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3.

Und suchst Du Deinen Trauten
so geh zum Waldesgrund,
wo zwischen Moos und Steinen
die rothen Nelken weinen,
da liegt er todeswund!

Altes Lied.

Gräfin Echtersloh schlug das Romanbuch zu und warf es klatschend auf den Tisch, ein ärgerlicher Blick streifte die Uhr, welche soeben mit zwölf langzitternden Schlägen Mitternacht verkündete.

»Es ist unbegreiflich, wo sie bleiben!« klang es in harten, wenig sympathischen Tönen von den blassen Lippen, welche sich knapp und schmal über die außergewöhnlich starken Vorderzähne legten, so knapp, daß das grelle Weiß beständig hervorleuchtete und dem Gesicht der alten Dame einen ungewöhnlich scharfen Ausdruck verlieh. »Eben schlägt es zwölf und der Zug kommt bereits um sechs Uhr in Bierach an; ich finde es unbegreiflich rücksichtslos von Lothar, uns so lange warten zu lassen, um so mehr als er weiß, wie sehr ich mich auf seine Ankunft freue!« Momentan herrschte Schweigen, dann fuhr die Gräfin im gereizten Tone fort: »Nun? hält es keine von Euch der Mühe werth, mir zu antworten? Wie die Stockfische sitzt Ihr stundenlang am Tisch und kümmert Euch viel darum, ob sich Eure Mutter ängstigt oder nicht! O Du ewiges Schicksal, warum strafst Du mich mit lauter theilnahmlosen Kindern, die für nichts Sinn und Interesse haben als für ihr eigenes liebes Ich.« Und Excellenz warf den gewaltigen Fächer, welchen sie nervös auf- und zugeklappt, mit einem Ausdruck tiefster Verachtung zu dem Romanbande auf den Tisch.

Comtesse Dolores hob langsam ihr blasses Gesicht: »Was sollen wir denn antworten, Mutter? Du fragst seit drei Stunden ununterbrochen dasselbe,« klang es in fast dumpfem Tone, »vorhin schlug es elf, jetzt Mitternacht, es wird vielleicht auch noch ein Uhr werden, bis der Bruder kommt. Abwarten und geduldig sein, das ist nun einmal die Bestimmung des Christen, ob hier oder dort,« und Dolores hob langsam die magere Hand zum Himmel und fügte salbungsvoll hinzu: »Wer beharret bis ans Ende, der wird selig!«

Ein fast feindseliger Blick aus den hellen Augen der Gräfin streifte die Sprecherin: »Amen!« persiflirte sie, mit hohnvoller Kopfneigung, die Hände über der Brust kreuzend, »danke gehorsamst für den erbaulichen Vortrag, Hochwürden! Es ist doch wirklich etwas werth, wenn man fromme Töchter hat!« fuhr sie mit schneidendem Auflachen fort, »man kann dann wenigstens erleben, daß das Ei der Henne geisttödtende Wiederholungen in der Unterhaltung reprimandirt! O Himmel, warum bin ich unglückliches Weib dazu verdammt, mein bischen Leben in dieser Einöde zwischen Tugendspiegeln und Verrückten zu verkümmern. Gebetbücher und Altardecken, das ist die Augenweide, welche mir hier geboten wird, jede Minute ist vergeudet, welche ich in diesem lebendigen Grabe aushalten muß, und wie kurz ist solch ein Menschenleben verflattert!«

»Und wie ernst ist die Stunde, in welcher wir über dieses nichtige Dasein abrechnen müssen!« Comtesse Dolores ließ die schwarzsammtne Decke sinken, auf deren Mitte sie mit Goldfaden Kreuz und Pokal stickte und richtete ihr graues Auge scharf auf die Mutter: »Ich dächte, Du hattest Dein Leben genossen, Mama; mehr vielleicht, als Du verantworten kannst!«

Die Gräfin schnellte von ihrem Sitz empor und ballte die weiße Hand auf der Sessellehne. »Das wagst Du mir, mir, Deiner Mutter, zu sagen??!« rang es sich fast zischend von den schmalen Lippen. »Unerhört! Verlaß dieses Zimmer, elende Komödiantin, komm mir nicht wieder unter die Augen, oder – beim ewigen Himmel, ich vergesse mich und lehre Dich mit diesen Händen die Demuth, welche ein Kind den Eltern schuldet! Du erdreistest Dich, mich zur Rechenschaft zu ziehen, Du –«

