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Das war eine herrliche Zeit, der Frühling war gut und schön vorübergegangen. Wiesen und Äcker waren grün, Stürme, Regen und Wärme setzten ein. Die großen Halden auf Segelfoß, der Garten mit den alten Bäumen und den Wäldern rings um die herrschaftlichen Gebäude her lagen da beieinander wie eine Welt von üppigem Wachstum und Reichtum. Was konnten die Menschen mehr verlangen?

Jung-Willatz hatte keine Gesellschaft mitgebracht, aber er allein war wie eine große Gesellschaft, und es war unglaublich viel lebendiger auf dem großen Gute, seit der Besitzer heimgekommen war. Zuerst das Essen! Was sollte gekocht werden? Auf Segelfoß hatte es von jeher von Dienerschaft gewimmelt, sie war auch jetzt nicht weniger zahlreich, man hatte Essen im Überfluß und Betten zum Schlafen und große Gesindestuben, wo man sich aufhalten konnte; aber zerbrachen sich nicht jetzt diese verrückten Menschen eifrig den Kopf darüber, was Herr Holmsen essen und trinken wollte? Er aß und trank, was er bekam, verlor nie ein Wort darüber und mischte sich nie darein. Die Zeiten sind jetzt nicht zum Schlemmen, sagte er. In seiner Kindheit hatte er ein Reitpferd im Stall gehabt und überdies den kleinen Gottfred vom Telegraphenamt, um es fein und sauber zu halten; jetzt hatte er kein Reitpferd mehr und wollte auch keines haben. Er werde doch wohl nächstens erwachsen sein, sagte er. So überaus klug war er. Und als der Knecht Martin von der Nahrungsmittelnot im Hause hörte und sich anbot, für Herrn Holmsens Tisch in der Schonzeit auf die Vogeljagd zu gehen, bekam er einen zähneknirschenden Bescheid, der ihn sofort verstummen ließ. Ja, schieß nur drauflos, aber ich werde dich sofort anzeigen, verstehst du?

Der Besitzer von Segelfoß machte also nicht viel Wesens. Aber um so besser! Er war kaum daheim angekommen, als ihn auch schon alle Leute gern hatten; im allgemeinen ging er sachte vor und mischte sich nicht in jede Kleinigkeit, aber dann konnte er auch wieder loswettern, daß es eine Art hatte. Und was für eine Kraft saß in seinem Körper! Die Schnitter sperrten Mund und Nase auf, als sie sich einmal mit einem Riesenschleifstein abschindeten und ihnen Jung-Willatz plötzlich unerwartet unter die Arme griff. Ach, ich danke Euch vielmals! sagte Martin ein wenig schüchtern. Er hatte die Hände seines Herrn betrachtet   wie fest war der Griff, wie eisern die Gelenke!

Jung-Willatz ging zu Herrn Holmengraa hinüber und wurde dort herzlich aufgenommen. Er hatte Herrn Holmengraa nun seit längeren Jahren nicht gesehen und stutzte ein wenig über die Anzeichen des herannahenden Alters in seinem Aussehen. Die Augen waren ein wenig verblaßt, und der Kopf sank etwas vor. Der alte Herr zeigte eine aufrichtige Freude, sein ganzes gutmütiges, gewöhnliches Gesicht hellte sich auf; er hieß Jung-Willatz auf die liebenswürdigste Weise willkommen. War er nun glücklich? Er setzte seinen Gast in einen guten Stuhl und klingelte. Jawohl war er beglückt. Seht, da war nun der junge Mann zuerst zu ihm gekommen, der berühmte Musiker, wie es in den Zeitungen hieß; Jung-Willatz, Sohn des Leutnant Holmsen, zu ihm kam er zuerst, nicht zu Rechtsanwalt Rasch oder zu Pfarrer Landmarck, nein, zu ihm, dem König, war er zuerst gekommen, wie es sich gehörte.

Ich habe mir erlaubt, Ihren Flügel in meinem Packhaus zu lagern, bis Sie selbst kämen, sagte er.

Ich danke Ihnen, das ist ausgezeichnet, erwiderte Willatz.

Und jetzt brauchen Sie nur zu bestimmen, wo Sie ihn haben wollen, dann werde ich einem halben Hundert von meinen Leuten befehlen, ihn vorsichtig hinzuschaffen. Wahrscheinlich soll er nach der Ziegelei?

Tausend Dank! sagte Willatz. Alles hat sich hier verändert, nur Ihre Liebenswürdigkeit ist dieselbe geblieben, sagte er. Und Jung-Willatz dachte wohl nicht daran, daß dieses halbe Hundert Leute nur Prahlerei war, Herr Holmengraa hatte kein halbes Hundert Arbeiter mehr.

Frau Irgens kam herein, und Herr Holmengraa wollte dem Gedächtnis seines Gastes betreffs Frau Irgens aufhelfen; aber das war nicht nötig. Der Gruß des Gastes war voller Ehrerbietung und alter Bekanntschaft, und Frau Irgens war wahrhaftig froh, daß sie etwas von ihrem Granatschmuck angezogen hatte. Sie brachte Wein und Kuchen herbei, ja von den berühmten Kuchen, die einem auf der Zunge zerschmolzen.

