Hans Dominik
Flug in den Weltraum
Hans Dominik

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In kühner Wölbung stemmt sich im Boulder Cañon des Colorado-Flusses eine riesige Sperrmauer dem Druck der gestauten Wasser entgegen. Wer auf ihrer Krone entlangwandern will, der muß schwindelfrei sein. Nach der einen Seite zwar wogt nur wenige Meter unter seinen Füßen die unabsehbare Fläche des Stausees, nach der anderen Seite fällt sein Blick in eine grausige Tiefe, denn zu doppelter Domhöhe wächst das Betonmassiv der Sperrmauer aus dem felsigen Grund des Cañons empor.

Um die zehnte Vormittagsstunde trat Mac Gray, einer von den Dammwärtern, seinen gewohnten Kontrollgang an. Gemächlich schritt er auf der Mauerkrone dahin, während seine Blicke abwechselnd nach links und rechts gingen. Bald ruhten sie prüfend auf den Pegelschächten auf der Seeseite, bald wieder überflogen sie die Landseite des Sperrdamms. Glatt und grau erstreckte sich das Betonmassiv hier in leichter Schräge nach unten, bis es in der dämmrigen Tiefe des Cañons verschwamm.

Mac Gray war eine nachdenkliche Natur mit einem leichten Hang zur Philosophie, und auch jetzt während seines Weges über die vierhundert Meter lange Dammkrone gingen ihm allerlei Betrachtungen durch den Kopf. Was für ein pompöses Bauwerk, sinnierte er. Nur hier konnte so etwas entstehen . . . Spielzeug sind die ägyptischen Pyramiden dagegen. Ein Denkmal für die Ewigkeit hat sich der alte Präsident hier errichtet . . . noch nach fünftausend Jahren wird die Hoover-Talsperre stehen . . .

Ein Sausen und Zischen, das von Sekunde zu Sekunde stärker wurde, riß den Dammwärter aus seinen Gedanken. Er schaute in die Höhe und wandte den Kopf nach allen Richtungen, um die Ursache des Geräusches zu erspähen. Vergeblich blieb sein Bemühen; nichts Besonderes vermochte sein Auge an dem tiefblauen Frühlingshimmel zu entdecken, während das zischende Pfeifen bereits so gewaltig aufklang, daß er sich unwillkürlich die Ohren zuhielt.

Dann war es ihm, als ob zu seiner Linken ein jäher Blitz vom Himmel niederzuckte. Kein Donner folgte dem Blitz, nur ein dumpfer, klatschender Schlag, und dann sah Mac Gray auf der Landseite des Dammes, etwa fünfzig Meter unter der Krone, einen runden, silbrig schimmernden Fleck, dessen Durchmesser er auf etwa dreißig Fuß schätzte. Eine Zeitlang blieb er stehen, benommen von dem überraschenden Ereignis, dann stieg er vorsichtig auf einer der schmalen eisernen Leitern, die in mäßigen Abständen an der Dammwand angebracht waren, in die Tiefe hinab, um sich den so plötzlich entstandenen Fleck aus der Nähe zu besehen. Bis auf wenige Meter konnte er herankommen und gewann den Eindruck, als ob eine Metallfolie fest auf den Beton des Dammkörpers aufgeklebt oder aufgespritzt wäre. Näheres konnte er infolge der Entfernung nicht feststellen. Eilig kletterte er wieder nach oben und eilte über den Kronenweg zum anderen Cañonufer hin, um im Büro über das Geschehene Meldung zu machen.

Wenn er erwartet hatte, mit seiner Meldung auf Unglauben zu stoßen, so war das ein Irrtum. Ruhig, ohne ihn zu unterbrechen, hörte der Oberinspektor des Dammes sich den Bericht bis zu Ende an.

»Was kann das gewesen sein, Mr. Dickinson?« schloß der Dammwärter seine Mitteilungen.

»Vermutlich auch ein Sprengstück von dem Meteoriten, old chap«, erwiderte der Oberinspektor, und als er aus dem Mienenspiel Mac Grays erkannte, daß er danach noch ebenso schlau war wie vorher, ließ er sich zu einer genaueren Erklärung herbei.

»Sie haben sicher schon mal etwas von Meteoriten gehört. Sie müssen wissen, Mac Gray, das sind so Bummler aus dem Weltenraum, die gelegentlich auf die alte Erde niederstürzen. So ein Ding ist kürzlich in unserer Atmosphäre in viele Fetzen zerplatzt. An den verschiedensten Stellen sind Brocken davon zu Boden gefallen. Die erste sichere Beobachtung hat man in Washington gemacht. Es war zwar nur ein Bröckchen, das da einem Spaziergänger in seinen Suppentopf fiel, aber der Mann war zufälligerweise ein Naturforscher. Er hat das Stück untersucht und einen dicken wissenschaftlichen Bericht darüber geschrieben. Daher wissen wir genau Bescheid über die Sache.«

Mac Gray machte ein ungläubiges Gesicht. »Sollte das möglich sein . . .?« meinte er, als Dickinson mit seiner Erklärung fertig war.

»Es stimmt, Sir, Sie können sich darauf verlassen. Ich habe mir alles genau gemerkt«, sagte Dickinson weiter. »Seitdem sind noch an verschiedenen anderen Stellen in den Staaten Splitter dieses Meteoriten niedergefallen. Das letzte Mal ist es auf einer Farm in Nebraska geschehen. Jetzt scheinen wir einen Brocken davon abbekommen zu haben. Na, unser Damm ist solide, dem wird's nicht schaden. Heute nachmittag will ich mal 'rausgehen und mir die Sache selber ansehen.«

Damit war die Angelegenheit einstweilen erledigt, und von anderen Geschäften in Anspruch genommen, kam Mr. Dickinson auch am Nachmittag nicht dazu, den Sperrdamm zu besichtigen.

Am nächsten Vormittag machte Mac Gray wieder seinen Kontrollgang und verhielt den Schritt, als er die Stelle seines gestrigen Erlebnisses erreichte. Das Aussehen des Fleckes an der Sperrmauer hatte sich geändert. Der metallische Glanz war schwächer geworden und hatte einer dunkleren Färbung Platz gemacht. Eigenartig schwammig und rissig, ähnlich wie Tuffstein sah der Beton dort aus. Der Dammwärter kniff die Lider zusammen, um schärfer zu sehen; ein Zweifel war kaum noch möglich – im Bereiche des Fleckes und noch ein Stück darunter war die Sperrmauer ohne Zweifel feucht.

Nässe an der Außenseite? Es gab Mac Gray einen Stich, als er es feststellen mußte, und noch schneller als am vergangenen Tag eilte er diesmal ins Büro. In Hast sprudelte er hervor, was er beobachtet hatte. Ein etwas verwirrter Bericht wurde es, und der Oberinspektor brauchte einige Zeit, um daraus klug zu werden. Dann aber sprang er auf, griff nach seinem Hut und ging zusammen mit Mac Gray zu der Sperrmauer hin.

Nicht viel mehr als eine Viertelstunde war verstrichen, seitdem Mac Gray dort seine Beobachtung gemacht hatte; aber das Bild hatte sich in dieser kurzen Zeit bedeutend weiter verändert. Rund zehn Meter dick war die Sperrmauer an jener Stelle, an der sich der Fleck befand. Durch die ganze Mauerstärke hindurch mußte der Beton eine weitgehende Umwandlung erfahren haben, denn an zahlreichen Stellen spritzten Wasserstrahlen aus der Wand und wurden von Sekunde zu Sekunde fast zusehends stärker. Und jetzt – Dickinson und Mac Gray waren noch etwa hundert Meter entfernt – brachen unter dem Wasserdruck schwere Brocken aus dem Betonmassiv. Polternd rollten sie in die Tiefe, während die Wasserstrahlen, eben noch fingerdick, im Augenblick Arm- und Schenkeldicke gewannen.

Wie unter einem hypnotischen Zwang legte der Oberinspektor die letzte Wegstrecke zurück. Als er oberhalb der Stelle, an der die Katastrophe unaufhaltsam ihren Fortgang nahm, anlangte, war aus den einzelnen Strahlen bereits ein mächtiger Wasserfall geworden. Aus einer fast runden Öffnung, die ziemlich genau der Größe jenes früheren Metallfleckens entsprach, brach das Wasser des Stausees unter gewaltigem Überdruck heraus. In breitem Schwall und Gischt stürzte es an der Außenseite des Dammes hinab; schon strömte dreihundert Meter tiefer auf der Talsohle ein breiter Fluß dahin und umspülte rauschend und schäumend die Fundamente der gewaltigen Kraftwerke. Die waren auf festem Fels gegründet und aus Eisenbeton errichtet. Würden sie dem nagenden Angriff der entfesselten Wasser standhalten, oder würden sie unterwaschen werden, zusammenbrechen und mit ihnen die kostbaren Maschinen, die an dieser Stelle aus dem Kraftwasser der Sperre eine halbe Million Pferdestärken erzeugten?

Das waren Fragen, die Mr. Dickinson bewegten, während er mit zusammengekniffenen Lippen in die Tiefe starrte.

Die Augen Mac Grays gingen indes in die Ferne. Auf eine weite Strecke hin ließ sich von der Krone des Sperrdammes aus der Lauf des Cañons verfolgen, ließ sich beobachten, wie der so plötzlich entstandene reißende Strom auf dem Boden der Schlucht weitereilte, und nun kamen auch dem Dammwärter Gedanken, die ein Handeln verlangten. Er rief den Oberinspektor an, schrie endlich so laut, daß der aus seiner Versunkenheit erwachte.

