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»Nein, niemals sah
Ich einen reizenderen Liebesboten«
Der Kaufmann von Venedig
Shakespeare
Still lag wieder das Bauernhaus, in ihre Kammern waren sie alle zurückgegangen, die Neugierigen, aber manche und manchen floh noch der Schlaf, da sie bedachten, was alles am letzten Tag auf dem stillen Hof sich ereignet.
Still lag das Haus, doch noch nicht lichtlos. In der Knechtekammer schalt der Bauer derbe mit den beiden Männern, mit dem einen, weil er den Gast und Neffen so arg geprügelt, mit dem andern, weil er durch einen feigen Schelmenstreich den Anlaß dazu gegeben. Stille schwieg zu dem herben Tadel Enak, nur manchmal hob ein Seufzer, und zwar ein seliger, seine Brust, wenn er dessen gedachte, wie die weißen Finger der Geliebten den Schmerz seiner wunden Füße gelindert.
Stille hörte auch der ältliche Knecht zu, schließlich aber sprach er: »Bauer, tadelt uns auch nicht gar zu arg, als seien wir wahre Hundsfötter. Die Igel werden morgen schon wieder vergnügt ihre Mäuse fangen, die Füße schmerzen den Enak längst nicht mehr, seit Eure Tochter sie so linde gebadet. Was aber den jungen Burschen angeht, auf den der Enak losgeschlegelt, als sei er eine von den großen Werbetrommeln, so meine ich, das kann ihm nur von Nutzen gewesen sein. Denn ein recht feiger, lügnerischer, prahlhänsiger Bursche scheint mir der – und eher will ich glauben, er ist des Herrn Rats Sproß als Eures Bruders Sohn, so sehr enträt er aller Eigenschaften der Spattens.«
Betroffen hörte der Bauer auf die Rede des alten Knechtes, schweigend drückte er dann die Klinke und schweigend ging er in seine Kammer. –
In der ihren hatte die Monika den Vogel auf dem Finger und sprach ihn also an: »Der Herr Rat hat gesagt, Spätzchen, du bist nichts wie ein Spatz – bist dus aber auch wirklich? Ich möchte doch gerne wissen, wem ich Gastfreundschaft gewähre, sprich, Spätzchen!«
»Piep!« sagte der Spatz.
»Ja, Piep – Piep – Piep –: nichts wie Piep!« schalt die Schöne. »Zwar trägst du ein sehr ehrbar Mäntelein, dein Schnabel und deine schwarzen Äuglein sind völlig spätzisch – aber, kann man dir trauen? Versteckt sich vielleicht ein anderer unter diesem Gefieder? Einer, den ich vielleicht kenne, dem ich zum Abschied nachgesehen –?«
»Piep!« sagte der Spatz.
»Jawohl, Piep, wieder und wieder Piep. Piep ist deiner Weisheit erster und letzter Ratschluß, kleiner Vogel, du. Aber wir sind ein ehrbares Mädchen, Herr Spatz, und keines von euern losen Spatzenfräuleins, daß Ers nur weiß! Vieles hat sich in den letzten vierundzwanzig Stunden in diesem Haus begeben, was uns vorsichtig macht, und wir sind um unseren Ruf besorgt.«
»Piep«, sagte der Spatz.
»Es ist freundlich, daß du mir zustimmst, Graurock«, sprach das übermütige Mädchen. »So wirst du auch meinen Vorschlag nicht verwerfen. Ich traue deiner Gestalt nicht ganz. Darum, so lange ich mich entkleide, bis ich im Bett bin, hüpfe dort ins Dunkle unter die Lade. Nachher darfst du immerhin auf mein Kopfkissen flattern und neben meiner Wange die Nacht verbringen.«
»Piep!« sagte der Spatz, flog von ihrem Finger und hüpfte unter die Lade.
»Er versteht mich! Er versteht mich wirklich und wahrhaftig!« rief die schöne Monika betroffen und ein tiefes Rot färbte ihre Wangen. »Spatz, Spatz, Spätzlein, komm noch einmal her.« Der Spatz flog auf ihren Finger. »Ach, Spatz«, sprach sie traurig, »bist du wirklich der arge Betrüger, den der Vater mit Schimpf und Schande vom Hof jagen mußte? Oder bist du ein ehrlicher Bursch, an den ein braves Mädchen mit Fug und Recht denken darf? – Du nickst mit dem Kopf, ach, Spätzlein, ich wollte, ich dürfte dir glauben!«
Eifrig rief der Spatz viele Male Piep!
»Ja, Kleiner, du rufst und rufst, aber Spätzisch verstehe ich nicht. Bist du denn ganz in diese klägliche Gestalt verzaubert? Kann nichts dich erlösen? Doch?! Du nickst mit dem Kopf? Sage doch, Spätzlein, da ich keinen andren Namen für dich in meiner Kammer gebrauchen darf, Spätzlein, sage doch an, was muß ich tun –?«
»Piep!« rief der Spatz.
