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Erstes Kapitel.
Semitentum, semitische und jüdische Rasse.

Das Wort Semit enthält einen Eigennamen, den Namen des Sem, des ersten Sohnes Noe's; von Sem stammen nach der Lehre der Bibel sämtliche Semiten ab. Nun, das läßt sich hören. Die heilige Schrift sagt im 18. und 19. Vers des 9. Kapitels der Genesis nach Allioli's rechtgläubiger Übersetzung: »Es waren also die Söhne Noe's, die aus der Arche hervorgingen, Sem, Cham und Japhet, Cham aber ist der Vater Chanaan's; das sind die drei Söhne Noe's und von diesen ist das gesamte Menschengeschlecht fortgepflanzt worden auf der ganzen Erde.« Sem's Name kommt im Alten Testament fünfzehnmal vor, wie aus Mandelkern's Concordantia ersichtlich, und zwar zwölfmal in der Genesis und dreimal im Buche der Chronik, wo die Genesisgenealogien wieder aufgezählt werden. Im neuen Testament erwähnt ihn bloß der Verfasser des Evangeliums nach Lukas in seinem dritten Kapitel der bekannten Genealogie Christi. Alles, was wir von Sem wissen, entstammt somit der Genesis. Auch in der rabbinischen Literatur ist von ihm viel die Rede, und selbst der Koran erwähnt seiner in der elften Surah, die Hud genannt ist. Nach dem hebräischen Texte der Genesis und ohne Berücksichtigung des Codex Samaritanus oder der Septuaginta wurde Sem geboren im Jahre 1558 der Erschaffung der Welt, ca. 2400 Jahre vor Christus. Er wurde 600 Jahre alt, war 100 Jahre alt, als er Arpachschad zeugte, gerade zwei Jahre nach der Sündflut. Er lebte dann noch 500 Jahre und zeugte Söhne und Töchter.

Jüdische Theologen haben Sem im Melchisedech wiedererkennen wollen, in jenem heiligen, elternlosen Manne, der zugleich mit Abel in jedem Canon der heiligen Messe erwähnt wird.

Sem ist also für Christen, Juden und Muslim's eine hochhistorische Persönlichkeit. Ganz anders wagt in ihrer Verworfenheit die freie Wissenschaft zu glauben. In ihrem Bereiche haben sich die Gelehrten seit jeher den Kopf zerbrochen über den Ursprung des Namens Sem. Nach Einigen kommt er vom hebräischen Namen Schem, was einfach Name, respektive hoher, angesehener, edler Name bedeutet, oder von Schama, hoch sein, also der Highlander. Andere dachten an einen Himmelsgott vom Worte Schamajim, die Himmel (im Plural, es soll deren nämlich mehrere geben) So berichtet der heilige Paulus im 12. Kapitel seines zweiten Briefes an die Korinthier, daß er bis in den dritten Himmel entrückt worden ist. Er wisse aber nicht zu sagen, ob im Leibe, oder außer dem Leibe. Die Mohammedaner glauben, daß es sieben Himmel gibt, ebenso das spätere Judentum; so wurde der Prophet Mohammed bei seiner Himmelfahrt, dem berühmten Mirâdj, sogar bis in den siebenten Himmel entrückt.. Auch Arya (Arier) heißen im Sanskrit die Edlen, was auf eine große Ähnlichkeit zwischen Semiten und Arier puncto Größenwahn hinweist. Doch das nur nebenbei. Sie waren doch so nahe verwandt, daß man sich über Familienähnlichkeiten nicht allzu sehr wundern darf. Das einzige nun, was uns die Thora von Sem berichtet, ist, daß er und sein Bruder, der Stammvater der edlen Arier, von ihrem Vater Noe gesegnet worden sind, weil sie Beide, das Gesicht nach rückwärts abgewandt, ihn mit einem Mantel zudeckten, als er betrunken und entblößt in seinem Zelte lag. Da ihrem Bruder Cham diese Idee nicht rechtzeitig eingefallen war, wurde nicht er, sondern sein Sohn Chanaan von Noe verflucht; warum gerade Chanaan, ist bekannt.

Die Antisemiten werden es mir hoffentlich verzeihen, wenn ich über den Eigennamen, nach welchem sich ihre Partei benennt, etwas zu ausführlich geworden bin. Die Freidenker unter ihnen werden dies, ich fürchte, ganz überflüssig gefunden haben, da sie antworten dürften, daß sie an eine historische Persönlichkeit, wie ihn die Genesis uns vorführt, ja nie geglaubt haben und unter Semiten nur eine Völkergruppe, eine Rasse sich denken, aber nicht die Nachkommen des Patriarchen Sem. Der Antisemitismus, versichern sie uns, habe ja mit der Religion nichts, ja gar nichts zu tun. Dann ist es aber immerhin merkwürdig, wenn sie sich nach einer Persönlichkeit benennen, an deren Existenz wir gar nicht glauben können ohne eine starke übernatürliche Hilfe der geoffenbarten Religion. Doch können die Antisemiten darauf antworten, daß der Name wohl aus der Bibel stammt, aber in ihrem freidenkerischen Kopfe dennoch die Rasse vorstellt, ohne Beziehung auf die Persönlichkeit des guten Sem. Ich akzeptiere das, aber dann sei die Frage gestattet, warum sie sich selbst nicht Japhetiten benennen nach Sem's Bruder und Noe's Sohn, welche Benennung ja auch ganz religiös unverfänglich wäre und bei Wahrung der Gedankenfreiheit bloß die Rasse und nicht die Nachkommen des Ehrenmannes Japhet auszudrücken hätte. Warum ist die Bezeichnung Japhetiten denn so verpönt?

Nun, nach meiner Meinung ist der Grund hierfür folgender. Die Vermeidung der Bezeichnung Japhetiten, die doch der einzig richtige Gegensatz zum Begriffe Semiten wäre, beruht auf dem Bibel-Glauben, daß alle Menschen der weiten Erde von Sem, Cham und Japhet abstammen, und zwar die Semiten von Sem, die Neger von Cham und die übrigen Völker, also die Arier und die mongolische Rasse, von Japhet. Zu den Japhetiten würden darnach auch die Chinesen, Mongolen, Türken, Tartaren usw. gehören, und in diese Gesellschaft wollen die indogermanischen Antisemiten als edle Arier um keinen Preis hinein, was jedenfalls kein Kompliment ist für die turanischen Magyaren und Großrussen. Daher nehmen die Antisemiten einen Teil bloß der Japhetiten, nämlich die Arier heraus und zählen sich begeistert dazu. Wo bleibt aber ihre Freidenkerei? Denn als Freidenker sollten sie wissen, daß in der Völkertafel der Genesis von keinem Volke die Rede ist, das uns veranlassen könnte, an Neger oder Mongolen auch nur im Entferntesten zu denken. ( Reuß.) Japhet und seine Söhne sind Arier durch die Bank. Daher wäre die Bezeichnung Japhetiten ganz unverfänglich gewesen; sie wurde vermieden, weil, wie beim Worte Semiten, die religiöse, d. h. bibelgläubige Auffassung eine große Rolle spielt.

Daher behaupte ich, daß sowohl der Name Antisemitismus als auch die Vermeidung des Wortes für das Pendant der Semiten – nämlich des Wortes Japhetiten – durchwegs aus Vorstellungen der sogenannten geoffenbarten Religion entspringen, und das ist immerhin bedenklich gegenüber der Behauptung, daß der Antisemitismus mit der Religion gar nichts zu tun habe.

Genug von Sem. Gehen wir nun weiter zu dem Begriff semitisch und semitische Rasse. Die Antisemiten halten die Semiten für eine dem Blute nach untereinander verwandte Völkergruppe, nicht bloß für eine Gruppe von Völkern, die verwandte Sprachen – nämlich die sogenannten semitischen Sprachen – reden, sondern für verwandt der Rasse, der Abstammung und dem Blute nach. Denn nur dann, glauben sie, wären gemeinsame Anlagen und Charaktereigenschaften denkbar und möglich. Was sind denn nun diese semitischen Völker, von denen die Juden einen Zweig vorstellen? Heute lebende und semitische Sprachen sprechende Völker sind nur die Araber, die Abessinier und die Reste der Chaldäer. Den Begriff semitische Sprachen hat zum ersten Male Professor Eichhorn aufgestellt im Jahre 1787, in seiner Einleitung in das alte Testament. F. Hommel bemerkt, daß man nämlich vor Eichhorn die hebräische, arabische und aramäische Sprache kurzweg orientalische Sprachen nannte. Es waren die einzigen Sprachen dieser Gruppe, die man am Ende des vorigen Jahrhunderts kannte. In die Völkertafel der Genesis sind nun als Söhne Sem's Elam, Aschur, Arpachschad, Lud und Aram genannt. Aram ist der Stammvater der Aramäer (Syrier), Arpachschad der Ahnherr der Araber und Hebräer; von den Sprachen der Nachkommen Elam's, Aschur's und Lyd's wußte man damals noch nichts. Daher soll der genannte Gelehrte die Bezeichnung semitische Sprachen für die Sprachen der ganzen Gruppe gewählt haben. Die übliche Einteilung der semitischen Völker und Sprachen, der toten wie der lebendigen, ist nun nach Hommel wie folgt:

 

a) im Süden:

  1. Die Abessinier, welche relativ spät von Südarabien herüber ins afrikanische Alpenland Habesch gewandert sind und im 3. Jahrhundert n. Chr. sich zum Christentum bekehrten;
  2. die Südaraber oder Sabäer, auch Himjaren genannt;
  3. die Zentral- und Nordaraber, gewöhnlich schlechthin Araber geheißen.

 

b) im Norden und Nordosten:

  1. die Hebräer und Phönikier (letztere mit ihren Kolonien in Karthago, Spanien, Massilia, Kreta u. a.) und
  2. die Babylonier und Assyrer.
  3. Wenn wir endlich eine Aufzählung der semitischen Sprachen nach der zeitlichen Folge der uns noch erhaltenen Literaturwerke vornehmen, so ergibt sich folgende Reihe:
  4. altbabylonisch (die ältesten semitisch-babyl. Königsinschriften, die sogenannten Izdubar oder Dubarlegenden etc.) von ca. 2000-1500 v. Chr.;
  5. hebräisch (die alten Volkslieder in den historischen Büchern, z. B. Segen Jakobs, Deborahlied; der Dekalog; das jehovistische Geschichtsbuch Gen. 2, 4 etc.; die ältesten Psalmen u. a.) von ca. 1500 an (allerdings das wenigste davon in gleichzeitiger Aufzeichnung);
  6. assyrisch ca. 1200-600 v. Chr. (die längeren historischen Königsinschriften);
  7. neubabylonisch (Inschriften des Nebukadnezar und seiner Nachfolger, dann die assyr. Übersetzung der dreisprachigen Achämenideninschriften):
  8. phönikisch (die ältesten Inschriften nach Einigen vom 7. Jahrhundert an, die meisten aber Jahrhunderte später);
  9. aramäisch von ca. 300 v. Chr. an, da die sogenannten chaldäischen (besser west- oder biblisch-aramäischen) Stücke des alten Testaments jedenfalls nicht später angesetzt werden dürfen; der Hauptteil der uns erhaltenen aramäischen Literatur beginnt aber mit der syrischen, deren älteste Stücke ins 2. Jahrhundert n. Chr. fallen;
  10. südarabisch in den sabäischen (himjarischen) Inschriften, welche zum Teil schon in die ersten Jahrhunderte n. Chr. zu setzen sind;
  11. äthiopisch; die erhaltene Literatur beginnt mit der äthiopischen Bibelübersetzung im 4. Jahrhundert n. Chr.; einige wenige äthiopische Inschriften sind kaum ein Jahrhundert älter;
  12. arabisch vom 6. nachchristlichen Jahrhundert an, in welches die uns noch überkommenen vorislamischen Lieder gehören; dann reiht sich vom 7. Jahrhundert an die umfangreiche mohammedanisch-arabische Literatur an, deren ältestes Denkmal der Koran ist, deren Hauptblüte aber erst in den Beginn der Abbasidenherrschaft fällt.«

