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Auf dem mir so schweren Rückwege nach Unalaska, wo wir den 22sten ankamen, ereignete sich keine andere Merkwürdigkeit, als daß wir im Segeln auf einen schlafenden Wallfisch stießen; das Schiff wurde so heftig erschüttert, daß ich in der Kajüte, im Bette liegend, auf eine Untiefe gerathen zu seyn glaubte. Der unsanft geweckte Fisch hatte im ersten Schreck einen ungeheuern Satz gemacht, und war darauf in den Grund gefahren. In Unalaska fanden wir alles in der schönsten Blüthe, was uns allen, und besonders meiner kranken Brust sehr wohl that. Herr Kriukof hatte die Güte, mir seine kleine Wohnung auf dem Lande einzuräumen, wo ich mich ziemlich erholte. Wir brachten hier die Zeit damit zu, aus schlechtem Mehle Zwieback zu backen, denn da unser kleiner Rurick kaum den Vorrath für zwei Jahr fassen konnte, so waren wir schon seit einem halben Jahre auf halbe Portionen gesetzt, und konnten, trotz dieser Sparsamkeit nur noch drei Monate ausreichen. Aus Unalaska hatten wir zu unserer Fahrt nach Norden eine große Quantität Stockfisch mitgenommen, der uns einigermaßen den Mangel an Zwieback ersetzen sollte; der Tisch der Offiziere war eben so karg besetzt, als der der Matrosen, und unsere einzige Veränderung bestand darin, daß der Stockfisch bald als Pudding, bald unter einer Sauce erschien. Am elegantesten war die Speise, wenn sie mit Syrup übergossen war, obzwar der vierte Theil aus Seewasser bestand, das ihm seine salzige Bitterkeit reichlich mitgetheilt hatte. Wir erhielten den Syrup aus Unalaska und St. Paul von dem Agenten, und dieser hatte ihn aus China, wohin er von Schiffen der nordamerikanischen Freistaaten gebracht wird. Wer auf den Einfall gekommen, Syrup mit Seewasser zu versetzen, ist uns unbekannt geblieben; er muß wohl seinen Vortheil dabei gefunden haben, wir aber spürten einen argen Nachtheil davon, durch stark aufgetriebene Leiber.
Der Mangel an frischen Lebensmitteln und der üble Zustand des Ruricks, der durchaus einer Reparatur bedurfte, gestattete mir nicht, meinen Rückweg der Instruction zu Folge, durch die Torres-Straße zu nehmen; ich beschloß daher, nach Manilla zu gehen, wo ich alles was wir bedurften, zu finden hoffte; um diese Fahrt nützlich einzurichten, wollte ich von den Sandwich-Inseln Pflanzen und Hausthiere einnehmen, um sie den Einwohnern Radacks zu bringen, und dadurch diesen sowohl, als auch den Seefahrern, welche in Zukunft diese Inseln berühren, einen Dienst zu leisten. Von Radack aus dachte ich einige Zeit auf das Suchen der Kette Ralick zu verwenden, und hierauf meinen Cours nach den Ladronen zu richten, denn in diesem mit gefährlichen Inseln besäeten Meere ließen sich viele neue Entdeckungen erwarten.
Ehe ich Unalaska verlasse, will ich Herrn Kriukofs Erzählung von der neu entstandenen Insel nach seinen eigenen Worten mittheilen; er hat diese Naturbegebenheit selbst angesehen.
Im Jahr 1796 den 7ten Mai, war Krinkof an der nördlichen Spitze der Insel Umnack, östlich neben Unalaska, mit mehreren Jägern, die diesen Ort zum Ruhepunkt nach einer beschwerlichen Excursion gewählt hatten, angelangt. Sie waren gesonnen, den folgenden Tag ihre Reise auf ihren großen Baydaren nach Unalaska fortzusetzen, wurden aber durch einen heftigen Sturm aus NW mit Regen, davon abgehalten. Dieser Sturm dauerte bis zum 8ten; darauf ward das Wetter heiter, und sie sahen einige Meilen vom Lande in N eine Rauchsäule aus dem Meere empor steigen; gegen Abend bemerkten sie unter dem Rauch etwas Schwarzes, das sich nur wenig über die Oberfläche des Meeres erhob; während der Nacht stieg in der Gegend Feuer in die Höhe, und zwar zuweilen so stark und viel, daß sie auf ihrer Insel, die zehn Meilen davon entfernt war, alles bei dem Scheine deutlich erkennen konnten. Ein Erdbeben erschütterte ihre Insel, und ein furchtbares Getöse hallte von den Bergen in S wieder. Alle aleutische Inseln sind vulkanischen Ursprungs und scheinen das Erzeugniß einer furchtbaren Revolution zu seyn; man sieht nichts als hohe, zuckerhutförmige Berge, von denen manche den Pic von Teneriffa an Höhe übertreffen; alle waren früher feuerspeiend, und einige derselben sind es noch jetzt. Unsere armen Jäger waren in der tätlichsten Angst; die entstehende Insel warf ihnen Steine zu, und sie erwarteten umzukommen. Mit dem Aufgange der Sonne hörte die Erschütterung der Erde auf, das Feuer verminderte sich merklich, und sie sahen jetzt deutlich eine Insel, welche die Gestalt einer spitzen schwarzen Mütze hatte. Als Kriukof die Insel Umnack nach einem Monate wieder besuchte, fand er die neue, welche während dem immer Feuer gespieen, bedeutend höher. Seit der Zeit warf sie weniger Feuer, aber um so mehr Rauch aus; sie hatte an Umfang und Höhe zugenommen, und öfters ihre Gestalt verändert. Nach vier Jahren sah man keinen Rauch mehr, und nach acht Jahren, 1804, entschlossen sich schon die Jäger, sie zu besuchen, weil sie bemerkt hatten, daß sich dort viele Seelöwen aufhielten. Man fand das Wasser um der Insel warm, und sie selbst an manchen Stellen so heiß, daß sie nicht zu betreten war. Noch bis auf diesen Augenblick soll die Insel nicht sowohl an Höhe als an Umfang zunehmen. – Ein recht vernünftiger Russe, der da gewesen, erzählte mir, daß sie 2½ Meile im Umfang und 350 Fuß Höhe habe; drei Meilen im Umkreise ist das Meer mit Steinen besäet; von der Mitte bis zur Spitze fand er die Insel warm, und der Dampf, welcher aus dem Krater stieg, schien ihm wohlriechend. Einige 100 Faden nördlich von dieser Insel steht eine Felsensäule von beträchtlicher Höhe, deren Cook erwähnt; er hielt sie in der Ferne für ein Schiff unter Segel. Auch unser russischer Seefahrer Saritschef, hat diesen Felsen gesehen, der schon seit undenklichen Zeiten seinen Platz behauptet; indeß jetzt lehrt uns die Erfahrung, daß er unter dem Wasser mit der Insel Unimack in Verbindung steht.
Den 18ten August verließ ich um zehn Uhr Morgens bei hellem Wetter und SW Wind, zum dritten und letzten Male Unalaska. Kadu, der über die Nachricht, daß wir nach Radack gingen, sehr erfreut war, legte von dem Augenblick als er es erfuhr, eine Sammlung von verrosteten Nägeln und unbrauchbaren Eisen-Fragmenten an; am Lande suchte er Steine, die ihm zum Schleifen tauglich schienen, kurz, er that so viel in seinen Kräften stand, um seinen Freunden nützlich zu werden. Da bleiben wollte er indeß immer noch nicht; Petersburg erschien ihm gar zu reizend. Das viele Eisen, das wir als Ballast im Schiffe trugen, schien ihm auf unermeßlichen Reichthum zu deuten; als es auf Unalaska ausgeladen wurde, wollte er seinen Augen nicht trauen. Ich ließ einen Theil des Eisens der Compagnie zurück, weil dort großer Mangel daran entstanden war; auch versorgte ich sie mit Taback, denn das ist ihnen ein sehr wichtiger Artikel, da die Aleuten gar nichts unternehmen können, ohne dieses Kraut zu kauen. Ferner übernahm ich es, einige hundert Wallroßzähne, von hier nach Petersburg zu transportiren, um wenigstens der Compagnie zu zeigen, wie gern ich mich für die freundliche Aufnahme in den Kolonien dankbar beweisen wollte.
Mittags waren wir aus der Bucht heraus, die den Eingang in den Hafen bildet; eine Menge Wallfische umringten uns, die sich hoch in die Luft warfen, und mit einem ungeheueren Knall wieder zurückfielen, wodurch das Wasser schäumend umherspritzte. Man sollte es kaum glauben, daß ein so großes, dem Anscheine nach unbeholfenes Thier sich so hoch über die Oberfläche des Meeres erheben könne. Die Aleuten zählen sieben Gattungen, von denen die meisten in der Naturgeschichte wohl noch unbekannt sind. Eine dieser Gattungen sind Raubthiere, was bekanntlich bei den Wallfischen sonst nicht der Fall ist, da sie keine Zähne haben, und sich nur von kleinen Fischen nähren. Dieses Raubthier, so groß wie der größte Wallfisch, ist mit einem fürchterlichen Rachen voll großer Zähne versehen; es verschlingt alles, was er erbeutet, und verfolgt oft die Aleuten, deren kleine Baydaren er, wenn er sie einholen kann, mit einem Schlage seines Schweifes zerschmettert. In der Nähe von Unalaska soll kürzlich sogar eine 24rudrige Baydare mit dreißig Menschen, durch den Schlag eines solchen Ungeheuers vernichtet worden seyn.
Die Aleuten und Russen erzählen, daß der Speck dieser Thiere, wenn man ein Stück davon verschluckt, die Eigenschaft habe, unverdaut sogleich wieder abzugehen.
Herrn Kriukofs Beschreibung eines Seethieres, das ihn selbst bei der Beringsinsel, wo er der Jagd wegen hingefahren war, verfolgt hat, ist merkwürdig; mehrere Aleuten behaupten, dieses Thier öfters gesehen zu haben. Es hat die Gestalt einer röthlichen Schlange, und ist ungeheuer lang; der Kopf hat Aehnlichkeit von dem eines Seelöwen, und zwei unverhältnißmäßig große Augen geben ihm ein furchtbares Ansehen. »Ein Glück war es, sagte Kriukof, daß wir dem Lande so nahe waren, sonst hatte das Ungeheuer uns verschlungen; es streckte den Kopf hoch über das Wasser heraus, sah sich nach Raub um, und verschwand; bald erschien der Kopf wieder, und zwar beträchtlich naher; wir ruderten aus allen Kräften, und waren sehr froh, das Land früher erreicht zu haben, als die Schlange. Die Seelöwen geriethen durch ihren Anblick in solche Furcht, daß einige sich ins Wasser stürzten, und andere sich ins Land verkrochen. Das Meer wirft zuweilen Fleischstücke ans Ufer, die ihrer Vermuthung nach, von dieser Schlange sind, und die kein Thier, selbst kein Rabe frißt; einige Aleuten, die einmal davon gekostet, sind plötzlich gestorben. – Hat man wirklich bei Nord-Amerika eine Seeschlange gesehen, so mag es eine von dieser furchtbaren Gattung gewesen seyn.
Noch erzählten die Aleuten von einem riesenhaften Polypen: es hat sich ereignet, daß ein Polyp seine langen Arme, die doppelt so dick als ein starker Menschenarm sind, um die Baydare eines Aleuten schlang, er hätte sie in den Grund gerissen, wenn der Aleut nicht die Geistesgegenwart gehabt hätte, den fleischigen Arm des Polypen, der mit großen Saugwarzen versehen war, mit seinem Messer zu durchschneiden. Der Polyp sitzt mit dem Körper auf dem Grunde fest, und wählt gewöhnlich einen Ort, von dem er mit seinen Armen die Oberfläche erreichen kann. Der letzte Vorfall hat sich in der Passage ereignet, welche durch die südliche Spitze der Insel Umnack und der kleinen, neben ihr liegenden Insel gebildet wird; es kann sich kein Schiff der Untiefe wegen hinein wagen. Diese Insel, die nur fünf Meilen lang, eine Meile breit und sehr niedrig ist, findet man auf keiner Karte, und ich hoffe, daß unsere Aufnahme der Aleutischen Inseln, von diesen nach Osten bis zu der westlichen Küste der Insel Unimack, ziemlich richtig ist. Dem Herrn Saritschef haben wir in Ansehung der Aleutischen Inseln viel zu verdanken, da er der Erste ist, der eine Karte von ihnen entwarf.
Als wir aus der Bucht heraus waren, nahmen wir unsern Lauf nordöstlich, um den Kanal zwischen den Inseln Unimack und Akun zu erreichen, der durchaus der sicherste zur Durchfahrt in den Ocean ist; in seiner Nähe begann der Wind am 19ten Morgens so stark aus NO zu wehen, daß er uns bis zum 20sten in der Straße aufhielt, die wir erst gegen Abend, als der Wind sich nach W drehte, passirten.
Den 21sten wehte der Wind frisch aus O und um acht Uhr sahen wir noch deutlich die beiden hohen Berge auf Unimack und dem festen Lande Aliaksa; letzterer rauchte stark. Vor einigen Jahren hat dieser Vulkan einen starken Ausbruch gehabt, wodurch seine zuckerhutförmige Spitze einstürzte; der dadurch verursachte Knall ist so stark gewesen, daß er in den Gebirgen von Unalaska dem Donner glich, obzwar es zehn Meilen davon entfernt ist. Bei dieser Explosion warf der Berg eine Menge Kugeln von der Größe einer Wallnuß aus, von denen ich selbst einige besitze, und deren Hauptbestandtheile Lava und Eisen sind.
Den 23sten drehte sich der Wind nach S, und vereitelte dadurch meine Hoffnung, die Tropen bald zu erreichen. Eine Menge Albatrosse flogen um unser Schiff; mir fiel die Idee mancher Gelehrten ein, daß dieser Vogel aus dem Norden nach Cap Horn fliege, um dort zu nisten. Schon der gesunde Menschenverstand widerspricht dieser Behauptung. Die Aleuten sind gewohnt, die Nester der Albatrosse auf den Gipfeln ihrer Berge aufzusuchen, und essen die Eier sehr gern; auf der Insel Umnack und den andern vulkanischen Inseln nisten die Vögel so hoch, daß es den Aleuten schwer wird, ihre Nester zu erreichen. Sie schießen sie im Herbst, wo sie am fettesten sind, mit Pfeilen; ihr Fett gilt als die höchste Delikatesse. Die schwarzen Albatrosse, welche von vielen für die Jungen der weißen gehalten werden, sind, nach der Behauptung der Aleuten, eine eigene Gattung.
Den 10ten Sept. Zu unserer großen Freude drehte sich heute der Wind endlich nach N. Wir fanden die Breite am Mittag 40º 10', Länge 147º 18'. Es waren uns achtzehn Tage unter beständigem Laviren im dichten Nebel oder feinem Regen verstrichen; und oft hatten wir dabei so heftigen Sturm, daß wir unsere Zuflucht zu den Sturmsegeln nehmen mußten. Als die Sonne jetzt wieder freundlicher schien, fanden wir die Länge nach den Chronometern 5º von der Länge unserer Schiffsrechnung verschieden, folglich hatte uns der Strom in diesen achtzehn Tagen so weit nach O getrieben. Die Wärme, welche merklich stieg, indem wir rasch nach S vorrückten, wirkte wohlthätig auf meine Gesundheit.
Den 13ten. Als wir uns in der Breite 36º 9', Länge 148º 9' befanden, benutzte ich eine Windstille, um das Sixtermometer zu senken, und erhielt folgendes Resultat:
Temperatur der Luft an der Oberfläche des Meeres | + 73º 00 |
Temperatur des Wassers an der Oberfläche des Meeres | + 71 90 |
Temperatur des Wassers in der Tiefe von 25 Faden | + 57 10 |
Temperatur des Wassers in der Tiefe von 100 Faden | + 52 80 |
Temperatur des Wassers in der Tiefe von 300 Faden | + 44 00 |
Die Durchsichtigkeit des Wassers ging auf 13 Faden.
Bei der Windstille den 14ten September, die ich ebenfalls nicht unbenutzt ließ, betrug die Breite 35º 51', Länge 147º 38'.
