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Maximus. Euphorbes.
Maximus. Emilien liebt er und sie liebt ihn wieder;
Er selbst gestand es mir, doch wird sie ihm
Nur dann zu Theil, wenn er den Vater rächt,
Und deshalb spornt er die Verschwornen an.
Euphorbes. So wundert mich der Eifer nicht, womit
Er dem Augustus räth, die Macht zu wahren.
Entsagt er ihr, so löst sich euer Bund,
Des Kaisers Freund wird der Verschworne dann.
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Maximus. Es dient ein Jeder nur der Leidenschaft
Des Manns, der unterm Schein für Rom zu handeln
An sich blos denkt; ach aber bittres Loos,
Ich dachte für mein Vaterland zu handeln
Und handle jetzt für meinen Nebenbuhler.
Euphorbes. Ist er's für dich?
Maximus. Ich . . . ich lieb' Emilien
Und hab's mit Vorbedacht ihm stets verheimlicht.
Ich wollt', eh' meine Lieb' ich ihr gestand,
Durch eine große That sie mir verdienen,
Doch seh ich jetzt, wo er sie mir entreißt,
Mir selbst zum Schaden fördr' ich meine Pläne
Und leih' ihm meine Hand, mich zu vernichten;
In welch' Verderben stürzt mich meine Freundschaft!
Euphorbes. Die Sach' ist leicht, so handle für dich selber,
Das droh'nde Schicksal wende von dir ab,
Gewinne sie, indem du ihn verklagst.
Und rettest du dadurch August das Leben,
Kann er dir nimmer ihre Hand verweigern.
Maximus. Den Freund verrathen?
Euphorbes. Lieb' entschuldigt Alles!
Wer wahrhaft liebt, kennt keinen Freund. Erlaubt
Sogar ist's den Verräther zu verrathen,
Der seinen Herrn verräth der Liebe wegen.
Vergiß die Freundschaft du, wie er die Wohlthat.
Maximus. Man darf durch Beispiel nicht zum Bösen reizen.
Euphorbes. Erlaubt ist Alles gegen schlimme Pläne,
Und wer Verbrechen straft, ist kein Verbrecher.
Maximus. Wenn Rom dadurch die Freiheit sich erringt!
Euphorbes. Von seiner Feigheit darf man Alles fürchten,
Das Wohl des Landes liegt ihm nicht am Herzen,
Ihn spornt nicht Ruhm, ihn spornt sein eignes Wohl.
Er liebte Cäsar, wär' er nicht verliebt,
Ein Undankbarer ist er, edel nicht.
Glaubst du sein Innerstes erforscht zu haben?
Sein Lieben deckt er mit dem Staatsintresse,
Und kann auch hinter dieser Leidenschaft
Der Ehrbegierde schlimmen Trieb verbergen.
Vielleicht gedenkt er nach dem Tod Octavs
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Rom, statt es zu befrein, zu unterjochen,
Sieht er in dir doch schon den Unterthan
Und stützt auf dein Verderben seine Pläne.
Maximus. Wie aber führ' ich Klage gegen ihn,
Wenn ich die anderen Verschwornen nicht
Verrathe? Schmählich Unheil wär's für Alle,
Die unsers Landes Wohl mit uns verband;
Nein, solcher Feigheit ist mein Herz nicht fähig.
Des Schuld'gen Strafe trifft zu viel Schuldlose.
Gern unternehm' ich Alles gegen ihn,
Doch fürcht' ich auch Gefahr für alle Andern.
Euphorbes. August ist seiner Härte überdrüssig,
Hat er die Häupter erst bestraft, dann läßt
Verzeihung er den Andern angedeihn,
Bist du um sie bei seinem Zorn besorgt,
Dann rede lieber gleich im Namen Aller.
Maximus. Die Hoffnung: nur durch seinen Untergang
Emilien zu erwerben, wäre thöricht.
Den morden, welchen sie am meisten liebt,
Ist nicht der Weg der Schönen zu gefallen.
Nicht liegt mir dran, daß mir August sie schenke,
Sie selber will ich, will ihr Herz gewinnen,
Und eitel, werthlos scheint mir ihr Besitz,
Darf ich mich ihrer Liebe nicht erfreun.
Kann mir ein dreifach Unrecht sie gewinnen?
Verrath' ich den Geliebten, raub' ich ihr
Die Rache, schon' ich den zum Tod Bestimmten,
Darf ich auf ihre Liebe dann noch hoffen?