»Das untere Tal ist bedroht! Wir müssen telegrafische Warnung geben, Mr. Dickinson!«

»Ja, telegrafische Warnung, Mac Gray . . . Zehn Milliarden Kubikmeter brechen aus der Sperre . . . es wird im unteren Tal eine Überschwemmung geben!« Zuerst noch langsam und eintönig, dann immer kräftiger und schneller hatte der Oberinspektor die Worte gesprochen. Jetzt war er ganz Leben und Tatkraft. So schnell, daß Mac Gray Mühe hatte, ihm zu folgen, eilte er zu seinem Büro zurück und vergaß in der Hast, die Tür hinter sich zu schließen. Der Dammwärter, der wenige Sekunden später eintrat, fand ihn bereits am Morseapparat sitzend und sah die Stromtaste in seiner Hand vibrieren.

Schon spielte der Draht und gab die Flutwarnung talabwärts an alle die neuen Farmen und Siedlungen, alarmierte das Land bis tief hinein nach Kalifornien.

* * *

»Die Idee ist wieder mal genial; das muß man unserem verehrlichen Herrn Chefingenieur lassen!«

»Ja, mein Lieber, gelernt ist gelernt«, meinte Thiessen zu dieser Bemerkung Dr. Stiegels, »Sie dürfen nicht vergessen, daß Grabbe erst auf dem Umweg über den Maschinenbau zur Physik gekommen ist und vorher ein paar Jahre als Konstrukteur tätig war. Seine Entwürfe haben Hand und Fuß, das kann ihm niemand bestreiten. Ich bin gespannt, wie die Anlage arbeiten wird.« Dies Gespräch fand während einer kurzen Arbeitspause statt und galt den Zeichnungen zu einem Strahlmotor, die auf einem Tisch in dem Laboratorium Dr. Thiessens ausgebreitet waren.

»Eigentlich doch verblüffend einfach, die ganze Sache«, gab Hegemüller seine Ansicht zum besten, während er mit dem Finger die Linie auf der Zeichnung verfolgte. »Herr Grabbe setzt die Strahlkugel einfach in eine Art Schlitten, der sich in einer Gradführung hin- und herbewegen kann wie der Kolben einer Dampfmaschine im Dampfzylinder. Dann hat er hier noch eine Steuerung vorgesehen, welche die Kugel am Ende jedes Hubes um 180 Grad um ihre Achse dreht. Es ist sonnenklar, daß die Anlage laufen muß wie eine Dampfmaschine . . . mit dem Unterschied, daß an Stelle des Dampfdruckes die Strahlungskraft tritt. Warum sind wir eigentlich nicht selber auf die Idee gekommen, Herr Thiessen?«

»Ja warum, mein lieber Hegemüller? Warum haben die Gegner des Kolumbus das Ei nicht eingeknickt, als sie es auf die Spitze stellen sollten? Einer muß die Idee immer zuerst haben, und nachher wundern sich die andern, daß sie nicht selber darauf gekommen sind. Trösten Sie sich, Kollege; wir werden bei unseren Arbeiten noch auf andere Aufgaben stoßen, an denen Sie Ihren Witz versuchen können.«

»Wann werden die Teile für den Strahlmotor in unser Labor kommen?« wünschte Dr. Stiegel zu erfahren.

»Die Lieferung ist für morgen früh fest zugesagt«, beantwortete Thiessen die Frage. »Herr Grabbe ist mächtig hinterher gewesen und will auch morgen bei der Montage zugegen sein. Wenn alles gut geht, wird die Maschine morgen mittag laufen können.«

»Morgen früh?« Hegemüller krauste die Stirn. »Morgen früh werde ich dabei nicht mittun können; da erwarte ich die Steinzeugkörper für neue Blitzröhren und würde auch den Kollegen Stiegel gern als Hilfe für den Zusammenbau haben.«

»Wird sich nicht machen lassen, Herr Hegemüller«, wehrte Thiessen ab. »Ihre Röhren laufen Ihnen nicht weg. Wir brauchen alle Hände für die Montage des Strahlmotors. Wenn der glücklich läuft, können wir später mit vereinten Kräften an die neuen Röhren gehen. Immer hübsch eins nach dem anderen, Herr Kollege.« Nach einigem Knurren und Brummen gab sich Hegemüller mit dem Bescheid Thiessens zufrieden.

»Was sagen Sie übrigens dazu, daß unsere beiden Japaner, die Herren Yatahira und Saraku, uns heute früh verlassen haben, um nach Tokio zurückzukehren?« fragte er unvermittelt.

Dr. Thiessen zuckte die Achseln. »Da ist nicht viel dazu zu sagen. Ihre Rückkehr in die Heimat war ja schon seit längerem eine beschlossene Sache. Trotzdem schien mir Lüdinghausen, mit dem ich gestern darüber sprach, etwas befremdet darüber zu sein.«

»Aber der Abschied soll doch in Frieden und Freundschaft stattgefunden haben«, bemerkte Dr. Stiegel dazwischen.

Thiessen nickte. »Das schon, Herr Stiegel. Aber eine leichte Verstimmung scheint doch auf beiden Seiten vorhanden gewesen zu sein. Ich halte es nicht für unmöglich – es ist freilich nur eine Vermutung von mir –, daß die beiden Herren irgendwie Witterung von unseren Fortschritten bekommen haben.«

»Das ist gänzlich ausgeschlossen, Herr Doktor Thiessen«, platzte Hegemüller mit seiner Ansicht heraus, »wir haben uns von niemandem in die Karten gucken lassen, haben auch zu niemandem ein Wort über unsere Arbeiten gesprochen.«

»Gewiß, mein Lieber –«, Thiessen drohte ihm mit dem Finger, »– aber ein bißchen Feuerwerk und Knallerei haben Sie sich geleistet. Glauben Sie, daß die Herrschaften aus dem Fernen Osten nicht auch Augen und Ohren haben? Sehr scharfe sogar, das kann ich Ihnen versichern. Erst das beschädigte Glasdach, danach unsere Arbeiten in der Schleudergrube . . .«

»Die hatten wir doch sicher eingezäunt«, unterbrach ihn Hegemüller.

»Versuchen Sie doch mal, fünf Minuten lang logisch zu denken«, wies ihn Thiessen zurecht. »Plötzlich wird um die Schleudergrube, die bis dahin frei und offen dalag, ein Zaun errichtet. Was wird man daraus schließen? Natürlich doch nur das eine, daß in der Grube Versuche gemacht werden, die geheimbleiben sollen. Zugegeben, Herr Hegemüller?«

Wenn auch widerstrebend, gab Dr. Hegemüller die Richtigkeit dieser Behauptung zu. »Daß in der Schleudergrube nur Versuche gemacht werden, bei denen man mit Explosionen rechnen muß«, führte Thiessen seine Schlußkette weiter, »ist allgemein bekannt. Daß die Arbeiten diesmal von uns gemacht wurden, konnten die Japaner ohne besondere Schwierigkeiten in Erfahrung bringen, und nun steht die Frage offen, was mußten sie daraus schließen? Nun, wenn Sie es nicht sagen wollen, will ich es Ihnen sagen. Sie konnten und mußten nur den einzigen Schluß ziehen, daß wir mit unseren Versuchen zu der Grenze gekommen sind, wo der Atomzerfall eine gefährliche Stärke annimmt, während sie selber immer noch mit verhältnismäßig harmlosen Mischungen experimentierten. Berücksichtigt man weiter, daß wenige Stunden vorher Professor Lüdinghausen noch zu größter Vorsicht und einem langsamen schrittweisen Vorgehen gemahnt hat, so ist es mir wenigstens durchaus verständlich, daß die Japaner sich düpiert fühlten und den Entschluß faßten, nach Hause zu fahren, wo sie nach eigenem Belieben weiterexperimentieren können.«

»Wenn Sie es so auffassen . . . hm, ja . . . freilich, dann . . . ja dann könnte es am Ende so gewesen sein«, stimmte Hegemüller zögernd zu.

»Ich bin sicher, Kollege Hegemüller, daß es so ist, und offen gesagt, bin ich über die Abreise der Japaner durchaus nicht traurig. Es ist ja eine ganz schöne Sache um die internationale wissenschaftliche Zusammenarbeit; doch warum sollen wir dabei immer die Gebenden sein und die anderen die Empfangenden?«

»Na, jetzt sind wir nach der Abreise der Japaner ja wieder ganz unter uns«, mischte sich Dr. Stiegel in das Gespräch. »Jetzt kann Kollege Hegemüller nach Herzenslust Explosionen veranstalten.«

»Aber ich schneide ihm die Ohren ab, wenn er sich's etwa untersteht«, sagte Thiessen mit Entschlossenheit.

Schon im Laufe der kommenden Nacht wurden die von Grabbe in Auftrag gegebenen Maschinenteile angeliefert, und unmittelbar danach ging ein Dutzend Werkleute unter der Leitung eines Obermonteurs daran, sie zusammenzusetzen. Als der Chefingenieur Grabbe in Begleitung von Dr. Thiessen am nächsten Morgen in das Laboratorium kam, war alles bis auf den Einbau der Strahlkugel bereit.

Jetzt galt es zunächst, die Kugel mitsamt ihrer schweren Festhaltevorrichtung aus dem Sicherheitsraum zu der neu aufgestellten Maschinerie hinzuschaffen, eine Aufgabe, die mit Hilfe einiger Kettenzüge schnell bewältigt wurde. Dann aber kam der kritische Punkt. Um die Kugel in den Schlitten der Maschine hineinzubringen, mußte man sie von der Festhaltevorrichtung lösen. Über eine kurze Wegstrecke nur, über kaum ein Meter war sie frei zu transportieren, aber wenn etwas schiefging, konnte auf diesem kurzen Wege Unheil genug geschehen.