Temperatur der Luft an der Oberfläche des Meeres | +75º 00 | |
Temperatur des Wassers an der Oberfläche des Meeres | + 72 20 | |
Temperatur des Wassers in der Tiefe von | 4 Faden | + 72 00 |
" | 8 Faden | + 70 90 |
15 Faden | + 68 10 | |
25 Faden | + 57 60 | |
50 Faden | + 54 00 | |
100 Faden | + 51 00 | |
408 Faden | + 42 00 | |
Durchsichtigkeit des Wassers | 11 Faden. |
Während ich auf dem Boote diese Untersuchungen anstellte, kam uns ein Haifisch so nahe, daß ein Matrose ihm einen Schlag mit der Ruderstange gab, wofür er sich aber boshaft zu rächen wußte; er zerbiß nämlich die Schnur meines Sixtermometers, und ich verlor in dem Augenblick das Instrument, wo ich es zum ersten Mal auf 500 Faden gesenkt, und auf das Resultat sehr begierig war; die Schnur hatte ich in Unalaska aus Wallfischsehnen machen lassen.
Den 21sten. Breite 27º 58', Länge 152º 27'. Drei kleine Schnepfen umflatterten lange das Schiff, und verloren sich endlich; obgleich aber dieser Vogel nahes Land zu verkünden pflegt, so sahen wir uns doch vergeblich darnach um. Die Spanier meinen, es liege in dieser Gegend eine Insel, die sie St. Maria la gorta nennen.
Ich öffnete heute eine blecherne Dose mit Plumpudding, welcher 1815 in England zubereitet und noch ganz vortrefflich war.
Den 22sten. Breite 27º 50', Länge 152º 22'. Eine vollkommene Windstille gestattete mir heute, meinen zweiten und letzten Sixtermometer zu gebrauchen.
Temperatur der Luft an der Oberfläche des Meeres | + 77º 10 | |
Temperatur des Wassers an der Oberfläche des Meeres | + 77º 00 | |
In der Tiefe von | fünf Faden | + 75 00 |
" | 10 Faden | + 75 00 |
" | 25 Faden | + 73 70 |
" | 50 Faden | + 67 20 |
" | 100 Faden | + 61 00 |
" | 200 Faden | + 51 50 |
Durchsichtigkeit des Wassers | 16 Faden. |
Den 23sten. Breite 26º 41', Länge 152º 32' stellte sich der NO Passat wieder ein.
Den 26sten. Morgens um 7 Uhr ragte in SW ein Berg hervor, und ich erkannte ihn für Mauna-Roa, welcher auf der NO Seite der Insel O Waihi liegt. Bald zeigte sich die ganze Insel; Mittags waren wir bei sehr schwachem Winde noch 13 Meilen davon entfernt; als aber die Sonne unterging, erhob sich ein leichter Wind aus N, der uns langsam ihrer nördlichen Spitze zuführte. Der Mond schien hell, das Wetter war schön, und ich beschloß daher, während der Nacht die Spitze zu umsegeln. Um Mitternacht befanden wir uns schon unter dem Winde von O Waihi, nur vier Meilen vom Lande entfernt; der leuchtende Mond, und die vielen Feuer der Wilden am Lande machten unsere Fahrt sicher und angenehm.
Den 27sten. Der anbrechende Morgen brachte gänzliche Windstille mit; wir befanden uns vor Jungs Besitzungen an der Tocahai-Bay; die heiter aufgehende Sonne verkündete einen freundlichen Tag, und der Mauna-Roa stand wolkenlos und prächtig vor uns. Noch fesselte uns der Anblick der schönen Natur, als plötzlich ein junges, ganz hübsches Mädchen unsere Aufmerksamkeit auf sich zog; es hatte die Windstille benutzt, um sich auf einem kleinen Kahne ganz allein uns zu nähern; deutliche Gebehrden erklärten ihre Absicht, und sie ward sehr verdrießlich, als sie sich verspottet sah. Kadu, der ohnehin schon über den langentbehrten Anblick seiner lieben Cocosbäume sehr erfreut war, gerieth bei der Erscheinung des Mädchens in Entzücken: in allen Sprachen, die er kannte, suchte er sich ihm verständlich zu machen, als es aber auch seine russischen Anreden nicht verstand, bat er mich inständig, es an Bord kommen zu lassen, was ich indeß aus guten Gründen verweigerte. Er begnügte sich endlich damit, der Schönen alle seine Glasperlen zuzuwerfen, und ihr freundlich zu winken, so lange sie ihm sichtbar war. Ein zweites Boot mit fünf Sandwichanern stellte seine gute Laune bald wieder her. Die Wilden brachten uns Tarowurzel und Wassermelonen, die sie sich theuer bezahlen ließen, und wir erfuhren von ihnen, daß Tammeamea sich eben in O Waihi aufhalte. Gegen Mittag erhob sich ein schwacher Seewind, durch den wir längs der Küste nach S vorrückten. Ich wünschte die Karakakua-Bay zu erreichen, wo ich Tammeamea zu finden hoffte, mit dem ich einen Handel um frische Lebensmittel schließen wollte; bei Sonnenuntergang aber trat, wie es hier gewöhnlich der Fall ist, Windstille ein, und wir waren noch weit vom Ziele.
Den 28sten Morgens brachte uns ein geringer Landwind an die niedrige Landspitze, hinter welcher die Bay Teiatatua liegt, die nämliche, auf der mich der König im vorigen Jahre so freundlich aufnahm. Zwei Chefs, die eben zum Fischfang heraussegelten, besuchten uns, und wurden als alte Bekannte von uns erkannt; sie erzählten uns, daß sich Tammeamea in dieser Bay befinde, und nachdem es ihnen gelungen, uns zu betrügen, segelten sie fröhlich weiter. Bald darauf sahen wir ein zweites Canot unbeschreiblich schnell auf uns zu eilen; ich ließ das Schiff sogleich beilegen, und wir erblickten auf dem Boote unsern alten Reisegefährten, Herrn Elliot de Castro, der durch einen Tubus den Rurick erkannt hatte, und uns nacheilte, weil wir Tammeameas Aufenthaltsort schon vorbeigesegelt waren. Ich befahl das Schiff zu wenden, und wir nahmen den Lauf nach der Bay, in welcher sich der König des Bonitenfanges wegen jetzt aufhielt. Herrn Elliots Anerbieten, mich auf sein Boot zu setzen, nahm ich mit Dank an, weil ich auf diese Weise schneller zum Könige gelangen, und mein Geschäft noch heute abthun konnte; auch die Herren Gelehrten nebst Kadu benutzten diese Gelegenheit, die uns schon Mittags bei des Königs Lager ans Land setzte, das am Ufer auf einer Lavafläche stand, wo man der brennenden Sonne preis gegeben war. Viel anmuthiger war sein Aufenthalt im vorigen Jahre, als hier, wo der Blick auf schroffe Felsen fiel. Vor ungefähr zwanzig Jahren hat ein in der Nähe liegender, ziemlich hoher Berg Feuer gespieen; die Lava floß in die See, und bildete die Fläche, auf der jetzt die Strohzelte, welche kaum drei Menschen faßten, aufgeschlagen standen. Der König wohnte eben so unbequem, wie die Großen seines Reichs, die er immer bei sich hat; fällt es ihnen ein, zu murren, so sagt er mit Recht: »Ich habe es um keinen Strohhalm besser als ihr; lasse ich euch auf euern Ländereien, so werdet ihr so fett wie eure Schweine, und habt keinen andern Gedanken, als eurem Könige zu schaden.« Nachdem er sich schon zwei Monate an diesem häßlichen Orte aufgehalten, und die Geduld seiner Chefs gehörig geprüft hatte, wollte er in wenigen Tagen einen reizendern Aufenthalt wählen, und diesen Vorsatz kündigte er seinem Gefolge mit der Bemerkung an: »Ihr werdet jetzt das Angenehme um so mehr zu schätzen wissen!« Tammeamea war kurz vor unserer Ankunft auf den Bonitenfang gefahren, und wir wurden unterdeß von Elliot zu seinen Weibern geführt, die in der Mitte des Lagers unter einem Schirm von weißem Segeltuche auf feinen Matten saßen, und sich mit Wassermelonen abzukühlen suchten. Alle drei waren sehr erfreut, uns wiederzusehen; ich mußte neben Kahumanna Platz nehmen, die, nachdem sie einige gleichgültige Fragen an mich gerichtet, noch Wassermelonen bringen ließ, die uns bei der Hitze sehr wohl thaten. Ihre Artigkeit ging so weit, daß sie einem Canaka befahl, mir mit einem rothen Federbusch die Fliegen abzuwehren; sie selbst schnitt das Innere einer Melone heraus, und steckte mir das Stück mit höchst eigenen Händen in den Mund, wobei mich die königlichen, drei Zoll langen Nägel nicht wenig incommodirten. Bei dieser Gelegenheit ließ sie mich fragen, ob die Favoritkönigin in unserm Lande auch so höflich gegen Fremde sey, wie sie? Ich erwiederte, daß wir zwar eine sehr herablassende, gütige Königin hätten, aber nur Eine. Hierüber erstaunte Kahumanna sehr, da sie von unserm Könige gehört, daß er ein großer Monarch, und also nach ihren Begriffen berechtigt sey, viele Frauen zu haben. Kadu ward mit vieler Neugier betrachtet, seine langen Ohrlappen fielen den Königinnen sehr auf, und wurden genau von ihnen untersucht. Das Volk, welches bald erfahren hatte, daß er von einer neuentdeckten Insel sey, strömte herbei, um ihn anzuschauen; mehrere Chefs und selbst die Königinnen beschenkten ihn reichlich; er benahm sich Anfangs etwas blöde dabei, doch gefiel es ihm hier recht wohl, und ganz besonders, als ein Paar junge Mädchen ihn anfaßten und ihn im Lager herumführten. Die Sonne war dem Untergange schon nah, als der König vom Bonitenfange heimkehrte, welcher, entfernt vom Lande, mit Angeln getrieben wird. Er gab sich nicht die Zeit, sich zu bekleiden, sondern trat mir nackt entgegen, und bewillkommte mich mit einem herzlichen Händedruck; ein Minister schleppte zwei Boniten hinter ihm her, und der König sprach, indem er mir eine davon zu Füßen legen ließ; »diesen Fisch habe ich selbst geangelt, und bitte Sie, ihn als einen Beweis meiner Freundschaft anzunehmen.« Jetzt wurde seine Garderobe herbeigeholt, die aus einem Hemde, einem Paar alten manchesternen Hosen, einer rothen Weste und einem schwarzen Halstuch bestand; und er machte ohne Umstände in meiner Gegenwart seine Toilette. Seine schön gestickten Uniformen zieht er nur bei sehr feierlichen Gelegenheiten, und selbst dann nur ungern, an. Er hat einmal zu Elliot gesagt: »Die Uniformen, welche mir König Georg (so nennt er den König von England) schickte, blitzen zwar sehr, können mir aber nicht nutzen, denn Tammeamea überstrahlt alles!« Ich bemerkte während des Ankleidens viele Narben an seinem Körper, und erhielt auf meine Frage, bei welchem Feldzuge er diese Wunden bekommen, die Antwort, indem er nach NW zeigte: »ich habe diese Inseln erobert, und die Narben beweisen, daß ich es verdiene, König der ganzen Gruppe zu seyn.« Nachdem er sich angekleidet, ließ er sich neben seinem Häuschen unter freiem Himmel auf einer Matte nieder; auch für mich ward eine Matte ausgebreitet, und die Großen seines Reichs huckten im Kreise um uns her. Man brachte eine mit Taroteig gefüllte Kürbisschaale, und während er sich mit dem Zeigefinger den Teig schnell in den Mund schmierte, unterhielt er uns vom Bonitenfange. Kadu interessirte den König sehr, und dieser betrachtete seinerseits mit großer Achtung den König, dessen herrliche Besitzungen ihn in seinen Augen zum ersten Tamon der Welt erhoben. Da ich keine Zeit zu verlieren hatte, so sprach ich gleich nach der Mahlzeit von den Lebensmitteln, welche ich in Wahu einzunehmen wünschte. Der König antwortete: »Ich kann heute mit euch keine Geschäfte der Art machen, denn mein Sohn Lio-lio hat diese Nacht einen Unglück weissagenden Traum gehabt. Der Hund aller Hunde verschlang im Traume die Königin Kahumanna, und gab sie als scheußliches Ungeheuer von sich, das sogleich anfing, das ganze Land zu verheeren; ich muß also glauben, daß ihr mir heute die Unglücksbringer seyd.« Ich versicherte dagegen den König, daß unser Schiff kein Ungeheuer der Art verberge, wie der Hund aller Hunde eines ausgespieen, sondern daß er im Gegentheil keinen aufrichtigern Freund habe, als mich; und nach vielen Ueberredungen gelang es mir, noch heute abgefertigt zu werden. Einer seiner Chefs, Kareimoku, ein Verwandter des Gouverneurs von Wahu, mußte sich auf die Erde setzen und seine Befehle vernehmen, die darin bestanden, daß wir eben so viel an Lebensmitteln erhalten sollten, als im vorigen Jahre und daß man uns eben so freundlich zu empfangen habe; hierauf wandte er sich mit den Worten zu mir: »Jetzt können Sie Ihre Reise nach Wahu antreten; diesen Chef nehmen Sie mit, er wird für alle Ihre Bedürfnisse sorgen; ich verlange für die Lebensmittel keine Bezahlung, haben Sie aber einiges Eisen, das Sie entbehren können, so bitte ich darum, denn ich brauche es zum Bau meiner Schiffe.« Ich versprach gern, ihm so viel Eisen zu schicken, als ich entbehren könnte, und eilte, begünstigt von einem schwachen Landwinde, die Fahrt nach Wahu anzutreten. Unser Begleiter, der junge Kareimoku, betrug sich sehr bescheiden; zwei Kanakas, die er zu seiner Bedienung mit hatte, bewiesen, daß er zur vornehmen Klasse der Jeris gehörte. Ein sehr schwacher Wind machte unsere Fahrt langweilig; ein ganzer Tag verging uns in der Nähe der Insel Ranai unter Windstille. Man muß sich dieser Insel unter dem Winde nicht zu nahe wagen, weil der Passat, durch ihre Höhe aufgehalten, nicht wirken kann.
Den ersten Oktober. Bei Tagesanbruch sahen wir Wahu, und erreichten um fünf Uhr Nachmittags den Ankerplatz Hana-rura; eine Brigg unter amerikanischer Flagge, die wir schon früher aus N durch den Kanal zwischen Wahu und Morarai segeln sahen, legte sich, bald nachdem wir die Anker geworfen, neben uns. Das Schiff gehörte, wie ich nachher erfuhr, wirklich der Nation, deren Flagge es trug; Baranof hatte es in Sitka gemiethet, um eine Ladung Felle nach Ochotzk zu bringen, und der Capitain kehrte eben, nachdem er das Geschäft vollzogen, zurück. Sobald ich die Anker geworfen, fuhr ich ans Land, wohin der junge Kareimoku schon früher mit einem Canot der Eingebornen abgegangen war. Wir fanden den Hafen sehr belebt; acht Schiffe lagen hier vor Anker, von denen sechs die nordamerikanische, und eines Tammeameas Flagge trug; das achte lag auf dem Strande, und gehörte der russisch-amerikanischen Compagnie. Als ich mich der kleinen Flotte näherte, wurden die Kanonen auf den amerikanischen Schiffen gelöst, eine Artigkeit, die man mir als dem Befehlshaber eines russischen Kriegsschiffs bewies. Ich wurde am Landungsplatze von den Capitains freundlich empfangen und in Kareimokus Wohnung begleitet, der sich sehr freute, mich wiederzusehen. Schon aus der Ferne rief er mir ein Aroha (Willkommen) entgegen; auf der Festung wurden drei Kanonen gelöst, und bei jedem Schuß wiederholte er mit einem Händedruck sein Aroha. Er ließ mir durch Jung sagen: er habe durch den Abgesandten bereits Tammeameas Befehle empfangen, aber auch ohne diese hätte er schon dem Rurick zu Liebe selbst für alles gesorgt. Ich bat um Böte zum Hereinbugsiren; die amerikanischen Capitains aber ersuchten mich, ihre Schaluppen dazu anzunehmen, die sie mir morgen früh zu schicken versprachen.
Den 2ten. Der hiesigen Sitte gemäß ward bei Tagesanbruch eine Kanone gelöst, und gleich darauf erschienen die Schaluppen, welche uns hinein bugsirten, und auf die nämliche Stelle vor Anker brachten, wo wir im vorigen Jahre gelegen.
