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Ich führe jetzt den Leser mitten in die sogenannten Goldminen ein, und er mag dann selber urtheilen, ob er zu einem Leben, wie wir es dort führten, Lust und Liebe habe.
Dieser Theil des Feather-River ist noch allem Anschein nach wenig von Goldsuchern durchwühlt; weite Strecken liegen noch da, die kaum hie und da von Spitzhacke und Schaufel berührt wurden, aber dafür ist die Gegend auch ziemlich abgelegen, und Provisionen können hierher meist nicht so rasch als nach andern Minen der Gebirge geschafft werden. Es sollte auch nicht lange dauern, bis wir mit den wirklichen »Minenpreisen« für Alles, was zum ordentlichen Lebensbedarf gehörte, bekannt wurden.
Hier zeigte es sich übrigens bald, daß wir in ein an gutem Bauholz reiches Land gekommen waren – nicht ein einziges Zelt stand aufgeschlagen, sondern überall, und wo sich überhaupt Goldwäscher niedergelassen, lebten diese in kleinen, mit guten gespaltenen Brettern gedeckten Blockhütten, oder arbeiteten gerade emsig daran, solche zu errichten. Mit Goldwaschen sahen wir noch Niemand beschäftigt. Wir fanden hier übrigens einen Platz, der uns zur Niederlassung vortrefflich schien, noch dazu da etwa eine halbe Meile zurück ein kleines Blockhaus im Bau begriffen war, in dem, wie man uns sagte, ein Store für Provisionen errichtet werden sollte. Von dort aus hatten wir also dieselben nicht so weit zu tragen, und der Fluß selber sah hier gerade so gut und goldhaltig aus als an andern Stellen.
Nach dem Preis der Provisionen frugen wir jedoch gleich bei unserem Niedersteigen ins Thal, und zwar an einem kleinen, dort schon seit einiger Zeit angelegten Store. Der Preis des Mehles war 75 Cents oder dreiviertel Dollar für das Pfund (Weizenmehl), und 1 Dollar für das Pfund gesalzenes Schweinefleisch. Auch einen Ochsen hatten sie gerade geschlachtet – der Preis war hier ebenfalls 50 Cents per Pfund für Fleisch mit Knochen, 75 Cents für Beefsteaks. Sonst hatten sie – außer noch Salz zu einem Dollar per Pfund – gar nichts im Laden, und den Verkäufern schien nicht einmal viel daran gelegen zu seyn, das abzulassen. Der uns zunächst gelegene Store hatte noch keine Provisionen, erwartete sie aber mit dem nächsten schönen Wetter.
Vor allen Dingen mußten wir jetzt suchen, eine sogenannte Waschmaschine oder Wiege zu bekommen, denn mit der Pfanne zu waschen ist eine viel zu mühsame und langwierige Arbeit. Der Zufall war uns hier günstig, wir trafen auf einer kleinen Excursion die einige von uns ein paar Meilen den Fluß hinauf machten, einen Norweger und einen Amerikaner, die nach Sacramento City zurückkehren wollten, und gesonnen waren gegen unser Maulthier ihre ziemlich gute Waschmaschine, wie einige Provisionen, einen Kochkessel, eine Schaufel, Spitzhacke und Waschschüssel und ein Brecheisen zu vertauschen. Unser Maulthier hätte uns jetzt, an Ort und Stelle angelangt, doch nur noch Noth gemacht darauf Acht zu geben, ja wäre uns am Ende vielleicht gar weggelaufen (welchen Streich, es dem Norweger auch richtig am zweiten Tag spielte), so gingen wir denn gern den Tausch ein und verwertheten es dadurch, nach Minenpreisen, wieder zu etwa 70 Dollars. Die beiden Leute mußten uns nun aber auch mit dem Gebrauch der »Wiege« bekannt machen, und wuschen deßhalb in unser Gegenwart eine kleine Quantität schon angesammelter Erde aus. Den Leser wird eine kurze Beschreibung dieser etwas complicirten Wiegen interessiren.
In der ersten Zeit des Goldwaschens waren es nur rohausgehauene Tröge, in denen die Erde wild umher geschwenkt wurde. Augenscheinlich mußte dadurch ungemein viel Goldstaub verloren gehen, und nach und nach vervollkommnete man dieß an und für sich allerdings höchst einfache Instrument, das aber auch in seinem jetzigen Zustand gewiß noch großer Verbesserung fähig ist.