»Lieber Kollege«, sagte Thiessen nach einem langen nachdenklichen Blick zu Dr. Hegemüller, »wollen Sie mir einen großen Gefallen erweisen?«

Eilfertig sprang Hegemüller herbei. »Aber gewiß! Gern, Herr Thiessen, womit kann ich Ihnen dienen?«

»Tun Sie mir die Liebe, Kollege, gehen Sie auf ein halbes Stündchen ins Kasino. Lassen Sie sich eine Tasse Kaffee und die Morgenzeitungen geben. Ich rufe an, wenn wir Sie wieder brauchen.«

Hegemüller war offensichtlich gekränkt und versuchte zu protestieren, doch Thiessen ließ sich nicht erweichen.

»Ich bitte Sie dringend darum«, bestand er auf seiner Anordnung, »ich will die Montage mit Schmidt und Lange allein fertigmachen.«

Mit verdrossener Miene verließ Dr. Hegemüller den Raum. »Der scheint eingeschnappt zu sein«, sagte Grabbe, als Hegemüller draußen war. »Warum haben Sie ihn jetzt weggeschickt?«

»Selbsterhaltungstrieb, Herr Grabbe. Der Kollege Hegemüller ist fleißig und tüchtig und ein guter Kerl, aber bisweilen ein wenig zu . . . sagen wir mal . . . impulsiv . . . oder meinetwegen auch zu quecksilbrig. Wir haben ein paar kritische Minuten vor uns, da ist's mir lieber, wenn er nicht dabei ist.«

Diese Minuten kamen in der Tat, und obwohl Grabbe auch hier wieder durch besondere Vorrichtungen bestmöglich vorgesorgt hatte, waren sie reichlich kritisch. Ein Bleiblock, dessen Vorderseite halbkugelig ausgedreht war und der von einem halben Dutzend schwerer Flaschenzüge sicher gehalten war, wurde an die Kugel herangebracht, bis sie, durch den Strahlungsdruck gehalten, sicher in seiner Höhlung ruhte. Mit kräftigen Hammerschlägen konnte nun der schwere Bolzen, der sie bisher festgehalten hatte, herausgeschlagen werden, und dann kam das kurze Stückchen Weg zu dem Maschinenschlitten hin.

Kaum ein Meter war die Strecke lang, aber Dr. Thiessen behauptete später, sie sei ihm meilenlang vorgekommen. Gewaltig zerrte der Bleiblock unter dem Druck der Strahlkugel an den Flaschenzügen. Nur mit äußerster Vorsicht konnten diese Millimeter um Millimeter angezogen werden. Ein einziger Fehlgriff . . . nur eine Kleinigkeit zuwenig oder zuviel an der einen oder anderen Seite, und es drohte die Gefahr, daß der Block aus seiner Richtung kam, daß die Kugel dadurch frei wurde und mit elementarer Gewalt ihre eigene Bahn verfolgte. Nur ein knappes Meter betrug die Weglänge, aber es dauerte fast eine halbe Stunde, bis sie glücklich überwunden war und die Kugel langsam in den Schlitten hineinglitt. Das Schwerste war damit überstanden, doch längst nicht alles getan. In einem Schneckentempo holten die Flaschenzüge die Kugel Millimeter um Millimeter in den Schlitten hinein, bis sie endlich nach atemberaubenden Minuten dessen Mitte erreichte, bis Grabbe und Thiessen gemeinsam den neuen Stahlbolzen einschieben konnten, der sie nun sicher mit dem Schlitten verband.

»So! Die kommt uns nicht mehr weg!« Thiessen sagte es, während er den Hammer aus der Hand legte, mit dem er soeben den Bolzen eingetrieben hatte. Grabbe war indessen damit beschäftigt, jene Steuerung einzubauen, die bereits am vergangenen Tage die Bewunderung von Dr. Stiegel erregt hatte. Eine überraschend einfache Idee lag ihr zugrunde; handelte es sich doch nur darum, am Ende jedes Hubes die Kugel um ihren Bolzen zu drehen. Nun mußte es sich zeigen, ob sich auch betriebsmäßig bewähren würde, was auf dem Papier so überzeugend wirkte. Die letzte Schraube hatte Grabbe angezogen; nun trat er einen Schritt zurück, um sein Werk noch einmal zu überschauen. Schmuck und blinkend stand die Maschine da, aber sie rückte und rührte sich nicht.

»Was ist das?« fragte Dr. Stiegel. »Warum läuft der Motor nicht?«

»Weil er auf dem toten Punkt steht, Kollege«, beantwortete Thiessen die Frage und griff in die Speichen des Schwungrades. Mit Gewalt wuchtete er daran, drehte es um einige Zoll weiter, und dann kam plötzlich Leben in die bis dahin tote Maschinerie. Erst langsam noch, doch gleich danach schnell und immer schneller begann sich das Schwungrad unter der treibenden Kraft der Strahlkugel zu drehen. Schon waren seine dahinwirbelnden Speichen nicht mehr einzeln zu erkennen, waren zu einer schimmernden durchsichtigen Scheibe geworden.

Dr. Thiessen blickte auf den Tourenzeiger. »Der Motor geht uns durch«, wollte er rufen, als Grabbe schon nach dem Regelrad der Steuerung griff. Ein paar Drehungen daran, und der Motor mäßigte sein Tempo und lief, wie es vorgesehen war, mit dreihundert Umdrehungen in der Minute. Hin und her jagte der Strahlkolben in dem Zylinder, in blinkendem Spiel drehte sich das Schwungrad um seine Achse. Regelmäßig wie ein Uhrwerk arbeitete die Steuerung. Lange Zeit standen Grabbe und Thiessen vor der Maschine, ohne ein Wort zu sprechen, bis endlich der Chefingenieur das Schweigen brach.

»Man müßte ihre Kraft ausnutzen«, meinte er jetzt zu Dr. Thiessen. »Ich will sehen, daß ich eine dazu passende Dynamomaschine bekomme.«

»Wissen Sie, was wir dann hier in unserem Labor haben würden?« fragte Thiessen und gab gleich selbst die Antwort auf seine Frage. »Wir hätten hier das erste durch Atomenergie betriebene Elektrizitätswerk. Unser Laboratorium würde in der Geschichte des menschlichen Fortschritts einen besonderen Platz einnehmen. Noch nach Jahrzehnten, ja nach Jahrhunderten würde man es nun als die Stätte betrachten, von der ein neues Zeitalter seinen Ausgang nahm.«

Grabbe hielt es für angebracht, ein wenig Wasser in den Wein der Begeisterung zu gießen, und sprach von harter Arbeit, die noch zu tun bliebe, obwohl er selber von dem Erreichten ebenso stark hingerissen war wie Dr. Thiessen.

In übler Laune war Dr. Hegemüller in das Kasino gegangen, saß dort bei einer Tasse Kaffee und blätterte mißmutig in den aufliegenden Zeitungen. Immer wieder gingen seine Gedanken zu der Halle zurück, wo Thiessen jetzt die letzte Montage machte. Warum hatte der zwei einfache Werkleute für die Arbeit herangezogen und ihn, seinen alten Assistenten, einfach fortgeschickt? Gewiß, er war ein Draufgänger, das mußte er sich selber eingestehen, öfter als einmal hatte es bei seinen Experimenten Zwischenfälle gegeben; aber hatte er durch sein forsches Vorgehen nicht auch Bedeutendes erreicht? War dieser neue, so wirksame Strahlstoff nicht ihm allein zu verdanken? Er nahm sich vor, das Dr. Thiessen bei nächster Gelegenheit einmal gründlich klarzumachen, und dieser Entschluß wirkte beruhigend auf ihn.

Es gelang ihm danach, seine Gedanken zu sammeln und den Inhalt des Zeitungsblattes, das er immer noch in der Hand hielt, wirklich zu erfassen. Nachrichten aus aller Welt durchflog er und stieß dabei auf einen Bericht über die Vorkommnisse am Boulder-Damm; das Auftreffen und Zerspritzen des Meteors auf der Dammwand und die Zermürbung des Betons wurden darin gemeldet und weiter von den Verwüstungen erzählt, welche die ausbrechenden Wassermassen in dem Tal innerhalb der Sperrmauer angerichtet hatten. Zwar hatte der telegrafische Alarm, den Oberinspektor Dickinson talabwärts gegeben hatte, das Schlimmste verhütet, so daß Menschenleben nicht zu beklagen waren; doch hatten die ausbrechenden Wassermassen in den neuen Kulturen und Siedlungen gewaltige Verheerungen angerichtet.

Wohnhäuser und Stallungen in großer Zahl waren unterspült und weggerissen worden. Ein Gebiet von zehntausend Hektar war überschwemmt, und es würde Tage und Wochen bis zum Abfließen der Wasser vergehen. Hoch in die Dollarmillionen ging der angerichtete Schaden.

