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Vor fast zwanzig Jahren unternahmen zwei des Reisens gänzlich unkundige Frauenzimmer, ich selbst nämlich, und zwar im jugendlichsten Alter, und Caroline Becker aus Hohnstein in der sächsischen Schweiz, zehn Jahre älter als ich und wohlerfahren in allen Koch-, Wasch- und sonstigen Wirthschaftskünsten, nur nicht im Reisen, so wie jedem andern Dinge, welches sich außerhalb des Rayons eines geregelten provinzialen Haushalts befindet, die Weltreise von Hohnstein nach Posen!
Auf dem Papiere war ich schon außerordentlich viel gereist, theils lesend, theils schreibend, ja ich fühlte eine so brennende Sehnsucht, meine Phantasiereisen in die Wirklichkeit zu übersetzen, daß es zu Hause nicht mehr mit mir auszuhalten war, als eines Tages die Nachricht eintraf: ein Dresdener Hofschauspieler, welcher mir während meiner Pensionszeit in Dresden einige Rollen einstudirt hatte, habe mir ein kleines Engagement an das Posener Stadttheater verschafft.
Die Mutter rief verzweifelnd: »Nach Polen, o Gott, warum denn nur nach Polen?«
Der Vater sagte: »Nun wohl, da ich sehe, es ist Dir Ernst um die Sache, so gehe. Aber eins bitt' ich mir aus: Klage nie! Wenn Du klagst, ruf ich Dich sofort nach Hause zurück, denn Du kannst hier bei uns das gemächlichste Leben führen. Schlage Dich durch. Geld werd' ich nur sehr ungern an Deine Comödiantenfahrten wenden. Dixi!«
Ich kannte die unerbittliche Strenge des Vaters. Mein Character glich dem seinigen. Ich darbte, ich hungerte lieber, als daß ich geklagt hätte und weichlich nach Hause zurückgekehrt wäre. Alles, nur das nicht, denn in der Einsamkeit der kleinen Gebirgsheimath war ich in tiefe Schwermuth versunken, blaß und kränklich geworden. Also hinaus in die Posener Theaterwelt, mehr um der Welt, als um des Theaters willen!
Der Hohnsteiner Apotheker und Materialwaarenhändler suchte kopfschüttelnd ein altes Rosinenfaß aus der Niederlage hervor, welches bestimmt wurde, meine Kleider, Wäsche, Betten auf dem Wege der Spedition vor mir her nach Posen zu führen. Doch ich traf eher daselbst ein, als das drei Wochen vorher spedirte Faß. Ein fürchterlicher eisenbeschlagener Koffer wurde auf dem »Trödel« in Dresden gekauft. Sein Inhalt war leichter, als er selbst. Ueberfrachtsgedanken kamen den Käufern nicht im Traume, denn Niemand von uns war jemals weit über die sächsische Grenze gekommen, höchstens auf einer Schlittenfuhre nach Lobentau in Böhmen, wozu das eigene Fuhrwerk genommen wurde.
Hohnstein und die Umgegend waren ziemlich betroffen über den Muth meiner Eitern, mich »ein halbes Kind« in die polnische Fremde und gar zum Theater gehn zu lassen. Alles schüttelte den Kopf, ich glaube sogar die alten schwarzen Tannen unserer Gebirgswälder thaten so. Bedenkliche Aeußerungen fielen, deren eine allzu originell ist, um mit Stillschweigen übergangen zu werden. Meine Schwester wurde von einer naiven Dorfbewohnerin gefragt:
»Da giebt (geht) sie (ich) wohl ooch uff dem Linnen?« (Will sagen: Auf dem Seile!) –
In völliger Unkenntniß der Bedürfnisse und Kosten, welche eine größere Reise mit sich führen, hatte man mir das Reisegeld zu knapp zugemessen, und vor allen Dingen den Umstand zu gering angeschlagen, daß ich Caroline Becker, die seit Jahren an die ägyptischen Fleischtöpfe unseres Hauses gewöhnte Mitarbeiterin an der gut organisirten Wirthschaft meiner vortrefflichen Mutter, bei mir hatte. Schon von Berlin aus hätte ich zu klagen Ursache gehabt, was mir doch verboten war, wenn ich nicht sofort nach Hause zurückbeordert werden wollte. Caroline gerieth über die kleinste Unannehmlichkeit außer sich, sie, die mir zum Schutze mitgegeben worden war, sie, die meiner »zarten Jugend« mit Rath und That beistehn sollte, mußte von mir beschützt, von mir gegen Angriffe vertheidigt werden, die ihre Naivetät ihr zuzog. Auch bekümmerte sie tief der perpetuirliche Hunger, dessen sie sich anzuklagen hatte und welcher doch so höchst nachtheilig auf meine armselige Casse wirkte.
