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Christoph Wilhelm Hufeland

»Der im ärztlichen Fache so umsichtige und mit mannigfachem Talent der Behandlung und Darstellung begabte«, wurde am 12. Aug. 1762 in Langensalza geboren, übernahm 1783 die Praxis des Vaters, der Leibarzt am weimarischen Hof war. Er hatte dabei Gelegenheit die Weimarer Größen nicht nur persönlich, sondern auch ärztlich kennen zu lernen. Seit 1743 war er Professor in Jena, wo bes. seine Vorlesung über die Makrobiotik oder über die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern Anklang fand. Nach Jenners Entdeckung erkannte er bald den Wert der Schutzpockenimpfung. Seit 1800 war er in Berlin Leibarzt und erster Arzt an der Charité. Er war ein fruchtbarer, stilistisch sehr geschickter Schriftsteller. Sein letztes Werk: »Das Enchiridion medicum, oder Anleitung zur medizinischen Praxis«, bezeichnet er mit Recht als ein »Vermächtnis einer 50jährigen Erfahrung.« Er starb den 25. August 1836.

Christoph Wilhelm Hufeland

 

An Kant:

Jena, d. 12. Dec. 1796.

Wohlgeborner Herr

Hochzuverehrender Herr Professor,

Erlauben Sie, Verehrungswürdiger Mann, daß ich Ihnen ein Buch Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena 1797. Diese Auflage war G. Chr. Lichtenberg, »seinem verehrtesten Lehrer und Freunde« zum öffentlichen Zeichen der aufrichtigsten Hochachtung und Dankbarkeit gewidmet. zuschicke, das Ihnen in mehr als einer Rücksicht zugehört, theils als einem der ehrwürdigsten Nestors unserer Generation, der nicht allein zeigt, daß man auch mit angestrengter Geistesarbeit alt werden, sondern daß man auch noch wirken und nützlich sein kann; theils als einem Manne, dem die Kenntniß des Menschen, die wahre Anthropologie so viel verdankt, und der sich um die Medizin selbst dadurch so viel Verdienst erworben hat, und gewiß noch mehr in der Zukunft erwerben wird.

Zugleich nutze ich diese Gelegenheit gern, um Ihnen meine innigste Verehrung zu bezeugen, und den Wunsch beyzufügen, daß Sie das neuste Beyspiel des höchsten Menschenalters mit fortwirkender Geisteskraft geben mögen, was bey einem solchen Vorrath und so harmonischer Wirksamkeit dieser Kraft wohl gehofft werden kann.

Glücklich würde ich mich schätzen, wenn Ihnen mein Bestreben, das Physische im Menschen moralisch zu behandeln, den ganzen, auch physischen, Menschen als ein auf Moralität berechnetes Wesen darzustellen und die moralische Kultur als unentbehrlich zur physischen Vollendung der überall nur in der Anlage vorhandenen Menschennatur zu zeigen ... nicht mißfallen sollte. Wenigstens kann ich versichern, daß es keine vorgefaßten Meynungen waren, sondern ich durch die Arbeit und Untersuchung selbst unwiderstehlich in diese Behandlungsart hineingezogen wurde.

Ich wiederhole nochmals meine besten Wünsche für die noch lange Erhaltung Ihres, jedem denkenden und fühlenden Menschen, so theuren Lebens, und bin mit der aufrichtigsten Verehrung

Ihr
gehorsamster Diener
D. Hufeland.

 

An J. Kant:

Jena, d. 30. Sept. 1747.

... Ew. Wohlgeb. haben mich mit der angenehmen Hofnung sehr erfreut, daß Sie geneigt wären, einen medizinischen Gegenstand zu bearbeiten, und zwar den so interessanten von der Macht des Gemüths über seine krankhaften körperlichen Empfindungen. Wäre es Ihnen doch bald gefällig und wegen anderer Geschäfte möglich! Denn eben in diesen psychologisch-medizinischen Gegenständen hat es noch so sehr an philosophischer Behandlung gefehlt, und wie viel würde sich nicht unsere Kunst noch nebenbey fruchtbare Bemerkungen und Aufschlüsse versprechen können! Ich wiederhole also nochmals im Namen des ganzen medizin. Publikums, das Sie sich dadurch verpflichten würden, die Bitte, dieser schönen Idee bald einige Stunden zu widmen, und füge noch den Wunsch bey, daß Sie dann die Güte haben, und den Aufsatz mir für das Journal der pract. Heilkunde überlassen möchten, Erschien dort, dann Jena 1798 mit Anmerkungen von Hufeland und Königsberg 1798 in Kants »Der Streit der Fakultäten in drey Abschnitten«, S. 165–205. wo er am schnellsten im medizin. Publikum bekannt werden und zugleich diesem Journal zur großen Zierde gereichen würde.

