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Sechstes Capitel.
Die Reise.

Heinrich verbrachte eine unruhige Nacht, in welcher die wechselnden Eindrücke des gestrigen Tages in den Hallucinationen des Halbschlummers beklemmend vorüberzogen. Der lachende Vater neben seiner leeren Cassette, die linsenlesende Mutter, die Schwester auf dem Sparkassenbüreau, die zechenden Junker, die schöne Oelgräfin mit Rosen bekränzt, der darbende Kamerad in seiner kahlen Mansarde, sie drängten und scheuchten einander in dem aufgeregten Hirn. Erst gegen Morgen siegte die gesunde Natur mit einem ruhigen Schlaf, und als er nach etlichen Stunden frisch wie alle Tage erwachte, sei zu seiner Ehre berichtet, daß der letztgenannte Eindruck der beherrschende geblieben war, daß seine ganze Seele das Verlangen erfüllte, einem guten, lebenslang unter Mißverhält nissen schmachtenden Menschen eine befreiende Sphäre aufzuschließen. Ohne langwierige Grübelei stand der Plan fix und fertig ihm vor Augen; wohlgemuth sprang er vom Lager und rüstete sich eilig für seine dienstlichen Obliegenheiten.

Als er das Vorzimmer passirte, stutzte er bei der Begegnung mehrerer bürgerlichen Eindringlinge, welche der Diener mit dem Bescheid, daß der Baron noch nicht aufgestanden sei, zu entfernen suchte. »Drängende Gläubiger?« gemahnte es den Sohn. Doch hatte er weder Lust noch Zeit sich aufzuhalten; er schlug sich die bängliche Vorstellung aus dem Sinn und stand bald dem hohen Herrn, mit den großen Reminiscenzen gegenüber.

Er fand ihn heute weder in seiner stolzen Friedens- und Ordnungsrolle, noch in genialisch freier Kriegerlaune, sondern in einer gemüthlichen Biedermannsstimmung, die nach einer geruhsamen Nacht, bei digestivem Behagen wohl auch bewußte Größen anzuwandeln pflegt. Der alte Held saß im türkischen Schlafrock, die lange Meerschaumpfeife im Mund, der beliebte Adjutant wurde eingeladen, das Frühmahl zu theilen und die dienstlichen Angelegenheiten discursive zu erledigen.

Unter den vorzulegenden Bestätigungen fand sich das Commando eines Offiziers als Erzieher in einem militairischen Waisenhause, in welchem, dem Hauptzwecke nach, ein Soldatenstamm, je nach der Persönlichkeit aber auch Spielleute und Handwerker für das bürgerliche Leben herangebildet wurden. Die Anstalt, ein ehemals fürstliches Jagdschloß, kaum ein Wegstündchen von dem Heimsitze der Hellstädt entfernt, bot Lehrern und Erziehern, bei einem völligen Tagewerke, materielle Vortheile und die Befreiung von parademäßigem Zwang; eine umfassende Reorganisation derselben war im Werke, einschlägige Gutachten sollten von verschiedener Seite vernommen werden. Stern war geschaffen für dieses Amt, dieses Amt geschaffen für ihn; hatte sein junger Freund diesen Glauben in glücklicher Eingebung bereits erfaßt, so bestätigte ihn jetzt ein Blick in die heimlichen Conduitenlisten, deren vortheilhaften Zeugnissen der bescheidene Kamerad die ihm räthselhafte Versetzung zur Garde zu verdanken hatte. Seine tadellose Führung, solide Kenntnisse und ein zutreffender Blick, namentlich in militairisch-technischen und ökonomischen Gebieten, waren rühmend hervorgehoben, der junge Mann speziell zu einer Carriere im Erziehungs- oder Verwaltungswesen empfohlen.

