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Augustus. Euphorbes. Polyklet. Wache.
Augustus. Unglaublich ist, was du mir sagst, Euphorbes.
Euphorbes. Herr, was ich dir verkünd', ist voll von Greul
Und kaum vermag man solche Wuth zu fassen,
Schon der Gedanke dran macht mich erbeben.
Augustus. Wie, Cinna, Maximus, die liebsten Freunde,
Die ich so hoch durch mein Vertrauen ehrte?
Sie, denen ich mein Herz erschloß, die ich
Zu hohen, wicht'gen Aemtern ausersah!
In ihre Hand hatt' ich mein Reich gelegt
Und sie verschwören sich mich zu ermorden.
Zwar Maximus sah sein Verbrechen ein
Und reuevoll hat er mir's eingestanden.
Cinna jedoch!
Euphorbes. Beharrt in seiner Wuth
Und lehnt sich gegen deine Güte auf,
Allein bekämpft er noch die Reue, die
Im Herzen der Verschworenen erwacht,
Und wenn geheimes Bangen sie beschleicht,
Sucht er ihr wankend Herz auf's Neu' zu stärken.
Augustus. Er ist's, der sie ermuthigt und verführt!
So treulos, wie die Erde keinen sah!
Verrath, der einer Furie Schooß entsproß,
O Streich, so schmerzlich aus geliebter Hand!
O Cinna, du verräthst mich! . . . Polyklet!
(Spricht leise mit ihm.)
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Polyklet. Was du, o Herr, gebietest, soll geschehn.
Augustus. Zu gleicher Zeit ruf' mir den Maximus,
Daß ich ihm mein Verzeihn verkündige.
Euphorbes. Kaum war er vom Palast zurückgekehrt,
Da sah ich ihn mit wildverwirrten Blicken,
Die Brust von Seufzern angeschwellt, und hörte,
Wie er das Bündniß und sich selbst verwünschte.
Er trug mir auf, die Nachricht dir zu bringen
Und fügt' hinzu: Sag ihm, daß ich mich selbst
Verdamm' und daß ich weiß, was ich verdiene;
Und plötzlich stürzt' er in die Tiber sich,
Der Strom war stark und reißend, schwarz die Nacht,
So barg sich meinem Blick sein tragisch Ende.
Augustus. Er hat zu sehr sich seiner Reu' ergeben
Und selber meiner Güte sich entzogen,
Verbrechen gibt es keine gegen mich,
Die eine ernste Reu' nicht sühnen könnte,
Doch da er meiner Gnade sich entzog,
So geh' und sorge für das Uebrige
Und halte jenen Zeugen in Gewahrsam.
Augustus
(allein).
Ihr Götter, wem vertrau' ich nun mein Leben
Und das Geheimniß meiner Seele an?
O nehmt die Macht, die ihr mir gabt, zurück,
Wenn sie im Unterthan den Freund mir nimmt,
Wenn das das Loos der Herrschergröße ist,
Daß man durch Wohlthun nichts als Haß erzeugt,
Wenn ihr uns die zu lieben zwingt, die ihr
Aufstachelt nach dem Leben uns zu trachten.
Dann gibt's nichts Sichres mehr und wer da Alles
Vermag, hat auch vor Allem sich zu fürchten.
Kehr' in dich selbst zurück und klage nicht;
Dich soll man schonen, der du nichts geschont,
Denk' an die Ströme Bluts, die du vergossen;
Wie rötheten sie Macedoniens Felder,
Was kostete Antonius Niederlage
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Und die des Sextus, sei gedenk Perusias,
Das hingeschlachtet ward mit allem Volk.
Mit solchem Blutbad rufe dir zugleich
Der Proscriptionen blutig Bild zurück,
Wobei du selbst der deinen Henker wardst
Und in des Vormunds Brust das Messer stießest:
Dann klag' als ungerecht dein Loos nicht an,
Wenn sich die deinen gegen dich erheben,
Wenn sie, verleitet durch dein eignes Beispiel,
Das Recht verletzen, das du nicht gewahrt.
Gerecht erscheint den Göttern ihr Verrath;
Leg' deine Würde ab, wie du dich ihrer
Bemächtigt hast, und dulde, daß auch sie
Undankbar sein, wie du es selbst gewesen.
