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Es war heiliger Abend. In dem mit Mistelzweigen und Stechpalmenzweigen geschmückten Wohnzimmer der Frau Hesketh waren die Vorhänge zugezogen. Alles atmete Geschmack und Behaglichkeit. Ihr Gesicht mit einem roten Federfächer vor der Glut schützend, saß die Hausfrau in einem niederen Lehnstuhl vor dem Kamin. Trotz Frau Catchpools abfälligem Urteil war sie eine ungewöhnlich hübsche Frau mit leuchtenden, echt irischen grauen Augen in dem feinen Gesicht, dem ein vorlautes Näschen und ein Grübchen im Kinn eine unwiderstehliche Schalkheit verliehen, außerdem hatte sie eine angenehme Stimme und war sehr liebenswürdig.
Augenblicklich bekam sie aber trotz all dieser Vorzüge keine Artigkeiten zu hören, im Gegenteil las ihr Vetter Kinloch, der sie, am Kamin lehnend, hoch überragte, gehörig den Text.
»Du wirst dich erinnern, Katie, daß ich dich eigens bat, Gorings junge Frau unter deine Fittiche zu nehmen, und nun sehe ich, daß du nicht einmal oberflächlich mit ihr verkehrst, und daß sie in den leichtfertigsten Kreis von ganz Dublin geraten ist – Frau Vallancy hat mir's genau erzählt.«
»Die muß es ja wissen,« versetzte Frau Kathleen lächelnd. »Sie hat einen greulichen Streit gehabt mit Frau Catchpool – Anlaß war ein Würfelspiel, und die kleine Goring hatte auch damit zu schaffen.«
»Ich habe sie vorhin gesehen, als sie an mir vorüberfuhr. Ich muß sagen, ich hätte sie kaum wiedererkannt.«
»Kann ich mir denken. Sie hat Art und Wesen ihrer Beschützerinnen mit fabelhaftem Anpassungsvermögen angenommen. In Kürze wird sie gerade so geräuschvoll auftreten, wie die Freundin mit dem kanariengelben Haar, ja ich habe mich auf der Eisbahn jetzt schon an ihr geschämt.«
»Ein so herziges Geschöpf! Wenn das, wie du sagst, Anpassungsvermögen ist, weshalb hast du sie nicht dir angepaßt?«
»Wahrscheinlich stand Frau Catchpool schon an der Landungsbrücke, als ihr Dampfer anlegte,« warf Frau Hesketh leicht hin, »und überdies hat Frau Goring meinen Annäherungsversuch nicht gut aufgenommen – in der That hat man mich noch nie so ablaufen lassen!«
»Ablaufen lassen! Das bringt dieses Kind gar nicht fertig!«
»Vielleicht verbinden wir nicht denselben Begriff mit dem Wort, ich kann dir aber nur sagen, daß ich die Absicht hatte, mich mit ihr zu befreunden, und sie so bezaubernd hübsch fand mit ihrem unschuldigen Kindergesicht, daß mich's ganz rührte, denn Goring hat für meine Augen einen grausamen Zug im Gesicht ...«
»Ja, ja, das weiß ich, aber seine Frau?«
»Ich besuchte sie sofort, wurde indes sehr kühl aufgenommen, das konnte aber Schüchternheit sein. Als sie mir dann den Besuch erwiderte, war ich nicht zu Hause, worauf ich beide zu Tisch einlud, was mir einen Korb eintrug. Dann schrieb ich ihr sehr freundlich, ich wolle sie zum Polo abholen und nachher möge sie bei mir Thee trinken. Darauf schrieb sie so steif als möglich, daß sie schon ›versagt‹ sei, um am selben Nachmittag mit ihrem Mann hinzufahren. Das nennt man doch nicht ›versagt sein‹?«
»Freut mich, daß du so denkst. Ich ließ mich aber auch davon nicht abschrecken, sondern ging bald, darauf wieder hin – ich glaube, daß es mich sogar reizte, meine persönliche Anziehungskraft mit der einer Frau Catchpool zu messen! Die Jungfer sagte mit großer Zungenfertigkeit: ›Bedaure sehr, ausgegangen‹, und dabei hörte ich sie oben singen und sah Fräulein Littles Augen übers Treppengeländer funkeln! Ein Herrenbesuch würde die Damen sicher nicht gestört haben! Danach mußte ich mich wohl oder übel zurückziehen, und. wenn du wüßtest, mit welcher Art von Leuten die kleine Frau auf Subskriptionsbällen und bei Rennen erscheint, würdest du wirklich keinen Wert darauf legen, mich an ihrer Seite zu sehen!«