Eine von mir von Posen aus geschriebene, für meine Eltern bestimmte Beschreibung unserer gemeinsamen Abenteuer, die aber aus guten Gründen! nie an die Adressaten abgeschickt worden ist, liegt vor mir und wirft zugleich manch' eigenthümliches Schlaglicht auf die vor kaum zwanzig Jahren, im Verhältniß zur Gegenwart, noch ziemlich primitiven Zustände der Eisenbahnen und Reisegelegenheiten überhaupt.
Darin heißt es auszugsweise:
Unsere Reise von Dresden nach Leipzig ging gut, nur war unterwegs oft Aufenthalt, indem die letzten Wagen des Zuges, welche wegen Andrang von Meßreisenden auf verschiedenen Stationen angeschoben werden mußten, häufig stehn blieben. Sobald wir nun wieder einmal einige Wagen verloren hatten, wurde angehalten und dieselben von Neuem angeschoben und angehakt. Das gab entsetzenvolle Stöße, auch gelangten wir durch diese Intermezzi's so spät nach Leipzig, daß der Berliner Zug im Begriffe war abzugehn, als wir auf dem Bahnhofe eintrafen. Nun bekamen wir Gott sei Dank! auch in der dritten Classe Wagen mit Thüren und Fenstern, was bisher schmerzlich zu vermissen war. Aber die Freude dauerte nicht lange. In Cöthen war wiederum Wagenwechsel. Hu! wie hauste der Octobersturm in den zu beiden Seiten offenen, nur oben bedeckten Wagen! Ein Viehhändler nickte seinem Freunde, der im nächsten Coupé saß, ein einziges Mal herzhaft zu und verlor dabei unwiederbringlich die Pelzmütze. In Cöthen liefen kleine Knaben an den Waggons auf und nieder und schrieen, indem sie Teller und Caffébretter voll belegter Semmeln oder Kuchen auf den Köpfen und in den Händen balancirten: Butterbrod! Butterbrod! Das klang so eintönig, wie Unkenruf im Teiche. Die guten Jungen wurden in der dritten Classe nichts los, ihre Preise waren zu hoch. Manche Reisende hatten schon Semmeln in den Händen, einer sperrte den Mund auf und wollte die hastig ergriffene mit sichtlichem Behagen anbeißen, da nannten die Jungen den Preis: und flugs lagen sämmtliche Semmeln, so viel ich deren sehen konnte, wieder auf den Tellern. Es war possierlich. Ein großer Vortheil bestand darin, daß von Leipzig aus die Fahrt noch einmal so schnell ging, als von Dresden aus – eine wahre Flugfahrt, welche die Kirchthürme der nahen und fernen Ortschaften am Horizonte gleichsam hin tanzen machte. Auf einer Station zwischen Dessau und Jüterbogk hatten sie den Caffé noch nicht fertig, als der Zug kam. Die am Büffettisch hin und her jagende Wirthin sagte es geradezu. Endlich kam er, aber als die Reisenden schon wieder in die Wagen stürzten. Ich erwischte noch eine Tasse, auch Caroline dächt' ich, die sehr ungehalten war, daß man das Kafféwasser nicht zeitiger zum Feuer gesetzt hatte. Das schlug in ihr Fach ein. In den offenen Wagen konnte man vor Sturm und Kälte nicht schlafen. Leider blieben die Anhaltischen bis Berlin. Endlich ertönten die letzten Jammerschreie der Locomotive und wir rasselten in den Berliner, d. h. den Anhaltischen Bahnhof Berlins ein. An dem fast noch höher als in Leipzig fluthenden Leben und Treiben, an dem unerhörten Gewühl von Menschen- und Pferdeköpfen auf dem colossalen Platze für die Droschken, an den ringsum sichtbaren hohen erleuchteten Häusern, nahm man deutlich wahr, daß man in eine Großstadt eingetreten war!
Ich und Caroline nahmen uns vor, nachdem wir zum Glücke Plätze in einer bereits von zwei Personen besetzten Droschke gefunden hatten, die Straßen zu merken, durch die wir bis zu dem uns von Herrn G… in Dresden empfohlenen Gasthofe fahren würden, um am andern Tage den Anhaltischen Bahnhof zur Abholung des Riesenkoffers zu Fuß aufsuchen zu können. Aber dies wäre ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Die vielen und endlos langen Berliner Straßen, wahre Bandwürmer! verschlangen sich in unserm Gedächtniß zu einem Knäuel, dessen Verwirrung auch der Tag und die strahlendste Sonne nicht hätte lösen können.