Gestützt auf diese Recommandation fand des Adjutanten Vorschlag zu guter Stunde eine gute Statt; geschickt eingewebte Andeutungen über des armen Soldatensohnes opfervollen Jugendkampf wirkten ihr Theil; eine Thräne des Mitgefühls stieg in dem Heldenauge auf und so hätte es der gelegentlichen Erwähnung der regulirten Schuldverhältnisse zu einem glücklichen Abschluß kaum bedurft. Der große Mann von heute hatte den kleinen von gestern gründlich vergessen. Der Tag ging nicht zu Ende, so waren die abweichenden Vorschläge der unteren Instanzen beseitigt, des Lieutenant von Stern zeitweises Commando zum Erzieher am Waisenhause von * unterzeichnet. Fand ein von ihm eingefordertes Memorandum über das zu befolgende System höchsten Orts beifällige Aufnahme, bewährte er sich in dem Provisorium, so konnte das Direktoriat der Anstalt, dessen Erledigung bevorstand, mit gutem Glauben für ihn in Aussicht genommen werden. Seelenvergnügt machte Heinrich sich auf den Weg, dem Kameraden diese Wendung seines Lebenslooses zu verkünden.

Wie er sich freute, der brave Lieutenant aus der darbenden Janitscharenschule! Wie ein Kind über den heiligen Christ, wie ein Ruinirter bei der Kunde vom großen Loos. Er sprang dem guten Botschafter um den Hals, lachte und weinte in einem Athem. »Das ist meine Welt!« rief er aus. »Kinder, Waisen, freie Luft, eine Heimath, fort aller Paradezwang! Ich bin der glücklichste Mensch unter der Sonne!«

Heinrich blickte fast verlegen auf diesen Lustausbruch. Tausenden seiner Kameraden und ihm selber würde solch' eine Stellung dürftig, langweilig, unerträglich vorgekommen sein und hier fühlte sich Einer in ihrer Aussicht zum ersten Male als ein Mensch! Die paar Wochen, die zwischen heute und dem Anfangstage des Commandos lagen, dünkten ihm eine Ewigkeit; er hätte am liebsten heute noch die glänzende Hauptstadt mit dem dörflichen Waisenhause vertauscht und versprach in feurigem Herzenseifer, selbige Stunde noch an die Bearbeitung des Memorandums zu gehen, dessen Erfolg die Dauer seines Glückes sicherte.

»Nur von diesem Platze wird mir das Scheiden schwer,« sagte er leise mit dem gestrigen mädchenhaften Erröthen, als er Heinrich seiner am Fenster gegen über sitzenden, immer fleißigen Schwester zunicken sah. »Das liebe, sanfte Kind! war mein Augen-und Herzenstrost in mancher traurigen Stunde. Aber es ist gut, es ist besser so, mein Freund.«

Heinrich entfernte sich; ein unsägliches Wohlgefühl belebte ihn, seitdem er zum ersten Male zur Befriedigung eines Menschen beigetragen hatte. Ihm war, als ob ihm heute alles gelingen müsse und so schritt er frohen Muthes hinüber nach dem Gärtnerhause, wo er ja auch noch einem lieben Wesen zu langentbehrter Erholung verhelfen sollte.

Therese umschlang ihn mit Zärtlichkeit; der kleine Dienst, den sie ihm erwiesen, hatte ihn ihr vertraulich nahe gerückt; auch die Mutter blickte ihn heiterer an denn je, die unerwartet schnelle Wiederkehr nach der gestrigen Verstimmung that ihr wohl. Seine glückliche Natur hatte in der That alles Mißmüthige abgestreift und da er fein genug spürte, daß auf schmeichlerischen Umwegen eher zu verlieren als zu gewinnen sein würde, ging er stracks voran zu seinem Ziel. »Ich komme schon wieder mit einer Bitte, liebe Mutter,« sagte er.