»Ach, wiederum nichts wie Piep!« rief die schöne Monika betrübt. »Da wird es nicht viel werden mit uns bei solcher Pieperei. Marsch, fort mit dir unter die Lade, Spätzchen – es war wohl nur ein Zufall, der dich vorhin darunter flattern ließ.«
Trübe ließ sich der Spatz zur Erde, verschwand im Dunkeln, leise sagte das Mädchen: »Wieder tut er, was ich ihm sage. Vielleicht ist er es doch –?! Was würden dann wohl die Leute im Dorfe sagen, erführen sie, ich halte einen verhexten Mann in meiner Kammer?! Die Großmuhme würde mir das Haar abscheren, der Herr Rat mir die Fingernägel mit der Zange ausreißen, der Büttel würde mich kräftig stäupen – und nur der gute Vater würde ferne stehn und weinen. Oh, du böses Mädchen Monika!« Sie zog die Decke über sich, dann lockte sie: »Komm, Spätzlein, komm.«
Eilig schwirrte der Spatz herbei, schmiegte sein Federwerk eng an ihre weiche Wange. Sie griff aus dem Bett und erdrückte den leuchtenden Kerzenfunken zwischen Daumen und Zeigefinger. –
Ärgerlich fauchte die Muhme Petronilla Thalerin ihr eigen Spiegelbild an, als sie, zu ihrem Bette zurückkehrend, sah, wie nackt und bloß sie ihr Haupt den Blicken der Bewohner des Spatzenhofes geboten. Enthüllt war das lange gehütete Geheimnis, durch die Nacht an den Tag gebracht der Verlust weiblicher Zier. Manches Mal schon hatte sie sich in ihrer Geschäftsverbindung mit dem Herrn Rat geschmeichelt, eines Tages könnten auch andere, holdere Beziehungen zwischen ihnen beiden bestehen – und nun hatte das Auge des Allerwertesten auf ihrer kahlen Rundung geruht! Wütend funkelte sie ihre Schmach im Spiegel an und vor Zorn hätte sie sich am liebsten in die Unterlippe gebissen – hätte die nur nicht zu sehr kinnab gehangen!
›Nein, hochverehrtester Herr Asio!‹ sprach sie bei sich. ›Nun gibt es kein Zaudern, um Euretwillen wird getan, was getan werden muß!‹
Aus der tiefsten Tiefe ihrer Lade hob sie ein feuerrot Büchslein, das eine seltene, kostbare Latwerge barg. Ein mächtiger Zauberer, dem sie in Jugendjahren angehangen, hatte es ihr einmal geschenkt. »Merke wohl, Petronilla«, hatte er gesprochen, »diese Salbe ist von wunderbarer Kraft: verlierst Du eine Hand und schmierst Du die Salbe auf die Wunde, so wächst Dir die Hand wieder. Schlägt Dir Meister Hämmerling ein Bein ab, was uns bei unserem Berufe leicht einmal geschehen kann, nimm die Salbe – und Du hast Dein Bein wieder. Alles, was Du am Leibe verlierst, gibt Dir die Salbe zurück, aber merke wohl: nie und nirgend läßt sich das Leben überlisten, denn die Lebenskraft ist die erste und älteste aller Kräfte! Für jeden Zentimeter, den Du Deinem Leibe zusetzt, nimmt es Dir ein Jahr Deines Lebensalters! Überlege es Dir wohl, ehe Du diese Salbe anwendest, ob es nicht besser ist, ihrer zu entraten.«
So hatte der mächtige Zauberer einstens gesprochen. An jedes seiner Worte hatte die Muhme sich jeden Tag ihres Lebens erinnert und nie hatte sie gewagt, sogar um des Verlustes ihres Haupthaars willen, den Verlust manches Lebensjahres daranzugeben. Doch nun hatte die Nähe des geliebten und verehrten Mannes völlig ihren Geist verwirrt. Wie sie da im Ohrensessel geruht, seine Hand in der ihren, das schien ihr Glück über alles Glück des Daseins, nicht zu teuer mit ein paar Lebensjahren erkauft! Sie vergaß völlig ihren hinkenden Gang, die hängende Lippe, sie dachte nur des schmählichen Anblickes, den sie geboten: mit zitternden Fingern drehte sie den Deckel von dem feuerroten Büchslein und sah neugierig auf die weißliche Latwerge. Ein seltsamer Duft, süß und kühl, stieg von ihr auf, sie beugte sich nahe über sie, um diesen Duft einzuatmen.
Dann setzte sie sich auf den Schemel vor dem Spiegel. Noch hatte ihre Vorsicht sie nicht gänzlich verlassen: »Bis zu den Schultern! Nur bis zu den Schultern!« flüsterte sie und rieb die Salbe mit den Fingerspitzen in die Haut.