Wir kamen am Hôtel des Herrn B… an. Es hatte nichts Einladendes, noch weniger das Zimmer hinten hinaus, welches man uns anwies. Die Tapeten waren dunkel, nicht von Farbe, sondern von Schmutz, das Bett nicht appetitlich, die Commode hatte nur drei Beine, bald wär' ich hingestürzt, als ich mich auf sie lehnte, um etwas aufzuschreiben. Ich leuchtete mit dem Lichte unter alle Meubles, weil ich die bekannten Pariser Gasthofs-Schauergeschichten im »Pfennigmagazin« noch nicht verwunden hatte. Doch scheint die Polizei hier reich vertreten zu sein. Man sieht auffallend viel Gensdarmen, die stramm und ernst, wie aus Erz gegossen, die Straßen entlang wandeln und grimmige Blicke in die Keller werfen. In den Kellern ist nämlich hier zu Lande Alles zu haben und ich weiß daher nicht, ob die Blicke der Gensdarmen mehr den in den Kellern ausgebotenen Genüssen, oder den zu beaufsichtigenden Käufern und Verkäufern darin gelten. Bierstuben, Victualien- und Weinhandlungen, selbst Waschanstalten findest Du in den Kellern, in die man von der Straße aus hinabsteigt. »Hier kann man Rollen« – liest Du plötzlich an einem Kellerfenster – »bekommen«, dachte ich zu dem angeführten Satze hinzu, denn das Zeitwort war fast regelmäßig groß geschrieben und ich bin Schauspielerin, oder will es werden, und denke nur an die Rollen eines Stücks. Aus unsern drei schönen Kellern zu Hause wären hier drei verschiedene Locale zu machen gewesen – vielleicht gar »ein Asyl für taubstumme Mädchen«, denn diesen Anschlag fand ich – denke nur – auch über einem und zwar einem höchst elegant ausgestatteten Keller. Zwischen Blumentöpfen führte die Treppe zu einer mit Vorhängen bedeckten großen Glasthür hinab, Caroline seufzte nur immer, wenn sie zu den Kellerfenstern hinunter starrte: »Aber das Fensterwaschen! Das Fensterwaschen bei dem Straßenschmutz!«
Doch ich kehre in das Hotel des Herrn B… zurück. Unser einziges, aber großes breites Fenster (ähnlich wie man dieselben bei uns in den kleinen alten Landpfarren findet) sah auf die Dächer und in eitlen engen Hofraum. Rings herrschte Todtenstille. Da hinten ahnte man nichts von der Nähe des großartigen Berlin. Ich konnte mir einbilden, ich blicke zu Hause über den Nußbaum hinweg auf den Hohnsteiner Kirchhof, wie man sich eben im Finstern alles Mögliche einbilden kann.
Wir begaben uns zum Speisen hinab in den Speisesaal. Ich aß warm, Caroline verlangte Butterbrod und Schweizerkäse. Nun lieferte die arme naive Provinzialistin ein höchst komisches Intermezzo. An der Tafel, wo ich saß, war nur noch ein Platz übrig, der oberste, quervor, wo zu Hause der Vater zu sitzen pflegt. Diesen Ehrenplatz mochte Caroline nicht einnehmen und gerade dorthin, weil er eben allein noch leer war, schob Herr B… das Butterbrod, oder vielmehr die Butter und den Käse, und forderte die Bescheidene auf, sich auf den freien Platz zu setzen. Es half nichts, sie mußte ihm folgen. Aber nun saß sie dort und aß nicht. Weshalb denn nicht? Ich errieth alsbald den Grund ihres Zögerns und hatte Mühe, mir das Lachen zu verbeißen. Caroline wartete noch auf das Brod, denn sie mochte das niedliche »Berliner Milchbrödchen«, welches vor ihr auf der Serviette lag, nicht für das portionsmäßige Brod halten. Diese Maus für ihren Löwenhunger wurde von ihr ganz ignorirt, nur ein großes Sechspfundbrod aus der Hohnsteiner Mühle wär' hier am Platze gewesen, und es mußte ja kommen, denn in Berlin mußten die Menschen doch auf ähnliche Weise satt gemacht werden, wie in Hohnstein. Aber weh, es kam kein Sechspfünder, von dem man sich beliebige sächsische »Bemmen« hätte abschneiden können, und Caroline faßte den Beschluß, faute de mieux, das Milchbrod zu attakiren. Ihre Blicke suchten und fanden die meinen, die Pantomime begann, – mehrmaliges schüchternes Deuten auf die Semmel, dann auf sich selbst – ein von unterdrücktem Lachen begleitetes Nicken meinerseits, mißbilligendes Kopfschütteln von Seiten Carolinens – ach, endlich, zwar noch immer mit zweifelhaften Bewegungen, erfaßt sie den »Bissen« und führt ihn zum Munde.