»Aber nicht mit einer Armsündermiene wie gestern,« versetzte Frau von Hellstädt lächelnd. Kaum jedoch daß er den Vortrag seines Planes begonnen hatte, so verstimmten sich ihre Züge und als er geendet, sagte sie mit ihrer gewohnten ruhigen Unfreundlichkeit: »Ein neuer Beleg für die alte Erfahrung, daß man auch nicht im Kleinsten von einem Grundsatze abweichen, auch die Fingerspitze verweigern soll, wenn man die ganze Hand nicht nachziehen lassen will. Ich sah Theresens gestrigen Besuch ungern; nun werden gleich die weittragendsten Forderungen gestellt. Sie paßt nicht für diese Menschen und Verhältnisse, sie muß ihnen fern bleiben.«

»Sie waren so herzlich, als sie uns einluden,« wendete Therese ein, vor deren Gutmüthigkeit der Rose'sche Eindruck sich über Nacht abgedämpft hatte.

» Euch einluden?« fragte die Mutter stutzend, als ob sie plötzlich den Plan in einem veränderten Lichte sähe, »denkst Du auch von der Partie zu sein, Heinrich?«

»Ich habe noch nicht daran gedacht, liebe Mutter,« antwortete er, »indessen – –«

»Folge der Aufforderung als einem Wink,« sprach Frau von Hellstädt; »der Einblick in Verhältnisse, auf welchen Deine Zukunft beruht, kann Dir von Nutzen sein.«

»Du machst mir Lust, Mama. Erlaube Theresen die Gastfreundschaft der Rose'schen Familie anzunehmen; ich sehe, wie ich mich für etliche Tage oder Wochen im Oberhof einrichte, oder spreche auch wohl bei Vetter Stephan vor.«

»Umgekehrt wäre es mir lieber, mein Sohn. Therese bei Vetter Stephan, Du bei den Rose's.«

»Nun sehen wir, wenn wir dort sind, wie es sich für Theresen am Schicklichsten paßt. Sagt ihr Charitas zu wie als Kind, theilt sie ihren Aufenthalt zwischen ihr und Liberten; aber was soll ich in der Mühle, liebe Mutter?«

»Liberte und Du lerntet Euch leichter kennen, als in der Stadt,« sagte Frau von Hellstädt kurz entschlossen. »Sie wäre eine Partie für Dich, Heinrich.«

Nichts kann einem jungen Manne so gründlich widerstehen, als ein selber wohlgemeinter Vorausgriff in sein freies Wahl- und Neigungsrecht und nun sah Heinrich schon zum zweiten Male von maßgebender Seite sich zum Gegenstand einer Berechnung gemacht. Er fühlte sich so verstimmt, daß er den kaum angeregten Plan am liebsten fallen gelassen hätte. Da der Schwester Auge jedoch mit sehnsüchtigem Verlangen an seinen Lippen hing, suchte er die Sache scherzhaft zu behandeln, wie sehr auch der mütterliche Rath nach bitterem Ernste schmecken mochte. Gezwungen lachend fragte er: »Eine Partie für mich, in wie fern, Mama?«

»In so fern sie reich ist,« versetzte trocken die Mama.

Wäre Frau von Hellstädt's Art nicht allzuwenig für mißliche Erörterungen einladend gewesen, so hätte er sie gerne gefragt, ob es mit den Aussichten des Erben von Hellstädt so übel bestellt sei, daß ihm durch die erste beste glänzende Heirath aufgeholfen werden müsse? So aber begnügte er sich mit einer lachenden Abwehr, versprach um Urlaub zu bitten, und erlangte, unter der Bedingung seiner Begleitung, die Genehmigung eines kurzen Besuches der Schwester im Rose'schen Hause.

Des guten Mädchens Gesicht strahlte vor Freude, als er schied; ein erweiterter plötzlicher Plan half ihm das Mißbehagen überwinden, er wollte den Freund, welchen sein Kommando in Kürze dieselbe Straße führen mußte, sich als Reisegesellschaft einladen, ihm vor Beginn seiner immerhin schwierigen neuen Aufgabe eine ländlich gesellige Erholungsfrist und ein ungezwungenes Zusammenleben mit seinem bisher schon über die Straße herüber tröstlichen vis-à-vis gewähren.

