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Im Palaste des Varus. Eine Halle, von Säulen getragen, nach dem Hintergrunde zu offen. Man sieht durch die Arkaden den fernen Waldsaum. Hart hinter der Halle Parkanlagen. Links ein hohes Portal, nach dem Gemache des Varus führend, mit einer kleinen Treppe versehen. Diese Treppe ist mit einem kostbaren Teppich belegt. Prachtvoller Sonnenschein bedeckt die Landschaft im Hintergrunde.
Segest kommt aus einer Tür rechts. Flavus aus dem Garten in die Halle. In der Mitte derselben treffen sich beide.
Flavus
Wohin so eilig, würdiger Segest?
Segest
hastig
Das Römerheer schreit nach Rache, wirr und wüst. Weißt du, was geschah?
Flavus
Wie sollt' ich?
Segest
Ein Mord! Ein Römermord! Weißt du, wer ihn begangen hat? – Hermann hat ein blutiges Schwert. Flavus beiseite nehmend Schaff dir eine Spürnase an, Flavus; die Luft ist schwül, und man kann das Unheil riechen wie den Blitz. – Schau hin nach Norden! Da droht ein Wetter. – Schau hin nach Süden! Da droht ein Wetter. – Schau hin nach Osten! Da droht ein Wetter. – Schau hin nach Westen! Die schwarzen Wolken bäumen dir entgegen. – Bei allen Göttern, Flavus, der schlafende Riese hat einen Finger bewegt, und ein Zwerglein starb. Sarkastisch Armer Numonius!
Flavus
Hört mich doch an!
Segest
Nein, Flavus, der alte Wolf will kämpfen. – Der alte Adler sieht, wie sein Junges einen Geier vernichtet, und ihm züngelt nach Kampf. Das rostige Eisen hört Kampfgeschrei, da blinkt es und funkelt's unter dem Roste wie Frührot. – Kennst du den Mörder?
Flavus
Ja, Segest, ich kenne ihn.
Segest
Wenn du ihn kennst, Flavus, so kennst du mich und weißt, daß ich nahe daran bin, ihm all meinen Groll vor die Füße zu legen. Hermann hat ein blutiges Schwert.
Flavus
Ihr irrt, Segest.
Segest
Nein, Flavus, ich irre nicht, denn ich bin ich, und du bist du, ich sage dir, ich bin ich und habe meine Gedanken wie du deine Gedanken. Ingrimmig Und meine sind besser als deine.
Flavus
Was sprecht Ihr da von Hermann?
Segest
Geh deinen Weg, auf den ich mich verirrt, ich will indes rückwärts tappen und nach dem meinigen suchen. Zwar ist es Nacht hinter mir – Nacht – Nacht. Tiefe, schwere, dumpfe Nacht! – Oh, das sind grausame Bilder.
Flavus
Raff dich, Segest!
Segest
Hab' ich genug gebuhlt um Gunst? – Hab' ich genug in den Staub gebissen? – Hab' ich den Boden vor Römerfüßen nicht genug gefegt mit meinem Haupthaar?
Flavus
plötzlich scharf und sicher
Höre, Segest, hat dich Hermann entehrt?
Segest
noch zitternd vor Aufregung
Freilich, freilich!
Flavus
Hat er dich wie ein Kind unter seine Füße getreten?
Segest
finster
Freilich!
Flavus
Hat er all deine Pläne unterdrückt? Dich getrieben von Cheruskern und Römern? Hat er in dein heiliges Hausrecht gegriffen und dein eignes Fleisch und Blut geschändet? Hat er's getan?
Segest
aufbrausend
Ja denn! und bei dem Heer der ew'gen Leuchten! ich zahl's ihm heim!
Flavus
Und wenn ich nun die Tat, die dich ihm verpflichtet, hinwegblase wie eine Feder? – Weißt du, woher ich komme?
Segest
Nein, Flavus.
Flavus
ganz leise
Von den Mördern Numons.
Segest
Wer sind die?
