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Madrid 1749

(1843)

Eine stage-direction in der Casa de los celos von Cervantes scheint auf eine sonderbare Einrichtung der ältern spanischen Bühne hinzuweisen. Angelika kommt zu Pferd mit Gefolge und zwar mit dem Beisatze: ha de entrar por el patio (Parterre), während die Personen auf dem Theater sie bemerken und von ihr reden. Weiter lautet die Vorschrift: da una vuelta al patio, worauf sie vom Pferde gehoben wird, der Kaiser befiehlt, sie an der Stiege zu empfangen und in der nächsten Scene weiter es heißt: entra en al theatro Angelica. Es scheint also das Parterre nach Art der Orchestra der Alten gleichfalls Raum für Schaustellungen gehabt zu haben.

Überhaupt aber machen diese acht Komödien, die Cervantes nie zur Aufführung bringen konnte, und die er kurz vor seinem Tode im Druck herausgab, einen traurigen Eindruck. Im Jahre 1749 wurden sie zum zweitenmale aufgelegt, und da weiß denn der Herausgeber das Andenken seines Autors nicht besser zu ehren, als daß er auf Lope de Vega und Calderon als die Verderber der guten Komödie schmäht (man sollte sie eher für die Väter der Komödie überhaupt in Spanien halten). Cervantes habe mit seinen Komödien nicht wirkliche Lustspiele beabsichtigt, sondern sie seien nur ein Spott, Parodieen der Werke jener Verderber der Kunst. Und wirklich übertreffen sie im Barocken, Unkünstlerischen die Werke jener beliebten Volksschriftsteller, aber man merkt zugleich, Cervantes hätte gar zu gern in der Volksbeliebtheit mit ihnen gekämpft, nur daß er teils zu verständig, teils zu wenig Poet war. Mit Widerwillen geht er in den Kampf, der daher auch für ihn keinen Sieg hat. Vielleicht drängte ihn auch nur die Not und seine ökonomischen Verhältnisse, er fand aber keine Schauspieler, die sich mit seinen Komödien befassen wollten, die so absurd sind als die seiner Nebenbuhler, aber nichts von dem Ergötzlichen und Erhebenden derselben haben. Selbst die Versifikation ist häufig hart und der Reim gezwungen.

Man wirft dem Lope, und zwar nicht mit Unrecht, das Abenteuerliche, ja Absurde seiner Fabeln und Verwicklungen vor; wenn man nun aber diese Komödien von Cervantes liest, dem es doch gewiß an Verstand und Urteilskraft nicht fehlte, und sieht, wie zehnmal verrückter, bunter und unwahrscheinlicher ihr Inhalt und die Art der Behandlung ist, so bemerkt man endlich, daß es der Geschmack des Publikums war, der jene geistreichen Männer zu solchem Disparaten nötigte. La casa de los celos ist das unzusammenhängendste, abgeschmackteste Stück, das jemals geschrieben wurde, und doch ist es vom Verfasser des Don Quixote.

Zu den Baños de Argel zu Anfang ist allerdings die Verzweiflung des Don Fernando, dem man seine Geliebte geraubt, und der sich vom Felsen herabstürzt, in ihren Ausbrüchen so abgeschmackt und übertrieben, daß man auf die Absicht einer Parodie schließen könnte. Nur mußte Cervantes gewiß sein, daß diese Absicht dem Publikum nicht verborgen bleibe, sonst war er um die Wirkung seines Stückes gebracht.

Die deutsche Posse »Der Bettelstudent« ist die Cueva de Salamanca von Cervantes. Desselben entremes: El viejo zeloso ist wohl das Schamloseste, was je aufs Theater gebracht wurde.


(1867)

In dem Sonett (El peregrino en su patria, p. 144) scheint denn doch Lope den Cervantes angestochen zu haben, mit seiner Tragödie von Sagunt, die er Stein nennt, indes seine eigenen Dichtungen Seelen seien.


(1867)

Wie Lope de Vega von Cervantes dachte und sprach, zeigt noch mehr, als das, was er im Laurel de Apolo sagt, die Stelle im Premio del bien hablar:

Juan. ¿No es Leonarda discreta? no es hermosa?
Martin. ¿Cómo discreta? Ciceron, Cervántes
ni Juan de Mena, ni otro después ni antes
no fueron tan discretos y entendidos.

Comedias 21 parte


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