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Matthäus 4,1-11
Da ward Jesus vom Geist in die Wüste geführt, auf das er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben: Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, daß durch den Mund Gottes gehet. Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels, und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so laß dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, und sie werden dich auf den Händen tragen, auf das du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen. Wiederum führte ihn der Teufel mit sich auf einen sehr hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit. Und er sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Heb dich weg von mir, Satan; denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen. Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.
In diesem Evangelium hört ihr, wie der Herr Jesus nach seiner Taufe auf dreierlei Weise versucht worden ist, nachdem er 40 Tage und 40 Nächte in der Wüste gewesen und nichts gegessen hat; oder wie Lukas davon redet, so haben diese drei Anfechtungen die ganzen 40 Tage über gedauert, daß er mit einer etliche Tage umgegangen ist, und vielleicht nicht nach der Ordnung, wie Matthäus hier erzählt.
Nun ist aber dies ein weites Evangelium, besonders wenn man es auf die ganze Christenheit ziehen will, die auch durch Hunger und Verfolgung, durch Ketzerei, und endlich mit dem Reich der Welt versucht ist, wie die Geschichte, wer Achtung darauf hat, fein beweist. Aber wir wollen es diesmal nicht so weit bedenken, sondern bei der einfachen Lehre bleiben. Und aufs erste wollen wir dies Beispiel unseres lieben Herrn Christi vor uns nehmen, in welchem wir sehen, daß ein jeder Christ, sobald er getauft, wird er gestellt in das Heer gegen den leidigen Teufel, der wird ihm aufgeladen, und verfolgt ihn, weil er lebt. So es nun der giftige Feind nicht dahin bringen kann durch seine Anfechtung, daß er die Christen zu Fall bringe und über sie siege; so tut er, wie er mit Christus getan hat, und sieht, daß er sie an das Kreuz hängt und umbringt.
In solcher Gefahr stehen alle Christen. Denn das ist schnell auszurechnen, weil er den Herrn Christus selbst nicht verschont, sondern sich so trefflich gegen ihn gesetzt hat, wird er viel weniger schonen, da er weiß, daß wir viel schwächer und nicht so gut gerüstet sind. Darum mögen wir uns auf solch eine Gefahr einstellen, und am Herrn Jesus Christus hier lernen, wie wir solchem Feinde auch begegnen sollen, daß er von uns ablassen muß. Das geschieht aber allein durch den Glauben an Gott und sein Wort. Wer solchen Harnisch hat und recht braucht, der ist vor dem Teufel gut geschützt. Wer ihn aber nicht hat oder unrecht braucht, dem ist weder zu raten noch zu helfen gegen den giftigen Feind.
Darum soll ein jeder Christ sich fleißig zur Predigt und an dem Wort Gottes halten, daß mit Fleiß lernen und sich darin üben; daneben auch immer Gott in den Ohren mit einem ernstlichen Gebet liegen, daß er sein Reich zu uns kommen lassen, und uns nicht in Versuchung führen soll, sondern vor allem Übel gnädiglich bewahren.
Nun steht hier, der Herr Jesus sei vom Geist in die Wüste geführt, das ist, der Heilige Geist habe ihn in die Wüste gerufen. Solches hat der Evangelist besonders anzeigen wollen, daß man sich vor eigener Andacht hüte; besonders weil Christus selbst nicht aus eigener Andacht oder Vornehmen in die Wüste gegangen und da mit dem Teufel gerungen hat; wie viele tun, und sich manches vornehmen, ohne Gottes Wort, aus eigener Andacht. Aber so etwas soll nicht sein. Niemand soll etwas anfangen noch irgendwo hinlaufen, Gott zu dienen, er wisse denn gewiß, daß Gott ihm solches geheißen hat, entweder durch sein Wort, oder durch Menschen, die an Gottes Statt über uns Macht haben. Denn wer ohne solchen Beruf etwas vornimmt, wie Mönche und Nonnen in die Klöster gelaufen sind, der tut nicht allein Gott keinen Dienst, sondern tut wider den Gehorsam Gottes.
Darum ist dies Beispiel Christi wohl zu bedenken, daß er nicht von sich selbst ist in die Wüste gelaufen, sondern der heilige Geist hat es ihm geheißen; auf das wir dergleichen auch tun, und nichts aus eigener Andacht vornehmen; sondern in allem, daß wir tun, rühmen und sagen können: Es geschehe im Gehorsam und Befehl des Wortes. Diese Lehre habt ihr oft gehört, daß man besonders danach sehen soll, daß man gewiß sei, Gott habe es befohlen, und außer seinem Wort nichts anfangen.