Ich hätte Sie gerne schon am Landungsplatz begrüßt, sagte Herr Holmengraa, und Mariane wäre auch mitgekommen, wir hatten einen Späher aufgestellt, aber er kam zu spät mit seiner Meldung.

Das wäre auch zu viel gewesen.

Nein, nein, es wäre nicht zu viel gewesen, sagte Herr Holmengraa ernst.

Ist Fräulein Mariane zu Hause?

Ist sie oben, Frau Irgens? fragte Herr Holmengraa.

Ich will nachsehen.

Stören Sie Fräulein Mariane nicht! rief ihr Jung-Willatz nach. Wir sind einander ja auch nicht ganz fremd, denn ich bin in diesen Jahren mehrmals mit Fräulein Mariane zusammengetroffen.

Ja, Mariane hat davon geschrieben; Sie sind so freundlich gewesen und haben sie in Theater und Konzerte begleitet.

Und Felix ist in Mexiko?

Ja, Felix ist und bleibt in Mexiko. Er ist Seemann und ist schon mehrere Male in Europa gewesen, einmal war er auch in Kiel. Aber er kam nicht hierher. Jetzt führt er selbst ein Schiff.

Alle Achtung! Ich verstehe mich ja nicht darauf, aber das ist doch wohl eine tüchtige Leistung? In seinem Alter?

O ja, eine tüchtige Leistung.

Wir andern bringen es zu nichts, sagte Jung-Willatz.

Na, Sie haben es doch zur Berühmtheit gebracht, erwiderte Herr Holmengraa. Immer wieder lesen wir von Ihnen in den Zeitungen.

Jung-Willatz lächelte matt und sagte:

Das bedeutet gar nichts. Ein Jahr ums andere vergeht, und ich habe nichts geleistet. Apropos, Herr Holmengraa, ich bin doch ganz quitt mit Ihnen? Sie haben keine Forderungen mehr an mich?

Nein, ich habe keine Forderungen mehr an Sie,   leider, erwiderte Herr Holmengraa lächelnd.

Gott sei Dank! sagte Jung-Willatz, und auch er lächelte.

Es wäre übrigens nicht nötig gewesen, daß Sie mich ganz ausbezahlt hätten, sagte Herr Holmengraa darauf, und er ist das verkörperte Wohlwollen. Gott weiß, ob nicht auch der Wein, den er trank, zu wirken anfing, denn er fügte hinzu: Jedenfalls nicht, ehe ich in Geldnot gewesen wäre.

Und Jung-Willatz antwortete:

Dann hätte ich sicherlich lange warten müssen. Nein, es ist am besten, daß jetzt alles geordnet ist. Aber nun ist da eins, Herr Holmengraa, sehen Sie, ich verstehe mich nicht auf den Forstbetrieb. Kann ich in meinen Wäldern jetzt wieder Holz schlagen lassen?

Herr Holmengraa überlegt und antwortet dann fachmännisch:

Ich glaube schon, daß Sie in gewissen Grenzen schlagen lassen können. Der Wald ist ja seit Ihres Vaters Zeiten ganz unberührt geblieben.

Es wäre mir nicht unangenehm, wenn ich es könnte.

Ich will gerne den Wald abschreiten und sehen, was Sie im Herbst schlagen lassen können.

Kann ich nicht jetzt gleich schlagen lassen?

Jetzt? Nein, aber im Herbst und im Winter.

So? sagte Jung-Willatz. Nun, es macht mir gerade keinen Strich durch die Rechnung. Aber es kann ja sein, daß ich nicht bis zum Herbst und Winter hierbleibe.

Das macht nichts für den Betrieb. Der Wald ist da, er wird gefällt, verkauft und das Geld in Empfang genommen. Ja, und was den letzten Punkt, mit dem es ja nicht eilt, betrifft, das Geld nämlich, so kann man das gleich bekommen, wenn man will. So ist es beim Holzhandel. Wenn einer von den Waldbesitzern aus der Gegend hier zu mir käme, so würde er so viel Geld von mir bekommen, als er nur wollte. So außerordentlich sicher ist der Holzhandel.

Jung-Willatz sah Herrn Holmengraa an und durchschaute seine Feinheit. Herr Holmengraa fügte hinzu:

Er könnte übrigens überall Geld bekommen, wo er nur wollte, zum Beispiel von der Bank hier. Ich habe in Segelfoß eine kleine Bank gestiftet und den Rechtsanwalt Rasch als Direktor eingesetzt, da liegt noch ziemlich viel Geld. Aber all dies will ich nur gesagt haben, damit Sie nicht meinen. Sie müßten persönlich dabei sein, wenn Sie Holz schlagen lassen wollen.   Aber dann verlieren wir Sie also wieder im Herbst, Willatz?

Ich weiß noch nicht. Doch, ich werde jedenfalls abreisen müssen. Ich arbeite an etwas, aber ich weiß noch nicht, ob ich's hier fertig bringe. Ach, ich bringe es wohl nie fertig!

Entschuldigen Sie, daß ich Willatz sage.

Im Gegenteil, ich danke Ihnen dafür.