Caroline wurde in unserm dunkeln Zimmerchen auf das Sopha gebettet. Die glücklicher Weise neuwaschene Bettwäsche hob sich grell ab gegen die schwarzen Wände. Früh beim Erwachen verkündigte uns ein über den Dächern des Hofes schwebendes blaues Zipfelchen Himmel einen schönen Tag. Der Caffé kam, aber leider in derselben kargen Semmelbegleitung, welche Caroline schon am Abend nicht für vollgültig hatte ansehen wollen. Dazu war die Semmel steinhart. Sie sollte vielleicht im Magen quellen, um besser den Hunger zu stillen? Caroline erklärte verstimmt, sie hätte sich schon gestern Abend gern ein Reibeisen in der Küche ausgebeten, um das harte Milchbrod, das ihr beinahe die Zähne ausgebrochen, auf den Käse zu reiben. Die Rechnung war entsetzlich theuer, 1 Thlr. 17 Sgr.! Natürlich nur für meine damaligen Begriffe aus der Provinz. Wir schwuren, in den theuern Gasthof nicht zurückzukehren und wandten uns zur Post, die, so zu sagen, eine kleine Stadt für sich bildet. Ich frug mich bis zum Einschreibebüreau durch, es war nichts Leichtes. Die Post nach Posen ging Abends 7 Uhr ab, der Zug nach Frankfurt an der Oder Mittags 12 Uhr. In Frankfurt schließt sich wieder die Post an, denn die Eisenbahn, welche direct nach Posen führen soll, ist nur erst projectirt. Mit Schrecken vernahm ich auf der Post, daß die Person 6 Thlr. 15 Sgr. für die directe Fahrt nach Posen zu zahlen habe. Caroline blieb mit vor Staunen offenem Munde bei der Verhandlung zugegen. Was war zu beginnen? Den Gasthof des Herrn B… hatten wir unwiderruflich verlassen, mußten also so schnell als möglich auch Berlin zu verlassen streben, denn sonst hätten wir uns fort und fort unter freiem Himmel herumzutreiben gehabt. Nun gestand mir aber Caroline schüchtern, daß sie hungrig aus dem Gasthofe fortgegangen sei, denn so eine kleine Semmel wäre doch nur hinreichend »für einen hohlen Zahn« – es wäre unbegreiflich, wie gesunde Menschen (und als solche waren ihr der Gasthofsbesitzer und die Kellner doch erschienen) andern gesunden Menschen so schlechten Appetit zutrauen könnten.
Wäre mir nicht so bänglich zu Muthe gewesen wegen der galoppirenden Schwindsucht, an welcher meine Casse zu leiden begann, ich hätte mich ausschütten mögen vor Lachen.
Und so stiegen wir denn in einen jener Frühstückskeller hinab, d. h. in den bescheidensten, den wir erspähen konnten, denn es giebt überaus elegante darunter. Auf der letzten Stufe machte Caroline den geistreichen Vorschlag, ein großes Brod vom nächsten Bäcker zu holen und im Keller nur Butter geben zu lassen, dann »Bemmen zu schmieren« und mit diesen ausgerüstet, den Anhaltischen Bahnhof ferner zu suchen. Gesagt, gethan! Meine Casse befand sich gut bei der Proposition und ich hatte nach Inempfangnahme solch tüchtiger Ladung doch die Aussicht, den Hauptquell von Carolinens Klagen auf einige Zeit verstopft zu sehen. Im Keller saßen nur Straßenreiniger und andere Tagearbeiter, die sich über die langandauernde Bemmenschmiererei, welche mir blamable und deshalb bald unerträglich erschien, weil ich selbst durchaus keinen Hunger empfand, nicht allzusehr wunderten. Ich dankte Gott, als wir wieder auf der Oberwelt angekommen waren und uns auf dem Marsche nach dem Bahnhofe befanden.
Ach wie ermüdeten uns aber die langen Straßen Berlins, die leider keine so schönen Trottoirs haben, als in Dresden die kleinsten Gassen! An den Häusern laufen Gänge für die Passanten hin, welche mit ebenso kleinen buckligten Steinen gepflastert sind, als die große Fahrstraße, von welcher sie nur durch eine Rinne getrennt werden. In diese Rinne gießt man alles Schmutzwasser aus den Häusern. Mit Interesse sah Caroline die Aufwaschfässer von den Köchinnen zur Rinne getragen und ausgespült werden. Von solchen Schauspielen war sie schwer loszueisen. So hinkten wir denn auf den holprigten Steinen des unschönen Trottoirs hin, fragten unermüdlich bald nach dem Frankfurter, bald nach dem Anhaltischen Bahnhofe und die Leute lächelten, wenn sie mich bei dem schönen Sonnenschein im dicken wattirten Mantel dahin steigen sahen, den Sonnenschirm aufgespannt, während Caroline mit dem Regenschirme, dem vollgepackten Eßkober (um kein andres bezeichnenderes Wort zu brauchen!) und meinem niedlichen Strohkörbchen hinterher humpelte. Sie fiel selbst mir – die gute Hohnsteinerin – in ihrer halbländlichen Tracht, ohne Hut, in ziemlich kurzen Röcken, die sie des Straßenschmutzes wegen ungenirt noch höher hob, in der andersfarbigen dicken Puffjacke und so weiter, hier in Berlin unangenehm auf. Und nun ihr Benehmen! Wenn ich mich nach ihr umsah, kaute sie. Mir fiel des Vaters Wort ein: »Viel essen ist eitel Angewohnheit!