Mit den einfachen Ständen und Werken der Liebe bedarf es keinen neuen Befehls; denn solches ist bereits in den zehn Geboten befohlen. Da heißt uns unser Herr Gott einen jeden, daß er Gottes Wort hören, Gott lieben, Gott anrufen soll, Vater und Mutter gehorsam sein, niemand töten, nicht Unzucht treiben, sondern ehelich werden soll. Solches alles ist Gottes Geschöpf und Befehl; darum darf man da nicht fragen nach dem Heiligen Geist, daß er dich oder mich besonders berufe, und heiße ehelich werden, Vater und Mutter sein. Solch ein Befehl ist schon zuvor da. Aber etwas besonderes anfangen, in ein Kloster laufen, und da Gott dienen wollen, also, nicht Fleisch, Eier, Butter essen, da ist kein Befehl noch Gottes Wort von; deswegen ist es ein stinkender Dreck vor Gott und kein Gottesdienst.
Nun wollen wir auch die Anfechtungen nach einander besehen. Die erste ist, daß der Teufel zum Herrn Jesus Christus spricht, da er sieht das ihn hungert: «Bist du Gottes Sohn, so sage, daß diese Steine Brot werden.» Solches scheint nicht so eine harte Anfechtung zu sein. Denn wir denken so: Was hätte es Christus geschadet? Er hätte leicht Steine zu Brot machen können. Hat er doch noch viel größere Dinge getan! Aber er will es darum nicht tun, denn er versteht den Teufel in seiner Sprache sehr wohl, der besonders das nicht sucht, daß Christus ein Wunder tun soll; sondern, wie man aus des Herrn Christi Antwort klar sieht, er wollte ihm gern den Glauben und das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit nehmen, und ihm den Gedanken in das Herz stecken: Gott hat dich vergessen, er will sich dein nicht annehmen, er will dich des Hungers sterben lassen, und dir nicht ein Stück Brot gönnen. Darum antwortet der Herr: Ei, Teufel, nicht so; «der Mensch lebt nicht allein von dem Brot, sondern von einem jeden Wort, daß da geht aus dem Munde Gottes.» Das also des Teufels Eingeben dies ist, er soll allein auf das Brot denken, und Gottes Wort nicht weiter achten, wenn er Brot habe.
Solche Anfechtungen gehen auch noch heute, daß der Teufel den Leuten solche Gedanken in das Herz steckt: Bist du Gottes Sohn, so kann Gott mit dir auch nicht zürnen. Darum so scharre nun getrost und sei geizig, tu wie die Welt tut, schadet alles nichts, du kannst nicht sündigen. Denn sollte Gott dir die Nahrung und das Brot nicht gönnen wollen, so müßte er doch ein schlechter Gott und unbarmherziger Vater sein. Mit solchen Gedanken macht er Bürger und Bauern zu Schälken, daß sie fortfahren mit Scharren und Geizen, und halten es dafür, Gott werden darum nicht zürnen, weil es allein um das tägliche Brot und die Nahrung zu tun ist. Ich muß ja, gedenkt ein jeder, für Weib und Kind sorgen, ihnen genug schaffen. Also macht der Teufel mit dem Wort einen Deckel über die Sünde, daß er spricht: Du bist Gottes Sohn. Als wollte er sagen: Du kannst ja nicht sündigen noch Unrecht tun. Wie man überall in der Welt sieht, daß niemand sich ein Gewissen darüber macht, daß er nach dem Wort ein wenig fragt, und fragt allein nach dem Brot oder der Nahrung. Darum geht diese Anfechtung auch heute noch in der Welt, daß der Teufel das Wort gering macht, und die Leute dahin treibt, daß sie nicht so sehr nach dem Wort fragen, als um das Brot.
Da muß man lernen und sich gegen solche Anfechtungen wehren, und sagen: Teufel, du willst mich gern vom Wort bringen; nein, es soll dir nicht gelingen. Denn ehe ich an Gottes Wort Mangel haben wollte, eher wollte ich am Brot Mangel haben und lieber des Hungers sterben. Denn es ist ja besser, daß der Leib verderbe, denn daß er durch Speise erhalten werde, und die Seele ewig sollte sterben und verloren sein. Zu solchen Gedanken läßt der Teufel uns nicht gern kommen, legt sich aber mit der Anfechtung immer in den Weg, und arbeitet dahin, daß wir nur auf den vollen Bauch sehen und Gottes Wort verachten, und denken sollen, es hat keine Not, Gott ist mein Vater, sollte er mir das Brot und die Nahrung nicht gönnen?
