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Emilia. Ihr ungeduldig wilden Rachetriebe,
Die meines Vaters Tod heraufbeschwört,
Ihr ungestümen Kinder meines Hasses,
Die schmerzbewegt in Blindheit ich umarme,
Ihr überwältigt allzusehr mein Herz,
Gönnt Ruhe mir für einen Augenblick,
Damit ich meine Lage überdenke
Und die Gefahren meines kühnen Plans.
Seh' ich Augustus auf des Ruhmes Gipfel,
Dann mahnet ihr mein trauernd Herz daran,
Daß er durch die Ermordung meines Vaters
Den Weg zum Thron, den er bestieg, sich bahnte.
Stellt ihr dies blut'ge Bild mir vor die Seele,
Das meines tiefsten Hasses Glut entfacht,
Dann folg' ich eurem Drängen, fühlend, daß
Für einen Tod ich tausend Tod' ihm schulde.
Doch wie gerecht mein Zorn auch sei, ich liebe
Cinna noch mehr als ich Augustus hasse;
Und bald entweicht mein Haß, wenn in Gefahr
Ich dafür des Geliebten Leben bringe.
Ja, Cinna, denk' ich der Gefahren, die ich
Für dich heraufbeschwor, dann zürn' ich mir.
Du kennst, gilt's mir zu dienen, keine Furcht,
Ich aber, wenn ich fremdes Blut von dir
Verlange, gebe ja dein eignes preis,
Denn ohne tausend Stürme zu erwecken,
Wird nimmer ein erhabnes Haupt gefällt.
Das End' ist ungewiß, nicht die Gefahr,
Ein Freund kann treulos deinen Plan verrathen,
Die That, zur Unzeit mangelhaft vollführt,
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Fällt meistens auf den Thäter selbst zurück.
Dich selber trifft der Streich, den du vollführst,
Es reißt sein Untergang dich mit sich fort;
Was immer auch die Liebe für mich thut,
Stürzt er, wird dich sein Sturz mit ihm zerschmettern.
O meide diese tödtliche Gefahr,
Du rächst mich nicht, verlier' ich dich dabei.
Zu grausam ist ein Herz, das sich erlabt
An Freuden, welche Thränen nach sich ziehn,
Und wol darf für ein schlimmer Unglück gelten
Des Feindes Tod, der solche Thränen kostet.
Darf aber weinen, wer den Vater rächt?
Ist leicht nicht jeglicher Verlust dagegen?
Und wenn, Dank meinem Mühn! sein Mörder fällt,
Darf ich des Preises denken, den es kostet?
Fort feige Furcht, fort feige Zärtlichkeit,
Unwürd'ge Schwäche, laß mich frei, und du,
O Liebe, die du sie erweckst, bekämpfe
Nicht meine Pflicht, nein, lehr' mich sie erfüllen,
Ihr folgen ist dein Ruhm, nicht sie besiegen.
Sei edel, laß die Pflicht dich überreden,
Je mehr du gibst, je mehr wird sie dir geben
Und triumphiren nur, um dich zu krönen.
Emilia. Fulvia.
Emilia. Ich hab's geschworen, Fulvia, und schwör's;
Wie glühend auch mein Herz für Cinna schlägt;
Soll sein ich werden, muß Augustus fallen,
Um diesen Preis nur kann er mich gewinnen,
Ich schreib' ihm vor, was mir die Pflicht gebeut.
Fulvia. Nur zu viel Grund hast du zu Zorn und Haß,
Und zeigst durch deinen großen Plan dich würdig
Des Mannes, dem du deine Rache weihst.
Jedoch ermahnen muß ich dich aufs Neue:
Beschwicht'ge, wie gerecht er sei, den Zorn.
Was er an dir gefrevelt, sucht Augustus
Durch Wohlthat, die sich stets erneut, zu sühnen,
Wie günstig er dir ist, zeigt sich so klar,
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Daß Niemand dir an Ansehn bei ihm gleicht,
Und selbst die Ersten in der Höflingsschaar
Flehn dich schon an für sie dich zu verwenden.
Emilia. Die Gunst bringt mir den Vater nicht zurück
Und wie ich Allen auch erscheinen mag,
An Gütern reich und groß an Macht und Ansehn,
Bleib' ich doch stets die Tochter des Verbannten.
