Maurus Lindemayr
Gedichte
Maurus Lindemayr

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Lied vom Lutherischen Glauben

(Gedanken eines katholischen Bauern anläßlich der Herausgabe des Toleranzpatentes im Jahre 1781)

        Wie lusti is's jetzt af da Welt!
Gibt alliweil was Neus.
Z'nachst habnd si d' Baurn ba ‘s Nappan Feld
vasammelt duzatweis.

Aft schlichan s' hoamli in a Haus.
Dort saß a Bauersman,
der legt eah' d' luthrisch Bibel aus,
alls hert'n fleißi an.

Die Predi war wie schen na glei –
i han va Herzen glacht –,
den schmalen Weg ins Himmelreih
habnd s’ jetzt viel breada gmacht.

Die Dorn und Disteln, die oan z'krallt,
die gfahrlign Stoa' und Steg,
die sinsten oan oft dort vaweilt,
des Gfrast habnd s’ sauba weg.

Die gueten Werk und d' Fastenzeit,
die habnd s’ glei zerst wegputzt.
Ma' plagt na glei umsinsten d' Leut,
sie sagnd: »Hat eh nix gnutzt!«

St. Peter, der Apostelfürst,
der hat z' viel Fasttag gmacht.
Da Luther aß viel lieba d' Würscht,
hat s’ alli gschwind abracht.

Ganz glögnsam wird ma jez spazirn
bis zu da Himmelsthür.
Ma kan so leicht si nimmar irrn,
kam Gadern steht meh für.

Und wann ma dort einkehr'n soll
gibts all Stund a Tafern.
Dort frißt und saufft di wanzenvoll,
so lang das Löbn thuet währn.

Dö zöhn Geboth, wos Lebn steht dran,
daß ein oft d'Angsten gmacht,
wann ma's schon nöt recht halten kan,
is's gnue, wann man's betracht.

Jezt mag is stolpern, wie i will,
so schadt ma do kein Sünd.
Wannst das mit dan Glaubn vahüllst,
so bist a saligs Kind.

Die hoamli Beicht mi'n Sünden sagn,
wo d' Menscher und wo d' Buebn
schon vor da Fasten Son tragn,
die reißend s’ aus wie d' Ruebn.

Jetzt brauchst glei z'sagn: »Hab gsündigt, Herr,
es tuet ma schmerzli weh«,
so sagt a: »Tue's fein nimmermehr!« –
bist weißer als da Schnee.

Ban Sakramenten is's nit glei;
da glaubt ma', was ma' will.
Bald habnd s’ a zwoa, bald nehmand s’ drei,
die siebn sand allen z' viel.

Ban Ehstand, wo na 's halbat gilt,
hat 's Wei halbs, halbs da Man,
und wann da Man mit tausend schilt,
macht 's Wei noh tausend dran.

Bein Abendmahl da ißt und trinkt
an jeda, wann's 'n gfreut.
Ma derf nur glaubn; wann's da nöt hinkt,
is Brad und Wein schan gweiht. –

Zun Wandeln habn sö gar kein Gwalt.
Drum is's a rechta Gspaiß.
Wann ein da Brocka selbn nöt gfallt,
so gibt ma'n halt da Geiß.

Das Amt und d'Mössen bein Altar
dös kimt iehn greula für.
Sö habn kein Priester in da Pfarr,
der's thain kunnt nach Gebühr.

Drum thaint dö Leut, i thue's nöt lüegn,
es is doh warla wahr,
wie d'Juden elend umaziegn,
kein Opfer, kein Altar.

Drum steign's in d'Kira, wie in d'Stubn
(Sö habn kain'n Herrgott da).
Drauf kehrn's in's Wirthshaus wider um,
und holln 'n Weihbrunn a.

Es braucht ja nöt a Gweichta z'sein,
wo d'Thür in Schaafstall geht,
sie steign gleih ban Dachl ein, w
o d'Luckar offen steht.

Es will an jeda Strobelkopf
den leichtern Glaubn probiern
und af sein Weg als blinda Tropf
den andern Blinden führn.

Anjeda woaß, was d' Schrift ausweist,
za den sand s’ alli gschickt,
an jeda hat en Heilign Geist
mit samt die Federn gschlickt.

Is das nit recht a himmlisch' Lebn
und doh ganz leicht dabei?
Brauchst nix mehr af die Pfaffen z' gebn,
bist eh ganz sündenfrei.

Kimmst aba za da Himmelstür
herbei von Luthers Land,
so spreizt da Tiofel d' Larwend vür
und macht di kontraband.

Ei nu, so sei's, jez wern ma gschaidn
(Bleibn d'Schaaf und d'Böck allein)!
Jezt kinnan d'Schäfl bössa weidn;
Da Schaafstall wird jezt rein.

Bleibt nur ein Gott, ein Glaubn;
so wird ein Hirt, ein Schaafstall sein.
Drum spörrt ma d'räudign Schaaf und Hirt
zsam in an Bockstall ein.

 


 


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