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Die Stadt Plock an der Weichsel hatte 3000 Einwohner, von denen ein starkes Drittel aus Juden bestand. Es war eine richtige, trostlose Verbannung, zu der Hoffmann verurteilt worden war. Mittwochs und Sonnabends kam die Post an. Es waren die mit Spannung erwarteten Tage. Dienstags und Freitags versammelten sich die Beamten der »Neuostpreußischen Regierung« vormittags im Kollegiengebäude als hohe Behörde, abends als »Plocker Ressource« in der einzigen Kneipe des Orts. Beide Male unter dem Vorsitz des Präsidenten von Bayer, der seine Beamten mit Vorliebe kujonierte. Hoffmann indessen errang sich bald durch rasche und schnelle Arbeit die besondere Vorliebe des strengen Vorgesetzten. Sonst bot der Ort dem Verbannten nichts. Bei einem Regierungsrat Reichenberg wurde schauderhaft Quartett gespielt. Später schrieb Hoffmann einige Kirchenmusik für umliegende Klöster. Es war ein Aufenthalt schauerlicher Öde für den regen Geist, der bereits den Aufenthalt in Posen als Verbannung empfunden hatte. Seine Stimmung war denn auch durchweg eine trostlose Niedergeschlagenheit. Dennoch war die Plocker Zeit für ihn wichtig. Hier begann er seine musiktheoretischen Kenntnisse gründlich zu vermehren, so daß er kurze Zeit darauf in Warschau als vollkommen durchgebildeter Musiker auftreten konnte, und von hier aus glückte ihm auch der erste Vorstoß in das Gebiet der Literatur.
In einem kleinen polnischen Grenzstädtchen, das ehemals von den Preußen in Besitz genommen, waren die einzigen deutschen Offizianten ein alter invalider Hauptmann, als Posthalter angestellt, und der Akziseeinnehmer. Beide kamen jeden Abend auf den Schlag fünf Uhr in der einzigen Kneipe, die es an dem Orte gab, und zwar in einem Kämmerchen zusammen, das sonst niemand betreten durfte. Gewöhnlich saß der Akziseeinnehmer schon vor seinem Kruge Bier, die dampfende Pfeife im Munde, wenn der Hauptmann eintrat. Der setzte sich mit den Worten: »Wie geht's, Herr Gevatter?« dem Einnehmer gegenüber an den Tisch, zündete die schon gestopfte Pfeife an, zog die Zeitungen aus der Tasche, fing an, emsig zu lesen, und schob die gelesenen Blätter dem Einnehmer hin, der ebenso emsig las. In tiefem Schweigen bliesen sich beide nun den dicken Tabaksqualm ins Gesicht, bis auf den Glockenschlag acht Uhr der Einnehmer aufstand, die Pfeife ausklopfte und mit den Worten: »Ja, so geht's, Herr Gevatter!« die Kneipe verließ. Das nannten denn beide sehr ernsthaft: Unsere Ressource.
(Aus den »Unterhaltungen der Serapionsbrüder«, 1. Abschnitt.)
Nicht viel anders als hier geschildert, mögen sich unzählige Abende der Plocker Ressource abgespielt haben. Einen entscheidenden Anstoß gab eines Tages eine Postsendung, die Hoffmann von Minnas Bruder, seinem »jovialischen Vetter« aus Berlin, erhielt. Sie bestand aus einigen Nummern von Kotzebues »Freimütigem« und Spaziers »Eleganter Welt«. »Der Freimütige« regte den Verschlagenen in dreifacher Hinsicht an. Zunächst war es eine Anzeige des Züricher Musikverlegers Nägeli, der alle fähigen und würdigen Künstler zur Mitarbeit an seinem » Repertoire des Clavicinistes« aufforderte und um Einsendung von Klaviersolos in großem Stil, von großem Umfang, in mannigfaltigen Abweichungen von der gewöhnlichen Sonatenform ersuchte. Hofsmann beschloß natürlich sofort, an dieser Konkurrenz teilzunehmen und komponierte eine »Große Phantasie für Klavier«. Wenn er auch mit dieser Komposition keinen Erfolg hatte, so kam er doch durch deren Einsendung mit Nägeli in Verbindung, und späterhin wurden wirklich Kompositionen von ihm in das » Repertoire des Clavicinistes« aufgenommen.
Ferner regte ihn ein Aufsatz im »Freimütigen« über die Verwendung des Chors in Schillers »Braut von Messina« zur Abfassung einer längeren Abhandlung über dasselbe Thema an. Es wurde das »Schreiben eines Klostergeistlichen« seine erste von einer Zeitschrift angenommene und gedruckte Arbeit. Die wichtigste Anregung aber kam ihm von Kotzebues Preisausschreiben für das beste deutsche Lustspiel. Er schrieb umgehend ein Lustspiel »Der Preis«, das zwar nicht den ausgesetzten Preis von 100 Friedrichsdor erlangte, ihm aber immerhin eine Anerkennung seines dramatischen Talents einbrachte.