So kühl es geduftet, so heiß brannte es. Ja, wie fressendes Feuer lief es über die Kopfhaut, fraß sich ein, mit tausend Schwertern stach es in ihr Hirn, feurig glühte es vor ihrem Blick, dann verdunkelte er sich ... Ächzend vor Schmerzen hielt sie sich an der Kante des Tisches ...
Über eine kleine Weile war der Schmerz sachter geworden, sie öffnete das klarer schauende Auge und sah das kahle Haupt bedeckt mit kurzem schwarzem Haar! Schnelle, fast sichtbar ihrem Auge, sproßte und wuchs es. Schneller als je eine Saat, von der Frühjahrssonne gelockt, hochgeschossen, wuchs es. Schon legte es sich in sanften Ringeln an die Schläfen, bedeckte mit seidigen Wellen das Ohr. Sie schüttelte den Kopf, die Haare flogen, wie sie in ihrer Jugend geflogen waren, sie lächelte selig!
Dann war es vorbei. Der Schmerz war vorüber, und das Wachsen war auch vorüber. Mit zitternder Hand griff sie in die vollen Wellen, die bis zu ihrer Schulter wogten, fühlte die seidige Frische, sah den dunkel schimmernden Glanz.
Es war herrlich, herrlich, es war unsagbar köstlich, von diesem neuen jungen Haar rann eine Jugendfrische, wie sie der alte, verbrauchte Leib seit manchem Jahrzehnt nicht empfunden, durch sie. Zitternd betrachtete sie sich im Spiegel. Sie sah nicht das alte Gesicht, die wulstig hängende Lippe – sie sah nur das seidig schimmernde Haar. Die Jugend war zu ihr zurückgekehrt – wie schön, oh wie schön!
Aber es war nicht genug, es war bei weitem nicht genug! Jedes zehnjährige Mädchen hatte längeres Haar als sie, zu schweigen von der Monika, der das gelöste Haar bis in die Kniekehlen hing. »Das Längste ... das Schönste!« flüsterte sie mit bebendem Mund. Und von neuem griffen ihre Finger in das Salbenbüchslein. Von neuem kam der Schmerz, der mit Schwertern stieß, mit Messern schnitt, mit Feuer brannte. Von neuem verdunkelte sich ihr Blick – und länger dieses Mal!
Als sie wieder sehen konnte, hing das Haar ihr schon bis zu den Hüften. Wie ein herrlicher Rahmen, köstlicher als Ebenholz und feiner als gesponnenes Gold, umgab es ihr altes Gesicht. In Wellen, zarter als die Wellen eines Baches, floß es über den krummgearbeiteten Rücken. Ein süßer Duft von Jugend und Mai stieg aus ihm auf; ihr war, als hätte eben ein Bursche über den Gartenzaun: »Nella! Meine Nella!« gerufen. Sie aber wiegte sich wie ein Vogel in den Zweigen der großen Buche, wieder ein blutjunges Ding!
Und das Haar wuchs und wuchs! Keine Königin konnte einen prächtigeren Mantel tragen, als ihn die alte Großmuhme Petronilla trug! Der Spiegel wurde zu klein, sie hob die Spitzen ihres Haares an den Mund und küßte sie, berauscht. Ihre Hand wühlte in den Wellen, wie nur ein Geizhals in seinem Golde wühlt – Wonne und Seligkeit, Jugend und Entzücken!
Knackte eine Tür –? Schlich ein Schritt –?
Ach, Muhme Petronilla, der dich jetzt besucht, bedarf keiner Türen, und sein Schritt ist leiser als das Fallen eines Tautropfens ins Gras! Du hast auf den Bräutigam gewartet, um seinetwillen hast du diesen herrlichen Hochzeitsmantel angelegt, nun schreitest du mit einem andern Bräutigam zum Tanz –!
Doch der Meister aller Meister ist milde mit der alten Närrin. Sanft legt er ihr die kühle Hand vor die Augen. »Bist du es?« flüsterte die Versinkende. – »Ich bin es«, wehte der Hauch. »Und ich werde es immer sein.«
Ihr königlich geschmücktes Haupt sank vornüber auf den Tisch, noch einmal atmete sie ein seliges Ach! – dann war sie hinüber, hinüber in jene Gründe der ewigen Schläfer, von denen wir nichts wissen. –
Ächzend lag der falsche Guntram bäuchlings in seinem Bette. Ernst kühlte der Schreiber Bubo ihm das Rückwärtige mit nassen Tüchern, ergrimmt schalt der Herr Rat Asio auf ihn ein: »Nur Seine verfluchte Fresserei und Völlerei hat Ihn in diese schlimme Lage gebracht, Er, unnützer Bursche, Er! Mit Seinen Flünken müßte man ihn ans Scheunentor nageln, zum abschreckenden Exempel für jeden Spatzen!« Doch der Kranke stöhnte bloß. Zum Schreiber Bubo sprach der Rat verdrossen: »Pflege ihn weiter, daß er morgen früh ein wenig reputierlich vor Schwiegervater und Braut treten kann ...«
»Nie!« piepte der Gepeinigte.