Euphorbes. Zwar seh' ich ein, wie schwierig dieses ist,
Doch List kann dir dabei behilflich sein,
Daß du sie täuschest, darauf kommt es an,
Dazu wird uns die Zeit ein Mittel bieten.
Maximus. Doch wenn er sie, sich zu entschuld'gen, nennt,
Und wenn mit ihm August auch sie bestraft,
Kann ich zum Lohn mir sie von ihm verlangen,
Die uns veranlaßt seinen Tod zu wollen?
Euphorbes. Du könntest so viel Hindernisse nennen,
Daß Wunder nöthig, um sie zu besiegen.
Ich hoffe aber doch, wenn wir drauf sinnen. –
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Maximus. Entferne dich, ich sehe bald dich wieder.
Da Cinna kommt, such' ich ihn zu erforschen,
Um meine Pläne besser zu entwerfen.
Cinna. Maximus.
Maximus. Du scheinst gedankenvoll?
Cinna. Nicht ohne Grund.
Maximus. Darf ich die Ursach' deines Kummers wissen?
Cinna. Emilia und Cäsar, alle Beide;
Er ist zu sanft und mild und sie zu grausam.
O möchte sein Bemühn um ihre Liebe
Gelingen oder er mich so nicht lieben.
O möcht' er ihr Gemüth durch Milde rühren
Und sie besänft'gen, wie sie mich entwaffnet.
In tiefster Seel' empfind' ich bittre Reue,
Wenn seiner Güt' und Wohlthat ich gedenke;
Und alle Gunst, die ich so schlecht erkannte,
Wird mir zum Vorwurf, der mein Herz belastet,
Mir ist, als säh' ich immer noch, wie er
Die höchste Macht in unsre Hände legt,
Als hört' ich ihn beifällig zu mir sagen:
»Auf deinen Rath, o Cinna, bleib' ich Kaiser,
Doch nur, wenn du die Herrschaft mit mir theilst.«
Jetzt soll ich in die Brust den Dolch ihm stoßen,
Nein, lieber . . . Doch ich bet' Emilien an;
Ein Eid knüpft furchtbar mich an ihren Haß,
Ihr Abscheu macht auch mir ihn hassenswerth,
Und meinem Ruhm schad' ich in jeder Weise,
Ob ich Verräther, ob ich Mörder sei,
Verrath begeh' ich, sei's an ihm, an ihr.
Maximus. Vor Kurzem warst du noch nicht so erregt,
Du schienest fester mir in deinen Plänen
Und weder Reu' noch Vorwurf zu empfinden.
Cinna. Die fühlt man dann erst, wenn's ans Handeln geht,
Erst dann erkennt man des Verbrechens Schwere,
Wenn zur Vollführung sich die Hand erhebt,
Der Geist, so lang' der Will' ihn nur bewegt,
Gibt blindlings sich der ersten Regung hin.
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Wer aber fühlte dann sich nicht betroffen,
Zermalmt, wenn Denken sich in Thun verwandelt.
Selbst Brutus, glaub' ich, wie wir ihn auch feiern,
Ist öfters vor der That zurückgebebt
Und hat, bevor den Streich er ausgeführt,
Im Herzen des Gewissens Qual empfunden.
Maximus. Zu solchem Schwanken war sein Herz zu tapfer,
Er hielt sich selber nicht für undankbar,
Und um so mehr nur zürnt' er dem Tyrannen,
Als dieser ihn mit Wohlthat überhäufte.
Du strebst dem Brutus nach, drum thu' wie er
Und fühl' mit besserm Grund Gewissensbisse
Ob deines feigen Rathes, der bis jetzt
Allein den Keim der Freiheit unterdrückte.
Du bist es selbst, der sie uns raubte.
Empfing sie Brutus aus des Cäsars Hand,
Dann hätt' er nimmermehr gelitten, daß
So Nichtiges, wie Lieb' und Rache sind,
Das hohe Ziel aufs Neu' in Frage stellten.
Hör' nicht auf den Tyrannen, der dich liebt
Und Antheil dir verspricht an seiner Herrschaft,
Doch hör' auf Rom, deß Stimme dich ermahnt:
»Gib, Cinna, mir zurück, was du mir raubtest,
»Zogst du mir jüngst Emilien vor, so gelte
»Doch der Tyrann dir höher nicht als ich.«
Cinna. O Freund, verschone mich mit deinem Vorwurf,
Daß ich nur schwach den edlen Plan verfolge.