Ich habe Ihren Vater und Ihre Mutter gekannt, und habe Sie gekannt, als Sie noch klein waren und als Sie als junger Herr von England heimkehrten.

Als ich ein Reitpferd von Ihnen bekam.

Von mir? Ah ja, eine kleine braune Stute, wissen Sie denn das noch? Ach, Sie haben seither ganz andere Dinge erlebt. Sie wollen hier arbeiten? Vergessen Sie dann nur nicht, uns zu besuchen. Wir haben es ja nicht wie Sie drüben auf dem Herrenhofe, aber wir werden uns sehr freuen, wenn Sie kommen.

Die Herren ließen ihre Gläser gegeneinander klingen und tranken wieder. Zweifellos, Herr Holmengraa war gerührt. Der alte Mann hatte wohl so lange geschwiegen, daß er jetzt den Drang fühlte, mitteilsam zu sein. Er war ausgesucht liebenswürdig, die kleine Prahlerei mit dem halben Hundert Arbeiter und mit der Bank, die er gestiftet hatte, machte ihn nachher um so bescheidener, und er prahlte nicht mehr. Armer König in seinen feinen Kleidern, armer Fabelmensch, er sah so verbraucht und gebeugt aus, und Jung-Willatz mußte an den Einzug vor vielen Jahren denken, wo Herr Holmengraa in einer goldenen Wolke von Bewunderung dastand! Was war seither geschehen? Nichts, weder er selbst noch andere hätten wohl auf etwas Bestimmtes hindeuten können. Aber das Märchen war zu Ende.

Heute morgen ist ein Mann bei mir erschienen und wollte mir Geld bringen, sagte Jung-Willatz. Jensen, Theodor Jensen, Theodor im Laden, er ist ein erwachsener Mann geworden. Heute in aller Frühe kam er.

Herr Holmengraa horchte wie verwundert auf.

Er sagte, er habe auf meinen Felsen Fische getrocknet und wolle nun dafür bezahlen. Er sei mir das Geld für sechs Jahre schuldig, sagte er.

So! O ja, der kleine Theodor ist nicht dumm, sagte Herr Holmengraa.

Ich fragte ihn, ob er denn meine Felsen so abgenützt habe, daß sie Löcher bekommen hätten? Nein, das sei allerdings nicht der Fall. Nun, dann brauchten wir wohl auch nichts dafür zu rechnen, sagte ich.

Natürlich, sagte Herr Holmengraa auch. Aber im allgemeinen wird doch wohl eine Klippenmiete bezahlt, und daran hat Theodor wohl gedacht.

Er wollte auch Land von mir kaufen. Er habe nicht einen Fußbreit eigenen Grund und Boden, sagte er, sein Laden und eine Bäckerei stünden auf Ihrem Grundstück, ein Bootshaus habe sein Vater auf meinem errichtet, nein, er habe nicht einen Fußbreit eigenen Boden, und ob er nicht von mir kaufen könne. Ich will es mir überlegen, habe ich gesagt. Aber sehen Sie, Herr Holmengraa, ich will keinen Grund verkaufen.

Theodor soll Sie überhaupt nicht mit solchen Sachen belästigen, ich werde es ihm sagen.

Das tut nichts, und im übrigen habe ich einen guten, ordentlichen Eindruck von dem Mann bekommen. Der Rechtsanwalt wolle Konkurrenten für sein Geschäft hersetzen, sagte er, aber dann ergebe sich für keinen ein ordentliches Auskommen. Nun möchte er Boden und Strandlinie kaufen, um die Konkurrenz auszuschließen.

Herr Holmengraa lächelte nachsichtig.

Das geht über seine Kraft, sagte er. Da bildet sich der gute Theodor zu viel ein. Aber sein Gedankengang ist ganz richtig. Hier gibt es nicht einmal für zwei ein ordentliches Auskommen.

Mariane kam herein   herein kam Mariane. Beide Herren standen auf, und Jung-Willatz ging ihr entgegen; er sah aus, als sollte sich etwas Ungewöhnliches ereignen, aber es geschah nichts. Die beiden jungen Leute waren gut bekannt, duzten einander wie in der Kindheit und plauderten ruhig und freundschaftlich; das dunkle Mädchen war schlank, und weiß gekleidet, und Willatz sagte, sie sei eine Nelke in einer silbernen Flasche. Alle miteinander lachten darüber recht herzlich.

In einer silbernen Branntweinflasche, sagte Mariane.

Kommst du allein? fragte Mariane. Hast du keine große Gesellschaft mitgebracht?

Laß dir gesagt sein, daß ich allein ein ganzes Heer bin. Aber Anton Coldevin kommt später nach.

Wir haben einen Ochsen gekauft, den ihr essen sollt, sagte Mariane.

Herr Holmengraa, Ihre Tochter stellt mich immer an irgendeine Sklavenarbeit. In der Regel muß ich das Klavier für sie bearbeiten.

Herr Holmengraa lächelte die beiden nur an, er lächelte über die Kinder.