»Ich weiß natürlich nicht, mit wem sie umgeht.«
»Das unselbständige Kind bildet sich wahrscheinlich ein, in den besten Kreisen zu verkehren, aber Goring müßte doch wissen, woran er ist. Ihm kommt's aber nicht darauf an, solang er mit Bequemlichkeit üppige Gastfreundschaft genießen und – dem Spiel frönen kann.«
»Leider höre ich, das habe sich nicht gebessert.«
»Gebessert hat er sich in keinem Stück! Sie geben selbst kleine Abendessen mit zwei oder drei Herren, wo bis zu Tagesanbruch gespielt wird.«
»Sie wird doch nicht spielen?!«
»Das weiß ich nicht. Herbert hatte neulich zwischen acht und neun Uhr morgens etwas Dienstliches mit Goring zu besprechen, da wurde er in ein muffiges, kleines Parterrezimmer geführt, wo Leuchter mit gänzlich ausgebrannten Kerzen herumstanden und überall Karten lagen, ein widerlicher Anblick! Wohin das führen wird?«
»Zu einem Krach, fürchte ich,« versetzte Kinloch. »Der Oberst kann vorläufig nicht einschreiten. Das Spiel im Kasino untersteht ja seiner Aufsicht, das im Privathaus nicht.«
»Goring soll Nacht für Nacht sehr hoch spielen im Klub.«
»Dann wundere ich mich nur, daß er sich so lange hält.«
»Fürs Regiment wäre es kein Schaden, wenn er wegkäme.«
»Gewiß nicht! Als Soldat ist er unbrauchbar, die reine Marzipanfigur, und sein Beispiel ist für die Jungen verderblich, aber was soll aus der Frau werden?«
»Du hast mich viel gefragt, Geoff, jetzt möchte ich etwas von dir wissen – warum ist dir das hübsche, thörichte, schlecht erzogene Frauchen so merkwürdig wichtig?«
»Das will ich dir sagen,« erwiderte Kinloch ohne Zögern. »Durch mich hat sie Goring kennen gelernt; wäre ich nicht nach Nieder-Barton gekommen, sie könnte heute noch das harmlose, glückliche Landkind von damals sein.«
»O, sie fühlt sich gewiß nicht unglücklich!«
»Hoffentlich nicht!«.
»Deine plötzliche Nächstenliebe ist mir aber doch noch nicht genügend erklärt,« bemerkte Frau Kathleen lächelnd.
»Ich habe sie gern und habe sie weder als thöricht, noch als schlecht erzogen kennen gelernt.«
»Dann ist sie sehr schnell von ihrer Höhe herabgeglitten, und das erste Gespräch mit ihr wird deine Illusionen gründlich zerstören.«
»Ich werde sie nächstens aufsuchen.«
»Vielleicht musiziert sie dann gerade mit ihren Freunden und ist ›nicht zu Hause‹! – Jetzt können wir aber auch von etwas anderm reden – deine reizenden Geschenke für meine Jungen habe ich bis morgen versteckt. Am liebsten würde ich selbst damit spielen.«
»Steht dir frei, übrigens habe ich dir auch etwas mitgebracht, was vielleicht deinen Beifall finden wird.«
»Wie nett von dir! Ich hab's furchtbar gern, wenn man mir etwas schenkt, und wenn's nur eine Zuckerstange ist! Sag einmal, ist es richtig, daß du dich in das andre Bataillon versetzen lassen willst?«
»Ja, aber vor September wird's nicht geschehen können.«
»Bis dahin wird Herbert Major und wir kommen dann zusammen nach Indien. Wenn du dir doch eine Frau mitnehmen wolltest!«
»Warum denn?«
»Erstens wünsche ich's aus Selbstsucht – weil ich dann auch jemand hätte!«
»Und wenn sie dir nicht gefiele?«
»Die Frau, die sich Geoffroy Kinloch, der anspruchsvollste Mann unter Gottes Sonne, aussucht, gefällt mir sicher! O bitte, bitte, sag' mir, wer und wie sie ist – ich bin verschwiegen wie das Grab!« rief sie, mit leuchtenden Augen aufspringend.