»Genug der Worte, Mutter, ereifere Dich nicht!« schnitt die monotone Stimme der Comtesse einen weiteren Ausbruch der Heftigkeit ab. Hoch und schmal stand ihre hagere Gestalt im Lampenschein, umflossen von eintönig grauen Wollenfalten, schlicht und schmucklos wie das Gewand einer Nonne. »Du zürnst mir als Tochter, ich vergebe Dir als Jüngerin des Herrn! Du zeihst mich der Pflichtvergessenheit und weisest mich in die Schranken kindlicher Demuth, ich aber entgegne Dir, daß jetzt nur die Christin zur Christin, die Magd Gottes zu ihrer Glaubensschwester spricht! Ich durchschaue Dich, Mutter, und sehe die breiten Wege der Hoffahrt und Eitelkeit, welche Du wandelst, ich habe den eiteln Tand und Flitter mit eignen Augen gesehen, welcher unser Vermögen untergraben hat! Ich lernte den Glanz verachten, hinter dessen grinsender Larve die ewige Nacht lauert. Wo wanderten die Banknoten und Goldrollen hin in der Residenz? Auf den Markt vergänglichen Plunders, auf den grünen Tisch des Lasters, welchen tückische Freunde auf das Parquet der eleganten Welt schoben! Wer hat dort gesessen und Unsummen in den Pfuhl der Hölle gestreut? Du! – wer hat Pariser Sammet und Seide kommen lassen? Du! Wer hat sich selber die Schlinge um den Hals geworfen und auf den Pfad gesteuert, welcher in dieser Einsamkeit hier endete? Du! – und darum ertrage auch Dein Schicksal mit Geduld und Ergebung und danke dem ewigen Himmel, daß er Dich nicht schwerer heimgesucht hat! Du nennst mich verrückt und scheinheilig? Was bleibt mir anders übrig als der Himmel, wenn mir meine eigene Mutter die ehrliche Existenz in der Welt untergraben hat! Du hast Deine Kinder um ihr Leben betrogen! Und Dir dies frei und rückhaltslos in das Gesicht zu sagen, das ist die einzige Rache, die ihnen dafür geblieben ist!« Es lag eine grausame Ruhe in der Stimme der jungen Dame und der erbarmungslose Blick der Augen wirkte wie lähmend auf die Sinne der Gräfin.

Mit nervös zuckenden Gliedern sank sie in die Sesselpolster zurück. »Sie mordet mich mit ihrem Wahnsinn!« klang es erschöpft von ihren Lippen. »Und das ist der Dank für all' meine Liebe und Aufopferung. Was ich gethan habe, that ich für meine Kinder, um Euch mit dem vollen Glanz Eures Namens in die Welt einzuführen, gab ich alles dahin, was ich besaß, viel warf ich in die Wagschale des Lebens, in der Hoffnung, viel dafür zu gewinnen; um meine Töchter glänzend zu versorgen, machte ich mich selbst zur Bettlerin und das ist der Dank, das Mitleid, welches ich ernte!«

»Nein Mutter, ich kenne kein Mitleid mehr!« erwiderte Dolores kalt, »wenigstens nicht für Feigheit. Warum versuchst Du es, Deine Schuld jetzt auf uns zu wälzen in der sinnlosesten Weise, über welche jedermann nur lachen kann? Jesabell und mich hast Du in die Welt geführt, nachdem unsere Finanzen bereits ruinirt waren. Ich habe zwei Jahre getanzt, meine arme Schwester nur einen einzigen kurzen Winter, in welchem bereits die zahllosen Rechnungen und Deine gereizte Stimmung ein jedes Vergnügen vergällten; Jesabell ist jetzt achtzehn Jahre alt, unser Vermögen aber haben die ersten zehn Jahre Deiner Wittwenschaft verschlungen, in welchen wir noch vergessen in dem Stift erzogen wurden und es nur aus Deinen flüchtigen Briefen erfuhren, wie himmlisch es sei, zu leben und zu genießen.« Eine leidenschaftliche Bitterkeit klang durch die monotone Stimme des jungen Mädchens, die Gräfin aber preßte mit schneidendem Lachen die Hände gegen die Ohren.

»Genug, Dolores, genug; warum mußt Du armes Kind in einem Zeitalter leben, welches den öffentlichen Pranger abgeschafft hat und den Kindern nur noch die Zunge gelassen hat, um die eigene Mutter zu geißeln, o Lothar – Lothar, mein Liebling, warum kommst Du mir nicht zu Hilfe!« und Gräfin Echtersloh warf ihr Gesicht auf die Polster und brach in konvulsivisches Schluchzen aus.

Regungslos stand Dolores und blickte auf sie herab, ein kühles Lächeln neigte ihre Mundwinkel, dann setzte sie sich gelassen wieder nieder und fuhr fort, die Goldfäden durch den schweren Sammet zu ziehn. Ihr gegenüber aber erhob sich hastig eine junge Dame und trat an den Sessel der Gräfin.

»Mama, liebe Mama, weine doch nicht!« bat eine weiche Stimme, und Jesabell neigt ihr rosiges Gesichtchen zu der Wange der alten Dame, »daß es doch auch ewig zu solchen Scenen zwischen Euch beiden kommen muß, kein Tag vergeht mehr, ohne daß Ihr Euch veruneinigt.«

»Du hast es ja selber gehört, Kind, wie Dolores mich gereizt hat!« fuhr Excellenz empor.