Übrigens wünsche ich von Herzen, daß Gott, so, wie er Ihre Kräfte und Verdienste verdoppelt hat, auch Ihre Tage verdoppeln, und Ihnen ferner ein dauerhaftes Wohlseyn schenken möge. Lassen Sie mich ferner Ihrem Andenken empfohlen seyn.

Mit der größten Verehrung bin ich
der Ihrige

D. Hufeland.

 

An Goethe:

Ew. Excellenz

erlauben, daß ich Ihnen hier eine kleine Abhandlung über D. Galls neue Lehre Gemeint ist: Bischoff, Darstellung der Gall'schen und Schädel-Lehre nebst Bemerkungen von Hufeland. Berlin 1805. übersende. Ich weiß zu gut, wie sehr Sie sich für alles, was Naturforschung ist, interessiren, und wie sehr Sie Kenner darinn sind, um nicht zu glauben, daß auch diese neue Ansicht des Gehirns Ihre Aufmerksamkeit auf sich ziehen werde, um so mehr, da HE. D. Gall gewiß nach Weimar kommen wird.

Es ist mir viel werth, bey dieser Gelegenheit mein Andenken bey Ihnen zu erneuern, und die innigste Theilnahme versichern zu können, mit der ich die Nachricht von Ihrer Krankheit und von Ihrer Wiederherstellung vernommen habe. – Möge sie doch eben so dauerhaft seyn, wie sie der Wunsch eines jeden, und besonders der meinige, ist.

Mit der tiefgefühltesten Verehrung bin ich

Ew. Excellenz
gehorsamster Diener
Berlin, d. 1. Jul. 1805.
D. Hufeland.

 

An Goethe:

Ew. Excellenz

erlauben, daß ich Ihnen beigehende Blätter, Atmosphärische Krankheiten und atmosphärische Ansteckung, Unterschied von Epidemie, Contagion und Infection, ein Beitrag zu den Untersuchungen über die Contagiosität des gelben Fiebers. Berlin 1823. die ich willens war, Ihnen persönlich zu übergeben, nun schriftlich als ein kleines Andenken jener mir unvergeßlichen Stunde in Karlsbad übersende, oder vielmehr mir die Freude mache, jene Unterhaltung noch im Geiste mit Ihnen fortzusetzen ...

Doch ich möchte mich zu weit verlieren. – Möge die schöne Atmosphäre des Gebirgs mit seinen Heilquellen Ihre Gesundheit recht dauerhaft befestigt haben, und die jugendliche Rüstigkeit und Kraft, die ich wieder mit Freuden erblickt habe, eine neue Lebensperiode des Mannes begründen, der uns unentbehrlich geworden ist.

Mit der größten Verehrung
Ew. Excellenz
gehorsamster
Dr. Hufeland.

Berlin, den 3. Okt. 1823.

 

An ?

Berlin, 29. May 1823.

Ew. Wohlgeboren

danke ich verbindlichst für die gütige Übersendung Ihrer kleinen aber interessanten Schrift, in welcher mich besonders die darin geäußerten Grundsätze angesprochen haben. Sie haben vollkommen recht. Es herrscht jetzt die schlimmste aller Epidemieen, eine epidemische entzündliche Krankheit der Ärzte, eine wahre Phlogosomanie. Wie traurig ist das Schicksal unserer Kunst! Vor 20 Jahren herrschte allgemein Blutfurcht, jetzt Blutdurst. – Um so nöthiger, daß verständige Männer warnen.

Sehr angenehm wird es mir seyn, zuweylen Beyträge von Ihnen für mein Journal zu erhalten.

Hochachtungsvoll
Ihr
ergebenster
D. Hufeland.

*


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