Hegemüller krauste die Stirn, während er es las. »Ein Glück, daß die Yankees nicht wissen, woher der Brocken stammt«, wiederholte er im stillen die Worte Thiessens. »Entsetzlicher Gedanke, wenn unser Labor das alles bezahlen sollte.«

Ein schwerer Betondamm in kaum vierundzwanzig Stunden so tiefgehend zermürbt . . . nur die scharfe Strahlung, die von diesem neuen Stoff ausging, konnte das vermocht haben. Die Gedanken Dr. Hegemüllers nahmen eine neue Richtung. Was konnte geschehen, wenn diese unheimliche Strahlung nicht nur granitharten Beton, sondern auch Eisen und Stahl zerfraß? Der neue Motor? . . . Eine geniale Idee Grabbes, das stand außer Zweifel. Aber wenn nun die gleiche Energie, die ihn antrieb, ihn auch zerstörte? . . . Wenn die strahlende Kraft die stählernen Glieder, die sie zur Arbeit zwangen, in Kürze bis zum Zermürben schwächte? . . .

Dr. Hegemüller versank in tiefes Sinnen. Dreimal, viermal mußte die Telefonglocke läuten, bevor er ihren Klang vernahm und nach dem Hörer griff. Wie aus einem schweren Traum erwachend, vernahm er aus dem Apparat die Stimme Thiessens, die ihn in das Laboratorium rief.

* * *

»Ich habe Sie erwartet. Es ist gut, daß Sie kommen«, empfing Hidetawa seine Landsleute Saraku und Yatahira.

»Wir haben die schnellste Flugverbindung benutzt, als wir Ihr Kabel erhielten. Ihr Wunsch, uns bald zu sehen, war uns Befehl«, erwiderte Yatahira mit einer leichten Verbeugung vor dem weißhaarigen Gelehrten.

Die Begrüßung fand im Universitätsviertel Tokios in einem hochgelegenen Arbeitsraum statt, durch dessen großes, fast eine ganze Wand einnehmendes Fenster sich ein weiter Blick über das Häusermeer der Großstadt bis zur See hin bot.

Kaum etwas in dem Zimmer verriet, daß in ihm ein Mann lebte und arbeitete, dessen Name durch seine Leistungen auf dem Gebiet der Atomphysik weit über die Grenzen seines Vaterlandes hinaus berühmt war. Schriftstücke verschiedener Art bedeckten einen umfangreichen Tisch in der Nähe des Fensters. Mit Büchern gefüllte Regale, die fast bis zur Decke reichten, nahmen den größten Teil der Wandflächen in Anspruch.

Zwischen den Papieren auf dem Tisch stand ein gläsernes, kugelförmiges Gefäß, das auf den ersten Blick nichts anderes als eine Lichtmühle, eins jener altbekannten physikalischen Spielzeuge zu sein schien, denn unablässig kreisten im Innern des Glases mehrere Blättchen um eine senkrechte Achse.

Unwillkürlich blieben die Blicke Yatahiras daran haften. Hidetawa bemerkte es und nahm das Wort zu einer Erklärung.

»Es sind die letzten vier Milligramm des Stoffes, die in dem Glaskolben arbeiten. Durch ein besonderes Verfahren gelang es mir, die winzige Menge gleichmäßig auf die vier Glimmerflügel einer Lichtmühle aufzuspritzen.«

Eine Weile folgten drei Augenpaare dem wirbelnden Spiel der Glimmerblätter, dann begann Saraku:

»Es war nur wenig, was uns durch einen glücklichen Zufall in die Hände geriet. Genügte es, um die Zusammensetzung des Stoffes festzustellen?«

Hidetawa ließ sich nieder und forderte auch seine Besucher dazu auf, bevor er antwortete.

»Es hat genügt. Ich kenne die Zusammensetzung und weiß, daß es eine sehr gefährliche Masse ist. Der Mann, der diesen Stoff in Deutschland herstellte, ist dicht am Tode vorübergegangen. Noch ein wenig mehr von dem Zusatzstoff, und die Wirkung konnte zur Katastrophe werden. Kennt der Mann in Deutschland die Gefahr, in der er sich befunden hat?«

Yatahira antwortete: »Der Mann ist leichtfertig. Er hätte vorsichtiger sein müssen. Wir alle sind von dem Leiter des Werkes nachdrücklich auf die Gefahren aufmerksam gemacht worden, aber der Deutsche hat sich nicht an die Vorschriften gehalten. Es hat Explosionen gegeben. Nur dadurch sind wir in den Besitz dieser Probe gekommen.«

»Explosionen?« unterbrach ihn Hidetawa, »in Ihrem Funkspruch war nur von einer Explosion die Rede.«

»Eine zweite hat sich später ereignet, Herr Hidetawa. Wir hörten den Knall und konnten gerade noch sehen, wie ein Projektil aus dem abgesperrten Gelände, auf dem die Deutschen ihren Versuch machten, in schräger Richtung nach oben schoß. Es streifte den Betonbunker des Werkes hart an der Kante und verschwand nach dem Anprall mit geändertem Kurs in westlicher Richtung.

Der Bunker lag dicht bei unserem Laboratorium. Wir sahen, wie etwas an der getroffenen Stelle abbröckelte und nach unten fiel. Wir gingen hin und fanden zwischen den abgesprengten Betonbrocken mehrere Gramm eines metallischen Stoffes. Wir haben ihn mitgebracht.«

»Eine Probe von einem zweiten deutschen Versuch?« Hidetawa hatte Mühe, seine Erregung zu verbergen, während er fragte; Erwartung malte sich in seinen Zügen, als Saraku die bleierne Dose, welche die zweite Probe enthielt, auf den Tisch stellte. »Das ist gut, das ist viel mehr als das erste Mal. Das wird uns weiterhelfen!« kam's von den Lippen des Alten, während seine Augen an dem Stückchen strahlender Materie hingen. »Kommen Sie mit in mein Laboratorium, wir wollen es untersuchen.« Längst war die Helle des Frühlingsmorgens der Abenddämmerung gewichen. Schon wurde es notwendig, das Licht einzuschalten, um die Skalen der Meßinstrumente ablesen zu können, doch Hidetawa achtete nicht der fliehenden Stunden, vergaß seine Jahre, vergaß Zeit und Raum über den Untersuchungen der neuen Probe. Mit stiller Bewunderung sahen die beiden Jüngeren, wie er in immer neuen Versuchen nach immer wieder veränderten Methoden analysierte. Die Uhren im Gebäude kündeten die zweite Morgenstunde, als er die letzte Untersuchung beendete und das Ergebnis niederschrieb. Minuten hindurch saß er danach vor dem Geschriebenen, schweigend, grübelnd, bis er zu sprechen anhub.

»An der Tatsache ist nicht zu zweifeln. Auf zehn verschiedenen Wegen sind wir zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Trotzdem bleibt es kaum glaublich. Fast möchte ich es ein Wunder nennen . . .«

Gespannt lauschten Saraku und Yatahira den Worten, die immer langsamer und schwerer von den Lippen des greisen Gelehrten fielen.

»Hat den Deutschen ein Schutzengel zur Seite gestanden? Sie haben die explosive Phase übersprungen. Fast doppelt so stark als in der ersten Probe ist der den Zerfall fördernde Zusatz in diesem Stoff. Viel stärker als die erste Probe strahlt der neue Stoff. Aber gleichmäßig, gebändigt verstrahlt die Materie. Wie mögen die Deutschen es geschafft haben, die explosive Phase zu überspringen? Man müßte es wissen, sonst . . .«

Erst nach geraumer Zeit wagte Yatahira das Schweigen zu brechen. »Was wäre sonst, Meister?«

»Sonst werden wir Opfer der entfesselten Naturkraft, Yatahira. Wenn wir den Stoff nicht besiegen, besiegt er uns!«

»Opfer müssen gebracht werden.« Mehr zu sich selbst als zu den anderen hatte Saraku es vor sich hin gesprochen.

»Opfer? Keine unnötigen Opfer, Saraku! Es ist schon spät in der Nacht. Wir wollen ruhen; morgen im Licht des Tages wollen wir weiter darüber sprechen.«

Hidetawa stand auf. Saraku und Yatahira verneigten sich und verließen den Raum. Nachdenklich blickte Hidetawa vor sich hin. Langsam begann er auf und ab zu gehen, während seine Lippen abgerissene Sätze formten. »Sie sind noch jung . . . sie sprechen von Opfern und meinen den Tod . . . Eine geringe Unvorsichtigkeit . . . er käme schneller über sie, als sie es ahnen . . . Zwecklose Vernichtung wäre es, kein Opfer. Für eine Sache sterben? Wenn es ihr dient, ja! Besser ist es, für eine Sache zu leben!« Hidetawa hielt in seinem Selbstgespräch inne, vertiefte sich wieder in die Aufzeichnungen über die letzten Versuche und Analysen, rechnete und plante. Die Strahlen der Frühsonne fielen bereits durch das Fenster, als er das Laboratorium verließ, um für kurze Stunden der Ruhe zu pflegen.

»Wir müssen den gleichen Weg gehen wie die Deutschen.« Wieder und immer wieder mußten Yatahira und Saraku in den nächsten Tagen diese Mahnung hören und zahllose Fragen beantworten, die Hidetawa deswegen an sie richtete. Nebensächlichkeiten, Zufälligkeiten, längst vergessene Dinge mußten sie sich unter dem Zwang seiner Fragen ins Gedächtnis zurückrufen, und wie aus hundert Mosaiksteinchen zusammengesetzt, entstand allmählich ein Bild dessen, was sich vor Wochen und Tagen in dem deutschen Institut ereignet hatte, vor seinem geistigen Auge. Jede Möglichkeit zog Hidetawa in Betracht; jede Gefahrenquelle, auf die er bei seinen Überlegungen stieß, suchte er zu versperren, jede Sicherheitsmaßnahme wahrzunehmen. Eine explosionssichere Grube, wie sie die Deutschen bei ihren letzten Versuchen benutzt hatten, stand ihm nicht zur Verfügung, doch etwas anderes, das ihm ebenso gut zu sein schien, hatte er dafür in Aussicht genommen.