« – Zugleich staunte sie über Dinge, die auf der Gasse in auffallender Weise anzustaunen, höchst unpassend ist. Wieder mußt' ich an den Vater denken. Nil admirori! hieß der Grundsatz, den er uns seit frühester Kindheit einprägte. Einmal, als ich mich nach dem sonst so trefflichen und sittlich untadelhaften Mädchen umsah, war sie verschwunden. Ich hatte just eine Droschke im Fahren angerufen, um den zu Fuß, wie es schien, unerreichbaren Anhaltischen Bahnhof, durch Vermittlung eines höchst stumpfsinnigen Berliner Droschkengauls zu erreichen. Nun fehlte mir die gute Caroline, mein Bleigewicht, für dessen Anhängung ich schon jetzt den Eltern sehr undankbar war. Hätte ich nur den kühnen Gedanken gefaßt und ausgeführt, die für mein Unternehmen hinderliche, wenn noch so treue Dienerin des Elternhauses, umgehend vom Anhaltischen Bahnhofe aus, wieder nach Hause in die von ihr schon jetzt schmerzlich vermißte Gebirgsheimath zurückzusenden, uns beiden wären zahllose Verlegenheiten und Unannehmlichkeiten erspart worden. Mir dünkt, ich hatte den klugen Einfall einen Augenblick lang – aber das Gespenst des Zurückgerufenwerdens, wenn ich schon jetzt gegen die empfangenen elterlichen Instructionen zu handeln begann, schreckte mich von der Ausführung ab. Die Mutter würde in tausend Aengste gerathen sein, wenn sie das kaum siebzehnjährige blasse Töchterchen allein in der polnischen Welt gewußt hätte, und die so schnell von der Expedition zurückgekehrte »Beckercarline«, wie Hohnstein die Brave zu nennen beliebte, würde nichts Beruhigendes mitzutheilen haben. Der Vater mußte sonach das gefürchtete Zurückberufungsedict, von der Mutter und Caroline bestimmt, unvermeidlich ausstellen und absenden. Freilich, man brauchte nicht zu gehorchen! Hier stand ich am ersten ernstlichen Conflict meines Lebens. Die Folge lehrte, daß ich jetzt noch, gut dressirt, wie ich es war, mich nicht zum Ungehorsam hinreißen ließ, doch schon wenige Monate später verschaffte ich Carolinen einen guten Dienst und schrieb nach Hause, daß mir die Begleiterin zu viel Geld koste und mir in vieler Hinsicht hinderlich sei.
Wo fand ich sie jetzt? Kopfschüttelnd stand sie vor einer Berliner Hökerin, deren seltsamer schwarzer Hut (eine bekannte Tracht dieser Frauen) sie in tiefes Staunen versetzte. Sollte sie den Luxus, Kohl, Rüben und Käse im Hute zu verkaufen, verdammen, oder sollte sie das Alter und die Unscheinbarkeit der Kopfbedeckung belächeln? Die Berliner Hökerinnen leiden nicht an einem Uebermaß von Sanftmuth und Bescheidenheit und schon begannen die Blicke Carolinens gewisse Reden aus der witzigen Berlinerin hervorzulocken, welche für jene nicht schmeichelhaft waren, aber von der Betroffenen nicht verstanden wurden – da rief ich sie zur Droschke ab. Es folgten uns noch einige spitze Floskeln; Berliner Straßenjungen ergriffen schon Parthei für die beleidigte Hutträgerin. Aus dieser Situation rettete uns der müde Droschkengaul.
In den Straßen Berlins, welche wir jetzt bequem durcheilten, oder auch durchschlenderten, lernten wir viel schöne stattliche Häuser, aber auch viel alte unfreundliche Gebäude kennen. Die Spree gefiel mir nicht und Caroline machte die poetische Bemerkung, die Polenz im Polenzthale unterhalb des Hocksteins in unserer Schweiz hüpfe doch vergnügter über die Felsen dahin, als das verdrießliche Wasser hier über die Wehre. Die prachtvollen Läden der Kaufherrn hingegen veranlaßten uns oft zu Bewunderungsausrufungen a tempo. Kein Vergleich mit Dresden! Dresden erscheint mir kleinstädtisch in Bezug auf die Kaufläden, seitdem ich Berlin gesehen habe, auch was den Verkehr betrifft. Hier in Berlin war mir's immer, als sei Jahrmarkt, ein so reges Treiben herrschte in den Straßen, welche wir kennen lernten. Leider waren letztere sehr schmutzig und wurden durchaus nicht so eifrig und oft gereinigt, als die Dresdener. Allerdings ist eben bei dem großen Verkehr das Reinigen mit ganz anderen Unbequemlichkeiten und Hindernissen verbunden. Die Sprache der Berliner machte uns anfangs viel Spaß, doch gewöhnten wir uns auffallend schnell daran. Caroline fragte ächt sächsisch: »Wasse?« (Was?) wenn sie die Leute, was häufig vorkam, nicht verstand. Da glaubte nun einmal eine gute Bäckersfrau, bei der wir Semmeln kauften, sie wolle »Wasser«, um zu trinken. Ich klärte den Irrthum auf.