Ich weiß es wohl, was ich an Rom verschuldet,
Und werd' ihm bald, was ich ihm nahm, ersetzen;
Doch alter Freundschaft mußt du schon verzeihn,
Seh' ich nicht ohne Mitleid sie erlöschen,
O laß, dieweil ich auf Emilien harre,
Mich meinen düsteren Gedanken folgen;
Mein Kummer ist dir lästig und es lechzt
Mein Geist nach Einsamkeit, sich zu beruh'gen.
Maximus. Du willst ihr von dem Edelmuth Octavs
Und deiner eignen Schwäche Zeugniß geben,
Geheimniß heischt der Liebe Zwiegespräch.
Leb wohl, bescheiden zieh' ich mich zurück.
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Cinna (allein)
Cinna. Gib einen würd'gern Namen der Gewalt,
Mit der die Tugend mein Gemüth beherrscht,
Mit der mein Ehrgefühl sich sträubt, die That,
So undankbar wie feige, zu begehn.
Fahr lieber fort der Schwäche mich zu zeihn,
Da ich so schwach bin gegen die Geliebte,
Wo ich der Liebe Glut ersticken müßte
Und wenn ich kämpfe nicht zu siegen wage.
Wozu in solcher Lage mich entschließen,
Wohin soll ich mich neigen, was beginnen?
Ein edles Herz gibt nicht so leicht sich auf.
Und welche Frucht ich auch zu pflücken hoffe,
Der Liebe und der Rache Süßigkeit,
Der Ruhm, mein Vaterland bereit zu haben,
Das Alles hat nicht Reiz genug für mich,
Wenn ich es durch Verrath erkaufen muß,
Wenn ich des Fürsten Brust durchbohren soll,
Der solche Achtung hegt für mein Verdienst,
Der mich mit Ehr' und Wohlthat überhäuft,
Als Herrscher mich um meinen Rath befragt.
Mord und Verrath unwürdig eines Mannes!
So daure ewig denn, o Knechtschaft Roms!
Und Lieb' und Hoffnung schwinde lieber hin,
Als daß ich diese schwarze That begehe.
Wie bietet er nicht Alles, was ich wünsche,
Was ich mit seinem Blut erkaufen will!
Bedarf's des Mord's, die Gaben zu genießen,
Muß ich, was er mir schenken will, ihm rauben?
Jedoch, mich band der Eid, den ich geschworen,
Emiliens Haß um ihres Vaters Mord!
Mein Wort, mein Herz, mein Arm gehört euch an
Und Nichts vermag ich, sprecht ihr mich nicht frei,
Ihr habt es zu bestimmen, was ich thun soll.
Emilie, du allein kannst ihn begnad'gen,
Von deinem Willen hängt sein Schicksal ab,
Ob er durch mich soll leben oder sterben.
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Ihr Götter, die ihr sie euch gleich gemacht,
Macht sie barmherzig wie ihr selber seid,
Und da ich mich von ihr nicht lösen kann,
Gewährt, daß ich nach meinem Wunsch sie lenke.
Doch sieh, es naht die liebenswerthe Spröde.
Emilia. Cinna. Fulvia.
Emilia. Den Göttern Dank, daß grundlos meine Furcht!
Der Freunde keiner hat sein Wort gebrochen,
Ich brauchte mich für dich nicht zu verwenden,
August, ich hört' es selbst, hat Livien Alles
Verkündet und mein Herz dadurch beruhigt.
Cinna. Du stimmst, ich hoff' es, bei, und wirst doch nicht die Folge
Des mir gebotenen Geschenks verzögern?
Emilia. Was folgt ist deine Sache.
Cinna. Nein, die deine.
Emilia. Ich blieb ich selbst, mein Herz blieb unverändert,
Biet' ich mich Cinna dar, ist's kein Geschenk,
Ich geb' ihm das nur, was ihm schon gehört.
Cinna. Du kannst . . . O Himmel, wag ich's auszusprechen?!
Emilia. Was kann ich und was fürchtest du?
Cinna. Ich zittre,
Ich seufz'! Erfüllt uns gleiche Sehnsucht, wär's
Nicht nöthig, dir mein Seufzen zu erklären.
Ich weiß ja, daß ich dir mißfallen werde,
Ich mag nicht reden und ich darf nicht schweigen.
Emilia. Sprich, denn du quälst mich so zu sehr.
Cinna. Ich will
Gehorchen, solltest du mich auch drum hassen.
Ich liebe dich, Emilia, treffe mich
Des Himmels Blitz, wenn diese Liebe nicht
Die höchste Freude meines Herzens ist.
Lieb' ich dich nicht mit aller Glut, wie sie
Ein würd'ger Gegenstand in großen Seelen
Erweckt! jedoch bedenk', um welchen Preis
Du mir dein Herz gewährst, du machst mich glücklich,
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Doch ehrlos machst du mich zugleich dadurch.