Die Wiege steht wie eine wirkliche Wiege auf zwei Schaukelbrettern, und diese laufen, der regelmäßigen Bewegung wegen, auf einem zu solchem Zweck gewöhnlich roh zusammengeschlagenen Gestell starker Holzriegel. Die innere Einrichtung ist aber so getroffen, daß die ausgegrabene und goldhaltige Erde auf ein mit Löchern versehenes Blech, oder dünnes Lattengitter, das etwa die Hälfte der Maschine einnahm, geworfen wird, damit die größeren Steine darauf zurückbleiben, und leicht beseitigt werden können, indessen die feinere Erde mit dem Gold, durch fortwährend aufgegossenes Wasser, während dem Schaukeln der Maschine in einem unteren, wieder durch ein zurücklaufendes Brett getrennten Behälter, gewaschen wird. Der etwa drei Fuß lange Boden des Ganzen ist dabei durch eine, ziemlich in der Mitte durchlaufende Querleiste, in zwei Hälften getheilt, deren eine sich gerade unter dem durchlöcherten Blech und dem schräg nach hinten niederlaufenden Holz befindet, und das Gold mit einem großen Theil des schwarzen Sandes zurückhält, während das andere Gefach nach vorne zu liegt und über sich hin durch eine dazu angebrachte Oeffnung Sand und Steine hinausläßt, durch das etwa drei Finger breite Vorbrett aber Alles aufhält, was noch etwa von feinem Gold aus dem eigentlich dazu bestimmten Gefach vorgewaschen seyn sollte.
Die Aufmerksamkeit des Wäschers muß aber fortwährend auf die in der Maschine befindliche Erdmasse gerichtet seyn, da zu viel Wasser und zu heftiges Schaukeln die leichteren Goldblättchen ebenfalls mit hinauswürfe, während wieder im anderen Fall zu wenig Wasser den schon, im Innern befindlichen Sand härter und die unteren Gefache damit ausfüllen würde, so daß Alles später Hineingeworfene, also auch das Gold, darüber hinaustreiben müßte.
Wird hierauf gut gepaßt, so könnte man wohl den halben Tag in einer solchen Maschine waschen, ehe es nöthig würde, den unten liegenden Goldsand herauszunehmen. Die Goldwäscher thun das aber gewöhnlich nach etwa allen fünfundzwanzig Pfannen oder Eimern voll, um ganz sicher zu seyn, nichts, einmal Gewonnenes, wieder über Bord zu waschen.
Beim Reinigen der Maschine spült man die obere Erde noch vollends ab, und läßt dann den Bodensatz aus dem hinteren Gefach durch ein zu diesem Zweck angebrachtes und mit einem Zapfen sonst fest verschlossenes Loch, in das darunter gestellte Becken laufen, aus dem man dann den schwarzen Sand und die kleinen, darin zurückgebliebenen Steinchen vorsichtig ausspült und das darin befindliche Gold rein erhält.
Die im Ganzen gewöhnlich nöthigen Werkzeuge sind: Spitzhacke und Spaten oder Schaufeln, Brecheisen und Waschpfanne und ein starkes breitklingiges Messer, die untere Felsenschicht, auf der das Gold gewöhnlich lagert, rein zu kratzen und in die kleineren Spalten damit hineinzustochern.
Das Graben selber darf sich der Leser ja nicht etwa leicht denken; Gold ist an und für sich schwer und liegt deßhalb nicht oben auf dem weit leichteren Sand. Wer daher wirklich Gold finden will, darf nicht in der oberen Erde waschen, denn er wird es dort nur höchst selten finden (obgleich auch solche Stellen vorgekommen sind), sondern muß diese so lange aufschlagen und abwerfen, bis er auf lehm- oder thonhaltige Erde oder die untere Felsenschichte kommt, mit der vermischt und auf der er das Gold finden wird. Wie viel von dieser Erde dann gewaschen wird, ob sechs Zoll hoch oder ein bis zwei Fuß, das hängt ganz von Umständen ab, denn darüber ist es total unmöglich, etwas Bestimmtes aufzustellen. Dazu hat er die Pfanne und muß von der Erdschicht ab, in der er das Gold vermuthen kann, an zu probiren fangen.
Die Tiefe der Erde nun, bis man auf goldhaltigen Grund und Felsen kommt, ist ungemein verschieden; manchmal beträgt sie nur ein bis zwei Fuß, gewöhnlich fünf bis acht, manchmal aber auch über zwanzig und dreißig; es läßt sich darüber eben gar nichts Gewisses sagen. Ehe man aber den Felsen wirklich erreicht, sollte man nie zu graben aufhören, denn nicht selten haben Arbeiter, denen die Grube zu tief wurde, aufgehört, wo sie sich gar nicht weit mehr von der reichsten Erdschicht befanden, und andere, die nach ihnen kamen, hatten vielleicht nur noch wenige Zoll abzuwerfen, da eben zu ernten, wo jene säeten.
An diesem Tage waren wir voll der besten Hoffnungen und bauten Pläne auf Pläne – wir hatten den Gewinn des Goldes selber mit angesehen, Massen von Schwierigkeiten, hierher zu kommen, überwunden, und die Aussicht schien jetzt vorhanden, daß wir mit nur einigermaßen Glück ein ganz günstiges Resultat erzwecken könnten.
Der nächste Tag sollte manche unserer Erwartungen tiefer spannen, manche unserer, vielleicht etwas kühnen Hoffnungen dämpfen und einzelne Pläne fingen schon an bedeutend zu wackeln.