Wer vor solcher Anfechtung sich bewahren will, der lerne hier von Christus, daß ein Mensch zweierlei Brot habe, das vom Himmel kommt, ist das Wort Gottes. Das andere und geringere ist das zeitliche Brot, daß aus der Erde wächst. Wenn ich nun das erste und beste Himmel-Brot habe, und lasse mich davon nicht bringen, so soll das zeitliche Brot auch nicht fehlen noch außen bleiben: es müßten eher die Steine zu Brot werden. Die anderen aber, die das himmlische Brot fahren lassen, und nehmen sich allein um das zeitliche an: wenn sie den Bauch voll haben, legen sie sich hin und sterben. Sie können das Gut nicht total fressen, sondern müssen es hinter sich lassen und dort ewig Hungers sterben. Es soll aber nicht so sein. Darum ob dich der Teufel anficht durch Verfolgung, Mangel, Hunger und Kummer: leide es und faste mit Christus, weil doch der Geist dich so treibt, und laßt das Vertrauen auf Gottes Gnade nicht fallen. So werden bald die lieben Engel kommen und deine Tischdiener werden; wie der Evangelist hier am Ende von Christus sagt.
Das ist das erste Stück, von der ersten Anfechtung, daß man Gottes Wort lernen soll und hoch halten, und demselben glauben, und sich durch kein Unglück und Mangel dahin bewegen lassen, daß man daraus schließen wollte, Gott wäre uns nicht gnädig, er wolle uns nicht helfen, er habe uns ganz und gar vergessen. Gegen solche Anfechtung tröstet uns niemand, denn allein das Wort Gottes. Das ist solch ein Brot und Speise: wer davon ißt, das ist, wer dem Wort glaubt, der hat das ewige Leben. Das merke gut. Wiederum das zeitliche Brot, nach dem alle Welt scharrt, hält nur solange, bis das Stündlein kommt, dann ist es aus, und muß danach in Ewigkeit Hungers sterben.
Die andere Anfechtung ist, daß der Teufel den Herrn Jesus führt in die heilige Stadt Jerusalem und stellt ihn oben auf den Tempel, und spricht: Er soll sich herunter fallen lassen, ihm werde kein Leid widerfahren, denn er sei Gottes Sohn; darum müßten eher alle Engel auf ihn warten, ehe er an einen Stein sich stoßen sollte.
Das ist eine schwere und geistliche Anfechtung des Glaubens, da der Glaube auf der anderen Seite auch angefochten wird, eben wie er oben mit der Sünde und dem Zorn Gottes angefochten wird. Denn wo es der Teufel dahin nicht bringen kann, daß wir an Gott verzagen, so versucht er es auf der anderen Seite, ob er uns könne vermessen und hoffärtig und kühn machen. Als wollte der Teufel sagen: Willst du mit mir aus Gottes Wort diskutieren; halt, ich kann es auch. Da hast du Gottes Wort: «Er wird seinen Engeln über dir Befehl tun, die müssen dir eine Treppe bauen, und sollen dich auf den Händen tragen.» Nun so spring hinab, laß sehen, ob du auch der Zusage Gottes glaubst.
Hier muß man Christum verstehen und als einen Menschen sehen, der die Gottheit in seiner Menschheit verborgen hat. Wie er am Kreuz sich auch so stellt als ein Mensch, klagt und schreit um Hilfe und Erlösung: also stellt er sich hier auch als ein einfacher Mensch. Darum meint der Teufel, er wolle ihn dahin bringen, daß er Gott einem unnötigen Wunderzeichen versuche. Führt darum den 91. Psalm an, zum Zeugnis; läßt aber doch das nötige Stück darin aus: der Herr wird dich bewahren «auf deinem Wege.» Mit solchem Spruch will der Schalk dem Herrn Christus aus den Augen reißen, was ihm befohlen war, und ihn führen auf seine Weise, die ihm nicht befohlen war. Denn Christus ist jetzt in der Wüste, nicht darum, daß er dort Wunder tun soll; sondern das erleiden soll, er soll ein leidender Mensch sein: so will der Teufel ihn aus dem Wege führen, da ihn Gott zu geordnet hat, und bereden, er soll ein unnötiges Wunderwerk tun.
Aber Christus treibt ihn zurück und spricht: «Es steht geschrieben: Du sollst Gott nicht versuchen.» Denn da ist eine Treppe; darum ist es nicht nötig, daß ich mich hinunter fallen lasse. Weil ich nun ohne Gefahr die Treppe hinab gehen kann, wäre es unrecht, wo ich mich ohne Not und Befehl Gottes wollte in Gefahr begeben.