Flavus
Schurken sind es, nichtswürdige Verräter, die Tod und Rache ausbrüten allen Römern. Nach der Sonne deutend Sieh da, wie die Morgensonne unschuldvoll herableuchtet, als gälte es, den Römern ein fröhliches Fest schaffen, Glück zu verkünden. – Und doch gebar die Nacht, die vor ihr kam, einen Vernichtungskeim, der wie ein Pilz wachsen kann, wenn man ihn nicht schnell zu dämmen vermag. Ich habe mich unter die Verräter gemischt und habe mitgeschworen einen finsteren Schwur: laut zur Vernichtung der Römer, in meinem Herzen aber zur Vernichtung der Germanen. – Ich werde den Keim ausbrennen mit Feuer! – Wo ist Varus, daß ich ihm mit Numons Mördern zugleich das Haupt einer giftigen Viper in die Hände gebe!
Segest
Du willst die Verschwörung verraten, Flavus? Du kamst nicht früh genug. Man hat sie schon verraten.
Flavus
außer sich
Feuer und Flammen! – Was sagst du? – Man hat – wer hat – verraten, Segest?
Segest
Ja, Flavus, man hat! Und dich mit, als Anstifter der Verschwörung. Verdächtig macht dich dein Neid gegen Hermanns Vorzug. Dein vergebenes Haschen nach der Gunst des Varus. – Du hast viel gewagt, Flavus!
Flavus
Ich will bekennen, Segest, gleich – gleich. Alles tat ich nur um Roms willen. Ich bin schuldlos, hatte nur Gutes im Sinne, man wird, man muß mir glauben.
Segest
Wer glaubt dem Dieb, den man beim Stehlen ertappt hat, seine Unschuld?
Flavus
hastig
Dann bin ich ein Opfer meiner Treue für Rom. – Segest, dann – will gehen – muß ich fliehen.
Segest
ihn zurückhaltend
Bleibe! – Du siehst, wie du töricht gehandelt! Man hat dich nicht verraten, noch weiß man nichts von den Mördern Numons. Eile also mit der Entdeckung, verliere keine Zeit, gehe zu Varus, bekenne alles! Aber frei – frei. Werden die Mörder vorher verraten, gefangen und gehangen, so wirst du mit verraten, gefangen und gehangen, trotz allen Schwüren der Treue.
Flavus
Ja, Segest. Ich habe zuviel gewagt! – Wenn man mich unter den Bluthunden gewahrt hätte! – Das Volk ist tückisch und falsch, die Fama dringt in das Innerste der Erde, Segest.
Varus kommt im Gespräch mit einem Zenturio und Hermann durch den Park im Hintergrunde. Wie er in die Halle tritt, wird das Gespräch hörbar.
Segest
Varus und Hermann! Sei gefaßt!
Flavus
Ich bin's.
Segest und Flavus, abseits.
Varus
Wo fandet ihr die Leiche?
Zenturio Aurelius
Im Gewälde.
Der deutsche Wald, Ihr wißt, ist dicht und groß,
und keiner seiner alten, breiten Bäume
verrät den andern.
Hermann
mit einem finsteren Blick auf Flavus, leise zu sich
Das ist schwerer Irrtum,
es gibt Verräter.
Zenturio Aurelius
Darum suchten wir
die Stelle, da er lag, gewiß vergebens.
Varus
Und fandet ihr von Tätern keine Spur,
zertretnes Gras, zerknicktes Waldgesträuch,
das euch die Richtung zeigte, sie zu fahnden?
Zenturio Aurelius
Wir fanden keine.
Varus
Nun, so nehm' ich an,
er war des Lebens müde.
Zenturio Aurelius
Nein, o Herr.
Er ist erschlagen von Germanen!
Varus
Wie,
ihr fandet keine Spur und schiebt die Schuld
wie niedre, feige Herren auf die Knechte?!
Pfui über dich!
Zenturio Aurelius
Verzeiht, o Herr, die Spur
fand sich im eingeschlagnen Haupt Numons,
draus gähnte eine Wunde mir entgegen,
so tief, so klaffend, grauenerregend, Herr,
als schriee sie den Himmel an um Rache,
Rache an den Germanen.
Varus
An den Römern!
warum nicht an den Römern?
Zenturio Aurelius
Nur Germanen,
nicht aber Römer schlagen solche Wunden.
Varus
Aurel, das lass' ich gelten! Willst du mir
nun sagen, ob gerechte Rach' ihn fällte,
ob bloßer Neid vielleicht? – Du weißt es nicht? –
So geh und forsche erst darnach, anstatt,
ein wildes Tier, nach Blut zu dürsten, nur
weil Blut geflossen ist.
