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XXI

Welch ein geheimnisvolles Treiben in der Küche!

Kein Mensch ahnte etwas davon.

Nahten Schritte, so sauste Mamsell nach der Tür und schaute aus, und wenn sie dann dem Kommenden von weitem entgegenrief: »Guten Morgen, Herr Major, die gnädige Frau ist nicht hier!« – oder: »Was wünschen Sie denn, liebe Miß?« oder gar: »Die Damen sind in dem Park, Herr Landrat!« dann huschte eine graziöse Gestalt hastig in die Speisekammer, sich dort zu verbergen.

Salome lernte kochen! Wahr und wahrhaftig kochen! Und Rose und alle, die in das tiefe Geheimnis eingeweiht waren, hielten so reinen Mund, als ahnten sie, wieviel Glück für zwei zunge Menschen von diesem Studium abhing.

Und seltsam, was Salome früher so äußerst unsympathisch gewesen, das interessierte sie jetzt aufs lebhafteste. Welch ein Stolz, wenn sie selber eine Speise zubereitet hatte, wenn sie genau sagen konnte, was sie an Zutaten erforderte, und wenn Siegfried sie bei Tisch gar lobte und Rose, als der vermeintlichen Meisterin, große Komplimente darüber sagte.

Salome sah dann errötend unter sich, oder ihr Blick huschte zu der Mutter hinüber, die ihr bedeutsam zulächelte.

Allerdings war es schwer, sehr schwer, Siegfrieds Ahnungslosigkeit dabei zu ertragen. Hier, wo er Gelegenheit hatte, zwischen ihr und Rose Vergleiche anzustellen, schien sie immer mehr »Bild« für ihn zu werden. – Sie hatte den Wagen ihres Mannes, der seinen Dienst sehr gut von Jeseritz aus versehen konnte, kommen hören und stürmte in ihr Zimmer, sich von den Spuren ihres Fleißes zu reinigen. Ihr Geheimnis amüsierte sie jetzt und reizte sie, den gestrengen Tyrannen möglichst lange auf seinen Sieg harren zu lassen. Als er eintrat, saß sie im Frisiermantel und ordnete ihr Haar.

Er blieb überrascht stehen, eine Wolke des Unmuts trat auf seine Stirn. »Es ist zwölf Uhr. Machst im eben erst Toilette?«

»Hm. – Habe ein bißchen lange geschlafen.«

»Rose ist schon seit sechs Uhr in Haus und Hof tätig.«

»Mein Gott ... so laß sie doch! Es macht ihr eben Freude!«

»Allerdings. Und dir macht es keine Freude.«

Sie wandte das Hälschen kokett hin und her, um ihre Lippen zuckte es. »Nein, nicht im mindesten!«

Er wusch sich etwas heftig die Hände.

»Und du leistetest weiter nichts als zu schlafen?«

Sie kicherte. »Ich träumte von dir! – Ist das nicht zehnmal wertvoller?!«

Er sah sie von der Seite an. Was hatte sie? Ihre Worte klangen wie Ironie. Dabei die Heiterkeit, und das gerötete Gesichtchen, die vortreffliche Laune ... bisher nur sentimentale Unglücksmiene oder Gereiztheit und Nervosität ... was bedeutet der Umschwung, hatte sie sich etwa wieder mit Elten versöhnt?

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Glühend heiß wallte es plötzlich in ihm auf und griff an sein Herz.

»Kommen Gäste heute?« fragte er, und seine Stimme klang so seltsam, daß Salome jäh auflauschte.

»Wohl möglich! Sehnst du dich danach? Ach ... und ich bin so glücklich, wenn ich mit dir ganz – ganz allein bin!« Sie lachte abermals und ihr Blick blitzte verführerisch zu ihm auf.

Dahinter steckte etwas. Er stand mit zwei Schritten an dem Tisch und riß ein Briefchen, das halb unter das Morgenhäubchen geschoben ist, hervor. »Ah ... ein Billet-doux – darf man nicht wissen von wem?«

Salome war sprachlos. Wie er aussah, wie sein Auge flammte ... sollte er glauben es sei von Elten, sollte ... sollte ... Herr des Himmels, sollte er eifersüchtig sein?

Sie konnte vor Überraschung nicht sprechen, sie rang nach Atem. Und er stand vor ihr und sah sie schier drohend an. Dann nahm er den Brief, warf ihn hastig hin und biß sich auf die Lippe. »Meinetwegen! Korrespondiere doch, mit wem du Lust hast!« sagte er stolz, zuckte gleichmütig die Achseln und verließ das Zimmer.

 


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