Das ist auch eine nötige und nützliche Lehre, daß es heißt Gott versuchen, wo jemand von dem ordentlichen Befehl abtreten, und ohne Gottes Wort etwas Neues und Besonderes anfangen will. Wie Mönche und Nonnen tun, die fahren aus eigener Andacht, nehmen sich ein besonderes Leben vor; sagen danach, Christus hat es befohlen, da er sagt: «Verlasse alles, und folge mir nach.» Das ist nicht allein Vernunft, sondern auch Schrift. Aber hier siehst du, daß der Teufel auch die Schrift führen kann um damit die Leute zu betrügen. Aber den Mangel hat es, daß er die Schrift nicht ganz führt, sondern nimmt nur so viel, als ihm zu seiner Sache dient; was ihm nicht dient, daß läßt er aus und schweigt still davon.
Die Wiedertäufer tun auch so, führen sehr viel Schrift, wie man auf keine Kreatur sich verlassen noch darauf vertrauen soll. Danach sagen sie: Die Taufe ist auch eine Kreatur; denn es ist nichts anderes als nur Wasser; darum soll man auf die Taufe kein Vertrauen setzen und sich darauf verlassen. Die wollen Gottes Gnade nicht bei der Taufe glauben, sondern mit den Händen fassen. An Schrift fehlt es ihnen nicht, aber daran fehlt es ihnen, daß sie die Schrift nicht recht führen. Denn so Gottes Wort nicht da stünde und so lautete: «Es sei denn, daß jemand wiedergeboren werde durch das Wasser und den Geist, so wird er das Himmelreich nicht sehen»; so wäre es unrecht, Gottes Gnade in der Taufe oder bei dem Wasser suchen. Aber da steht Gottes Wort fest: «Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig.» Denn es muß Glaube und Taufe, Wort und Wasser bei einander sein; das wollen die blinden Leute nicht sehen.
Also widerspricht Christus dem Teufel auch, und antwortet: Wenn ich auf meinen Wegen gehe, die mir Gott befohlen hat, so weiß ich wohl, daß die Engel bei mir sind, und auf mich sehen müssen und mich bewahren. Also wenn ein Kind in seinem kindlichen Gehorsam geht, Vater und Mutter, Knechte und Mägde in ihrem Amt und Beruf gehen, so ihnen ein Unfall kommt, da will Gott durch seine Engel retten und helfen. Gehen sie aber aus dem Wege, so sollen die Engel nicht da sein; da kann ihnen der Teufel alle Stunden den Hals brechen; wie er denn oft tut, und geschieht ihnen auch recht, denn sie sollten nicht neue noch andere Wege machen; denn das heißt Gott versuchen.
Das ist nun solche Anfechtung, die niemand versteht, denn er habe es erfahren. Denn gleich wie die erste auf Verzweiflung treibt, so treibt diese auf Vermessenheit, und auf solche Werke, die Gottes Wort und Befehl nicht haben. Da soll ein Christ die Mittelstraße gehen, daß er weder verzweifle noch vermessen ist, sondern bleibe einfältig bei dem Wort in rechtem Vertrauen und Glauben. So sollen die lieben Engel bei uns sein und sonst nicht.
Die dritte Anfechtung ist nun die gröbste, daß der Teufel durch Lehre und Gewalt uns, wieder Gottes Wort, sich untersteht uns in Abgötterei zu bringen. Zu solchem hilft das sehr viel, daß die äußerliche Heiligkeit so einen großen Schein vor der Vernunft hat, und weit schöner scheint, denn aller Gehorsam gegen das Wort Gottes. Denn der Papst hält den Ehestand nicht für ein heiliges Leben, also, Kindern nähren und lehren, im Haus arbeitsam, gehorsam und treu sein, als er es für ein heilig und großes Ding hält, wo einer hingeht, zieht einen grauen Rock oder eine Kappe an, hält sich nicht wie andere Leute, ißt kein Fleisch am Freitag, fastet, geht Wallfahrten. Das hat einen solchen Schein, daß König und Kaiser sich davor bücken.