Kaum waren wir angelangt, so erschien Kareimoku in Jungs Begleitung am Bord, gefolgt von einem großen Bote, das mit Gemüsen, Früchten und einem Schwein beladen war. Kareimoku fand sich sehr geschmeichelt, als ich ihn mit drei Kanonenschüssen auf dem Verdeck empfing; die Festung salutirte mit sieben Schüssen, und erhielt von uns die gleiche Zahl. Kareimoku theilte mir mit großer Freude die Nachricht mit, daß der Doctor Scheffer von der Insel Otuway, sowohl vom Könige als vom Volk vertrieben worden, und kürzlich mit seiner Mannschaft, die aus hundert Aleuten und einigen Russen bestände, mit dem Schiff Kodiak, das jetzt auf dem Strande liege, hier angelangt sey. Das Schiff befand sich in so mißlichem Zustande, daß die Mannschaft während der Fahrt von Otuway nach Wahu unaufhörlich hatte pumpen müssen, um es vom Untersinken zu retten, und deshalb mußten die Flüchtlinge hier auf den Grund laufen, sobald sie den Hafen erreichten. Kareimoku sagte mir, er habe die unglücklichen Aleuten und Russen freundlich aufgenommen, weil er nicht Böses mit Bösem vergelten wolle; selbst Scheffern hatte man, ohne ihm etwas in den Weg zu legen, auf ein Schiff der vereinigten Staaten gehen lassen, das einige Tage vor unserer Ankunft nach Canton abgesegelt war. Kaum hatte Kareimoku seine Erzählung beendigt, als Herr Taracanof, Agent der russisch-amerikanischen Compagnie, mit mehrern Beamten derselben an Bord kam. Taracanof, der auf Baranofs Ordre ganz unter Scheffers Befehlen stand, äußerte sein Mißfallen über das Verfahren auf Otuway, wodurch sie alle in die größte Lebensgefahr gekommen waren, und er hielt es für ein wahres Wunder, daß bei ihrer Flucht von Otuway nur drei Aleuten erschossen wurden, da Tamary, welcher sie alle für seine ärgsten Feinde hielt, leicht Vielen das Leben nehmen konnte. Er erwähnte auch der gefährlichen Reise hieher, und war jetzt mit seinen Leuten in der traurigsten Lage, da man ihnen natürlich die Lebensmittel nicht unentgeltlich überlassen wollte. Glücklicherweise hatte ich in Unalaska eine solche Quantität Stockfisch eingenommen, daß ich den armen Menschen jetzt auf einen Monat Provision schicken konnte. Taracanof, der mir ein recht verständiger Mann zu seyn schien, hatte mit Herrn Hebet, dem Eigentümer zweier hier liegender Schiffe, einen Contract abgeschloßen, nach welchem dieser sich anheischig machte, die Aleuten ein ganzes Jahr zu ernähren und zu kleiden, unter der Bedingung, daß er sie nach Californien bringen wolle, wo sie auf den dort liegenden Inseln den Seeotterfang treiben sollten; nach Verlauf dieses Jahres bringt Hebet sie nach Sitka zurück, und gibt der Compagnie die Hälfte der erbeuteten Felle. Dieser Contrakt war vortheilhaft für die Compagnie, welche die Aleuten oft auf diese Weise vermiethet; denn diese Unglücklichen werden die Schlachtopfer ihrer Unterdrücker bleiben, so lange die Compagnie der Willkühr eines Unmenschen preis gegeben bleibt, der jeden Gewinn mit dem Blute seiner Nebenmenschen erkauft.
Auf dem Schiffe wurden jetzt die nothwendigen Arbeiten unternommen, damit wir Wahu sobald als möglich verlassen könnten. Herr von Chamisso machte unterdeß eine kleine Reise durchs Land.
Den 6ten Oct. Heute lief die amerikanische Brigg Boston hier ein, welche, nachdem sie Cap Horn dublirt und Sitka berührt, von hier ihre Fahrt nach Canton fortsetzen wollte; der Capitain derselben überließ uns gegen gute Bezahlung Zwieback, an dem es uns gänzlich mangelte.
Kadu hatte sich viele Freunde erworben in diesem Lande, wo ihn mancherlei zur Bewunderung zwang; unter andern erschreckte ihn einmal ein Mensch zu Pferde gewaltig, weil er das für ein furchtbares Ungeheuer hielt. Die Sandwichaner machten sich ein Vergnügen daraus, ihn über Verschiedenes zu belehren, und da er sich besonders für die Cultur des Landes interessirte, so hoffte ich durch ihn die Bewohner Radacks in Hinsicht der Pflanzen, die ich dahin mitnehmen wollte, zu unterrichten.
Den 8ten. Der Capitain eines amerikanischen Schooners hatte mit Kareimoku einen Handel geschlossen auf eine Ladung Sandelholz, wogegen er ihm ein mit Kupfer beschlagenes Schiff überließ; man sieht hieraus, wie theuer sich die Amerikaner das Sandelholz in China bezahlen lassen. Verschiedene Schiffe, die hier vor Anker lagen, bezahlten dieses Holz mit Waaren oder mit Piastern, und es wird ihnen in Kareimokus Beiseyn nach Gewicht abgeliefert.
Täglich machte ich Abends, wenn die Luft sich abgekühlt, einen Spaziergang; man kann das hier ohne Furcht vor einem Ueberfalle thun, denn wenn man gleich oft auf Betrunkene stößt, so sind sie gerade in diesem Zustande fröhlich und zärtlich. Sie berauschen sich durch die Awawurzel, welche auf eben die Art bereitet wird, wie auf den andern Südsee-Inseln, nur mit dem Unterschiede, daß hier nur die alten Weiber die Wurzeln zerkauen, und die jungen blos hinein speien, um den Brei zu verdünnen. Wie ungesund der häufige Gebrauch dieser Wurzel seyn muß, beweisen die vielen Geschwüre, womit die hiesigen Bewohner behaftet sind. Die Vornehmen berauschen sich öfter in Rum, welchen sie von den Amerikanern einhandeln. Seitdem die Europäer den Gebrauch des Branntweins und Tabacks hier einführten, und zugleich manche böse Krankheit mitbrachten, hat die Bevölkerung merklich abgenommen; auch liegen mehrere Felder jetzt unbenutzt, indem die Einwohner das Sandelholz fällen müssen. Auf meinem Wege nach den Pflanzungen begegneten mir zwei Knaben, welche große Bündel Bananen trugen, und immer nach hundert Schritt stehen blieben, um durch einen lauten Ausruf die Anwesenden auf ihre Gegenwart aufmerksam zu machen. Die Männer warfen sich sogleich auf die Erde, bedeckten das Gesicht mit beiden Händen, und standen nicht eher auf, als bis die Knaben vorüber waren; von den Weibern forderte man noch mehr, denn sie mußten sich bei dem Anblick der Knaben sogleich entkleiden. Man sagte mir: diesen Abend fange ein wichtiges Tabu an, die Bananen würden in das Murai getragen, wo sie den Göttern geopfert werden, und daher müsse man den Trägern der heiligen Früchte diese Unterwürfigkeit erweisen. Bald nachher ging ich an dem Hause eines bekannten vornehmen Chefs vorbei, der mit verschiedenen andern vor der Thür sitzend, den Untergang der Sonne erwartete, um ins Murai zu gehen; er grüßte mich freundlich, warnte mich aber, ihn ja nicht zu berühren, weil ich dadurch Tabu werden und mit ins Murai gehen müßte. Die Weiber dürfen ihren Männern in dieser gefährlichen Zeit nicht unter die Augen treten, und begeht eine gar den Frevel, ihn zu berühren, so muß sie mit dem Tode büßen. Der Leichnam eines Weibes, den ich im Hafen herumschwimmen sah, wurde von Erwachsenen und Kindern mit Steinen geworfen; man sagte mir: das Weib habe ein Tabu verletzt.
Den 11ten Oct. Ich wurde heute durch den Ton einer dumpfen Trommel nach dem Murai gelockt, und blieb, weil ich den Eingang verboten glaubte, in einiger Entfernung stehen. Da es kein Tabu-Tag war, so vermuthete ich, daß die darin beschäftigten Personen Priester seyn könnten. Man bemerkte vom Murai die Aufmerksamkeit, mit welcher ich sie betrachtete; es erschienen zwei Sandwichaner, die mich mit den Worten begrüßten: Aroha Jeri nue (sey gegrüßt, großer Chef), und mir vorschlugen, hineinzutreten. Ich wunderte mich, daß man mir diese Erlaubniß ertheilte, und war nicht ganz ohne Furcht, da es den Priestern einfallen konnte, mich ihren Göttern zu opfern; getrennt von den Meinigen, die nicht einmal erfahren hätten, wo ich geblieben, beschloß ich, wenigstens sehr auf meiner Hut zu seyn, und ließ mich durch die heilige Pforte führen. Da dieses Murai, wie ich schon gesagt habe, nach der Zerstörung des alten in Eile aufgebaut ist, so konnte es mir keinen richtigen Begriff von einem solchen Heiligthume beibringen; ich fand hier nur ein Stück Land von fünfzig Quadrat-Faden, rings herum mit Bambusrohr eingezäunt; in der Mitte des Platzes bildeten sechs kleine neben einander stehende Häuser einen Halbzirkel; jede dieser Kapellen war von einem niedrigen Bambuszaun umringt, über welchen die kolossalen Götterköpfe gleich Schildwachen herüberschauten. Die Hälse, welche die ungeheuern Köpfe stützten, waren mit Schweinefleisch behängt, und mancher Gott trug nur noch das Gerippe eines verwesten Schweines. Obzwar mir der Gestank sehr widerlich, und der Anblick der Götzenbilder lächerlich war, so ließ ich mir doch nichts davon merken, um die Sandwichaner nicht zu beleidigen; um so mehr aber erstaunte ich, als die Herren Priester selbst mich auf die Karrikaturen aufmerksam machten, ihnen Nasen und Augen betasteten, die verzerrten Gesichter auf alle Weise nachzumachen strebten, und herzlich über ihren Witz lachten. Neben einer Hütte standen zwei ganz ausgearbeitete Statüen, deren Geschlechter man, so plump sie auch geschnitzt waren, unterscheiden konnte; zwischen diesen war eine Stange in die Erde geschlagen, deren Spitze man mit Bananen behängt hatte. Das Weib griff, das Gesicht zum Manne gewendet, mit der linken Hand nach der Frucht, während dieser die rechte darnach ausstreckte; einem Jeden mußten bei diesem Anblick Adam und Eva einfallen, und ich bedauerte sehr, niemand bei mir zu haben, der, der Sprache mächtig, mir die Allegorie erklärt hätte. Die Priester machten mir bemerkbar, daß beide Statüen, die den Mund weit offen hielten, mit einem Gebiß von Menschenzähnen versehen waren. Die eine der kleinen Kapellen war rund umher mit Matten bedeckt, aus dieser erscholl die dumpfe Trommel, oft unterbrochen von dem kläglichen Gewinsel eines Menschen; und das Ganze machte einen so widerlichen Eindruck auf mich, daß ich froh war, fortgehen zu können. Auf meinem Rückwege fand ich vor einem Hause eine große Versammlung von Damen, die sich um ein Feuer gelagert hatten, auf dem eben ein Hundebraten zubereitet ward. Man lud mich freundlich ein, an dem Feste Theil zu nehmen, was mir aber für dieses Mal meine Zeit nicht vergönnte. Das weibliche Geschlecht, dem das Schweinefleisch verboten ist, hält sich an Hunden schadlos, die zu dem Ende nur mit Früchten gefüttert werden. Es ist das Eigenthümliche dieser Hunde, die zum Geschlecht unserer Dachshunde zu gehören scheinen, daß sie sich nie an die Menschen anschließen, und deshalb unter den Schweinen gehalten werden.
Den 12ten October. Meine Absicht, morgen Wahu zu verlassen, ward durch Kareimoku vereitelt, der mich bat, noch einige Tage hier zu verweilen; er hatte morgen ein Tabu, das erst übermorgen endete, folglich hätte er mich nicht begleiten können; überdem stellte er mir vor, daß meine Reise unglücklich ablaufen könnte, wenn ich sie vor dem Ende des Tabu antreten wollte. Da er mich immer so freundschaftlich behandelt, so konnte ich ihm diese Bitte nicht versagen. Das Schiff wurde in segelfertigen Stand gesetzt, alle Lebensmittel eingenommen, und als sich endlich auch eine Menge Thiere, als: Ziegen, Schweine, Hunde, Tauben, Katzen u. s. w. darauf befanden, so glich der Rurick vollkommen der Arche Noah.
Den 14ten October waren wir mit Sonnenaufgang bereit, den Hafen zu verlassen. Die Capitains der amerikanischen Schiffe, deren Namen ich hier mit Dankbarkeit nenne: William Davis, John Ebbets, Thomas Brown und Thomas Meck, hatten ihre Schaluppen geschickt, um mich heraus zu bugsiren. Bald erschien auch Kareimoku, der eben aus dem Murai kam; er rief mir sein Aroha zu, und sagte: die Götter hätten ihm auf seine inständigen Bitten versprochen, uns auf der Reise zu beschützen, damit wir mit ganzen Köpfen und gesunden Füßen ins Vaterland kämen, und er zweifle keinen Augenblick an unserer glücklichen Reise. Wassermelonen und Fische, aus seinem künstlichen Teiche, brachte er uns mit, und behandelte uns überhaupt auffallend freundlicher, als die Capitains der Kauffartheischiffe, gegen die er sich stolz betrug. Ich schenkte ihm zum Abschied das Portrait Tammeameas, was ihm unendlich angenehm zu seyn schien; er verließ mich mit einem herzlichen Händedruck, und empfahl uns noch einmal seinen Göttern. Der junge Kareimoku, welcher bis jetzt bei uns gewesen war, und dem man die Geschenke für den König eingehändigt hatte, erhielt eine meiner gestickten Uniformen, und jauchzte laut auf, als er sie anzog. Bald nachdem uns unsere Freunde verlassen, erhob sich ein frischer Landwind, wir spannten alle Segel, und steuerten S. W. t. W.; da ich mir vorgenommen, auf dieser Fahrt nach Radack noch einmal die Cornwallis-Inseln zu suchen, so richtete ich meinen Lauf dorthin.
Den 20sten Morgens ward unser Schiff von einer großen Menge Schnepfen heimgesucht; wir mußten unserer Rechnung nach, bald in die Gegend der Cornwallis-Inseln gelangen, und fanden am Mittag nach einer guten Observation die Breite 16º 45' 12'' N, Länge nach den Chronometern 169º 16' 37''. Für die Richtigkeit unserer Länge bürgt die, einige Tage hinter einander gemachte Observation zwischen Mond und Sonne. Ich setzte den Cours nach W fort, einige Meilen nördlicher als im vorigen Jahre, weil ich vermuthete, daß die Inseln nicht so südlich liegen könnten, als sie auf Arrowsmiths Karte angegeben sind. Um zwei Uhr Nachmittags, nachdem uns schon eine Menge Seevögel begrüßt, ward Land! gerufen, welches sich in einer Entfernung von 13 Meilen in W. t. N ½ W zeigte. Nur ein kleiner runder Hügel war uns sichtbar; eine Stunde später, in einer Entfernung von acht Meilen, sahen wir schon, daß dieser Hügel den nördlichen Theil einer niedrigen Insel bildete, deren ganzer Umfang eine Meile betragen mochte. Eine Meile nördlich von dieser Insel ward eine Zweite gesehen, die ebenso niedrig und noch kleiner war. Indem wir mit der Aufnahme beschäftigt waren, rief der wachthabende Matrose: es sind Felsen unter dem Schiff! ich ließ sogleich nach S wenden, und wir entgingen glücklich der Gefahr, an diesem Felsen zu scheitern, den wir, von der Sonne geblendet, nicht früher gesehen hatten. Die Entfernung vom Lande betrug hier nur fünf Meilen, der Felsen war kaum zwei Faden unter dem Wasser, und gleich daneben kein Grund mit dem Senkblei zu erreichen. Hiernach zu urtheilen, war die Untiefe entweder nur von sehr geringem Umfange, oder sie war die Spitze einer Korallenbank, wovon diese Inseln bis weit ins Meer umgeben zu seyn scheinen, wie es die Brandung beweist, die wir nachher in N und O entdeckten. Ich richtete jetzt, als wir der Gefahr entgangen waren, den Lauf wieder auf die Inseln, um ihnen vielleicht von einer andern Seite näher zu kommen, aber auch das war vergebens, denn bald überzeugte uns die Farbe des Wassers von der Unmöglichkeit, sie zu berühren. Die Seefahrer mögen sich hiermit warnen lassen, diesen Inseln nicht zu nahen, die, wie ich durch den Tubus deutlich sah, nur aus nackten Felsen bestehen; auf dem Hügel, der uns zuerst sichtbar ward, bemerkte ich einen weißen Fleck. Gegen Abend verließ ich diesen Aufenthalt der Vögel, und richtete den Lauf südlich. Wir fanden die Breite des Hügels 16º 45' 36", Länge nach den Chronometern 169º 39' 21" W. Die Deklination der Magnetnadel 9º 47' östlich.
