dem die Beine unter dem Leibe wie gedrechselt stehen, mit einem Gesichte wie Milch und Blut, und dabei ein solcher Doktor der Arzneiwissenschaft, wie ihr vielleicht noch keinen gesehen habt, und bin gewandt in allerlei hübschen Sachen, und weiß eine Menge lustige Lieder, wovon ich Dir gleich eins vorsingen will.«

Bruno hatte die größte Mühe von der Welt, um sich des Lachens zu enthalten; doch hielt er sich, und wie das Lied zu Ende war, fragte ihn der Doktor, wie es ihm gefiele. »Wahrlich (sprach Bruno), die Cithern müssen vor Euch zittern, so erzharmonisch klingt der hellgellende Ton Eurer Stimme.«

»Nicht wahr? (sprach der Doktor) Ich dachte wohl, daß Du es nimmermehr würdest geglaubt haben, wenn Du es selbst nicht gehört hättest.«

»Da habt Ihr wohl recht«, sprach Bruno.

»Ich weiß noch wohl bessere Lieder (versetzte der Doktor); aber genug davon für jetzt. So wie Du mich hier siehst, so war doch mein Vater ein Edelmann, obwohl er auf dem Dorfe wohnte, und auch von der mütterlichen Seite stamme ich von denen von Vallecchio! Du hast auch wohl gesehen, daß ich die besten Bücher und die besten Kleider von allen Ärzten in Florenz besitze, und wenn ich alles zusammen rechne, so schwöre ich Dir, daß ich Sachen habe, die mir in zehn Jahren bei Hellern und Pfennigen an die hundert Pfund kosten. Darum bitte ich inständig, bring' es dahin, daß ich aufgenommen werde: denn bei Gott, wenn Du es thust, so darfst Du nur krank werden, wenn Du willst und kannst, und Du sollst mir nie einen Dreier für Arztlohn bezahlen.«

Bruno, der in seinen Reden den Pinsel wieder erkannte, wofür er ihn jederzeit gehalten hatte, sagte: »Doktor, rückt ein wenig näher mit dem Lichte und geduldet Euch, bis ich diesen Mäusen die Schwänze angesetzt habe, so will ich hernach weiter antworten.«

Wie die Schwänze angesetzt waren, that Bruno, als wenn ihn die Bitte sehr in Verlegenheit setzte. »Doktor (sprach er), ich glaube wohl, daß Ihr sehr viel für mich thun würdet. Aber was Ihr da von mir verlangt (so klein es auch Eurem großen Kopfe scheinen mag), das ist für mich von äußerster Wichtigkeit; und ich wüßte keinen Menschen in der Welt, dem ich es zu Gefallen thun würde, außer Euch; teils, weil ich Euch so sehr gut bin, als man nur sein kann, teils wegen Eurer Reden, die mit so vielem Verstande gewürzt sind, daß sie wohl eine Nonne um ihren Schleier, wieviel mehr denn mich um meinen Vorsatz bringen können; denn je länger ich mit Euch umgehe, desto klüger glaube ich Euch zu finden. Und wenn mich auch sonst nichts bewegte, Euch gut zu sein, so gefällt es mir an Euch, daß Ihr in so was Hübsches verliebt seid, wie Ihr mir erzählt. Ich muß Euch aber dennoch bekennen, daß ich bei diesen Sachen nicht so viel zu sagen habe, wie Ihr wohl glaubt, und daher kann ich nicht alles für Euch thun, was nötig ist. Wenn Ihr mir aber bei Eurer großen verbrüchlichen Ehre versichern wollt, alles geheim zu halten, so will ich Euch sagen, wie Ihr es anfangen müßt; und da Ihr so schöne Bücher und Sachen besitzt, wie Ihr mir gesagt habt, so zweifle ich nicht, es wird Euch gelingen.«

»Sage nur getrost her (sprach der Doktor). Ich sehe wohl, Du kennst mich noch nicht recht, und weißt nicht, wie gut ich schweigen kann. Messer' Gasparuolo de Saliceto, wie er noch Friedensrichter in Forlimpopoli war, pflegte selten etwas vorzunehmen, ohne mich dazu rufen zu lassen, weil er an mir einen so trefflichen Geheimschreiber fand. Denke nur selbst, ob ich Dir die Wahrheit sage, da ich der erste war, dem er sagte, daß er die Bergamina heiraten würde. Was sagst Du dazu?«