Als ich im Freimütigen die das Repertoire des Clavicinistes betreffende Anzeige las, bestimmte mich die humane, die echte Vorliebe für die Kunst verratende Art, womit Sie die noch unbekannten Komponisten auffordern an dem Werke teilzunehmen, sogleich Ihnen meine Beiträge anzubieten. Mein musikalischer Wirkungskreis waren bis jetzt einige Klöster, für die ich Messen und Vespern setzte, welche mit Beifall aufgenommen wurden. Das Klavier ist mein Hauptinstrument, die Kompositionen dafür blieben solange in meinem Pulte, weil ich mir selbst ein strenger Kritiker bin, und weil Verleger von gewöhnlichem Schlage mit Leuten ohne ausgebreiteten Ruf nichts zu tun haben mögen – der Wert der Arbeit tut nichts zur Sache, nur der Name entscheidet. – Die Fantasie, welche ich Ihnen anbei übersende, erfüllt die in der oben erwähnten Anzeige aufgestellten Bedingnisse.
Es ist ein von der gewöhnlichen Sonatengattung abweichendes nach den Regeln des doppelten Contrapunktes gearbeitetes Klavierstück von größerem Umfange.
Sollten Sie einigen Gefallen an meiner Komposition finden, welches mich, da Sie gewiß selbst Kenner und vorzüglicher Tonkünstler sind, innigst freuen würde, so bin ich erbötig noch mehr Beiträge zu liefern, indessen ist der Arbeiter des Lohnes wert und da Sie den Komponisten ein angemessenes Honorar versprochen haben, so überlasse ich es Ihrer Diskretion wie Sie die Fantasie im Fall der Aufnahme vergütigen und welche Norm Sie in Ansehung des Honorars für künftige Arbeiten bestimmen wollen.
Ich bitte auf das inständigste um baldige Antwort, welche ich so wie das Honorar für die Fantasie unter der äußeren Adresse
An den Kammergerichts-Referendarius Doerffer in
Berlin Leipziger Straße Nr. 66
nach Berlin zu senden bitte.
Ich empfehle mich Ihrem Wohlwollen und habe die Ehre zu sein pp
Warschau, den 9. August 1803.
Giuseppe Dori
Konzept
(Mit dem »Schreiben eines Kloster-Geistlichen«)
Ew. Wohlgeboren erhalten in der Anlage den Brief eines Kloster-Geistlichen an seinen Freund in der Hauptstadt, worin wie ich glaube mit nicht ganz mißlungener Ironie das Übersehen eines wichtigen Umstandes bei dem Einführen des griechischen Chors auf unsrer Bühne gerügt, und welcher für den » Freimütigen« bestimmt ist. Da die Schriftsteller, welche Beiträge zum »Freimutigen« liefern wollen, ausdrücklich an Ew. Wohlgeboren gewiesen sind, so bitte ich Sie ergebenst für das Einrücken jenes Aufsatzes in die genannte Zeitschrift gefälligst zu sorgen. Der Verfasser, der unbekannt zu bleiben wünscht und diese Anonymität bei dem harmlosen Scherze jenes Aufsatzes wohl behaupten kann, empfiehlt sich dem Wohlwollen des ... Herrn. v. K. und unterzeichnet sich als
Ew. Wohlgeboren gehorsamsten
W. d. 19. August 1803.
G.D.
und frägt an, ob es ihm vergönnt sei, noch mehr Beiträge über artistische Gegenstände einzusenden, welche Frage er im Freimütigen beantwortet zu sehen wünscht.
Konzept
(Mit dem Lustspiel »Der Preis«)
22. September 1803.
Der Verfasser des beiliegenden Lustspiels »Der Preis« wählte unter mehreren Plänen, die ihm vorschwebten, den einfachsten, und die Ausführung führte die einfachen Charaktere von selbst herbei; ob es ihm gelang doch das Ganze interessant zu machen, ist eine Frage, die der Aeropag, welcher zu Michaelis d. J. die armen Musensöhne, welche um den ausgesetzten Preis rangen, richtet, zu entscheiden haben wird.
Kann indessen »Der Preis« auch nicht den Preis erringen, so wird es dem Verfasser, an hundert Meilen von der Residenz entfernt, doch große Freude verursachen, wenn Ew. Hochwohlgeboren seinem Machwerk einige Aufmerksamkeit schenken, er hofft sogar jetzt einiges Licht darüber zu erhalten,
quid valeant humeri aut ferre recusent,
da er schon feit mehreren Jahren in einer Einöde von dem Throne der Kritik weggebannt ist und, da er den Dämon der Eigenliebe wohl kennt, über sich selbst zu seiner Qual in völliger Ungewißheit lebt.
