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Der Tag der Abreise war gekommen. Mama, Papa und Bruder Eugen begleiteten Lise zum Westbahnhof. Dort erwartete sie schon Herr Breuer, der als besorgter Onkel bereits eine Karte zweiter Klasse gelöst hatte. Der Abschied gestaltete sich sehr bewegt. Die Zahl der Vorsichtsmaßregeln, die Frau Charlotte der scheidenden Tochter auf den Weg mitgab, war Legion. Der Vater bat sie mit lauter Stimme, so daß es alle Umstehenden hören konnten, der stolzen, ehrenhaften Traditionen der Familie immerdar eingedenk zu sein. Dabei warf er finstere Blicke um sich, damit jeder von den Mitreisenden erkennen sollte, mit welch einem fürchterlichen Gegner er es zu tun haben würde, wenn er sich unterfänge, mit der Tochter anzubandeln. Am lautesten benahm sich Eugen. Er trug der Schwester unzählige Grüße an den geliebten Onkel, an die Tante, an den Doktor, an den Förster, an den Rehbock, an die Hühner, sogar an die Forellen und die wilden Kaninchen auf.
Herr Breuer reichte zum Schluß noch einen sehr fein ausgestatteten Karton mit unterschiedlichen Süßigkeiten in den Wagen hinein. Er versuchte zu sprechen, brachte es aber nicht zustande und winkte nur wortlos mit der Hand.
Auf dem Heimweg empfahl sich Breuer von der Familie; einen dringenden Besuch vorschützend.
»Wenn Elise gescheit ist, so ist sie für ihr ganzes Leben gesichert«, sagte daheim Charlotte zu ihrem Manne. »Breuer ist noch ein gesunder, rüstiger Mann; von seiner Glatze abgesehen, ist er sogar ein hübscher Mann. Ich kenne Leute in seinem Alter, die ihm in dieser Beziehung nicht das Wasser reichen können. Er wäre ein ganz prächtiger Schwiegersohn!«
Thorn tat, als hätte er die ihm geltende böse Äußerung ganz überhört. Breuer als Schwiegersohn – welches Ansehen, welche Geltung würde da die Familie gewinnen! Da könnte er stolz dem Stiefbruder entgegentreten. Als Schwiegervater eines solchen Mannes!
»Meine Tochter weiß, was sie sich und ihrer Familie schuldig ist«, sagte er stolz. »Ich hoffe, sie wird dem Rat ihrer Eltern folgen!«