Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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Heidelberg

        Lange lieb ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust,
    Mutter nennen und dir schenken ein kunstlos Lied,
        Du, der Vaterlandsstädte
            Ländlichschönste, so viel ich sah.

Wie der Vogel des Waldes über die Gipfel fliegt,
    Schwingt sich über den Strom, wo er vorbei dir glänzt,
        Leicht und kräftig die Brücke,
            Die von Wagen und Menschen tönt.

Wie von Göttern gesandt, fesselt' ein Zauber einst
    Auf die Brücke mich an, da ich vorüber ging
        Und herein in die Berge
            Mir die reizende Ferne schien

Und der Jüngling, der Strom, fort in die Ebne zog,
    Traurigfroh, wie das Herz, wenn es, sich selbst zu schön,
        Liebend unterzugehen,
            In die Fluten der Zeit sich wirft.

Quellen hattest du ihm, hattest dem Flüchtigen
    Kühle Schatten geschenkt, und die Gestade sahn
        All' ihm nach, und es bebte
            Aus den Wellen ihr lieblich Bild.

Aber schwer in das Tal hing die gigantische,
    Schicksalskundige Burg nieder bis auf den Grund,
        Von den Wettern zerrissen;
            Doch die ewige Sonne goß

Ihr verjüngendes Licht über das alternde
    Riesenbild, und umher grünte lebendiger
        Efeu; freundliche Wälder
            Rauschten über die Burg herab.

Sträuche blühten herab, bis wo im heitern Tal,
    an den Hügel gelehnt oder dem Ufer hold,
        Deine fröhlichen Gassen
            Unter duftenden Gärten ruhn.

 


 


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