Nachschrift wegen des Ausdrucks Szene und Auftritt, dabei befand sich noch der Zusatz »sollte das ganz« Werk für einen Schreibfehler geachtet werden, so widmet es der Verfasser demjenigen aus dem Areopag, der Locken oder gelocktes Haar trägt – es ist schönes weiches Papier.«
Den 1. Oktober 1803: Vorgestern faßte ich den Entschluß endlich einmal, wie ich's mir schon so lange vorgenommen hatte, wirklich ein reguläres Tagebuch zu halten und setzte den Termin zum Anfangen auf heute an. – Eigentlich dacht' ich recht jovialisch anfangen zu können voll Vergnügen über die erhaltene Freiheit, der Umstand, daß heute der erste, war mir Nebensache – aber der schwarzgesiegelte Brief aus Berlin enthielt die Nachricht, daß der Onkel in der Nacht vom 24. auf den 25. September an der Lungenentzündung gestorben ist. – Die Tränen sind mir nicht ausgebrochen – auch hab' ich nicht geschrien vor Schrecken und Schmerz, aber das Bild des Mannes, den ich ehrte und liebte, steht mir immerwährend vor Augen – es verläßt mich nicht. – Den ganzen Tag ist mein Inneres im Aufruhr gewesen – meine Nerven sind so gespannt, daß ich über jedes kleine Geräusch zusammenfahre. –
Ich habe übrigens das letzte Vasengemälde mit Anstrengung gezeichnet – es ist geraten.
Guter Gott, warum mußte gerade der Onkel in B. sterben, warum nicht lieber – – – – – – – – –
In voriger Woche klopfte Nachts einmal etwas an die Türe – meine Frau behauptete der Onkel habe Abschied genommen – heute bin ich geneigt so etwas zu glauben, und mich mit allen Schwärmern hinter Hamlets Ausspruch zu stecken. – Meine Sache scheint übrigens gut zu stehen, da Schmettau zu meiner Versetzung viel Hoffnung gegeben hat! –
Wie lange ist mir schon Hoffnung gegeben! – Ich sehe heute alles durch den Trauerflor. – Des Onkels Tod hat mich ganz verstimmt – ein schlechter Anfang – doch non olim sic erit. – Meine Frau ist zu Bette gegangen, und mich wandelt eine Kinderfurcht an im öden Zimmer. – Das nenn' ich schwach sein. – Ich wünschte es wäre schon Morgen. – Liegt nur erst eine Nacht zwischen einem solchen Inzidentpunkt und der Fortsetzung des Lärmens um nichts – der elenden Farze aus der denn doch alles menschliche Treiben und Tun besteht, so gewinnt die Ansicht der Dinge wieder ein günstigeres Kolorit. – Ich wette, daß die folgende Seite besser klingen wird. –
Wenig Freude hatte der alte Mann doch im Leben – er hat sich offenbar zu Tode referiert – das war die Belohnung für langjährige Dienste. – Oh, das Justizfach hat eine ganz faule Einrichtung: je älter man wird, desto mehr Arbeit – recht eulenspiegelmäßig. – Wenn's angeht, werd' ich doch noch Konzertmeister oder –
Sonntag, den 22. Oktober: Heute vormittag hörte ich bei den Norbertiner Nonnen eine Messe – die Musik war brillant gesetzt – sie heulten aber wie die Uhus – das Incarnatus aus G.-Moll war sehr gut gesetzt. – Die Nonne sang nur einigermaßen so, daß man daraus klug werden konnte und es wirkte schon gewaltsam auf mich. Was werde ich empfinden, wenn ich die Schik, die Marketti – wenn ich wieder eine Messe in Dresden hören werde! – es wird nicht zum Aushalten sein, ich werde weinen wie ein Kind! – Mittags bei Hiltebrandt – viel von der Versetzung gesprochen – er affichiert es sehr geheim zu halten! – Nachmittags dem Kusin und Focken einen de- und wehmütigen Brief geschrieben – den ganzen Abend läppischerweise in Wieglebs »Magie« gelesen und mir vorgenommen, einmal, wenn die gute Zeit da sein wird, zu Nutz und Frommen aller Verständigen, die ich bei mir sehe, ein Automat anzufertigen! – Quod des bene vertat! – Was nehme ich mir alles vor! – Noch ein guter Gedanke! – Mit meinen musikalischen Ideen geht's so wie mit Savonarolas, des Märtyrers zu Florenz, dessen Geschichte ich in diesen Tagen las, Eingebungen: – Erst schwirrt's mir wild im Kopfe herum – dann fange ich an zu fasten und zu beten, d. h. ich setze mich ans Klavier, drücke die Augen zu, enthalte mich aller profanen Ideen und richte meinen Geist auf die musikalischen Erscheinungen in den vier Wänden meines Hirns – bald steht die Idee klar da – ich fasse und schreibe sie auf wie Savonarola seine Prophezeiungen. – Ob's nur andre Komponisten auch so machen mögen? – Ich bin doch sehr verstimmt. –
Ich muß wahrhaftig an Hippel schreiben!