Mariane sprach von den kleinen häuslichen Vorkommnissen: Du kannst glauben, hier geht es flott zu, zehn Kücken unter einer Henne, nur das elfte Ei war faul. Je länger sie sprach, desto mehr verfiel sie in den Segelfosser Dialekt, und sie war nicht wählerisch in ihren Ausdrücken. War es Nachlässigkeit oder war es List? Sie sagte zu ihrem Vater: Ja, jetzt habe ich endlich den Hühnern die Körner gegeben, die sie gestern hätten bekommen sollen. Zugleich wendete sie sich an Willatz und fragte: Möchtest du nicht ein wenig Obst essen?

Ich finde, es geht uns so auch ganz gut.

Ja, aber ein wenig Obst. Dann kann Frau Irgens mit einer silbernen Schale antreten, das ist ihr großer Augenblick. Und, Papa, heute hat sie wieder über den Schlüssel gejammert. Du mußt nämlich wissen, Willatz, daß Frau Irgens ein winzig kleiner Vorratshausschlüssel abhanden gekommen ist, und darüber grämt sie sich noch zu Tode.

Fräulein Mariane klingelte nach dem Obst.

Und wir werden nun also ein Theater hierher bekommen, sagte Willatz. Dieser junge Theodor erzählte mir, er baue ein Theater. Er entschuldigte sich auch, daß er es auf meinem Grundstück baue.

Ja, dieser Theodor, sagte Herr Holmengraa. Es ist gewiß richtig, wenn es heißt, er erweitere das Bootshaus zu einer Art Vergnügungslokal. Das Haus steht auf Ihrem Grundbesitz.

Dieser Theodor ist ja ein ganzer Mann! Ich kann mir ihn noch als kleinen Knirps denken, damals war er gar nichts.

Er ist gewissermaßen ein tüchtiger Kerl, und er scheint Glück mit seinen Unternehmungen zu haben, sagte Herr Holmengraa.

Apropos: warum sollte er denn keinen Grund und Boden kaufen können, um die Konkurrenz auszuschließen? Der Boden ist ja nicht teuer hier.

O doch, es kommt darauf an, was Sie dafür verlangen; aber es ist teurer Boden, wertvoller Boden. Die Grundstücke hier in Segelfoß kosten jetzt viel mehr als früher.

Das habe ich Ihnen zu verdanken, Herr Holmengraa. Aber ich verkaufe im übrigen keinen Grund.

Das Obst wurde gebracht, Weintrauben und Äpfel auf einer silbernen Schale.

Mariane sagte schelmisch:

Frau Irgens, Papa sagt, Sie sollen sich nicht um den Schlüssel grämen.

Ach, nein, nein, erwiderte Frau Irgens ausweichend.

Nein, denn es ist ja nur ein Schlüssel.

Aber das war zu viel, und Frau Irgens entgegnete:

Herr Holmengraa, Sie sagen immer, ich solle mich nicht wegen des Schlüssels beunruhigen, aber deshalb ist die Sache doch recht traurig für mich. Und daß ich mir eben gar nicht denken kann, wo er hingekommen sein könnte!

Alle lachten, selbst Frau Irgens mußte in das Lachen mit einstimmen, und Herr Holmengraa tröstete sie damit, daß es ja in Segelfoß keine Diebe gebe.

Scherzen Sie damit nicht! warnte sie. Und im übrigen sind Sie, Herr Mühlenbesitzer, allzu gutmütig. In der Gesindestube sind gewisse Leute, die ich da nicht länger dulden wollte, wenn ich sie fortjagen dürfte.

Wer denn?

Vor allem der Konrad.

Herr Holmengraa fühlte sich unangenehm berührt. Konrad war der Tagelöhner, dieser Kerl, der nicht verabschiedet werden konnte, ohne daß die Mühlenarbeiter gemeinsame Sache machten und in Ausstand traten.

Es ist ja nun schon einige Zeit gut gegangen, versetzte Herr Holmengraa.

Ja, aber jetzt sieht es aus, als wolle es von neuem beginnen.

Herr Holmengraa zwang sich, ein munteres Gesicht zu zeigen, aber er war offenbar beunruhigt. Er überlegte eine Weile, dann bat er, man möge ihn einen Augenblick entschuldigen, er habe Frau Irgens etwas zu sagen.

Die beiden jungen Leute waren allein.

Jung-Willatz wollte etwas sagen, er meinte wohl, sie könnten so fortmachen, wie sie angefangen hatten, mit gleichgültigem Geplauder; aber er täuschte sich, Mariane fragte unvermittelt, und dabei wurde ihr Gesicht ganz blaß:

Warum habe ich nichts mehr von dir gehört? Soll das heißen, daß du ein schlechter Mensch bist?

Er hatte vielleicht etwas Ähnliches erwartet, hatte aber trotzdem nicht sofort die rechte Antwort bereit, sondern sah Mariane überrascht an.

Nur ruhig Blut! sagte er, indem er aufstand. Ich habe mich an dein letztes Wort gehalten.

An welches Wort? Daß ich nicht wollte?

Ja, daß du nicht wolltest.

Ach, so also! sagte sie. Aber du warst selber schuld, daß ich es gesagt habe, du hattest mich gequält.

Und es war deine eigene Schuld, daß ich dich gequält habe; du hattest mit mir gespielt.