Wohlthat gewinnt nicht immerdar das Herz,
Beleid'gung ist sie aus verhaßter Hand;
Sie dem erweisen, welcher hassen kann,
Heißt zum Verrathen ihm die Waffen leihn.
Mein Herz gewinnt er nicht durch seine Güte,
Ich bin noch was ich war, doch ich vermag
Jetzt noch viel mehr; mit dem, was er mir schenkt,
Kauf' ich mir gegen ihn das Herz der Römer.
Räumt er den Platz mir Livias ein, mir wird's
Ein sichres Mittel sein, ihn zu verderben.
Verbrechen gibt es nicht für den, der Rache
Dem Vater weiht, und wer durch Wohlthat sich
Bestechen läßt, verräth sein eignes Blut.
Fulvia. Warum dich so mit deinem Undank brüsten,
Kannst du nicht hassen ohne Haß zu zeigen?
Auch ohne dich vergißt man nicht die Greul,
Durch die er sich den Thron erworben hat.
Manch tapfrer Römer, manch erlauchtes Opfer,
Das frevelnd seinem Ehrgeiz er geschlachtet,
Ließ in der Kinder Herzen Haß genug
Zurück, um deines Vaters Tod zugleich
Mit ihrem eignen Mißgeschick zu rächen,
Man hat's versucht und wird's aufs Neu' versuchen,
Der lebt nicht lange, den ein Jeder haßt.
Stell' Allen das gemeine Wohl anheim
Und mit geheimem Wunsch folg' ihren Plänen.
Emilia. Ihn hassen soll ich und soll ihm nicht schaden,
Vom Zufall seinen Untergang erwarten,
Mit eitlem Haß, mit wirkungslosem Wunsch
Soll ich dem Drange meiner Pflicht genügen?
Sein Tod, wie sehr erwünscht, wär' mir nur schmerzlich,
Rächt er die Anderen, den Vater nicht
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Und meine Thränen sähst du fließen, brächte
Sein Tod nicht Rache mir für meinen Vater.
Wo das gemeine Wohl uns selbst berührt,
Ist's Feigheit Andern es zu überlassen;
Dem Ruhm, die Tyrannei zu strafen, soll
Der eignen Rache Süßigkeit sich einen.
Durch ganz Italien soll verkündet werden:
»Roms Freiheit ist Emiliens Werk; ihr Herz
Ward von der Liebe Macht berührt, doch hat
Sie nur um diesen Preis es hingegeben.«
Fulvia. Ein unheilvoll Geschenk ist deine Liebe,
Die den Geliebten dem Verderben weiht.
Bedenke die Gefahren, die ihm drohn,
Wie Mancher scheiterte an diesen Klippen,
Du schickst ihn in den offenbaren Tod.
Emilia. Du weißt des Herzens schwächsten Punkt zu treffen.
Bedenk' ich, was ich ihm heraufbeschwöre,
Bringt mir die Todesangst um ihn den Tod.
Zwiespältig liegt mein Sinn mit sich im Streit,
Ich will und will dann wieder nicht. Ich raffe
Mich kühn zum Handeln auf, ich zaudre dann
Und wage nicht; ja das Gefühl der Pflicht
Wird schwach und weicht dem Aufruhr meiner Seele.
Beruh'ge dich, mein stürmisches Gemüth,
Wie groß das Wagniß sei, weil er's besteht,
Cinna ist doch deshalb noch nicht verloren,
Ob viel Legionen den August bewachen,
Wie sorgsam er sein Leben auch beschütze,
Anheim fällt's dem, der's eigene mißachtet.
Je größer die Gefahr, je größrer Lohn!
Voran geht kühner Muth, es folgt der Ruhm.
Es mög' August, es möge Cinna fallen,
Ich schuld' ein Opfer meines Vaters Manen!
Cinna versprach's, als er mein Wort erhielt,
Die That allein nur macht ihn meiner würdig.
Auch wär's zu spät dem Plane zu entsagen,
Schon heut versammeln die Verschwornen sich,
Ort, Zeit, die Hand zur That wird heut' bestimmt,
Dann gilt's nach ihm dem Tode sich zu weihn.