Den 3. Oktober: – Ein erbärmlicher Tag in jeder Hinsicht. – Vor- und Nachmittag bis zehn Uhr gearbeitet wie ein Pferd – gewühlt in staubigen Akten. Die Arbeit ist jetzt in der Flut begriffen, und es wär' ein ganz eigner Treffer wenn mich jetzt ein Versetzungsreskript mit einem Ruck aus dieser Flut zöge! – Nachmittags war ich eine Stunde bei Reichenberg, zog ihm Saiten aufs Klavier und spielte ihm die neue Messe vor – es will ihm nicht zu Leibe, doch tat er entzückt als ich ihm das Benedictus spielte. –
Wann werde ich Dich wiedersehen mit Deinem blassen Gesichte – mit Deinem innigen Gefühl Dich wieder spielen hören, guter Hampe! –
Beim Himmel, ich bin so abgespannt, so prosaisch geworden durch die verfluchten Akten – ich könnte heute keinen Walzer setzen! –
Ich will noch etwas Noten schreiben und dann zu Bette gehen. – Ich bemerke, daß das Tagebuch immer kürzer wird – ganz einschrumpfen in ein Nichts soll es nicht! –
Plock, Oktober 1803.
Mein einziger teuerster Freund!
Du bist seit langer finstrer Zeit der erste, der aufgehen läßt die Sonne der Hoffnung über den Ungerechten! – Es ist über alle meine Erwartung, daß Schleinitz sich so warm für mich interessiert hat, und mir ein neuer bündiger Beweis, daß er der vortreffliche Mann ist für den ich ihn immer hielt. Wäre er dieses nicht, so würde er, ohne weiter das, was er sonst Gutes von mir wußte, zu berücksichtigen, mit dem Strome mitgeschwommen sein und den nicht Gehörten verdammt haben. Daß ich freilich meiner eignen charmanten Person nicht allein jene Protektion zuschreibe, sondern daß Du dabei sehr ins Spiel kommst, versteht sich wohl von selbst. S.' Einfluß zeigt sich schon, denn S. hat dem Cousin D. bei Gelegenheit eines Gesprächs über mein Exil cum annexis viel Hoffnung zu meiner baldigen Versetzung gemacht. – Der Onkel in Berlin wird mich nicht mehr sehr empfehlen, er ist, wie Mercutio bei Shakespeare sagt, ein stiller Mann geworden; in der Nacht vom 24. auf den 25. September starb er an einer Lungenentzündung! –
Werd' ich wie ich es wünsche und hoffe jetzt bald versetzt, so wollt' ich Dich gern noch vorher besuchen und erwarte von Dir Bestimmung der Zeit und des Wie's der Überkunft. – Hast Du etwa ein paar Ackerpferde übrig, die Du nach Thorn oder sonst wohin schicken kannst, so wär's mir lieb. Schwer bin ich nicht wie Du weißt, und wenn ich auch noch drei Schlafmützen, ein Paar Pantoffeln und einen Schlafrock mitnehme, so würden doch die ältesten schwächsten Glieder Deines Gestüts, die freilich nicht, mit dem Fähndrich Pistol zu reden,
Schindmähren Asiens, die nur des Tags dreihundert Meilen laufen
mit mir wie der Blitz davonrennen. – Du siehst, daß ich darauf erpicht bin Dir einen Besuch abzustatten, und zwar soll diese Zusammenkunft ein Friedenskongreß sein – Allianztraktate für künftige Operationen sollen geschlossen werden, denn ich schwöre Dir's, daß ich von unsern alten Plänen nicht ablasse. Im Hintergründe steht, wie auf Rederns Landgute im schlesischen Gebürge die Schneekoppe, ich mag hinsehen wo ich will. –
Ich bitte Dich herzlich und innig, Dein Augenmerk darauf zu richten, daran zu denken, was wir noch sehen, erfahren, lernen, was wir noch einsammeln können für die ganze Lebenszeit! – Wir werden ja zu gleicher Zeit 30 Jahre alt, und das ist ja Dein terminus, es soll auch der meinige sein!
Du schreibst, daß Du unter niedern Gesträuchen wandelst und Dich zu ihnen herabbeugen mußt – ich wandle hier in einem Sumpf unter niederm Dorngesträuch, welches mir die Füße wund ritzt – in ehrbarer Gesellschaft kann ich nicht so erscheinen, ohne mich vorher entsetzlich zu waschen von wegen des Sumpfs, der mir sogar die Hosen naß gemacht hat. – Es ist abscheulich! – Welch eine Anstrengung es kostet in diesem Sumpfe nicht totaliter zu versinken, kannst Du Dir denken!