Indem er sich diese letzte Vorstellung ausmalte, hielt der freundliche Pläneschmied indessen doch mit einem Bedenken inne. Das einander Geneigtsein der beiden jungen Leute lag zu Tage; war Therese, wie die mütterliche Lebensweise schließen ließ, ohne Aussicht auf Vermögen, so konnte eine Näherung ihrer Ruhe gefährlich werden. Daß Hellstädt Lehn sei, wußte er, wie aber der verfügbare elterliche Besitzstand bestellt, darüber nahm er sich vor, sich einen Einblick zu verschaffen, ehe er seine Einladung ergehen ließ. So oft er jedoch einen Anlauf nahm, die Scheu der Erörterungen zu überwinden, scheuchte des Vaters Leichtigkeit, der Mutter Nachdruck ihn immer wieder zurück, und als er eines Morgens durch eine neue frohe Aussicht gehoben, das Bureau seines hohen Vorgesetzten verließ, sagte er frohgemuth zu sich selbst: »Warum zögern und zagen? Dürften wir überhaupt eine gute Stunde ungetrübt genießen, wenn wir den Widerspruch der kommenden allzeit vor Augen hätten? Gönnen wir den bedrückten Herzen ein heiteres Aufathmen; lauert der Ernst und folgen ihm Kämpfe, werden sie mit redlichem Muthe auch zu überwinden sein.«

Wie er nun aber der Freudigkeit inne ward, mit welcher der Kamerad seinen Plan ergriff, die frohe Geschäftigkeit, mit welcher die Schwester ihre kleinen Zurüstungen traf, da regte auch in ihm sich eine lustige Munterkeit, und wie er durch diesen Anlaß wiederholt in die Nähe der schönen Gastfreundin geführt ward, da schwanden auch die letzten verdrießlichen Schatten. Ja, er begann das über ihn ausgebreitete, goldene Netz immer weniger als eine Fessel, immer mehr als einen neuen Schmuck seines bis dahin so anmuthend geschmückten Lebens zu betrachten.

Da die Unruhe der Frau Geheimeräthin Trumpf zu raschem Aufbruch gedrängt, hatte Therese einige Tage früher abreisen müssen, als das sorgfältig ausgearbeitete Memorandum eingereicht und der Urlaub bewilligt worden war. Mit dem heutigen Nachtzuge wollten die Freunde ihr folgen. Heinrich trat, um Abschied zu nehmen, in seines Vaters Zimmer.

Der Baron hatte bei Eröffnung des Reiseplans einen Augenblick gestutzt, dann die Sache heiter genommen, zur rüstigen Attaque der verführerischen Goldmine gratulirt, rasche Besitznahme und reiche Ausbeute prophezeit. Dennoch schien seitdem eine Wolke auf der Stirn des alten Herrn zu lagern. Der ver sprochenen Summe hatte er nicht wieder erwähnt und so peinlich es Heinrich war, länger als er gehofft, der Schuldner seiner Schwester zu bleiben, hielt eine bängliche Scheu ihn doch vor einer wiederholten Forderung zurück. Täuschten ihn seine Apprehensionen, oder war in der That ein ungewohnt unruhiger Zug, ein verdrießlich geschäftiges Treiben dem Vater anzuspüren? Er fand ihn auch heute Abend früher als sonst nach Hause zurückgekehrt und ganz gegen seine Art im Schlafzimmer auf und nieder schreitend. Doch hatte er sich bald in seine stätige gute Laune hineingescherzt und als Heinrich ihm zum Abschied die Hand reichte, sagte er nichts weiter als: »Gut Heil! Und Glück auf der Schnepfenjagd, Heinz!«

Gewiß ein unverfängliches Lebewohl! Warum gemahnte es den jungen Mann doch wie ein Seufzer oder Klagelaut? Unter der Thür wendete er sich noch einmal um. Der Vater stand mit ausgebreiteten Armen in einem seltsamen Kampfe zwischen Rührung und Humor; die Lippen lachten, aber über den Augen schwamm ein feuchter Schimmer. »Heinzchen,« sagte er, indem er beide Hände auf des Sohnes Schultern legte, »Heinzchen, Gott weiß, was sie Dir da unten in den Kopf sehen werden. Aber, mein Junge, nicht wahr, wir sind vierundzwanzig Jahre Freunde gewesen, vierundzwanzig schöne, glückliche Jahre, – – das Leben ist so kurz! – Werde am Ende nicht noch Deines alten Vaters Feind!«

»Vater –!« rief Heinrich betroffen und trat in das Zimmer zurück.