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Cinna. Emilia. Fulvia.
Emilia. Jedoch er kommt. Sind, Cinna, die Verschwornen
Aus Furcht vor der Gefahr nicht irr geworden?
Hast du auf deiner Freunde Stirn gelesen,
Daß sie entschlossen sind ihr Wort zu halten?
Cinna. Niemals ist gegen Tyrannei ein Plan,
Der Bessers hoffen ließ, geschmiedet worden.
So eifrig wurde nie ein Mord beschlossen;
Es schien, so großen Eifer zeigten sie,
Als triebe sie, wie mich, dazu die Liebe.
Der Ingrimm, den sie zeigen, ist so groß,
Als wollten sie wie du den Vater rächen.
Emilia. Wohl wußt' ich, daß zu solchem Unternehmen
Cinna die Tapfersten der Männer wählen
Und nicht in schlechte Hand Emiliens Sache,
Die aller Römer Sache, legen würde.
Cinna. O hättest du gesehn, wie thatendurstig
Die Schaar dem großen Werk entgegeneilt;
Beim bloßen Wort: Augustus, Cäsar, Kaiser,
Wie flammten ihre Augen schon vor Wuth!
Bei wechselnder Empfindung ward die Stirn
Bald roth vor Zorn und bald vor Schrecken bleich.
»Heut', Freunde, sprach ich, ist der große Tag,
Wo unser edler Plan That werden soll.
Roms Schicksal ward in unsre Hand gelegt,
Roms Heil hängt ab von eines Menschen Fall,
Wenn, wer nicht Mensch, den Namen Mensch verdient.
Der Tiger, der nach Blut der Römer lechzt,
Wie mancherlei hat er drum angezettelt,
Wie häufig Bündniß und Partei gewechselt,
Bald des Antonius Freund und bald sein Feind,
War niemals halb er grausam oder frech.
Dann sprach ich von der Schmach, die unsre Väter,
Als wir noch Kinder, zu erdulden hatten,
Ich rief den Haß mit der Erinnrung wach,
Entflammend ihres Herzens Rachbegier.
Ich zeichnete ein Bild der blut'gen Schlachten,
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Wo Rom mit eigner Hand sich selbst zerfleischte,
Der Adler mit dem Adler kämpfte, wo
Die Freiheit vor den Legionen wich;
Wo unsre besten Führer und Soldaten
Im Bann der Knechtschaft ihre Ehre suchten,
Wo sie, um fester noch der Ketten Last
Zu schmieden, nach des Weltalls Unterjochung
Ihr Streben richteten und für den Ruhm,
Ihm einen Herrn zu geben, sich den Namen
Verräther selbst gefallen ließen, wo
Um des Tyrannen Wahl mit Römern Römer,
Verwandte mit Verwandten Kriege führten.
Zu dieses Bildes Greul fügt' ich das Bild
Der rohen, wilden Zwietracht noch hinzu,
Die allen Reichen, Edlen, dem Senat
So unheilvoll geworden, kurz, ich führte das
Triumvirat vor ihren Geist, doch war
Mir keine Farbe schwarz genug, um ihnen
Die tragischen Geschichten vorzuführen:
Wie man wetteifernd sich gefällt im Morde,
Wie man auf offnem Platz den Einen tödtet,
Den Andern an des Hausgotts heil'gem Herd;
Wie zum Verbrechen sie der Lohn verlockt,
Im Bett der Mann vom Weib erdrosselt wird,
Des Sohnes Hand vom Blut des Vaters träuft
Und er für den Erschlagnen Lohn verlangt.
Und doch war's nur ein schwaches Bild des Friedens,
Deß sie sich nach so blut'gem Kampf erfreuten.
Soll ich die Großen nennen, deren Tod
Mir dazu diente ihren Muth zu stacheln?
Die Edlen alle, die Verbannten, die
Man am Altare selbst geschlachtet hat?
Ich kann die Ungeduld, die Wuth nicht malen,
Die meine schwache Schildrung solcher Greul
Hervorrief in der Seele der Verschwornen.