Flavus
unterwürfig zu Varus und spricht, Mitleid heuchelnd
Mein edler Feldherr,
niemand ersetzt Euch den Numonius.
Varus
sinnend
Du sprichst die Wahrheit, er war stark und treu.
Flavus
leise zu Varus
Ich hätt' ein Wort für Euch, doch insgeheim.
Varus
Wenn's Wahrheit ist, von Wichtigkeit für mich,
so hat Arminius ein Recht darauf;
sprich nur.
Flavus
leise zu Varus
Hermann
der alle Bewegungen des Flavus scharf beobachtet hat, kommt jenem nun im Augenblicke des Verrates zuvor, indem er ihm in die Rede fällt
… Numonius!
Wir wissen seine Mörder, ohne dich.
Flavus
niedergeschmettert, leise zu Segest
Doch wahr, Segest?!
Hermann
zu Flavus
Warum erbleicht mein Bruder,
wird fahl wie Schnee? Varus, ist das ein Mann,
des Galle Blut trinkt, greift ein andrer nur
bescheiden auch nach einem Fünkchen Ruhm?
Flavus
halblaut
Varus, ich bin unschuldig.
Varus
Schafft mir Licht!
Was soll das alles? Redet! – Ich bin irre.
Hermann
stellt sich so, als spräche er nur zu Flavus und als wüßte Varus schon um alles
Am Waldsaum, wo der Weg führt durchs Gebirg,
im letzten, kleinsten Haus von Teutoburg,
da wohnt ein Spielmann, alt und grau. Bei ihm
lebt seine blinde Tochter. – Sigwin ist
des Alten Name, und sein Kind heißt Siegtraut.
Flavus
wie vorher
Varus, du weißt genug, um zu verdammen.
Hermann
wie vorher
Numon, o Herr, entbrannte für die Blinde.
Ich nenn's nicht Liebesglut, was ihn durchdrang,
denn, Herr, das ist geläuterte Begierde;
ich nenn's Gelüst, schmutzig und sumpfig.
Varus
Und
woher ward dir dies alles?
Hermann
wie vorher
Hört mich weiter.
Nunion war mein Gebieter – war ein Römer,
wenn er befahl, war's meine Pflicht zu folgen.
So hatte er auch gestern mich erlesen
als seinen Helfer bei verruchtem Tun.
Ich mußte folgen und ich folgte. Vor
des Barden Hütte aber hieß er mich
ein wenig, wie er sagte, gar nicht lange,
auf seine Rückkehr warten. Denn es sei
ein blindes Kind, so meint' er, leicht betört. –
Ich wartete. – Kaum barg die Mauer ihn,
hört' ich ein wüst Geschrei und Waffenlärm,
Feurig
der Sänger übte Hausrecht an Numon,
stieß mit dem Schwert von seiner Tür die Schande.
Varus
mißtrauisch zu Flavus
Und wie kamst du den Mördern auf die Spur?
Hermann
Hört mich nur weiter, Feldherr. Ich verbarg
mich im Gebüsch und sah, wie man, was irdisch war
vom Mann Numonius, zur Schwelle schleifte.
Eber, der Meister Schmied von Teutoburg,
hat meines Achtens nach die Tat vollbracht
für seinen Freund, den greisen Sänger Sigwin.
Als er heraustrat, schwang er seinen Hammer
und rief zum Kampfe alle, die etwa
im dichten Walde sich verborgen hätten. –
Von seinen wilden Rufen aufgeschreckt,
kam nun halb Teutoburg. Männer und Weiber,
Greise und Kinder. Unter ihnen sah ich
Hier wirft er einen verächtlichen Blick auf den zitternden Flavus
Flavus
freudig aufatmend
Ja, so ist es.
Varus
schmerzlich
Armer Numonius.
Auffahrend, Aurel herbeiwinkend
Aurel, komm näher.
Hast du noch jetzt Gelüst nach Rache an
dem Vater, der, sein Kind vor Schande rettend,
Numonius erschlug?
Er zieht einen Ring vom Finger und reicht ihn dem Aurel, der zögert, ihn zu nehmen.
Nimm diese Vollmacht,
geh hin und laß ihn hängen! – Willst du nicht?
Eggius kommt. Gemurmel hinter der Szene.