Augustus Güte –
Emilia. Ich verstehe dich.
Genug, ich sehe Reu' und Unbeständigkeit.
Tyrannengunst gilt mehr als dein Versprechen!
Vor seiner Zärtlichkeit erlischt dein Eifer,
Leichtgläubig wagst du schon zu hoffen, daß
Allmächtig, er auch mich dir schenken könne;
Du willst aus seiner Hand mich lieber, als
Aus meiner, aber hoffe nicht, daß je ich so
Die Deine werden kann. Die Erde mag
Erbeben unter seiner Schritte Wucht,
Entthronen mag er Könige; sein Reich
Verschenken; Meer und Erde mit dem Blut
Der Ausgestoßnen röthen; nach Gefallen
Des Weltalls Ordnung ändern, doch das Herz
Emiliens wird sich seiner Macht nicht fügen.
Cinna. Dir selber nur will ich's deshalb verdanken.
Ich bleibe stets ich selbst und fest im Lieben,
Wortbrüchig wird mich nie das Mitleid machen,
Ich gebe ganz mich deinem Willen hin
Und werde mehr thun, als mein Eid versprach.
Ich konnte ohne Meineid und Verbrechen
Das hohe Opfer dir entschlüpfen lassen,
August, legt er die Herrschaft nieder, nahm
Uns jeden Vorwand fort, ihn zu ermorden.
Das Bündniß der Geschwornen war gelöst,
Dein Plan gescheitert und dein Haß war grundlos,
Ich hab' allein sein bangend Herz gefestigt
Und ihn gekrönt, um dir ihn hinzuopfern.
Emilia. Verräther hingeopfert, und du willst,
Daß ich zurück dich halte, daß er lebe
Und ich ihn lieb' und dessen Beute werde,
Der ihn zu schonen zwingt, der Lohn dafür,
Daß er ihm rieth die Herrschaft fortzusetzen.
Cinna. O schilt mich darum nicht, daß ich dir diente,
Du hattest keine Macht mehr über ihn,
Trotz seiner Wohlthat weih' ich mich der Liebe,
Er sterbe oder danke dir sein Leben.
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Dieweil ich stets Gehorsam dir gelobe,
Gewähre mir, daß ihm ich dankbar sei,
Den ungerechten Zorn in dir bekämpfe
Und gleiche Liebe, wie für dich er fühlt,
In dir erwecke. Eine edle Seele,
Die sich durch Tugend leiten läßt, erbebt
Davor, treulos und undankbar zu heißen,
Sie haßt die Schmach, die an das Glück sich knüpft,
Und will kein Gut auf Kosten ihrer Ehre.
Emilia. In solcher Schmach erkenn' ich Ruhm für mich,
Treubruch ist edel gegen Tyrannei.
Der Undank ist Hochherzigkeit, wenn man
Des Schicksals düstern Lauf zu hemmen weiß.
Cinna. Du machst aus deinem Haß dir eine Tugend.
Emilia. O ja! die Tugend einer Römerin.
Cinna. Ein wahrhaft römisch Herz –
Emilia. Wagt Alles um
Den, der es knechtet, zu verderben, mehr
Als Tod flieht es die Schmach der Sclaverei.
Cinna. Ist man der Sclav' Octavs, ist man's mit Ehren,
Oft sehn wir Kön'ge, auf den Knieen Sclaven,
Wie wir's doch sind, um Hilf' und Beistand bitten.
Er beugt den Stolz der Diademe nieder,
Er macht zu Herrn uns über ihre Hoheit,
Wir werden reich durch das, was sie ihm zahlen,
Das Joch, in dem sie seufzen, macht uns frei.
Emilia. Unwürd'ger Ehrgeiz, welcher dich beherrscht;
Du prahlst, weil mehr du als ein König bist.
Ist Jemand auf dem Erdenrund so eitel,
Daß einem Bürger Roms er gleich sich stellt?
Anton zog unsern Haß auf sich, als er
Um einer Kön'gin willen sich entehrte.
Der große Attalus, ergraut im Purpur,
Der einen Freigelass'nen Roms sich nannte,
Empfand ob dieses Namens größren Stolz,
Als wär' er Asiens einz'ger Herr gewesen.
Gedenke deines Namens, deiner Würde,
Und dich mit hohem Römersinn erfüllend,
Bedenke, daß der Himmel Römer schuf,
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Um frei von Herrschern Kön'ge zu beherrschen.