Nein, das lügst du, zischte sie ihn an, und ihr indianisches Gesicht verzerrte sich vor Wut.

Da lächelte Willatz und sagte:

Es ist sehr schwierig, Gefühle vorzutäuschen. Du bist keine Spur wütend.

Mariane faßte sich. O doch, ihr Gefühl war gewiß echt gewesen, aber bei seinen Worten stumpfte es sich ab.

Doch, ich bin wütend, sagte sie, furchtbar wütend; das habe ich nicht verdient. Was tat es denn, wenn ich das gesagt habe? Schweig nur! Ich erinnere mich nicht einmal mehr, wie er hieß, weißt du es noch? Was war es denn für ein Mann?

Du meinst, der letzte?

Sind es denn mehrere? Wahrhaftig, nun hör auf! Du bist fürchterlich. Ich habe nie gespielt, niemals. Du bist auch nicht der, der einem ganz und gar gehört.

Daran kann etwas Wahres sein, erwiderte er.

Aber er meinte es wohl nicht; Jung-Willatz fühlte sich offenbar obenauf und war beleidigt. Er hatte etwas schlechtes Englisches an sich, und sie wahr heftig und rücksichtslos.

Du bist wahrhaftig noch eifersüchtiger als ein Mädchen, sagte sie. Ich sitze wie auf Nadeln, wenn ich mit dir zusammen bin. Nun, was war es für ein Mann? frage ich.

Jung-Willatz zuckte die Schultern. Im übrigen begann er einzusehen, daß er sie gekränkt hatte. Er hatte früher nicht so viel Ernst bei ihr wahrgenommen, nun wollte er es wohl wieder gutmachen, denn er setzte sich wieder und sagte:

Es ist nicht der Mühe wert, weiter darüber zu reden.

Darüber zu reden? Was hab ich getan, sag mir's!

Getan? Ach, laß uns nun nicht übertreiben! Du tust wahrlich allerlei; du nimmst einen Kreis von Menschen für dich in Anspruch, nur dadurch, daß du mit ihnen redest und sie ansiehst. Was sollte ich dich denn tun sehen? Sollte ich dich bei noch etwas Deutlicherem ertappen?

Ich rede und sehe. Kann ich etwas dafür?

O ja, du könntest schon ein bißchen dagegen tun, erwiderte er viel zahmer. Wenn du weißt, daß du so allmächtig bist, brauchtest du das Wunder ja nicht jederzeit zu vollbringen.

Ich werde versuchen, es sein zu lassen, versetzte sie und lächelte anscheinend reuevoll.

Denn du verdirbst dadurch so viel für mich.

Ich werde versuchen, es sein zu lassen, Willatz.

Ja, tu das! sagte er.

Alles in allem, ein Liebeszwist und sonst nichts, eine gewöhnliche, süße Uneinigkeit, die gut endete wie früher auch. Sie waren gewiß an solches Streiten gewöhnt, die Versöhnung fiel ihnen gar leicht. Zum Schluß erklärte Mariane, sie selbst sei eifersüchtig. Ja, leider, sagte sie, wenn du vor allen diesen Damenaugen spielst und keine ein Auge von dir wendet, und alle nur dasitzen und dich haben möchten. Ja, das habe ich gesehen. Aber dann muß ich doch auch etwas tun!

Eine törichte und deutliche Sprache war das. Sie ergriffen ihre Gläser, und als Jung-Willatz trank, sah er nicht auf; aber Fräulein Mariane paßte wohl auf und lugte blitzschnell über den Rand des Glases weg, o so blitzschnell, und ihre Augen waren dabei fast geschlossen. Quer durch ihr Haar steckte eine kleine silberne Gabel; das war durchaus nicht modern, die Gabel hatte nur zwei Zinken und dazu winzig kleine, bloß ein Spalt im Stiel, eine Schlangenzunge.

Dann ging Willatz und versprach, bald wiederzukommen. Er ging nach dem Telegraphenamt, um den Vorsteher zu treffen. Der kleine Gottfred war ja auch da angestellt; Gottfred war ein netter, feiner Bursche, aber Baardsen interessierte Willatz doch am meisten. Er war etwas ergraut und schäbig wie immer, aber was für ein prachtvoller Kerl, und dann hatte er immer noch dieselbe Schulterbreite! Das Cello stand in der Ecke. Baardsen war übrigens eben im Begriff, auszugehen, nahm aber den Hut wieder ab und bot Willatz einen Stuhl an.

Entschuldigen Sie, daß es nur ein Holzstuhl ist, und der Besuch schien ihm nicht unangenehm zu sein, er war höflich und unterhaltend, ein netter Mann: Holzstühle sind nicht das Schlimmste, sagte er, und diese hier sind wie alle andern. Sie knarren und sind ein wenig wacklig, in all den Jahren, die ich nun hier bin, sind sie immer ein wenig wacklig gewesen, und sie krachen abscheulich in den Fugen, wenn man sich draufsetzt; aber sie werden eigentlich nicht schlechter und werden nie ganz unbrauchbar, sie sind ganz lustig.   Ihre Laufbahn habe ich mit dem größten Interesse verfolgt, Herr Holmsen. Zwar verstehe ich mich nicht viel auf Ihre Kunst, aber ich habe von Ihnen in den Zeitungen gelesen.