Der Baron schloß mit der Hand ihm den Mund. »Laß gut sein, mein Junge,« sagte er, »keine Scene, ich bitte Dich. Geh' mit Gott«

Damit drängte er ihn durch die Thür, die er hinter sich verschloß. Heinrich lauschte eine Weile vor derselben. Er hätte zurückbleiben mögen. Doch fühlte er, er müsse aus diesem Zustande des Zweifels heraus und dort, nicht hier, sei die Lösung desselben zu suchen. Er ging endlich hinüber in sein eigenes Zimmer, ordnete seine Sachen und in kaum einer Stunde traf er am Bahnhof mit dem Kameraden zusammen.

Der nächtliche Zug brauste südwärts durch die einförmige Ebene; die Freunde, allein im Coupé, schienen die Rollen getauscht zu haben; Stern: befreit, erlöst, hoffnungsfreudig plaudernd und scherzend. Hellstädt: beklommen, ahnungsschwer, schweigend. Beide schlummerten endlich ein und als sie erwachten, war es Tag, und sie hielten vor der Station, an der sie die Bahn zu verlassen hatten.

Die frische, morgendliche Märzluft wehte sie erquickend an; der Kamm des Gebirges, röthlich besonnt, zeichnete sich in reinen Umrissen vom blauen Himmel ab. Einmüthig regte in den Freunden sich die Lust, die paar Wegstunden bis zu ihrem Ziele zu Fuße zurückzulegen.

Im rüstigen Zuschreiten ermunterte sich Heinrich; die scheuen Sorgen schwanden unter den Eindrücken der Landschaft und seines Begleiters froher Laune. Stern zeigte für Boden- und Cultureinzelnheiten scharfe Unterscheidung und ein reges Interesse. Er knüpfte Unterhaltung an mit Feldarbeitern, Wanderburschen, Bäuerinnen, die den städtischen Markt besuchten; zog Erkundigungen ein, sammelte Belehrung auf die unscheinbarste Weise und brachte es allmälig dahin, den befangenen Weggenossen in seine heitere Theilnahme hinüberzuziehen

Den langgestreckten Bergrücken im Süden hinter sich lassend, wanderten sie durch ein fruchtbares Flachland, durchrauscht von Flüßchen und Bächen, welche die Winterwasser der Berge geschwellt hatten; leise erhöhte Waldsäume begränzten den äußersten Horizont. Kein Fleckchen Boden lag unbebaut, hohe Schornsteine und klappernde Mühlwerke bekundeten gewerbliche Rührigkeit. Nichts eigentlich Schönes fesselte das Auge, keine malerische Gruppirung, wenig Wechsel, nichts was überraschte; allerorten jedoch Frühlingsodem und einladendes Gedeihen. Neben dem gepflügten, schwarzbraunen Acker die glänzend grünen Streifen der Wintersaat, längs der Bäche die Weiden mit gelblichen Blüthenkätzchen bedeckt, Fruchtbäume voll schwellender Knospen, aufwirbelnde Lerchen, heimziehende Sommervögel, Schafheerden mit zottigem Winterpelz, kräftige Gespanne, frohe Arbeitslust unter den Menschen, ein lichter, rechter Märztag auf dem Lande. Stern wurde nicht müde, das Glück des ländlichen Eigenthümers zu preisen, wie er auf heimischer Scholle dankbar der Vergangenheit nacharbeitet, hoffnungssicher die Zukunft vorbereitet.

»Wäre ich Du, Heinrich,« rief er aus,,ich hätte lange schon den Waffenrock mit dem Bauernkittel vertauscht. Erst die Heimath, und dann, wenn's gilt, mit heimathlicher Liebeskraft das Vaterland!«

*


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