»Deiner Verschwiegenheit vertraue ich unbedingt – weil nichts zu verschweigen ist! Ich will dir aber mit feierlichem Eid geloben, daß du die Erste sein sollst, die's erfährt, wenn ich mich je verlobe. – Genügt dir das?«
»Hm ... du könntest aber verliebt sein, wenn auch nicht verlobt. Das geht meist voran und mitunter verzögert sich der zweite Vorgang! Auf dieser Entwickelungsstufe deines Romans die Vertraute zu sein, wäre mir weit interessanter, als späterhin, wo du ihr alles anvertrauen kannst und mich voraussichtlich kaltstellen wirst. Das ist der Zeitpunkt, wo ein Mann Mitgefühl, Rat braucht, und bei mir findest du beides.«
»Kathleen! Für eine Frau von neunundzwanzig Jahren – wir sind ja unter uns! – kannst du merkwürdigen Unsinn schwatzen.«
»So lass' ich mich nicht abfertigen – du bist verliebt!«
»Bitte um die Anzeichen!«
»Du bist erstens schweigsam, zerstreut, zweitens ein wenig grob oder sagen wir reizbar, vergnügt bist du auch nicht ...«
»Ist das alles?«
»Nein, ich kann noch mehr zusammenreimen. Einmal« – sie faßte ihn scharf ins Auge – »muß sie mit Frau Goring im Zusammenhang stehen – wohl eine Verwandte? – und ferner gibt's Hindernisse, die Sache läuft nicht glatt, sonst würde dir's doch nicht einfallen, nach Indien zu wollen! Stimmt's?«
»Du hast einen Ueberschuß an Phantasie! Tobe dich doch in einem Roman aus: ›Kathleen die Seherin‹ oder ...«
Da wurde die Thüre aufgerissen und dem Hausherrn voran stürmten zwei frische Jungen herein, die sofort mit der Frage, ob er ihnen etwas mitgebracht hätte, über den Onkel herfielen.
»Weiß schon, is un–s–icklich,« fügte der Aeltere hinzu, »aber Mama hat 'was wegge–s–lossen, gestern in ihren S–rank.«
* * *
Hauptmann Kinloch begab sich am Christfest in die Obere Bourkestraße Nr. 70.
»Gnädige Frau zu Hause?«
Die Frage war eigentlich überflüssig, denn von oben ertönte wildes Gelächter und Gekreisch, etwa wie in der Spielstunde einer großen Schulklasse.
»Gewiß ... wenn Sie sich nur hinaufbemühen wollen. Die gnädige Frau erwartet Sie.«
Diese Mitteilung war ebenso schmeichelhaft als überraschend! Kinloch stieg ungeleitet zum Salon hinauf, dessen Thüre sich aber merkwürdig schwer öffnen ließ. Als es ihm endlich gelungen war, prasselten ihm Bücher und drei oder vier Kissen auf den Kopf und er fand sich von einem hohen Wandschirm umschlossen, der, unmittelbar an die Thür gerückt, ihm zum Gefängnis wurde, das er mit drei zerzaust und aufgeregt aussehenden Damen zu teilen hatte. – Sollte er aus Versehen in eine Privatirrenanstalt geraten sein?
»Wir sind eine Deputation,« erhob sich eine gedämpfte Stimme, »die den ehrenvollen Auftrag hat, Ihre Taschen zu durchsuchen ...«
Die Stimme stockte, schrie, dann auf, der Schirm wurde zurückgeschoben und mit dem Rufe: »'s ist nicht der Rechte!« unter Kreischen und Kichern umgeworfen.