Die Brücken über die Spree sind von Holz, denkt nur! Man kargt hier sehr mit den Steinen. Ich glaubte schon deshalb in einen höchst unbedeutenden Gasthof gekommen zu sein, als ich am Abend vorher in das Hinterzimmer bei Herrn B… geführt wurde, weil die Treppen von Holz waren, auch Caroline wunderte sich darüber, allein hier haben die elegantesten Häuser Holztreppen. Das giebt ein Poltern, einen Lärm in Häusern, wo, wie in Gasthöfen, viel Begängniß herrscht, daß mir der Kopf fortwährend summte. Bei unserm sächsischen Sandsteinreichthum ist es allerdings nicht zu verwundern, daß selbst die unbedeutendsten Häuser Dresdens Steintreppen haben. Nun fühlten wir uns im Hotel des Herrn B… natürlich nach Hohnstein und zwar in die unscheinbarsten Hütten versetzt, wo auch die Holztreppen unter den Fußtritten knarren, obwohl wir mitten in den Steinbrüchen sitzen, welche ihr Material bis nach dem höchsten Norden versenden.
Bei unsrer Droschkenfahrt kamen wir über die Weitläufigkeit Berlins erst recht in's Klare. Mehrmals erblickten wir die Spree, über und über mit Kähnen bedeckt, häufig gab es in selbst breiten Straßen Aufenthalt für unser Fuhrwerk wegen fortwährendem Begegnen und Ausweichen, so daß wir zu Fuße gewiß ebenso schnell zum Anhaltischen Bahnhofe gelangt wären, als mit dem Vehiculum, wie der Vater zu sagen pflegt. Bei Ankunft auf dem Bahnhofe stellte es sich heraus, daß die Zeit zu kurz war, um vor l2 Uhr den Frankfurter Bahnhof noch zu erreichen und den Güterzug zu benutzen. Der nächste ging um 4 Uhr Nachmittags, doch schloß sich an ihn keine Post nach Posen an. So hätten wir in Frankfurt abermals übernachten müssen. Das wollt' ich nicht und so entschloß ich mich kurz, Abends um 7 Uhr, direct mit der Post nach Posen zu fahren. Ein Beben erfaßte mich zwar für meine Casse! 13 Thlr. für mich und Caroline – und für 3 Thlr konnte ich die seufzende Begleiterin per Eisenbahn in die Heimath zurücksenden? O Gespenst der Zurückberufungsordre, das thatest Du mir an!
Der Droschkenkutscher weigerte sich, den Riesenkoffer, nicht seiner Schwere, sondern seines Umfangs halber, mit auf die Droschke zu nehmen. So mußte ich denn einen Eckensteher dingen, welcher auf einem Karren das Kofferungethüm nach der Post zu bringen versprach. Berlins Merkwürdigkeiten zu sehen hätten wir wohl Zeit gehabt, allein es fehlte uns dazu an Ortskenntniß, auch war mir meine Reisetoilette zu wenig passend, um in ein Museum einzutreten. Wo hätte ich auch Caroline indessen aufbewahren sollen? Allein in einer Conditorei zurückzubleiben, dazu wäre sie nicht zu bewegen gewesen, und sie selbst mit Schirm, Eßkorb und anderm Zubehör in's Museum einzuführen, wäre nicht rathsam gewesen, weil sonst wohl die Aufmerksamkeit der Besucher sich mehr auf unsere gute Hohnsteinerin, als auf die Statuen und andere Kunstgegenstände gelenkt haben würde.