»Treten wird er schon können, aber nicht neben der Braut sitzen«, sprach der Schuhu.
»Laß Er seine Sottisen!« fuhr ihn der Rat an. »Ich verlange von Ihm, daß Er die Nacht hier sitzt und kühlt, damit die Heilung schneller vorwärts schreite. Ich muß, nach den Erregungen des Tages, unterdes auch der Ruhe pflegen. Gute Nacht.«
Doch niemand antwortete ihm, so ging er. Ungern ließ er die beiden allein, denn er fürchtete des Bubo Hinterlist, aber es mußte sein, denn der Eisschwarze, sein Zauberherr, erwartete ihn noch diese Nacht zum Bericht. Und auch vor diesem Bericht ängstete er sich, denn noch hatte er nicht viel von günstigen Erfolgen zu melden. Wütend ging er in seine Stube und überlegte, wie er mit klugen Worten die unangenehmen Neuigkeiten günstig verbrämen könnte.
Da fuhr es herein in die Stube, auf dem Reiserbesen ritt lustig lachend eine junge Hexe, die gegen eine kleine Gebühr seine regelmäßige Beförderung übernommen hatte. Am Ende des Besens saß ihr schwarzer Kater, dessen gestreckter Schwanz als Steuer diente: »Steig ein, mein lieb Asilein, steig ein«, rief die nackte Schöne lachend. »Weit ist die Fahrt und kurz nur die Nacht – kein Morgenstrahl darf uns haschen! Doch ich habe meinem Besen fleißig alte Prozeßakten zu kehren gegeben, davon ist er geschwollen mit Gift und wird dahinfahren wie ein Pfeil! Recht so, Asichen, du mein Asichen, nimm doch dein Mäntelchen um, es wird kalt für dich da oben!«
Der oberste Herr aller schwarzen Zauberer wohnt nämlich in einer Höhle aus schwarzem Eise am Nordpol, davon heißt er der Eisschwarze. In der grimmigen Kälte, in der er lebt, um sich noch für einige Millionen Jahre frisch zu halten, bekommen die Zauberer, die ihn besuchen müssen, meistens den Schnupfen. Darum, wenn die Leserin einen kennt, der über Nacht den Schnupfen bekommen, so mißtraue sie ihm: wer wird wohl im Bette einen Schnupfen bekommen, der nicht ein Zauberer ist, also außer dem Bette war, nämlich am Nordpol, beim Eisschwarzen –?! Den Hexen freilich tut die polarische Kälte nichts, weil ihr Leib immer kalt ist – darum mißtraue wiederum der Leser den jungen Mädchen mit kalten Händen, besonders wenn sie schön sind – vielleicht fahren sie nachts auf einem Besen mit älteren Herren durch die Lüfte!
Der Rat Asio schwang gravitätisch ein Bein über den Stiel, setzte sich zurecht, als wäre er in einer Prachtkalesche und sprach gönnerhaft: »Fahr immer zu, Tilli! Und schaukle nicht so übermütig wie letztes Mal, Hexlein, wo wir beide fast vom Stiele gefallen wären – man muß auch einmal ernst sein können.«
»Warum muß man das?!« widersprach das Hexlein Tillichen, fuhr aber doch gehorsam sanft an – und mit einem Strahl bläulichen Lichtes glitten sie aus dem Fenster. –
Aus der Kammer des falschen Guntram gelehnt, sah der Schreiber Bubo sie dahinfahren. Der listige Schuhu hatte wohl geahnt, daß der Herr Rat Asio sich nicht Schlummerns halber zurückgezogen hatte, und er gedachte, diese Stunde ohne Aufsicht trefflich zu nützen. Wohl hatte er den Spatzen gesehen, der aus der Schlafrocktasche zur Monika geflattert war, und sein in den geheimen Künsten erfahrener Geist hatte erkannt, daß es sich dies Mal um eine echte Verzauberung gehandelt, die nur der lösen konnte, der das Zauberwort kannte. Dieses Zauberwort aber, meinte er, müsse der falsche Guntram wissen, manches Mal müsse er es doch vom Herrn Rat gehört haben.