Hauptmann Kinloch sah jetzt, daß sich sehr viele Leute in dem Zimmer befanden, meist Damen und einige junge Herren, samt und sonders in ausgelassener Laune. Der Raum sah aus, als ob er der Schauplatz eines wilden Handgemenges gewesen wäre: Stühle waren umgeworfen, Kissen lagen kreuz und quer am Boden, ein Vorhang war heruntergerissen und eine Blumenvase lag zerschmettert auf dem Teppich.
Ein Augenblick erwartungsvollen Schweigens – der Blick des Fremdlings suchte die Hausfrau. Eine Dame mit gelbem Gelock, in herausforderndes Blau gekleidet, stand mitten im Zimmer, als ob sie ihn empfangen wollte, daneben ein junges Mädchen, das sich so erhitzt hatte, daß die Stirnlocken schlaff herunterhingen, und eine verblühte Person von höchst theatralischer Haltung in einem gewürfelten Kleid. Ach – und dort war endlich Peggy! Erstaunt und ein wenig verlegen trat sie auf ihn zu mit einem Lächeln, das Abbitte leisten wollte für das Benehmen ihrer Gäste.
Welch eine Wandlung in weniger als einem Jahr! Das rosige Mädchen im weißen Schutzhut und diese junge Frau waren zwei verschiedene Persönlichkeiten, mußten zweierlei Welten angehören! Frau Peggy Goring war kunstvoll frisiert, trug eine reich mit Spitzen und Fältchen besetzte Pariser Bluse und streckte ihm eine überladen beringte Hand entgegen.
»Ich fürchte, Ihnen ungelegen zu kommen, gnädige Frau,« sagte Kinloch.
»Ganz gewiß nicht! Ich hatte keine Ahnung, daß Sie hier sind! Wir haben uns mit kindlichen Spielen vergnügt. – Darf ich Ihnen Herrn Hauptmann Kinloch vorstellen, Frau Catchpool?«
Wie ein großer Lachs kam die Dame auf ihn zugeschnellt.
»Ach, Herr Kinloch, wie oft sprechen Frau Goring und Charlie nicht von Ihnen! Ist mir wirklich eine Freude, Sie auch kennen zu lernen! Wir vertreiben uns an diesem düsteren Dezembertag die Zeit, so gut es gehen will!«
»Das sehe ich,« versetzte Kinloch, zum Kronleuchter aufblickend.
»O ganz in allen Ehren und harmlos!« beeilte sich Frau Catchpool zu versichern. »Kein Mistelzweig weit und breit!« Unterm Mistelzweig darf in England zur Weihnachtszeit jeder Herr von einer Dame einen Kuß fordern. Anm. d. Uebers.
Kinloch hätte gern gesagt, diese Förmlichkeit werde hier wohl nicht mehr nötig sein, aber die Dame ließ ihm keine Zeit dazu.
»Tommy und Dan,« herrschte sie zwei von den jungen Herren an, »macht euch ein bißchen nützlich und räumt das Zimmer auf. Gussie, so heb' doch die Blumen auf, das Wasser sickert ja in den Teppich! Kommen Sie da herüber, Herr Kinloch, und setzen Sie sich zu mir aufs Sofa – mir ist, als ob wir Gesprächsstoff für acht Tage hätten!«
Gesprächsstoff war allerdings vorhanden, aber ihn mit Frau Catchpool zu erledigen, fühlte Kinloch nicht das mindeste Bedürfnis. Er kannte die Dame längst vom Hörensagen; das scharfgeschnittene Gesicht mit den harten Linien um den Mund und den kecken grünlichen Augen, die ihn unter dichten Wimpern hervor beobachteten, entsprach ihrem Ruf. Er war dagegen gerade die Art von Mann, die bei ihr Gnade fand und in ihrer Umgebung so selten war – kühl, ernst, zurückhaltend, vornehm und doch von leichten Umgangsformen. Unglücklicherweise war das Wohlgefallen nicht gegenseitig und ihn verlangte nicht nach einem Plauderstündchen mit ihr, sondern mit Frau Goring, die aber jetzt eben einen glattrasierten Herrn empfangen mußte, der jedenfalls der vorhin Erwartete war und in diesem Kreis den Clown zu spielen schien.