 

Nach antisemitischer Theorie sind nun die semitisch sprechenden Völker stammverwandt, weil sie eben stammverwandte Sprachen reden, und die Indogermanen ebenfalls gleichrassig, weil sie auch stammverwandte Sprachen sprechen. Das ist ganz einfach ein grober Irrtum. Die Stammverwandtschaft der Sprachen ist kein Beweis für die Stammverwandtschaft der Völker, die diese Sprache reden. Die Deutschen in Ostpreußen sind germanisierte Slaven, die Bulgaren slavisierte Turanier, ebenso die Großrussen, viele Italiener in der Lombardei sind romanisierte Germanen; dasselbe gilt für viele Bewohner Frankreichs, und diese Beispiele ließen sich ad libitum vermehren. Der berühmte Orientalist Vambéry schreibt:

»Leute mit geschlitzten, schiefen Augen, flacher Nase, stumpfem Kinn, die Vertreter der echten mongolisch-mandschurischen Blutsverwandtschaft sprechen persisch, ( indogermanisch) und zwar das Persische von Ost-Chorassan; während die Bewohner der Ufer des Jaxartes mit ihrem schwarzen Haar und reichen Bartwuchs, dem schlanken Leib und dem langen, schmalen Antlitz den reinen iranischen Typus repräsentieren, aber nur türkisch ( turanisch) sprechen und mit Ausnahme der in den Bergen Samarkands wohnenden Galtsas ihren iranischen Ursprung längst vergessen haben.«

Anatole Leroy-Beaulieu sagt: »Welche Nationalität ist, was die modernen Völker Europas und Amerikas anbelangt, auf Rasseneinheit gegründet? Ist's England mit seinem Amalgam von Bretonen, Sachsen, Dänen, Nordmannen? Ist's Frankreich mit seinen Kymriern, Galliern, Iberern, Germanen, Lateinern? Ist's Deutschland, wo der Teutone im Westen eine so starke keltische, im Osten eine solche slavische Kreuzung erfahren hat, daß in mancher Gegend Deutschlands bei der Mehrheit der Deutschen die blauen Augen und die blonden Haare der Germanen nicht mehr vorkommen? Ist's Rußland, das alte moskowitische Rußland mit seinem Konglomerat von noch heute kaum russifizierten Skythen und Sarmaten, Slaven, Tartaren, Finnen? Wären es die Vereinigten Staaten von Amerika, die seit hundert Jahren Ansiedler aus allen Ländern Europas aufgenommen haben, oder die spanisch-amerikanischen Republiken, welche eine förmliche Hauptskala von ganzen und halben Tönen erfunden haben, um die verschiedenen Abschattierungen der Bastarde zu benennen, welche aus der Kreuzung des Europäers mit dem Indianer und dem Neger hervorgegangen sind? Sämtliche Nationen unserer Zeit sind ein Gemisch von mehr oder minder mit einander verschmolzenen Rassen und Völkern. Wir alle – Franzosen, Russen, Deutsche, Engländer, Italiener, Spanier, Ungarn, Griechen, Rumänen, Bulgaren – sind half-bred, Mischblut. Ob groß oder klein, Abendländer oder Morgenländer, mögen sie sich Germanen, Angelsachsen, Lateiner betiteln, Vollblut erblicke ich unter modernen Völkern keines. Was bliebe von Frankreich übrig, wenn wir auf unser gallisches Blut die Probe bestehen und mit, ich weiß nicht welchem, Bretonen die Parole ausgeben müßten: Frankreich für die Kelten?«

Es geht also nicht an, Völker als stammverwandt bloß deshalb zu betrachten, weil sie verwandte Sprachen reden. Unzweifelhaft ist es eine sichere Errungenschaft der Wissenschaft, daß innerhalb der sogenannten semitischen und der sogenannten indogermanischen Sprachen jede Sprache dieser Gruppen unter sich verwandt ist. Es frägt sich aber, ob die semitischen Sprachen irgend eine nachweisbare Beziehung haben zu jenen Völkern, die von Sem abstammen nach der sogenannten, mehrfach besprochenen Völkertafel der Genesis, oder mit anderen Worten: Gibt es einen Konnex zwischen den sogenannten semitischen Sprachen und den sogenannten semitischen Völkern?

Die Völkertafel von Genesis 10 klärt dieses Rätsel nicht auf. Chanaan ist der Sohn Cham's, nicht Sem's, und doch wissen wir, daß die Chanaaniter Semiten waren und keine Chamiten, der Sprache nach. Mizrajim, der Stammvater der Ägypter, und Kusch, der Stammvater der Äthiopier, sind ebenfalls Söhne Cham's. Kusch ist der Vater Nimrod's, des Erbauers von Ninive (!). Reuß nennt diese Völkertafel die eigentliche und vollständigste ethnographische Mythe. Die Kuschiten (also ein Chamitenzweig), sagt Maspero, sprachen anscheinend eine dem Hebräischen, Arabischen und den übrigen semitischen Mundarten sehr nahestehende Sprache. Die einfachste Erklärung dieser Erscheinung ist die, welche in den Kuschiten und Semiten keine grundverschiedenen Rassen, sondern zwei zu verschiedenen Epochen zur Gesittung gediehene Teile ein und derselben Rasse erblicken würde. Maspero nennt die Kuschiten ganz apodiktisch einen »alten Zweig der semitischen Völkerfamilie«, und einer solchen Autorität darf man glauben. Daher kein Antisemitismus ohne Antikuschitismus.

Das eine wird mir nun der geehrte Leser jetzt schon gütigst zugeben wollen, daß in den Begriffen semitische Völker und semitische Sprachen, insofern sie sich auf die angeblich von Sem abstammenden Völker beziehen, eine Konfusion herrscht, die gar nichts zu wünschen übrig läßt. Wird aber das zugegeben, dann erlaube ich mir die Frage, ob es gerecht und edel ist, Individuen, von denen man annimmt, daß sie zu einer Völkergruppe gehören, deren Begriff so schwankend ist, wie eine auf der Nase eines Akrobaten schwingende Balanzierstange, darum politisch und sozial als inferiore oder schlechtere Wesen zu betrachten!

Sicherlich werden die Antisemiten darauf erwidern, daß ihnen das hier über die Sprache zum Besten Gegebene längst bekannt ist, aber mit der Frage gar nichts zu tun hat, ebenso wenig als wie der Urpatriarch Sem und seine Kinder, Enkel und Urenkel. Es käme ihnen gar nicht auf die Sprache an, ebenso wenig als wie auf den mythischen Urahn. Desto besser; wir können daher weiter gehen und fragen: worin unterscheiden sich denn die Semiten von den Ariern anders als in der Sprache? Sind sie vielleicht anthropologisch eine andere Menschenrasse? Auch hier ist der Unterschied deswegen schwer zu konstatieren, weil die Wissenschaft nichts weniger als einig ist in der Einteilung und im Einteilungsgrund der verschiedenen Menschenrassen. Hier wird erst die Konfusion possierlich, viel ergötzlicher noch als beim babylonischen Turmbau! Linné hat vier Menschenrassen, die er nach den Kontinenten einteilt, Blumenbach fünf, eingeteilt nach der Farbe, Topinard drei, – Einteilungsgrund ebenfalls die Farbe – Huxley vier, – Einteilungsgrund der Körperbau – mit zusammen elf Unterabteilungen; Friedrich Müller zwei, – Einteilungsgrund die Behaarung – mit je zwei Unterabteilungen, die wieder in Unterabteilungen zerfallen, A. Retzius teilt die Menschen ein nach vier kraniologischen Typen, H. Welcker und Boca in fünf, J. Kollmann in sechs, – Einteilungsgrund ebenfalls die Schädelform. Prichard hat sieben, Bory de St. Vincent fünfzehn, Morton zweiundzwanzig Menschenrassen herausgetüftelt! Wie will man denn nach diesen Einteilungen und Einteilungsgründen die verschiedenen Semiten einschachteln! Die schwarzen Abessinier, die schwarzen und die weißen Juden, die krummnasigen und stumpfnasigen, die hellhaarigen und schwarzhaarigen, die schönentwickelten und großen spanischen Juden und die schwächlichen polnischen, die mageren arabischen und die fettleibigen marokkanischen Hebräer. Ich konstatiere, daß eine Einteilung und Scheidung der Semiten weder auf Grund der Schädelform, noch der Farbe, noch des Haarwuchses, noch der geographischen Etablierung streng wissenschaftlich und exakt durchführbar ist. Daß nicht bloß nicht die Semiten, sondern nicht einmal die Juden als eine einheitliche Rasse oder Unterrasse betrachtet werden können, werde ich später nachzuweisen versuchen.

Also mit der Sprache ist es nichts und mit dem Körper und seinen Formen und Teilformen ist es auch nichts Rechtes! Was bleibt nun übrig?

Die Seele, der Charakter, das innere Wesen, antworten stolz die Indogermanen. Wohlan, untersuchen wir streng diese angeblichen Unterschiede. Es ist der berühmte Renan, der es versucht hat, die Unterschiede zwischen Semiten und Arier zu fixieren und zwar in seinem Werke: »Histoire générale et système comparé des langues sémitiques«, ein Werk, das er in Paris im Jahre 1855 publizierte – das Datum ist wichtig – und das vom Institut de France preisgekrönt, von der römischen Curie auf den Index gesetzt wurde. Renan nun entwirft in dem ersten Kapitel seines genannten Werkes ein kühnes allgemeines Bild der semitischen Charakter- und Geisteseigenschaften. Nach seiner Meinung fallen die semitische Sprachen sprechenden Völker tatsächlich zusammen mit einer bestimmten Menschengruppe. Als charakteristische Merkmale der ganzen semitischen Rasse führt Renan an: Sie haben keinen Sinn für Wissenschaft und Philosophie, dafür einen ihnen eigentümlichen Sinn für die Religion; große Entwicklung der Subjektivität, keine Rasse habe mehr egoistische Leidenschaften, sie bilden eine inferiore Rasse der menschlichen Gesellschaft, sie seien von Natur zum Monotheismus gleichsam prädisponiert, sie hätten nie eine Mythologie gehabt. Die Folge ihres Monotheismus sei ihre große Intoleranz, sie allein haben Propheten, sie haben den Begriff Offenbarung erfunden. Dem Semiten fehle der analysierende Sinn und das Verständnis der Vielheit im Weltall; es fehle ihnen jedwede Neugierde, weil ihre Vorstellung von Gottes Allmacht eine derartige sei, daß sie über nichts erstaunen. Es fehle ihnen jedwede Varietät, jedweder Sinn für Nuancen; von Strafen kennen sie nur die Todesstrafe, sie seien zum Ernst angelegt; es fehle ihnen die Gabe des Lachens, sie haben keine plastischen Künste, kein Epos. Sie haben kein Verständnis für die Zivilisation in unserem Sinne, der Typus des Semiten sei in den arabischen Wüsten zu suchen, sie seien von Natur Nomaden, daher vollkommene Anarchie ein Merkmal der Rasse. Militärische Untüchtigkeit, Unfähigkeit zu jeder Disziplin und Subordination, keine persönliche Aufopferungsfähigkeit; der Semite kenne nur Pflichten gegen sich selbst. Die Semiten seien unvollkommen in Folge ihrer Einfachheit, keine Abstraktion, keine Metaphysik, ihre Sprachen seien nicht präzis. Soweit Renan.