Segest
zu Varus
Herr, Eggius, der Tribun, verlangt zu reden.
Varus
Nun, Eggius, so rede!
Eggius
Großer Varus,
wenn mich nicht alles trügt, so sind's die Mörder
Numons, die ich gefangen.
Varus
gleichgültig
Fingst du welche? –
Gut. Führe sie herein.
Der Tumult hinter der Szene wird ärger.
Ich höre Lärm
und Drohungen und Flüche.
Eggius
Herr, das Heer
umringt neugierig die gefangnen Männer,
erregt sind die Gemüter. Wie ein Meer
sich zornig bricht am felsigen Gestade,
so schreckt ihr Zorn vor deiner Macht zurück.
Ein Wort von dir, und er ist frei.
Varus
Dies Wort
will ich hier sprechen. Darum, Eggius,
verwehre niemandem den Eingang. Hörst du?
Eggius
Ich gehe, dein Gebot zu tun.
Varus läßt sich nieder. Eggius ab.
Flavus
leise zu Segest
Segest!
Wenn es die wahren Mörder sind?!
Segest
ebenso leise
Dann stelle
dich nicht, daß sie dich sehen können, Flavus.
Der Park im Hintergrunde füllt sich teils mit bewaffneten, teils mit unbewaffneten römischen Kriegern. Flüche werden ausgestoßen und Drohungen, geballte Fäuste geschwungen etc. Zenturionen teilen die Menge, diese bildet Spalier bis ohngefähr in die Mitte der Halle. Sigwin und Eber, beide mit gebundnen Händen, durchschreiten das Spalier. Hinter ihnen vier römische Soldaten mit bloßen Schwertern.
Erster Zenturio
wie Sigwin und Eber kommen, zu den Römern
Erster Soldat
aus der Menge
Schlagt sie tot, die Bestien!
Zweiter Soldat
Den ruß'gen Hund schlagt tot!
Dritter Soldat
Haut doch dem Alten
mit seinem Klimperholz das Hirn entzwei!
Vierter Soldat
Gebt ihm 'nen Fußtritt, brecht sein dürr Gestell
doch voneinander!
Zweiter Zenturio
Ruhig, Leute, ruhig!
Fünfter Soldat
mehr im Vorderteil des Spaliers, zu Eber
Was macht Er solch ein bissiges Gesicht,
als könnt' Er Sonne, Mond und Sterne packen,
mit seinen Zähnen Eichenbäume fressen?!
Sechster Soldat
ganz im Vordergrunde
Du Feueresse, steh!
Siebenter Soldat
ebenfalls im Vordergrunde, zu Sigwin
Gerippe, steh!
Eggius
rufend
Schweigt vor dem Feldherrn! Ruhe vor dem Feldherrn!
Unter der Menge entsteht ein dumpfes Gemurmel, was aber alsbald einer Totenstille Platz macht, als sich Varus erhebt. Sigwin und Eber stehen mit gesenkten, finsteren Blicken. Das Spalier schließt sich hinter ihnen.
Varus nach einer langen Pause, in welcher er die beiden Gefangenen
mit ernster, halb mitleidiger Miene betrachtet hat. Aller Augen sind erwartungsvoll auf Varus gerichtet.
Varus
langsam auf Sigwin zugehend, zu diesem mit leiser, freundlicher Stimme
Wer bist du?
Sigwin
gelassen das Haupt erhebend, langsam
Herr, nichts mehr in diesen Fesseln.
Varus
wie oben
Sag deinen Namen.
Sigwin
wie vorher
Knecht in diesen Fesseln.
Hermann
zu Varus
Es ist Sigwin, mein Feldherr.
Varus
für sich
Stolz und groß!
Wendet sich an Eber, ebenso sanft und freundlich
Was blickst du finster, mächtiger Germane,
wie ist dein Name?
Eber
ohne den Kopf zu erheben, finster, ehern
Todgeweiht, doch frei.
Varus
tritt einige Schritte zurück und spricht dann laut und vorwurfsvoll
Wo habt ihr meinen Freund Numonius?
Eber
erhebt sein Haupt. Seine Augen funkeln, seine Hände greifen krampfhaft in die Fesseln, als er mit dröhnender Stimme ruft
Mit meinem Hammer hab' ich ihn erschlagen!