»Sehr wohl (sprach Bruno); wenn Euch der getraut hat, so kann ich es auch thun. Ich will Euch also sagen, wie Ihr es anfangen müßt. Wir haben in unserer Gesellschaft immer ein Oberhaupt und zwei Räte, welche alle sechs Monate von neuem gewählt werden. Ohne Zweifel wird im künftigen Monate Buffalmacco zum Hauptmann gewählt und ich zum Rat; denn das ist schon so eingeleitet worden. Auf den Hauptmann kömmt vieles an, wenn jemand aufgenommen werden soll, und er kann vorschlagen, welchen er will. Ihr solltet Euch also, deucht mich, um die Freundschaft des Buffalmacco bewerben und ihn fleißig zu Euch einladen. Er ist so gesinnt, daß er Euch sogleich lieb gewinnen wird, wenn er Euch so verständig findet; und sobald Ihr durch Eure Einsichten und durch die hübschen Sachen, die Ihr besitzt, Euch seine Gunst nur ein wenig erworben habt, so könnt Ihr ihn ansprechen und versichert sein, daß er Euch keine abschlägige Antwort geben wird. Ich habe ihm schon etwas von Euch gesagt, und er ist Euch recht gut; wenn Ihr nun vollends thut, was ich Euch rate, so laßt mich hernach nur weiter mit ihm machen.«

»Dein Rat ist vortrefflich (sprach der Doktor). Wenn er ein Mann ist, der an vernünftigen Leuten Gefallen hat, so laß mich nur einigemal mit ihm sprechen; dann will ich schon machen, daß er mir allenthalben nachgehen soll; denn ich habe Verstand genug, um die ganze Stadt damit zu versorgen, und noch reichlich übrig zu behalten.«

Wie dies verabredet war, gab Bruno dem Buffalmacco von allem hinlängliche Winke, und dieser konnte kaum den Augenblick abwarten, dem tölpischen Doktor aufzutischen, wonach ihn so sehr verlangte. Dieser war so begierig nach den Streifzügen, daß er nicht ruhen konnte, bis er mit Buffalmacco bekannt ward, welches ihm dieser nicht schwer machte. Er fing damit an, daß er ihm und dem Bruno die herrlichsten Mittags- und Abendmahlzeiten gab, und sie spielten dabei die Rolle solcher Herren, die es ihm zu großer Gefälligkeit anrechneten, daß sie bei ihm vorlieb nahmen; ließen sich aber doch nie zu viel nötigen, sich die fetten Kapaune und den guten Wein bei ihm recht wohl schmecken zu lassen. Endlich nahm der Doktor einmal seine Gelegenheit war, dem Buffalmacco sein Anliegen vorzutragen. Dieser stellte sich sehr aufgebracht gegen Bruno, so daß er ihn mit den heftigsten Worten anfuhr. »Ich schwöre (sprach er) bei dem großen Gott von Pasignano, daß ich mich kaum enthalten kann, Dir einen solchen Streich über den Grind zu geben, daß Dir die Nase auf die Hacken fällt, Du Verräter! Denn niemand anders, als Du, kann dem Doktor diese Dinge entdeckt haben.«

Der Doktor that sein bestes, seinen Freund zu entschuldigen, indem er schwor, er hätte alles von anderen Leuten gehört, so daß endlich Buffalmacco sich durch seine weisen Reden besänftigen ließ. »Lieber Doktor (sprach er), man sieht wohl, daß Ihr in Bologna gewesen seid und daß Ihr die Verschwiegenheit mit Euch hergebracht habt. Ich kann Euch auch wohl sagen, daß Ihr das A. B. C. nicht auf einem Apfel gelernt habt (wie manche Narren wohl thun wollen), sondern auf einer Melone, weil Ihr's so lang und breit versteht; ich glaube auch ganz gewiß, Ihr seid an einem Sonntag getauft. Bruno sagt mir zwar, Ihr hättet bloß die Arzneikunst gelernt, allein es scheint mir, daß Ihr Euch noch besser auf die Kunst versteht, Menschen zu fangen; denn dazu seid Ihr mit Eurem Witz und mit Euren Reden besser im Stande, als irgend ein anderer Mensch, den ich kenne.«