Sie pflegen ja selbst diese Kunst. Ich erinnere mich gut an Ihr schönes Cellospiel.

Baardsen warf einen Blick auf sein Instrument, drehte aber gleich das Gesicht weg.

Sie wollen sich für den Sommer hier niederlassen, Herr Holmsen?

Ja, und Sie müssen wieder zu mir kommen, dann spielen wir miteinander. Jetzt kann ich etwas mehr als das vorige Mal.

Ja, das tu' ich gern, ich danke Ihnen.

Und Sie auch, Gottfred!

Gottfred war bescheiden und dankte nur mit einer Verbeugung. Er blieb die ganze Zeit stehen.

Darf ich mir wohl Ihr Cello wieder ansehen? fragte Willatz.

Jawohl, er durfte das Cello sehen. Er klimperte darauf und bewunderte es aufrichtig. Das ist doch ein wundervolles Instrument.

Es ist mir auch wie ein Mensch, sagte Baardsen und redete liebevoll und menschlich über sein Cello. Ein Telegraphist und ein Cello, sagte er, sich selbst bespöttelnd. Aber es ist doch so. Wir beide sitzen hier und helfen uns zu unserem Glück. Und unser guter Gottfred glaubt an uns und hört uns zu und bewundert uns. Dann sitzen wir da und sind groß, und das Siebengestirn spielt dem Nebel im Orion etwas vor.   Die Äcker und Wiesen haben bei Ihnen heuer herrlich gestanden, Herr Holmsen.

Jetzt erst merkte Willatz, daß sich Baardsen ein wenig sonderbar ausdrückte; er antwortete, ja, der Jahrgang lasse sich gut an.

Aber Ihr Vater hätte auf seinem Pferd in der Landschaft sein müssen.

Ja.

Baardsen spielte nachdenklich mit seinem Messer, einem von jenen Zaubermessern, deren Klinge im Heft verschwindet, wenn man es aufstößt. Als er merkte, daß Willatz unruhig wurde, legte er das Messer wieder auf den Tisch.

Ja, und Ihre Mutter, fuhr er fort. Sie saß prachtvoll zu Pferd. Im ganzen genommen, das war eine Zeit! Damals als ich hierher kam, das war eine Zeit!   Haben Sie den Pfarrer Landmarck schon gesehen?

Noch nicht.

Ich habe gerade an ihn denken müssen. Er ist etwas anders als die übrigen Leute hier, so daß er gewiß die Nachsicht der Gemeinde nötig hat. Ich finde es sehr nett, daß er schreinert. Er ist Mechaniker und Pfarrer, hat man je von so einer Mischung gehört! Wissen wir übrigens, wozu mir gemischt werden? Die Aristokraten sind tot. Vor nicht länger als hundert Jahren hat man zu den Aristokraten aufgesehen, jetzt sind sie gar nicht mehr zu erblicken, sie sind unsichtbar in der Landschaft, das Mitleid muß sie aufsuchen. Ich weiß nicht, vielleicht ist so etwas gut für die Welt, das kümmert mich nicht, aber vielleicht muß der Spartakus wieder überwunden werden. Das ist nicht unmöglich. Noch einmal überwunden werden. Das wäre vielleicht besser für die Welt. Aber Pastor Landmarck ist als Mischung jedenfalls eine reine Merkwürdigkeit und verdankt sein Dasein einer Eruption.

Jung-Willatz steht auf, um zu gehen.

Nun, die Herren werden mich also besuchen, sagte er. Ich bin meistens im Ziegelwerk drunten.

Baardsen begleitete ihn, und vor dem Hause setzte er den Hut auf.

Ich muß nach meinen Arbeitern sehen, sagte er lächelnd. Theodor Jensen baut ein Theater, und ich bin sein Architekt. Er grüßte und ging in seiner ganzen Größe den Fußweg nach dem Bootshaus hinab.

Als Jung-Willatz am Laden vorbeikam, tauchte Theodor aus seinem Schuppen auf und schien ihn anreden zu wollen. Das war nun an diesem Tag, zum zweitenmal, und Willatz wollte weiter gehen. Überrascht las er auf einem neuen Schild über dem Laden: P. Jensen, Manufaktur- und Kolonialwaren. Die Buchstaben waren vergoldet.

Ich darf Sie wohl nicht bitten, in unseren Laden zu treten, damit Sie einen Eindruck von unserem Geschäft bekämen? sagte Theodor.

Willatz runzelte die Stirn ein wenig, sah auf seine Uhr und sagte:

Ein andermal.

Ich meinte, damit Sie sähen, wie notwendig es für uns ist, das Geschäft zu erweitern; aber wir haben kein Grundstück, kein Land. Wenn Sie so freundlich wären und sich nur von den Stufen aus umsähen, mehr nicht.

Ich weiß nicht, warum ich das tun soll, sagte Willatz widerwillig, gab aber doch nach und ging mit.

