Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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Die Liebe

        Wenn ihr Freunde vergeßt, wenn ihr die Euern all
    O ihr Dankbaren, sie, euere Dichter schmäht,
        Gott vergeb' es, doch ehret
            Nur die Seele der Liebenden.

Denn o saget, wo lebt menschliches Leben sonst
    Da die knechtische jetzt alles, die Sorge zwingt?
        Darum wandelt der Gott auch
            Sorglos über dem Haupt uns längst.

Doch, wie immer das Jahr kalt und gesanglos ist
    Zur beschiedenen Zeit, aber aus weißem Feld
        Grüne Halme doch sprossen
            Und ein einsamer Vogel singt,

Und sich mählich der Wald dehnet, der Strom sich regt,
    Schon die mildere Luft leise von Mittag weht
        Zur erlesenen Stunde,
            So ein Zeichen der schönern Zeit,

Die wir glauben, erwächst einziggenügsam noch,
    Einzig edel und fromm über dem ehernen,
        Wilden Boden die Liebe,
            Gottes Tochter, von ihm allein.

Sei gesegnet, o sei, himmlische Pflanze, mir
    Mit Gesange gepflegt, wenn des ätherischen
        Nektars Kräfte dich nähren,
            Und der schöpfrische Strahl dich reift.

Wachs und werde zum Wald! eine beseeltere,
    Vollentblühende Welt! Sprache der Liebenden
        Sei die Sprache des Landes,
            Ihre Seele der Laut des Volks!

 


 


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