Den 21sten October. Wir schlossen auf die Nähe eines Landes, da eine große Menge Enten von NW nach SO flogen, wo sie sich verloren. Nach Ansons Karte befanden wir uns in der Gegend von Basso de la Villa Lobos; auf Arrowsmiths neuer Karte der Südsee, ist keine Untiefe hier angezeigt, wir aber haben Ursache zu glauben, daß hier eine existirt.
Den 30sten. Ich hatte meinen Cours auf Otdia gerichtet, und diesen Morgen um acht Uhr erschien uns die zu dieser Gruppe gehörige Insel Ormed. Kadus Freude über den Anblick des wohlbekannten Landes war unbeschreiblich, und er konnte nicht begreifen, wie wir diese Inseln wieder gefunden, nachdem wir so weit herumgeirrt waren. Der Wind, welcher während der ganzen Fahrt aus O und ONO geweht, drehte sich zu unserm größten Erstaunen, da diese Erscheinung in den Tropen ungewöhnlich ist, nach SO; es erhoben sich schwarze Wolken, die ich aber nicht achtete, weil sie sich nur langsam bewegten, und ich setzte daher den Lauf scharf bei dem Winde fort, um die Insel Otdia zu doubliren, und noch heute durch die Schischmareff-Passage zu unsern Freunden in die Gruppe zu dringen. Das Schicksal aber wollte es anders! nur noch fünf Meilen von Otdia entfernt, das uns in W lag, bedeckten die Wolken den ganzen Himmel, der Regen floß in Strömen herab, und ein heftiger Wind zwang uns, die Marssegel einzunehmen. Unsere Lage war mißlich, weil der Wind, der zu heftig war, um durch Laviren die hohe See zu erreichen, uns dem nahen Lande zutrieb; noch hoffte ich, daß dieser sich vermindern, und wir uns von den Klippen würden entfernen können, als plötzlich ein zweiter Windstoß uns mit der Wuth eines Orcans überfiel, bei dem der Mast ohne Zweifel über Bord gegangen wäre, wenn wir nicht eiligst alle Segel eingenommen hätten. Diese Windstöße dauerten, verbunden mit dem heftigsten Regen, über eine Stunde, wir sahen die gefährlichen Klippen in unserer Nähe, und als wir schon den Augenblick des Untergangs berechnen konnten, legte sich die Wuth des Windes. Wir säumten nicht, sogleich alle Segel beizusetzen, um uns vom Lande zu entfernen. Während unsere Lage am gefährlichsten war, spielte ein Wallfisch neben unserm Schiffe, der unser nahes Verderben mit Ungeduld zu erwarten schien. Es war eines von jenen mit einem ungeheuern Rachen und Zähnen versehenen Raubthieren; die Aleuten nannten es Plawun. Wie dieser Fisch, der gewöhnlich nur im Norden zu finden ist, sich so nah an den Aequator begeben hatte, ist mir unbegreiflich.
Das schlechte Wetter hatte auf den Barometer keinen Einfluß. Der Wind wandte sich nach einigen Stunden wieder nach O wehte aber während der Nacht heftig, und wir lavirten im Angesicht des Landes.
Den 31sten October. Bei Tagesanbruch nahmen wir den Lauf auf die Schischmareff-Straße zu, die wir, von einigen Windstößen verfolgt, um zehn Uhr erreichten. Auf einem Boote unter Segel, das wir bald einholten, erkannten wir unsern alten Freund Lagediack, der, sobald er uns ansichtig ward, in der Freude seines Herzens die possirlichsten Gebehrden machte, und immerfort dabei rief: Hidara Totabu, Tamisso, Timaro! da wir in vollem Segeln waren, so konnte er nicht an Bord kommen; er begnügte sich also, seinen Weg nach Otdia zu nehmen, wohin er uns zu folgen bat. Kadu hatte sich vorgenommen, sich seinen halben Landsleuten auf den Canots nicht zu zeigen, sondern sie erst am Lande durch seine Gegenwart zu überraschen; seine stürmische Freude aber warf alle Pläne über den Haufen; kaum waren die Radacker nah genug, um mit ihnen sprechen zu können, so sprang er zu ihrem Erstaunen mit dem Ausruf hervor: seht her, ich bin Kadu, kennt ihr mich noch? und nun begann ein lebhaftes Gespräch, in dem er ihnen wahrscheinlich die wunderbarlichsten Begebenheiten erzählte, denn oft erscholl ihr langgedehntes O–h!
Um fünf Uhr Nachmittags ließen wir die Anker bei Otdia auf der nämlichen Stelle fallen, wo wir früher gelegen. Lagediack erschien sogleich, beladen mit Cocosnüssen, in Begleitung einiger, uns noch fremder Wilden; er überließ sich, als er aufs Verdeck trat, ganz der Freude des Wiedersehens, tanzte und sang, stürzte auf uns zu, umarmte alle der Reihe nach, und nahm zuletzt einen wohlriechenden Blumenkranz, den er eben geflochten, vom Kopf, um ihn mir aufzusetzen, indem er unaufhörlich Aidara, rief. Seine Kameraden machten ihm alles nach, obzwar wir ihnen fremd waren. Nachdem der Rausch seiner Freude etwas verflogen, machte sich Lagediack über Kadu her, der ihnen Allen sehr merkwürdig war; sie schlossen einen Kreis um ihn, in dessen Mitte er sich setzen mußte, und sofort floß die Rede von seinen Lippen, seine Augen funkelten, und auf den Gesichtern der Zuhörer drückten sich die Empfindungen lebhaft aus, welche seine wortreiche Erzählung hervorbrachte. Wir unterbrachen endlich den Sprachseligen, dem der Schaum schon vor dem Munde stand, da auch wir zu erfahren wünschten, was sich während unserer Abwesenheit in Radack ereignet hatte. Ich wunderte mich, daß uns Rarick nicht besuchte, und erfuhr, als ich nach ihm fragte folgendes: Einige Tage nachdem wir die Gruppe Aur verlassen, hatte sich der dortige alte Chef Lebeuliet nach Otdia auf den Weg gemacht, weil er vermuthete, daß wir dort viel Eisen zurückgelassen hätten; er zwang die Einwohner, einen Theil davon herauszugeben, und segelte, nachdem er auch drei Ziegen, die noch lebten, von der Ziegeninsel mitgenommen, nach Aur zurück. Einige Monate später traf Lamary, der den Weg über Ligiep und Ailu genommen, mit seiner Flotte aus Udirick hier ein, und diesem Könige der Kette Radack, mußten die Einwohner noch das letzte Eisen und alle von uns erhaltene Sachen hingeben. Ich fragte, warum sie sich dem ungerechten Befehle nicht widersetzt hätten? er aber erwiederte: dann hätte Lamary uns alle gleich todtgeschlagen. Der König hatte sich hier zwei Monate aufgehalten, um für die Armee, welche Mediuro angreifen sollte, Mogan verfertigen zu lassen. Als er fortsegelte, versorgte er sich noch mit Brodfrucht und Cocosnüssen, wovon er nur so viel zurückließ, daß die Einwohner sich kärglich ernähren konnten. Rarick, Langin, Abugar und mehrere unserer Bekannten waren mit ihm gezogen, auf der Insel blieben nur Weiber, Kinder und einige alte Männer zurück, deren Zahl sich höchstens auf fünfzehn belief. Die Armee hatte sich jetzt in Mediuro versammelt; zu einer Schlacht war es noch nicht gekommen, weil Lamary den Angriff des Feindes erwarten wollte; doch soll er gesonnen seyn, wenn dieser nicht bald erschiene, ihn selbst anzugreifen.
Ich erkundigte mich nach unserm Garten und erfuhr, daß die Ratten alles zerstört, bis auf einige Wurzeln, welche gut fortgekommen wären, bis die große Ratte, wie er Lamary nannte, hergekommen, und ihrer Bitten ungeachtet, alle weggenommen hätte. Obzwar ich die Vernichtung unserer neuen Anlage bedauerte, so hoffte ich doch noch, daß unsere Sämereien auf den andern Inseln besser fortgekommen wären, und zeigte ihnen jetzt die verschiedenen Thiere und Pflanzen, welche ich ihnen bestimmt hatte; sie waren alle sehr erfreut darüber, und besonders konnte Lagediack sich nicht enthalten, mich oft zu umarmen. Mit Kadus Hülfe hoffte ich, sie in der Wartung und Pflege der Pflanzen zu unterweisen, die eben in die Erde gesetzt werden mußten; unsere Pomeranzenbäume, die wir in Töpfen mitgenommen, waren im besten Zustande, die Weinreben sowohl wie die Kartoffeln, Taro- und Jams-Wurzeln, hatten schon kleine Blätter. Herr von Chamisso wird seinen Bemerkungen über Radack eine Liste der von uns hergebrachten Pflanzen beilegen. Die Schweine, welche wir hier zurückgelassen, waren umgekommen; wahrscheinlich hatte man sie verdursten lassen.
Den 1sten November. Da die Zeit uns nicht erlaubte, hier lange zu verweilen, so wurden die Wurzeln und Pflanzen schon heute ans Land gebracht, der alte Garten wieder bearbeitet, und Herr von Chamisso übernahm die Mühe, fast alles mit eigenen Händen einzulegen. Die Insulaner mußten sich alle dabei versammeln, um hier den ersten Unterricht zu empfangen, und Kadu war jetzt als Dolmetscher ein wichtiger Mann. Kaum aber nahm er sich die Zeit, dieses Geschäft pflichtmäßig zu erfüllen, immer fielen ihm seine Begebenheiten wieder ein, die er erzählen mußte, wodurch er ihre Aufmerksamkeit vom Garten ab und auf sich zog, so daß ich endlich gezwungen war, dem Redner Stillschweigen aufzulegen. Um die Radacker mit dem Geschmack der verschiedenen Wurzeln bekannt zu machen, hatte ich von jeder Gattung einige gesotten mitgebracht; sie fanden sie alle sehr wohlschmeckend, besonders die Kartoffel, wovon jeder welche zu haben wünschte. Ich vertheilte eine große Quantität, die sie mit vieler Dankbarkeit empfingen, und ich ergötzte mich an dem Gedanken, daß dieses gutmüthige Völkchen, dem es an Nahrungsmitteln fehlte, mir vielleicht in Zukunft seinen Wohlstand danken wird. Wenn diese Inseln einst ihren Bewohnern Taro, Jams und Kartoffeln im Ueberfluß liefern, so wird der grausame Gebrauch, die Kinder umzubringen, aufhören, und seltener wenigstens werden sie Kriege führen, weil diese jetzt nur durch den Mangel an Lebensmitteln entstehen. Einige Wassermelonen, die ich noch von den Sandwich-Inseln mithatte, schmeckten ihnen vortrefflich, und sie verlangten auch von diesen Samen. Ich vertheilte ihn gern, warnte aber vor den Ratten, und Lagediack beschloß sogleich einen Garten auf Säulen anzulegen, um sich vor ihnen zu schützen. Nachmittags wurden noch fünf Ziegen und drei Katzen ans Land gesetzt, die ich Lagediacks Aufsicht übergab; die Insulaner liefen zusammen, um besonders die Katzen zu bewundern, und ihr Erstaunen war grenzenlos, als diese bei dem ersten Schritt auf dem Lande gleich einige Ratten fingen, die ihnen, unbekannt mit der Gefahr, in den Rachen liefen. Dem Lagediack schenkte ich noch zwei Hühner und einen Hahn.
Weil ich nach zwei Tagen schon Otdia verlassen wollte, so blieb ich mit Chamisso und Kadu den Abend und die Nacht am Lande, um noch die Gesellschaft unserer Freunde zu genießen. Nachdem wir den Garten in Ordnung gebracht, ließen wir uns vor Lagediacks Hause auf dem Rasen nieder, umgeben von den Insulanern, die uns mit Gesang und Trommelschall zu unterhalten suchten. Während unserer Abwesenheit hatten sie Loblieder auf uns gedichtet, die sie uns jetzt vorsangen; das Lied auf Totabu machte den Anfang, dann folgten Timaro, Tamiso u. a. m. und verstand ich gleich den Sinn ihrer Gedichte nicht, so waren sie nur doch angenehm, weil sie hier als Tradition von den Eltern auf die Kinder vererben, und als solche künftigen Seefahrern von einer jüngeren Generation noch vorgetragen werden können. Das Abendessen ward ans Land gebracht, und wir hielten unsere Mahlzeit im Beiseyn unserer Freunde, die uns mit Theilnahme betrachteten. Kadu, der mit uns aß, erklärte ihnen den Gebrauch der verschiedenen Gerätschaften, und muß sich sehr witzig darüber ausgelassen haben, denn sie lachten gewaltig. Er hatte sich während des Aufenthalts von neun Monaten bei uns, wirklich in einem solchen Grade gebildet, daß er sein Uebergewicht fühlen mußte; dennoch war er gern bei seinen alten Freunden, belehrte sie freundlich, beschenkte ihre Kinder, und machte sich ihnen auf alle Weise werth. So viel er sich auf seine europäischen Kleider zu gute that, so hatte er sie hier doch sogleich abgelegt, und besonders Schuh und Stiefel verbannt, die ihnen ganz zuwider waren; seine Schätze hatte er sehr bald alle vertheilt. Während der Mahlzeit saß Lagediack neben mir, und aß mit vortrefflichem Appetit. Ein Teller mit Speisen ging im Kreise der Zuschauer umher, und jeder fing sich mit seinen langen Nägeln einen Leckerbissen heraus. Die Gesellschaft ließ sich die gesottenen Jams und Pataten wohl schmecken; Kadu ermahnte sie bei der Gelegenheit, die von uns mitgebrachten Wurzeln sorgfältig zu pflegen, damit sie auch in Zukunft dergleichen hätten, und lachte sehr, als einer der Wilden ihm eine gesottene Jamswurzel zeigte, mit den Worten: er wolle sie nicht essen, sondern morgen pflanzen. Er meinte, die Radacker wären doch noch zu dumm! Das Schweinefleisch schmeckte ihnen ebenfalls sehr, aber den Wein mogten sie nicht; ein Glas, das im Kreise herumging, berührten sie nur mit den Lippen. Kadu nannte sie Narren, die nicht wüßten was gut sey; sie möchten nur seinem Beispiele folgen, denn er sey ein viel erfahrener Mann, und damit leerte er das Glas auf Einem Zuge. Nach der Mahlzeit ward wieder gesungen und getrommelt, und als Kadu in die Mitte trat, um nach europäischer Art zu tanzen, erregte er ein allgemeines Gelächter, und Lagediack meinte: unsere Tänze sähen aus, als hätten wir dabei den Kopf verloren. Ehe wir uns zur Ruhe legten, erkundigte ich mich noch bei Lagediack, ob er die Kette Ralick kenne, da er nie davon mit mir gesprochen; er sagte, er sey oft da gewesen, und ich bemerkte bei dieser Gelegenheit wieder, wie schwer es ist, den Wilden dergleichen Nachrichten abzulocken, wenn man der Sprache nicht ganz mächtig ist. Sie werden nie selbst etwas erzählen, sondern antworten nur, wenn man sie ausfrägt, weil sie voraussetzen, daß wir klug und weit über sie erhaben, ohnehin von allem unterrichtet sind. Auch Herrn von Chamisso ist es oft schwer geworden, dem Kadu seine Nachrichten abzupressen. Lagediack erzählte mir jetzt, daß, wenn man von Eregup südwestlich segelte, man nach einigen Tagen auf die Gruppe Odja Die Benennungen Otdia in der Kette Raback, und Otja in der Kette Ralick, sind einander so ähnlich, daß man sich hüten muß, sie zu verwechseln. Dieses hat auch den Setzer veranlaßt, auf S. 93 anstatt Odja Otdia zu setzen. stoßen müsse, die an Größe sowohl, als an Bevölkerung alle übrigen übertreffen soll. Es herrscht die Sage, daß vor langer Zeit ein Schiff auf Odja gewesen, und dort viel Eisen zurückgelassen habe.
Ich brachte die Nacht unruhig zu, da ich mich der großen Hitze wegen nicht bedecken konnte; Ratten und Eidechsen trieben Kurzweil auf meinem Körper.
