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Herverts Lieder

Da helfen nicht Träume, da hilft kein Gedicht,
Und wären die Schätze auch reich und licht.

An meine Mutter

O weißt du noch, Mutter, die traulichen Stunden,
Wo Abendrot über die Wolken sich goß.
Wir hatten im Dämmer einander gefunden,
Und selig den sterbenden Tag ich genoß.

Da sangst du mir leise und wehmütig Lieder,
Die dir man als jubelndem Mädchen gelehrt,
Und immer noch klingen die Töne mir wieder,
Wenn müde mein Hirn und das Herz mir beschwert.

Wohl hörte ich später weit reichere Klänge,
Wohl las ich Gedichte aus stolzerer Zucht;
Ich liebe am meisten doch jene Gesänge,
Sie trugen für mich doch die herrlichste Frucht.

Sie weckten ein Sehnen so stark mir im Herzen,
Es tönte vom Mund als Gedicht und Gesang,
Sie wurden dem Denken zu leuchtenden Kerzen,
Geleiten zum Reiche der Schönheit den Gang.

Geschrieben 1868, an meine Mutter, nur mit »Reich der Wahrheit« statt »Reich der Schönheit«. Die zwei ersten Strophen sind gut, die zwei letzten zu matt.