Da, als ich sah wie sie vor Zorn erbebten
Und wie zu jedem Thun bereit sie waren,
Nahm ich des Augenblickes wahr und sprach:
Die Scheußlichkeiten alle, der Verlust
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Der Freiheit und der Güter, die Verheerung
Der Städte und der Dörfer, Plünderung,
Verbannung, Acht und Bürgerkriege waren
Für ihn die blut'gen Stufen nur zum Thron,
Den er bestieg, um uns zu unterwerfen.
Die Zeit ist da, des Schicksals Lauf zu wenden,
Von drei Tyrannen blieb nur er zurück,
Beseitigt hat er jene beiden andern,
Die ihm an Bosheit ebenbürtig waren,
Und selber so der Stützen sich beraubt.
Kein Rächer wird sich finden, wenn er todt,
Und Rom wird durch die Freiheit neu geboren,
Den Namen Römer werden wir verdienen,
Wenn unsre Hand der Knechtschaft Joch zerbrach. –
Ergreift die günstige Gelegenheit,
Er opfert morgen auf dem Capitol.
Das Opfer soll er selber sein und dort
An ihm der Welt Gerechtigkeit geschehn
Im Angesicht der Götter. Unsre Schaar
Ist's, die sein einziges Gefolge bildet.
Aus meiner Hand nimmt Weihrauch er und Schale,
Dieselbe Hand soll zum Signal, statt Weihrauch
Zu reichen, des Tyrannen Herz durchbohren.
Bekunden soll sein Opfertod, daß ich
Entsproß dem edlen Blute des Pompejus.
Beweiset denn auch ihr, daß ihr euch noch
Erinnert euerer erlauchten Ahnen.
Geendet hab' ich kaum, als Jeder mir
Hochherz'gen Sinnes seine Treue schwört.
Zwar wünscht ein Jeder an so günst'gem Tage
Den Ruhm des ersten Streichs, den ich für mich
Erkor, doch die Vernunft bezähmt den Eifer.
Ein Trupp, von Maximus geführt, besetzt
Das Thor, ein andrer, der mir folgt, soll ihn
Umzingelnd, meines Winks gewärtig sein.
So, theuere Emilia, steht es jetzt,
Mein harret morgen Liebe oder Haß,
Mich nennt man dann Befreier oder Mörder,
Den Cäsar Kronenräuber oder Fürst,
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Und Ruhm bringt oder Schmach uns der Erfolg
Deß, was wir gegen den Tyrannen wagen.
Das Volk, deß Sinn so leicht sich ändert, haßt
Den Todten und verehrt den Lebenden.
Ob feind, ob günstig mir die Götter sind,
Ob sie dem Ruhm mich, ob dem Tode weihn,
Ob Rom sich für, ob gegen uns erklärt,
Genehm ist mir's, wenn ich für dich nur sterbe.
Emilia. O fürchte nicht Befleckung deines Ruhms,
Ob es gelingt, ob nicht, er bleibt dir stets.
Bei solchem Plan gefährdet Mißerfolg
Dein Leben wol, doch nimmer deine Ehre.
Denk' an des Brutus und des Cassius Unglück!
Ward ihres Namens Glanz dadurch getrübt?
Ward ihr erhabner Plan dadurch vereitelt,
Und nennt man sie die letzten Römer nicht?
Man schätzt in Rom ihr Angedenken hoch,
So hoch, wie man des Cäsar Leben haßt.
Er herrscht als Sieger dort, doch sie beweint man;
Voll Sehnsucht rufen Alle sie zurück.
Auf ihrer Spur verfolg' der Ehre Bahn,
Doch sei besorgt, dein Leben zu erhalten.
Gedenke stets an unsrer Liebe Glut,
Daß dir Emilia und der Ruhm zu Theil wird,
Daß du dein Herz mir schuldest, meine Gunst
Dir winkt und dir mein Leben theuer ist
Und wie das meine abhängt von dem deinen.
Doch was führt den Evander her zu uns?
Cinna. Emilia. Evander. Fulvia.
Evander. Cäsar verlangt nach dir und Maximus.
Cinna. Nach mir und ihm? hast du auch recht gehört?
Evander. In deinem Haus harrt Polyklet auf dich,
Er wäre selbst gekommen dich zu holen,
Wenn's meine Klugheit nicht verhindert hätte,
Ich kam um dich zu warnen, Cäsar drängt.
