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Ein Bauer hieß Marcs Cyprior,
Sein Eheweib hieß Kunne Flor.
Kunigunde war noch morgenjung,
Marcus sah schon die Abenddämmerung.
Doch lebten beide friedevoll,
Wie jedes Pärchen leben soll.
Marcs ging, ein Kerl von Korn und Schrot,
Den Weg, dem ihn die Pflicht gebot.
Nur brachten manchmal ihn zum Wanken
Recht wunderliche Weltgedanken.
So daß er dann, in sich gekehrt,
Von seinen Schrullen ward verzehrt.
In der Kirche, jeden Sonntag, war
Marcs immer der erste am Altar,
Und hörte seinem Pastor zu
Mit tiefer, andachtsvoller Ruh.
Der predigte einst mit Eichenknütteln,
Um die Bauern nach Kräften aufzurütteln:
Laßt endlich ab von Prassen und Saufen,
Und laßt die bösen Buben laufen.
Seid wachsam! Sonst schickt Gott der Herr
Noch einmal seine Sündflut her.
Dann müßt ihr elendiglich ertrinken
Und in den Höllenpfuhl versinken.
Marcs Cyprior, auf dem Heimweg, dachte,
Wie Noah einst seinen Kasten machte,
Wie Vater Noah mit seinem Kniff
Endlich aufs Trockne setzte sein Schiff.
Das will ich auch, kommt wieder die Flut,
Ich bin, der Deichsel, auf der Hut!
Er nimmt sich seinen Backtrog her
Und legt hinein die kreuz und quer
Speck, Butter, Schinken, Wurst und Brot,
So hat es wahrlich keine Not.
Mit Stricken um die Dachfirstlatte
Befestigt er seine Hängematte,
Und wälzt sich jede Nacht selbst hinein
Und schläft ganz sicher in seinem Schrein:
Jetzt mag da kommen, was da mag,
Ich erwarte den großen Sündfluttag.
Die Taue schneid ich dann ab geschwind
Und segle hinaus mit Noahs Wind.
Seine hübsche Frau, Frau Kunne Floren,
Denkt, dazu bin ich nicht geboren,
Daß ich hier unten immer allein
In meinem verwittweten Bett soll sein.
Der Schmied des Dorfs, Klaus Vivian,
Ein Mädchenjäger und Galan,
Nicht wenig von sich eingenommen,
Sagt sich, die Sache wird mir frommen.
Und eines Nachts, der Hahn träumt süß
Von seinem Düngerparadies,
Die Sterne sind noch nicht gewichen,
Kommt Vivian der Schmied geschlichen.
Er tastet sich ans Bett durchs Haus,
Doch Kunnchen hört den Nikolaus,
Und zeigt ihm ihren breiten Rücken,
Und kichert und lacht ihn aus mit Tücken.
Held Vivian brummt: Die nächste Nacht
Wird schon die Fackel angefacht.
Allein, die nächste auch und die dritte
Verweigert Florchen seine Bitte.
Da rast er leise: betrügst du mich,
Na warte, ich betrüge dich.
Und abermals tappt er mit Flüstern und Flehn
Auf Strümpfen her und spitzen Zehn.
In der rechten Hand hält er, überdeckt,
Ein glühend Brenneisen versteckt.
Und Kunne Flor zeigt voller Tücken
Ihm lachend wieder den breiten Rücken.
Da läßt er mit dem heißen Eisen
Ein bißchen auch seine Tücke beißen.
Frau Florchen schreit: Hol Wasser, hol Wasser!
Der Bauer hört oben: Hoch Wasser! Hoch Wasser!
Rietsch kappt er, ratschrums seine Taue
Und plumpst kopfüber ins Ungenaue,
Saust durch eine Luke, froh wie am Ziele,
Polternd auf die steinerne Diele,
Und bricht sich im Knäuel und Knall des Falls
Seinen braven dicken Noahhals. |