Unter der Menge entsteht eine Bewegung der Wut, die auszubrechen droht.
Varus
gelassen
Löst ihnen ihre Fesseln! Sie sind frei.
Alle stehen wie vom Blitz getroffen.
Varus
lauter
Löst ihnen ihre Fesseln! Sie sind frei.
Er wendet sich nach dem Portal links. Alle weichen zurück.
Eggius
tritt ihm entgegen und spricht schüchtern
Verzeiht mir, großer Varus, wenn ich zweifle.
Varus
laut gebietend
Wer zweifelt hier, wenn Varus spricht?
Die Fesseln los! Und sie sind frei!
Schnell ab nach dem Portale links.
Eine Pause des Erstaunens, dann löst man den Gefangenen die Fesseln, und die Menge verläuft sich schnell.
Sigwin und Eber, die sich von ihrem Erstaunen erst nach und nach erholen; zu ihnen schleicht sich Flavus. Hermann, unbemerkt von allen im Parke hinter der Halle, beobachtet Flavus genau.
Sigwin
Ist der ein Römer?
Eber
Höre, alter Sigwin,
träf' ich den Varus einst im Schlachtgetümmel,
beim großen Thor, es böge sich mein Schwert.
Flavus
leise, lauernd
Freunde, mir dankt die Rettung, nicht dem Varus! –
Auf Sonnenwende! – Und es bleibt dabei?!
Gewiß, es bleibt dabei?!
Sigwin
in überströmender Dankbarkeit, schüttelt Flavus die Hand
Das dank' ich dir,
und wenn ich dir zum Lohn aus Hellas Rachen
ein Opfer reißen müßt', ich tät's! Beim Thor!
Eber
die andere Hand des Flavus ergreifend
Dank! braver, braver Mann!
Flavus
hat an der linken Hand Eber, an der rechten Sigwin und geleitet beide, während er spricht, seitwärts nach dem Ausgang der Halle.
Nun still davon.
Trollt euch von dannen, trollt euch! – Launen kommen
und Launen gehen mit dem Winde. Varus
könnte bereuen, was er tat. – Trollt euch!
Sie stehen am Ausgange.
Auf Sonnenwende, also bleibt's dabei?!
Eber
bedeutsam und Flavus herzhaft die Hand schüttelnd
Es bleibt dabei!
Sigwin
wie Eber
So wahr ich lebe, Flavus!
Sigwin und Eber ab.
Flavus
sich dehnend
Ha, nun ist alles gut und rein die Luft,
durchsichtig wie an schönen Maientagen.
Ha! Wie dem Schwimmer, dessen Fahrzeug barst
auf offner See, dem Land zusteuert, müd
und hoffnungslos, so war mir baß zumut! –
Doch wie dem Schwimmer, wenn nach langer Not
er festen Grund gefaßt mit einem Mal,
wenn er den Ufersand betritt mit Jauchzen,
ist mir jetzo zumut!
Er tut einen Schritt nach dem Gemache des Varus.
Nun, nicht gezaudert,
jetzt will ich frei bekennen den Verrat.
Eber und Sigwin, Kattwald und ihr andern,
hauptlose Leichen seid ihr alsobald
wie eure Stämme. Römerrache kommt,
das Henkersbeil für den Gelüst nach Freiheit.
Und was den Schurken Hermann anbetrifft,
dem sag' ich dies: Jetzt zünd' ich's an, mein Licht,
er sehe zu, ob es sein Fünkchen noch
zu überstrahlen wagt.
Er steht an den Stufen, die zu dem Gemache des Varus führen.
Wohlan, zu Varus.
Hermann
ist während des Monologes unbemerkt näher getreten
Flavus, ich hab' mit dir zu reden.
Flavus
zuckt zusammen, wie von einer Otter gebissen
Später!
Er greift nach dem Türgriff.
Hermann
springt mit einem mächtigen Satze nach der Tür, stößt Flavus die Stufen hinab, so daß dieser am Fuße der Treppe ins Knie sinkt. Hierauf spricht er, indem er das Portal öffnet, bleich, monoton
Ich habe mit dem Varus noch zu reden.
Ab ins Gemach des Varus.
Flavus
sich aufrichtend
Du tückischer, verpuppter Römerhasser,
greifst du in meinen Plan?! – Du kannst ihn hemmen,
doch nicht vernichten!