»Ich konnte sie nicht unterbrechen, Mama, weil ich über der Wirthschaftsabrechnung saß und alle meine Gedanken zusammenhalten mußte! Du kennst ja die strengen Ansichten der Schwester und darfst nicht alles so peinlich auffassen, Ihr versteht Euch nun einmal nicht.«

»Das weiß Gott!« seufzte Gräfin Echtersloh mit feindseligem Blick auf die bewegungslosen Züge ihrer Aeltesten.

»Und nun seid wieder gut zusammen und schmollt nicht Tage lang. Was soll Lothar sagen, wenn er Euch in solcher Stimmung antrifft, es verleidet ihm ja von vornherein seinen ganzen Aufenthalt hier!«

Die Gräfin zog ein Flacon aus der Tasche und netzte sich die Schläfen mit Eau der Cologne »Was hast Du eben gethan, Jesabell?« fragte sie ruhiger, »Wirthschaftsrechnung durchgesehn, hörte ich recht?«

Das reizende Gesichtchen der Comtesse erglühte bis lief unter die schwarzen Haarlocken.

»Ja, Mama, ich habe die Führung des Haushaltes selber übernommen, seit die Mamsell fort ist,« sagte sie leichthin, »es läßt sich manches viel sparsamer einrichten und außerdem macht es mir auch viel Vergnügen.«

Die Gräfin seufzte auf. »Du selber die Wirthschaft führen? Mon Dieu, es ist entsetzlich – eine Comtesse Echtersloh!« rief sie, den Fächer hastig vor dem Gesicht auf und nieder bewegend. »So weit mußte es also kommen! Und die Mamsell? Was fällt der Person denn ein, uns zu verlassen?«

»Sie hat seit einem Jahre keinen Lohn bekommen, Mama!« flüsterte das junge Mädchen mit geneigtem Haupt, »und da sich doch schließlich jeder selbst der Nächste ist, so hat sie uns gekündigt!«

»Natürlich, was kann man auch anders von solchem Gesindel erwarten!« Die Lippen der Excellenz kräuselten sich verächtlich. »Von Anhänglichkeit ist da keine Rede, und wie viel Güte hat die Person von mir genossen! Wenn ich allein bedenke, all die kostbaren Toiletten, die ich ihr in der Residenz schenkte, hier auf dem Lande würde ich sie ruhig weiter getragen haben, bei Hofe war es nicht möglich. Was würde ich jetzt darum geben, wenn ich meinen Sammetrock mit der französischen Stickerei noch hätte, damals schenkte ich ihn fort, weil meine Jungfer einen kleinen Flecken mit Benzin gereinigt hatte und der Geruch mir so unbeschreiblich odiös war,« und die Gräfin überflog mit schnellem Blick ihre fadenscheinige Seidenrobe, welche mit unechten Spitzen garnirt war. »Nun, Gott sei Dank, Kinderchen, in vierzehn Tagen gehen wieder neue Zinsen ein, und wenn Lothar kommt und hoffentlich dem verrückten Menschen im Kiosk drüben den Majoratsherrn abgewinnt, dann hat es vollends ein Ende mit all unserer Noth, dann gießt Fortuna noch einmal ihr Füllhorn über uns aus.«

»Gott soll mich bewahren, jemals dieses Sündengeld zu berühren!« klang es frostig von Dolores herüber.

Ein spöttischer Seitenblick war die einzige Antwort der Mutter, Excellenz war plötzlich guter Laune.

»Reiche mir einmal den Karton von der Kommode, liebe Jesabell!« rief sie mit scharfer Betonung dem jungen Mädchen nach, welches an den Flügel trat und ihn öffnete. »Laß jetzt Dein Spielen, ich wünsche nachher mit Dir Patience zu legen. Ah, da ist ja die Sendung, Gerson wird hoffentlich auch Deine Zufriedenheit erwerben!« und Gräfin Echtersloh schlug die Seidenpapiere auseinander und entfaltete zwei köstliche Weiße Spitzenshawls. »Herrlich! excellent!« rief sie mit leuchtenden Augen, die glänzenden Falten über dem dunklen Tischteppich zusammenraffend, so daß sich die weißen Seidendessins noch mehr hervorhoben, »und denke Dir, Lieb, beide Fichus zusammen nur einhundertzwanzig Mark, das ist doch ein Spottpreis, man darf es wirklich gar nicht bei andern Menschen sagen.«

»Einhundertzwanzig Mark?« wiederholte Comtesse Dolores wie mit Grabesstimme, »für ein paar Tüllfetzen, die hier auf dem Lande im Schrank vergilben werden? Das nenne ich ein Sündengeld, dafür hättest Du lieber die dringendste Forderung Deiner Modistin befriedigen sollen.«

