Georg Heym
Gedichte
Georg Heym

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Die Selbstmörder I

                In Bäumen irrend, wo die Äste knacken,
Erschrecken sie bei jedem feuchten Schritte,
Zerhöhlt und morsch. Und ihrer Stirnen Mitte
In Schrecken wie ein weißes Feuer flackert.

Schon ist ihr Leben flach, das wie aus Pfannen
Dampft in die graue Luft, und macht sie leerer.
Sie sehn sich schielend um. Und ihre Augen querer
In Wasserbläue rinnen ganz zusammen.

Ihr Ohr hört vieles schon von dumpfem Raunen,
Wie Schatten stehn sie auf den dunklen Wegen,
Und Stimmen kommen ihnen schwach entgegen
Wachsend in jedem Teich und jedem Baume.

Und Hände streifen ihrer Nacken Schwere,
Die peitschen vorwärts ihre steifen Rücken.
Sie gehen schwankend, wie auf schmalen Brücken,
Und wagen nicht zu fassen mehr das Leere.

Im Abendraum, ein dunkler Schneefall tröpfelt
Und wie von Tränen wird ihr Bart bereifet,
Und Dorn und Stachel wollen sie ergreifen,
Und lachen leise mit den Knister-Köpfen.

Wie Fische hängen sie in ihrer Schlinge.
Der Mitleids-Mond bricht aus mit großem Scheinen.
Sie strampeln mit den langen Knochenbeinen –
Im Dunkel sind die Fetzen toter Dinge.

 


 


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