Saraku und Yatahira wunderten sich, als er sie am fünften Tage zu einer Fahrt nach seinem Landhaus an der Tokio-Bucht einlud. Vorbei an grünenden Feldern und blühenden Kirschenhainen ging die Fahrt auf der Landstraße am Meeresufer auf Yokohama zu.

Bald wurde das Gelände zur Rechten hügelig. Die Ausläufer des Hakone-Gebirges, dessen Krönung der feuerspeiende Fujiyama ist, kam in Sicht. Schon trat hier und dort nackter Fels zutage, als der Wagen auf einen Seitenweg abbog und wenige hundert Meter weiter das Besitztum Hidetawas erreichte.

Zu Fuß durchschritten sie einen gepflegten Garten, der nach den Bergen zu einen parkartigen Charakter annahm. Noch ein paar Dutzend Schritte unter hohen Bäumen einen schmalen Pfad entlang, und sie standen vor einer senkrechten Felswand; doch der Weg war hier noch nicht zu Ende, er führte weiter in den Berg hinein. Beim Schein einer Lampe, die Hidetawa aufleuchten ließ, erkannten Yatahira und Saraku, daß sie im Eingang zu einer natürlichen Höhle standen. Zunächst war es nur ein schmaler Felsgang, doch je länger sie darin fortschritten, um so mehr begann er sich zu weiten, bis sie endlich ein domartiges Gewölbe erreichten, dessen Ende nicht zu erkennen war, obwohl Hidetawa den Lichtkegel seiner Lampe nach allen Seiten spielen ließ.

»Hier ist der Platz, an dem wir unsere Versuche machen werden«, begann er. »Hier werden wir die Strahlröhre aufbauen und von draußen her durch Fernsteuerung in Betrieb nehmen. Sollte es Explosionen geben, dann werden sie keinen Schaden anrichten können. Die Felswände hier sind fest. Sie würden auch einem Ausbruch atomarer Energie standhalten. Sie sind auch verschwiegen, der Schall kann von hier nicht ins Freie dringen. Mag hier geschehen, was da will, draußen wird niemand davon etwas hören; niemand wird etwas von unseren Versuchen erfahren.« Hidetawa hatte geendet, und langsam verebbte das Echo seiner letzten Worte. Fast unheimlich wirkte die Stille, während sie sich zum Gehen anschickten. Erst wenige Schritte hatten sie zurückgelegt, als von neuem dumpfes Dröhnen aufkam und sie veranlaßte, noch einmal stehenzubleiben.

»Was war das?« flüsterte Saraku und glaubte im gleichen Moment ein leichtes Zittern des Bodens zu verspüren.

»Es hat nichts zu bedeuten«, beruhigte ihn Hidetawa. »Von Zeit zu Zeit melden sich die Geister des Berges. Bedenken Sie, daß der Fujiyama nicht allzu weit ab ist. Ganz ruhig ist es hier selten, doch bei unseren Arbeiten braucht uns das nicht zu stören.« Noch während er es sagte, ging Hidetawa schon wieder weiter, und wenige Minuten später traten sie aus dem Dunkel der Höhle in den hellen Frühlingstag hinaus. Angesichts des lichtblauen Himmels und der blühenden Bäume wich der Druck, der Saraku und Yatahira im Inneren des Berges befallen hatte, von ihnen; sie vermochten wieder frei zu atmen. Während sie, einer Einladung Hidetawas folgend, in das Landhaus traten, konzentrierten sich ihre Gedanken schon wieder auf die bevorstehenden Arbeiten.

»Wir werden unseren ersten Versuch genau mit dem in der deutschen Probe festgestellten Mischungsverhältnis ansetzen«, begann Hidetawa seine Ausführungen und notierte die dafür erforderlichen Mengen auf ein Blatt Papier. Erst jetzt, als Saraku die Zahlen geschrieben vor sich sah, kam ihm ihre ganze Bedeutung voll zum Bewußtsein, und er erschrak. »Das ist ja das Zehnfache dessen, mit dem wir in Deutschland zuletzt gearbeitet haben«, brachte er bestürzt hervor. »Das Gemenge wird in der Röhre explodieren.«

»Dies Gemenge nicht mehr«, unterbrach Hidetawa. »Das ist ja das Geniale an der Erfindung, daß sie die explosive Phase glücklich vermeidet. Sie finden etwas Ähnliches übrigens auch anderswo«, fuhr er fort, als er die zweifelnde Miene Sarakus sah. »Nehmen Sie beispielsweise ein Gemenge von Benzingas und Luft. Nur in einem eng umgrenzten Mischungsverhältnis ist es explosiv, in allen anderen nicht. Sie können sicher sein, wenn wir uns genau an das deutsche Rezept halten, haben wir nichts zu fürchten.«

Die nächsten Stunden galten der Besprechung der Vorbereitungen für den geplanten Versuch. Starkstrom stand auf dem Besitztum Hidetawas in genügender Menge zur Verfügung, aber alles andere würde von Tokio hergebracht werden müssen. Die Höchsttransformatoren, die Schaltgeräte, Leitungsmaterial und schließlich die Röhre.

»Wir werden mit fünf schweren Lastkraftwagen auskommen«, legte Hidetawa als Schlußergebnis der Besprechungen fest. »Morgen früh soll der Transport beginnen. In drei Tagen wird unser erster Versuch stattfinden können.«

* * *

Die Milliarde Kubikmeter, die am Boulder-Damm ausströmte, war buchstäblich Wasser auf die Mühle von Robert Jones. Er erblickte darin einen neuen unzweifelhaften Beweis für seine Meteoritentheorie. Da mußte ein ganz gehöriger Brocken dieses merkwürdigen strahlenden Metalls eingeschlagen haben, denn anders ließen sich die Zerstörungen an der mächtigen Talsperre doch nicht erklären. Jede Notiz darüber, die er in amerikanischen Zeitungen entdeckte, sammelte er sorgfältig und versuchte mit diesem Material auch Professor O'Neils endgültig zu seiner Ansicht zu bekehren, doch zu seinem Leidwesen hatte er keinen großen Erfolg damit. Alles, was er schließlich erreichte, war ein längerer Urlaub für eine Reise nach dem Boulder-Damm, um die Vorfälle an Ort und Stelle zu studieren.

»Zweck hat Ihre Reise nur«, sagte Professor O'Neils beim Abschied zu ihm, »wenn es Ihnen gelingt, größere Mengen dieses Meteoriten zu sammeln, damit wir sie hier gründlich untersuchen können.«

Mit dieser Weisung bestieg er den Zug und fuhr nach Los Angeles. Von dort brachte ihn ein Kraftwagen in schneller Fahrt nach dem Boulder-Damm. Es war gut für Jones, daß er sich mit Empfehlungen versehen hatte, denn am Staudamm herrschte ein Leben und Treiben wie in einem Ameisenhaufen, und niemand hatte viel Zeit und Sinn für den Wissenschaftler, seine Fragen und seine Forschungen. Erst nach Tagen gelang es ihm, bis zu Mr. Dickinson vorzudringen, und in der Hoffnung, ihn um so schneller wieder loszuwerden, fand sich der Oberinspektor schließlich bereit, mit ihm zum Damm zu gehen und ihm dort die Einschlagstelle zu zeigen.

Ein ohrenbetäubendes Getöse drang ihnen entgegen, als sie die Dammkrone betraten. Viele Dutzende von Preßluftmeißeln waren an der Einschlagstelle in Betrieb. Krachend hieben die schweren Stahlmeißel auf das Massiv des Dammes ein, um den Beton, soweit er angefressen und nicht mehr unbedingt zuverlässig war, zu entfernen. Angeseilt hingen die Werkleute mitsamt ihren Maschinen an der steilschrägen Dammauer über der Tiefe. Jones mußte ein Schwindelgefühl bekämpfen, als er hinter dem Oberinspektor auf einer der schmalen Eisenleitern zu der Arbeitsstelle hinabstieg. Über ein schwankendes Brett führte der Weg dann weiter bis zu dem Ort hin, wo die Wasser durch den Damm gebrochen waren.

Erst als Jones von der Planke herunter war und in der Höhlung auf festem Beton stand, fühlte er sich wieder einigermaßen sicher und vermochte freier um sich zu schauen. Eine Stärke von etwa zwölf Meter hatte der Damm in dieser Höhe. Eine kreisrunde Öffnung von ungefähr der gleichen Größe hatten die ausströmenden Wassermassen in ihn gerissen. Auf der Innenseite stand der Spiegel des Stausees bis an die Sohle dieser Lücke heran.