»Das nächste Mal werde ich Dich um Rath fragen, meine Tochter!« Die Lippen der Gräfin schürzten sich noch höher über die Zähne, »apropos, Jesabell, die Sachen hier sind bereits bezahlt, ich habe das Geld sofort mit der Bestellung eingesandt.«

»Und wo hattest Du das Geld her, Mama?« Dolores richtete die grauen Augen durchdringend auf das Antlitz der Gefragten, »es waren vor acht Tagen noch sieben Mark in unserer Kasse.«

»Hattest Du gespart, Mamachen?« Jesabell zwang sich zu einem heiteren Ton, um die beißende Schärfe der Schwester zu mildern, »oder hast Du hier vielleicht einen: »Sesam, Sesam öffne Dich« entdeckt, in welchem noch unermessene Schätze ruhen?«

Die Gräfin lächelte. »Nein, Kleine, das könnte höchstens der Kiosk des Majoratsherrn sein, in welchem allerdings das Vermögen der Echterslohs schlummert; aber dahinein dringt kein Sterblicher, am wenigsten Deine Mutter! Woher ich das Geld habe, geht keine naseweise Fragerin etwas an, wenigstens ist es mir noch unbekannt, daß Fräulein Dolores zu meinem Vormund eingesetzt ist.«

Um die Lippen der jungen Dame zuckte es, aber sie neigte schweigend das blonde Haupt und zog ruhig die Nadel durch den Sammet – voller und leuchtender trat das Kreuz daraus hervor, und auf seinem Stamm begann Dolores die Worte einzusticken: »Nehmt auf euch Sein Joch und lernet von Ihm.«

»Gieb die Karten herüber, Jesabell, wir wollen eine Patience legen, ob Lothar bald kommen wird,« rief Excellenz über den Tisch, und preßte das Battisttuch gegen den geöffneten Mund; sie begann mit der Zeit müde zu werden.

Die Lampe brannte mit gedämpftem Licht auf dem runden Tische von Ebenholz, einen unsichern Schein über das Thurmzimmer werfend, welches die Gräfin zu ihrem Boudoir bestimmt hatte. – Hohe, mit schwerem Damast bekleidete Wände trugen den kostbaren Plafond, über welchen sich ein kunstvoll gearbeitetes, von der Zeit allerdings in seinen Farben gedunkeltes Netz üppigster Blumengewinde zog, an allen vier Ecken aus goldenem Füllhorn strömend, welches pausbäckige Engel lächelnd über die Lockenköpfchen emporhielten.

Korrespondirend mit Decke und Wandbekleidung war das überaus werthvolle Mobiliar, dessen gefällige Formen den Geschmack der Renaissancezeit verriethen, dunkelgrüne Atlaspolster, deren aufsteigende Lehnen in ovalen Medaillons zierlichste Pastellmalerei zeigten. Fast plump und geschmacklos in dieser Umgebung nahm sich der moderne Flügel aus, welcher mit seinem polirten Dreieck weit in das Zimmer ragte, fremd und absonderlich, wie ein Stück nüchterne Kultur, welches ein Sturmwind in einen Märchenwinkel verschlagen. – Es war aber der ausdrückliche Befehl der Gräfin gewesen, ihr geliebtes Instrument in nächster Nähe zu wissen, denn welch eine Zerstreuung war ihr noch in dieser Einöde geblieben, als wie die weiß glänzenden Tasten, welchen sie allerdings auch mit Meisterschaft die vollen Klänge entlockte. Gräfin Echtersloh besaß nur dieses einzige Talent, aber sie hatte es gewissenhaft ausgebildet, und wenn die langen, ringgeschmückten und sehr knöchernen Finger über die Tasten glitten, wühlend in brausenden Akkorden, und wiederum leise, schmachtende Melodien darauf hervorlockend, dann verstummte ringsum das Zischeln und Höhnen, und die boshafte Menge hatte es vergessen, daß jenes Weib vor dem Klavier die Gräfin Echtersloh sei, daß die Brillanten an ihrem Halse falsch, der schleppende Atlas um sie her noch nicht bezahlt war ...

Die Zeiten aber waren vorbei, wo Frau Leontine im Glanz von hundert Flammen an den Flügel geführt wurde, wo Seine Königliche Hoheit selber ihr den Arm bot, und dann sich schweigend an das Instrument lehnte, um ein Antlitz zu studiren, in welchem man keinen einzigen Zug schön nennen konnte, und welches dennoch der Magnet eines jeglichen Festes war, die Sonne, um welche das Sternenheer der Jeunesse dorée kreiste!