In diesem berühmten Kapitel hat Renan den Grund gelegt zum rationalistischen, von der Religion losgelösten, nur die Eigentümlichkeiten der Rasse betrachten wollenden Antisemitismus. Aus dieser Darstellung Renan's haben nun alle Rassenantisemiten geschöpft und sie immer weiter für ihre Zwecke ausgebeutet, obgleich Renan selbst seine Darlegung des Wesens der semitischen Rasse später in Folge der Fortschritte der Assyriologie für antiquiert erklären mußte, was er auch getreu seiner Devise veritatem dilexi getan und mit Freuden getan hat.

Renan hatte sich tatsächlich in seiner obigen Darstellung gründlich geirrt, was dadurch zu erklären ist, daß zur Zeit, wo er dieselbe schrieb, die großen Entdeckungen auf dem Gebiete der Assyriologie noch nicht gemacht waren. Und wirklich fehlen die assyrische und babylonische Sprache in seinem Register; sie glänzen durch Abwesenheit. Diesen Mangel scheint Renan schon damals empfunden zu haben, denn er schreibt in seiner Vorrede: »Alle wesentlichen Charaktereigenschaften, die ich der semitischen Rasse und den Idiomen, die sie gesprochen hat, beigelegt habe, passen durchaus nur für die reinen Semiten, wie die Terachiten, die Araber und die Aramäer im engeren Sinne und bewahrheiten sich nur unvollkommen mit Bezug auf Phönizien, Babylonien, Yemen und Äthiopien. Aber es ist klar, daß ich bei einer Besprechung über die Semiten im Allgemeinen hauptsächlich die Zweige jener Familie im Auge haben mußte, die durch die Berührung mit dem Ausland am wenigsten beeinflußt waren und die die allgemeinen Züge der Völkerfamilie am besten bewahrt haben. Ich will mich gegen den Vorwurf, daß ich mich in meiner Darstellung zuviel durch die Beobachtung der reinen nomadischen und monotheistischen Semiten habe beherrschen lassen und daß ich aus derselben die heidnischen, gewerbe- und handeltreibenden Semiten zu wenig berücksichtigt habe, nicht verteidigen, wenn man mir nur zugibt, daß bloß die Ersteren uns schriftliche Denkmäler hinterlassen haben und daß nur sie allein in der Geschichte der Sprachen den semitischen Geist repräsentieren.« Ja eben, tempora mutantur. Erst im Jahre 1849 hatte F. de Saulcy den Beweis versucht, daß die assyische Sprache eine semitische Sprache ist. Offenbar wußte Renan dies im Jahre 1855 noch nicht, oder er war noch im Zweifel und wagte nicht, sich zu äußern. Professor J. G. Müller versichert in seinem Werke »Die Semiten in ihrem Verhältnis zu Chamiten und Japhetiten« (S. 85), daß Renan damals, also im Jahre 1872, noch zugleich mit Gesenius, Lorsbach, Winer, Tuch, Runik, Hitzig, Jablonsky, Lassen, Bertheau und Röth die assyrische Sprache für eine indogermanische gehalten habe. Er befindet sich also samt seinem Irrtum in guter Gesellschaft; voreilig war aber seine Beschreibung der Semiten darum doch. Heute steht es fest, daß das assyrische und babylonische Reich semitische Imperien waren. Dasselbe ist auch bezüglich der Phönizier und Himjaren sicher, damit stürzt aber seine Theorie über das innere Wesen der Semiten zusammen wie ein Kartenhaus. Stürzt aber die, dann kracht die wissenschaftliche, rationalistische, antisemitische Theorie ebenfalls über den Haufen und der Antisemitismus muß zurück, wo er hergekommen ist, zur Theologie. Denn treten Phönizier, Äthiopen, Assyrer und Babylonier als anerkannte Mitglieder der »semitischen Völkergruppe« in die Öffentlichkeit, dann ist bewiesen, daß die gebildetsten und ältesten semitischen Völker polytheistische Semiten waren, die eine reiche Mythologie besaßen, ein Epos hatten und zwar das Nimrod-Epos; daß sie uns die ältesten Literaturdenkmäler hinterlassen, daß sie fähig waren, große, militärisch starke und Jahrhunderte Stand haltende Imperien zu gründen, mit Disziplin und Subordination, daß sie der Wissenschaft ergeben waren, während die Ausgrabungen in Mesopotamien den Beweis liefern, daß die Kunst bei ihnen blühte. Fritz Hommel sagt in seiner Geschichte Babyloniens, Seite 5: »Was alles in der griechischen Kunst auf phönizisch-babylonische und assyrische Anregung zurückgeht – ich weise hier nur auf die Flügelgestalten, wie auf die jonische Säulenordnung als auf besonders Charakteristisches hin – tritt durch die neuesten archäologischen Forschungen in immer klareres Licht; auch hier ist fast nur babylonischer, weit seltener ein ägyptischer, eher noch hie und da ein aus beiden gemischter Einfluß nachzuweisen ... So bestätigen also Kultur-, Religions- und Kunstgeschichte, daß Babylonien und nicht Ägypten die meisten Steine zu jenem gewaltigen Bau, den wir Zivilisation nennen, beigetragen und daß von Babylonien aus der Strom der Kultur teils zur See durch Vermittlung der Phönizier, teils auf dem Landwege über Kleinasien zu Griechen und Römern und damit später auch ins romanisch-germanische Europa gegangen ist.«

Die Chaldäer, sagt der gelehrte Eduard Meyer, sind in Astronomie und Mathematik die Lehrmeister des gesamten Abendlandes gewesen. Die in der Bibliothek des Königs Assurbanipal (Sardanapal) aufgefundenen Kontrakttäfelchen sind ein Beweis für die damals herrschende Rechtsordnung. Sie zeigen, daß Renan sich irrt, wenn er sagt, der Semite kennt nur die Todesstrafe. Eine semitische Bevölkerung finden wir in Nordbabylonien schon ca. 3800 v. Chr. vor und sie ist ca. 2500 v. Chr. die herrschende im Lande. Die neusumerischen Texte sind, wie Hommel sagt, ganz aus dem semitischen Gedankenkreise herausgedichtet.

Freilich waren es nicht Semiten, welche zuerst Chaldäa bevölkert und kanalisiert haben. Die erste Zivilisation ist keine semitische, sondern eine turanische, obwohl auch das bestritten wird. Hören wir darüber F. Hommel. Er schreibt:

»Daß nicht die Semiten, sondern ein ganz anderssprachiges und andersgeartetes Volk die sumpfigen Niederungen des Euphrat kanalisiert und besiedelt und zugleich die Erfinder der Keilschrift und mancher weiteren Kulturelemente waren, ist eine Tatsache, welche heutzutage kein vernünftiger Forscher mehr in Abrede stellen kann. Die leider mit vielem Aufwand von Scharfsinn nun seit über zehn Jahren bis zum Überdruß vorgetragene und immer wieder neu modifizierte Theorie eines jüdischen Pariser Gelehrten, wonach die sumerischen Texte keine Sprache, sondern nur eine Art Geheimschrift, bezw. ein künstliches grammatisches System hätten darstellen sollen, ist eine der absurdesten Behauptungen, welche je gemacht worden sind. Traurigerweise gibt es keine so törichte Aufstellung, die nicht, zumal bei nur oberflächlichen Kennern der in Rede stehenden Textquellen, sofort vielseitige Zustimmung fände. So ist es auch hier, und das konnte um so leichter geschehen, als Halévy, der Urheber und Hauptverfechter der genannten Theorie, wirklich ein ausgezeichneter Kenner der semitisch abgefaßten babylonisch-assyrischen Literaturdenkmale ist. Und noch mehr muß das allgemeine Urteil, zumal bei Fernerstehenden verwirrt werden, wenn in allerletzter Zeit Forscher, welche selbst einen rühmlichen Anteil am Aufbau der sumerischen Grammatik haben, in ganz bedenklicher Weise den Anschauungen Halévys sich nähern.«

Nun wird niemand behaupten können, daß Hommel ein Freund der Juden ist. Da er aber über die Semiten nichts Böses sagen kann, so fürchtete er sich offenbar, für einen Juden gehalten zu werden und findet sich veranlaßt, in dem Vorwort seines Werkes: »Semitische Völker und Sprachen« ausdrücklich zu erklären, daß er weder jüdischen Blutes sei, noch aus judenfreundlichem Antriebe schreibe. Dem berühmten Petersburger Professor und Semitologen Chwolson wirft er sogar vor, in seinem Werke »die Semiten« übermäßig günstig für dieselben zu schreiben, da er ein Jude sei! Das war notwendig vorauszuschicken, damit man mir nicht den Vorwurf machen könne, nur den Semiten freundlich gesinnte Autoritäten anzuführen. Man darf Hommel somit für ganz unverdächtig betrachten, wenn er erklärt, »daß die uns im zweiten vorchristlichen Jahrtausend in Nordbabylonien entgegentretende, schon so hochentwickelte Kultur, vor allem die Wissenschaften, nie ohne die Mitwirkung der Semiten zustande gekommen wäre und daß nur die Grundlage der babylonisch-assyrischen Kultur von den Sumeriern stamme, ihr Ausbau und ihre Vollendung aber ein Werk der Semiten sei, wenn auch die Letzteren nie ohne jene Grundlagen dieselben geschaffen hätten.« Das ist allerdings gelungen! Wie weiß denn Hommel, daß die Semiten ohne jene Grundlagen diese Kultur nie hätten schaffen können? Weiß denn Hommel, daß die Sumerier jene Kultur geschaffen und nicht selbst wieder von einem anderen uns unbekannten Volke entlehnt und diese wieder von einem anderen und so fort? Spukt da nicht die biblische Auffassung, daß die Menschheit ungefähr 6000 Jahre alt ist, herum, oder etwas Antisemitismus? Welche Kultur, frage ich, hätten denn die Germanen, Gallier und Slaven zustande gebracht ohne die vorhergehende römische, welche Kultur die Römer ohne die Griechen, die Griechen ohne die Phönizier usw. usw., bis in die tiefste Nacht der Zeiten?

Ein anderes großartiges semitisches Volk sind die Phönizier. Auch ihnen wollte der Antisemitismus das semitische Blut absprechen, was um so leichter schien, da nach Genesis 10 die Phönizier zu den Chamiten zu gehören scheinen. Doch dem ist nicht so. Die Kanaaniter sind sicherlich Semiten, und die Phönizier bilden einen von ihren Zweigen. Jesaias 19, 18 nennt das Hebräische die Sprache Kanaans. Diese Phönizier nun gelten als die Erfinder der Schiffahrt; Karthago war eine phönizische Kolonie; Hannibal ein Semite! Phönizier haben wahrscheinlich Afrika umschifft, sie gründeten zahlreiche Kolonien auf Zypern, Rhodus, Kreta, Malta, Sizilien, Sardinien, auf der Nordküste von Afrika und in Südspanien; die Purpurfärberei, Weberei, Glasbereitung, den Bergbau, die Verarbeitung der Metalle, die Baukunst haben sie teils erfunden, teils zu hoher Vollendung ausgebildet.

Dem semitischen Volke der Phönizier verdanken die Hellenen die Kenntnis der Schrift, des kanaanäischen Alphabets; sie haben den kaufmännischen Sinn bei den Griechen geweckt, von den Phöniziern haben die Griechen gelernt bei nächtlicher Seefahrt Norden nach dem Polarstern und damit den Kurs zu bestimmen. Wo bleibt nun die antisemitische Behauptung, daß den Semiten der Sinn fehlt für Kunst, technische Erfindungsgabe, Gemeindeverfassung, Politik, Schiffahrt, Kolonisierung? Waren diese Phönizier eine race inférieure?