O dieser Theodor, er war hell und benützte die Gelegenheit! Der Anblick von dem jungen Herrn Holmsen neben sich, von dem zurückgekehrten Gutsbesitzer an seiner Seite, war schon Großes wert: nie war die Gelegenheit günstiger als jetzt. Die neuen Waren waren angekommen. O feine und teure Waren; aber es war kein Platz für sie da, sie lagen in Haufen überall umher, und der Laden stand voller Leute. War es da nicht durchaus nötig, daß Theodor den Laden erweiterte?

Seien Sie so freundlich und sehen Sie zum Beispiel hierher, sagte Theodor und deutete mit dem Finger. Die Manufakturabteilung, da wo die Stoffe und Kleider sind, überall zu klein! sagte Theodor.

Die Leute wendeten sich nach der Tür und betrachteten die beiden. Willatz konnte doch wohl nicht da stehen bleiben und schräg durch eine Türöffnung hineinsehen. Er wurde genötigt, einzutreten, und Theodor bahnte den Weg; er schlug die Klappe des Ladentisches auf, nein, Willatz dankte und blieb an der Tür stehen.

Ja, gewiß war der Laden an diesem Tag zu klein, die Frühjahrsartikel hatten das Haus gefüllt, das Haus war proppvoll von Leuten, und das Geld klirrte in aller Händen. Die Weiber wühlten in den neuen Stoffen und Blusen, die Frauen und Mädchen gleich entzückt, gleich unnatürlich aufgeregt über all die Pracht von Musseline und sogenannter Schweizerseide. Es war eine Orgie, ein Dienstmädchenfest. Ja, der Theodor, der verstand seine Sache, er brachte die Welt nach Segelfoß! Was waren das für Dinger, die in zehn bis zum Rand gefüllten Pappschachteln dort in der Reihe prangten? Haarkämme, Nackenkämme zum Haaraufstecken, Schmucksachen, aus Zelluloid zu erschwinglichem Preis. Und dann Handtaschen mit Henkeln aus versilberten Ketten, und gelbe Schuhe von nachgemachtem Leder mit schweren goldbronzierten Schnallen quer über den Spann. Halskragen! Ha, alle Arten und in allen Farben: Maria Stuart- und Sätestaler-Kragen. Ein Konfirmand kauft ein Schreibzeug, und es ist viel Silber dran mit seligen Engeln, die das Gestell für die Federhalter tragen. Das Tintenfaß hat einen versilberten Fuß mit einem Platz, wo der Name des Besitzers eingraviert werden kann.

Die Männer halten sich aus alter Gewohnheit drüben an dem früheren Weintisch auf. Jetzt waren Wein und Bier verboten; aber es war nicht verboten, Naphtha und Haarwasser zum Einnehmen zu kaufen, und ebensowenig war es verboten, einen guten Freund am Weintisch zu treffen und ihm einen Tropfen aus einem Flaschenhals aus der Tasche einzugießen. Aber es war lange nicht mehr wie in früheren Zeiten, es gab nicht einmal Rum, an dem man sich ordentlich gütlich tun konnte, die Frauenzimmer waren in der Überzahl.

Um die Haarkämme wurde eifrig gehandelt. Da war ein Haarkamm mit einer roten Glasperle, o der einzige mit einer Perle, der mitgekommen war, der hatte sich hierher verirrt, der Ladendiener Kornelius legt ihn in eine besondere Abteilung. Warum denn? Was kostet er?   Ja, aber ich will ihn haben. Obgleich der junge Theodor in vornehmer Gesellschaft ist, hat er seine Augen doch überall, und er ruft: Der Kamm mit dem roten Stein wird nicht verkauft!

Jung-Willatz dreht den Kopf. Die dort mit dem roten Haar, wer ist das? Er erkennt Daverdana wieder, die in ihrer ersten Jugend einmal auf dem Herrenhofe gedient hatte, sie mit dem herrlichen kupferroten Haar. Sie ist von ihrem Handel ganz hingenommen.

Kann ich denn den Kamm nicht kaufen? sagt sie.

Was willst du damit? fragt Kornelius. Es ist ja ein gelber Kamm, der paßt nicht für dich.

Ja, aber er hat einen roten Stein.

Kornelius legt den Kamm weg.

Dann will ihn Theodor wohl jemand schenken? sagt Daverdana gerade heraus.

Theodor hört dies und ändert seine Absicht. Vielleicht will er zeigen, daß er ein großer Mann ist, und daß ein Haarkamm mehr oder weniger von geringer Bedeutung für ihn ist; vielleicht fürchtete er auch Daverdanas Zunge, denn diese konnte manchmal ebenso ungezähmt sein, wie die ihres Bruders Julius.

Ja, ja, gib ihr den Kamm! ruft er.

So konnte also Daverdana den Kamm mit der roten Glasperle kaufen.

Unsere Firma tut alles, um ihre Kunden zu befriedigen, sagt Theodor zu Willatz. Wir finden, daß dies auf die Dauer das beste Verfahren ist. Und ich möchte Sie bitten, sich mein Verlangen einige Zeit zu überlegen. Nach dem, was Sie hier sehen, ist es ja von Rechtsanwalt Rasch die reine Bosheit, wenn er einen Konkurrenten hierher setzen und meinen florierenden Handel ruinieren will.

