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Die folgenden Blätter sind weniger dazu bestimmt, einen erschöpfenden Bericht über die nationalökonomische Literatur zu erstatten, als die geschichtliche Entwickelung des wirtschaftswissenschaftlichen Denkens in seinen Beziehungen zu allgemeinen philosophischen Ideen darzustellen. Soweit es indessen mit dem Hauptzweck des Buches verträglich war, ist alles, was an wirklich Bedeutendem auf dem Gebiete der Wissenschaft geschaffen, nach Möglichkeit berücksichtigt worden. Leser, welche sich eingehender zu unterrichten wünschen, werden auf die nachstehend aufgeführten Werke über die Geschichte der Volkswirtschaftslehre verwiesen, die sämtlich mehr oder weniger, und einige in ausgiebigster Weise, bei der Abfassung dieses Buches benutzt worden sind.
Allgemeine geschichtliche Darstellungen. – »Histoire de l'Économie Politique en Europe depuis les anciens jusqu'à nos jours« von Jérôme Adolph Blanqui (1837–38, 4. éd. 1860); in deutscher Uebersetzung von F. A. Buss (1840 bis 41). »Histoire de l'Économie Politique« von Alban de Villeneuve-Bargemont (Brüssel, 1839, Paris, 1841), vom katholischen Standpunkt. »View of the Progress of Political Economy in Europe since the Sixteenth Century« von Travers Twiss, D. C. L. (1847). »Die geschichtliche Entwickelung der Nationalökonomik und ihrer Literatur« von Julius Kautz (1860), ein schätzbares Buch, welches sich durch philosophische Weite auszeichnet und die Ergebnisse ausgedehnter Forschungen bringt, indessen in allzu deklamatorischem Stil geschrieben ist; leider ermangelt es eines Registers. »Kritische Geschichte der Nationalökonomie und des Sozialismus« von Eugen Dühring (1871; 4. Aufl. 1900), die von dem gewohnten Scharfsinn ihres Verfassers, aber auch von dessen bekannter Einseitigkeit und Herabsetzung verdienter Schriftsteller auf dem eigenen Gebiete Zeugnis liefert. »Guida allo studio della Economia Politica« von Luigi Cossa (1876, 3. Aufl. 1887; deutsch von Moormeister, 1880). »Geschichte der Nationalökonomik« von H. Eisenhart (1881, 2. Aufl. 1891 bezw. Neudruck 1900), ein tüchtiger und eigenartiger Abriss. Und endlich ein gedrängter, aber trefflicher geschichtlicher Ueberblick von H. von Scheel in dem »Handbuch der politischen Oekonomie« (eine umfangreiche Enzyklopädie des wirtschaftlichen Wissens in seiner gesamten Ausdehnung und Anwendung) herausgegeben von G. Schönberg, 2 Bände 1882; 4. Auflage, 3 Bände in 5 Abteilungen, 1896–98. Diesen Geschichtsdarstellungen im eigentlichen Sinne muss hinzugefügt werden »The Literature of Political Economy« von J. R. M'Culloch (1845), ein Buch, welches mit Nutzen neu herausgegeben, ergänzt wo unvollkommen und bis auf die Gegenwart fortgeführt werden könnte. Ausserdem werden sich einige der biographischen und kritischen Bemerkungen Eugen Daire's und anderer in der »Collection des principaux Économistes« als förderlich erweisen, und ebenso die Artikel in dem »Dictionnaire de l'Économie Politique« von Coquelin und Guillaumin (1852–53, 3. éd. 1864), das Jevons mit Recht als ein Werk bezeichnet, »welches im ganzen über die Literatur der Wissenschaft am besten Auskunft gibt« Ferner seien aus der seit 1890 erschienenen Literatur erwähnt: L. L. Price, a short history of economics in England from Adam Smith to Arnold Toynbee, 1891; Rambaud, histoire des doctrines économiques, 1898; K. Walcker, Geschichte der Nationalökonomie und des Sozialismus, 1879, 5. Auflage, 1902; A. Oncken, Geschichte der Nationalökonomie, Teil I: Die Zeit vor Adam Smith, 1902. (Band 2 der Abteilung »Volkswirtschaftslehre« von K. Frankenstein's Hand- und Lehrbuch der Staatswissenschaften); endlich die einschlägigen Artikel der reichhaltigen lexikalischen Sammelwerke: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, herausgegeben von J. Conrad, L. Elster, W. Lexis und E. Löning, 6 Bände nebst 2 Supplementbänden und Register, 1890–98, 2. Auflage, 7 Bände, 1898–1901; Wörterbuch der Volkswirtschaft, herausgegeben von L. Elster, 2 Bände, 1898; Nouveau dictionnaire de l'économie politique, publié sous la direction de L. Say et J. Chailley, 2 vols avec supplément, 1890–97; H. R. J. Palgrave, dictionary of political economy, 3 vols, 1894–1900..