»Siehst Du (sprach der Doktor zu Bruno), wieviel darauf ankömmt, daß man mit gescheiten Leuten zu thun hat? Wer wohl würde in der Geschwindigkeit alle Eigenschaften meines Verstandes aufgefaßt haben, wie dieser einsichtsvolle Mann? Du hast nicht halb so geschwind wie er bemerkt, was an mir ist. Aber sage ihm doch auch, was ich Dich merken ließ, wie Du mir erzähltest, daß Buffalmacco Gefallen an verständigen Leuten fände. Meinst Du nicht, daß ich meine Worte gut gemacht habe?«

»Vortrefflich!« sprach Bruno.

»Ihr würdet noch ganz anders sprechen (sagte der Doktor zu Buffalmacco), wenn Ihr mich in Bologna gesehen hättet. Da war weder groß noch klein, weder Lehrer noch Schüler, die mich nicht außerordentlich liebten und an meinen Reden und meinem Verstande ihre große Freude hatten. Was meint Ihr noch mehr? Ich konnte nie ein Wort sagen, daß nicht jedermann vor Wunder und Vergnügen über mich lachte, und wie ich wegzog, waren sie alle traurig und hätten mich gern dort behalten; sie baten mich auch so inständig, dort zu bleiben, daß sie mir antrugen, ganz allein vor allen Studenten über die Medizin zu lesen; aber ich wollte nicht, denn ich war fest entschlossen, hierher zu kommen und das große Erbgut in Besitz zu nehmen, das meine Vorfahren mir hinterlassen haben; und das that ich auch.«

»Was sagst Du dazu? (sprach Bruno zu Buffalmacco) Du hast niemals glauben wollen, was ich Dir sagte. Aber wahrlich, es ist kein Arzt in unserer Stadt, der sich so gut auf Eselsharn versteht, wie dieser, und Du würdest schwerlich seinesgleichen zwischen hier und Paris finden. Laßt sehen, ob Du ihm noch etwas abschlagen kannst.«

»Bruno hat recht (sprach der Doktor), aber man verkennt mich hier. Ihr seid nur schlichte, einfältige Leute; aber seht mich erst einmal unter Gelehrten, mit denen ich gewohnt bin umzugehen.«

»Wahrlich, Doktor (sprach Buffalmacco), Ihr versteht weit mehr, als ich mir jemals eingebildet hätte. Darum erkläre ich Euch frei heraus, so wie man mit einem gelehrten Manne, wie Ihr seid, reden muß, daß ich es gewiß dahin bringen will, daß Ihr in unsere Gesellschaft aufgenommen werdet.«

Nach dieser Zusage verdoppelte der Doktor seine Aufmerksamkeit für seine beiden Freunde, und sie belustigten sich damit, ihm die albernsten Dinge von der Welt weis zu machen. Sie versprachen ihm, daß er zu seiner Dame die Gräfin Cloacina haben sollte, welche das größte Muster der Schönheit unter der Cülotterie des ganzen Menschengeschlechts wäre.

»Wer ist denn diese Gräfin?« fragte der Doktor.

»Potz Kitzel (sprach Buffalmacco), das ist Euch eine recht vornehme Dame. Es ist kein Haus in der Welt, wo sie nicht ihre Rechte und Gefälle hat, und selbst die Brüder Minoriten zahlen ihr beim Paukenschall ihren Tribut. Sie hält sich zwar gemeiniglich sehr eingezogen; aber wenn sie ausgeht, so kann ich Euch versichern, daß sie sich weidlich spüren läßt, und sie kam neulich vor Eurem Hause vorbei, wie sie nach dem Arno ging, um sich die Füße zu waschen; sonst pflegt sie sich meistens in Latrina aufzuhalten. Ihre Diener gehen aber fleißig umher und tragen Stangen und Eimer, als Zeichen ihrer Herrschaft. Ihre Barone lassen sich allenthalben sehen, zum Beispiel Baron Birkbesen, Knäs Perdunin, Lord Sewer, Don Pedo, Signor Squacchera und andere, die Ihr alle gewiß wohl gekannt, aber jetzt nur wieder vergessen habt. Dieser großen Dame wollen wir Euch in die reizenden Arme werfen.«