Doch da, wo's nöthig, wird mein Urtheil unklar,
O Wahn! mich klag' ich an und dir verzeih' ich,
O Cinna! deß Verrath mich zwingt, die Macht,
Um die du mich bestrafen willst, zu wahren,
Mich zum Verbrecher machst, der du den Thron,
Den ich mir angemaßt. zu stützen suchst,
Du hüllst dich schamlos in der Freundschaft Eifer,
Dahinter deinen bösen Plan zu bergen,
Damit du gänzlich mich vernichten könnest;
Stellst du dem Wohl des Staates dich entgegen,
Das zu vergessen ich mich zwingen könnte,
Dann würdest du in Ruhe leben, wenn
Mit banger Furcht du meine Seel' erfülltest.
Nein, Selbstverrath wär's, dächt' ich nur daran
Wer leicht verzeiht ruft den Verrath herbei;
Nein, Todesstrafe soll dem Mörder werden,
Verbannung aber treffe die Verschwornen!
Wie, immer Blut und immer Strafvollstreckung!
Ich bin es müd' und darf es doch nicht lassen.
Ich will erschrecken und erbittre nur.
Der Hydra Roms, die mich verschlingen will,
Erwachsen tausend Häupter stets auf's Neue.
Das Blut der gegen mich Verschworenen
Bedroht mein Leben, aber macht's nicht sichrer.
Octav, erwarte keinen neuen Brutus,
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Stirb, raub' ihm seines Sturzes Ruhm und Ehre,
Stirb, denn du klammerst dich umsonst ans Leben,
Da so viel Muth'ge deinen Tod erflehn,
Wenn, was in Rom an edler Jugend lebt,
Wetteifernd darnach strebt, dich zu verderben.
So stirb, denn solch' ein Uebel heilst du nimmer,
Stirb, denn es bleibt dir keine andre Wahl.
Das Leben ist so wenig; was dir bleibt
Nicht werth, um solchen Preis es zu erkaufen.
Stirb, aber groß und glänzend sei dein Ende;
Lösch' deine Lebensfackel aus im Blut
Des treulos Undankbaren, den du dir
Im Sterben opferst; seinen Wunsch erfüllend
Bestraf' den Meuchelmörder; möge ihm
Dein eigner Tod zur Qual des Herzens werden,
Wenn er ihn sieht und sich nicht dran erfreut;
Ich will vielmehr an seiner Qual mich letzen
Und triumphiren, wenn mich Rom drum haßt.
O Römer, Rache, höchste Herrschermacht,
O harter Kampf des unentschloss'nen Herzens,
Das stets an dem Beschloss'nen irre wird,
Entscheidet über einen Unglücksel'gen,
Wozu soll ich mich neigen, was vermeiden?
Laßt mich verderben oder laßt mich herrschen!
Augustus. Livia.
Augustus. Verrath, o Livia, die Hand, die mich
Ermordet, beugt mein festes Herz danieder.
Cinna verräth mich . . .
Livia. Alles weiß ich schon,
Euphorbs Enthüllung machte mich erbeben.
Doch willst du eines Weibes Rath vernehmen?
Augustus. Ach, bin ich denn noch fähig zu Entschlüssen?
Livia. Die Strenge, die du fruchtlos übst, o Herr,
Hat schlimmes Aufsehn nur bis jetzt erregt.
Des Nächsten Strafe schüchtert Niemand ein,
Salvidius Sturz rief Lepidus herauf,
Murena folgte, Cepio kam nach ihm.
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Daß unter Qualen sie den Tod erlitten,
Hat nicht durch Furcht Egnatius Wuth gemildert,
An dessen Platz sich Cinna jetzo stellt;
Und selbst die Niedrigsten des Volkes suchen
Durch solcher Pläne Ruhm sich zu erheben.
Nachdem die Freiheit du umsonst bestraft,
Versuch an Cinna, was die Milde kann,
Und laß Beschämung seine Strafe sein.
Frag', was in diesem Fall am nützlichsten?
Sein Tod kann die gereizte Stadt erbittern,
Verzeihung aber deinem Ruhme dienen,
Und sie, die deine Strenge nur verletzt,
Vielleicht kann deine Güte sie besänft'gen.