Theodor redete immer weiter. Einige junge Mädchen scharten sich um ein gelbes Kleidungsstück aus Schweizerseide mit schwarzer Schleifengarnitur und goldenen Quasten, ein wahres Prachtstück, ein Blendwerk, luftig und dünn wie ein überirdischer Mantel aus Seidenpapier, aber doch für den Gebrauch außerhalb des Hauses gemacht. Ein Mädchen, das Zahnwehs halber ein wollenes Tuch um den Mund gebunden hatte, wollte das Kleinod haben; aber die anderen rieten ihr davon ab, denn der Mantel sei furchtbar teuer, und er sei auch, gerade herausgesagt, etwas zu vornehm   was denkst du denn, Florina? Aber Florina hatte wohl ihre eigene Ansicht darüber, und was den Preis betraf, so machte sie kein Geheimnis daraus, daß sie den gut bezahlen könne, ja sogar noch mehr. Sie schob das wollene Tuch von ihrem Mund zurück und fragte: Wann trägt man denn so einen Mantel?

Kornelius mußte über sie lachen. Wann man einen Mantel trage? Das sei doch ganz gewiß keine Nachtjacke, ein gelbseidener Mantel sei für den Sommer, wenn die Wintermäntel zu warm seien, und dieser Mantel hier sei von ganz besonderem Schnitt, wie ihn die Damen jetzt trügen.

Danach hat sie ja gar nicht gefragt! warf Theodor in seiner Wichtigtuerei ein. Ich nehme an, daß du wissen willst, wann du den Mantel tragen könnest, Florina! Nun, du kannst ihn jederzeit tragen, wenn du nicht gerade zum Abendmahl gehst, wo du in Schwarz sein mußt. Aber sonst kannst du ihn jederzeit tragen. Es ist ein elegantes Stück, und du bist die einzige in der Gegend, die einen solchen Mantel hat.   Aber wollen Sie wirklich nicht hereinkommen, Herr Holmsen?

Schließlich wird Willatz von den Männern am Weintisch wahrgenommen, und einer nach dem andern kommt herbei, ihn zu begrüßen und ihm die Hand zu geben. Willatz muß stehenbleiben, und es ist gut, daß er Handschuhe anhat. Sie reden von seinem Vater, ein großartiger Herr in seiner Art, etwas heftig, aber im selben Augenblick wieder gut, ein Herr. Sie hätten den Herrn Leutnant oft gegrüßt, und er habe den Gruß erwidert und mit dem Kopfe genickt. Er sei immer geritten, und sein Pferd sei braun gewesen mit einer gelben Mähne. Und seine Mutter, die gnädige Frau, habe in der Kirche gesungen, einen solchen Gesang habe man seither nie wieder gehört. Und das Segelfosser Gut, o, da habe man hinkommen können, und es sei einem geholfen worden, jawohl, so sei es gewesen. Und nun habe Gott alle beide abgerufen  

Wenn wir einen Streifen Land vom Laden bis zum Bootshaus bekämen, dann wären wir gerettet, sagt Theodor.

Und nun ruhen sie in ihrem Grabe, sagen die Männer. O ja, so geht es mit uns Menschen. Und Euch selbst. Euch geht es wohl gut?

Willatz nickt den Leuten zu und geht. Er hatte fast kein Wort gesprochen. Nun ging er nach der Ziegelei in die zwei Stuben, die ihn während einer eifrigen Arbeit beherbergen sollten, einer großen Arbeit. O, er hatte nicht im Sinn, hier zu sein und sich vom Morgen bis zum Abend durch Müßiggang auszuzeichnen, sondern er wollte ordentlich schaffen! Der Flügel war schon hergebracht worden, seine Kleider hatte Pauline aus den Koffern genommen, die Manuale und das Trapez waren noch vom vorigen Male da, alles war in Ordnung. An den Wänden hingen Flinten und Revolver, Angelruten und Messer, seltene Musikinstrumente, Flöten, Okarinen, Muscheln mit Löchern darin, ja allerhand Muscheln, auf denen man musizieren konnte. Jetzt nahm Willatz selbst den Rest seiner Sachen aus den Koffern heraus; er hatte die verschiedensten Nagelbürsten mitgebracht und drei Dutzend Paar seidene Socken und andere Dinge, die es wohl wert waren, getragen zu werden. Einige Gegenstände aus Onyx sollten auf dem Tisch ihren Platz finden, ein Flakon aus gelbem Eisglas paßte nicht zu dem übrigen und mußte auf einem Wandbrett vorliebnehmen. Er hatte auch Zeichenutensilien mitgebracht, ja auch Pinsel und Farbentuben, warum auch nicht? Seine Mutter hatte gewiß auch gezeichnet, das gehörte wohl dazu. Schließlich war alles wohl geordnet, jedes Ding stand auf seinem Platz, und Willatz nahm die Zimmer in Gebrauch, die beiden Zimmer seines Vaters, in denen Jung-Willatz spielen und komponieren und wie wütend arbeiten wollte. Und wenn es hier nicht ging, dann ging es nie.


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