Den ersten Stoß dabei gaben uns die mitgenommenen Provisionen, die ihrem Ende weit näher gewesen als wir es selbst geglaubt hatten; der junge Mann, der das Kochamt gewöhnlich versah, zeigte uns plötzlich an, daß neue Provisionen baldigst angeschafft werden müßten, wenn wir nicht eines schönen Morgens ohne Frühstück seyn wollten, und die Preise, die wir hier für neuen Vorrath zahlen mußten, rechtfertigten allerdings eine geringe Besorgniß. Das Wetter hatte sich dabei in der Nacht höchst ungünstig gestaltet; der Wind hob sich, die Wolken zogen scharf und in langen dunkelschattirten Streifen über die Bergrücken hin und um 9 Uhr fiel ein im Anfang dünner, dann immer dreister werdender Regen nieder. Wenn das der Anfang der wirklichen Regenzeit war?
Bei unserm Eintritt in dieses Thal hatten wir, gerade in dem schon vorerwähnten Store, unsern letzten gemeinschaftlichen Thaler für etwas frisches Fleisch ausgegeben; das für das Maulthier eingetauschte Mehl war ebenfalls bald verzehrt – denn sechs hungrige Mägen sind in der frischen Bergluft im Stande außerordentliches zu leisten – und wir mußten jetzt wirklich vor allen Dingen daran denken etwas zu verdienen, um diesem Mangel abzuhelfen.
In den Bergen ließ sich aber, trotzdem daß man uns vorher erzählt hatte es könne dort leicht ein Mann bei andern Goldwäschern für acht bis zehn Dollars den Tag Arbeit und Kost finden, nichts verdienen, als wenn wir selber, so gut es sich machen wollte, für unsere eigene Rechnung daran gingen. Wir versäumten deßhalb auch keine Zeit und begannen an dem Platz, wo die Leute von denen wir die Maschine eingetauscht vor uns gegraben, unsere Operationen. Zu gleicher Zeit war es aber auch nöthig, daß an einem Schutzdach gegen den Regen gearbeitet wurde, denn blieb das Wetter so, so stand uns ohne Obdach eine höchst traurige Existenz bevor, ja Krankheiten mußten einem solchen Leben folgen. Ich war aber der einzige von uns sechs der mit einer Axt umzugehen wußte, und auf mich fiel natürlich auch die mir übrigens jedenfalls angenehmere Arbeit. Ich traf nun Morgens, nach dem was ich bis jetzt von den Amerikanern hatte waschen sehen, Sorge, daß an den richtigen Stellen die Erde weggenommen und bei dem zu Waschenden mit der gehörigen Genauigkeit umgegangen würde und kehrte dann zu unserem Lager zurück, in dessen Nähe einen der großen Rothholzbäume, wie sie dort genannt werden, zu fällen und zu Brettern zu spalten.
Hier muß ich noch vorher eines Zwischenfalls erwähnen, der gerade nicht dazu dienen konnte, mir Freude zu machen. Wir hatten bis dahin so viel von Sicherheit des Eigenthums in Californien gehört und daß jeder sein Lager ruhig verlasse, unbesorgt bei seiner Rückkehr auch nur die geringste Kleinigkeit entwendet zu finden, daß es uns ebenfalls nicht einfiel an Diebe zu denken. Gerade dort am Feather-River schwärmte aber noch eine Masse von Indianern herum, und einer dieser rothen Schufte muß die Gelegenheit, wo einmal alle von uns den Rücken gewandt, benutzt haben, denn an diesem Morgen fand ich zu nicht geringem Schreck, daß meine Büchsflinte, die ich schon den Abend vorher als ich sie neben mich legen wollte vermißte, aber in der Dunkelheit verstellt glaubte, und eines unserer kleinen Beile oder Tomahawks entwendet sey. Nach so langem Zwischenraum, wie zwischen dem Raub und der Zeit, in der wir es bemerkten vergangen war, ließ sich keine Möglichkeit mehr denken in den steinigen Bergen den Spuren des Diebes zu folgen. Ich gab aber die Büchse dennoch nicht verloren und hoffte schon, wenn auch nicht gleich in den ersten Tagen, dem diebischen Hallunken einmal im Gebirge zu begegnen; wenig Erbarmen hätte er dann zu hoffen gehabt.
An diesem Abend kamen die Goldwäscher von dem eine kurze Strecke von unserem Lager entfernten Arbeitsplatz vollkommen durchnäßt und ermüdet zurück, und brachten so wenig Gold, daß es kaum hinreichte ein paar Pfund Mehl für uns zu kaufen. Einer von uns mußte aber dennoch mit dem Wenigen gleich aufbrechen, etwas Weizenmehl zu holen; der Preis war indessen, in Folge des heutigen Regens, schon zu einem Dollar das Pfund (gesalzenes Schweinefleisch 1 ¼ Doll. pr. Pfd.) gestiegen.