Gräfin Leontine wollte schön sein, und darum war sie es auch. Was die Natur versagte, ersetzte die Kunst, was nicht versteckt werden konnte, brillirte unter der Glasur einer zauberischen Liebenswürdigkeit, welche unterstützt von Geist und Grazie das Wunder vollbrachte, die junge Wittwe als gefeiertste Schönheit der Residenz gelten zu lassen. – Man umschwärmte sie, suchte ihre witzsprühende Unterhaltung, bewunderte die oft raffinirte Pracht ihrer Toilette, sagte sich voll tiefster Ueberzeugung, daß die schöne Gräfin recht kokett sei, und weder ihre Augen, noch ihr Mund Anspruch auf Schönheit machen könnten, dennoch küßte man ihr die kleinen Hände und dachte: »Alle Welt verehrt sie, und die große Menge hat immer recht, allons donc, schwimmen wir also mit dem Strom!« – Jahre lang flatterte die strahlende Erscheinung Leontinens über das Parquet der Residenz, sie lachte, tanzte und amüsirte sich, und wenn die Revenuen nicht Schritt halten wollten mit all' den enormen Ausgaben, dann griff sie zum Kapital, und als dieses mehr und mehr zusammenschmolz, da ließ sie Rechnungen schreiben. O selige Nächte, wenn die Gräfin von Spiel und Tanz zurückkam, Seide und Crêpewogen um sie her, Orangenduft und Goldstaub, und wenn sie dann auf den Klaviersessel niedersank, das Haupt in süßem Traum zurückgeneigt, die dunkle Haarespracht noch zusammengehalten von entblätterndem Kranze, und nun in die Tasten griff, um ein süßes Bild der Erinnerung in Tönen zu malen, zusammengewebt aus den Triumphen der letzten Stunden, aus Haß und Liebe, Hangen und Bangen, tausend Räthseln eines leidenschaftlichen Weiberherzens! – – Ja, das war eine wonnige Zeit, das waren die Tage der Rosen! ... und was ist von ihnen übrig geblieben? ... Dort in dem einsamen Thurmzimmer von Casgamala, geduldet nur auf dem Grund und Boden des gehaßten Stiefsohnes, sitzt Gräfin Leontine und flucht ihrem Schicksal.

Ihr Scheitel ist ergraut unter Enttäuschung und hereinbrechender Roth, dennoch wiegt sich auf ihm ein koquetter Spitzenaufschlag mit rosa Bandschleifchen, und auf dem Toilettentisch versteckt sich ein kleines Flacon fast erröthend hinter dem Lavoir: »Haarfärbemittel« steht voll echt deutscher Ungeschliffenheit darauf. – Hager und gezerrt erscheinen die einzelnen Züge ihres Gesichtes, wie vergilbtes Pergament zieht sich die Haut darüber, namentlich seit letzter Zeit, wo Puder und Rouge allzu großer Luxus für diese Einöde und das verständnislose Bauernvolk sind, und die Zähne, welche man früher zwischen den purpurnen Lippen bewunderte und sie vorwitzige kleine Perlen nannte, die starren jetzt unangenehm aus dem blassen Mund, ebenso unschön wie der scharfe Blick des Auges, in welchem sich die ganze Erbitterung eines tief enttäuschten Gemüthes spiegelt.

Dennoch wollen die Lippen noch immer lächeln, und die hageren Schultern drapiren sich gar zu gern mit duftigen Spitzen, auch jetzt zittern Bandschleifen und Blonden darum her, und an der eingesunkenen Brust leuchten drei grellfarbige Nelken.

Gräfin Echtersloh ist Mutter von drei Kindern, Dolores, Lothar und Jesabell.

Lothar, ihr Stolz, ihr Liebling! Er steht bei den Garde-Dragonern in der Residenz, schön wie ein Gott, flott und übermüthig wie ein echter Sohn der Frau Leontine: »Mein Helios!« nennt ihn die entzückte Mutter. Mit ihm harmonirt sie vollständig, seine Passionen sind die ihren, seine Ansichten sind das Echo der eigenen, in der Schönheit des Sohnes lebt das Andenken der Mutter noch einmal auf. – Warum mußte Lothar der zweitgeborne Sohn sein? Warum stellt das Schicksal jenen häßlichen verrückten Menschen im Kiosk als widerwärtiges Hemmniß auf seinen triumphreichen Lebensweg, ihm durch diese verschollene Existenz das Majorat entziehend, in dessen Schooß der Segen des Reichthums schlummert? – Desider hat ja ein bedeutendes mütterliches Vermögen, warum wird gerade er noch mit all' diesen Glücksgütern überschüttet, er, der wie ein Todter zwischen Ruinen und einsamen Wäldern lebt? – – – Oh, nur Geduld mein Lothar, mein Liebling, es ist noch nicht aller Tage Abend!