Als darum der Leidende kläglich um ein frisches nasses Tuch piepte, versetzte er ihm einen kräftigen Schlag auf den Hintern, daß der schmerzvoll bewegt auffuhr. »Frischauf, Bruder Spatz!« rief er mit verstellter Lustigkeit. »Eben ist der Herr Rat Asio abgefahren, und nun steht es in meiner Macht, mit einem einzigen Wort all Deinen Schmerzen ein Ende zu machen. Auch könnte ich Dich, tätest Du, was ich wünsche, dem freien, frechen Spatzenleben wiedergeben. Ungestört durch den Herrn Rat Asio und seine Gehilfen könntest Du wieder Deine Körner picken, Dich mit Deinen Gefährten zanken und hübschen Spätzinnen nachstellen. Nun, was meinst Du dazu?«
In jener seltsamen Haltung, die turnende Menschen später »die Brücke« genannt, also nur auf seinen vier Extremitäten, denn der Rücken war schlechterdings unbenutzbar – in dieser Haltung also über dem Erdboden schwebend, sprach der Spatz schmeichlerisch empor: »Weiser Schuhu, wenn Dir solche Kraft verliehen ist – und ich zweifle nicht daran, denn ich habe immer die Schuhus für das weiseste Volk der Erde gehalten – wenn Du also so Großes vermagst, so sprich flugs das Wort der Schmerzlinderung, denn mein Rücken ist so, als liefe immer frisches Feuer darüber hin!«
»Gerne will ich das Wort sprechen«, antwortete der andere. »Nur mußt Du mir zunächst auch ein Wort sagen. Sicher erinnerst Du Dich, wie Herr Rat Asio Dich angeredet, ehe er Dich verwandelt. Sage es mir – und sofort sollst Du all Deiner Schmerzen ledig sein!«
Verzweifelt warf der falsche Guntram sich wieder auf seinen Bauch. »Lieber, guter, weiser, allerweisester Schuhu!« so klagte er. »Ich flehe Dich an, sprich Dein Wort, ohne daß ich meines sage! Alle Wörter, die ich je vernommen, will ich Dir vorsprechen, nur dieses eine nicht, denn der Große Urspatz hat uns, es in den Schnabel zu nehmen, verboten!«
»So wirst Du heute eben einmal ein Verbot des Großen Urspatzen übertreten müssen, Graurock«, sprach unerbittlich der Alte. »Ohne Dein Wort gibt es auch mein Wort nicht!«
»Ach, was schert mich der Große Urspatz!« rief lästerlich-leichtfertig der kleine Stadtspatz. »Hunderttausend Verbote von ihm würde ich übertreten, nähme es mir die Schmerzen aus dem Rücken! Aber er hat es ja so eingerichtet, daß wir nie und um keinen Preis dieses Wort im Kopfe behalten können, denn es ist uns Spatzen der widerlichste und feindlichste Laut, an den wir nicht einmal denken mögen!«
»Der widerlichste und feindlichste Laut –?« fragte der weise Schuhu überlegend. »Der müßte sich doch erraten lassen, Spatz. Ich will einmal sehen ... ist es Hunger? Nein? Oder Katze? Auch nicht? Nun, ein drittes Mal besser geraten! Heißt es vielleicht Ehrlichkeit? Oder Wahrheit? Treue? Brudersinn? Nichts von alledem! Heißt es Liebe? Edelsinn? Oder gar Sprenkel, Falle, Schlinge? Auch nicht? Ist es Kälte? Winter? Wieder nein? Ach, ich weiß es! Es ist Eule, nein, es heißt Asio! Auch nicht? Ist es etwa gar mein Name: Uhu, Schuhu, Bubo? Wieder nicht? Heißt es denn Arbeit –? Der euch Spatzen verhaßteste Laut? Miau –?«
Doch so viel er auch riet, immer schüttelte der Spatz mit dem Kopf, bis der weise Vogel schließlich entmutigt den Kopf sinken ließ und sprach: »Ja, Spatz, so wirst Du Deine Schmerzen und Deine zerschundene Menschenhaut behalten müssen. Merke wohl: ohne Dein Wort nicht mein Wort!«
Trostlos drückte der falsche Guntram den Kopf in die Kissen, noch peinigender, noch unerträglicher dünkten ihm seine Schmerzen, seit er wußte, jener könnte ihn sofort befreien und wollte es bloß nicht. Erbarmungslos sah der Schreiber auf den Leidenden, noch immer hoffte er ein wenig, der körperliche Schmerz werde ihm seinen Spatzenwitz schärfen. Und er hatte nicht vergebens gehofft. Plötzlich hob der falsche Guntram das bleiche Leidensgesicht mit den hineinhängenden Haarsträhnen aus den Kissen. Er winkte den Schreiber näher: »Halte Dein Ohr nahe an meinen Mund, daß ich flüstern kann; vielleicht hört es dann der Große Urspatz nicht.« Folgsam, in großer Erwartung, tat Bubo, was der andere verlangte, und nun hörte er ihn flüstern: »Drunten in der Stube hängt – Es! Immer befiel mich, hüpfte ich auch in Menschengestalt vorüber, an jener Stelle äußerster Ekel. Nun, trage mich hinunter, ich werde es Dir weisen, aber schwöre mir auch, großer Bubo, daß Du mir die Schmerzen nehmen und mir mein Spatzendasein wiedergeben wirst.«
Bei allen guten Mächten und starken Kräften der weißen Magie schwor es der Schreiber, hob dann den Leidenden auf seine Arme und trug ihn sachte durch das schlafende Haus in die Wohnstube, wobei der Spatz das Licht halten mußte. Unten angelangt setzte er den Angstvollen in den Ohrensessel, hob selbst das Licht hoch, daß die Wände heller seien, und sprach: »Nun weise mir das Schreckensding!«
Schauer überliefen den Unglücklichen, als er gegen alles Gebot seines Volkes auf die Wand zeigte, wo im Verein Jagdtasche, Pulverhorn und Flinte hingen. »Ah, ist es das?!« rief Bubo erfreut. »Das hätte ich auch erraten müssen! Wie ist das Wort? Nicke, Spätzlein, wenn ich das Rechte sage. Heißt es Flinte? Gewehr? Büchse? Schießeisen? Oder gar Arkebuse? Heißt es Schießen, Patrone, Pulver? Kugel oder Schrot? Wieder nichts? Wieder alles fehl gegangen?«
Schwächer und schwächer wurde der Spatz unter all diesen feindlichen Worten, angstvoll krümmte und wand sich sein Leib. »Was es macht«, flüsterte er mit bleicher, stockender Lippe.