Am nächsten Tag, Donnerstag, den 15. Nov., wiederholte sich dasselbe – nur heute vielleicht noch schlimmer – die Wäscher hatten fast gar nichts, oder doch nur wenige Dollars Werth gefunden, die stürmischen Regengüsse beinahe ohne Unterbrechung fortgedauert und der Preis des Mehles war wieder um einen Viertel Dollar gestiegen – es kostete jetzt 1 ½ Doll. das Pfd. – ebenso das Schweinefleisch. Die Holzarbeit wollte ebensowenig fördern, da der erste gefällte Baum inwendig stockig und zu Brettern nicht geeignet war und ich einen zweiten umwerfen und in Stücke schlagen mußte. Immer noch fehlte uns aber das nothwendigste Werkzeug zum wirklichen Spalten dünner Bretter, eine sogenannte »Froe,« und trotzdem, daß ich zwei halbe Tage schon damit versäumt, eine bei den Nachbarn aufzutreiben, war es mir nicht gelungen und mir nur das Versprechen gegeben, am nächsten Tag eine gerade im Gebrauch befindliche »Froe« kurze Zeit benutzen zu können.
Am Freitag Morgen (und in der ganzen Zeit regnete es, was vom Himmel herunter wollte) bekam ich das Werkzeug wirklich, noch hatten wir aber, denn ich nahm jetzt den jungen Matrosen zu mir, damit wir schneller fertig würden, kaum mehr als zwanzig oder dreißig Bretter gespalten, als ein Amerikaner zu uns kam und uns erklärte, die Froe wäre sein Eigenthum und nicht das der Leute, die sie uns geborgt hätten, und trotzdem, daß wir ihn versicherten, wir wollten sie ihm in ein paar Stunden selber an seinen Wohnort bringen, wenn er sie uns nur noch so lange zum Gebrauch ließe, bestand er darauf, sie mitnehmen zu müssen, da er morgen früh seine Mutter und Schwester hier oben erwarte und noch bis dahin ein Obdach für diese gezwungen sey aufzurichten. Dagegen ließ sich nichts einwenden, überdieß war der Mann in seinem vollen Recht, er konnte mit seinem Eigenthum machen was er wollte, wir selber geriethen aber dadurch, bei dem alles durchweichenden Regen, in die mißlichste Lage von der Welt. Am Tage unausgesetzt in der Nässe, alle unsere Kleider und Decken vom Wasser förmlich durchdrungen und nicht einmal Nachts einen trockenen Fleck zu haben, wo man die erschöpften Glieder ausstrecken und erwärmen konnte – es war zu schlimm.
Die Lebensmittel gingen dabei ebenfalls auf die Neige, die Brodrationen waren schwächer eingetheilt und die einzelnen, sehr kleinen Brode mit dort wachsenden rothen, ziemlich wohlschmeckenden Beeren vermischt worden, um sie nur etwas größer und ansehnlicher zu machen. Brachten die Goldwäscher heute nicht eine ganz gute Ausbeute, so sah es mißlich mit uns aus.
Da ich übrigens jetzt ohne Werkzeug – was mir erst wieder auf den zweiten Tag versprochen war, nichts an unserem Bau zu arbeiten vermochte, beschloß ich selber einmal, gerade dort am Flusse, wo wir Nachts unter einem, den Regen übrigens nicht im mindesten abhaltenden Blätterdach schliefen, einzuhauen – möglicherweise daß ich hier zufällig auf eine gute Stelle kam und uns so aus aller Verlegenheit reißen konnte. Doch auch das zeigte sich vergebens) umsonst arbeitete ich zwei Stunden lang in einem wahren Platzregen,; allerdings stießen wir, mein Gefährte und ich, auf die etwa 2 ½ Fuß unter der Erde liegende verwitterte Steinschicht, das Gold zeigte sich aber hier so spärlich, so vereinzelt und in so kleinen Blättchen daß es die Mühe der Arbeit gar nicht lohnte. Der Regen zwang uns ohnedieß bald aufzuhören; der Fluß stieg und trat von unten herauf in das Loch das wir gegraben, während es die in einem fort niederströmende Fluth von oben zu gleicher Zeit anfüllte.
Naß und hungrig mochten wir auch vielleicht eher ermüden als das sonst der Fall gewesen wäre, und wir kauerten eben, in unsere ebenfalls nassen, aber doch den Sturm abhaltenden wollenen Decken gehüllt, am Feuer, als auch die übrigen von ihrem Waschplatz zurückkehrten und als einziges Resultat ihrer Tagesarbeit auf vier Mann etwa zwei Dollars werth Gold brachten.
So konnte und durfte unser Leben nicht mehr fortgehen – wer hätte das auch auf die Länge der Zeit ausgehalten! Hier konnten wir ohne Provisionen nicht länger bleiben. Der zum Store Geschickte kehrte mit einer kleinen Quantität Mehl zurück und versicherte uns der Kaufmann schiene kaum noch Lust zu haben das wenige Mehl das ihm übrig geblieben, zu 1 ½ Dollars das Pfund abzulassen – andere Provisionen konnten nicht mehr, der jetzt grundlosen Wege halber, herbeigeschafft werden. Was sollten wir thun?