Dolores wird gehaßt von ihrer Mutter; wie Feuer und Wasser stehen sich beide Frauen gegenüber. Wie kommt Gräfin Leontine überhaupt zu einer solchen Tochter? – Es ist unfaßlich; starr und streng wandelt die Comtesse ihren Weg. Ihr Auge ist grau und erbarmungslos, ihre Lippen kennen keine Schonung, wie ein steinernes Bildnis sieht sie aus, auf dessen junge Stirn das Schicksal ein unheimliches Mal gezeichnet: dicht verwachsene Augenbogen, hinter deren scharfer Wölbung Haß und maßlose Erbitterung wohnen. – Dolores ist fanatische Katholikin; stundenlang liegt sie in der Grabkapelle auf den Knien und murmelt Gebete, ein graues Wollenkleid, lang und schmucklos wie ein Talar, fließt in weichen Falten von ihren Hüften, zur Seite schaukelt sich der Rosenkranz, und weiche Sohlen machen ihren Gang unhörbar, als schwebe sie wie die Frau Sorge aus der Fabel, über den Weg ihrer Mitmenschen. In schlichten Scheiteln legt sich das aschblonde Haar an ihre Schläfen, und verschlingt sich am Hinterkopf zum spärlichen kleinen Knoten, welchen Bruder Lothar zum Amüsement der Gräfin, »das heilige Zwiebelchen« getauft hat. – Lothars Witze sind oft unbezahlbar!

Comtesse Jesabell, die jüngste der drei Geschwister, war der Liebling des so früh geschiedenen Vaters. – Dunkellockiges Haar umrahmt ihr rosiges Gesichtchen, so frisch und lieblich wie eine jung erschlossene Knospe, um welche die ersten Sonnenstrahlen zittern, zwei große rehbraune Augen leuchten darin, umrahmt von seidenweichen Wimpern, welche ihre langen Schatten auf den Sammet der Wangen malen. – Seit kurzer Zeit jedoch liegt oft eine ernste Wolke auf der klaren Stirn, das Mündchen faltet sich seufzend und redet so klug und überlegt, als hätte es sein Lebenlang wie ein kleines Hausmütterchen über Butter, Eier und Wirthschaftssorgen verhandelt. – O hätte nur die Frau Gräfin Mutter zeitweise hinab in das kühle Milchgewölbe schauen können, um es mit Nervenschütteln anzusehen, wie ihre jüngste Tochter im hoch geschürzten Kattunkleidchen und Druckschürze zwischen den spärlichen Vorräthen hantirt und die Tragkörbe der braven Mutter Laubmann mit geschickten Händchen füllend, endlich einen flehenden Blick in das runde Gesicht der Alten wirft, um ihr geheimnißvoll zuzuflüstern: »Aber vorsichtig, Sibylle, daß ja kein Mensch merkt, daß ich etwas auf dem Markte verkaufen lasse – gieb es in Gottes Namen noch um einen Groschen billiger hin, wie das letzte Mal, nur bring' Geld heim, Sibylle, ich weiß ja sonst nicht wie ich auskommen soll! ...«

Und welcher Jubel, wenn Frau Sibylle dann zurück kommt aus der Stadt, schmunzelnd ihr schmales Lederbeutelchen in die Hand Jesabells schüttelt und, mit wohlgefälligem Nicken berichtet: »Hier, meine liebe gnädige Comtesse, heute sind's noch fünfzig Pfennige mehr wie das letzte Mal!«

Fünfzig Pfennige, welcher Reichthum! Dafür bezahlte Jesabell sofort das letzte Paar Tauben im Dorf, welches Gräfin-Mutter jüngst zum Frühstück befohlen hatte. – Jetzt sitzt sie neben Frau Leontine im Thurmboudoir und mischt die Karten.

»Es will absolut nicht aufgehen, Mama!« sagte sie endlich aufblickend, »wir haben alle Patiencen durchprobirt, weißt Du, was ich glaube?« – die Gräfin schaute sie fragend an – »Lothar kommt heute überhaupt nicht und Laubmann bleibt auf der Station bis zu dem Frühzug! Es ist gleich ein Uhr; ich dächte, Du gingest jetzt zur Ruhe, Mama, und begrüßest den Bruder lieber morgen mit frischen Kräften! Dolores und ich können ja noch ein Weilchen hier bleiben!«

Gräfin-Mutter nickte schläfrig: »Du hast recht, petite, es ist eine schreckliche Zumuthung, dieses: Warten, und ich hoffe, Lothar ist nicht so rücksichtslos es zu verlangen! Ich werde denn in mein Schlaf-Zimmer gehen – schelle der Lore, daß sie mir behilflich ist!«

Jesabell erhob sich und schritt zu der Thür. Noch aber legten sich ihre schlanken Finger nicht auf die Klinke, als die schweren Eichenflügel auch schon hastig aufgestoßen wurden, und Frau Sibylle Laubmann leichenblaß auf der Schwelle stand, hinter ihr erschien Lore mit gerungenen Händen.

»Ach, Frau Gräfin, ach du allmächtiger Gott!« – rang es sich mühsam von den Lippen der korpulenten kleinen Frau – »ach dieser Schrecken, dieses Unglück! – o du heiliger Clemens, ich glaube, mich rührt noch nachträglich der Schlag! – Und jeglichen Respekt hintansetzend sank Sibylle auf den nächsten Stuhl, die Arme in die Hüften gestützt, mit weit geöffneten Augen Luft schnappend.