Den 2ten Nov. Der alte Chef der Insel Ormed besuchte uns heute, freute sich wie ein Kind uns wiederzusehen, und machte mir bittere Vorwürfe, daß ich nicht vor seiner Insel geankert, da er jetzt Chef der ganzen Gruppe sey; der gute Alte, freigebig wie immer, brachte mir, ungeachtet des Mangels den Lamary herbeigeführt, Brodfrucht und Cocosnüsse. Kadu hatte sich früher eine lange Zeit auf Ormed aufgehalten, war väterlich von dem Alten behandelt worden, und beide hatten jetzt eine wahrhaft rührende Freude, als sie sich wiedersahen. Er begleitete mit Chamisso seinen Pflegevater nach Ormed, wo sie verschiedenes pflanzen und erst morgen zurückkehren wollten. Nachmittags nagelte ich, Lagediacks Wohnung gegenüber an einen Cocosbaum, eine Kupferplatte, auf welcher die Jahrszahl und der Name des Schiffs verzeichnet waren. Lagediack freute sich ungemein über dieses Andenken, das er treu zu bewahren versprach, konnte aber nicht begreifen, wie ich jetzt mit dem Rurick davon segeln wollte, da sein Name an den Baum genagelt war.
Den 3ten November Morgens kehrte Herr von Chamisso mit Kadu zurück, und ich ward unangenehm durch die Nachricht überrascht, daß letzterer hier bleiben wollte. Noch gestern hatte er versichert, mich nie verlassen zu wollen, und diese plötzliche Aenderung seines Entschlusses war mir ein Räthsel, das Chamisso indeß bald löste. Kadu hatte am Lande erfahren, daß sein kleiner Sohn in Aur sehr um ihn traure, jeden Tag im Walde herumlaufe, um ihn zu suchen, und keine Nacht schlafe; diese Nachricht hatte sein Vaterherz erweicht, und ihn zu dem Entschluß gebracht, hier zurückzubleiben. Er schien noch zu kämpfen, während er mit vieler Rührung mir davon erzählte; als aber auch ich, obzwar mit schwerem Herzen, da ich ihn sehr lieb gewonnen, seinen Plan billigte, so beschloß er ihn auszuführen, und versprach, für unsere Pflanzungen mit Liebe zu sorgen, indem er die verschiedenen Pflanzen nach uns benennen wollte. Künftige Seefahrer werden also statt Jams, Taro und Pataten, Timaros, Tamissos und Totabus vorfinden. Jeder auf dem Schiffe wollte aus seinem eigenen Munde erfahren, ob er uns wirklich verlasse, und jedem einzeln erzählte er: wie sein Sohn im Walde Kadu! rufe, und keine Nacht schlafe. Mir war die Trennung sehr schmerzlich, und ich konnte mich nur mit dem Gedanken trösten, daß er jetzt hier nützlich werden könne, und in unserm kalten Klima vielleicht nicht lange gelebt hätte. Da er schon heute das Schiff verlassen wollte, weil wir gesonnen waren, morgen abzusegeln, so sammelten wir alle Geschenke für ihn. Er betrachtete seine Schätze mit stummen Erstaunen, und fürchtete nur, daß die Radacker der Versuchung nicht widerstehen würden, ihn zu bestehlen; ich selbst zweifelte nicht, daß Lamary, sobald er davon erführe, nicht säumen würde, ihm das Meiste abzunehmen, und ließ, um dem vorzubeugen, auch für ihn recht ansehnliche Geschenke zurück; auch der alte Chef von Ormed und Lagediack wurden nicht vergessen. Jetzt wurden einige Schweine und Hunde, die ich Kadus Aufsicht anvertraute, ins Boot gesetzt, und ich begleitete ihn mit Charmisso ans Land, nachdem er zärtlich auf dem Schiffe Abschied genommen. Lagediack empfing uns am Ufer, staunte die Schätze an, welche ausgeladen wurden, und war entzückt über die Geschenke, welche man ihm selbst einhändigte. Kadus Reichthümer ließ ich in die Wohnung Raricks bringen, wo er sie verbarg, und die Insulaner, welche sich an dem Anblick ergötzten, mochten wohl im Stillen Pläne schmieden, sich diese in kurzem zuzueignen. Um den Kadu so viel als möglich dagegen zu schützen, wollte ich den sämmtlichen Wilden eine Ermahnungsrede halten. Lagediack schickte sogleich zwei Schreier ab, die die Insel durchstrichen, und seinen Befehl, sich zu versammeln, kund thaten; es wurden einige Trommeln gerührt, und bald erschienen alle Einwohner Otdias, Männer, Weiber und Kinder. Man kündigte ihnen an, daß Kadu hier bleiben würde, und ich ihnen darüber etwas mitzutheilen hätte; das Volk schloß erwartungsvoll einen Kreis, in dessen Mitte ich mich mit Chamisso befand. Kadu machte unterdeß in Raricks Hause Toilette, wahrscheinlich um bei dieser feierlichen Gelegenheit einen starken Eindruck auf die Wilden zu machen. Nachdem er einige Zeit auf sich hatte warten lassen, trat er endlich mit gemessenen Schritten aus dem Hause; er hatte ein weisses Hemd angezogen, um den Leib einen Säbel geschnallt, den er blank in der rechten Hand trug, den Kopf bedeckte ein Strohhut. Die Radacker erstaunten, als er mit dem Mordgewehr ernsten Gesichts in den Kreis trat, und sich gravitätisch auf einen Baumast niederließ. Die Sonne war schon untergegangen, als Kadu folgende Rede hielt, die man ihm einstudirt hatte. Ich muß vorher bemerken, daß Kadu durch unsere Erzählungen einen sehr hohen Begriff von dem Tamon Russia gefaßt hatte, von dem er den Radackern viel gesagt. »Der große Tamon aller Tamons, sprach er, vom Lande Russia, hat befohlen, daß Kadu hier bleiben solle, um für das Gedeihen der von den Russen hier zurückgelassenen Thiere und Pflanzen zu sorgen. Niemand darf ihn bei Todesstrafe hieran verhindern, sondern jeder Einwohner soll ihm helfen, das Land zu bearbeiten, wofür er Belohnung haben soll. (Obzwar der verheißene Lohn hier aus der Arbeit selbst entsprang; auch erlaubte ich mir, um der Rede mehr Gewicht zu geben, folgende Lüge.) Nach zehn Monaten kommt aus Russia ein großes Schiff her, um den Radackern Eisen und andere nothwendige Dinge zu bringen; findet es aber, daß die Pflanzungen zerstört sind, so werden die Schuldigen getödtet! Niemand wage es, den Kadu zu bestehlen, oder ihm ein Leid zuzufügen, auch dieses Verbrechen wird mit dem Tode bestraft.« – Zum Schluß ließ ich denjenigen große Belohnungen zusagen, welche bei der Ankunft des Schiffs aus Russia, ihnen neucultivirte Früchte entgegen tragen würden. Kadu hielt seine Rede mit vieler Würde; die Insulaner versprachen unsern Willen pünktlich zu erfüllen, und ich hatte, um ihnen meine ganze Macht bemerklich zu machen, auf dem Schiffe befohlen, auf ein Signal zwei Kanonen zu lösen und eine Rakete steigen zu lassen. Es war jetzt ganz finster geworden, ich hieß die Insulaner das Schiff ansehen, um das Feuer kennen zu lernen, womit wir sie für ihren Ungehorsam vernichten könnten; das Signal ward gegeben, die Kanonen donnerten, und die armen Wilden waren vor Schreck erstarrt; noch mehr Furcht aber verursachte die Rakete, die durch die Luft zischend die ganze Insel erhellte; Lagediack umklammerte mich mit beiden Händen und bat mich, dem fürchterlichen Schauspiel Einhalt zu thun; Kadu aber war sehr zufrieden mit dem Eindruck, den das Feuer machte, denn nun glaubte er gegen jeden Ueberfall gesichert zu seyn. Einige Geschenke, die ich vertheilte, stellten die Ruhe wieder her; Kadu bekam jetzt noch zwei kupferne Medaillen mit dem Portrait des Kaisers; die eine sollte er selbst tragen, und die andere in meinem Namen dem Lamary überreichen. Er beschloß, einige seiner Reichthümer zu vergraben, und mit den übrigen nach Ormed zu seinem alten Wohlthäter zu ziehen. Beim Abschiede schien Kadu erst recht zu fühlen, wie schwer ihm die Trennung von uns ward, denn er weinte wie ein Kind, und bat uns flehentlich, wiederzukommen. Die Anhänglichkeit des guten Menschen rührte mich sehr, und noch mehr erweichte mich der allgemeine Jammer der Wilden über unsere Abreise. Lagediack schloß sich fest an mich, und fragte mich oft, ob wir denn gewiß wieder kommen würden? Männer, Weiber und Kinder begleiteten uns bis zur Schaluppe, Kadu ging mit blankem Säbel voran, und brennende Holzspähne, womit sie den Weg erleuchteten, gaben dem Zuge ein feierliches Ansehen. Nachdem wir abgestoßen, setzten sich alle ans Ufer nieder, und stimmten ein Lied an, in dem unsere Namen oft vorkamen.
Den 4ten November. Die Anker wurden mit Anbruch des Tages gelichtet, und wir verließen die Gruppe Otdia mit dem Bewusstseyn, hier Gutes gestiftet zu haben. Durch den Tubus sahen wir Kadu mit einigen andern vor Raricks Hause sitzen, und nach uns blicken. An seinem weißen Hemde war er mir kenntlich, er wehte so lange mit einem weißen Tuche, als ich ihn durchs Fernrohr zu unterscheiden vermochte.
Der Wind war so schwach, daß wir erst um neun Uhr die Passage Schischmareff erreichten; hierauf gingen wir, nachdem wir Eregup und Otdia passirt, N.W.t.W. ½ W, um die Gruppe Ligiep zu entdecken, welche nach der Aussage der Radacker in dieser Gegend liegen mußte. Der Wind blieb den ganzen Tag so schwach, daß wir bei Sonnenuntergang Otdia noch immer sahen; in der Nacht erfolgte Regen mit Windstößen.
Den 5ten Nov. Morgens um sieben Uhr rief die Wache von der Spitze des Mastes Land! es war die Gruppe Ligiep, die sich uns in N.W.t.N. in kleinen, niedrigen Inseln darstellte, und der wir uns, des schwachen Windes wegen, nur langsam näherten. Mittags lag uns die NO Spitze der Insel Ligiep, welche den nördlichen Theil der Gruppe gleiches Namens bildet, NW 68º in der Entfernung von 3½ Meile. Jetzt trat gänzliche Windstille ein, das Schiff folgte dem Steuer nicht mehr, und der Strom, welcher hier stark nach W setzt, trieb uns dem Lande zu. Der Rurick war kaum eine Meile von der Brandung entfernt, und wir wollten eben die Böte aufs Wasser setzen, um ihn der nahen Gefahr zu entreißen, als ein schwacher N Wind uns aus der Verlegenheit half. Wir übersahen jetzt die ganze Gruppe, welche beträchtlich kleiner als die vorigen, ihnen im Uebrigen vollkommen gleich war. Ihre größte Ausdehnung von NO 45º nach SW 77º betrug 14½ Meile. Ein Boot unter Segel mit zehn Mann, kam durch eine von dem Riff gebildete Passage von Ligiep gerade auf uns zu; sie nahmen, als der Wind ihnen nicht half, ihre Zuflucht zum Rudern, holten uns auch bald ein, wagten sich aber nur bis auf 30 Faden, und betrachteten uns. Als wir sie in ihrer Landessprache anredeten, erstaunten sie sehr, besprachen sich lebhaft, kamen dann rasch auf uns zu und fragten: wo wir herkämen? Von Otdia, sagte ich; sie wiederholten mit Verwunderung: von Otdia! von Otdia! und fragten endlich: ob sich der Tamon Totabu auf dem Schiffe befände? Als ich die Frage bejahet, und mich selbst als solchen präsentirt, verschwand jede Furcht, sie banden ihr Canot an den Rurick und kletterten eilig aufs Verdeck. Lamary, der vor Kurzem diese Gruppe besucht, hatte von dem Rurick erzählt, und mußte eine gute Beschreibung von uns gemacht haben, da sie uns so zutraulich nahten, und dieses kindliche Vertrauen war uns sehr angenehm. Die Ligieper waren lange, starke, wohlgewachsene Leute, wodurch sie sich von den übrigen Radackern vortheilhaft unterschieden. Kadu hatte mir schon gesagt, daß sie sich hier hauptsächlich von Fischen nährten, und das mag wohl der Grund zu ihrem stärkeren Körperbau seyn. Unsere Gäste hatten sich wie es schien, in ihrem besten Staat geworfen; ihre Kleidungsstücke waren durchgängig ganz neu, das Haar mit Cocosöhl bestrichen und zierlich gebunden, war mit Muschelkränzen und Federn geschmückt, und in den Ohren trugen alle Rollen von Schildpatt, ein Schmuck, den ich in Radack nicht oft sah; überhaupt schienen sie mir hier wohlhabender und auch heiterer als dort. Ihre erste Sorge, als sie das Schiff betraten, war, uns zu beschenken. Ein starktatuirter Tamon legte mir einige Cocosnüsse zu Füßen, und setzte mir seinen Muschelkranz aufs Haupt; dasselbe thaten die andern mit unseren Herren, und wir hatten bald keine Gäste, sondern lauter Herzensfreunde am Bord, die ganz bei uns zu Hause waren. Sie liefen neugierig umher, bewunderten alles, und fühlten sich ebenfalls von dem Eisen am meisten angezogen; sie erkundigten sich aber auch nach Kadu, und ob wir ihn wieder zurückgebracht hätten. Jetzt wurden auch sie beschenkt, erstaunten sehr über unsere Freigebigkeit, und suchten ihre Dankbarkeit an den Tag zu legen, indem sie uns baten, sie am Lande zu besuchen, wo die schönsten Ridginis (Weiber) uns empfangen sollten. Am westlichen Theil der Gruppe zeigten uns die Insulaner eine Durchfahrt, die tief und breit genug für unser Schiff seyn müßte; da ich aber nicht gesonnen war, Ligiep zu besuchen, so hätte ich lieber etwas über die Kette Ralick erfahren. Ich fragte einen Tamon, wo sie liege, und er zeigte nach W, ich fragte weiter, wo die Insel Kwadeln liege? er zeigte wieder nach W, und ich hoffte jetzt gewiß, die Inselgruppe Kwadeln nicht zu verfehlen, da mir im vorigen Jahre der Chef von Ailu dieselbe Richtung angegeben hatte. Nachdem die Insulaner eine Stunde bei uns gewesen waren, erhob sich ein frischer Wind; sie mußten sich von uns trennen, und ich nahm den Weg nach W längs der Gruppe, um die Aufnahme derselben zu vollenden. Als die Sonne unterging, hatten wir den westlichen Theil der Gruppe schon umschifft, und richteten unsern Cours nach W, in der Hoffnung, die Kette Ralick zu entdecken. Die Breite von der Mitte der Gruppe Ligiep fanden wir 9º 51' 30'' N, Länge nach den Chronometern 190º 46' 30'' W. Deklination der Magnetnadel 10º 56' östlich. Ich nannte die Gruppe nach unserm verdienstvollen Capitain Commodor Grafen Hayden. Wir setzten die ganze Nacht den Cours nach W fort; es regnete und heftige Windstöße zwangen uns oft, die Segel einzunehmen.
Den 6ten Nov. Bei Tagesanbruch schauten wir alle neugierig heraus, in der Ueberzeugung, die Kette Ralick zu entdecken; allein vergebens. Am Mittag observirten wir die Breite 9º 42' 56'', Länge nach den Chronometern 191º 52' 40'', wir waren also von Ligiep einen Grad der Länge nach W avancirt, und ich befürchtete schon, die Kette durchschnitten zu haben, da ein so niedriges Land leicht zu verfehlen ist. Als die Sonne unterging, und noch immer kein Land sichtbar war, so mußte ich, wenn gleich mit schwerem Herzen, das weitere Suchen der Kette Ralick aufgeben, das mir zu viel Zeit geraubt hätte. Der nördliche Monsoon im chinesischen Meere, war mir nothwendig, um Manila zu erreichen, wo das Schiff reparirt werden mußte, auch mußte uns dieser nämliche Monsoon noch durch die Straße Sunda leiten. – Da sich in dieser noch nie befahrenen Gegend außer der Kette Ralick noch andere Inseln befinden konnten, so legte ich während der Nacht das Schiff bei, und setzte den 7ten bei Tagesanbruch den Lauf nach W wieder fort, aber auch dieser Tag verging in vergeblicher Erwartung, Land zu erblicken. Der Strom hatte das Schiff in 24 Stunden 18 Meilen nach W versetzt.