Augustus. Gewinnen will ich sie, dem Thron entsagend
Der mich verhaßt macht, gegen den man sich
Empört; zu sehr befolgt' ich deinen Rath.
O schweig', ich will nichts weiter davon hören.
Hör' auf, o Rom, die Freiheit zu ersehnen,
Legt' ich dir Ketten an, so brech' ich sie;
Ich geb' dir deinen Staat zurück, nachdem
Ich ihn erobert habe, größer noch
Und ruh'ger als er war, da ich ihn nahm.
Willst du mich hassen, hasse mich, doch sei
Nicht heuchlerisch dabei; willst du mich lieben,
So liebe mich, doch liebe ohne Furcht.
Wie Sulla müde war der Macht und Ehre,
So bin ich's auch, sein Glück ist meine Sehnsucht.
Livia. Sein Beispiel schmeichelt dir schon allzulange,
Doch hüte dich auch vor dem Gegentheile.
Das Glück, das seine Tage schonte, wäre
Kein Glück, wenn's immer gleich sich so erfüllte.
Augustus. Nun wohl, ist es zu groß danach zu streben
Dann bring' ich Jedem, der's begehrt, mein Blut
Zum Opfer dar. Nach sturmbewegter Fahrt
Gilt es den Hafen aufzufinden, zwei
Nur seh' ich vor mir, Ruhe oder Tod.
Livia. So vieler Mühe Lohn willst du verlieren?
Augustus. Und du den Grund zu so viel Haß bewahren?
Livia. Treibst du es so zum Aeußersten, dann ist's
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Verzweiflung, aber nicht Hochherzigkeit.
Augustus. Wer herrschen will und dem Verräther schmeichelt,
Der zeigt nicht seine Kraft, nein, seine Schwäche.
Livia. Sich selbst beherrschen nenn' ich edel und
Zugleich die höchste Königstugend üben.
Augustus. Weiblichen Rath versprachst du mir und das,
Was du mir vorschlägst, ist ein solcher Rath.
Nachdem ich so viel Feinde unterworfen,
Herrsch' ich schon zwanzig Jahre lang und weiß,
Wie viel verzweigt des Herrschers Pflichten sind.
Solch ein Complot verletzt das ganze Volk,
Schon der Gedanke dran ist Staatsverbrechen,
Und steigt ein Anschlag bis zu ihm empor,
Dann bleibt ihm nur noch Rache übrig, oder
Er darf nicht länger Fürst und Herrscher bleiben.
Livia. O folge wen'ger deiner Leidenschaft!
Augustus. Hab' wen'ger Ehrgeiz oder wen'ger Schwäche!
Livia. Mißachte nicht so sehr den guten Rath.
Augustus. Der Himmel wird mir sagen, was ich thun soll.
Leb' wohl! es drängt die Zeit.
Livia. O Herr, ich laß'
Dich nicht, bevor ich dies von dir erreicht.
Augustus. Die Sucht nach Größe macht, daß du mich quälst.
Livia. Ich liebe dich, dein Selbst, und nicht dein Glück.
(Allein.) Er weicht mir aus, drum rasch ihm nach, damit
Ich ihn zur Einsicht bringe, daß durch Gnade
Er seine Macht befest'gen kann, und daß
Durch Milde er der Welt bethätige,
Was eines wahren Herrschers Größe ist.
Emilia. Fulvia.
Emilia. Woher kommt mir die Freude? Wider Willen
Empfindet mein Gemüth unzeit'ge Ruhe,
Obgleich August den Cinna rufen ließ.
Ich seufze nicht, mein Aug' hat keine Thräne,
Als sagte ein geheimes Ahnen mir,
Daß Alles doch nach Wunsch verlaufen wird;
Verstand ich recht, was du mir mitgetheilt?
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Fulvia. Schon hatt' ich für das Leben ihn gewonnen
Und führt' ihn dir in sanfter Stimmung zu,
Damit aufs Neu' er deinen Zorn beschwicht'ge,
Schon freut' ich mich, doch da kam Polyklet,
Der Ueberbringer von Augusts Befehlen;
Er sprach allein und ins Geheim mit ihm
Und führt' ihn auf der Stelle zum Palast.
August ist sehr bestürzt! jedoch weshalb?
Gar mancherlei vermuthet man dabei,
Man meint, ein großer Kummer sei der Grund,
Und daß er Cinna zur Berathung rief.