Werde ich nur nicht zu sehr vom Präsidenten qua Packesel behandelt, dem man aufbürdet, daß er unter der Last verseufzt – so geht's in meinen vier Wänden ganz gut her. Die Akten werden in die Nebenkammer geworfen, und dann zeichne, komponiere und dichte ich wie's kommt, freilich alles nur schlecht, aber desto mehr Vergnügen macht mir's, denn es ist ein psychologisches Phänomen, daß die schlechten Künstler und Dichter sich am allermeisten über ihre Mißgeburten freuen – den großen Dichtern machen die Amorinos, welche sie zur Welt befördern, lange nicht soviel Freude! – Ich sehne mich herzlich nach Dir, daß ich manchmal ungeduldig werde über den Schneckengang der Angelegenheit in Berlin. – Was haben wir uns alles zu sagen! – Ich wollte Dir erst viel schreiben, aber es geht heute nicht – ich muß diesen Augenblick in die Pupillensession laufen und habe noch nicht einmal alles dekretiert. –
Dieser Brief ist eine flüchtige Skizze meines fröhlichen Gemütszustandes – es folgt noch baldigst eine zierliche Epistel, – bin ich wirklich versetzt, ein Juchheisa! womöglich in Jamben, welche mir seit einiger Zeit sehr gut gelingen. – Auch Verse – gereimte nämlich – sonettenmäßig – auch auf einen Endreim, das ist wie Shakespeare sagt
der wahre Butterfrauentrab wenn sie zu Markte gehen! –
Ich stelle Dir anheim diesen Brief für humoristisch zu halten, weil ich dreimal den Shakespeare allegiert habe. – Meine Frau küßt Dich herzlich – meine Kinder sind gesund und vorzüglich still und artig – ich habe sie alle in petto – Adio mein einziger lieber Freund
Ewig ewig
Dein H.
Ehrfurchtsvoll küsse ich Deiner Frau die Hand. Empfiehl mich S. sehr, wenn er noch da ist.
Den 8. Oktober: Wieder ein Posttag und wieder getäuscht in meinen Erwartungen! – Es ist mir zuweilen so, als würd' ich einen recht harten abweisenden Kabinettsbrief erhalten und darauf einen gewaltsamen Entschluß fassen! – Worin wird dieser bestehen? – Ich mag niemanden den Tod wünschen, aber warum mußte der Onkel in B. zu früh für Familie und Freunde sterben und der ältere Bruder – einsam – verlassen, ein Hagestolz, an dessen Dasein nichts hängt, der in keinem Fache etwas leistet, der sich ennuyiert, sowie er morgens aufsteht, bis er punkto neun Uhr abends wieder schlafen geht, warum mußte dieser leben bleiben? – Wäre er gestorben, so hätt' ich ihn wahrscheinlich beerbt, und vielleicht hätte ich denn nicht den lyrischen Traum des wirksamen freien Künstlerlebens realisieren können. Ich hätte das unerträgliche Joch abgeschüttelt und wäre nach meinem Eden gezogen! – Wann werde ich wieder in den paradiesischen Gefilden wandeln! – Wann werde ich Dresden wiedersehen!
Ich bin heute so verstimmt, so verdrießlich, daß mir nichts gelingen will! – Ich war solange nicht mit Arbeiten überhäuft und konnte viel für die Kunst tun, das war der einzige Vorzug des Exils. Auch das hat jetzt aufgehört! –
... Hätte ich doch nur erst Nachrichten aus der Schweiz. – Ist Nägeli bereit die Phantasie stechen zu lassen, so ist viel für meine musikalische Laufbahn geschehen. – Ich quäle mich mit einer Idee zum Trio für Fortepiano, Violine und Cello – meines Bedenkens nach werde ich in diesem Genre etwas leisten – Haydn soll mein Meister sein – so wie in der Vokalmusik Händel und Mozart. –
Ich schließe mit einem Stoßseufzer, der meine tägliche Litanei ist.
Wann werde ich die Freiheit erhalten! –
Sonntag, den 16. Oktober: – Wann werde ich mehr als das ewige tote Einerlei hier wiederholen dürfen. – Die Kindergruppe hab' ich fertig komponiert.
– Ob ich wohl zum Maler oder zum Musiker geboren wurde? – Ich muß die Frage dem Präsidenten B. vorlegen oder mich bei dem Großkanzler darnach erkundigen, die werden's wissen ...
Den 17. Oktober: Gearbeitet den ganzen Tag!
– O weh! – ich werde immer mehr zum Regierungsrat. – Wer hätte das gedacht vor drei Jahren. – Die Muse entflieht – der Aktenstaub macht die Aussicht finster und trübe! – Das Tagebuch wird merkwürdig, weil es der Beweis der ungeheuern Erbärmlichkeit ist, in die ich hier versinke. – Wo sind meine Vorsätze hin! – wo meine schönen Pläne für die Kunst? –
Allmächtiger B. – bitte für mich! – hebe mich weg aus diesem Jammertal in das Paradies an den Ufern der Elbe – oder laß mich den Rhein, wie Mosen das gelobte Land, aus der Ferne sehen!
Den 26. Oktober: Mich zum erstenmal gedruckt gesehen im »Freimütigen« – habe das Blatt zwanzigmal mit süßen liebevollen Blicken der Vaterfreude angesehen – – frohe Aspekten zur literarischen Laufbahn! – Jetzt muß was Witziges gemacht werden!