Der Betonboden, über den sie gingen, war naß, denn ständig rieselte noch Wasser aus dem Stausee durch die Öffnung heraus. »Hier ist es gewesen, Sir«, begann Oberinspektor Dickinson mit seiner Erklärung. »Einer unserer Dammwärter hat gesehen, wie etwas vom Himmel fiel, hier einschlug und zersplitterte. Wir haben es zuerst nicht für gefährlich gehalten. Man hatte in den Staaten schon etwas von einem Meteoriten gehört. Es soll sogar ein Professor ein Buch darüber geschrieben haben. Wir glaubten, da wäre eben auch so ein Stückchen Sternschnuppe gegen unseren Damm gesaust. Freuten uns, daß es dem Brocken schlechter bekommen war als unserem guten Damm, aber am nächsten Tag sahen wir die Bescherung. Das verteufelte Zeug frißt ja noch schlimmer als Schwefelsäure. Der Beton wurde mürbe, das Wasser brach aus. Was es da unten angerichtet hat, das können Sie von hier aus sehen.«

Dickinson deutete talwärts, wo der frühere fruchtbare Wiesengrund auf weite Strecken hin zerwühlt und verschlammt war. Jones wollte eben damit herauskommen, daß er es gewesen war, der über diesen Meteoriten geschrieben hatte, als Dickinson fortfuhr: »Der Professor – ich glaube, es ist sogar ein Berufskollege von Ihnen gewesen – hat leider das Wichtigste in seinem Buch vergessen. Er hätte vor dem Satansstoff warnen müssen. Hätten wir's rechtzeitig gewußt, wäre das gefährliche Zeug sofort mit Preßluftmeißeln abgestemmt worden und das Unglück nicht geschehen.«

Auf diese Worte zog Jones es vor, seine Autorschaft an dem von Mr. Dickinson erwähnten Buch für sich zu behalten, und wünschte nur zu wissen, wo noch etwas von diesem Meteoritenstoff zu finden sein könnte. Dickinson deutete in die Tiefe. »Da unten müssen Sie danach suchen gehen, Sir. Was von dem verdammten Zeug noch auf den Betontrümmern klebte, wurde von den ausbrechenden Wassermassen natürlich mitgerissen und durch das Tal hin verschleppt. Wird keine leichte Sache sein, und vor allen Dingen keine angenehme, Sir, in dem Schlammodder da unten auf die Suche zu gehen; ist aber die einzige Möglichkeit, von dem Kram etwas zu erwischen.«

Die Aussicht, die Oberinspektor Dickinson Jones eröffnete, war nicht sehr erfreulich, doch wenn er nicht unverrichteter Dinge zurückkehren wollte, mußte er sich wohl oder übel der Mühe unterziehen. Nach einigem Sträuben besorgte Dickinson ihm zwei Leute, die das untere Tal genau kannten und gegen einen, wie er fand, reichlich hohen Tageslohn bereit waren, für ihn zu arbeiten.

Mr. Dickinson hatte nicht übertrieben, als er das Unternehmen als schwierig und unangenehm bezeichnete. Tagelang watete Jones mit seinen beiden Hilfskräften in dem verschlammten Talgrund umher. Viele Hunderte von Betonbrocken mußten sie aufheben oder umdrehen, um dann wirklich einmal auf das eine oder andere Stückchen zu stoßen, das auf seiner Oberfläche einen metallischen Belag zeigte. Verhältnismäßig leicht ging dagegen das Abheben der Metallschicht vonstatten, da der einst granitharte Beton unter der Schicht schon fast auf einen Fingerdruck hin in Staub und Schlamm zerfiel.

Mit einer kaum vorstellbaren Wucht mußte der Aufprall des Meteoriten auf die Dammwand stattgefunden haben, denn anders ließ es sich nicht erklären, daß das Metall auseinandergespritzt war. Nur dünne Häutchen, Metallfolien, vielfach kaum ein halbes Millimeter stark, waren es, die er in mühseliger Sammelarbeit aus den Betontrümmern gewann; aber etwas anderes konnte er dabei noch feststellen, ohne Meßapparate zu Hilfe zu nehmen. Auch jetzt noch mußte dies Metall sehr stark strahlen, denn ein paarmal entglitt ein eben von dem Gestein abgezogenes Stückchen Folie seinen Fingern.

Vorsicht war hier geboten, und Jones beglückwünschte sich dazu, rechtzeitig Vorsorge getroffen zu haben. In der Erinnerung an das Abenteuer in den Vernon Hills und den dort durch die Strahlung zerstörten Rock Watsons hatte er sich noch vor seiner Abreise in Washington einen geräumigen, mit Bleiblech gefütterten Behälter besorgt, der zuverlässigen Schutz gegen die Strahlung bot.

Wie Stanniolpapier zusammengerollt wanderte ein Stück der gefundenen Folie nach dem anderen in diesen Behälter, und nach vier mühseligen, in dem verwüsteten Tal verbrachten Tagen hatte er eine Menge von mehreren Kilogramm beisammen.

»Sind Sie mit dem Ergebnis Ihrer Expedition zufrieden, Sir?« fragte ihn Mr. Dickinson, als Jones wieder am Boulder-Damm auftauchte.

Dieser sah reichlich abgerissen aus, verschmutzt, unrasiert und ein wenig verhungert. In von ihren Bewohnern längst verlassenen Ruinen hatte er während seines Streifzuges nächtigen und von den mitgenommenen Vorräten leben müssen, aber trotz alledem strahlte er über das ganze Gesicht.

»Ich bin zufrieden«, sagte er zu Dickinson und klopfte auf den gefüllten Behälter. »Ich habe alles gefunden, was ich suchte. Jetzt geht's nach Washington zurück. Ich werde von mir hören lassen.«

»Wollen Sie etwa auch ein Buch über diesen dreimal verdammten Meteoriten schreiben?« fragte Dickinson.

»Ja, das will ich in der Tat«, versicherte er ihm beim Abschied und bestieg dann den Kraftwagen nach Los Angeles.

Mit Interesse studierten Dr. Thiessen und seine Leute die Veröffentlichung des Mr. Robert Jones und lachten während der Lektüre öfter als einmal recht herzlich.

»Ganz vorzüglich, diese Meteoritentheorie«, meinte Dr. Thiessen zu Hegemüller. »Das lenkt die anderen von der richtigen Spur ab. Zweifellos stammt der Brocken, der dort in die Suppe gefallen ist, von Ihrem ersten Streich her.«

Dr. Hegemüller, ebenso wie seine Kollegen in Strahlenschutzkleidung gehüllt, setzte sich in Positur. »Sie wollen sagen, Herr Thiessen, von jenem Versuch, der uns den ersten brauchbaren Strahlstoff erbrachte«, hub er an, aber Thiessen winkte ab.

»Lassen wir das, Kollege. Sie sollen meinetwegen den Ruhm haben, aber eine Patzerei ist's doch gewesen. Wichtiger ist mir das, was Jones über die zerstörende Wirkung der Strahlung schreibt. Nehme ich dazu noch die Ereignisse an der Boulder-Sperre, wo ein starker Betondamm in vierundzwanzig Stunden von der strahlenden Materie zerfressen wurde, so kommen mir doch schwere Bedenken.«

»Sie vermuten, die Strahlung könnte auch den stählernen Bauteilen unseres Motors gefährlich werden?« fragte Dr. Stiegel. Thiessen nickte. »Wir müssen die Maschine dauernd unter Beobachtung halten. Der Gedanke, daß der Stahl plötzlich nachgeben und der Strahlkolben seine eigenen Wege gehen könnte, macht mir unruhige Stunden.«

»Ich habe den Motor vor einer Stunde genau untersucht und nichts gefunden«, beruhigte ihn Stiegel. »Ich habe alle der Strahlung ausgesetzten Teile abgeklopft. Der Stahl hat einen vollen, gesunden Klang und läßt den Hammer zurückfedern.«

Während Dr. Stiegel sprach, war Hegemüller an eine Stelle der Hallenwand getreten, die in der Verlängerung des Kolbenweges lag, und kratzte dort mit einem Meißel. Der Beton der Wand stäubte dabei pulvrig auf.

»Sehen Sie, da haben wir die Geschichte«, sagte er zu Dr. Thiessen. »Den Beton greift es an; ebenso wie den am Boulder-Damm. Ich habe schon gestern vorgeschlagen, einen Bleischutz um den Motor zu setzen. Wenn wir's so lassen, wie es jetzt ist, werden wir bald ein hübsches Loch in der Wand haben.«

Die Beweisführung Hegemüllers wirkte so überzeugend, daß die beiden anderen sich ihr nicht verschließen konnten.

»Diesmal haben Sie recht, Kollege«, pflichtete Thiessen ihm bei. »Das ist ja auch nur eine Kleinigkeit; in einer Stunde können wir's gemacht haben.«

Während Dr. Stiegel die Halle verließ, um passendes Bleiblech zu besorgen, ging Hegemüller ein paarmal um den Motor herum und musterte ihn mit kritischen Blicken, bis es Thiessen schließlich auffiel.

»Haben Sie sonst noch etwas an der Maschine auszusetzen?« fragte er schließlich.

Hegemüller nickte. »Allerlei, Herr Thiessen. Die Maschine ist noch nicht das Richtige.«

Thiessen schwankte, ob er sich ärgern oder lachen sollte. »Na, dann schießen Sie mal los, Kollege«, meinte er schließlich belustigt. »Was gefällt Ihnen an unserem Strahlmotor nicht?«

»Erstens schon mal, daß es ein Motor ist. Mit unserem Strahlstoff hätten wir ebenso eine Turbine bauen können.«

Dr. Thiessen horchte interessiert auf. »Hm, eine Turbine? Warum nicht? Sobald wir genügend neuen Strahlstoff hergestellt haben, können wir ja auch mal zur Abwechslung eine Strahlturbine bauen. Gut, Kollege, ich nehme Ihren Wunsch zur Kenntnis. Sind Sie nun zufrieden?«

Hegemüller schüttelte sehr energisch den Kopf. »Nein, Herr Thiessen. Sehen Sie!« Er deutete auf den Motor. »Jetzt ist die Maschine zwar stillgesetzt, aber die Kolbenkugel verstrahlt trotzdem unablässig ihre Energie. Wirtschaftlich macht es keinen Unterschied, ob wir den Motor laufen lassen oder nicht. Das will mir nicht gefallen.«

»Ja, aber lieber Freund« – Dr. Thiessen faßte sich an die Stirn –, »Sie verlangen etwas viel auf einmal. Ich sehe auch nicht die Spur einer Möglichkeit, wie Sie das ändern wollen.«

Hier wurde ihr Gespräch unterbrochen, denn Dr. Stiegel kam zurück, und hinter ihm fuhren zwei Werkleute eine Ladung Bleiblech in die Halle. Es nahm reichlich zwei Stunden in Anspruch, dann aber war der Motor ganz in Blei gekapselt und jede Gefahr, daß seine Strahlung in der Umgebung Schädigungen verursachen könnte, behoben.