Eine Riesenblamage des wissenschaftlichen Rassenantisemitismus fürwahr, diese neuen Entdeckungen und Ausgrabungen! Keine der Behauptungen Renan's – betreffend den Charakter und das Wesen des Semiten – ist auf den Beinen geblieben; da liegen sie am Boden und werden wohl nie mehr ernst genommen werden. Aber der Antisemitismus ruht nicht und deutelt nun herum an den steinernen Tatsachen der archäologischen Funde. Sie greifen zu einem Kniff, den ich das Wegfischen benennen möchte. Er besteht darin, daß sie alles Gute, Treffliche, von den Semiten für die Kultur Geleistete, als von anderen nicht semitischen Kulturvölkern entlehnt darstellen. Die Verdienste der Chaldäer für die Zivilisation sind nun einmal nicht zu leugnen. Was tun die Antisemiten? Sie versuchen glauben zu machen, die Chaldäer seien, obwohl sie eine semitische Sprache redeten, gar keine Semiten gewesen, sondern Indogermanen. Nun sind aber von allen Semiten gerade die Chaldäer mit den Hebräern am verwandtesten (J. G. Müller Seite 75). Das Nimrodepos und die Höllenfahrt der Istar, wiewohl in semitischer Sprache verfaßt, soll nicht ein Werk der Semiten, sondern ihrer Vorgänger, der turanischen Sumerier, und von den Ersteren bloß übersetzt worden sein. Der Gedankengang ist nämlich folgender: Die Semiten sind unzivilisierbare Barbaren, kulturunfähige Nomaden, die in Kunst, Literatur und Wissenschaft und Politik gar nichts leisten können; nun haben wir aber ein semitisches Epos, eine semitische Kunst, Literatur, Mythologie und Wissenschaft, geordnete semitische Großmächte usw. usw. Also waren diese Künstler, Gelehrte, Staatsmänner, Feldherren usw. usw. gar keine Semiten! Dies ist aber ein wahres Monstrum von einer petitio principii. Nun geht es aber hier nicht mehr so weiter, seit die Assyriologie bewiesen hat, daß die oben erwähnte Kunst und Literatur und die wissenschaftlichen Leistungen das Verdienst nicht der Sumerier, sondern der Semiten sind. Die Indogermanen bedauern es lebhaft, daß die ältesten Kulturvölker Babyloniens, die Sumerier und Accadier, Turanier sind und keine Indogermanen, und sie sind naiv genug, es offen auszusprechen, so sehr lieben sie ihre eigene Rasse! Es ist ihnen aber doch tausendmal lieber, daß Turanier die Träger dieser alten Kultur sind, als Semiten. So trachten sie daher, wo es nur geht, den Semiten Verdienste abzuleugnen und wegzufischen, um sie den Turaniern zuzuschwärzen, wenn sie selbst als Indogermanen auch nichts davon profitieren. Helfe, was helfen kann, aber den Semiten soll nirgends Ehre noch Anerkennung noch Ruhm zuteil werden. So wirtschaftet der Haß gegen das kleine Völkchen der Juden auch auf wissenschaftlichem Gebiete.

Man weiß gar nicht, von woher die Semiten eingewandert sind. Nach Hommel und Kremer war ihre ursprüngliche Heimat Armenien, nach Sprenger und Schrader Arabien, nach Guidi der untere Euphrat. Daß der Typus des reinen Semiten der arabische Nomade – der Beduine – ist, ist möglich, aber nicht gewiß; die Bevölkerung Arabiens besteht auch nicht durchwegs aus Beduinen, sondern aus Beduinen und Städtebewohnern. Die letzteren waren es, die den Islam geschaffen haben, und nicht die Beduinen, deren Islam, wie wir von Palgrave wissen, stets ein äußerst oberflächlicher, ja fraglicher gewesen und heute noch ist. Als Renan im Jahre 1855 jene Darstellung schrieb, in welcher er den arabischen Beduinen zum Prototyp der semitischen Rasse machte, war Arabien beinahe noch ganz unbekannt. Die großen berühmten Reisen von Burton, Maltzan, Snook Hugronje, Palgrave waren noch nicht gemacht, und man konnte sich damals einbilden, daß die große Halbinsel fast durchwegs von nomadischen Beduinen bewohnt sei. Das ist aber nicht richtig. Der berühmte Arabienreisende W. Gifford Palgrave in seinem Artikel »Arabia« in der Enzyklopaedia Britannica bemerkt, daß die Städtebewohner ungefähr sechs Siebentel der Gesamtbevölkerung Arabiens ausmachen. Dann bleibt also bloß ein Siebentel für die Beduinen übrig, und trotzdem werden sie von den Antisemiten als der Typus nicht nur des Arabers, sondern der ganzen semitischen Rasse dargestellt! Über die von den Antisemiten aufgestellte Behauptung, daß Beduinen und Räuber so ziemlich gleichbedeutend ist, belehrt uns W. Gifford Palgrave weiter: »Diese Ansicht ist ungerecht. Ihrem Berufe nach und in ihrem gewöhnlichen Lebenslauf sind die Beduinen bloß Hirten und Vieh-Züchter, ihre Kämpfe untereinander, ihre Angriffe und Plünderungen von Reisenden und Karawanen sind Ausnahmen von der Regel und übrigens selten blutig.« Das schändliche Laster der Päderastie, bei den indogermanischen Persern so häufig, kommt beim semitischen Araber nicht vor. Die griechische und lesbische Liebe sind nach indogermanischen Ländern benannt!

Unter allen Mohammedanern gibt es gerade bei den semitischen Arabern am wenigsten Laster und Verkommenheit. Dr. Reinhardt bemerkt in seiner Grammatik des Oman- und Zanzibar-Dialektes, daß in Oman Eunuchentum und Haremsverkommenheit unbekannt ist, dagegen Fehden und Wegelagerei an der Tagesordnung. Er nennt dies ein Stück Mittelalter und denkt dabei sicher nicht an das arabische Mittelalter. Lady Anne Blunt, die mit ihrem Gatten im Jahre 1878 eine Reise nach dem Nedjd, der Urheimat der arabischen Rasse, unternahm, schreibt Seite 270 des ersten Bandes ihres Werkes: Ibn Raschid erhält die ganze Wüste im vollständigsten Frieden. Im ganzen Distrikt des Djebel Shammar, der die wildesten und zum Teile von den wildesten Menschen bewohnten Wüsten umfaßt, kann ein Reisender ohne Waffen und Eskorte ebenso unbehelligt reisen, als auf einer Chaussee in England. Auf jeder Straße in Djebel Shammar begegnet man Städtern, die auf ihren Eseln dahertraben oder zu Fuß gehen allein, ohne Gewehr, noch Lanze und ihr ganzes Vermögen bei sich tragen. Fragt man sie aus über die Gefahren des Weges, so werden sie antworten: »Sind wir denn hier nicht im Lande Ibn Raschid's? Kein noch so vollkommenes System von Patrouillen, Forts und Eskorten könnte ein derartiges Resultat erzielen.« Und dieser Ibn Raschid ist ein Beduine. Lady Blunt bemerkt, daß es zwar für europäische Begriffe von Politik wie ein Widerspruch klingt, die höchste Gewalt im Lande in den Händen der Beduinen zu wissen. Aber in Arabien sind dies die einzigen Hände, die damit umgehen können. Die Stadt kann die Wüste nicht bändigen; will man also im Frieden leben, so muß die Wüste die Städte bändigen. Karsten Niebuhr sagt in seiner Beschreibung von Arabien, die anno 1772 in Kopenhagen erschien: »Andere europäische Reisende wollen die Araber als Heuchler, Betrüger und Räuber gefunden haben. Ich habe aber keine Ursache, mich darüber zu beschweren. Man trifft in Arabien schlechte Leute, aber auch hier, sowie in Europa und anderen Gegenden der Welt viel rechtschaffene brave Männer an.« Er sagt, sie seien ernst, wenig zanksüchtig, reinlicher als die Europäer und in Südarabien von Natur religiös, tolerant, gastfreundlich und höflicher, als die übrigen Mohammedaner. Die Antisemiten lieben es, die Leistungen der Araber zu verkleinern, ja als verächtlich und als geringwertig darzustellen. Ein Jahr, nachdem Renan seine mehrfach erwähnte Beschreibung der Semiten veröffentlicht, erschien in Wien das große Werk Hammer-Purgstall's »Die Literaturgeschichte der Araber«, 7 große schwere Bände. Die arabische Literatur ist eine der bedeutendsten und reichhaltigsten der ganzen Welt, ihre Sprache eine der großartigsten Geistesprodukte des Menschengeschlechtes.

Und was schließlich den arg verlästerten Islam, diese Riesentat semitischen Geistes, anbelangt, so müßte man ja ein Buch schreiben, wollte man alle seine Vorzüge und Vortrefflichkeiten, sowie seine Schattenseiten darstellen. Hier genüge ein Ausspruch von Dr. Otto Pautz. Derselbe schreibt in seinem Werke »Mohammeds Lehre von der Offenbarung« Seite 3:

Fürwahr, es hieße das Walten Gottes in der Geschichte leugnen, wollten wir den großartigen Fortschritt des Islam gegenüber dem altarabischen Heidentum, da wir ihn nicht auf dämonische Einwirkungen zurückführen können, als Wirkung natürlicher Ursachen betrachten, die es nach unserer innersten Überzeugung auf diesem Gebiete überhaupt nicht gibt. Die Läuterung der Gottesvorstellung, die Aufrichtung eines geordneten Gemeinwesens an Stelle der blutigen und gegenseitig aufreibenden Stammfehde, die Sicherung des Besitzes, Regelung der Ehe, milde Behandlung der Sklaven, Barmherzigkeit gegen den Gast, gegen Elende und Arme, endlich die Abschaffung barbarischer Gewohnheiten, wie des Lebendigbegrabens der neugeborenen Mädchen – das sind die Erfolge, auf welche Mohammed am Ende seiner Wirksamkeit zurückblicken konnte.«

Wenn also gelehrte Antisemiten, die Juden mit den Arabern vergleichend und ihre nahe Verwandtschaft erkennend, dieselbe als etwas Ungünstiges, Unvorteilhaftes, 'Unerwünschtes, gewissermaßen als ein Pech, ein Malheur darstellen, so irren sie sich gewaltig. Ich gratuliere den Juden aus ganzem Herzen zu ihrer sehr beneidenswerten angeblichen Verwandtschaft mit der großen edlen, herrlichen, begabten arabischen Rasse.

Und sind nicht etwa auch die südlichsten und schwärzesten von allen Semiten zu bewundern, nämlich die Abessinier, die seit 172 Jahrtausenden in ihren Bergen den christlichen Glauben siegreich in unzähligen Kämpfen bewahrt haben?