Es war eine ermüdende Aufgabe, die Zeit bis halb 7 Uhr Abends todtzuschlagen. Wir hielten uns zumeist in einfachen Kellern und Bäckerläden auf, woselbst ich die Journale mit einem Eifer las, wie noch nie in meinem Leben. Ich wußte die vielen Ordensverleihungen endlich auswendig, so oft hatte ich sie in den Tageblättern angestarrt. Caroline nickte gewöhnlich dabei ein. Einmal kamen wir auf unsern unfreiwilligen Streifzügen wieder am Hôtel des Herrn B… vorüber. Er sah uns und lachte. Ich mußte Caroline beruhigen, die laut zu schimpfen begann. Endlich halb 7 Uhr auf der Post angelangt, frug ich nach dem Kofferungeheuer. Es war da, aber ohne Adresse. Dieselbe war nur mit Siegellack vom guten Onkel in Dresden aufgeklebt worden und also längst durch die schnöde Behandlung, welche die Colli auf der Eisenbahn erfahren, losgerissen. Man versprach, eine neue, bessere mit Kleister aufzukleben, es ist aber nicht geschehen. Den Portobetrag sollte ich erst in Posen entrichten. Das war seltsam. Selbst auf der niedlichen Hohnstein-Dresdener-Post mußte man die Ueberfracht vorausbezahlen. Ich bekam nicht einmal einen Gepäckschein. Hätte ich nur darauf bestanden, mir wäre später in Posen die große Unannehmlichkeit erspart worden, den Koffertransport ohne Abzug von 60 Pfund Freigewicht für zwei Passagiere, mit 6 Thaler Porto bezahlen zu müssen. Auch das noch bei so kärglichen Verhältnissen! Doch durch eine Vorstellung an die Ober-Post-Direction in Posen, welche ich – ganz unbekannt mit der üblichen Form eines solchen Schriftstückes – einreichte, erhielt ich später den Betrag der 60 Pfund Freigewicht zurück.
In der Passagierstube waren von der Leipziger Messe kommende Posener, zumeist Juden und Polen versammelt. Wir hörten zum ersten Male das Zischen und Sprudeln der polnischen Sprache, die jedoch auch wieder sehr weiche und liebliche Klänge hat, je nachdem sie gesprochen wird. Ich machte Bekanntschaft mit einer Posener Händlerin, sie hieß Wunschen und frug mich gleich, ob ich polnisch spräche? Ich verneinte natürlich. »Ah«, sagte sie bedenklich, »wenn Sie in ein Posener Geschäft gehen wollen, müssen Sie der polnischen Sprache mächtig sein, sonst sind Sie verloren, oder werden bald wieder fortgeschickt.« Ich fühlte keine Veranlassung, sie von meinem Reisezwecke in Kenntniß zu setzen. Indessen mehrten sich die bepelzten großen Männergestalten, die dunkelbärtigen Gesichter in der Passagierstube. Man hörte fast nur noch polnisch sprechen. Uns wurde ganz unheimlich zu Muthe. Caroline flüsterte mir zu: »Wir wollen uns doch zu der Wunschen setzen, wenn die Fuhre fort geht.« Ich sagte ihr, daß wir nach den Nummern, nicht nach unsern Privatwünschen vertheilt würden.
Endlich schlug die Stunde der Abfahrt. Es wurde die anberaumte Zeit sehr pünktlich innegehalten. Ich hatte Nr. 15, Caroline Nr. 16, es war also klar, wir kamen in den Beiwagen. Doch war es ein vortreffliches »Vehiculum«, man schwebte dahin, man fuhr nicht, so wenig merkte man auf den weichen elastischen Sitzen von der Bewegung der Räder. Das Geschick wollte, daß Carolinens Wunsch erfüllt wurde und wir mit der Wunschen in demselben Wagen zusammenkamen. Ich saß im Fond zwischen ihr und ihrer Freundin, auch eine Händlerin aus Posen. Komisch erschien mir die Kopfbedeckung der Wunschen, sie trug einen, der Form nach nicht mehr neumodischen Hut mit frischem ceriserothen Sammet überzogen. Caroline laß auf dem Rücksitz zwischen zwei Herren, von denen der eine, der nach Küstrin wollte, ein prachtvolles Deutsch sprach, aber ein starker Raisonneur war. So raisonnirte er unter Anderm sehr über das deutsche Postwesen und hob das englische dagegen in den Himmel. Er war nämlich in England viel gereist. Ich mußte an des Vaters Worte denken: »Der Deutsche pflegt das Fremde dem Einheimischen immer vorzuziehen.« Ein Zug, der mir sehr mißfällt.
Leider behielten wir den vortrefflichen Wagen nicht länger, als bis 11 Uhr Nachts. Von da an gings an ein unausstehliches Aussteigen. Fast jede Station brachte uns diese unliebsame Veränderung. Es gab einen entsetzlichen Tumult und viel Geschrei auf den Anhaltepunkten. Zwischen Peitschengeknall und Pferdeköpfen, irrenden Passagieren, Postkutschen, an deren Deichseln man in der Finsterniß anrannte, suchte man verzweiflungsvoll den neuen Platz, frug und frug, wurde falsch berichtet, stieg wohl wieder aus, wenn man in den unrechten Wagen gewiesen worden war, und begann das Suchen von Neuem. Ich hörte einen Passagier angstvoll rufen: »Wo komme denn ich hin? Mein Gott, wo gehör' ich denn hin?« als wir in unserer Beichaise schon wieder in Carrière davon fuhren. Die Passagiere wechselten fast immer, wie natürlich, nur die Wunschen im rothen Sammethute blieb uns treu. Gegen Morgen, als man sich besser besehen konnte, entdeckte ich, als wir auf einer Station Kaffee tranken, daß fast lauter Juden unsere Reisegesellschaft bildeten, »jüdische Leute«, wie man in Posen allgemein sagt. Hier verrieth sich Caroline als ächte Sachsin. Sie frug mich, ob ich eine »Bemme« essen wolle. Sie meinte ihre Berliner Bemmen aus dem Frühstückskeller. Eine Posener Dame trat zu mir und sagte freundlich:
»Ah, ich höre, Sie sind aus Sachsen. Nur dort ist das Wort »Bemme« gebräuchlich.«
Ich ließ mir das gesagt sein und wendete den in der That unschönen Ausdruck nie mehr an.