Doch Sorge macht mir, was ich eben höre:
Daß des Evander sich zwei Unbekannte
Bemächtigt haben, daß man den Euphorbes
Verhaftet hat aus unbekannten Gründen,
Und über seinen Herrn Gerüchte gehn,
Man spricht von dunkeler Verzweiflungsthat,
Vom Tiberstrom, in den er sich gestürzt.
Emilia. Ach, wie viel Grund zur Furcht und zur Verzweiflung!
Und doch vermag ich nicht darob zu murren,
Der Himmel senkt ins Herz mir ein Gefühl,
Das mit der Lage nicht in Einklang ist.
Vor Kurzem noch ergriff mich eitle Angst
Und fühllos bleib' ich, wo ich zittern sollte.
Ha, ich versteh' euch, große Götter, ihr
Gestattet nicht, daß ich mich selbst entehre.
Ihr wollt von mir kein Seufzen, keine Thränen
Und macht mein Herz bei solchem Unglück stark.
Ihr wollt, daß ich mit jenem Muthe sterbe,
Der mich so großes Werk beginnen ließ,
Den Tod will ich erleiden, wie ihr's heischt,
Und in der Haltung, die ihr wollt, verbleiben.
O Freiheit Roms, o meines Vaters Manen,
Ich habe das gethan, was ich vermochte,
Und gegen Tyrannei den Bund gestiftet,
Ich habe mehr gewagt, als mir erlaubt war.
Gelang mir's nicht, ist doch mein Ruhm kein mindrer,
Entschlüpft die Rache, komm' ich doch zu euch
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Noch glühend von so edlem Zorn, in dem ich
So hohen, eurer würd'gen, Todes sterbe,
Daß ihr an mir gar leicht das Blut erkennt,
Aus welchem ich hervorgegangen bin.
Maximus. Emilia. Fulvia.
Emilia. Du, Maximus, den man für todt gehalten?
Maximus. Euphorbes täuscht' Augustus mit der Kunde,
Da er erfuhr, daß Alles sei entdeckt,
Ersann er diesen Tod, um mich zu retten.
Emilia. Was sagst du mir von Cinna?
Maximus. Er beklagt,
Daß Cäsar dein Geheimniß kund geworden:
Umsonst verläugnet er's; Evander hat
Ihn zu entschuld'gen, Alles kund gegeben,
Und auf Augusts Befehl wirst du verhaftet.
Emilia. Wer den Befehl empfing, hat lang gezögert,
Ich bin bereit und bin des Wartens müde.
Maximus. Er harret dein bei mir.
Emilia. Bei dir?
Maximus. Das nimmt
Dich Wunder, aber sieh der Götter Sorge,
Denn Einer der Verschwornen ist es, der
Mit uns entfliehen will. Laß uns, bevor
Verfolgung uns erreicht, die Flucht ergreifen;
Am Ufer liegt ein Schiff für uns bereit.
Emilia. Sprich, kennst du mich, und weißt du, wer ich bin?
Maximus. Für Cinna thu' ich was ich kann, und suche
Die bess're Hälfte, die ihm blieb, zu sichern;
Emilia, retten wir uns, daß dereinst,
Glückt uns die Heimkehr, wir ihn rächen können.
Emilia. Dem Cinna muß man in sein Unglück folgen.
Du spielst den Rächer, ihn zu überleben:
Wer, wenn er fiel, sich noch zu retten sucht,
Verdient das Leben nicht, um das ihn bangt.
Maximus. Zu blinder Wuth treibt dich Verzweifelung,
Und welche Schwäche bei so starker Seele!
Wie wenig nur kämpft dieses edle Herz,
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Das schon des Schicksals erstem Streich erliegt.
Ruf' deiner Tugend hohe Kraft zurück,
Blick' auf, erkenn' den Maximus, es ist
Ein zweiter Cinna, den du in ihm siehst.
Der Himmel gibt in ihm dir den Verlornen
Zurück, und da die Freundschaft aus uns Beiden
Nur eine Seele machte, lieb' in ihm
Den Gegenstand, der einst dein Herz erfüllte,
Er wird mit gleicher Liebe für dich glühn.