Zum Schlüsse noch ein Wort des mehrfach zitierten gelehrten und, wie wir gesehen haben, nicht judenfreundlichen Professors Hommel. Er schreibt in seinem Werke »Semitische Völker und Sprachen«:

»Ich frage nun zum Schluß, ob ein Volksstamm, der im Altertum einer der ersten und beinahe alleiniger Träger der Kultur, der von Anfang an der alleinige Träger der reinen religiösen Idee, nämlich des Monotheismus war, der ferner im Mittelalter die ursprünglich zum großen Teil entweder auf seinen Schultern ruhende oder doch zeitlich der seinigen erst gefolgte indogermanische Bildung wieder auf ein halbes Jahrtausend an sich nahm und so dem Abendland gerettet hat, der noch heut in Afrika und Asien den unkultivierten Völkern gegenüber eine relativ immer hoch zu nennende Zivilisation, freilich jetzt innerlich faul und zersetzt, repräsentiert und in Europa in den wenn auch nicht sprachlich, so doch als Volk uns Indogermanen eng geschlossen gegenüberstehenden Juden mit schlauer Berechnung und der ihnen eigentümlichen Zudringlichkeit zwei Hauptfaktoren des sozialen Lebens des 19. Jahrhunderts, das Geld und die Presse (ob zu unserm wie auch ihrem Nutzen, übergehe ich hier), fast ganz in seine Gewalt bekommen – ich frage, ob ein solcher Volksstamm ein niederstehender, eine »race inférieure« genannt zu werden verdient? Nach Licht- wie Schattenseiten, auf keinen Fall. – Oder wollen Sie Völker, die wie die Assyrer im Altertum große Kriege geführt und halb Asien unter ihre Botmäßigkeit gebracht, wobei sie z. B. die kleinasiatischen und durch diese dann die europäischen Griechen ihre Kunstformen kennen und nachahmen lehrten, – Völker, die, wie die Phönizier, von den Säulen des Herkules und dem silberreichen Tartessos bis Indien ihre Handelsflaggen wehen ließen, die ferner den Griechen von ihren Kolonien aus auch in geistiger Beziehung vielleicht mehr, als wir jetzt noch ahnen, übermittelt (vgl. nur die Buchstabenschrift und den Kult einiger uralten sumerischen Gottheiten wie der Istar-Aphrodite, in deren Gefolge aber wahrscheinlich noch eine Menge anderer Kulturentlehnungen sich befanden), wollen Sie solche als unbegabt hinstellen? Wollen Sie Völker, die schon lange vor den Griechen Großes in der Kunst (besonders in Weberei, Skulptur und Architektonik) geleistet, ja von denen hierin, wie sich jetzt immer mehr nachweisen läßt, sogar die Griechen, dies Volk der Kunst, manches entlehnt, – Völker, die, noch bevor man Homers Gesänge rezitierte, aus dem sumerischen Götterkultus einen Zyklus epischer Gedichte wie die assyrischen Izdubar- und Istarlegenden geschaffen, die, vergleichen Sie die hebräische Dichtung, in lyrischer und didaktischer Poesie so Schönes, Originelles, Großartiges und Heiliges hervorgebracht wie kein anderes Volk des Altertums, die wie die Araber ohne jeglichen Einfluß schon in der vorislamischen Zeit für ihre Volkspoesie sich eine Metrik geschaffen, welche vollkommen ebenbürtig neben der altklassischen des Abendlandes steht, wollen Sie solchen eine höhere Begabung absprechen? Völkern, bei denen wir, wie bei den Assyrern, die älteste Grammatik und Lexikographie der Welt und zwar aus ihrem eigenen Genius entstehen und sich ausbilden sehen, und welche in andern Wissenschaften, wie in der Mathematik, insbesondere Astronomie, die Lehrer sämtlicher Völker des Altertums gewesen? Oder, wenn wir in spätere Zeit uns versetzen und in Spanien die herrlichen jüdischen Lieder eines Juda Halevy, wie die uns durch Schack in so reizendem Gewand zugänglich gemachten andalusisch- und sizilisch-arabischen Poesien erklingen hören, wenn wir ebenda eintreten in die Säulenhallen und den Löwenhof der Alhambra, wie in Indien in die Prachtbauten der Muhammedaner zu Delhi, wenn wir sehen, was die Araber in der Wissenschaft geleistet, so in der Philosophie, wo z. B. die Deduktionen unserer Philosophen von Scotus Erigena bis Kant und Schelling nach v. Kremers Urteil nicht klarer sind als die der islamischen Denker, während bei einem anderen Zweig der arabischen Wissenschaft, nämlich dem bewunderungswürdigen System der arabischen Nationalgrammatik und Lexikographie noch heute jeder Semitist in die Schule gehen muß und es mit dem Gefühl verläßt, daß weder Griechen noch Germanen jemals so fein ihre eigene oder eine andere Sprache durchforscht und daß zumal unsere klassische Philologie mit ihrer Konjekturenjägerei und engherzigen, nur auf den Buchstaben blickenden Interpretationsweise vor der Methode der heutigen europäisch-arabischen Philologie, welche auf die wissenschaftlichen Schulen der Araber gegründet und durch die semitische Sprachvergleichung vertieft ist, sich wohl neigen dürfte, statt auf sie als auf unnötige Liebhaberei herabzusehen, – und wenn wir endlich uns daran erinnern, wie das Schulwesen fast zu allen Zeiten und zum Teil noch jetzt bei den Semiten eine bei weitem höhere und wichtigere Rolle als bei den Ariern gespielt, wie überhaupt auf die Ausbildung des Geistes der Semite von jeher großes Gewicht gelegt, so müssen wir doch bewundernd anerkennen, welche Aufgabe die Semiten in der Kultur- und Weltgeschichte zu vollbringen hatten und wie sie dieselbe erfüllt: an Geduld, Ausdauer und Eifer weit über den Indogermanen stehend, an Originalität und Vielseitigkeit allerdings von ihnen übertroffen, aber doch voll Begabung (nur ganz andrer Art als die der arischen Völker) waren sie, was nie zu vergessen ist, ihre Vorgänger und Wegbahner in der geistigen wie materiellen Kultur, ganz abgesehen von ihrer hohen religionsgeschichtlichen Mission, worin sie mit keinem andern Volksstamm zu vergleichen sind.«

Wie sehr sich Hommel hier irrt in dem Passus, welcher von den Juden handelt, werde ich gleich beweisen.

Dr. Felix von Luschan, Dozent an der Berliner Universität, schreibt: »Und nun bitte ich, zum Schlüsse noch eine einzige Frage aufwerfen zu dürfen – die nach den ethischen Eigenschaften der Juden. Renan hat die Semiten einmal als eine Race inférieure bezeichnet, und dieser Ausspruch, den jetzt vielleicht Niemand mehr bedauert, als der große und verdiente Gelehrte selbst, der ihn einst getan, hat so viele Anhänger gefunden, daß ich es mir nicht versagen kann, denselben hier zu

beleuchten. Und da darf ich wohl erst ganz bescheiden mit Hommel daran erinnern, wie diese inferiore Rasse schon lange vor Homer epische Dichtungen gehabt hat, wie sie ein fertiges Keilschriftsystem besessen und wie sie großartige Paläste mit kunstvollen, heute noch angestaunten Bildwerken zu einer Zeit schon geschaffen hat, in der wir Deutsche noch in Höhlen und Erdlöchern gewohnt haben und kaum noch gelernt hatten, den Feuerstein zu Werkzeugen zu bearbeiten. Ebenso möchte ich bescheiden daran erinnern, daß unsere christliche Religion auf semitischem Boden entstanden ist und daß jene inferiore Rasse ein Jahrtausend früher die Buchstabenschrift erfunden hat, aus der sich nachher alle europäischen Alphabete entwickelt haben, und daß ein Jahrtausend später die arabische Wissenschaft in Spanien zu so hoher Blüte gelangt ist, daß man aus ganz Europa dahin zusammenströmte, um Mathematik und Astronomie, Medizin und Philosophie, Geographie und Geschichte an der Quelle zu studieren.

So braucht man also nur an Babylon und Ninive zu denken, an Tyrus und Karthago, an Bagdad und Granada, um die kulturhistorische Bedeutung der Semiten in den drei großen Zeiträumen ihrer Geschichte zu erkennen. Aber auch von ihrer politischen und militärischen Kraft hat diese inferiore Rasse Proben abgelegt, die nicht ganz unansehnlich sind: Die assyrischen Könige haben ein Weltreich geschaffen, gefestigt und erhalten, wie vor ihnen keines je bestanden und müssen als die ersten militärischen Organisatoren angesehen werden, denen wir in der Geschichte begegnen; vor Karthago hat Rom gezittert, und der Sturmlauf, in dem später der Islam die Mittelländer eroberte und ein neues Weltreich gründete, ist auch keine eben verächtliche Leistung.«

Die Semiten waren hochzivilisiert zu einer Zeit, als die Indogermanen noch ganz einfach Wilde waren. Babylon ist nicht nur das Mutterland der babylonisch-assyrischen oder der späteren semitischen oder der griechischen und römischen Kultur, es ist das Mutterland der ganzen abendländischen, also unserer Kultur überhaupt.

Es gibt nur noch zwei Zivilisationen, die den Namen Kultur verdienen, außer der babylonischen, und das ist die indische und die chinesische. Diese babylonische Kultur geht sehr weit, sehr tief.

Im Jahre 1886 übersetzte der protestantische Pastor Cerisier ein ganz bitterböses englisches Buch, bitterbös nämlich für die Katholiken; denn der Verfasser selbst ist ein frommgläubiger Protestant. Das Buch führt den Titel: »Les deux Babylones« und hat zum Verfasser A. Hislop.

Der Autor versucht in seinem gelehrten, 490 Seiten starken, mit zahlreichen Illustrationen versehenen Werke den Nachweis zu liefern, daß der wesentliche Charakter der römischen Kirche, die Hauptobjekte seines Kultus, ihre Feste, Lehre, Disziplin, Riten, Zeremonien, Priesterhierarchie, Orden, ja selbst der Marienkult und der Kult des Jesuskindleins und des göttlichen Herzens, die Prozessionen, Reliquienverehrung, Sakramente, Lampen, Kerzen, Kreuzzeichen, Rosenkranz, Fegefeuer, Symbole, Kultusgeräte samt und sonders aus der babylonischen Kultur und Religion entlehnt sind.

Der antisemitische Judenhaß, der nicht nur Israel verfolgt und hetzt, sondern auch Israels entfernteste Verwandte, ja Wahlverwandte, hat jetzt noch die Behauptung zur Disposition, daß die Semiten selbst nichts produziert und daß die babylonische, phönizische, arabische Kultur von diesen semitischen anderen Nationen entlehnt sei, bei denen sie dieselbe vorgefunden. Natürlich läßt sich das leicht behaupten. Ich habe bereits früher darauf hingewiesen, daß die semitischen Babylonier von den Sumeriern viele Götter entlehnten. Die Religion der Sumerier war aber bloß Schamanismus. Die Semiten haben etwas daraus gemacht, geschaffen, nämlich diese ganze riesengroße babylonische Kultur. Was würden die Germanen dazu sagen, wenn ihnen Einer bemerken wollte: Ihr seid nichts wert, denn euere ganze Kultur und Zivilisation ist den Römern und dem nicht auf germanischem, sondern auf semitischem Boden entsprossenen Christentum entnommen, daher seid ihr eigentlich Barbaren und im Grunde ganz dieselben wie euere Vorväter, die den lieben Göttern in aller Form und genau nach vorgeschriebenem Ritus die armen römischen Gefangenen geschlachtet, rituell geschlachtet haben. Euere ganze ritterlich romantische Dichtung schöpft, wie euer Landsmann Johannes Scherr sich ausdrückt, ihre Formen aus der arabischen Poesie in Spanien. Ihr seid daher doppelt semitisiert. Scherr behauptet, daß die Sagen von Artus, dem heiligen Gral und Tristan und Isolde keltisch-bretonischen Ursprungs sind. Sogar im Nibelungenlied sind christliche Gedanken zum Ausdruck gebracht. Der Heliand ist schon ganz und gar ein christliches Kunstprodukt, ihr habt nichts als die heidnische Edda; nur die ist echt germanisch.

Aufbäumen würde sich, und mit Recht, jeder Germane gegen eine derartige Beurteilung. Aber dem Semiten gegenüber ist jede Ungerechtigkeit erlaubt. Adversus hostem aeterna auctoritas.