Spezielle geschichtliche Darstellungen: Italien. »Storia della Economia Pubblica in Italia, ossia Epilogo critico degli Economisti Italiani« von Graf Giuseppe Pecchio (1829), erschienen als Anhang zu der von Custodi herausgegebenen Sammlung der »Scrittori classici Italiani di Economia Politica«, 50 Bände, welche die Schriften der italienischen Nationalökonomen aus der Zeit von 1582–1804 umfasst. Eine französische Uebersetzung von Pecchio's Werk lieferte Leonard Gallois (1830). Das Buch ist nicht ohne Wert, obwohl häufig oberflächlich und rhetorisch.
Spanien. »Storia della Economía Política in España« (1863), von M. Colmeiro; mehr eine Geschichte der Wirtschaft als der Wirtschaftslehre – mehr von staatlichen Massregeln und Einrichtungen als von Theorien und literarischen Arbeiten.
Deutschland. »Geschichte der Nationalökonomik in Deutschland« (1874) von Wilhelm Roscher; eine unermessliche Fundgrube des Wissens von dem behandelten Gegenstande, mit gelegentlichen Seitenblicken auf die ökonomische Literatur anderer Länder. »Die neuere Nationalökonomie in ihren Hauptrichtungen« von Moritz Meyer (3. Aufl. 1882), ein brauchbares Handbuch, welches sich fast ausschliesslich mit der neueren deutschen Forschung und Politik auf wirtschaftlichem Gebiet beschäftigt.
England. – »Zur Geschichte der Englischen Volkswirtschaftslehre« von W. Roscher (1851-52).
Der Leser möge ferner die in der neunten Auflage der »Encyclopaedia Britannica« enthaltenen Artikel über die Hauptschriftsteller der Volkswirtschaftslehre zu Rate ziehen, insbesondere jene über Petty, Quesnay, Turgot, Smith, Say und Ricardo. Schliesslich darf nicht unerwähnt bleiben, dass das vorliegende Werk zum grössten Teile eine Reproduktion des im 19. Bande der »Encyclopaedia Britannica« (1885) erschienenen Artikels »Political Economy« ist.
Trinity College,
Dublin, 15. März, 1888.
Wenn es in dem vorliegenden Buche unternommen wird, die jüngst erschienene »History of Political Economy« eines englischen Gelehrten in deutschem Gewande zu bieten und hierdurch den heimischen nationalökonomischen Kreisen zugänglicher zu machen, so bedarf dies nach den günstigen Beurteilungen, welche sie inzwischen von seiten berufener deutscher Kritiker gefunden G. Cohn in Schmoller's Jahrbuch, XIII. Jahrg., und E. von Böhm-Bawerk in Hildebrand-Conrad's Jahrbüchern f. Nationalökonomie u. Statistik, Bd. 53., wohl keiner besonderen Rechtfertigung.
Der Name des Verfassers war schon vor Erscheinen des gegenwärtigen Buches in Deutschland nicht unbekannt. Bereits im Jahre 1878 erregte sein, anlässlich der Zusammenkunft der »British Association« in Dublin gehaltener Vortrag über die Reform der Volkswirtschaftslehre (deutsch mit Einleitung von H. von Scheel, 1879) auch in Deutschland verdiente Aufmerksamkeit, insbesondere durch die Uebereinstimmung der darin entwickelten Anschauungen mit den theoretischen Bestrebungen der fortgeschrittensten deutschen Vertreter der Wirtschaftswissenschaft.