Den 9ten observirten wir die Breite 9º 32' 54'', Länge nach den Chronometern 197º 22' 24'' und segelten über die Stelle, wo die Insel Casbobus und die 36 Inseln der Spanier liegen sollen, ohne das geringste Kennzeichen von nahem Lande zu haben. Ich setzte meinen Cours noch immer westlich fort, um entweder auf die Insel Hogelon zu stoßen, oder vielleicht eine neue Entdeckung zu machen, da diese Gegend, so viel ich weiß, noch von keinem Seefahrer untersucht worden ist. Das Wasser hatte schon seit einigen Tagen eine bläuliche Farbe angenommen, und ist seitdem ein 0,01 hunderttheil salziger als gewöhnlich. Während der Nacht hatten wir heftigen Regen, Windstöße und Gewitter.
Den 11ten. Breite 9º 19' 66'', Länge nach den Chronometern 201º 25'. Wir befanden uns jetzt auf der Stelle, wo die Insel Hogelon liegen mußte, sahen uns aber vergeblich nach ihr um, und ich glaube behaupten zu dürfen, daß sie nicht existirt. Sowohl den 11ten als den 12ten wurden eine Menge Distanzen zwischen Sonne und Mond genommen, aus denen die Länge berechnet, mit der Länge der Chronometer genau übereinstimmte.
Den 13ten fanden wir die Breite am Mittag 8º 59', Länge nach den Chronometern 204º 24'. Das Wasser hatte noch immer seine ungewöhnliche Bläue; ich vermuthe, daß das Meer von der Kette Ralick bis hieher, und vielleicht auch noch weiter nach W von geringerer Tiefe ist, als östlich von Radack. Der Sixthermometer, den ich heute bei der Windstille senken konnte, gab die Temperatur des Wassers in der Tiefe des Meeres weit kälter an, als jenseits Radack sowohl, als auch in allen Gegenden der Tropen, die unter einer Breite mit dieser liegen.
Gemachte Observationen:
Temperatur der Luft | 85º 0 |
Temperatur des Wassers an der Oberfläche | 87º 0 |
In der Tiefe von 100 Faden | 56º 2 |
Durchsichtigkeit des Wassers | 13 Faden. |
Die Windstille plagte uns schon seit einigen Tagen; ich richtete daher meinen Cours jetzt nördlicher, um die Region des frischen Passat zu erreichen, und alsdann den geraden Weg nach der Insel Guaham zu den Ladronen nehmen zu können.
Den 14ten. Breite am Mittag 9º 21', Länge nach den Chronometern 204º 44'. Die Windstille gestattete folgende Beobachtungen mit dem Sixthermometer:
Temperatur der Luft | 84º 00 |
Temperatur des Wassers an der Oberfläche | 83º 00 |
In der Tiefe von 10 Faden | 77º 00 |
Den 15ten. Noch immer Windstille. Die Breite Mittags 9º 25' 48", Länge nach den Chronometern 205º 00' 45". Es wurde heute ein großer Haifisch gefangen, und in seinem Leibe fand sich, zum großen Erstaunen der Mannschaft, die mit Tuch gefütterte Mütze von Seehundsfell, welche einer unserer Matrosen vor einigen Tagen über Bord werfen mußte, um den Neckereien seiner Kameraden zu entgehen. Diese Mütze, welche ungefähr das Schicksal von Casems Pantoffel hatte, war durch Theer und Talg schon unkenntlich und sehr schwer geworden; demungeachtet erklärte der Eigenthümer, daß er jetzt, trotz aller Neckereien, sich nicht mehr davon trennen wolle, und trug sie auch wirklich, bis sie ihm einmal, indem er auf dem obersten Raa ein Segel einnahm, vom Kopfe fiel, und glücklicherweise nur den Rücken eines andern traf; wäre sie diesem aus der Höhe auf den Kopf gefallen, so hätte er können getödtet werden. Jetzt warf er sie zum zweiten Mal über Bord, und meinte, der Haifisch müsse der Teufel selbst gewesen seyn, der nach seiner armen Seele getrachtet, indem er die Unglücksmütze zurück gebracht.
Folgende Observationen sind heute mit dem Sixthermometer gemacht worden:
Temperatur der Luft | 85º 70 |
Temperatur des Wassers an der Oberfläche | 87º 40 |
In der Tiefe von 15 Faden | 79º 00 |
In der Tiefe von 50 Faden | 59º 00 |
In der Tiefe von 69 Faden | 51º 40 |
In der Tiefe von 101 Faden | 49º 50 |
Ich beobachtete heute die Durchsichtigkeit des Wassers mit einem weißen Teller, und fand, daß er in der Tiefe von 27 Faden sichtbar war; die früheren Beobachtungen dieser Art sind mit einem rothen Stück Tuch gemacht. Ich senke jetzt täglich jeden Mittag den Sixthermometer auf ungefähr 80 Faden, um den Unterschied zu bemerken, wenn das Wasser seine dunkelblaue Farbe wieder angenommen haben wird.
Den 20sten. Als wir in die Breite 10º 42', Länge nach den Chronometern 209º 51' kamen, bemerkte ich eine plötzliche Veränderung in der Farbe des Wassers, das nun wieder dunkelblau war. Der Sixthermometer gab auch die Temperatur in der Tiefe um vieles wärmer an, und bestärkte mich in der Meinung, daß wir seit Radack ein weniger tiefes Meer hatten, als es sonst zwischen den Tropen der Fall ist. Es wäre also möglich, daß das Meer von den Philippinischen Inseln bis Radack eine Stufe bildet.
Der Sixthermometer gab heute auf 86 Faden | + 63º 00 |
Den 15ten gab er auf 69 Faden | + 51º 40 |
Die Temperatur des Meeres in der Tiefe von 86 Faden ist hier also um 10º wärmer, als sie den 15ten auf 69 Faden Tiefe war, da sie doch nach der gewöhnlichen Regel hätte kälter seyn müssen, und dieser Umstand beweist deutlich, daß das Meer hier um vieles tiefer seyn muß, als in der Gegend, wo wir uns den 15ten befanden. Nach der Untersuchung des Doctor Eschscholz wurde das Wasser heute um 0,01 Hunderttheil weniger salzig gefunden.
Den 23sten. Um halb neun Uhr Morgens sahen wir vom Verdeck die Insel Rota oder Sarpane in NW 68º, und zwar nur den südlichen Theil derselben, da der nördliche aus sehr niedrigem Lande besteht; indeß auch der südliche Theil war kaum sichtbar, obzwar wir nur 19 Meilen davon entfernt waren. Ich steuerte auf Sarpane zu, weil ich ihre Länge zu bestimmen wünschte; um ¾ auf 11 kam uns in einer Entfernung von 12 Meilen in WSW die Insel Guaham zu Gesicht. Da man nach Arrowsmiths Karte nicht erwarten kann, Guaham früher zu erblicken, als man die Länge von Sarpane passirt hat, so ist diese vermuthlich falsch angegeben. Sarpane mag vielleicht etwas höher seyn, als Guaham; ich schätze erstere ungefähr 3 bis 400 Toisen hoch; am westlichen Theil ihrer südlichen Spitze liegt eine kleine Insel von unbedeutender Höhe. Die Breite der südlichen Spitze von Sarpane fanden wir 14º 00' 58", Länge nach den Chronometern 214º 39' 46". Ich nahm jetzt den Lauf gerade zwischen den beiden Inseln, mich in der Mitte der Straße haltend, die ich für gefahrlos hielt, was indeß keineswegs der Fall ist, wie ich nachher erfuhr. In der Mitte derselben, etwas näher an Sarpane, befindet sich eine Untiefe, die nur drei Faden unter dem Wasser liegt, und selbst unserm Rurick, der nur zwölf Fuß tief geht, bei hohem Wellengange gefährlich werden konnte; große Schiffe haben sich auch bei ruhigem Wasser vor dieser Bank zu hüten, die auf keiner Karte angegeben ist. Die Spanier in Guaham behaupten, daß man bei hoher See die Brandung über dieser Untiefe sehe. Am Mittag lag uns Sarpane in NW 20º auf 8¾ Meile entfernt, gewährt aber keinen einladenden Anblick, da wir nur nackte Felsen sahen. Ich richtete nun den Lauf der nördlichen Spitze der Insel Guaham zu, die wir um vier Uhr erreichten; hier erschien das Land anmuthiger, und wir bedauerten nur, es nicht schon heute besuchen zu können. Es existirt keine Karte von Guaham, nach welcher man sich richten könnte; das Städtchen Agadna war mir nur der Beschreibung nach bekannt, und da es zu spät war, es heute noch zu suchen, so stachen wir zur Nacht in See.
Den 24sten. Sobald der Tag anbrach, nahm ich den Lauf wieder dem nördlichen Theil der Insel zu, deren Westküste ich nach S verfolgen wollte, bis wir das Städtchen Agadna entdeckten. Der nördliche Theil von Guaham steigt senkrecht aus dem Meere zu einer mäßigen Höhe empor, und läuft in gerader Linie nach S fort, so weit das Auge reicht; ein schöner Wald von mannigfaltigem Grün bedeckt den obern Theil der Insel, und gewährt dem Seefahrer einen freundlichen Anblick. Der Wind wehte so frisch, daß wir gezwungen waren, die Bramssegel einzunehmen. Um elf Uhr hatten wir die Nordspitze Guahams hinter uns, und befanden uns unter dem Winde der Insel, wo der frische Passat, durch die Höhe des Landes abgehalten, fast zur Windstille ward. Seltene Luftzüge, die das Schiff etwas in Bewegung setzten, führten uns die herrlichsten Wohlgerüche vom nahen Lande zu; diese behagliche Empfindung weiß ein Seemann besonders zu schätzen, der die Landluft lange entbehren mußte.
In der Entfernung von einer halben Meile lag uns in O ein Vorgebirge (von den Eingebornen Tuloberspit genannt), welches, wenn man von der Nordspitze nach S segelt, das Erste ist, was einem aufstößt, da von hier bis dahin das Land fast in gerader Linie fortläuft. Das Vorgebirge ist sehr kenntlich, indem seine äußerste Spitze durch einen cylinderförmigen Felsen gebildet wird, welcher senkrecht aus dem Meere steigt. Von diesem Punkte aus bildet das Land nach O eine tiefe Einbucht, theilt sich in mehrere kleine Bayen, und hier wird die Natur entzückend schön. Hätte ich mich in die Zeit zurück versetzen können, wo Magelan diese Inseln entdeckte, so wäre der Rurick schon längst von vielen Canots der fröhlichen Insulaner umringt gewesen; das war jetzt nicht der Fall: die Einführung der christlichen Religion hat ihren wohlthätigen Segen hier nicht verbreitet, denn seitdem ist der ganze Stamm der Eingebornen auf den Ladronen ausgerottet worden. Vergebens sahen wir uns nach einem Canot, vergebens nach einem Menschen am Lande um, und fast schien es, als befänden wir uns an einer unbewohnten Insel. Der Anblick dieses schönen Landes erregte in mir ein wehmüthiges Gefühl; vormals waren diese fruchtbaren Thäler der Aufenthalt einer Nation, die in stiller Glückseligkeit ihre Tage verlebte; jetzt standen die freundlichen Palmenwälder nur da, um ihre Gräber zu beschatten; Todtenstille herrschte überall.
Ich wollte ¼ Meile von Tuloberspit die Anker werfen, ward aber durch die große Tiefe und den Korallenboden daran verhindert. Zu unserer Freude sahen wir jetzt einen Menschen am Ufer, der uns nackt und von schwarzer Farbe zu seyn schien; er lief aber eilig in den Wald, als er das Schiff erblickte. Bald nach dieser Erscheinung entdeckten wir eine große Schaluppe, die ich an der Art zu rudern für eine Europäische erkannte, und bald mit ihr zusammentraf. Ein junger Engländer, Namens Robert Wilson, der in Agadna den Posten eines Piloten bekleidete, war von dem dortigen Gouverneur zu uns geschickt, um uns in einen sichern Hafen zu führen, wenn wir gesonnen wären, in Guaham zu verweilen. Während er jetzt SW längs der Küste steuerte, konnten wir ungestört die Aufnahme derselben fortsetzen. Bald erblickten wir die Stadt Agadna in S, welche freundlich am Meeresufer liegt, und in W an einen ziemlich hohen Hügel stößt, der ein Vorgebirge bildet (hier Teufelsvorgebirge genannt); auf der Höhe liegt eine Festung, in der man schon aus der Ferne ein weißes Häuschen sieht. Ich äußerte gegen Wilson den Wunsch, lieber vor der Stadt Agadna die Anker zu werfen, als in der Umatack-Bay, wo bekanntlich Malespina vor einigen Jahren sehr schlecht lag, und erhielt zur Antwort: daß man nur vor alten Zeiten, als der jetzige Hafen noch nicht bekannt, bei Umatack oder Agadna geankert, wo der Platz in vieler Rücksicht so schlecht war, daß manches Schiff dort seinen Untergang fand. Um zwölf Uhr, als uns die Stadt schon in SO lag, sahen wir ein Canot unter Segel auf uns zu kommen, auf welchem Wilson durch ein Fernrohr einen Abgesandten des Gouverneurs erkannte; ich ließ sogleich das Schiff beilegen, und bald hatten wir das Vergnügen, den Artillerie-Lieutenant Don Ignatio Martinez an Bord zu sehen, der, weil sie unsere Flagge nicht erkannt hatten, sich erkundigte, zu welcher Nation wir gehörten. Er erstaunte sehr, Russen vor sich zu sehen, noch mehr aber, als er erfuhr, daß wir eine Entdeckungsreise machten, und seine, den Spaniern ohnehin natürliche Höflichkeit verdoppelte sich. Nachdem er den Namen des Schiffs und den meinigen aufgeschrieben, empfahl er sich, und eilte, dem Gouverneur diese so wichtige Nachricht zu berichten. Das Boot, auf welchem der Officier uns besuchte, war den Canots auf Radack sehr ähnlich. Die Bauart desselben, das Segel, die Art es zu regieren, und selbst die hiesigen Einwohner, von dunkler Farbe und nackt, alles versetzte uns auf einen Augenblick nach Radack. Wir erfuhren von Wilson, daß es hier mehrere solcher Canots gäbe, die sie von den Bewohnern der Carolinen einhandeln, weil sie schnell und scharf bei dem Wind segeln. Die Inselkette, die uns unter dem Namen der Carolinen bekannt ist, liegt in beträchtlicher Entfernung südlich von Guaham; schon seit einiger Zeit kommt von dort jährlich, ungeachtet der Entfernung, eine kleine Flotte her, die den Spaniern Muscheln, Korallen und andere Kleinigkeiten gegen Eisen verhandelt. Kadu erzählte mir oft von Tautua, Chef von Ulle, der nach Wagal segelte, um dort Lulu (so nennen die Caroliner Eisen) einzutauschen. Nun konnten wir nicht mehr an der Wahrheit der Aussage Kadus zweifeln; seine oft genannte Insel Wagal, die nördlich von Ulle liegen sollte, war keine andere, als Guaham, denn auch hier stand der Chef Tautua in frischem Andenken. Wir eilten jetzt, in den Hafen zu kommen; eine lange, schmale Landzunge, Orot genannt, an der westlichen Spitze Guahams, vor welcher eine kleine felsige Insel liegt, bildet den Eingang. Der ganze Hafen ist, wie man aus unserer Karte sehen wird, eben so von Korallen-Riffen gebildet, wie Hana-ruru auf der Insel Wahu. Eine schmale, niedrige, mit dichtem Gebüsch bewachsene Insel, Appapa genannt, schützt den Hafen gegen Norden, und scheint, wenn man von N hersegelt, mit dem festen Lande in Verbindung zu stehen; von dieser Insel läuft nach W ein Korallenriff, und dessen äußerste Spitze bildet mit dem Vorgebirge St. Carlos de Orote den Eingang in den Hafen, welcher 1¼ Meile breit ist, in dessen Mitte sich aber eine Untiefe Eine Spanische Gallione aus Acapulco, reich beladen und nach Manila bestimmt, die hier anlangte, um Erfrischungen zu erhalten, soll vor Kurzem an dieser Bank gescheitert, und die ganze Ladung zu Grunde gegangen seyn. befindet, die zwar kleinen Schiffen nicht gefährlich ist; doch den großen möchte ich rathen, sich nicht in der Mitte der Passage, sondern südlich von der Bank so nah als möglich an St. Carlos de Orote zu halten, wo das Wasser für die größten Schiffe tief genug ist. Um zwei Uhr Nachmittags drangen wir in den Hafen durch die nördliche Passage; die Tiefe betrug in derselben nur 5½ Faden, der Boden bestand aus Korallen, und hier befanden wir uns in einem Bassin auf spiegelglattem Wasser, wo auch Schiffe vor Anker liegen können; da aber die Tiefe beträchtlich und der Boden nicht gut ist, so begeben sie sich gewöhnlich in den inneren Hafen, welcher einer der sichersten in der Welt ist. Ein östlicher Wind zwang uns, bis an den Eingang des inneren Hafens zu laviren, ein Unternehmen, das Wilson, der vielen Korallenbänke wegen, sehr gefährlich fand, und das bis jetzt noch kein Schiff gewagt hatte; er rieth mir, lieber hier vor Anker zu gehen, bis der Wind sich nach W drehe, was gewöhnlich des Morgens zu geschehen pflegt; da mir das aber zu viel Zeit geraubt hätte, und wir uns schon in Radack mit der Beschaffenheit der Korallenbänke bekannt gemacht, so wagten wir lieber, uns gleich hindurch zu arbeiten. Nach alter Gewohnheit mußte ein Matrose auf die Spitze des Mastes, ein zweiter auf den Bugsprit, und der Steuermann in den Mastkorb; so waren wir vor jeder Gefahr zeitig gewarnt, und lavirten in Gottes Namen, zu Wilsons großer Angst, der sich bereits vor jeder Verantwortlichkeit verwahrt, glücklich bis an den inneren Hafen. Da der Eingang sehr schmal ist, so mußte der Rurick hineingewerpt werden; alle Hände wurden sogleich in Bewegung gesetzt, und um fünf Uhr waren wir mitten in dem Hafen la Caldera de Apra. Hier fanden wir schon einen Abgesandten des Gouverneurs von Agadna vor, der in einem sehr artigen Schreiben mich nebst allen meinen Herren in die Stadt einlud, und uns schon Maulthiere entgegen geschickt hatte, die uns am gegenüber liegenden Ufer der Insel Appapa bei dem Flecken Piti erwarteten. Ich nahm die Einladung mit Vergnügen an, überließ es dem Lieutenant Schischmareff, neben der Festung St. Cruz, die auf einer kleinen Insel im Hafen liegt, vor Anker zu gehen, und fuhr in Gesellschaft unserer Gelehrten und Herrn Wilsons ans Land. Wir hatten bis zum Flecken Piti 1¾ Meile zu rudern, weil man wegen der Untiefen viele Krümmungen machen muß, sahen einen kleinen Zweimaster vor Anker liegen, der dem Gouverneur gehörte, und außerdem kein anderes Schiff im Hafen. Wilson, der Steuermann des erwähnten Zweimasters, versicherte, daß oft Jahre vergingen, in denen hier kein Schiff einliefe. Die Sonne war im Untergehen, als wir bei Piti landeten, und von hier gingen wir nach dem daneben liegenden Dorfe Massu, wo uns die Maulesel erwarteten; mir hatte der Gouverneur sein Pferd, das einzige auf der ganzen Insel, geschickt. Da wir noch 3½ Meile bis nach Agadna vor uns hatten, so war keine Zeit zu verlieren; ich schwang mich auf mein Roß, die andern Herren bestiegen ihre Maulesel, und wir ritten in der heitersten Laune davon. Die Gegend war sehr reizend, und erschien uns nach der langen Seereise wie ein Paradies; und zugleich wirkte die Luft mit ihren Wohlgerüchen so wohlthätig auf uns, daß wir uns alle durch sie gestärkt fühlten Die hiesigen Spanier behaupten allgemein, daß die Luft in Guaham sehr gesund sey, und daß die Menschen hier außerordentlich alt würden.. Anson schildert die Insel Tinian, die er nach einer langen, beschwerlichen Fahrt in einem kränklichen Zustande erreichte, als eine der herrlichsten auf der Welt. Wäre er hier gelandet, so hätte man ihm diese Behauptung nicht abstreiten können, wie es bei Tinian von andern Seefahrern geschah.