Den 17. November: ...
... Herr Nägeli hat mir gesagt woran ich bin. – Sonderbar genug, daß ich an demselben Tage, an welchem ich von der Miserabilität meiner Kompositionen überzeugt war, den Mut hatte, eine Andante zu setzen! –
Jetzt will ich ein Buch machen!
Plock, den 10. Dezember 1803.
...Du kannst mir jetzt nicht helfen, das ist sehr schlimm – es gehört zu den Streichen des bösen Genius, der mich verfolgt, seit ich aus Berlin bin. Ist es indessen mit Deinem Anerbieten, mir das Verlangte in drei Monaten zu schaffen, Ernst, woran ich nicht einen Augenblick zweifle, so ziehst Du mich doch mit einem Ruck aus aller Verlegenheit, und setzest mich in die Lage, daß mir nicht noch das Bißchen armseliger Lebensgenuß, welches ich hier dann und wann mit Mühe erhasche, durch Sorgen der bittersten Art verkränkt wird.
Um einer jugendlichen Sottise willen, von der mein Anteil nicht einmal feststeht, muß ich auf alles, was mir lieb und teuer ist, Verzicht tun! – Mein Sinn für die Kunst ist hier so hors de saison, daß ich überall damit anstoße und mich verwunde. – Die Malerei habe ich ganz bei Seite geworfen, weil mich die Leidenschaft dafür, hinge ich ihr nur im mindesten nach, wie ein griechisches Feuer unauslöschlich von innen heraus verzehren könnte – ich würde vielleicht zur großen Erbauung der Umstehenden mit einem Male wie jene Prinzessin im Märchen, die mit dem Salamander kämpfte, der ihr einen unsichtbaren Feuerbrand ins Herz warf, in ein Aschenklümpchen zusammenfallen! – Die Musik mit ihren gewaltigen Explosionen ist mehr ein Theaterdonnerwetter – ein feuerspeiender Berg von Gabrieli (jene Kunst ein Vesuv in natura) – man kann sich mit ihr ohne Gefahr vertrauter machen, darum habe ich sie zu meiner Gefährtin und Trösterin erkieset auf diesem dornigen, steinigen Pfad! – Im Ernst, lieber Freund, – in dieser Abgeschiedenheit steige ich herab oder lieber hinauf in die unbesuchtesten Regionen, wo die Muse ihren geweihten Jüngern das Buch ihrer Geheimnisse aufschlägt. In Prosa soviel: ich studiere mit Eifer die Theorie der Musik, und dieses Studium, sowie der Umgang mit meiner Frau, die sich, Dank sei es dem Schicksal! meinem Anachoretenleben ganz anschmiegt, ist das Einzige, was mir zuweilen Augenblicke des Lichts gewährt ...
... Meine Korrespondenz mit Berlin stockt, – ich bin ohne alle Nachrichten. – Weder Beyme noch Schleinitz haben geantwortet, auch Focke schweigt, schweigt auf zwei lamentable Sendschreiben; alles dieses sind sehr traurige Aspekten! – Hat Dir wenigstens nicht Schleinitz geschrieben, inwiefern sich Beyme meinen Wünschen geneigt gezeigt hat, oder nicht. – Die wegwerfende Art, womit man mich – laufen läßt, kränkt mich unbeschreiblich, und legt noch ein bedeutendes Gewicht zu den Übeln, die mich hier zu Boden drücken. – Durch Dich kann ich wenigstens erfahren, ob mein Versetzungsplan total gescheitert oder ob noch einige Hoffnung da ist ...
Sonntag, den 1. Januar 1804: – – –
Zwei für mich wichtige Dinge geben jetzt bald meinem zu einfachen Leben einen neuen Schwung – die mir angebotene Versetzung nach Warschau, welche ich angenommen habe, und der Tod der alten Tante in Königsberg, der mich vielleicht zum vermögenden Mann gemacht hat. – Wie wird nun alles werden? – Wie weit werde ich mit meinen weitschichtigen Plänen für das Künstlerleben in diesem Jahre kommen? – Hampen hab' ich zum Neuen Jahr die Sonate aus As-Dur geschickt! –
Den 4. Januar: ... Ich dachte heute gewiß Briefe aus K. zu erhalten. – Alle meine Pläne hängen ja von diesen Nachrichten ab – es ist unangenehm so in der Erwartung zu hängen. –
Den 5. Januar: ... Übermorgen müssen Nachrichten aus K. eingehen, hoff ich!