»Was es macht!« rief der alte Schreiber fröhlich. »Siehe da, nun kommen wir der Sache näher. Es wird schon heiß, es brennt fast, wie die Kinder beim Spiele sagen. Wie macht denn solch schreckliches Schießgewehr? Ich werde es Dir sagen! Bumm! macht es. Bumm ist das Wort, Spatz, ja?«
Doch traurig schüttelte der Spatz den Kopf.
»Ei, wieder falsch geraten!« rief der Schreiber. »Aber dies Mal treffe ich es! Puff! heißt es.«
Es riß den Spatzen an allen Gliedern. »Beinahe«, flüsterte er.
»Nur beinahe? So werden wir es jetzt ganz haben! Paff-Puff, nein, nein, auch dies nicht, aber dieses Mal ist es richtig, listiger, gerissener Asio!« Und mit starker Stimme rief Bubo: »Piff-Paff-Puff! – werde ein Spatz!«
Im gleichen Augenblick schwand die Gestalt auf dem Sessel dahin, ein kleiner Spatz saß auf dem Polster, in graubraunem Röcklein, das am Rücken und auf dem Bürzel freilich arg zerfetzt hing, mit lebhaftem ›Piep‹ forderte er Beseitigung auch dieses Leidens. Doch erst sprach der weise Bubo: »Einen Augenblick noch Geduld, Herr Spatz! Bist Du erst schmerzfrei, bist Du gleich ein dummer Spatz, und zum andern Ohr fliegt hinaus, was ich Dir zum einen hineinsage. Jetzt wirst Du noch achtsam hören.« Eifrig nickte der Spatz, eifrig piepte er, um seinen guten Willen zu beweisen. »Höre also, Spatz. Unbesorgt magst Du in die Stadt zurückfliegen und Dich wieder unter Deine liederlichen Kumpane mischen. Mit den Schmerzen nehme ich Dir auch die Fähigkeit, menschliche Sprache zu verstehen, einer der Deinen wirst Du sein und dies Abenteuer wird Dein kleines Hirn rasch vergessen. Vielleicht, daß einmal Deine Träume noch wie ein Alpdruck die quälende Erinnerung heimsucht, Du seiest bloß ein großer Mensch und kein freier kleiner Spatzenvogel. Aber diese Erinnerung braucht Dich nicht zu schrecken, denn der Herr Rat Asio wird nicht nach Dir suchen. Du hast vernommen, wie aus seiner Tasche ein Spätzlein zur schönen Monika flog? Das war der echte Guntram, und ich errate, daß ihn der Herr Rat mit demselben Wort wie Dich verzaubert. Unverzüglich werde ich jetzt zur Kammer des Mädchens hinaufsteigen, mir den Vogel geben lassen und ihn statt Deiner ins Bett legen. Rasch ist ihm ein wunder Rücken angezaubert, und dieses Mal soll auch der schärfste Blick des Rates die Stellvertretung nicht entdecken, denn ich werde die bewährtesten Sprüche weißer Magie anwenden. Und wenn er dann für sich und den Bösen zu handeln glaubt, bei dem er gerade weilt, führt er dem Onkel den echten Neffen zu und dem Mädchen den geliebtesten Bräutigam. Hast Du alles verstanden –? Du nickst, also sei heil und gesund, kleiner Vogel, und vergiß.«
Sanft strich der Finger des Alten über den wunden Rücken, sanft legten sich die Federn über die gesunde neue Haut. Der Schreiber öffnete das Fenster, ängstlich zögernd flatterte der Vogel vor der dunklen Nacht, die draußen stand. Dann entschloß er sich und mit einem schwachen Piep flatterte er hinaus, sich im Rebgeländer bis zum Morgengrauen zu bergen.
