Robert Hamerling
Der König von Sion
Robert Hamerling

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An die Tadler des »Ahasver in Rom«.

        Wenn sie ein weichlich Geschlecht nur reizt, nicht schreckt die Entartung,
Treu mit der Schminke gemalt, und die prunkende Sünde der Alten,
Nun, so werde beschworen ein Bild aus düsterer'n Zeiten,
Werde der Pinsel getaucht in die kälteren Farben des Nordens.
Halle sie wieder, die Sprache, die derbe, der rauheren Väter,
Spiegelnd die Weisen und Bräuche germanischer Männer der Vorzeit.
Und was die heitre verbrach, mag sühnen die düstere Nacktheit,
Wenn dein sinnender Ernst sie, gestaltende Muse, mir segnet!

Singen die seltsamste will ich, die deutsamste aller Geschichten,
Die auf germanischer Erde gescheh'n: ein Spiegel für jedes
Höchste und Tiefste des Lebens, ein Echo für jegliche Frage,
Welche die Geister bewegt, und entflammt zu gewaltigem Ringen!

Kämpfer der Mitwelt, lauscht dem Gesang! es beflügelt der rasche
Fiebernde Puls ihn der Zeit und ihr anabaptistischer Herzschlag.
Dennoch – bedenket es wol! – die erhabene Muse, sie kämpft nicht,
Nein, sie krönt und verdammt: ausstreckt sie zwischen die Kämpfer
Ihr zweischneidiges Schwert, das beide verwundet und richtet . . .


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