Den 6. Januar: ... Ungeheure Gespanntheit des Abends. – Alle Nerven exziziert von dem gewürzten Wein – Anwandlung von Todes-Ahndungen – Doppelt-Gänger. –
Den 10. Januar: Session – Abends in der Ressource – mit Bachmann und Hiltebrandt Kaviar gegessen und mit Lange Bischoff getrunken – es war sehr lächerlich, als Gesetze vorgeschlagen wurden. – Der große Bär wünschte dies und das mit einer Miene und einem Akzent, der es leicht macht, dem Worte Wünschen die rechte Deutung zu geben. – »Ich bin der große Bär, und wer meine rauhe Tatzen nicht fühlen will, fliege meine Befehle auszurichten«. – In der schlaflosen Nacht beschäftigte ich mich mit lauter Gedanken an die Reise – schlummerte ich ein, so träumte ich von Hampen. – Wäre ich nur erst aus dem verdammten Loche. –
Den 11. Januar: – Auch heute keine Nachrichten aus K.! – Das Ding fängt mir an verdächtig zu werden – es macht mich unruhig; das nenn ich einen Zustand der Spannung! – In vier Wochen, hoff ich muß alles entschieden sein; länger wär's auch nicht auszuhalten! –
Den 18. Januar: Das Testament ist gekommen! – Nichts, gar nichts! – Alle Pläne gescheitert – es muß was Großes ausgeführt werden – ich reise nach K. – 100 Reichstaler von Hiltebrandt. – Abends in der Ressource Urlaub genommen!
Den 24. Januar: In Königsberg angekommen, nachts 12 Uhr, eigentlich also den 23. –
25., 26., 27., 28., 29., 30. imb 31.! Ohe! Ohe!!!!
Die Hoffnung auf die Erbschaft war fehlgeschlagen wie bereits beim Tode der Großmutter Voeteri. Die Schulden wuchsen Hoffmann über den Kopf. Das Gehalt war klein, die Familie hatte sich durch eine Nichte der Frau vergrößert. Die Abgeschiedenheit des Orts verlockte Hoffmann zum erstenmal zum Genuß von Stimulantien, die er zum Arbeiten brauchte. Wenn er in sein Tagebuch hineinschrieb: »Es muß was Großes ausgeführt werden«, so dachte er an eine größere Anleihe bei dem O-weh-Onkel, der jetzt Herr des gesamten Doerfferschen Familienvermögens geworden war. Kurz entschlossen reiste Hoffmann nach Königsberg ab, um wenigstens einen Teil des vergeblich erwarteten Geldes durch Pump an sich zu bringen. Diese Absicht scheint er erfolgreich ausgeführt zu haben.
In Königsberg, das er zum letztenmal in seinem Leben besuchte, hörte er Konzerte und Theater. Wie früher, las er in des Onkels Bibliothek herum und langweilte sich. Nur ein erschütterndes Erlebnis hatte er, gerade an dem Tage, da Kants Tod die Welt in Aufregung setzte: er sah Malchen Hatt, die Tochter der einstigen Inamorata. Cora Hatt selbst war gestorben.
Den 13. Februar 1804: – Ein kleiner Vorfall! – nein kein kleiner Vorfall – ein Ereignis – wichtig für Kopf und Herz hebt den heutigen Tag für seine tristen ältern Bruder heraus. – Ein junges blühendes Mädchen, schön wie Corregios Magdalena – gewachsen wie die Grazien der Angelika Kaufmann, stand nachmittags vor mir! – es war Malchen Hatt. – Sie hatte der Mutter Grazie – das Ideal meiner kindischen Fantasien von dem Vormals meiner Inamorata stand vor mir – eine süße unbekannte Wehmut ergriff mich – sie blickte mich mehrmals bedeutend an – gewiß war ich ihr nicht minder merkwürdig als sie mir – Die Mamsell Rink, die jüngere, introduzierte sie – der Onkel sprach unendlich lange von einem Begräbnis – vergebens rang ich darnach dem Gespräch eine interessante Wendung zu geben – das aufgeblühte Mädchen wollt' ich mit meinen Geistesarmen umranken – ich wollte sie unmerklich in die magischen Kreise meiner Imagination ziehen – einige emphatische Augenblicke hätten mich schadlos gehalten für das geisttötende Einerlei der vorigen Woche – aber es ging nicht – die Rink verdarb alles mit ihrem bleiernen Wesen – mit ihrer Langweiligkeit. –
Ich lese Rousseaus Bekenntnisse vielleicht zum 30. Male – ich finde mich ihm in manchem ähnlich. – Auch mir verwirren sich die Gedanken, wenn es darauf ankommt, Gefühle in Worte zu fassen! – ich bin sonderbar bewegt! – Der Toten sei hier ein Monument gesetzt! – Es ist lebendiger, wie sonst die Castra doloris zu sein pflegen, da statt des marmornen Todesengels auf jenen hier eine lebendige Grazie die Hauptrolle spielt. –
Das Kompliment zum Abschiede war höchst abgeschmackt – ich wollte zu viel sagen – bei gehöriger Muße rede ich wie oft auch im Traume am schönsten – ich mache auch wohl Impromptus, aber alles wie gesagt mit Muße! –
Am 15. Februar reiste Hoffmann aus Königsberg ab und blieb bis zum 20. Februar bei Hippel in Leistenau.