Griesgrämig schloß Bubo die Fenster, dann nahm er das Licht und eilte in das Obergeschoß, von der schönen Monika den Vogel zu erbitten. Leise und rasch tönte ihr: »Ja, was ist denn?« aus der Stube, als ein Finger gegen ihre Tür pochte, so leicht war ihr Schlaf gewesen.
»Hier spricht der alte Bubo«, flüsterte der Schreiber hastig, »der Dir und Deinem Liebsten nur wohl will, mein gutes Mädchen. Gib mir eiligst den Vogel heraus, den Du bewahrst, denn er ist der echte Guntram, daß ich ihn entzaubere und alles zu einem guten Ende führe.«
»Aber darf ich Dir trauen?« fragte Monika vorsichtig aus ihrer Kammer. »Noch hat Euer Besuch dem Spatzenhofe nichts Gutes gebracht und völlig scheinst Du mir verbündet dem schlimmen Asio.«
»Sein schlimmster, wenn auch noch heimlicher Feind bin ich«, beschwor sie der Schuhu. »Eile Dich doch, meine Gute. Die kostbaren Minuten entrinnen, und der Herr Rat kehrt zurück, ehe das Werk getan ist.«
»Ich muß mich bedenken«, sprach das Mädchen. »Ist es doch trotz all Deiner sanften Reden noch möglich, daß Du den Vogel nur für den Rat forderst. – Ach nein, siehe, er zupft mich am Ohre, er drängt zur Türe –! Er glaubt und vertraut Dir – so muß ich es wohl auch tun. Warte einen Augenblick, daß ich Licht mache und ein Gewand überwerfe ...«
»Eile Dich, Gute! Haste ein wenig, Schöne!« drängte der Schreiber. »Gib ihn mir im Dunkeln durch die Tür, jede Sekunde ist kostbar –!«
Schon hörte Bubo den nahenden Schritt des Mädchens, schon quietschte der Schlüssel im Schloß, schon schien der schätzenswerte Sieg nahe, da –
Viertes Einsprengsel
Bericht des Stadtrates Asio über den Besuch
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Wenn ich dies Mal auch mit den bänglichsten Gefühlen zu der Audienz bei meinem Herrn und Meister fuhr, denn ich kenne seinen Zorn und fürchte ihn, so war ich um so vergnügter über den gnädigen Empfang durch Seine Hoheit.
Hoheit waren röter denn je, was immer ein Zeichen Seines Wohlbefindens ist. Für die, welche Ihn nicht persönlich kennen – und ich bemitleide diese alle, denn die Einzigkeit Seiner Erscheinung macht meinen Herrn zum schönsten Wesen des Weltalls –, für all jene Bedauernswerten bemerke ich also, daß Seine Hoheit eigentlich eine weiße Haut haben wie jeder beliebige Mensch. Schämt sich aber ein Mann oder ein Weib auf Erden über etwas Böses, das sie getan, so jagt eine kleine Welle Rot durch Seinen Körper. Es gibt Zeiten, da die Menschen ruhig und ernst ihren Geschäften nachgehen, biedermännisch handeln, fromm beten – zu solchen Zeiten ist mein Meister recht bleich und friert entsetzlich in seinem Palais aus schwarzen Eisblöcken. Zu andern Zeiten aber wieder, da Zucht und Sitte wanken, die Unschuld geschändet, die Reinheit verraten, die Schwäche vergewaltigt wird, jagt erhitzend eine Schamrotwelle nach der andern über seinen Leib und er erfreut sich der angenehmsten Wärme.
Zur Zeit meines Besuches eben mußte mein Meister eine ungewöhnlich kräftige Heizperiode haben, denn die Schamröten jagten so schnell eine hinter der andern, daß nicht der leiseste Schimmer seiner bleichen Haut dazwischen aufblinken konnte. Dazu standen ihm die dicken Schweißtropfen auf der Stirn. Ich muß hierzu noch bemerken, daß mein Meister den Kopf da trägt, wo wir Menschen das Gesäß haben. Die Ohren laufen in wohlgebildete Beinchen über, während ihm das Gesäß auf den Schultern sitzt, dessen Backen in den Armen enden. Ich habe diese Einrichtung stets rückhaltlos bewundert, denn es scheint mir angenehm, geruhig auf dem Kopfe sitzend zu denken, den schönsten menschlichen Körperteil aber, das Gesäß, recht sichtbarlich zur Schau zu tragen.
Ich habe nun immer erfahren, daß der Meister stets bei solcher Körperwärme recht guter Stimmung ist – und wie war ich erfreut und wie wuchs mein Mut, als er mich sofort sehr huldreich zum Sitzen aufforderte und mir einen Becher aus dem letzten großen Pestjahrgang Krötenwein kredenzen ließ!