»Ist auch besser so für uns«, sagte Dr. Stiegel, als die letzten Fugen verschmolzen waren und sie die Knallgasbrenner ausdrehten. »Jetzt können wir es uns endlich bequemer machen.« Er streifte den schweren, mit Blei gefütterten Kittel ab; Thiessen und Hegemüller folgten seinem Beispiel, zufrieden, sich endlich wieder frei und leicht bewegen zu können.

Ihre nächste Arbeit galt der Aufstellung einer neuen Blitzröhre. Dr. Thiessen bestand darauf, daß sie wieder in der Schleudergrube aufgebaut wurde, obwohl Hegemüller lebhaft protestierte und versicherte, daß man bei der neuen Konstruktion keine Explosionen mehr zu befürchten brauche.

In der Tat unterschied sich die Röhre, die nach den Plänen von Dr. Hegemüller entstanden war, beträchtlich von den früher verwendeten zerbrechlichen Glasgebilden. Es war ein mächtiger Steingutkörper im Gewicht mehrerer Tonnen, und man mußte kräftige Kräne zu Hilfe nehmen, um ihn in die Schleudergrube hinabzulassen. Hier konnte auch nicht mehr nach Glasbläserart gearbeitet werden, sondern durch eine verschraubbare Luke mußte das Metall der Antikathode in die neue Röhre eingebracht werden. Knarrend und dröhnend schob sich endlich die Metallkuppel über der Grube zusammen. Dr. Hegemüller stand dabei und setzte eine undefinierbare Miene auf.

»Haben Sie schon wieder was auszusetzen, Kollege?« fragte ihn Thiessen, durch seine dauernde Nörgelei gereizt. »Wenn der Versuch gut ausgeht, können Sie sich beim nächsten meinetwegen auf die Röhre setzen.«

Hegemüller stand in Gedanken versunken da und schien die Worte kaum gehört zu haben. Dr. Thiessen wiederholte deshalb seinen Vorschlag noch einmal. »Wenn Sie durchaus Lust zu einer Himmelfahrt haben, Herr Hegemüller, können Sie das nächste Mal in persona auf der Röhre Platz nehmen. Ich bin auch bereit, Sie für Ihre Erben fotografieren zu lassen, bevor wir Strom geben . . .«

»Wie? Sagten Sie etwas, Herr Thiessen?« Hegemüller kam aus seinem Sinnieren wieder zu sich und blickte Thiessen an, als ob er eben aus einem Traum erwache.

»Ich erlaubte mir in der Tat, etwas zu sagen«, gab Dr. Thiessen verdrießlich zurück.

»Ich habe eine Idee«, erwiderte Hegemüller, ohne auf die Tonart des andern einzugehen.

»Schon wieder eine Idee?« Dr. Thiessen schnitt ein Gesicht, als ob er etwas Saures im Munde hätte. »Lieber Freund, Ihre Ideen sind mir, offen gesagt, ein wenig zu explosiv.«

Hegemüller war schon wieder ins Grübeln geraten. Mehr zu sich selbst als zu den anderen sprach er weiter.

»Wenn man die Strahlung speichern könnte . . . einen Akkumulator müßte man haben, der die Energie sammelt, wenn der Motor nicht läuft . . .« Thiessen schlug ihm kräftig auf die Schulter. »Hegemüller! Doktor! Mann, kommen Sie zu sich! Sie reden ja im Fieber! Die Energie der Protonen und Neutronen, die mit Riesengeschwindigkeit durch den Raum sausen, wollen Sie speichern? Wie denken Sie sich das?«

Dr. Hegemüller preßte beide Fäuste gegen die Stirn. Er sprach wie unter einem inneren Zwang.

»Ich weiß es noch nicht, Herr Thiessen . . .« Er schöpfte ein paarmal tief Atem. »Wenn ich's schon wüßte, wäre mir wohler. Ich weiß nur, daß es gehen muß . . . Ich sehe den Weg noch nicht klar . . . aber finden werde ich ihn.«

Mit einem Kopfschütteln wandte Dr. Thiessen sich ab. Öfter als einmal hatte er sich in der letzten Zeit über seinen Assistenten Gedanken gemacht. Anfangs war er geneigt gewesen, ihn für einen leichtsinnigen Draufgänger zu halten, dem man auf die Finger sehen mußte, und verschiedene Vorkommnisse, bei denen es programmwidrig funkte und krachte, hatten Dr. Thiessen in seiner Meinung bestärkt. Aber je länger, desto mehr glaubte er später doch einen tieferen Sinn, einen verdeckten Plan in den Eigenmächtigkeiten Hegemüllers zu entdecken, und nach jenen letzten Vorkommnissen schließlich, die nach scheinbaren Mißerfolgen den neuen Strahlstoff ergaben, war Thiessen so weit gekommen, sich die Frage vorzulegen: Genie oder Tollheit?

Tollkühn war es von Hegemüller gewesen, die gefährliche Beimengung kurzerhand zu verzehnfachen. Das halbe Werk hätte darüber in die Luft fliegen können, aber der Erfolg hatte die Kühnheit gerechtfertigt. Und nun wieder eine neue Phantasterei, die Strahlung während der Zeit, in der sie nicht benötigt wurde, einfach zu speichern. Im ersten Augenblick schien's nur ein vages Hirngespinst zu sein . . . und doch . . . je länger Thiessen überlegte, desto mehr gewann der Plan auch für ihn Sinn und Bedeutung. Mit dem ersten kühnen Experiment hatte Dr. Hegemüller den Hahn zur Atomenergie gewissermaßen aufgedreht. Jetzt sann er auf eine Möglichkeit, ihn nach Belieben wieder schließen zu können . . . ein verwegenes Projekt . . . doch wenn es glückte . . . welchen Ruhm würde seine Abteilung, würde das Werk davon haben!

Thiessen bemühte sich, seine Erregung zu verbergen, und wandte sich wieder an seine beiden Assistenten.

»Sind Sie mit den Vorbereitungen fertig?« Er warf einen Blick auf die Schaltung und die Meßgeräte. »Gut, dann wollen wir beginnen. Jetzt muß es sich zeigen, Herr Hegemüller, ob Ihre neue Röhre standhält.«

»Der Teufel soll dazwischenfahren, wenn sie's nicht tut!« platzte Hegemüller 'raus und legte den Schalthebel ein.

Strom kam auf die Röhre, die Zeiger der Meßinstrumente kletterten in die Höhe. Stärker brummten die Transformatoren auf. Gewaltig strömte die hochgespannte elektrische Energie durch die schweren Kabel in die Grube hinab, aber die neue Röhre hielt ihr stand. Nicht wie bisher beendete eine vorzeitige Explosion den Versuch. Ohne Zwischenfälle, wie Dr. Thiessen es verlangt hatte, ging er zu Ende.

Sie hatten den Strom abgeschaltet und die Kuppel über der Grube wieder geöffnet, als Chefingenieur Grabbe kam, um sich nach dem Ergebnis des Versuches zu erkundigen. Ohne Widerstreben ließ er sich ebenfalls den schweren Bleischutz anlegen, bevor er mit Dr. Thiessen und seinen Leuten in die Grube hinabstieg, und dann standen sie neben der neuen Röhre.

Röhre? Der alte Name war geblieben, den die Physiker des neunzehnten Jahrhunderts einst für ihre von Glasbläsern hergestellten elektrischen Entladungsgefäße geprägt hatten, doch was hatte die unaufhaltsam fortschreitende Hochspannungstechnik im Laufe von vier Menschenaltern aus dem Gerät gemacht! »Ein Mordsding«, staunte Grabbe, als er vor dem mehr als zwei Stockwerke hohen, aus Steinzeug und Edelstahl gefügten Gebilde stand. »So mächtig hätte ich's mir nach der Zeichnung nicht vorgestellt. Tüchtig, Herr Hegemüller, was Sie da gebaut haben. Damit können wir vielleicht bald wieder in Ihr Labor gehen und die Schleudergrube für andere Zwecke frei machen.«

Dr. Thiessen schüttelte zu den Worten Grabbes bedenklich den Kopf, während Hegemüller über das ganze Gesicht strahlte. Dann griffen sie zu den schweren Schraubenschlüsseln, die Luke der Röhre wurde geöffnet, und die Antikathode lag frei vor ihren Blicken. Anders als früher war in der neuen Röhre der Prozeß vor sich gegangen. In seiner ganzen Masse war das Metall aktiviert worden. Nicht mehr nach einer Richtung, sondern gleichmäßig nach allen Seiten hin ging die Strahlung von der Metallkugel aus. Sie zeigte keine Neigung mehr, nach einer Richtung hin fortzufliegen, aber doppelt gefährlich war dafür das Hantieren mit ihr geworden. Nur unter starkem Bleischutz durften auch die Werkleute sich ihr nähern, die die Kugel jetzt mit Hebezeugen aus der Röhre holten und mit einem Kran aus der Grube schafften.