Das Dorf Massu besteht aus ungefähr fünfzehn Häusern, die in gerader Linie hingebaut sind, deren Zwischenräume Gärten einnehmen. Die Bauart derselben ist von allen, die wir während unserer Reise sahen, verschieden. Das Häuschen, welches 3 bis 10 Quadrat-Fuß Flächeninhalt hat, ruht auf vier Säulen, fünf Fuß über der Erde erhöht; die Dielen und Wände des Hauses sind aus Bambusstäben zusammengesetzt, die so undicht neben einander stehen, daß man überall die Hand durchstecken kann, wodurch die ganze Wohnung das Ansehen eines Käfigs erhält, in den man nicht hineinzutreten braucht, um zu sehen, was darin vorgeht. Diese Bauart ist dem hiesigen Klima sehr angemessen; der Wind zieht durch das Haus, und kühlt und reinigt die Luft; das Schilfdach schützt gegen den Regen, und die Säulen gegen das Ungeziefer, aber der Anblick ist höchst komisch, besonders wenn sich die Familie darin befindet. Die halbnackten Bewohner Massus begrüßten uns freundlich in spanischer Sprache; ein großes steinernes Kreuz vor ihrem Dorfe, und ein kleines, das sie am Halse hängen hatten, bewiesen den christlichen Glauben. Die Bewohner Guahams werden von den Spaniern los Indios genannt; alle sind Christen, die theils von den Eingebornen, mehr aber von Mexico und den Philippinen herstammen, und von den Spaniern hierher verpflanzt wurden, als der wahre Stamm ausgerottet war.
Der Weg, den wir ritten, war schmal, aber sehr schön; das Gebirge lag uns rechts, und wechselte in malerischen Ansichten; wir ritten durch Palmengebüsche, zuweilen auch durch eine wilde, aber reizende Natur, in der wir die Mannigfaltigkeit und Ueppigkeit der hiesigen Pflanzenwelt bewunderten. Als die Sonne unterging, erleuchtete der Mond unsern Weg; in diesem Lichte machten die unbekannten Bäume und Gesträuche einen seltsamen Eindruck, und oft wähnten wir in der Ferne ein Ungeheuer zu erblicken, das sich, wenn wir uns ihm näherten, in eine Sagopalme verwandelte. Die Luft war kühler geworden, ich gab meinem Pferde die Sporen, die Herren folgten auf ihren Mauleseln, und um acht Uhr Abends, nachdem wir noch zwei Dörfer passirt, langten wir in Agadna vor Wilsons Hause an, wo wir Toilette machten, um dem Gouverneur, Don Joseph Medinilla y Pineda, Capitain-General der Marianen oder Ladronen, unsere Aufwartung zu machen, der uns in voller Uniform und mit der größten Höflichkeit empfing. Nachdem ich ihm den Zweck meiner Reise mitgetheilt und ihm gesagt, daß ich hier gelandet, in der Hoffnung, frische Lebensmittel zu erhalten, so versprach er mit der größten Bereitwilligkeit, uns mit allem zu versorgen, was die Jahreszeit hervorbrächte, und bedauerte nur, daß es jetzt nicht die Zeit der Früchte sey, welche dann im Ueberfluß vorhanden sind. Er gab sogleich einen Beweis seines Diensteifers, indem er dem Adjutanten befahl, morgen bei Anbruch des Tages frisches Fleisch, Obst und Gemüse auf den Rurick zu schicken, und die Mannschaft täglich damit zu versorgen. Der Gouverneur ist hier der einzige wirkliche Spanier; die übrigen Offiziere, und selbst die Geistlichen sind entweder aus Manila oder Mexiko gebürtig, und Abkömmlinge von Spaniern. Er ist ein Mann von vierzig Jahren, und seiner Kränklichkeit ungeachtet ein angenehmer Gesellschafter und besonders artiger Wirth. Auch dem Staate muß er sich hier nützlich zu machen wissen, denn man hat ihm die Verwaltung der Marianen noch auf drei Jahre überlassen, obzwar nach den Gesetzen der Gouverneur einer spanischen Besitzung nur drei Jahre seinen Posten bekleiden darf. Die Unterhaltung mit ihm wurde mir durch Wilsons Hülfe nicht schwer, vergebens aber bemühte ich mich, das Gespräch auf die Marianen zu leiten, von denen ich mancherlei zu erfahren wünschte; er wußte, geheimnißvoll, wie alle spanische Gouverneurs in diesem Welttheil es sind, mich immer wieder davon abzulenken. Um so mehr ward für den Gaumen gesorgt; nachdem verschiedene Male Thee und Chocolade geboten war, führte man uns an einen mit Früchten, Confectüren und herrlichen Weinen reich besetzten Tisch; wir thaten uns gütlich daran, weil wir das Abendessen einzunehmen glaubten; kaum aber war eine Stunde verflossen, als wir in den Speisesaal geführt wurden, wo die Tafel, mit den kräftigsten Speisen beladen, uns erwartete. Wir wußten Anfangs nicht, ob es hier zu Lande Sitte sey, unaufhörlich zu essen, oder ob man nur dem russischen Magen diese vortreffliche Verdauung zutraute, bemerkten aber bald, daß Alle recht starken Appetit hatten. Bei der Tafel lernte ich den Vice- oder zweiten Gouverneur, wie man ihn hier nennt, Don Louis de Torres, kennen, und dieser liebenswürdige Mann interessirte uns ganz besonders, weil er selbst die Carolinen, und namentlich die Gruppe Ulle, besucht hatte; er erzählte uns viel davon, und versprach uns seine Bemerkungen, die er dort gesammelt, schriftlich mitzutheilen Da Herr von Chamisso der spanischen Sprache mächtig ist, so übernahm er es mit Vergnügen, die Bemerkungen über die Gebräuche auf den Carolinen zu copiren, und sie in dem dritten Theile meiner Reisebeschreibung dem Publicum mitzutheilen. Sie sind schon in sofern höchst interessant, als man bis jetzt von den Carolinen noch fast gar nichts weiß. Aus diesem Grunde beschloß ich, länger hier zu verweilen, als ich früher gesonnen war..
Als die Caroliner 1788 mit einer Menge kleiner Böte die Insel Guaham besuchten, befand sich de Torres gerade hier. Die Wilden gefielen ihm ihrer Gutmüthigkeit wegen, sehr; er empfing sie freundlich, bewog auch den damaligen Gouverneur dazu, der sie, mit Geschenken überhäuft, wieder entließ, und seit dieser Zeit haben sie den Muth, jährlich wiederzukommen. Sie hatten dem Torres erzählt, daß sie früher mit den Bewohnern dieser Insel immer in Handelsverbindungen gestanden, und diese nur aufgegeben hätten, als sie von der Niederlassung der weißen Menschen gehört, und selbst Augenzeugen ihrer Grausamkeiten gewesen wären. Im Jahre 1788 machten sie nach langer Zeit wieder diese Expedition, um Lulu (Eisen) einzuhandeln. Torres fragte, wie sie den Weg hieher gefunden, da die Entfernung von Ulle nach Guaham über 300 Meilen beträgt; sie antworteten: die Beschreibung des Weges werde bei ihnen in Liedern aufbewahrt, und nach diesen hätten ihre Piloten ihn gefunden. Es ist wirklich bewundernswürdig, daß sie eine unbedeutende Insel, wie Guaham, wo nur die Sterne und diese Lieder ihre Wegweiser sind, auf einer Reise von 300 Meilen nicht verfehlen. Als die Caroliner 1788 Guaham besuchten, versprachen sie im nächsten Jahre wiederzukommen, und hielten Wort; sie wurden aber auf der Rückreise von einem wüthenden Sturm überfallen, der sie in den Wellen begrub, so daß kein einziger der muthigen Seeleute das Leben rettete, und nach dieser Begebenheit erwartete de Torres 15 Jahre vergebens seine Freunde, die er wegen ihres kindlichen Gemüths sehr lieb gewonnen hatte. Im Jahre 1804 nahm hier ein Amerikanisches Schiff, Maria aus Boston, Lebensmittel ein; der Capitain desselben, Samuel William Boll, unternahm mit dem Supercargo, Thomas Borman, von hier aus eine Reise nach den Carolinen, wo er den Versuch machen wollte, Biches de mer Biches de mer ist eine Gattung großer Schnecken ohne Muscheln, und findet sich in warmen Gegenden, hauptsächlich bei Korallen-Riffen. Auf dem chinesischen Markte ist diese Schnecke sehr gesucht; die Chinesen machen eine Delikatesse daraus, und bezahlen sie theuer, weil sie ihr die Eigenschaft zuschreiben, gesunkene Kräfte wieder herzustellen. Ich habe diese Schnecken bei dem Gouverneur gegessen, konnte ihnen aber keinen Geschmack abgewinnen. In Radack findet man im Bassin der Inselgruppe dieselben häufig, die Eingebornen essen sie aber nicht. zu sammeln, und de Torres benutzte diese Gelegenheit, seine Freunde zu besuchen, da der Capitain ihm versprach, ihn nach Guaham zurückzubringen. Im Juli segelte die Maria ab, und die erste Inselgruppe, welche sie berührte, war Ulle. Torres fand hier einige seiner alten Freunde wieder, welche das Schiff in die Gruppe lootsten, und dieses war es also, wovon uns Kadu erzählte; den Namen Borman, woraus er Marmol gemacht, und Louis, wie sie den Torres dort nannten, kamen in einem seiner Lieder vor, das die Caroliner gedichtet, um diese Männer im Gedächtnisse zu behalten. Das Aufbewahren merkwürdiger Begebenheiten in Liedern haben also die Radacker mit den Carolinern gemein; nur weiß ich nicht, ob erstere auch ihre eigenen Helden besingen, wie es bei den Carolinern der Fall seyn soll. Torres erkundigte sich, warum seine alten Freunde ihn nicht mehr in Guaham besuchten? und man erzählte ihm von der Flotte, die vor 15 Jahren hingegangen und nicht wieder heimgekehrt wäre; woraus sie schlossen, daß man Alle umgebracht hätte. Natürlich betheuerte Torres, daß ihren Brüdern in Guaham kein Leid widerfahren sey, sondern daß ein wüthender Sturm, der sie den Tag nach ihrer Abreise überfallen, die ganze Flotte wahrscheinlich vernichtet hätte; die Caroliner bedauerten den unglücklichen Vorfall, freuten sich aber sehr, daß keine Mordthat geschehen, wie sie vermuthet; versprachen Guaham im nächsten Jahre zu besuchen, und hielten Wort. Seit dieser Epoche versammeln sich jährlich 18 Canots bei der Inselgruppe Lamureck, nehmen von dort ihren Weg nach Fojo (eine wüste Insel, die der Beschreibung nach im N von Lamureck liegt), die sie in zwei Tagen erreichen, daselbst ausruhen, und von dort segelt die Flotte in drei Tagen nach Guaham. Die ganze Ueberfahrt geschieht also in fünf Tagen; sie besuchen Guaham im April, und treten den Rückweg im Mai oder spätestens im Juni an, weil später der SW Monsoon ihnen furchtbar ist. Ihre Böte sind von der Art, daß sie bei der geringsten Unvorsichtigkeit umschlagen, was auf einer solchen Reise auch täglich ein Paar Mal geschieht; da sie aber sehr geübte Schwimmer und Taucher sind, so hat das weiter keine Folgen, als daß sie herzlich darüber lachen; sie springen bei einer solchen Gelegenheit alle ins Wasser, kehren ihr Canot wieder um, und schwimmen nebenher, bis sie das Wasser mit den Händen herausgeschöpft haben. Schlimmer ist es, wenn das Balancier bricht, denn dann können sie, der schmalen Bauart wegen, ihr Canot durchaus nicht mehr im Gleichgewicht erhalten; es vergeht indeß keine Reise, wo ihnen dieser Unfall nicht begegnete, und sie unternehmen dann schwimmend die Reparatur, welche mehrere Stunden erfordert. Schwerlich würde ein Europäer eine Reise von fünf Tagen, unaufhörlich von den Wellen bespült, aushalten; die Caroliner befinden sich oft sogar 14 Tage in dieser Lage, ohne andere Kost, als einige Cocosnüsse, da ihre Canots keine Ladung gestatten, und Seewasser zum Getränk, so viel ihnen beliebt. Sie haben, wenn sich eine ganze Flotte aufmacht, gewöhnlich zwei Piloten dabei, die nur von geringem Stande, aber an Klugheit den Vornehmen weit überlegen sind, und oft für ihre Verdienste in den Adelstand erhoben werden.