Cinna. Die Götter, die den Undank hassen, haben
Schon oftmals solche Frevelthat bestraft;
Was man auch unternehmen mag, sie rächen
Den Sturz des Throns, den sie errichtet haben,
Sie sind Vertreter dessen, der da herrscht.
Lang blutet der von ihrem Streich Getroffne,
Entschließen sie sich aber ihn zu strafen,
Dann kommt die Strafe wie des Blitzes Strahl.
Emilia. Gesteh' nur, daß die Tyrannei zu strafen,
Du selber dich auf ihre Seite stellst.
Kein Wort mehr, geh' nur, dien' der Tyrannei,
Gib ganz dich deiner Seelenfeigheit hin.
Beruhige dein schwankend Herz, vergiß,
Woher du stammst und welch' ein Lohn dir winkt.
Entbehren kann mein Zorn schon deiner Hilfe,
Den Vater und das Vaterland zu rächen.
Schon hätt' ich selbst den großen Mord vollbracht,
Hielt mich der Liebe Allmacht nicht zurück,
Sie machte mich dir unterthan, und bangte
Mir um mein Leben, so geschah's für dich.
Ich mußte dem Tyrannen ganz allein
Entgegentretend ihm das Leben nehmen
Und sterben durch die Waffen seiner Garde,
Dann aber hätt' ich dir mich selbst geraubt.
Da mich die Liebe zwingt, für dich zu leben,
Sucht' ich umsonst für dich mich zu erhalten,
Damit du meiner würdig dich erwiesest.
Verzeiht, o Götter mir, wenn ich geglaubt,
Ich liebte einen Neffen des Pompejus
Und wenn mein Geist, von eitlem Wahn befangen,
Statt seiner einen Sclaven mir erkor.
So wie du bist, so werd' ich stets dich lieben.
Den Herrn verrathen, um mich zu gewinnen,
Das schreckte tausend Andre nicht zurück,
Würd' ihnen gleicher Lohn wie dir dafür.
Kein Andrer, glaub' mir's, wird mich so gewinnen.
Bewahre dem Tyrannen, den du liebst,
Dein Leben, während ich, die Deine, sterbe.
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Ein rascher Tod erwartet mich wie ihn,
Zu feige bist du ja, mich zu erringen.
Allein in meine Tugend eingehüllt,
Will ich in sein' und meinem Blut mich baden
Und sterbend dir dies Wort entgegenrufen:
»Beklage nicht das Loos, das du geschaffen,
Ich steig' ins Grab, zu dem du mich verdammt,
Wohin der dir bestimmte Ruhm mir folgt,
Und des Tyrannen Macht vernicht' ich sterbend,
Doch dir hätt' ich gelebt, wenn du gewollt.«
Cinna. Nun wohl, es sei, befried'gen muß ich dich,
Roms Freiheit und die Rache für den Vater
Verlangt es, daß ich den Tyrannen tödte,
Doch er ist nicht so sehr Tyrann wie du.
Nimmt er nach Willkür Leben uns und Güter,
Nimmt er die Frauen uns, so hat er doch
Bis jetzt noch unsre Seelen nicht beherrscht.
Doch deiner spröden Schönheit Allgewalt
Uebt ihren Einfluß aus auf Geist und Willen.
Du lehrst mich schätzen das, was mich entehrt,
Und hassen das, was ich bis jetzt verehrte.
Du machst, daß ich ein Blut vergieße, dem
Ich tausend Mal das meine opfern müßte.
Du willst es und ich thu's, ich gab mein Wort.
Doch meine Hand, auf meine Brust gerichtet,
Soll mich den Manen solches Fürsten opfern,
Zur Strafe für erzwungenes Verbrechen
Muß eine That, sich mit der andern mischend,
Den Ruhm mir bringen, welchen ich verlor.
Leb' wohl!
Emilia. Fulvia.
Fulvia. Du bringst ihn zur Verzweifelung.
Emilia. Entsagen soll er seiner Liebe, oder
Das thun, was ihm die Pflicht gebeut.
Fulvia. Er wird
Auf Kosten seines Lebens dir gehorchen.
Weinst du darum?
Emilia. Ach, Fulvia, eil' ihm nach,
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Willst du mir helfen, dann verhindere
Den Plan, den er gefaßt, sich selbst zu tödten.
Fulvia. Um ihn willst du August das Leben schenken?
Emilia. Ach! meinem Haß wär's ein zu schweres Opfer!
Fulvia. Was denn?
Emilia. Er thu' was er versprach, und dann
Mög' er den Tod erwählen oder mich.