Ingram gehört jener Gruppe englischer Denker an, welche seit zwei Jahrzehnten dem »klassischen« System der politischen Oekonomie in dessen eigenen Vaterlande die früher unbeschränkte Herrschaft mit Erfolg streitig machen. Das Rüstzeug dieser Verfechter eines neuen Gedankenkreises bilden neben der Comte'schen Kritik des Smithianismus insbesondere die Einwendungen, welche die deutsche historische Schule dieser Entwickelung der Wirtschaftstheorie entgegensetzt. Wir begegnen daher in der vorliegenden Darstellung einer so verständnisvollen Würdigung dieser Schule und der ihr verwandten neueren deutschen Richtungen der Volkswirtschaftslehre, wie sie diese von englischer Seite bisher wohl kaum gefunden.
Begreiflicherweise nimmt die englische Nationalökonomie einen verhältnismässig beträchtlichen Teil des Buches in Anspruch – ein Umstand, den man dem Autor umsoweniger zum Vorwurf machen wird, als vieles von dem, was seine Landsleute auf dem Gebiete der Volkswirtschaftslehre geschaffen, wohl noch lange die Grundlage bilden dürfte, auf welcher sich alles gedeihliche Weiterbauen stützen muss. Zudem berücksichtigen die wenigen in Deutschland erschienenen Bearbeitungen der Gesamtgeschichte des wirtschaftlichen Wissens dessen englische Formen allenfalls nur bis J. S. Mill. Im Betreff der hierauffolgenden Periode finden wir nur hie und da in Zeitschriften, Lehrbüchern und Monographien zerstreut kritische Beleuchtungen der Leistungen einzelner Schriftsteller. Man wird es daher dem Verfasser zu Dank wissen, wenn er die nationalökonomische Bewegung seines Vaterlandes in ihren leitenden Zügen bis in die letzten Jahre hinein verfolgt.
Der Uebersetzer hegt die bescheidene Erwartung, dass es ihm vielleicht annähernd gelungen ist, die Vorzüge des Stils, welche das Original des Buches in hohem Masse auszeichnen, auch der Uebersetzung zu wahren, und dass letztere auch in dieser Hinsicht ihren Zweck, die vorhandenen deutschen Bearbeitungen desselben Gegenstandes zu ergänzen, diesen würdig erfüllt. Wäre das erreicht, so ist es jedenfalls nicht unwesentlich der liebenswürdigen Unterstützung zuzuschreiben, welche der Verfasser dem Uebersetzer durch Revision der Korrekturbogen geleistet hat, und für die ihm der letztere auch an dieser Stelle seinen verbindlichsten Dank ausspricht.
Das notwendig gewordene Neuerscheinen der vorliegenden Uebersetzung bestätigt in erfreulicher Weise die Wertschätzung des Originals, welche den Uebersetzer seinerzeit zu dessen Uebertragung in's Deutsche veranlasste. Wie sehr seitdem auch in anderen Ländern das Buch einem Bedürfnis entsprach, beweist, dass es, abgesehen von einer in Stereotypdrucken erschienenen amerikanischen Ausgabe in folgende Sprachen übersetzt wurde: Französisch (2. Auflage in Vorbereitung), Italienisch, Spanisch, Tschechisch, Russisch (2. Auflage 1897), Polnisch und Japanisch.
Der Uebersetzer hat sich bei dieser zweiten Auflage im wesentlichen darauf beschränkt, auf neuere Veröffentlichungen der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur hinzuweisen, ausserdem war er bemüht, seine Arbeit durch stilistische Aenderungen zu verbessern. Er hofft, dass das Buch auch in der neuen Gestalt die günstige Aufnahme finden möge, welche ihm in seiner ersten Auflage zuteil geworden ist.