Während das geschah, saß Grabbe mit Thiessen und seinen Assistenten bei einer Beratung im Laboratorium zusammen. Über die Arbeiten, die jetzt vorgenommen werden sollten, wurde gesprochen. Dr. Thiessen erwartete, daß der Chefingenieur Vorschläge für den Bau eines zweiten, größeren Motors mit der neugewonnenen Strahlmasse machen würde, doch der brachte etwas anderes vor.

»Ich habe eine interessante Nachricht aus Tokio bekommen«, begann er. »Der sicherlich auch Ihnen dem Namen nach bekannte Atomforscher Hidetawa hat dort mit einer einfachen Lichtmühle einen beachtenswerten Versuch gemacht . . .«

Grabbe holte einen Brief aus seiner Tasche und las daraus weiter vor.

»Ja also, meine Herren«, fuhr er fort, als er mit der Vorlesung zu Ende war, »genau betrachtet, ist das kleine Ding, das da auf dem Schreibtisch von Herrn Hidetawa seit vielen Tagen ununterbrochen läuft, bereits eine Atomturbine. Wenn wir nicht nachhinken wollen, müssen wir ebenfalls . . .«

»Woher hat der Japaner den Strahlstoff?« fiel ihm Thiessen ins Wort.

Der Chefingenieur zuckte die Achseln. »Darüber konnte mein Gewährsmann nichts in Erfahrung bringen. Es war schon viel, daß Hidetawa ihm seinen Apparat zeigte und sich über die Wirkungsweise ausließ.«

Dr. Thiessen saß mit gerunzelter Stirn da. Mehr für sich als für die anderen wiederholte er die Frage: »Wie sind die Japaner an den Strahlstoff gekommen?«

»Warum sollten sie ihn nicht auch hergestellt haben?« meinte der Chefingenieur. »Der Weg, auf dem etwas Derartiges erreicht werden kann, ist heute allgemein bekannt. Auch in den japanischen Instituten arbeitet man seit Jahren intensiv an dem Problem.«

Hegemüller stieß Thiessen in die Seite, bis der sich ihm zuwandte. »Was wollen Sie, Kollege?«

»Die plötzliche Abreise der beiden Japaner neulich? Mir schwant etwas.«

»Bändigen Sie Ihre Phantasie, Hegemüller«, wies Thiessen ihn zurecht, als Grabbe, der die leise geführte Unterhaltung doch gehört hatte, sich einmengte.

»Ich werde mit unserem Vertreter in Tokio kabeln. Er soll herausbekommen, wo die Herren Yatahira und Saraku stecken. Wenn die beiden jetzt mit Hidetawa zusammenarbeiten, könnte Ihr Verdacht berechtigt sein, Herr Doktor Hegemüller.«

»Ich würde es auch dann für ausgeschlossen halten«, beharrte Thiessen auf seiner Meinung. »Selber haben die Japaner bei uns keinen Strahlstoff gemacht, und in unser Laboratorium sind sie nicht mehr gekommen, nachdem uns die Herstellung geglückt war. Wenn sie jetzt über etwas Ähnliches verfügen, dürfte es wohl aus dem Laboratorium von Hidetawa stammen. Ich glaube, gegen diese Schlußfolgerung läßt sich nichts einwenden, Herr Grabbe.«

Der Chefingenieur zuckte die Achseln. »Vielleicht, vielleicht auch nicht! Vergessen Sie nicht, Herr Thiessen, daß eine nicht unbeträchtliche Menge des aktiven Metalls aus Ihrem Labor ausgebrochen und in die weite Welt hinausgeflogen ist. Auf diese Weise haben ja auch die Amerikaner etwas davon in die Finger bekommen.«

»Glauben aber Gott sei Dank, daß es sich um einen Meteor aus dem Weltraum handelt«, warf Hegemüller dazwischen.

»Hoffentlich, Herr Doktor Hegemüller, bleiben sie bei dem Glauben«, fuhr Grabbe fort. »Ich habe da noch eine Nachricht bekommen, die Sie vielleicht interessieren wird. Einer von den Assistenten Professor O'Neils' ist nach Los Angeles gereist und hat am Boulder-Damm zusammengeklaubt, was sich von den Resten Ihrer ersten Strahlkugel finden ließ. Wenn jetzt etwa O'Neils auch auf den Einfall käme, die Flügel einer Lichtmühle mit Strahlstoff zu präparieren, so brauchten wir uns nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, von wo der den Stoff herhat.«

»Wäre es am Ende nicht möglich, daß auch japanische Agenten am Boulder-Damm waren und sich ebenfalls . . . nur etwas geschickter und unauffälliger . . . etwas von dem Stoff verschafft haben?« gab Dr. Stiegel zu bedenken.

»Das würde ich immer noch für wahrscheinlicher halten«, pflichtete Thiessen ihm bei, »als daß es den Japanern gelungen sein sollte, hier aus unserem Laboratorium etwas von dem Stoff an sich zu bringen.«

»Wir wollen uns darüber nicht unnütz den Kopf zerbrechen«, beendete Grabbe die Debatte. »Unsere nächste Aufgabe steht fest. Wir müssen eine Strahlturbine bauen. Die Aufgabe ist nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Ich schlage vor, daß die Herren jeder für sich zunächst einmal Entwürfe machen und daß wir uns dann in den nächsten Tagen . . . vielleicht schon übermorgen . . . wieder zu einer Besprechung zusammensetzen.« Grabbe hatte kaum das Zimmer verlassen, als Hegemüller mit einer Frage herauskam. »Ich möchte für mein Leben gern wissen, wo unser Chefingenieur seine Informationen her hat. Er weiß, was bei Hidetawa auf dem Schreibtisch steht; er weiß, daß Mr. Jones am Boulder-Damm gewesen ist. Vermutlich weiß er noch mancherlei anderes, von dem er uns gar nichts gesagt hat.« Dr. Thiessen lachte. »O Hegemüller, Sie ahnungsloser Engel, haben Sie noch niemals etwas von unserem Informationsbüro und von unserem Nachrichtendienst gehört?«

»Wenig und nichts Bestimmtes, Herr Thiessen. Ich mache meinen eigenen Kram und kümmere mich nicht um das, was andere machen.«

»Ist auch ein Standpunkt, Kollege, aber schließlich nicht immer der richtige. Die Werkleitung muß wissen, was draußen in der Welt vorgeht, und dazu haben wir zunächst mal unser Informationsbüro.«

Hegemüller schüttelte sich. »Ich bin mal durchgekommen. Da saßen eine Menge Leute drin, lasen Zeitungen, schnitten hin und wieder was aus und klebten es auf weiße Blätter.«

Thiessen lehnte sich bequem in seinen Sessel zurück und schickte sich zu einem kleinen Vortrag an.

»Ja, mein lieber Hegemüller, die Leute, die Sie in unserem Informationsbüro gesehen haben, sind keine einfachen Zeitungsleser. Die verstehen es, auf einen Blick unter hundert Nachrichten gerade die eine, oft recht unscheinbare, herauszufinden, die für unser Werk Interesse hat. Sie verstehen es außerdem noch, zwischen den Zeilen zu lesen und mit einem erstaunlichen Spürsinn zu rekonstruieren, was der Zeitungsschreiber noch schreiben wollte, aber aus verschiedenen Gründen . . . Zensur und dergleichen . . . unter den Tisch fallen ließ. Außerdem sind sie noch Polyglotten. Zeitungen in etwa vierzig verschiedenen Sprachen werden in unserem Informationsbüro gelesen, und aus hundert Mosaiksteinchen, die aus den verschiedensten Quellen stammen, entsteht dort auf diese Weise eine Nachricht, die sich fast immer als richtig erweist.«

»Mag alles ganz schön und gut sein«, gab Hegemüller immer noch zweifelnd zu. »Daß ein Mr. Jones am Boulder-Damm war, mag das Büro auf die Manier erfahren haben. Aber was auf dem Schreibtisch Hidetawas steht, darüber hat gewiß in keiner Zeitung etwas gestanden.«

»Ja, mein lieber Freund«, Thiessen legte die Fingerspitzen seiner beiden Hände zusammen. »Man hat auch sonst noch seine Quellen im Ausland. In der Diplomatie nennt man diese Leute Attachés, Militär-Attachés, Marine-Attachés, Handels-Attachés usw. Technik und Forschung haben sich die in der Diplomatie bewährte Einrichtung zum Muster genommen und, soviel mir bekannt, keine schlechten Erfahrungen damit gemacht . . . Stopp, Hegemüller! Was Sie jetzt sagen wollen, stimmt nicht. Das ist keine Spionage. Es geht alles ganz loyal zu, aber unsere Gewährsleute sind selbst Wissenschaftler und verstehen es, ihre Augen und Ohren ebenso gut zu gebrauchen wie die ausländischen Besucher, die wir hier bei uns empfangen. Was dabei herauskommt, davon hat Ihnen der Chefingenieur ja eben eine Probe gegeben.«

Hegemüller brummte noch etwas Unverständliches vor sich hin, während Thiessen schon zu einem anderen Thema überging. »Geben Sie sich zufrieden, Kollege! Jetzt handelt es sich um den Vorschlag, den Sie vorher schon selbst machten, um die Strahlturbine. Wenn wir übermorgen mit dem Chefingenieur darüber sprechen wollen, müssen wir morgen schon unter uns beraten. Also an die Arbeit; die Zeit ist kostbar.«

* * *


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