Mit solcher eigenen Andacht und selbst erfundener Geistlichkeit ist der Papst groß geworden, daß er und sein Haufe nicht tun will, was andere Leute tun; denn dasselbe wäre ihnen zu gering. Das hat aber ein besonderes Ansehen, wenn einer in ein Kloster läuft, ein Mönch und unseres Herrn Gottes (wie sie rühmen) eigener Diener wird, da man weder Geld noch Gut sucht und der Welt sich ganz entzieht. Denn so hat man das Leben der Mönche gerühmt; obwohl es eine andere Meinung damit hat, wie jedermann wohl weiß. Aber Summa Summarum, dieses ist eine rechte teuflische Anfechtung. Denn es ist eine nicht befohlene Heiligkeit, und heißt nicht Gott gedient, dem man doch, wie Christus hier sagt, allein dienen soll. Dient man aber Gott nicht allein, so dient man gewiß dem Teufel. Der lohnt auch, wie er Christus hier verheißt, und gibt ein gutes Leben.
Wer aber Gott dienen will, der tue, was Gott in seinem Wort befohlen hat. Bist du ein Kind, so Ehre deinen Vater und Mutter. Bist du Magd oder Knecht, so sei gehorsam und treu. Bist du Herr oder Frau, so ärgere deine Knechte nicht mit Worten noch mit Werken; sondern tue, was dir gut ansteht, und halte sie auch zur Furcht Gottes. Das heißt Gott und seinem Wort, und nicht der Person gedient. Denn da ist sein Wort, daß solches befiehlt und haben will. Man heiße es nun vor der Welt, wie man will, daß es Herrn oder Frauen, Vater oder Mutter, Nachbarn oder Kindern gedient sei, so ist es doch ein rechter Gottesdienst. Denn Gott hat sein Wort geschrieben über meines nächsten Haupt und gesagt: Du sollst deinen Nächsten lieben und ihm dienen.
Das nun der Papst solches Befehls nicht achtet, und seine besondere Heiligkeit daraus macht, wenn man eine graue Kappe anlegt, keine Butter noch Fleisch ißt, das ist lauter Teufelsdienst. Denn Gottes Befehl und Wort ist nicht da. Dieses reimt sich eben zur Frömmigkeit, die vor Gott gilt, als es sich reimt zu einem steinernen Haus, wenn die Kinder Häuser aus Kartenblättern machen. Ursache, Gott kannst du nicht dienen, du hast denn sein Wort und Befehl. Ist nun sein Wort und Befehl nicht da, so dienst du nicht Gott, sondern deinem eigenen Willen. So sagt nun unser Herr Gott: Wem du dienst, der lohne dir auch; welcher Teufel hat es dir gesagt? Ich heiße dich Vater und Mutter, deiner Obrigkeit und deinem Nächsten dienen; das läßt du gehen, und tust dazu, daß ich nicht befohlen habe; das soll ich mir gefallen lassen? Nein, da wird nichts draus werden.
Also ist der Papst und sein Haufe ein lauterer Götzendiener und Teufelsknecht. Denn das Wort verachtet er nicht allein, sondern verfolgt es auch; will dazu noch heilig sein um solches äußerlichen Gottesdienstes willen, den er angerichtet hat mit Kappen und Platten, mit Fasten, Fische essen, Messe lesen, und was dergleichen mehr ist; davon kann ihn niemand bringen. Warum? Darum, daß der Teufel ihm der Welt Reich gewiesen und verheißen hat. Das macht, daß er unserer Predigt und Gottesdienst spottet. Denn wir sind Bettler dabei, und müssen viel leiden. Aber seinen Gottesdienst hebt er in den Himmel; denn da hat er Geld und Gut, Ehre und Gewalt von, und ist ein größerer Herr, denn als ein Kaiser und König sein kann. Da sieht man, wie der Teufel mit dieser Anfechtung so gewaltig ist. Wir aber sollen dem Teufel unter die Augen treten, und ihm sagen, wie Christus sagt: Teufel, heb dich von mir weg, es steht geschrieben: «Du sollst Gott deinem Herrn, allein dienen,» das ist, allein auf Gottes Wort sehen und demselben folgen, und außerhalb desselben keinen Gottesdienst anrichten. Auf diese drei Anfechtungen müssen wir gewappnet sein, weil wir leben. Sollen darum hier lernen, wie wir uns mit Gottes Wort dagegen schützen, daß wir auf der Mittelstraße gehen; und uns darum nicht den Glauben nehmen lassen, daß wir Stein und nicht Brot haben, wenn uns hungerte, noch im Glauben vermessen werden, oder endlich um Geldes um Guts willen vom rechten Gottesdienst abfallen; sondern zugleich im Glauben und in der Furcht Gottes beständig bleiben. Unser lieber Herr Christus, der diese Anfechtung und zu gut selbst überwunden hat, der gebe uns auch Stärke, daß wir es durch ihn überwinden und selig werden mögen, Amen.