Die Semiten sind und bleiben dem Wesen nach Nomaden, ist ein Dogma des wissenschaftlichen Antisemitismus. Daher ihre Inferiorität. Das begreife ich nun gar nicht, wie man Semitentum und Nomadentum in Verbindung bringen kann. Wären alle Semiten Nomaden und gäbe es keine nicht-nomadischen Semiten, so wäre ein Zusammenhang da; wären alle Nomaden Semiten und gäbe es keine nicht-semitischen Nomaden, dann wäre ebenfalls ein Zusammenhang zwischen den beiden Begriffen Nomaden- und Semitentum. Nun aber gibt es massenhaft Nomaden, die keine Semiten, und massenhaft Semiten, die keine Nomaden sind, so daß ich keinen Konnex zwischen den beiden Begriffen heraustüfteln kann. Die zivilisiertesten semitischen Völker waren keine Nomaden, wenigsten nicht in geschichtlicher Zeit. Das Prototyp des Nomadismus sind die Zigeuner, die selbst in Europa trotz aller Bemühungen der Regierungen, trotz aller ihnen für den Fall ihrer Ansässigmachung gebotenen Vorteile dennoch immer Nomaden geblieben sind. Und diese Zigeuner sind Indogermanen, wenn auf die Sprache als Beweis für die Rasse das Geringste zu geben wäre; die Zigeunersprache ist eine indogermanische, mit dem heutigen Hindi verwandte und zwar nahe verwandte Sprache. Auch sei die Frage gestattet, ob es nie eine Zeit gegeben hat, in welcher die Germanen und andere, heute ansässige und Ackerbau treibende Völker Nomaden waren? Waren nicht die Türken und die Magyaren einmal Nomaden? Und ändert sich nicht der Charakter der Nomaden, den man uns immer als etwas Unveränderliches vorreiten will, gar sehr im Laufe der Zeiten? Was hat nicht Buddha's sanfte, friedliche Lehre aus dem entsetzlich grausamen, räuberischen Nomadenvolke der Mongolen gemacht? Ein friedliches, sanftmütiges Volk von Hirten. Gibt es einen Nomadentypus überhaupt, was den Charakter anbelangt? Wer will das Kunststück wagen, Mongolen, Beduinen, Tuaregs und Esquimaux unter eine begriffliche Haube unterzubringen? Gerade turanische Nomaden haben große, kriegerische, langlebige Staaten gegründet, denen auch Zivilisation nicht abgesprochen werden kann. Ich erwähne hier bloß das osmanische Kaiserreich, das osttürkische großmogulische Reich in Indien, die Mandschus in China, die Magyaren in Ungarn, die Uralaltaier in Großrußland. Aber nein; weil ein Teil eines Teiles der heutigen Semiten, nämlich die Beduinen, Nomaden sind und andere Semiten es vor Olims Zeiten auch waren, darum sollen die Semiten von Natur Nomaden sein! Daß die Germanen vom Beginne ihres Auftretens in Europa, also von der Zeit der Invasionen der Zimbern und Teutonen an, ca. 100 v. Chr. bis zu ihrer definitiven Ansässigwerdung nach der Völkerwanderung ebenfalls herumgewandert sind, daß die Araber in Spanien, Indien, Persien, im Sunda bei der ersten dargebotenen Gelegenheit vom Nomadentum zur Ansässigkeit übergegangen sind und gerne, verblüfft die antisemitische Theorie nicht im Geringsten. Denn sie hat noch eine letzte Zufluchtsstelle, einen Schlupfwinkel übrig; sie sagt nämlich: Wenn die Semiten-Nomaden etwas leisten, so geschieht es in Folge von Vermischung mit Nichtnomaden-Nichtsemiten. Vortrefflich! Die »echten Semiten«, also die Nomaden, die doch in Wüsten und Steppen hausen, leisten im derartigen Terrain nichts, und das wird ihnen zuerst zum Vorwurf gemacht. Ja warum denn? Was können sie denn dort überhaupt, auch mit bestem Willen, leisten? Selbstverständlich vermischten sie sich, sobald sie aus ihren Wüsten herauskamen, mit den übrigen Völkern, insbesondere in Folge der Polygamie. Wenn da nun eine tüchtige Progenitur herausgekommen ist, so sehe ich nicht ein, warum deren Tüchtigkeit nicht ebenso auf Rechnung des semitischen Teiles, als auf den des nichtsemitischen gesetzt werden kann.

Eine edle Araberin heiratete einst einen Araber niederer Herkunft. Hamyda, so hieß die Dame, sagte in einem Spottgedicht auf ihren Mann: »Ich bin eine arabische Vollblutsstute, der Sprosse edler Mutter, aber mein Mann ist ein Maulesel; bringe ich ein edles Füllen zur Welt, wißt, es ist von mir, ist es aber eine Mißgeburt, so wißt, es ist von ihm entsprungen.« Gerade so gescheit reden die Antisemiten über die Kreuzungen zwischen Semiten und Ariern. Ist es was Rechtes, so ist es nicht vom semitischen Teile, sondern vom arischen. In Spanien hausten die Westgothen bis zur arabischen Eroberung. Von wem stammt wohl die maurische Kultur; von den semitischen Arabern oder von den germanischen Westgothen? Ich bitte meine verehrten Leser arischer Rasse, sich nur immer vor Augen zu halten, was ihre Nationen heute wären, wenn sie nicht mit Rom, Byzanz und dem Christentum in Berührung gekommen wären, und von diesem einzig richtigen, einzig gerechten und vernünftigen Standpunkte aus die Behauptung zu beurteilen, der Semite könne nur entlehnen, aber selbst nichts schaffen. Durch das hier Gesagte widerlegt sich eines der stärksten Argumente der Antisemiten zugunsten ihrer Theorie von der Minderwertigkeit der semitischen Rasse ganz von selbst. Dieses Argument lautet wie folgt:

Die sogenannte arabische Kultur ist nicht etwas Ursprüngliches, sondern entlehnt, wie uns das Beispiel von Spanien zeigt. Warum konnten es denn dort die Araber zu einer Kultur bringen, während sie in den afrikanischen Küstenländern Tripolis, Tunis, besonders in Marokko, welches von Spanien nur durch eine dünne Meerenge getrennt ist, gar nichts geleistet haben? Offenbar, sagen die Antisemiten, entstammt daher die spanisch-arabische Kultur den christlich-germanischen (westgothischen) und romanischen Völkern, nicht aber den semitischen. Diese Schlußfolgerung erscheint auf den ersten Blick sehr einleuchtend. Bei näherer Betrachtung ist sie jedoch unhaltbar, denn erstens gab es auch in Nordafrika das germanische Reich der Vandalen, und es entwickelte sich dort keine Kultur, nachdem die Araber das Land in Besitz genommen hatten; zweitens stand die Kultur der germanischen Völker zur Zeit der Eroberung Spaniens durch die Araber bekanntlich auf einem sehr tiefen Niveau. Ein Vergleich zwischen der arabischen Kultur jener Zeit und der christlich-germanischen derselben Epoche fällt für die letztere außerordentlich ungünstig aus. Man denke nur an die Zeit der Merovinger. Eine sehr interessante Parallele zwischen diesen beiden Kulturen hat J. W. Draper geliefert in seinem bekannten Werke: »Die Konflikte der Wissenschaft und der Religion.«

Es ist sonnenklar, daß das Verdienst den semitischen Arabern gebührt und nicht den indogermanischen Christen. Wir sehen aus dieser Betrachtung die großen Vorteile, die für eine jede Zivilisation durch den Verkehr, den Handel, den Gedankenaustausch und die Mischehen entstehen. Die Araber konnten in ihrer glühenden, zum größten Teil sandigen Halbinsel nur wenig leisten. Auf einer ebenso niedrigen, vielleicht noch niedrigeren Stufe standen dereinst die Germanen in ihren Wäldern und Gauen.

Sobald die Germanen aber mit Völkern anderer Kulturkreise in Berührung kamen, erblühte Kultur und Zivilisation. Gerade dasselbe war mit den Arabern der Fall. Sie waren fast überall das befruchtende Prinzip. Das Yang der Chinesen im Gegensatz zum Yih, das die Völker ausdrückt, welche von ihnen die Anregung erhielten. Daher singt die Burda das berühmte Lobgedicht auf Mohammed von ihrem Standpunkte aus so treffend: »Das ist Mohammed, der Herr dieser und jener Welt, der Herr der Menschen und Ginnen, der Herr der beiden großen gesonderten Scharen der Menschenkinder: der Araber und der Barbaren«; und einer ihrer Schriftsteller, ein übermütiger indischer Muslim, hat einmal frech geschrieben: Der Fortschritt der Weltgeschichte sei dreimal verloren gegangen: einmal in der Schlacht bei Marathon, zum zweiten Male, als Carl Martell die Araber schlug, zum dritten Male, als das von den Türken belagerte Wien entsetzt wurde. Es kommt eben alles auf den Standpunkt an.

Es ist wirklich schwer, sich einen größeren Unsinn auch nur vorzustellen, als eine verschiedene Behandlung von Leuten gleichen Bildungsgrades wegen angeblicher Rassenverschiedenheit. Das Wahnwitzige der Sache für den Fall, der uns hier beschäftigt, liegt in der Tatsache, daß die Gruppierung der Völker nach Semiten und Ariern auf einer linguistischen, philologischen Einteilung beruht und daß in geradezu hirnverbrannter Weise die Folgerung aus der Sprachverschiedenheit gezogen wird, daß die linguistischen, philologischen Grenzen der beiden Gruppen auch anatomisch zusammenfallen müssen, eine Behauptung, die heute als pyramidaler Unsinn nachgewiesen ist. Selbstverständlich ist auch der Begriff Arier ausschließlich ein philologischer. Die größte und berühmteste Autorität für das Ariertum, Professor Max Müller, beginnt seinen Artikel »Aryan« in der Encyclopaedia Britannica mit den Worten: »Aryan ist ein terminus technicus, welcher eine der großen Sprachfamilien, die sich von Indien nach Europa erstreckt, bezeichnet usw.« Max Müller sagt, daß es Friedrich Schlegel war, der zuerst die Familienverwandtschaft dieser Sprachen entdeckte und ihnen den Namen indogermanische Sprachen gegeben hat und zwar in seinem Werke: »Die Sprache und Weisheit der Indier«, erschienen im Jahre des Heiles 1808. Wie Eichhorns Begriff »semitisch« ein rein philologischer Begriff ist, so ist auch Schlegels Begriff »indogermanisch« ausschließlich philologisch. Vor Eichhorn (1780) und Schlegel (1808) waren diese Begriffe noch nicht erfunden, – noch vor ungefähr einem Jahrhundert wußte die Welt nichts von einem angeblichen Unterschied zwischen Semiten und Indogermanen, – die beiden Gelehrten würden sich sicherlich im Grabe umdrehen, wenn sie sich die Verwüstungen ansehen könnten, welche ihre Erfindung seither angerichtet hat. Die ehemalige Sprache der Juden war eine semitische, ihre heiligen Schriften sind in zwei semitischen Sprachen – nämlich hebräisch und aramäisch geschrieben. Sie stammen, wie Christen und Juden behaupten, alle miteinander von Sem ab, also, wird geschlossen, rollt in ihren Adern durchwegs semitisches Blut und sie bilden ein für sich abgeschlossenes Ganze. Daß dem aber nicht so ist, daß die heutigen Juden ein Mischvolk sind, daß sie schon vor Christi Zeiten ein Mischvolk waren, ist eine Tatsache, die durch Renan, Leroy-Beaulieu, F. von Luschan und viele andere unzweifelhaft bewiesen ist. Für den Juden freilich sind heute die Begriffe jüdische Religion und jüdische Rasse identisch. Aber sie irren sich gewaltig. Es ist trotzdem sicher, daß die Juden sich zuerst, bald nach ihrer friedlichen Eroberung Kanaans, mit der dortigen Urbevölkerung vermischten, es ist unzweifelhaft, daß sie während der babylonischen Gefangenschaft Ehen mit den dortigen fremden Frauen schlossen, denn sonst hätten Esra und Nehemia bei der Rückkehr der Juden von Babylon nach Jerusalem keine Veranlassung gehabt, einen derartigen Krawall gegen die Mischehen und die fremden Weiber zu inszenieren, wie sie ihn tatsächlich nach dem Berichte des achten Kapitels Esras, welches die Vertreibung der fremden Weiber aus Jerusalem schildert, losgelassen haben. Aber Ruth war ja eine Mohabiterin, also eine Nichtjüdin, und sie war die Urgroßmutter Davids, des jüdischesten aller Könige!