In unserm Wagen sprach man sehr begeistert von Ronge. Besonders ein Herr machte sich zum Wortführer in dieser Hinsicht und erhielt von allen Seiten Beistimmung. Man hätte sagen können, es waren lauter Rongianer, die mitfuhren.
Die Gegend war anfangs höchst uninteressant, oft ganz kahl, ohne Baum und Strauch. Ueberall wurden Schaaren von Gänsen gehalten, nirgends in Sachsen sah ich diesen Vogel in so großer Anzahl. Selten schmückte sich die Gegend mit ein wenig Wald und dann waren es kleine Kiefern, zuweilen auch schönbelaubte Eichen. Eines einzigen kleinen Eichwalds erinnere ich mich, durch den wir fuhren. Seine Bäume waren in der That hoch und starkstämmig und köstlich buntbelaubt. Viele große Teiche bilden auch eine Eigenthümlichkeit jener Gegenden. Die Dörfer der Provinz Posen mutheten mich nicht an, sie waren klein und elend. Die Häuser, ziemlich schlecht gebaut, hatten nur ein Parterre, kein Stockwerk darauf, wie in Sachsen die meisten. Die Wege durch die Dörfer, die Landstraße abgerechnet, schienen bodenlos. Die Felder erregten Carolinens Bedauern, denn sie waren meist sehr naß. Viel Kraut wurde gebaut, hier sagten sie: Kapusta, d. h. Weißkraut. Eine Reihe Krautpflanzen war gewöhnlich von beiden Seiten mit kleinen Wasserfurchen umgeben, so daß ein sich weit ausdehnendes solches Feld mit seinen regelmäßig angebrachten Wasserfurchen, wie ein hell und dunkelgestreiftes Riesentuch aussah. Eine kleine Stadt berührten wir, doch habe ich ihren Namen vergessen. Auch sie bot keinen übertrieben wohnlichen Anblick dar. Ein Herr in unserm Beiwagen machte die Bemerkung:
»Nun hätten Sie die Provinz erst bereisen sollen, als Preußens civilisatorischer Geist hier noch nicht lange gewaltet hatte! Das ist jetzt ein Paradies gegen früher und es wird immer besser werden. Käme nur die gesammte Bevölkerung den Intentionen der Regierung mehr entgegen.«
Gegen Nachmittag erreichten wir die sogenannte kleine polnische Schweiz. Ich möchte nur wissen, wie viele Schweizen es überhaupt gibt. Mäßige, mit dunkeln Eichen bewaldete Hügel bildeten einen lieblichen Contrast mit klaren, blaßblau wie der Herbsthimmel, schimmernden großen Teichen, welche aus dem Wellenland hervorlugten. Je näher wir Posen kamen, desto besser bebaut erschien die Gegend, die Felder mit größerer Accuratesse behandelt, auch Gärten zeigten sich in den sonst vernachlässigten Dörfern und sie hatten richtige Zäune, welche früher zu vermissen waren. Die Stationsgebäude waren dagegen alle schön gebaut und freundlich umgeben. Ehe wir Posen erreichten, wurde es wiederum finster, so daß wir mehr als 24 Stunden von Berlin ab gefahren waren. Jetzt hatten zwei Polen neben Caroline Platz genommen, welche im Dunkeln sich unanständig gegen das arme Mädchen zu benehmen anfingen. Sie klagte es mir, und ich, die ich nach der Meinung der Eltern, von Caroline beschützt werden sollte, mußte nun sie vertheidigen. Deutsch verstanden die bärtigen Jünglinge nicht. Oder wollten sie mich und meine Derbheiten nicht verstehen? Da erklärte ich ihnen in französischer Sprache, daß ich mich an den Postcondukteur wenden würde. Das half zum Glücke. Sie ließen Caroline in Ruhe, zündeten Schwefelhölzchen von Zeit zu Zeit an, um zu sehen, was für ein Gesicht sie mache, und amüsirten sich schließlich, indem sie in hohen und höchsten Tönen (in denen sie auch ihr polnisch zu sprechen pflegten) das Lied: »Denkst Du daran etc.« mit nicht übelm Ausdruck, aber auch in polnischer Sprache, executirten. Unter ihren Fisteltönen langten wir in Posen an.