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Nachwort des Übersetzers

Die ersten Teile dieses Werkes, nämlich »Das Mysterium der Gerechtigkeit«, »Die Entwicklung des Mysteriums«, »Das Reich der Materie«, sind schon in den Jahren 1898 und 1899 entstanden und veröffentlicht worden. Sie bilden eine direkte Fortsetzung von »Weisheit und Schicksal«, insbesondere sind sie ein Ausbau der in diesem Werke, namentlich in den Kapiteln über Napoleon I., niedergelegten Gerechtigkeitsidee. Es lag darum nahe, einige dieser Kapitel, gewissermassen als Leitmotiv, in dem neuen Werke (S. 27-34) noch einmal anzuführen, zumal sie in der französischen Stereotypausgabe von »La Sagesse et la Destinée« keine Aufnahme mehr gefunden haben, weil sie erst nach Abschluss dieses Werkes entstanden sind, wogegen die etwas später erschienene deutsche Ausgabe sie noch hat aufnehmen können. Der Dichter beabsichtigte damals, sein Buch, dem er den Namen » Das Mysterium der Gerechtigkeit« gab und aus dem auch ein paar Kapitel (S. 82-86) in die neue, rückblickende Vorrede zur Gesamtausgabe seiner dramatischen Werke übergeflossen sind (die inzwischen als Vorwort zu seinem Erstlingsdrama »Prinzessin Maleine« veröffentlicht worden ist) mit einem Ausblick auf den Bienenstaat abzuschliessen. Hier schien ihm die Gerechtigkeit, die er unter den Menschen vergeblich suchte, in fundamentaler Weise vorhanden zu sein, und er hatte dieses geflügelte Staatswesen durch fünfzehnjährigen praktischen wie theoretischen Umgang mit den Bienen gründlich kennen und lieben gelernt. Der Stoff schwoll ihm denn auch unter den Fingern derart an, dass er sich entschliessen musste, ihn zu einem eigenen, in sich geschlossenen Werke ausreifen zu lassen, das inzwischen im Sommer 1901 unter dem Titel » Das Leben der Bienen« erschienen ist. Jetzt erst kam der Dichter auf die Vollendung des unterbrochenen älteren Werkes zurück, indem er von Anfang des Jahres 1902 an die Kapitel »Die Vergangenheit«, »Das Glück«, »Die Zukunft« hinzufügte, die eine etwas andere Gesamtrichtung verfolgen, als die älteren Teile. Der Titel »Das Mysterium der Gerechtigkeit« war damit für das Ganze hinfällig geworden und ging auf den ersten Unterabschnitt über, und zum Ersatz wählte er einen symbolischen Namen für das, was die beiden Teile des Buches logisch zusammenhält, indem er es » Der begrabene Tempel« betitelte. Es ist der begrabene Tempel in der Menschenbrust, das unbewusste, transcendentale Ich, aus dem alle Götter hervorgegangen sind, um jetzt wieder dorthin zurückzukehren, – ein begrabener Tempel, weil man ihn bisher überall gesucht hat, ausser da, wo er versenkt lag: im Menschen, ein Tempel, weil er auch heute noch die Stätte unseres letzten Gottesdienstes bleibt: der Gerechtigkeit.

 

Anmerkungen als Fußnoten eingearbeitet. joe_ebc, Projekt Gutenberg-DE

 


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