Zur griechischen und römischen Zeit war das Judentum nicht einmal mehr eine nationale Religion; es hatte bereits einen sehr glücklichen Anlauf genommen eine Universalreligion zu werden. Flavius Josephus bemerkt in seiner Schrift gegen Apion: Große Massen sind von Nacheifer für unsere Art und Weise der Gottesanbetung so heftig erfaßt, daß es keine einzige griechische oder barbarische Stadt, keine Nation gibt, wo nicht der Sabbath, unsere Fasten, unser Lampendienst unsere Speisevorschriften beobachtet werden. Palästina war damals nur mehr der Kernpunkt des Judentums. Eine große Zahl der zum Judentum bekehrten Heiden hatte sich sogar beschneiden lassen, eine noch größere Anzahl Griechen gehörte in Alexandrien der jüdischen Gemeinde an. Die Propaganda wurde äußerst rege betrieben; sie begann ungefähr 150 Jahre v. Chr. und dauerte bis gegen 200 nach unserer Zeitrechnung. Helene, die Königin von Adiabene, trat mit ihrer ganzen Familie zum Judentum über und es ist sehr wahrscheinlich, daß ihre Untertanen das gleiche getan. Auch in Syrien trug die Propaganda reiche Früchte; die herodischen Fürsten waren außerordentlich reich und in der Hoffnung, Töchter aus diesem Königshause zu heiraten, kamen viele Fürsten des Ostens aus Emesis, Cilicien, Comagena usw. nach Jerusalem und wurden Juden.

Dio Cassius schrieb im Jahre 225 n. Chr., er wisse nicht, woher der Name »Juden« komme, doch bezöge sich diese Bezeichnung auch auf viele andere Menschen, die einer anderen Rasse angehören und welche die jüdischen Institutionen angenommen haben. Es gebe auch in Rom viele Leute dieser Sorte, und alle Versuche, ihre Vermehrung aufzuhalten, haben nur dazu geführt, ihre Zahl zu vergrößern. Kaiser Antoninus Pius bestimmte in einem Gesetze, daß die Juden ihre Söhne beschneiden lassen dürfen, jedoch nur ihre Söhne, woraus klar hervorgeht, daß auch Heiden häufig zum Judentum übertraten.

Erst nach dem Kriege mit Bar Kochba zog sich das Judentum wieder zusammen und schloß alles Fremde von sich aus. Jede Propaganda, jedes Proselytenmachen nahm damals ein Ende. Die Proselyten werden der Aussatz Israels genannt und trotzdem drangen immer wieder Nichtjuden durch Bekehrung in das Judentum ein. Der heilige Johannes Chrysostomus predigte in Antiochien seinen Gläubigen unausgesetzt, daß sie es unterlassen sollen, in die dortige Synagoge zu gehen, um Eide zu leisten und das Osterfest mit den Juden zu feiern. Es scheint, daß in dieser Stadt die definitive Trennung zwischen Christen und Juden damals noch nicht ganz durchgeführt war.

Wir wissen aus den Werken des Gregorius von Tours, daß es im fränkischen Reich, in Paris, Orléans und Clermont, sehr viele Juden gab; nie spielt er darauf an, als gehörten diese Juden einer fremden Rasse an. Es ist sehr wahrscheinlich, daß eine große Zahl dieser Juden nichts Anderes war, als zur mosaischen Religion übergetretene Gallier und Germanen und auch keinen Tropfen semitischen Blutes in ihren Adern hatten. Wir wissen ferner aus sicheren geschichtlichen Nachrichten, daß sich in Arabien mehrere nichtjüdische Stämme zum Judentum bekehrt haben. Die Benu-Kinanah, die Kuraiza und Nadhir, mehrere Familien aus dem Stamme Aus waren Juden. In Jemen bekehrte sich der Landesfürst auf Zureden des Abu-Kaiiba zum Judentum.

In Abessynien gibt es mehrere schwarze Völkerstämme, die nicht semitische, sondern chamitische Sprachen sprechen und das Judentum angenommen haben. Sehr merkwürdig ist auch die Bekehrung der Chazaren zum Judentum. Dieses jüdische Königreich bestand von ca. 740 bis 1016, in welchem Jahre es durch Russen und Byzantiner erobert wurde.

Ungefähr zur Zeit Karls des Großen hatte der heidnische König der Chazaren mit seinem Hofe und Volke das karaitische Judentum angenommen. Die Chazaren waren ein finnisch-ugrischer Volksstamm, verwandt mit den Magyaren und Bulgaren, der an der Wolga, am Kaspischen Meere und in der Nähe von Astrachan hauste. In diesem Reiche hatte es viele Christen und Mohammedaner gegeben; die Juden waren als Kaufleute, Dolmetscher, Ärzte des chazarischen Fürsten bekannt und es gelang ihnen, ihrem Herrscher Bulan Liebe für das Judentum einzuflößen. Diese Bekehrung des chazarischen Königreiches zum Judentum ist außerordentlich wichtig; denn es ist durch dieselbe ein ganzes nichtsemitisches Volk in das Judentum eingetreten.

In den Gesetzen, die unter den römischen, byzantischen und fränkischen Kaisern erlassen wurden, finden sich zahlreiche Strafbestimmungen gegen Christen, die zum Judentum übertreten. Dies beweist, daß die Übertritte häufig vorgekommen sein müssen. Es ist daher einfach unmöglich, daß die heute unter uns lebenden Juden eine ungemischte Rasse vorstellen. Rabbi Jehuda Ben Jecheskel, welcher im 3. Jahrhundert lebte, konnte sich nicht entschließen, seinen Sohn zu verheiraten und zwang ihn lange nach erreichter Mannbarkeit ledig zu bleiben, da er vollständig sicher sein wollte, ob die Familie seiner Schwiegertochter dem Blute nach vollkommen rein sei. Sein Freund Ulla bemerkte schon damals mit Recht: »Wissen wir denn selbst bestimmt, ob wir nicht von jenen Heiden abstammen, welche bei der Belagerung Jerusalems die Jungfrauen Sions geschändet?« Also schon damals hatten die Juden begründeten Verdacht, daß ihr Blut sich mit fremdem Blute vermischt hatte. Die Juden sind aber nicht bloß eine einheitliche Mischrasse, die sich zwar mit einem oder mehreren Völkern vermischt hat, aber dennoch einen neuen Mischtypus geschaffen, sondern sie sind selbst untereinander in dieser Beziehung außerordentlich verschieden. Wir haben bereits gesehen, daß der Begriff Semite und semitisch ein ausschließlich philologischer Begriff ist. Nehmen wir nun den arabischen Beduinen als Typus der semitischen Rasse an, so zeigt sich gerade zwischen ihm und dem Juden eine nicht unerhebliche Verschiedenheit. Die Beduinen haben fast durchwegs lange schmale Köpfe, auch durchwegs dunklen Teint und, was besonders hervorgehoben werden muß, eine kurze, kleine, wenig gebogene Nase, eine Nase, die das gerade Gegenteil von dem ist, was man sich bei uns zu Lande unter einer echten Judennase vorstellt. Der Dozent der Berliner Universität Dr. Felix von Luschan hat über die anthropologische Stellung der Juden einen sehr lehrreichen Vortrag gehalten, den ich bei meiner Darstellung hier benütze. Er hat vergleichende Messungen von hebräischen und aramäischen Schädeln angestellt und dabei entdeckt, daß unter ihnen 50 Prozent ausgemachte kurzköpfige, 11 Prozent blonde mit echten Judennasen, mannigfaltige Mischformen und nur fünf Prozent Langschädel nach beduinischem Muster vorkommen.

Dr. Luschan kommt daher zu dem Schluß, daß nur ein kleiner Bruchteil der Aramäer und Hebräer aus wirklichen Semiten besteht, Unter den deutschen Juden hat er 11 Prozent blonde entdeckt. Auch in Syrien ist ein großer Prozentsatz der Bevölkerung blond.

Nun wissen wir, daß die in Syrien lebenden Amoriter, von denen die Bibel spricht, ein blondes Volk waren, und es ist kein Zweifel vorhanden, daß der ganze Nordrand von Afrika von blonden Völkern bewohnt war, die wahrscheinlich der Drang nach Süden von Europa in jenes warme Gebiet gezogen. Auch die Ägypter kannten sie unter dem Namen Tamehu, das Volk der Nordländer. Es scheint nun, daß diese Amoriter ein Zweig dieser Tamehu waren und daß sie sich schon früher mit den Juden vermengten. Es gibt nun ein Volk, welches anatomisch nach seinem Schädelbau, seiner Haar- und Augenfarbe und ganz besonders nach der Form der Nase den Juden nachgewiesenermaßen sehr nahe kommt, und dieses Volk spricht eine indogermanische Sprache und ist christlich. Es sind dies die Armenier. Aber auch mehrere Volksstämme im Kaukassus, vor allem die Georgier, gleichen den Juden frappant.

Als ich vor einigen Jahren die Fahrt von Batum nach Tiflis machte und die Volkstypen an den Eisenbahnstationen betrachtete, war ich im höchsten Grade überrascht über die Ähnlichkeit der dortigen Bevölkerung mit den polnischen und russischen Juden. Hiervon kann sich ein jeder überzeugen, der sich die Mühe nehmen will, ein illustriertes Werk über den Kaukasus und dessen Bevölkerung anzuschauen.

Professor Dr. Luschan kommt am Schlusse seiner Untersuchung zum Ergebnis, daß die modernen Juden zusammengesetzt sind: erstens aus den arischen Amoritern, zweitens aus wirklichen Semiten, drittens und hauptsächlich aus den Nachkommen der alten Hethiter. Neben diesen drei wichtigsten Elementen des Judentums kommen andere Beimengungen, wie sie im Laufe einer mehrtausendjährigen Diaspora ja immerhin möglich waren und sicher auch vorgekommen sind, gar nicht in Betracht. Auch Spuren von mongolischem Typus hat man bei vielen Juden entdecken wollen, was sich sehr leicht durch Auswanderungen aus dem jüdischen Königreiche der Chazaren oder Mischehen mit ihnen erklären lassen könnte.

Wahrhaftig; sobald man sich mit der Rassenfrage beschäftigt und auf Anatomie, Sprache oder Religion basierende Grundsätze für deren Einteilung oder die Einrangierung eines Volkes in eine dieser Gruppen sucht, stößt man immer mehr und mehr auf heillose Konfusionen und unentwirrbare Rätsel. Man greift nur Nebelbilder, leere Phantome.

Aus den Darstellungen der von mir zitierten Fachleute und Gelehrten geht mit Bestimmtheit hervor, daß kein Mensch sich eine Vorstellung einer semitischen Völkergruppe überhaupt machen kann, daß dieser Begriff bloß auf Philologie beruht und auf gar nichts anderem, besonders nicht auf Anatomie, Religion und Geschichte, daß nicht einmal die Juden in diesem verschwommenen Begriff »semitische Völker« eingeschachtelt werden können und daß gerade die Juden die größte Ähnlichkeit haben mit gewissen indogermanischen Völkern und eine sehr geringe mit den angeblich echt semitischen Beduinen und daß die heutigen Juden auch unter sich anatomisch sehr verschieden sind. Auf eine ganz bedeutende Mischung der heute vorhandenen Juden mit fremden Elementen weist auch ihre bekannte große Begabung hin. Professor Lombroso hat apodiktisch behauptet, daß der Grad der Intelligenz einer Rasse zunehme mit der Mischung ihres Blutes mit fremden Elementen. Je mehr eine Rasse gemischt ist, desto intelligenter ist sie und umgekehrt.

