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Vorwort.

Wohlwollende Kritiker haben mir das Verdienst zugeschrieben, durch meine während der Jahre 1880-1889 in der » Gartenlaube« veröffentlichten Reisebriefe, durch meine öffentlichen Vorträge sowie durch die größeren Prachtwerke » Von Wunderland zu Wunderland« und » Unterm Sternenbanner« in Deutschland zuerst den landläufigen Irrthum besiegt zu haben, daß die nordamerikanische Union ein reiz- und poesieloses Land sei. In der That galt das gewaltige Reich dieses Staatenbundes bisher nur als der Herrschersitz des Dampfes, als Ursprungsgebiet Alles umwälzender Erfindungen auf dem Gebiete maschineller Technik, als die eigentliche Heimath des Handels, von dessen großartiger Ausdehnung von Zeit zu Zeit imposante Zahlen Kunde gaben; man rühmte es ferner als Zufluchtsort zahlloser Verkannten und Verbannten, als Land der Freiheit, als übermächtigen Wettbewerber der alten Welt; man umgab es als Stammland romanverherrlichter Rothhäute und als Schauplatz gewaltiger Kämpfe zwischen seinen alten und neuen Bewohnern mit dem Schimmer der Romantik; man kannte es als Heimstätte des Humbugs und der Reklame, nur Wenige aber wußten, daß dies Land auch ein Land der großartigsten Naturwunder sei.

Freilich wurden diese unvergleichlichen Naturwunder zum größten Theile erst in neuerer Zeit erschlossen oder zugänglich gemacht, so namentlich die abenteuerlichen Landschaften der Bad Lands, der Yellowstone Park mit seinen gewaltigen Geysirn und Schlammvulkanen, das herrliche Yosémitethal mit seinen himmelhohen Wasserstürzen und seinen Riesenbäumen und vor allein die Cañons des Coloradostromes, denen die alte Welt nichts Ebenbürtiges zur Seite zu stellen hat.

Der eingehenderen Schilderung dieser sämmtlich im »fernen Westen« gelegenen, grandiosen Naturwunder ist dieses Buch gewidmet, zugleich auch der Darlegung mancher socialen Verhältnisse, wie sie zur Zeit meiner Reise obwalteten.

Sind die landschaftlichen Scenerien in ihrer Großartigkeit unverändert dieselben geblieben, so haben hingegen in dem Verkehrs- und gesellschaftlichen Leben des fernen Westens fraglos mancherlei Änderungen stattgefunden, denn wohl nirgendwo auf Erden sind diese Verhältnisse schnellerem und umfassenderem Wechsel unterworfen, als hier. Ungeheuere Strecken z. B., die ich mühsam zu Fuße, auf dem Rücken eines Rosses oder per »Stage« zurücklegen mußte, werden jetzt von der Eisenbahn durchschnitten; an Orten, wo ein auf die Erde gebreitetes Büffelfell mein Nachtlager bildete, erheben sich jetzt großartige und comfortable Hotels, kurz, der Reisende vermag jetzt unter ganz anderen, weit bequemeren Verhältnissen sich den Anblick jener Wunderwelt zu verschaffen. Der Amerikaner ist stets bestrebt, durch neue, zweckmäßigere Einrichtungen die bestehenden Zustände zu verbessern, zu reorganisiren, und so würde wohl ein Tourist, der dieses Buch etwa als Reiseführer zu benutzen gedächte, schon heutzutage Manches anders finden, als wie ich es gesehen und beschrieben habe.

Neben der Beschreibung der großen, unveränderlichen Naturmerkwürdigkeiten schildert mein Buch also nur eine Phase in dem gewaltigen Entwickelungsgange des »wilden Westens«, allerdings eine solche, die fraglos wohl die bewegteste und interessanteste dieses echten Wunder- und Werdelandes genannt werden muß.

Leipzig, im October 1889.
Rudolf Cronau.


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