Der Doktor, der in Bologna geboren und erzogen war, verstand zwar alle ausländischen Titel nicht, ließ sich aber die Dame auf ihr Wort gefallen. Nicht lange nach dieser Unterredung kamen die beiden Maler zu ihm und zeigten ihm an, daß der Tag seiner Aufnahme festgesetzt wäre. An dem Tage, an welchem angeblich die Versammlung des Abends gehalten werden sollte, lud der Doktor sie beide zum Mittagessen ein und fragte sie nach der Mahlzeit, was er bei der Aufnahme in die Gesellschaft beobachten müßte.

»Hört, Doktor (sprach Buffelmacco), Ihr müßt dabei sehr beherzt sein; denn wenn Ihr Euch fürchten wolltet, so könnte es für Euch schädlich und für uns sehr gefährlich ausfallen. Ich will Euch auch den Anlaß erklären, bei welchem Ihr Eure Herzhaftigkeit zeigen müßt. Heute, gleich nach Mitternacht müßt Ihr Euch auf einem von den Grabhügeln einfinden, die kürzlich auf dem Kirchhofe zu Santa Maria Novella sind aufgeworfen worden, gekleidet in eines von Euren besten Gewändern, weil Ihr nicht nur das erste Mal recht anständig vor der Versammlung erscheinen müßt, sondern auch, weil die Gräfin (wie wir gehört haben, denn selbst sind wir nicht dabei gewesen) Euch als einen Edelmann auf ihre eigenen Kosten zum Ritter vom Bade machen will. Dort müßt Ihr denjenigen erwarten, den wir Euch schicken werden. Damit Ihr nun von allem vorher unterrichtet seid, so wisset: es wird ein schwarzes, gehörntes, nicht sehr großes Tier erscheinen, und wird vor Euch auf dem Kirchhofe herumtoben und springen, um Euch zu erschrecken. Wenn es aber sieht, daß Ihr nicht furchtsam seid, so wird es sich Euch sachte nähern. Sobald es zu Euch kommt, so steigt Ihr von Eurem Grabhügel herab und setzt Euch auf das Tier, ohne Euch weder Gott, noch seinen Heiligen zu empfehlen, sondern wenn Ihr Euch zurecht gesetzt habt, so legt die Hände auf die Brust, als wenn Ihr eine türkische Verbeugung machen wolltet, und rühret das Tier nicht weiter an, so wird es Euch ganz sanft zu uns hintragen. Nehmt Euch aber ja in acht, daß Ihr unterwegs weder Gott, noch seine Heiligen anruft, sonst warne ich Euch vorher, daß Euch das Tier leicht an einem stinkenden Ort abwerfen oder abschütteln könnte. Wenn Ihr also Euch nicht recht herzhaft fühlet, so bleibt lieber davon, damit Ihr Euch nicht Schaden zuzieht, und uns damit ebenfalls keinen Vorteil zuwege bringt.«

»Ihr kennt mich noch nicht (sprach der Doktor). Vielleicht stoßt Ihr Euch daran, daß ich immer in Handschuhen und in langen Kleidern gehe; wenn Ihr aber wüßtet, was ich manche Nacht in Bologna gethan habe, wenn ich mit meines Gleichen zu den Mädchen ging, so würdet Ihr Euch wundern. Einmal wahrhaftig, war eine von ihnen so eigensinnig, daß sie nicht mit uns geben wollte, und es war doch nur ein kleines krüpplichtes Ding, kaum ein paar Spannen lang, allein ich gab ihr erst ein paar Rippenstöße und nahm sie dann mit Gewalt auf den Rücken, und schleppte sie wohl einen Bogenschuß fort, so daß sie doch mit uns mußte. Ein andermal hatte ich nur meinen Diener bei mir, wie ich kurz nach dem Avemaria neben dem Minoritenkirchhofe vorbei ging, wo man denselben Tag erst ein Frauenzimmer begraben hatte, und doch ward mir gar nicht bange. Habt also deswegen keine Sorge; denn ich bin mehr als kühn und beherzt. Und damit ich recht anständig erscheine, so will ich mein scharlachenes Kleid anziehen, worin man mich zum Doktor gemacht hat. Ihr sollt sehen, wie man sich freuen wird, wenn ich komme, und ehe Ihr's Euch verseht, wird man mich zum Hauptmann machen. Gebt nur acht, wie es gehen wird, wenn ich erst dagewesen bin, da die Gräfin, ohne mich gesehen zu haben, so verliebt in mich geworden ist, daß sie mich zum Ritter vom Bade machen will; und wenn Ihr etwa meint, daß mir die Ritterschaft nicht anstehen wird, oder daß ich mich nicht werde darin zu schicken wissen, so seht nur erst zu und laßt mich machen.«