Es ist heute eine durch die Kraniologie zur Evidenz nachgewiesene Tatsache, daß es keine reine jüdische Rasse gibt und daß die Juden anatomisch sich von den übrigen semitische Sprachen redenden Völkern sehr bedeutend unterscheiden. Lassen wir die Zahlen reden. Professor Lombroso konstatiert, daß alle Untersuchungen an Semitenschädeln verschiedenen Ursprungs mittlere Schädelindizes, die zwischen 73 und 74 variieren, ergeben haben. Lassen wir ihm das Wort: »Außer den Beobachtungen von Luschan ergeben alle anderen Untersuchungen an mehr oder weniger großen Reihen semitischer Schädel verschiedenen Ursprungs mittlere Schädelindizes, die zwischen 73 und 74 variieren. Quatrefages und Hamy fanden bei einer Sammlung von 28 Semiten-Schädeln einen mittleren Index von 72,9, Topinard von 74 an 28 weiteren Schädeln, Ferner hatten

 

Längen-Breitenindex.
28 Araber-Schädel (Gillebert Dr. Hercourt) 76
74 Araber-Schädel (Lugnean) 75,4
49 Araber-Schädel (Topinard) 76,3
20 Schädel der Arabia Petrea (Ellis-Léser) 73,8
20 Schädel Syrischer Beduinen 75,4

 

Die arabische Bevölkerung Marokkos zeigt dieselben Schädelformen, besonders ist bei ihnen die Höhe des Schädels bedeutend, der Höhenindex kommt bei ihnen nahe an 100, während er bei den von uns untersuchten modernen Juden höchstens 80 betrug.

Eine Differenz zwischen antiken und modernen Judenschädeln im Sinne einer zunehmenden Brachycephalie, und eine bedeutende Dolichocephalie anderer semitischer Völker lehren auch die Untersuchungen Welckers, der darüber u. a. folgende Angaben macht:

 

Längen-Breitenindex.
Abessynier (4 Schädel) 71,3
Araber (15 Schädel) 76,9
Juden vom Blutacker zu Jerusalem (4 Schädel) 73,2
Moderne Juden (20 Schädel) 81,8

 Auch diese Zahlen beweisen also, wie wenig Semitismus das Judentum in sich schließt und schloß, auch in weitzurückliegender Zeit.

Wie groß der Unterschied zwischen Juden und Semiten ist, der in dem Verhalten dieses wichtigsten anthropologischen Merkmals hervortritt, ergibt sich daraus, daß in Sardinien, wo das semitische Element unter der christlichen Bevölkerung dominiert, Dolichocephalie bei 94 % der Urbevölkerung vorkommt, (der mittlere Schädelindex beträgt bei den Dolichocephalen 74) während die Brachycephalie mit einem mittleren Index von 80 nur bei 6% vorkommt (nach Calori).«

William Ripley hat uns in seinem hochgelehrten Werke: The races of Europe die Resultate einer großen Zahl von Judenschädelmessungen dargelegt und wie folgt zusammengestellt:

 

Autorität Ort Zahl Zahl Schädel-Index
Lombroso, 1894 a. Turin, Italien 112 82,0
Weisbach, 1877 Balkanstaat 19 82,2
Majer und Kopernicki, 1877 Galizien 316 83,6
Blechmann, 1882 West-Rußland 100 83,21
Stieda, 1883 a. (Dybowski) Minsk, Rußland 67 82,2
Ikof, 1884 Rußland 120 83,2
Ikof, 1884 Konstantinopel 17 Schädel 74,5
Ikof, 1884 Krim 30 Schädel (Karaim) 83,3
Majer und Kopernicki, 1885 Galizien 100 81,7
Jacobs, 1890 England 373 80,0
Jacobs, 1890 England (Sephardim) 51  
Talko-Hryncewicz, 1892 Lithauen 713  
Deniker, 1898 a. Kaukasien 53 85,2
Weißenberg, 1895 Süd-Rußland 100 82,5
Weißenberg, 1895 Süd-Rußland 50 Weiber 82,4
Glück, 1896 Bosnien (Spagnuoli) 55 80,1
Livi, 1896 a. Italien 34 81,6
Elkind, 1897 Polen 325 Männer 81,9
Weiber 82,9
Deniker, 1898 Daghestan 19 87,0
Ammon, 1899 Baden 207 83,5

 

Die modernen Juden, sagt Lombroso, sind dem Körperbau nach mehr Arier als Semiten. »Der ursprüngliche semitische Stamm«, sagt Ripley, »muß Anfangs stark dolichocephal gewesen sein, daraus folgt, daß ungefähr neun Zehntel der heute lebenden Juden der Schädelform nach so bedeutend als nur möglich verschieden sind vom ursprünglichen semitischen Stamme. Die vielgerühmte Reinheit der Abstammung der Juden ist somit ein Märchen. Das Wort Jude enthält keine ethnographische Bedeutung.«

Nun, was meinen Sie wohl, meine geehrten wissenschaftlichen Gegner. Professor Lombroso sagt, die Juden seien mehr Arier als Semiten. Professor J. G. Müller hat versucht, nachzuweisen, daß sämtliche Semiten chamitisierte Indogermanen sind. Haben Sie, meine Herren, die haarsträubende Verwirrung, die komischen Widersprüche bemerkt, die bei allen diesen Rassentheorien immer und überall in die Augen springen? Sie bäumen sich auf gegen die Zumutung, daß Sie als Arier von der gleichen Rasse sein könnten, wie Semiten und Juden, Sie führen wissenschaftliche Autoritäten ins Feld, welche behaupten, was Ihnen zu glauben so willkommen ist, daß die Ägypter und die Chaldäer Indogermanen sind, Sie hoffen immer noch, daß sich dereinst die Sumerier trotz ihrer turanischen Sprache doch noch als Indogermanen, als Arier entpuppen könnten. Nun gut, nehmen wir an, daß die Autoritäten, auf welche Sie sich berufen, Recht haben. Also es mögen die Ägypter und Chaldäer, weil Sie es wünschen, Indogermanen sein, mir aber lassen Sie die Freude, mit Professor Müller sämtliche Semiten ebenfalls als Indogermanen zu begrüßen. Wo landen wir nun? Merken denn meine geehrten Gegner noch immer nichts? Geht keine Gasfabrik plötzlich im Kopfe auf, die die Situation grell beleuchtet und dartut, daß dieser ganze Streit – betreffend die Rasse – gleichgültig ob indogermanisch, semitisch, chamitisch, turanisch usw. auf einer bodenlosen Mystifikation beruht und an und für sich von allem Anfange an total sinn- und gegenstandslos ist, weil es eben gar keine derartigen Rassen gibt, keine semitische, keine chamitische, keine arische, keine turanische?

Zum Schlusse ein ernstgemeintes Wort. Wenn man Antisemite sein will, und zwar ganz und gründlich, offen und ehrlich, aber dabei doch zivilisiert und gebildet bleiben will, so gibt es nur ein einziges radikales Mittel. Man entsage seinem Glauben, nämlich einer von den drei semitischen Religionen: Judentum, Christentum oder Islam. Ist dies getan, dann hinaus mit der Wocheneinteilung, dem Sonn- und Feiertag, hinaus mit unseren Alphabeten, unserem Kalender, unseren Sitten und Gebräuchen bei Geburten, Heiraten und Todesfällen; hinaus mit der auf das Verhältnis von einem Mann und einer oder mehreren Frauen basierten Familie. Greifen wir zum Pinsel und Zopf und werden wir Chinesen. Das hat Kopf und Fuß, das ist vernünftiger Antisemitismus, und über die Vorzüge und Nachteile des Tausches ließe sich vernünftig disputieren. Ein drittes gibt es nicht, da, so viel ich weiß, die Hindus und die Parsis keinen Fremden in ihre Kasten respektive Gemeinschaft aufnehmen. Es bleibt also nichts übrig, als die gründliche Sinisierung. Wer aber kein Chinese werden und doch einem zivilisierten Kulturkreise angehören will, der kann aus dem Semitismus ebensowenig heraus, als wie aus seiner eigenen Haut. Daher ist der ganze Antisemitismus ein horrender Unsinn, worunter ich vorläufig nur jenen Antisemitismus verstehe, der wie der Name sagt, gegen alle Semiten losgeht und nicht bloß gegen die Juden.

Ich glaube, daß die von mir angeführten Autoritäten vollkommenes Vertrauen verdienen; es sind Fachmänner, die die hier behandelten Fragen gründlich studiert haben, keine Dilettanten. Resümieren wir nun kurz das Gesagte.

Es gibt keine semitischen Völker. Die freie ungläubige Wissenschaft glaubt an keine Person Namens Sem, der ihr Ahnherr und Stammvater gewesen sein könnte. Es gibt nur Völker, die untereinander verwandte Sprachen reden, welche Sprachen durch einen Gelehrten vor ca. 120 Jahren semitische Sprachen genannt worden sind. Semitisch ist ein philologischer Begriff. Die semitische Sprachen redenden Völker sind von einander total verschieden und haben anatomisch mit den Juden und vielfach auch unter sich nichts gemein.

Es gibt keine semitischen Charaktereigenschaften, welche allen semitisch redenden Völkern gemeinschaftlich wären. Die Juden sind ein Mischvolk, sie haben nur sehr wenig Ähnlichkeit mit den Arabern, welche den reinsten semitischen Typus vorstellen sollen, sie stehen uns physisch viel näher, als den Beduinen. Wer also von einem Wesen der semitischen Rasse spricht, sagt einen Unsinn, und wer den Begriff dieses semitischen Wesens mit den Juden in Zusammenhang bringt, ebenfalls.

Dies folgt aus den Resultaten der tüchtigsten Forschungen der bedeutendsten Fachmänner, Linguisten, Historiker, Mediziner, Naturforscher. So verschieden auch das Fach, die Fachgelehrten kommen zum gleichen negativen Resultat.

Mit dem Rassenantisemitismus ist die Wissenschaft längst fertig, wie ich aus den Zeugnissen bedeutender Fachgelehrter der verschiedensten Disziplinen nachgewiesen zu haben überzeugt bin. Hier liegen seine Trümmer und ich bin neugierig, ob man sie je wieder zusammenleimen wird.

Rassenhaß ist und bleibt Ausdruck einer Persönlichkeit, die auf niederen Stufen moralischer Ausbildung zurückgeblieben ist (E. Reich). Je milder der Rassenhaß bei einem Volke sich zeigen wird, eine desto höhere Stufe der Aufklärung und Gesittung wird es einnehmen, endlich wird jene Nation den höchsten Grad der geistigen und moralischen Entwicklung für sich beanspruchen können, bei welcher ein Rassenhaß gar nicht mehr vorhanden sein wird. (J. Baum).

Ich schließe diese Abhandlung mit einem Ausspruche Friedrich Müllers, der mir aus der Seele geschrieben ist:

»Rasse ist eine leere Phrase, ein purer Schwindel.«

Aber, wird man einwenden, es ist denn doch ein Unterschied zwischen einem Juden und einem Christen, sogar einem getauften Juden und einem Christen. Wenn er nicht im Blute, nicht in der Abstammung, nicht in der Schädelform besteht, in was liegt er denn dann? O ja, es ist tatsächlich ein Unterschied vorhanden und sogar ein bedeutender; wir wollen auch zur Untersuchung desselben schreiten. Dieser Unterschied zwischen uns und dem Juden ist durch künstliche Zuchtwahl, durch soziale Solidarität entstanden. Ihn zu erklären vermag nur die Geschichte. Wir werden ihn verstehen, sobald wir die Stellung kennen lernen, die die Juden im Laufe der Zeiten bei den verschiedenen Völkern der Erde und zwar freiwillig oder gezwungen eingenommen haben. Diese Stellung läßt sich mit einem einzigen Worte bezeichnen, es lautet Ausschließung; und die war bald eine freiwillige, bald eine unfreiwillige. Die freiwillige beruhte ausschließlich auf den Grundsätzen der mosaischen Religion, was wohl Niemandem in Abrede zu stellen einfallen dürfte. Sie war die notwendige Folge der jüdischen Religion, sie war eine exklusiv religiöse Frage. Und die unfreiwillige Ausschließung war ebenfalls nichts Anderes, wie ich beweisen werde.


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