Die Lösung war leicht gefunden, denn schon seit drei Tagen hatten uns mehrere Amerikaner gezeigt was unter solchen Umständen zu thun wäre – diese packten nämlich ihre paar Sachen auf den Rücken, nahmen Spitzhacke und Schaufel in die Hand und verließen, ihrer Aussage nach, so schnell sie konnten eine Gegend, wo in acht Tagen Hungersnoth herrschen mußte, wenn sie alle dablieben. Zu zweien und dreien waren sie, während ich nicht weit von dem schmalen, am Fluß hinaufführenden Pfad arbeitete, an mir vorübergezogen, und ich sah jetzt recht gut ein, daß für uns, unter solchen Umständen an einen längeren Aufenthalt in dieser Gegend kaum gedacht werden dürfe. Noch an demselben Abend sprach ich mit einem alten Amerikaner, der ebenfalls im Begriff stand den Feather-River zu verlassen, und der versicherte mich, es gebe nur zwei Classen von Leuten in dieser Gegend und das seyen erstens solche, die Provisionen genug und ein gutes dichtes Haus besäßen, die Regenzeit durch auszuhalten – und solche die es nicht besäßen und fort müßten, denn Lebensmittel zu kaufen würde selbst in sehr kurzer Zeit ganz unmöglich seyn, und wollte ihm Jemand auch wirklich ein gewisses Quantum auf Credit oder zum Verkauf mit der Bedingung anbieten, sie zu einer gewissen Zeit in natura zurückzuzahlen, so würde er das als ehrlicher Mann nicht einmal annehmen, da er gar nicht glaube daß er im Stande wäre sein Wort zu halten.
Soviel stand auch nach dieses Mannes Aussage fest: hätte man wirklich Provisionen genug den Winter auszuhalten – wäre man im Stande der Gefahr zu trotzen, daß kein weiterer Vorrath an Lebensmitteln in die Berge geschafft werden könnte, so durften doch nur wenige erwarten den Winter hindurch eben mehr zu thun, als ihr Leben in den Minen zu fristen. Auf irgend einen wesentlichen Erwerb ließ sich nicht anders rechnen, als wie der Spieler es thut der sein Geld in eine Lotterie setzt. Und sollte ich darauf hin ein wahres Hundeleben in den Bergen führen? – darauf hin abgeschnitten von allem seyn was es in Kalifornien zu hören und zu sehen gab und vielleicht sogar meine Gesundheit in Nässe und dürftiger Nahrung untergraben? – Nein, in Sacramento, in San Francisco, wohin Alles um diese Zeit, aus den Bergen strömte, wirkte und kochte jetzt das ächt Californische Leben und Treiben, und zum Frühjahr hatte ich Zeit genug noch einen richtigen Zug in die Minen zu unternehmen.
Aber selbst der Rückmarsch war nicht so leicht ausgeführt, als vorgenommen – jetzt in all dem unendlichen Schmutz und Sumpfboden, durch angeschwollene Ströme und ausgetretene Bäche hin zurückzugehen, war keine Kleinigkeit – und ein Canoe auszuschlagen, in diesem dem Fluß zu folgen? – erstlich hatten wir keine Provisionen während der Zeit des Ausschlagens zu leben, und dann war die Strömung hier so reißend und der kleine Bergstrom so complet mit Felsen angefüllt, daß an ein sicheres Hinunterkommen, selbst wenn wir das Canoe gehabt hätten, gar nicht zu denken schien.
Und meine Büchsflinte? – sollte ich die hier oben ganz im Stich lassen? denn darauf zu hoffen sie wieder zu bekommen, wenn ich die Gegend erst einmal verlassen hätte, wäre wirklich Thorheit gewesen. Allerdings hatte ich sämmtliche benachbarte Amerikaner von dem Diebstahl unterrichtet, darauf aber sehr geringe Hoffnung gegründet und ich fing schon an mich in mein Schicksal zu ergeben – das gute Rohr nie wieder zu sehen. – Doch der Sorgen hatte ich jetzt gerade genug, und beschloß wenigstens einen Tag einmal daranzusetzen die Berge in unserer Nachbarschaft nach Wild zu durchstreifen. Es war mir früher so entsetzlich viel von den grizzly-Bären und selbst Hirschen dieser Gegend erzählt worden und ich wollte mich jetzt davon selber überzeugen. Gab es Wild hier, so konnten wir uns davon recht gut erhalten, gab' es aber keines – und schon die Fährten mußten mir das verrathen, so war auch darauf nicht zu rechnen, und je eher wir machten daß wir hier fortkamen, desto besser.
Ich borgte mir für den heutigen Jagdtag die Büchse des jungen Meyer und wanderte, am ersten nur einigermaßen schönen Tag den wir seit langer Zeit gehabt, in die Berge.
