Friedrich Hölderlin
Gedichte
Friedrich Hölderlin

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Diotima

        Du schweigst und duldest, denn sie verstehn dich nicht,
    Du edles Leben! siehest zur Erd und schweigst
        Am schönen Tag, denn ach! umsonst nur
            Suchst du die Deinen im Sonnenlichte,

Die Königlichen, welche, wie Brüder doch,
    Wie eines Hains gesellige Gipfel sonst
        Der Lieb und Heimat sich und ihres
            Immerumfangenden Himmels freuten,

Des Ursprungs noch in tönender Brust gedenk;
    Die Dankbarn, sie, sie mein ich, die einzigtreu
        Bis in den Tartarus hinab die Freude
            Brachten, die Freien, die Göttermenschen,

Die zärtlichgroßen Seelen, die nimmer sind;
    Denn sie beweint, so lange das Trauerjahr
        Schon dauert, von den vorgen Sternen
            Täglich gemahnet, das Herz noch immer

Und diese Totenklage, sie ruht nicht aus.
    Die Zeit doch heilt. Die Himmlischen sind jetzt stark,
        Sind schnell. Nimmt denn nicht schon ihr altes
            Freudiges Recht die Natur sich wieder?

Sieh! eh noch unser Hügel, o Liebe, sinkt,
    Geschiehts, und ja! noch siehet mein sterblich Lied
        Den Tag, der, Diotima! nächst den
            Göttern mit Helden dich nennt, und dir gleicht.

 


 


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