George Eliot
Adam Bede - Zweiter Band
George Eliot

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Siebenundvierzigster Abschnitt

Der letzte Augenblick

Es war ein unvergeßlicher Anblick für die neugierig harrenden Scharen, als an dem grauen, klaren Morgen der verhängnisvolle Karren mit den beiden Mädchen ihnen zu Gesicht kam und zwischen der dichten Menge langsam hinfuhr nach dem scheußlichen Symbol eines jähen Todes.

Ganz Stoniton hatte von Dina Morris gehört, der jungen Methodistin, welche die verstockte Verbrecherin zum Geständnis gebracht hätte, und die Leute waren ebenso neugierig auf sie wie auf die unglückliche Hetty.

Aber Dina hatte kaum ein Bewußtsein von der Menge. Als Hetty die dichtgedrängten Scharen in der Ferne sah, klammerte sie sich krampfhaft an Dina.

»Schließ' die Augen, Hetty,« sagte Dina, »und laß uns nicht aufhören, zu Gott zu beten.«

Und während der Karren durch die gaffende Menge langsam hinfuhr, strömte sie mit leiser Stimme ihre Seele aus, mit tiefster Innigkeit und wie mit Gott ringend in einem letzten Gebete für das arme zitternde Geschöpf, das sich an sie hing und sie umklammert hielt, als das einzige sichtbare Zeichen von Liebe und Erbarmen.

Dina hatte kein Bewußtsein davon, daß die Menschenmenge schwieg und sie mit einer heiligen Scheu anstarrte, hatte selbst davon kein Bewußtsein, wie nahe sie schon an der Stätte des Gerichtes seien; da plötzlich hielt der Karren und sie sank entsetzt zurück über ein lautes Geschrei, das ihrem Ohr so schrecklich klang wie ein Geheul der Hölle. Hettys Angstruf mischte sich in diesen Klang und schaudernd hielten sie einander umfaßt.

Aber es war kein Schrei der Verwünschung, kein grausames Hohngeschrei. Es war ein Ausbruch plötzlicher Aufregung bei dem Anblick eines Reiters, der im vollen Galopp die Menge teilte. Das Pferd schäumt und ist wie zerschlagen, aber es gehorcht dem wütenden Sporn, und dem Reiter stehen die Augen aus dem Kopf wie in stierem Wahnsinn und als sähe er nur, was die andern nicht sehen. Er hat etwas in der Hand – er schwingt es hoch wie ein Signal – der Sheriff kennt ihn – es ist Arthur – er bringt, was er mühsam errungen, die Begnadigung vom Tode.


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