Jesabell wich erschrocken zurück. – »Was ist geschehen, Sibylle? Um alles in der Welt, ist ein Unglück passirt?« – Und mit zwei Schritten stand sie neben der Kutscherfrau, und umklammerte ihren Arm – »komm' zu Dir Sibylle, ich beschwöre Dich« –

»Ach Frau Gräfin ... ach gnädigste Comtesse ...«

Dolores hatte sich langsam erhoben, sie wandte sich von der Mutter zurück, welche zitternd, regungslos in ihrem Sessel verharrte – »Sie bringt eine Hiobspost, Frau Laubmann!« sagte sie mit steinernen Zügen, »Ihr Mann und Lothar haben ein Mißgeschick gehabt – der Wagen ist zerbrochen?«

»Ach, wenn's nur das wäre – Comtesse – ach der unglückliche Herr Graf – so jung noch ... und doch schon ...« Und Sibylle schlug die breiten Hände vor das Gesicht und schluchzte herzzerreißend.

Wie elektrisirt sprang die Gräfin empor. – »Mein Sohn, mein Lothar?« – schrie sie gellend auf – »er ist todt, Sibylle – sage – er ist todt!« – und sie wühlte die Finger in ihr toupirtes Haupthaar und lief wie eine Irrsinnige im Zimmer auf und nieder.

»Todt?! das wolle Gott verhüten!« – Jesabell faßte beschwörend die kleine Frau an beiden Schultern – »Sprich, Sibylle, martere uns nicht länger!«

Dolores regte sich nicht, nur ihre Äugen folgten mit fast ironischem Blick der Excellenz, welche mit theatralisch verzweifeltem Wehklagen auf der Causeuse zusammengesunken war.

»Eben kommt mein Mann ...« beginnt Sibylle mit stockender Stimme – »ganz urplötzlich ... ich sitze gerade und flicke ihm noch seine alte graue Jacke zurecht ... und denke gerade so in meinen dummen Gedanken, na jetzt wird ja der Wagen bald kommen ... und du lieber Gott ... welche Freude ... wenn der junge Herr Lieutenant erst im Haus ist ... dann giebt es ein bischen Leben hier ... und die Frau Excellenz ... wird dann so alle Kinder um sich haben ... und ... und ...«

»Laubmann kam allein?« fragte Jesabell mit bleichen Lippen – »schnell doch, Sibylle ... warum denn allein?

»Und wie ich das also gerade eben denke, da poltert etwas auf dem Gang draußen und tappt gegen die Thüre wie ein Betrunkener ... und wie ich schon ganz erschrocken aufschreien will ... da steht auch schon mein Alter auf der Schwelle ... ach du mein Herr Jesus, wie sah der aus! – Zerfetzt und über und über mit Schmutz bespritzt, und keine Mütze mehr auf dem Kopf, und so weiß, als wäre kein Blutstropfen mehr in dem ganzen Gesicht drin ... Und da schwankt er nur noch so auf sein Bett zu und stöhnt wie ein Sterbender ... ›Sibylle ... lauf in's Schloß ... der junge Graf‹ ... –« Frau Laubmann hielt abermals inne und schlug die steife Kattunschürze knisternd vor die überströmenden Augen.

»Was ist mit ihm? – er ist todt!« gellte es von den Lippen Leontinens.

»Ach Frau Gräfin ... der junge Herr hat es ja nicht gewußt mit dem Irrgeist von Casgamala, und da hat er seinen Scherz machen wollen und hat sich im Wagen aufgestellt und ihn ganz laut in die Nacht beschworen, daß er ihm erscheinen solle! Und kaum, daß er nur das Wort über die Lippen gebracht hat, da blitzt es auch schon vor ihnen auf, so grell und schauerlich, daß man es gar nicht beschreiben kann! – Mein Alter hat gerade noch so viel Zeit gehabt aus dem Wagen zu springen, dann ist aber der Schimmel auch schon wie toll und wild querfeldein gerast, direkt auf die Steinbrüche zu ... ach du mein Herr Jesus ... wo mag der arme Lieutenant jetzt liegen!« ... Und Lore und Frau Laubmann erhoben a tempo ein solch klägliches Schluchzen, daß selbst der Angstschrei der Gräfin davon übertönt wurde.

»Er hat den Irrgeist beschworen?« fragte Dolores kalt. »Dann hat er seinen gerechten Lohn empfangen, der leichtsinnige Patron!« – Und sie faßte gelassen ihre Stickerei zusammen und wandte sich zur Thür.

»Fühllose Schlange!« knirschte es zwischen Leontinens Zähnen.