Emilia. Zu lieben wagst du, wagst zu sterben nicht,
Dein Anspruch geht zu weit, doch sei's drum, so
Zeig' mindestens dich deines Anspruchs würdig,
Entzieh' dich nicht so feig glorreichem Tod!
Nicht biet' ein Herz mir an, das klein sich zeigt;
Laß deine hohe Tugend mich beneiden,
Und wenn ich dich nicht lieben kann, so laß
Mich dich bedauern, zeig' die letzte Kraft
Des Römers und verdiene meine Thränen.
Wenn du für Cinna Freundschaft hegst, besteht
Sie darin, daß du seiner Freundin schmeichelst?
Was dir die Pflicht gebeut, lern' es von mir,
Gib selbst ein Beispiel oder folg' dem meinen.
Maximus. Es treibt zu weit dich dein gerechter Schmerz.
Emilia. Du denkst in deinem Schmerz schon an dein Glück,
Du sprichst mir schon von froher Wiederkehr
Und denkst an Liebe noch in deinem Kummer.
Maximus. Selbst im Entstehn ist sie gewaltsam schon,
In dir lieb' ich den Freund und deinen Buhlen
Und bin wie er von gleicher Glut entfacht.
Emilia. Zu viel schon ist's für einen klugen Mann.
Ich bin erstaunt, doch bin ich nicht bestürzt,
Und die Verzweiflung hat mich nicht geblendet,
Die Tugend lebt in mir, doch wankt sie nimmer,
Ich sehe mehr als ich zu sehn begehre.
Maximus. Wie, bin ich des Verrathes dir verdächtig?
Emilia. Ja wol, du bist's, weil du es hören willst.
Du hast die Flucht nur allzusehr geregelt,
Damit man dich der Feigheit nicht verdächt'ge.
Der Götter Hilfe wär' zu wunderbar,
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Wenn sie mir ohne dich die Wege bahnten.
Flieh' ohne mich, erspar' mir deine Liebe.
Maximus. Du bist zu bitter.
Emilia. Mehr vermuth' ich noch,
Doch fürchte nicht Beleidigung von mir
Und hoff' auch nicht mit Worten mich zu blenden,
Und ist mein Mißtraun ungerecht, so komm
Und stirb mit mir, damit du dich rechtfertigst.
Maximus. Emilia, leb' und dulde, daß ein Sclav . . .
Emilia. Nur bei Octav noch leih' ich dir mein Ohr.
Komm, Fulvia.
Maximus
(allein). In Verzweiflung und bestürzt
Und würdig, daß sie grausam mich verwirft;
Was, Maximus, ist dein Beschluß und was
Die Strafe deiner nutzlos eitlen Arglist?
Mit Täuschung darfst nicht länger du dir schmeicheln,
Verkünden wird im Tod Emilia Alles.
Auf ihrem Blutgerüste wird zugleich
Ihr Ruhm und deine Schande sich enthüllen,
Es wird ihr Tod der späten Nachwelt einst
Dein schmachvoll Angedenken hinterlassen.
Voreilig hast am selben Tage du
Verrathen Freund, Gebieter und Geliebte,
Und für die Rechte all', die du verletztest,
Die Opfer, die der Tyrannei du brachtest,
Bleibt dir als einz'ge Frucht nur Schmach,
Die Reu' in deinem Busen nutzlos weckt.
Euphorbes, du gabst diesen Rath mir ein,
Doch was erwartet man von deines Gleichen?
Ein Freigelass'ner bleibt doch stets ein Sclave,
Wol wechselt er den Stand, doch nicht die Seele.
Die deine, knechtisch selbst noch in der Freiheit,
Hat nie ein Strahl des Edelmuths berührt:
Dir dank' ich, daß nach ungerechter Macht
Ich strebt' und meines Ursprungs Ruhm vergaß.
Dir widerstand mein Herz, du hast's bekämpft,
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Bis meine Tugend deinem Trug erlag.
Es kostet mich das Leben und den Ruhm
Mit Recht, weil ich in Allem dir geglaubt.
Jedoch die Götter werden mir gestatten,
Daß ich den Beiden Liebenden dich opfre
Und hoffen darf ich, daß trotz meiner Schuld
Mein Blut ein reines Sühnungsopfer sei,
Wenn mein gerechter Zorn an dir das Unrecht,
Daß deinem Rath ich folgte, sühnen wird.