Vor einigen Jahren war eine Flotte, die sich nur noch eine Tagereise von Guaham befand, von einem heftigen Sturm überfallen und weit verschlagen worden. Als dieser sich endlich legte, geriethen die beiden Piloten in Streit; der eine behauptete, Guaham müsse ihnen noch immer in W liegen, der andere meinte das Gegentheil, da der südöstliche Sturm sie so weit getrieben habe, daß die Insel ihnen in O liegen müsse. Beide hatten bisher das gleiche Zutrauen der Reisenden besessen; nun wußte man nicht mehr, welchen Rath man zu befolgen hätte, und endlich trennte sich die Flotte in zwei Parthieen. Der nach W segelnde Theil hat wahrscheinlich sein Grab in den Wellen gefunden, da man nie etwas von ihm erfuhr; die andere erreichte, nachdem sie mehrere Tage gearbeitet, um den Wind nach O zu gewinnen, glücklich die Insel, und der Pilot ward, zum Lohn seiner Verdienste, zum Tamon erhoben.
Als die Spanier Besitz von den Marianen nahmen, flüchteten die meisten Einwohner nach den Carolinen. Louis de Torres hat auf seiner Reise viele zu den Carolinen gehörige Inseln gesehen, und eine Karte der ganzen Kette entworfen, die Herr v. Chamisso ebenfalls copirt hat und beifügen wird. Der jetzige Gouverneur gibt sich viel Mühe, das Vertrauen der Caroliner zu gewinnen, und hat ihnen den Vorschlag gemacht, sich auf Guaham anzusiedeln.
Da der Gouverneur in seinem Hause nicht Platz genug für uns alle hatte, so behielt er nur mich und Chamisso bei sich; die übrigen Herren wurden bei den Beamten der Stadt freundlich aufgenommen. Das Haus des Gouverneurs hat zwei Etagen, und ist ganz für das heiße Clima eingerichtet; das Innere ist hoch und geräumig, die Wand nach N mit Schieberahmen versehen, die aber nur zugezogen werden, wenn die Sonne hinein scheint; die Stelle des Glases in den Rahmen vertreten die Schalen der Perlmuschel, die zwar Licht, nicht aber die heißen Sonnenstrahlen hindurch lassen; die Wand nach S hat gar keine Fenster. Für die Bequemlichkeit unsers Nachtlagers war gesorgt, dennoch hätte der ewige Streit zwischen Hunden und Katzen unsern Schlaf gestört, da letztere sich oft in unsere Betten rettirirten, wenn wir nicht durch den ungewohnten Ritt sehr ermüdet gewesen waren. Eine Gattung kleiner grüner Eidechsen, die Nachts an den Wänden pfeifend herumlaufen, und sich auch zuweilen die Freiheit nehmen, ins Bett zu kriechen und unter der Decke herum zu krabbeln, findet man hier in allen Häusern. Hunde und Katzen sind sowohl in der Stadt als auf dem Lande in großer Anzahl vorhanden, und man sorgt für die Vermehrung dieser Thiere, da die Ratten überall Schaden anrichten. Die Hunde gebraucht man zum Jagen der Hirsche, deren es hier in Menge gibt; es ist eine kleine Gattung, welche die Spanier von den Philippinen hergebracht haben.
Den 25sten Nov. Kaum waren wir erwacht, als der Gouverneur uns zur Chocolade einladen ließ; nachdem ich diese zu mir genommen, äußerte ich den Wunsch, die Stadt in Augenschein zu nehmen; dieses wurde mir aber erst gestattet, nachdem wir noch ein Frühstück eingenommen, das vollkommen einem Mittagsmahle glich.
Die Stadt Agadna, welche man eigentlich nur ein Dörfchen nennen kann, liegt in einer reizenden Ebene, einige hundert Schritt vom Seeufer; rechts und links sieht man freundliche Palmenwäldchen, im Süden bildet ein hoher Felsen den Hintergrund; von der Spitze desselben beugen sich starke Bäume herab, beschatten einen Theil der Stadt, und geben ihr ein malerisches Ansehen; ein unbedeutender Strom, der hindurch fließt, versorgt die Einwohner mit Wasser; die Häuser, welche eben so, wie die in den Dörfern gebaut sind, bilden einige regelmäßige Straßen. Nur 7-8 Häuser sind aus Korallenstein gebaut, und gehören entweder der Regierung, wie das des Gouverneurs, oder den Beamten. Am östlichen Theil der Stadt befinden sich eine ansehnlich große Kirche und ein Kloster; die ganze Geistlichkeit aber besteht aus zwei Pfaffen, die aus Manila gebürtig, und Abkömmlinge der Malayen sind. Immer nach einer gewissen Zeit, ungefähr alle zwanzig Jahr, soll sich hier aus SW ein heftiger Sturm erheben, der die See so hoch treibt, daß die Stadt überschwemmt wird, und die Einwohner gezwungen sind, ins Gebirge zu flüchten. Nur die Häuser von Stein widerstehen der Wuth des Wassers, die Bambuskäfige werden alle vernichtet. Zwei aus Korallenstein erbaute Festungen vertheidigen die Stadt; die eine liegt vor derselben am Ufer des Meeres, hat aber bis jetzt noch keine Kanonen; die andere befindet sich westlich hinter der Stadt auf einer Anhöhe, besitzt auch einige Kanonen, und scheint hauptsächlich erbaut zu seyn, um im Fall eines Aufruhrs die Ruhe wieder herzustellen; da aber gar kein Pulver vorhanden ist, wie mir der Gouverneur sagte, so sehe ich den Nutzen der beiden Festungen nicht ein. Die Stadt hat 200 Häuser, und enthält 1500 Einwohner, die, wie schon gesagt, aus Mexico und den Philippinen herstammen. Es existirt nur noch ein einziges Ehepaar auf der ganzen Insel, vom hiesigen Urstamm, mit dem Tode dieser beiden Menschen ist der Stamm der alten Ladronen ganz erloschen. Der Gouverneur hatte die Güte, uns dieses Paar zu zeigen, und unser Maler zeichnete sie. Das Militair besteht aus Landmilitz, und ist, wie es scheint, in gutem Stande; die Offiziere sind Eingeborne. Die Soldaten, welche selbst für ihre Kleidung sorgen müssen, sahen ordentlich aus, obzwar von ihrer geringen Besoldung noch ein Theil den Pfaffen zufällt. Will ein Eingeborner heirathen, so muß er vorher den Pfaffen einen spanischen Thaler reichen, und dieser nimmt dabei keine Rücksicht auf den hier herrschenden Geldmangel. Auf meinem Spaziergange zeigte mir der Gouverneur mehrere Canots, die er von den Carolinern eingehandelt, und erzählte bei dieser Gelegenheit von der großen Geschicklichkeit dieser Leute im Schwimmen und Tauchen. Als die Gallione, deren ich vorhin erwähnt, hier verunglückte, holten einige Caroliner, die eben hier waren, die mit Piastern gefüllten Tönnchen aus der Kajüte des Schiffs, das mehrere Faden unter dem Wasser lag; man behauptet, daß sie sich dort eine halbe Stunde aufgehalten hätten.
Die ganze Inselkette der Marianen, Guaham ausgenommen, ist unbewohnt; die Nordamerikaner, welche den Pelzhandel zwischen der NW Küste Amerikas, und Canton führen, hatten auf dieser Reise die Inseln Agrian und Sappan zu ihren Ruhepunkten erwählt; um nun künftig dort auch frische Lebensmittel zu finden, brachten sie von den Sandwich-Inseln einige Familien dahin, die Landbau- und Viehzucht treiben mußten und es war ihnen gelungen, bei ihren ferneren Reisen, auf diesen beiden Inseln unentgeltlich mit frischen Lebensmitteln versorgt zu werden. Kaum aber erhielten die Spanier davon Kunde, so wurden Soldaten hingeschickt, welche die armen Sandwichaner zu Gefangenen machten, und ihre Pflanzungen zerstörten. Ich habe diese Sandwichaner bei dem Gouverneur gesehen; sie schienen mit ihrem Schicksal ganz zufrieden, und waren sehr erfreut, durch uns etwas von ihrem Vaterlande zu hören. Der Gouverneur hatte die Nachricht erhalten, daß die Amerikaner eine neue Colonie auf Agrian angelegt; es ist die Frage, wie lange diese bestehen wird.
Als ich Nachmittags von dem Gouverneur schied, mußte ich ihm auf seine freundschaftliche Bitte versprechen, ihn am folgenden Tage wieder zu besuchen. Herr von Chamisso blieb am Lande, und ich trat, in Gesellschaft des Doctor Eschscholz, den Rückweg nach dem Rurick an. Wir ergötzten uns an den herrlichen Gegenden, und waren von den schattigen Bäumen gegen die brennenden Strahlen der Sonne geschützt. In den Dörfern machten wir Halt, und die Bewohner waren immer bereit, uns mit einem aus Cocosblüthen gezogenen Saft, der sehr wohlschmeckend ist, zu erfrischen. Den frohen leichten Sinn der Südsee-Insulaner findet man bei diesem Volke nicht mehr; sie sind schon zu lange unterdrückt, und aus allen ihren Handlungen leuchtet nur Unterwürfigkeit hervor. Sie stehen ganz unter der Bothmäßigkeit des Gouverneurs, und obzwar die Regierung keine Abgaben von ihnen fordert, so ist ihr Wohlstand doch nur gering. Der jetzige Gouverneur ist ein guter Mann, der die armen halbwilden Christen wie seine Kinder behandelt; der vorige hingegen war ein Tyrann, dem sie nie ohne Zittern naheten, und daher mögen sie wohl noch immer dem Frieden nicht trauen.
Der Taback ist hier allgemein geschätzt; Männer, Weiber und Kinder rauchen beständig Cigarros; zugleich haben sie auch Betel im Munde, der ihnen Lippen und Zähne widerlich roth färbt; auf allen spanischen Besitzungen hat nur die Regierung das Recht, Taback zu pflanzen, auf Guaham aber hat jeder die Erlaubniß dazu.
Nach einem Ritt von zwei Stunden langten wir in Massu an, wo die Schaluppe uns erwartete: die Eingebornen hatten bemerkt, daß nicht alle unsere Matrosen ein Kreuz um den Hals trugen; und meinten: das müßten wohl schlechte Christen seyn. Um fünf Uhr langten wir am Schiff an, das jetzt im inneren Hafen, neben der Festung St. Cruz lag. Lieutenant Schischmareff hatte schon angefangen, den Wasservorrath zu machen, an einer bequemen Stelle, die ich auf meiner Karte angezeigt habe. Es ist aber folgendes dabei zu beobachten: die Schaluppe muß bei hohem Wasser abgefertigt werden, damit sie ohne Schwierigkeit die Mündung des Flusses erreichen könne; hier werden die Fässer sogleich abgeladen, in den Fluß hinein geschwemmt, aber ja nicht eher gefüllt, als bis die Ebbe das Salzwasser aus dem Flusse herausgebracht; bei zurückkehrender Fluth muß dann das Boot geladen werden, damit man bei dem höchsten Stande des Wassers den Rückweg antreten könne. Die Küste, in der Gegend wo man das Wasser einnimmt, gewährt einen seltsamen Anblick; das Gebüsch taucht seine Spitzen ins Meer, aus welchem dadurch neue Wurzeln hervorschießen, die sich mit dem oberen Gesträuch verschlingen; und hieraus entsteht eine dichte grüne Wand, die das ganze Ufer bedeckt. Der Baum faßt eben so leicht im Wasser Wurzel als in der Erde, und es sieht hier aus, als ob die Vegetation aus dem Meere emporstiege.
Den 26sten. Während ich am Lande war, hatte der Commandant der Festung Orota, Die Festung Orota liegt auf einer Anhöhe der Landspitze Orota und vertheidigt den Eingang in den äußeren Hafen; sie hat eine so vortheilhafte Lage, daß sie weder beschossen werden, noch einen Fehlschuß thun kann. Eine Meile östlich von dieser, liegt am Meere eine zweite: St. Louis, welche den Eingang in den inneren Hasen vertheidigt, jetzt aber durch Nachläßigkeit verfallen ist. Die Festung St. Cruz, auf welcher ich alle astronomische Beobachtungen machte, ist ein kleines Ding, aus Korallenstein erbaut, das nur drei Sechspfünder enthält, und nicht einmal bewacht wird. Capitain Taitano, das Schiff besucht, und den Lieutenant Schischmareff gebeten, zu ihm zu kommen. Er hatte seine Wohnung hinter der Landzunge Orota, in einem Dorfe, welches Agat heißt; und wir machten uns in Wilsons Gesellschaft auf den Weg, um ihn zu besuchen, und zugleich auch das Land umher in Augenschein zu nehmen. Das ganze Commando wünschte heute ans Land zu gehen, und es erhielt die Erlaubniß, bei dieser Gelegenheit im Walde so viele Apfelsinen zu pflücken, als es fortschleppen könnte. Wir landeten am südlichen Theil des Hafens; man muß, um dahin zu gelangen, das Fahrwasser genau kennen, weil viele Untiefen den Weg unsicher machen; da aber Wilson unser Steuermann war, so lief die Fahrt glücklich ab. Jetzt führte uns ein schmaler Fußsteg durch das dichte Gebüsch quer über die Landzunge, und bald hatten wir das Meer vor Augen, und befanden uns an einer großen offenen Bucht, Mit einem Taschensextanten und einem kleinen Kompaß nahm ich diese Bucht auf. in welcher die auf meiner Karte angezeigten drei kleinen Inseln liegen. Von hier aus kamen wir durch eine Palmen-Allee, ins naheliegende Dorf Agat, und zwei Meilen hinter diesem, fällt ein runder Berg in die Augen, welcher der höchste auf der ganzen Insel ist. Taitano empfing uns freundlich, und die malerische Wildniß, welche seine Wohnung umgab, hinterließ einen so angenehmen Eindruck, daß wir recht heiter ans Schiff zurückkehrten, wo wir auch die Mannschaft schon vorfanden, die ebenfalls mit ihrer Promenade sowohl, als mit ihrer Apfelsinenernte sehr zufrieden war. Die Matrosen hatten im Walde einen Hirsch und mehrere Eidechsen von fünf Fuß Länge gesehen. Außer Hunden und Katzen sind Hirsche hier die einzigen vierfüßigen Thiere; giftige Insekten und Schlangen gibt es hier gar nicht.
Den 7ten Nov. Nachmittags verließ ich mit Schischmareff das Schiff, um den versprochenen Besuch bei dem Gouverneur abzustatten; bei Massu fanden wir das Pferd nebst einem Maulesel, und bei unserer Ankunft wurden wir eben so zuvorkommend empfangen, als das erste Mal. Es waren eine Menge Eingeborner da, die einen Tanz ausführen sollten; da es aber hier keine Nationaltänze mehr gibt, die wir eigentlich zu sehen wünschten, so führte man die Scene auf, wie der König Montezuma von Mexico, den Cortez empfing, und ihn durch den Tanz seiner Unterthanen belustigte.
Den 28sten gingen wir schon früh ans Schiff zurück, weil ich gesonnen war, den andern Tag Guaham zu verlassen. Louis de Torres begleitete uns mit allen Offizieren, und der Gouverneur, der mir einige Depeschen nach Manila mitgeben wollte, versprach nachzukommen, und die Nacht auf dem Schiffe zu bleiben. Wir verlebten einen fröhlichen Abend in Gesellschaft der spanischen Offiziere, welche sämmtlich die Nacht bei uns blieben; der Gouverneur hatte sich verspätet, und traf erst am Morgen des 29sten bei uns ein. Das Schiff war reichlich mit frischen Lebensmitteln versehen, worunter sich sogar ein lebendiger Ochse befand. Wir verabschiedeten uns jetzt mit dankbarem Herzen; es wurden, als der Gouverneur seine Schaluppe bestieg, fünf Kanonen gelöst, und das Commando rief drei Mal Hurrah! Um acht Uhr waren wir schon aus dem Hafen heraus.
Wir fanden die Breite des Hafens la Calderona de Apra | 13º 26' 41" | Länge 215º 9' 54" |
Deklination der Magnetnadel | 5º 34' östlich. | |
Nach Marions Beobachtung liegt der Hafen in der | Länge 216º 10' 00" | |
Nach Malespina liegt Umatak-Bay | Länge 215º 26' 00". |
Da der Unterschied in der Länge zwischen Umatak-Bay und dem Hasen la Calderona de Apra nur gering seyn kann, so stimmte meine Länge mit der von Malespina ziemlich überein.