Jesabell vertrat der Schwester erregt den Weg. »Wo willst Du hin, Dolores? – Wir müssen hinaus und den Bruder suchen!« – rief sie mit thränengefüllten Augen – »wer weiß, wo der Unglückliche mit zerbrochenen Gliedern liegt!«

»Da, wo ihn die Vergeltung hingeschleudert hat!« klang es voll grausamer Härte zurück, »geht hin und seht, ob ihr den Leib noch retten könnt, ihr Kleingläubigen; ich werde versuchen, ob ich die Seele dem Himmelreich erhalten kann, ich werde für den gewissenlosen Spötter – beten!« – Und die Comtesse wandte sich ab und verschwand lautlos durch die Thür.

»Es ist unglaublich!« stöhnte die Gräfin mit geballter Hand, Jesabell aber richtete sich resolut in die Höhe.

»So wollen wir ihn allein suchen, Mama!« rief sie hastig, »schnell, Lore, lauf hinüber zu dem Pächter und klopf ihn heraus! Es soll sofort ein Wagen angespannt werden, und wenn Herr Kirschner selber mitfahren wollte, so wären wir zu großem Dank verpflichtet!«

Lore stürmte mit dickverweinten Augen davon und Frau Laubmann sprang ebenfalls eifrig von ihrem Stuhl empor.

»Ich habe es bereits dem Christian gesagt, Comtesse,« rief sie, das niedergesunkene Kopftuch wieder unter dem Kinn schlingend, »er hat schon Alarm gemacht auf dem Hofe! Wenn nur mein Alter mit könnte, aber Du lieber Heiland, der liegt ja wie ein Stück Holz und regt sich nicht! Der Schreck ist ihm zu gewaltig in die Knochen gefahren, und dann hat er fast ein und eine halbe Stunde die Kreuz und die Quer in der Dunkelheit herumgesucht, bis er den rechten Weg hierher gefunden hat!«

»Ich hole mir einen Shawl, Mama,« rief Jesabell erregt, »was darf ich Dir mitbringen? Die Nacht ist kühl und stürmisch!«

Die Gräfin schnellte momentan aus ihren Polstern empor. »Ich? Ich soll doch etwa jetzt in meinem nervösen Zustand nicht mit in die Nacht hinaus? Jetzt, wo all' meine Glieder wie im Fieber zittern? Du bist rücksichtslos genug, es mir zuzumuthen, Jesabell!« Und Frau Leontine sank wieder wehklagend auf die Causeuse zurück. »Gieb mir mein Flacon, es dreht sich mir alles im Kreise wie eine Ohnmacht! oh, Mon Dieu, es ist zu viel für mich unglückliches Weib! Jesabell, wenn wir jetzt Lothar verloren hätten, all' meine Pläne wären vernichtet, das Majorat fällt an den Vetter – und wir – o mein Gott, es ist garnicht auszudenken, verloren, für ewige Zeiten der Armuth preisgegeben!«

Die Comtesse wandte sich fast ungestüm zurück. »Wie ist es nur möglich, Mama, daß Du jetzt an uns denken kannst, wo der unglückliche Bruder vielleicht mit dem Tode ringt!« rief sie außer sich, »wenn Du mich nicht begleiten willst, gehe ich allein! Sei einmal etwas resolut, Mama, beiße die Zähne zusammen, hier ist Dein Flacon, suche allein fertig zu werden, unsere Hilfe gehört Lothar!«

»Ja, hilf ihm, petite, hilf ihm!« hauchte Excellenz matt, »ich kann nicht mit, der Anblick eines Verwundeten ist mir unerträglich, ich habe noch nie einen Todten gesehen. Aber ich bitte Dich, Jesabell, wenn er wirklich schon eine Leiche ist, laß ihn in das Pachterhaus schaffen, nicht hierher in das Schloß, sonst habe ich keine ruhige Minute mehr!«

Die junge Comtesse preßte die Lippen zusammen, Sibylle aber richtete ihre robuste Figur stramm empor und maß die Gräfin mit fast feindseligem Blick. »Wenn die Excellenz Gräfin Sie nicht begleiten will, liebes Fräulein Bellachen, dann müssen Sie schon erlauben, daß ich mit Ihnen gehe, denn so mutterseelenallein kann doch eine junge Dame mit dem Mannsvolk vom Pachthof nicht in den Nebel hinaus! Holen Sie sich schnell ein Tuch herbei, ich stecke indeß noch eine Laterne an und dann wollen wir in Gottes Namen sehen, wo wir den jungen Herrn finden werden!« – Sie schob das junge Mädchen am Arme mit sich durch die Thür und drückte ihr hastig die kleine Hand. »Um Sie sollte es mir leid sein, wenn er in den Marmorbrüchen läg', Comtesse, die beiden andern aber« – und sie wies grimmig mit dem Daumen nach dem Zimmer zurück, »die verdienten's, daß Graf Lothar ins Pachthaus getragen würde!«


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