Den Leser will ich aber hier nicht mit einem höchst uninteressanten und nutzlosen Pirschgang langweilen – ich sah nur einen einzigen Hirsch, und kam nicht ein einzigesmal zum Schuß – selbst mit den Fährten sah es so windig aus daß ich überzeugt bin in den ganzen Bergen die ich an dem Tag durchstreifte wechselten nicht fünf Stück Wild herüber und hinüber – die Mast schien gerade dort auch ziemlich schlecht und das Wild hatte sich wahrscheinlich nach besseren Stellen hinübergezogen.
Die Scenerie der Gebirge war dagegen um so herrlicher – allerdings lag bis etwa elf Uhr Morgens ein dichter Nebel auf den Gipfeln, der mich so total durchnäßte, als wäre ich einem tüchtigen Regenschauer ausgesetzt gewesen, gegen zwölf Uhr drang aber die Sonne durch – die weißen Schwaden sanken in die Thäler nieder und die majestätischen Kiefern und Lebensbäume mit ihren pyramidalischen gründunklen Wipfeln, tauchten auf aus den, zu ihren Füßen niederfallenden Dunstschleiern.
Hoch vom Gipfel eines ziemlich tüchtigen Bergrückens überschaute ich jetzt das gen Osten abdachende Land – erst die scharfgerissenen bewaldeten Hügelketten des Feather-River, dann die hie und da von dunklen Baumstreifen – den Grenzwächtern zwischen ihnen hinrieselndem Wasser – durchschnittene Ebene, in der tausend und tausend Lachen und Seen das sumpfige, jetzt förmlich unpassirbare Land verriethen. Dort hindurch konnten wir nun und nimmer wieder, und der einzige mögliche, für Fußgänger passirbare Weg blieb dicht am Ufer des Feather-River nieder; das nächst dem Fluß liegende Land ist stets am höchsten und trockensten.
Auch über die Ebene wälzte sich nun der Nebel in langsam schweren Massen hinüber – weiter und weiter umfaßte der Blick den Horizont – jetzt wurde der breite dunkle, von Nord nach Süden niederlaufende Waldstreifen des Sacramento sichtbar, jetzt die dahinter aufragenden scharfzackigen Höhen und nun gar mit dem azurnen sonnenübergossenen Hintergrund des Firmaments die schneebedeckten Küstenberge des stillen Meeres.
Zurück war das Bild ganz anderer Art – zwischen hohen übereinander aufgeschichteten Bergwänden hin zog sich der schmale silberne Streifen des Feather-River hindurch. Der Charakter der Waldung war dabei ganz eigenthümlich – sehr wenig, fast gar kein Unterholz, nur in einzelnen Gruppen hie und da dichte Büsche, sonst die einzelnstehenden mächtigen Kiefern (von denen übrigens die stärkste die ich bis jetzt gesehen, höchstens sechs Fuß im Durchmesser und zweihundert Fuß Höhe hatte, während ich in Reisebeschreibungen von Bäumen gelesen, welche den doppelten Durchmesser halten sollten), die niederen Eichen und dazwischen, fast wie die Bäume aus den Nürnberger Spielwaarenschachteln, die regelmäßig geschnittenen Rothholz- oder Lebensbäume. Und aus dem tiefsten Thal, da wo das Auge dem Lauf des Stroms noch den schäumenden blitzenden Streifen folgen konnte, wie sich nach dem heftigen Regen die aufgeregten Wasser über und durch ihr felsiges eingezwängtes Bett hinrollten, stieg hie und da der dünne blaue Rauch weit zerstreuter vereinzelter Blockhütten oder Lagerfeuer der Goldwäscher auf. Der weiße Mann hatte seine Bahn in diese Wildniß gefunden, die noch vor Monden fast nur der Indianer und das Wild des Waldes bewohnten, und jetzt? Wo waren diese hin? Hatte nur das Nahen der Bleichgesichter sie hineingescheucht in die schneebedeckten Berge der Nevada, und waren sie spurlos verschwunden aus den Thälern, die so lange Jahre hindurch ihre Heimath gewesen?
Unwillkürlich fast folgte bei diesem Gedanken mein Blick dem Lauf der engeren Gebirgsschluchten, ob ich nicht hier, wohin die Goldwäscher noch nicht gedrungen, den dünnen Rauch indianischer Wigwams, das rege Leben eines Dorfes dieser Söhne der Wildniß entdecken könne – da regte sich's tief unten im Thal, gerade da wo ein kleiner Bach aus dem Felsen sprang und seine Zickzackbahn den Hang hinuntersuchte. Mein erster Gedanke war jetzt – denn im Nu verschwanden vor der erwachenden Jagdlust alle übrigen Ideen – daß ein Stück Wild dort in den Büschen ruhe, und rasch überschaute ich das Terrain, von welcher Seite aus ich am besten und sichersten werde hinabschleichen können. Da öffneten sich die Büsche und zwei dunkle in Decken gehüllte Gestalten, denen eine dritte, vollkommen nackte folgte, traten daraus hervor. Es waren Indianer, und der erste – ich konnte es in den blitzenden Strahlen der Sonne deutlich erkennen – trug ein kurzes Gewehr.