Plock, den 28. Februar 1804.
Mein lieber teuerster Freund!
Der Kreissteuereinnehmer in Strasburg war über alle Begriffe freundlich – kaum hatte ich ein Glas Franzwein eingeschlürft, als zwei tüchtige Pferde vor meinem Wagen angelegt waren. Der blauschenklichte Sohn des Tals, den der besagte Einnehmer zu meinem Achates gewählt hatte, brachte mich seiner Ordre gemäß, ohne zu ruhen und zu rasten, um halb sechs Uhr glücklich vor das Posthaus in Sierps, und meine Frau wollte eben den rechten Fuß dem linken, der schon im Bette stand, nachziehen, als ich um l0 ½ Uhr in die Stube trat. Die Meinigen (so schreib ich stolz, seitdem ich in meinem Hause mehrere Köpfe zähle) fand ich gesund und wohl; meine Frau war dem Porträt ähnlicher als je – – –
Plock ist dazu bestimmt, mich in einer mißvergnügten Stimmung zu erhalten. – Zwei Worte sind hinlänglich um Dir Alles zu erklären! –
Mein Versetzungsreskript ist noch nicht da, und ich muß arbeiten – arbeiten in der exaltierten Stimmung, worin mich Deine Gespräche, die Reise nach Italien und Deine Handskizzen von Perugino und Raffael gesetzt haben. – Ob Dir's auch so gut geht, weiß ich nicht, – aber auf mich hat unser Beisammensein diesmal mit besondrer energischer Kraft gewirkt; ich fühle mich emporgehoben über die Kleinigkeiten, die mich hier umgeben – eine bunte Welt voll magischer Erscheinungen flimmert und flackert um mich her – es ist als müsse sich bald was Großes ereignen – irgend ein Kunstprodukt müsse aus dem Chaos hervorgehen! – ob das nun ein Buch – eine Oper – ein Gemälde sein wird – quod diis placebit – meinst Du nicht, ich müsse noch einmal den Großkanzler fragen, ob ich zum Maler oder zum Musiker organisiert bin? –
Aber – um dem Dinge näherzukommen – gestern habe ich eine komische Oper gemacht und heute morgen – es war noch finster – ungefähr 5 Uhr – die Musik dazu. – Aufgeschrieben ist noch nichts, das wird auch wohl noch etwas länger dauern.
Unter andern! – Als ich die Preisaufgabe aufs beste Lustspiel im Freimütigen las (acht Wochen vor Michaelis ganz zufällig), fiel es mir ein, aus dieser Preisaufgabe selbst den Stoff zu einem Lustspiel herzunehmen; ich schmierte in aller Eile ein Lustspiel zusammen, nannte es den Preis und schickte es den Herren ein. Daß es den Preis nicht gewinnen würde, wußte ich wohl, daß mir die Herren aber entschiedene Anlage zum Lustspieldichter und eine vim comicam zugestehen würden, glaubte ich nicht. In dem Freimütigen (oder Ernst und Scherz) wirst Du die Rezension lesen. Da der Preis mein erstes, in aller Eil' zusammengeschriebenes Lustspiel ist, werde ich wohl noch nach Gelegenheit ein ziemlich drolliges Ding von komischer Oper zusammenschmeißen können. – Du mußt alles zuvor rezensieren, die Musik exzipiere ich, da Du noch nicht vollkommen gut den Kontrapunkt verstehst und auf Kirnbergers Kunst des reinen Satzes wenig hältst. – Nun ein Plänchen! – Der Riese Gargantua muß ausgearbeitet werden; sobald das Versetzungsreskript da ist, spendiere ich 2 rth. an eine Flasche Burgunder und fange an. – Wie wär's aber, wenn wir noch auf einige witzige Aufsätze dächten, und ein Taschenbuch für 1805 edierten? – es ist nur des Absatzes und der Kupfer wegen.
Ad vocem Kupfer – diese müssen durchaus satirischen Inhalts sein – denke darauf! – Ein paar Blätter Köpfe allenfalls so wie Voltaire. – Schreibe mir was Du von der Idee hältst – ich würde hoffen (ich zeichne alles selbst) ein gutes Honorar zu erhaschen und die gelehrte Welt mal zu einem Lachkrampf zu reizen.
Das Taschenbuch-Format allein begeistert mich schon, wenn ich daran denke, mit allerlei skurilen Ideen! – Die Wahl des Buchhändlers überlasse ich Dir, da Du ein Mann bist, der schon manches geschrieben hat, was gedruckt worden ist. –
Den Seume habe ich hier vorgefunden und ganz gelesen – er möge die Idee der italienischen Reise in Dir wach und rege erhalten – er ist wahrlich dazu geeignet.
Leb wohl, mein lieber teurer einziger Freund, und antworte mir bald. – Meine Frau grüßt Dich und die Deinige herzlich – ich küsse Deiner Frau die Hand – Adio. Ewig