»Du sprichst ganz vortrefflich (sprach Buffalmacco), aber habe uns nur nicht hernach zum besten, daß Du ausbliebest oder nicht zu finden wärest, wenn wir nach Dir schicken: denn es ist jetzt kalt und Ihr Herren Ärzte pflegt die Kälte sehr zu scheuen.«

»Bewahre der Himmel (sprach Doktor Simon). Ich bin keiner von den frostigen Leuten und kehre mich an keine Kälte. Wenn ich des nachts wegen irgend einer Leibesnotdurft aufstehen muß (wie man wohl pflegt), so ist es ein seltener Fall, daß ich über meinen Wams etwas mehr als einen Pelzrock umnehme. Ausbleiben werd' ich gewiß nicht.«

Sie gingen darauf auseinander. Wie es Nacht ward, gab der Doktor bei seiner Frau eine Ursache vor, warum er ausgehen müßte; er nahm heimlich sein bestes Kleid und schlich sich damit zur gehörigen Zeit nach dem Kirchhofe, wo er auf einem von den Grabsteinen bei einer ziemlich empfindlichen Kälte das Tier erwartete.

Buffalmacco, der ein großer, rüstiger und flinker Bursche war, hatte sich in einen schwarzen Pelz gehüllt, worin er einem Bären sehr ähnlich war, und trug dabei eine fürchterliche Teufelslarve mit Hörnern; Bruno folgte ihm von weitem, um zu sehen, wie der Spaß ablaufen würde. Wie Buffalmacco in seiner Verkleidung nach dem Kirchhofe kam, fing er an, seltsame Sprünge und Kapriolen zu machen, und mit Heulen und Pfeifen auf dem Kirchhofe herum zu toben, als wenn er rasend wäre. Dem Doktor standen dabei alle Haare zu Berge, er zitterte wie ein Espenlaub, und da er furchtsamer war als ein Hase, so wäre er in diesem Augenblicke lieber zu Hause als dort gewesen. Da er nun einmal gekommen war, so gab er sich Mühe, seine Angst zu überwinden, weil ihn gar zu sehr verlangte, die Wunderdinge zu sehen, wovon man ihm erzählt hatte. Nachdem Buffalmacco eine Zeit lang wie toll herumgesprungen war, schien er sich allmählich zu besänftigen und stand endlich neben dem Grabsteine, auf welchem sich der Doktor befand, stille. Zitternd vor Furcht stand auch der Doktor und wußte nicht, ob er bleiben oder aufsteigen sollte. Endlich aber ward ihm bange, daß das Thier ihm schaden möchte, wenn er sich nicht aufsetzte. Diese zweite Furcht siegte bei ihm über die erste; er kam von seinem Grabhügel herunter, sprach leise: »Gott sei bei mir!« stieg auf und legte bebend die Hände auf die Brust, wie ihm befohlen war. Buffalmacco ging hierauf langsam auf allen Vieren mit ihm davon und zur Stadt hinaus, bis er an einen gewissen Ort kam, wo die Landleute die Leibrenten der Gräfin Cloacina in Gruben gesammelt hatten, um den Acker damit zu düngen. Diesen näherte sich Buffalmacco, packte den Doktor plötzlich mit der Hand bei einem Bein, stürzte ihn häuptlings in eine von den Gruben und lief dann mit Toben und Springen davon, um seinen Freund Bruno aufzusuchen, der schon vor Lachen davon gegangen war, und sie beobachteten beide von ferne, was der besalbte Doktor anfangen würde.