Wenn das meine Büchse war – das Blut schoß mir mit Blitzesschnelle zum Herzen. Es hatten in letzterer Zeit auch wieder Reibereien zwischen Indianern und Weißen stattgefunden, und die drei Gestalten da unten sahen eben nicht aus, als ob sie zu den friedfertigsten gehörten. Sollte ich aber die diebischen Schufte – der Leser wird merken, daß das Romantische der Scene urplötzlich einen ganz andern Charakter angenommen hatte – vielleicht mit meiner guten Büchsflinte in den Fäusten ruhig an mir vorübergehen lassen? Nimmermehr – war das mein Gewehr, so lag es jetzt in meiner Gewalt, es wieder zu bekommen, und die Gelegenheit sollte wahrlich nicht unbenutzt bleiben. Wie übrigens den Burschen ankommen? Waren sie sich wirklich Böses bewußt, und sahen sie einen Weißen auf sich zukommen, so ergriffen sie entweder die Flucht, und in dem Fall hätte ich die gewandten Wilden im Leben nicht eingeholt, oder sie setzten sich gleich von Anfang an zur Wehr, und dann befand ich mich einzelner gegen die drei – und einer von ihnen die beste Büchse des Reviers in der Hand – ebenfalls im Nachtheil. Die Indianer gingen indessen, augenscheinlich keine Gefahr ahnend und nicht einmal im Jagen begriffen, sondern nur wahrscheinlich einem gewissen Ziele zu – an dem kleinen Bergwasser hinauf. Hielt ich mich auf der andern Seite des Bergrückens und gewann ihnen, da wo der Bach oben entsprang und der Gipfel einen tiefen Einschnitt zeigte, den Vorsprung ab, so mußten sie dicht an mir vorbei. Der Augenblick mochte dann entscheiden – war es wirklich meine Büchse, die sie trugen – was geschehen und wie unser Zusammentreffen enden solle. Bewaffnet war ich allerdings nur leicht, mit einer einfachen Büchse und einem breiten Bowiemesser, dafür hatte ich aber mein gutes Recht und die Ueberraschung auf meiner Seite – das übrige mußte sich finden.
Rasch hinter den hohen Steinen des Bergrückens niedertauchend, daß mich die unten Wandernden nicht vielleicht zufällig zu früh gewahrten, glitt ich, jetzt von dem höhern Kamm gedeckt, dem Einschnitt des Gebirgs zu; kaum hatte ich aber meinen Platz hinter den dort lose umhergestreuten Steinen eingenommen, so hörte ich auch schon die lauten Stimmen der Nahenden; schon konnte ich den leichten Schritt ihrer nackten Füße im steinigen Sand vernehmen – das Herz schlug mir wie ein Hammer in der Brust, und ich faßte wie mechanisch nach dem Messer ob es lose in der Scheide saß, und nach dem Hahn der Büchse, ob er frei, und die Sicherheit am Schloß zurückgeschoben sey. Es war alles in Ordnung, und wie ich mich, das Gewehr im Anschlag, in die Höhe richtete, stand ich den jetzt dicht vor mir Befindlichen gerade gegenüber.
»Ugh!« schrie der Nackte, aber mit einem ganz eigenthümlich schrillen Kehllaut, wie ich ihn früher noch nie von Indianern gehört, und in der nächsten Secunde glitt sein dunkler Körper zwischen die grünen Büsche hinein; ich bemerkte es aber kaum, denn mein Blick haftete fest auf der Doppelflinte, die der Vorangehende in der Hand trug; im ersten Augenblick glaubte ich wahrlich, es sey mein Gewehr, nur zu bald überzeugte mich aber der braune Lauf vom Gegentheil: es war eine Schrotflinte, und mein Verdacht grundlos gewesen. Jetzt erst sah ich die Indianer selber genauer an, und bemerkte nun das Entsetzen, mit dem sie vor mir standen, und die halb auf sie gerichtete Büchse betrachteten; sie schienen wahrlich nicht zu wissen, ob sie fliehen oder bleiben sollten und das Beispiel ihres flüchtigen Kameraden hätte jedenfalls zuletzt noch auf sie gewirkt, wäre ich nicht, die Büchse niedersetzend, zur Seite getreten, sie passiren zu lassen.