»Erspar Dir alle Worte, mein schlimmguter Asio«, begannen Seine Hoheit Ihre Rede. »Wir haben eben den Besuch der Mühlenkatze Mimi empfangen, der durch die Schuld Deines Schreibers ja recht hübsch mitgespielt worden ist. Nun, Wir gönnen Unsern Untertanen gern mal eine kleine Stäupung, um so geneigter sind sie darnach, Schaden zu stiften und Böses zu tun. Dein Schreiber Spatt hat der Mimi eine Horde blutgieriger Weiber auf den Hals gehetzt und nur mit Verlust eines Auges ist sie den Schürhaken und Besen entronnen. Zum Dank hat sie dem Spatzenhofe einen kleinen Besuch abgestattet, den Spatzen zwar nicht erreicht, aber so mancherlei erfahren, was sie Uns gemeldet. Ja, Wir wissen, Dir ist dies alles neu, Du paßt nicht mehr auf, Deine Fähigkeiten schimmeln. Gerne würden Wir Dir zur Schärfung Deines Verstandes ein paar Jahrtausende Knechtschaft unter dem stahlschnäbeligen Bubo gönnen, aber Wir möchten in dieser Sache doch nicht der weißen Magie – sie sei verflucht! – weichen und müssen Dir also wohl oder übel aus Deinen Unbesonnenheiten helfen. Berichte Uns also genauestens, wie die Sache steht.«
Ich verbeugte mich demütig vor meinem hohen Meister und berichtete Ihm dann getreulich alles. Wie es gar nicht so schlimm stehe, der endliche Sieg fast gewiß sei, namentlich nach meiner Verzauberung des jungen Spatt, und daß ich mir getraue, innerhalb vierundzwanzig Stunden den Bauern matt zu setzen und sein hochnäsig Töchterlein zu einer Spatzenfrau zu machen.
Doch unmutig verwies mir der Meister meinen Hochmut und sprach: »Du wirst nie Deinen Auftrag zu Ende bringen, ehe Du nicht den Griesgram Bubo aus dem Wege geräumt. Du weißt, daß er sich gegen die Gesetze weißer Magie – sie sei verflucht! – arg vergangen, als er einem Freunde ewige Jugend verleihen wollte. Zur Strafe und Läuterung wurde er Uns überwiesen, aber seine Zeit ist fast herum, und ich fürchte, er wird uns noch entrinnen und Dich zu seinem Diener machen, wenn es Uns nicht gelingt, ihn in neue Schuld zu verstricken.«
Hier bemerkte ich demütig, daß der alte Bubo ein unendlich schlauer Bursche sei, der auch die feinste Falle wittere.
Unzufrieden antwortete mein Zauberherr: »Ich glaube, Du meinst, Unser Kopf sitzt wie bei Dir auf den Schultern. Nein, mein Dümmling, Wir sitzen auf Unserem Kopf und wenn Wir ihn recht kräftig drücken, haben Wir auch kraftvolle Ideen. Hier, sieh diesen versiegelten Beutel, der die schönsten Edelsteine der Welt enthält. Nimm ihn mit Dir und erteile dem Schuhu sofort den Auftrag, ihn unverzüglich dem alten Geizkragen Habergreis zu überbringen. Mach ihn aber voll Sorge auf den edlen Inhalt aufmerksam und verpflichte ihn bei seinem heiligsten Schwur, den Beutel nicht zu öffnen. Bricht er ihn, berührt er die Steine, wird er selbst zu Stein, aber zu einem gemeinen, und Du kannst leicht Deinen Auftrag zu Ende führen. Auch habe ich der Katze Mimi den Befehl gegeben, Dir hilfreich zur Seite zu stehen.«
Ich nahm dankend den Beutel, rühmte den trefflichen Plan, und erbat Urlaub von Seiner Hoheit, die mich gnädiger als erwartet entließ. Unverzüglich bestieg ich den Reiserbesen, raschestens brachte die reizende Tilli mich in meine Kammer. Noch dämmerte der Morgen nicht. Ich fuhr glättend über mein Haar, das der Sturmwind zerzaust, ergriff den Leuchter und trat auf den Gang, unverzüglich den Schuhu zum Habergreis zu entsenden.
Ende des vierten Einsprengsels
... Schon schien der schätzenswerte Sieg nahe, da rief eine Stimme vom Ende des Ganges: »Bubo, schäkerst Du Alter jetzt nächtens mit Mädchen?! Komm hierher und empfange Deinen Auftrag!«
Eilig flüsterte der alte Schreiber ins Schlüsselloch, er werde sofort zurückkehren, die Verwandlung vorzunehmen. Doch umsonst warteten Mädchen und Spätzlein – der Schuhu kam von seinem Botengang nicht wieder. Als Stein saß er – in einem Dickicht des Waldes – unter den um ihn verstreuten Steinen.