Emilia. Der Unternehmung Häupter ruft er zu sich,
Zur selben Zeit euch Beid'! Ihr seid entdeckt!
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Cinna. So Schlimmes fürchte nicht.
Emilia. Ach Cinna, ich
Verliere dich. Der Götter Eigensinn
Erkor uns den Tyrannen. Zweifle nicht,
Verrath schlich unter deine Freunde sich.
Schon Alles weiß August, er ruft euch Beide
Zu sich und sein Entschluß ist rasch gefaßt.
Cinna. Nicht läugn' ich, der Befehl setzt mich in Staunen,
Doch oft schon ließ mich Cäsar zu sich rufen,
Und Maximus ist gleichfalls sein Vertrauter.
Vielleicht mit Unrecht quält uns der Verdacht.
Emilia. O Cinna, suche nicht dich selbst zu täuschen,
Und meinen Schmerz treib' nicht aufs Aeußerste.
Wenn du hinfüro mich nicht rächen kannst,
Entziehe dich der tödtlichen Gefahr,
Und meide Cäsars Groll, den nichts versöhnt.
Wie manche Thräne weint' ich meinem Vater,
Vermehr' nicht meinen Schmerz durch neuen Schmerz,
Laß den Geliebten mich nicht auch beweinen!
Cinna. Wie, soll ein bloßes Schreckbild mich bewegen,
Das Wohl des Staats und deines zu verrathen,
Soll ich durch Feigheit den Verdacht erregen,
Aufgeben Alles, wo's zu wagen gilt?
Wenn du es thust, was wird aus unsern Freunden?
Emilia. Und was aus dir, erfährt man die Verschwörung?
Cinna. Wenn's niedre Seelen gibt mich zu verrathen,
Bleibt meine Tugend doch sich selber treu.
Du wirst sie strahlen sehn am Rand des Abgrunds,
Dem Tode trotzend sich mit Ruhm bedecken,
August wird das vergoßne Blut beklagen
Und zittern, wenn mich seine Hand vernichtet.
Verdacht erweck' ich, wenn ich länger zögre.
Leb wohl, befest'ge dich in edlem Muth.
Muß ich so bitterm Loos mich unterwerfen,
Sterb' ich zugleich unglücklich und beglückt,
Beglückt, für dich das Leben hinzugeben,
Unglücklich, wenn mein Tod zu nichts dir dient.
Emilia. Geh' nur, laß dich durch mich nicht länger halten,
Ich war bestürzt, doch klarer seh' ich jetzt,
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Verzeihe meiner Liebe diese Schwäche.
Vergeblich wär' es, suchtest du zu fliehn,
Wär' Alles schon entdeckt, dann hätt' August
Dafür gesorgt, daß es dir nicht gelänge.
So geh' und zeig' ihm deinen Mannestrotz,
Der unsrer Lieb' und deines Ursprungs würdig,
Und mußt du sterben, stirb als Roma's Bürger,
Es krön' ein schöner Tod den schönen Plan!
Bist du dahin, hält mich hier nichts zurück,
Dein Tod führt meine Seele hin zur deinen
Mein Herz, getroffen von demselben Streich –
Cinna. O, laß, ob todt, in dir mich weiter leben
Und noch im Sterben hoffen, daß zugleich
Du mit dem Vater den Geliebten rächst.
Zu fürchten hast du nichts, der Freunde keiner
Erräth, was du ersannst und mir versprachst.
Als ich von Roma's Unglück sprach, da schwieg ich
Von jenem Mord, der unsern Haß erweckte,
Damit mein eifriges Bemühn für dich
Das Bündniß unsrer Liebe nicht verriethe;
Evander weiß und Fulvia nur darum.
Emilia. Zu Livien geh' ich jetzt mit wen'ger Sorge.
Bei dem, was dich bedroht, kann ich ihr Ansehn
Wie auch das meinige zur Geltung bringen,
Vermag ich aber nicht dich zu befrein,
Dann hoffe nicht, daß ich dich überlebe.
Dein Loos soll meines Schicksals Lenker sein.
Rett' ich dich nicht, folg' ich dir in den Tod.
Cinna. O schone dich um unsrer Liebe willen.
Emilia. So geh', sei eingedenk, daß ich dich liebe!