Konnte aber nicht auch dieß Gewehr, wenn auch von jemand anderm gestohlen seyn? denn an Indianer verkauft selten ein Weißer eine Schießwaffe; jedenfalls wollt' ich wissen woher sie es hatten, und redete sie deßhalb in englischer Sprache an. Sie verstanden es nicht; ich versuchte es jetzt in Spanisch, aber auch das wollten sie entweder nicht verstehen, oder waren wirklich selbst der Sprache nicht kundig. Sie schüttelten wenigstens weit ängstlicher als es nöthig gewesen wäre mit dem Kopf, und einige Gaumenlaute, die sie rasch und mit lebhaften Geberden ausstießen, sollten mir vielleicht eine für sie in jeder Art genügende Erklärung seyn; ich verstand aber kein Wort davon, und wollte sie, mürrisch, daß die Hoffnung mein Gewehr wieder zu bekommen, nutzlos gewesen, vorüberziehen lassen, als sie beide auf mich zukamen, mir die Hand reichten, die ihnen kaum willig gelassene derb schüttelten und dann rasch, ohne sich weiter nach ihrem entflohenen Gefährten umzuschauen, in das Thal hinabstiegen.
Die Unruhe der Indianer erschien mir damals, weil ich weiter nichts gegen sie unternommen, ja kein böses Wort gegen sie geäußert, nur plötzlich vor ihnen bewaffnet aufgetaucht war, räthselhaft; später aber, als wir die Berge etwa acht Tage verlassen, wurde mir die Lösung. Ich traf in Sacramento City wieder einen Amerikaner, den ich am Feather-River kennen gelernt, und dieser erzählte mir wie gleich nach unsrem Abmarsch, und zwar noch in der letzten Hälfte des November, langgährende Feindseligkeiten zwischen den dortigen Indianern und Weißen ausgebrochen seyen, wobei die erstern im Anfang mehrere Weiße verwundeten, einen Amerikaner erschossen, und dann, von diesen selber angegriffen wurden, wobei am ersten Tage zehn Wilde ihr Leben verloren. Was weiter geschehen sey, wußte er nicht, da er selber in der nämlichen Woche die Minen verlassen habe.
Möglich ist es, daß schon damals etwas ähnliches im Werk war, ja daß die Rothhäute schon auf verbotenen Wegen wandelten, denn sicherlich hatten sie kein gutes Gewissen, die Weißen haben sie aber auch fortwährend gereizt, und zu Gewaltthaten fast getrieben, kein Wunder denn, daß das heiße trotzige Blut der »Krieger« übersprudelte und Luft haben wollte – das Ende mußte dann immer blutig seyn.
Ich zerbrach mir jedoch den Kopf nicht lange über das Betragen der Wilden, denn ich hatte auch noch eine gute Strecke Weges zurückzulegen, wollte ich die, an dem theilenden Gebirgsrücken entspringenden Quellen umgehen und dadurch den Theil des Waldes durchpirschen, in dem Wild stehen mußte, wenn es sich überhaupt hier aufhielt. Vergebens, selbst nur wenige und nicht einmal ganz frische Fährten kreuzte ich, bis ich, aber schon fast vor Abend, auf die riesige Spur eines alten grauen Bären kam. Aber auch dieser war erst während dem letzten Regen hier durchgekommen, und umsonst folgte ich seinen Fußtapsen eine Strecke, es wurde Nacht und wer weiß, wie viel Meilen entfernt der alte langbeinige Bursche jetzt schon war, und nach welcher Richtung hinüber. Zu essen hatte ich auch nichts bei mir, und mich den ganzen Tag von den im Walde wachsenden rothen Beeren erhalten, also mußte ich machen, daß ich wenigstens heute Abend noch nach dem alten Lagerplatz zurückkam.
Müde und hungrig langte ich schon nach Dunkelwerden ohne Beute bei den Unsrigen wieder an, und es blieb uns jetzt gar keine Wahl weiter, als am nächsten Morgen, alles unnöthige was uns ermüden konnte zurücklassend, aus den Minen nach den südlichen Städten wieder aufzubrechen.
Eine Ueberraschung stand mir jedoch, als ich von der Jagd zurückkehrte, bevor: an dem Baum, wo ich meine Decke abwarf, lehnte – meine Büchsflinte, und ich hörte jetzt, daß an demselben Morgen ein junger Amerikaner sie gebracht habe. Er hatte sie einem Indianer abgenommen, der damit zu den Ansiedelungen gekommen war sie zu verkaufen – aber weßhalb? Er konnte sie nicht abschießen, da er die etwas festgerostete Sicherheit nicht zu beseitigen wußte. Das rettete mein Gewehr, das ich sonst im Leben nicht wieder gesehen hätte, und aus Dankbarkeit soll nun auch die Sicherheit, die ich an demselben Tag schon einmal im Begriff war abzuschrauben, sitzen bleiben.
Meine Gefährten zeigten sich ungemein entmuthigt, und allerdings läßt sich auch ein weit angenehmerer Zustand denken, als der war in dem wir uns befanden. Blieben wir hier, eine Hungersnoth – gingen wir zurück, einen schauerlichen Marsch vor Augen, und doch schien uns Allen das Letzte noch das Beste. Unser Entschluß war deßhalb auch bald gefaßt, und der nächste Morgen schon zum Aufbruch bestimmt.