Der arme Schelm hatte Mühe, sich aus dem garstigen Schlamme wieder hervor zu arbeiten, und er mußte seine Doktorkappe dabei im Stiche lassen. Nachdem er sich mit den Händen ein wenig gesäubert hatte, wußte er keinen anderen Rat, als wieder nach seinem Hause zu gehen, wo er so lange klopfte, bis man ihm die Thür öffnete. Kaum war er hineingegangen und die Hausthüre war hinter ihm zugemacht, so folgten ihm auch Bruno und Buffalmacco, um zu horchen, wie ihn seine Frau empfangen würde. Sie hörten, daß sie ihn wie den liederlichsten Menschen von der Welt heruntermachte. »Sieh, wie Du aussiehst (sprach sie). Da bist Du zu anderen Weibern hingelaufen und hast Dich in Deinen scharlachenen Kleidern recht schmuck zeigen wollen. Hast Du nicht genug an mir, Freund? Ich bin wohl Weibs genug für eine ganze Gemeinde, geschweige denn für Dich. Hätten sie Dich nur gar ersäuft, anstatt Dich dahin zu werfen, wo Du verdientest zu liegen! Da seht mir einmal den ehrbaren Arzt, der sein eigenes Weib hat und geht zur Nachtzeit den Weibern anderer Leute nach.« Mit solchen und anderen Worten quälte sie ihn die halbe Nacht hindurch, indes er sich von oben bis unten abwaschen ließ.

Des anderen Morgens gingen Bruno und Buffalmacco, die sich indessen auf dem Leibe ganz braun und blau bemalt hatten, zu ihm, wie er eben aufgestanden war, und fanden das Haus voll Gestank. Wie der Doktor hörte, daß sie kamen, ging er ihnen entgegen und sagte: »Gott geb' Euch einen guten Tag.«

»Den wünschen wir Dir nicht wieder (antworteten ihm Bruno und Buffalmacco mit finsteren Gesichtern); sondern wir wünschen Dir vielmehr so viel Unglück, daß Du wie der ärgste und treuloseste Schelm vor Kummer und Verdruß umkommen müssest. Denn indem wir uns Mühe gaben, Dir Ehre und Vergnügen zu verschaffen, hat es nicht an Dir gelegen, daß wir nicht umgekommen sind, wie die Hunde. Man hat uns um Deiner Treulosigkeit willen so viele Prügel gegeben, daß man einen Esel damit nach Rom treiben könnte, und wir sind noch überdies in Gefahr gewesen, aus der Gesellschaft gestoßen zu werden, in welche wir Dich wollten aufnehmen lassen. Wenn Du es nicht glaubst, so sieh nur her, wie man uns zugerichtet hat.« Damit schlugen sie ihre Kleider auseinander und zeigten ihm die gewaltigen Brauschen; sie bedeckten sich aber den Augenblick wieder. Der Doktor wollte sich zwar entschuldigen und ihnen seine Unfälle erzählen, und wie und wohin man ihn abgeworfen hätte: allein Bruno antwortete: »Ich wollte, man hätte Dich von der Brücke hinab in den Arno geworfen. Warum riefst Du Gott und die Heiligen an? Hatte man Dich nicht genug vorher gewarnt?«

»Beim Himmel! ich habe sie nicht angerufen,« beteuerte der Doktor.

»Wie nicht angerufen? (rief Bruno) Unser Abgesandter hat uns gesagt, daß Du nichts gethan hast, als beten und zittern wie ein Schilfrohr und hast vor Angst nicht gewußt, wo Du wärest. Genug, Du hast uns tüchtig angeführt; aber das soll uns keiner wieder thun, und Du sollst uns auch noch dafür nach Gebühr bezahlen.«

Der Doktor bat sie um Gotteswillen, ihm zu verzeihen und ihn nicht schamrot zu machen; kurz, wenn er jemals vorher gütlich gethan hatte, so sparte er nunmehr vollends nichts, um sie durch Gastereien und andere Gefälligkeiten wieder zu gewinnen; und so habt Ihr nun gehört, wie man die Leute Klugheit lehrt, wenn sie sie in Bologna noch nicht gelernt haben.

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