»Hoffentlich wird Frau Vallancy Ihnen wenigstens einen Besuch bei mir gestatten,« sagte Frau Catchpool, ihn trotz allen Widerstrebens in Beschlag nehmend. »Sie werden ihr am Ende doch für erwachsen gelten?«
»Leider bin ich's schon eine gute Weile.«
»Leider? Das heißt also: ›O selig, o selig, ein Kind noch zu sein‹! – Dann spielen Sie mit!«
»Wenn ich dem gewachsen bin – vermutlich Blindekuh?«
»Wie boshaft!« rief Frau Catchpool, ihm mit dem Finger drohend, daß er einen prachtvollen Marquisenring sehen mußte. »Ich höre, daß Sie auf Sport, hauptsächlich Jagd, erpicht sind, daß Sie tanzen, aber ein unbezwingliches Herz in der Brust tragen. Demnach ist Dublin gerade der rechte Ort für Sie.«
»Darf, ich fragen, woher Sie mich so genau kennen.«
»Darauf kommt's doch nicht an! Genug, ich habe viel von Ihnen gehört und nehme Sie für meinen Kreis in Anspruch.«
Kinloch sah die Dame höflich fragend an.
»Ich fürchte, Ihr Kreis wird zu glänzend, zu blendend für mich sein, gnädige Frau!«
»Keine Rede! Sie werden sich bald heimisch bei uns fühlen, und wir werden Sie uns bald angepaßt haben!«
»Etwa wie Frau Goring?«
»Nicht wahr? Darauf bilde ich mir auch etwas ein! Das liebe Landkind – etliche von ihren puritanischen Vorurteilen sind zwar unausrottbar. Uebrigens haben Sie, wie ich höre, viel zu dieser Heirat beigetragen?«
»Ich?« fragte Kinloch mit Ernst und Nachdruck. »Wie meinen Sie das?«
»Sie machen ja geradezu ein entsetztes Gesicht! Ich meine, daß Sie Trauzeuge, Brautführer und so fort waren?«
»Trauzeuge war ich allerdings,« gab Kinloch mit einem kurzen Auflachen zu, um sich dann rasch zu erheben. »Ich darf Sie nicht so lange in Anspruch nehmen, gnädige Frau, die Gesellschaft bedarf sichtlich Ihrer Leitung.«
Daß Kinlochs Anwesenheit einigen Druck ausübte, war klar, und so verabschiedete er sich trotz heftigen Widerspruchs der Dame, die ihn als ihren Gast behandelte.
»Guten Abend, Frau Goring,« sagte er, sich in eine Gruppe von durcheinander schwatzenden jungen Herren drängend, die Peggy umringte. »Ich werde ein andermal wieder vorsprechen, wenn Sie vielleicht eher Zeit für mich haben.«
»O bitte, thun Sie das!« rief Peggy flehentlich. »Ich habe ja kein Wort mit Ihnen sprechen können! Wollen Sie denn nicht bleiben? Wir machen jetzt gleich ein Spiel – und bitte, im Eßzimmer stehen Erfrischungen, jeder bedient sich da selbst ... auf Wiedersehen!«
Als Kinloch auf die Thüre zuschritt, hatte er einen großen Spiegel vor sich, der ihm deutlich vorführte, wie getreu Fräulein Gussie seine Verbeugung vor Frau Catchpool und seinen an die Gesellschaft im allgemeinen gerichteten militärischen Gruß nachahmte, bis auf den ernsten Händedruck, den er mit Peggy getauscht hatte. Die Darstellung mußte vortrefflich sein, denn nachdem er die Thüre hinter sich geschlossen hatte, brach ein johlendes Gelächter los, das ihn die Treppe hinab und bis auf die Straße verfolgte.