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Sechstes Kapitel

War es eine Ausschweifung, oder war es keine Ausschweifung? Die Erdmassen kollerten ganz real hinunter, zurück in die Tiefe, wohin sie gehörten, also war es eine solide Sache, die hier betrieben wurde, und keine Ausschweifung. Jedoch das Mondlicht und die stillen Buchen und Tannen, wenn man sich zum Verschnaufen niedersetzte und horchte, aber es war nichts zu hören, das war eine Ausschweifung.

Ausschweifung! Wer ihm dieses idiotische Wort ins Gehirn gepflanzt hatte, verdiente eine Tracht Prügel. Seitdem er aus seiner Haustür getreten war, geisterte es in ihm herum. Wenn man sich auf einem langen Marsch befand oder bei irgendeiner andern körperlichen Arbeit, die mechanisch geschah, dann passierte es so. Anders war's im Fels und im Eis, da mußte man sich am Zügel halten, da konnte man das Gehirn keine solchen Tänze tanzen lassen. Aber bei dieser automatischen Schaufelei kam es natürlich über einen. Ausschweifung, Ausschweifung, Ausschweifung. Dieser Mann da betrieb eine Ausschweifung. Er schweifte aus sich heraus und schweifte und schweifte.

Das war ja reizend, wenn alle Menschen, die eine mechanische Arbeit verrichteten, aus sich heraus schweiften? Die Tippmädchen tippten und tippten und schweiften dabei aus sich heraus? Die Fabrikarbeiter am laufenden Band, alle einundeinhalb Sekunden der gleiche Handgriff, und ihre Seelen schweiften aus? Aus den Bergwerksstollen und aus den Beamtenstuben schweiften sie aus, aus den Kneipen und Salons und Ehebetten? Und die Erde zog bereits einen großen Schweif ausgeschweifter Seelen hinter sich her durch den Äther.

Ja, es ist eine Ausschweifung, dachte der Mann an der Grube. Meine Seele ist einsam geworden wie die Seele des Steinadlers von Ladiz, wenn man ihm das Weibchen abgeschossen und die Jungen aus dem Nest gestohlen hat. Es ist eine Sünde, es zu behaupten, denn mein Horst ist unversehrt, Terese und Lois und Barbi, unversehrt ich selber in der Mitte des Lebens, unversehrt die Knochen und das Herz und das Gedärm, aber es ist dennoch so, es ist so, es ist so. Darum schweift meine einsame Seele aus und sucht die Seele eines anderen Mannes.

Einstmals sangen die Männer, wenn sie in der Mitte ihres Lebens in den Mondschein gerieten:

»Herz zum Herzen ist nicht weit
Unter lichten Sternen,
Und das Aug, von Tau geweiht,
Blickt zu lieben Fernen –«

Was für schwache Männer müssen das gewesen sein! Ein Weib sollte in ihren Armen liegen, und ihre Seele war beruhigt und erfüllt!

Und wieder andre Männer, die hatten ihre Seele gestillt, indem sie ihren Ehrgeiz stillten. Aber war das nicht, wie wenn man ein verwaistes Löwenbaby von einer Hündin stillen ließ? Und der Direktor des zoologischen Gartens behauptete, es wär kein Unterschied zwischen der Milch der Hündin und der Löwinnenmilch, aber es gab doch ein schlimmes Bild, das kleine Löwending an der zahmen Mutter? Also saugte die Seele der Ehrgeizigen an der falschen Brustwarze des menschlichen Lebens. Und zwischen Tristan und Napoleon war kein so großer Unterschied, wie die Bücherschreiber glaubten.

Jawohl, auch er war ehrgeizig gewesen, ehrgeizig wie ein Schauspieler. Viele Jahre seines Lebens waren von diesem Moloch Ehrgeiz aufgefressen worden. Oder nicht?

Es gab eine »Aiguille de Ragaz« im Gebiet des Montblanc, die gehörte in dieses Kapitel. Lange Zeit hatte er diesen Felsen als ein Ehrenmal seiner Existenz betrachtet, jetzt wußte er, daß es eine gemeine ehrgeizzerfressene Sache gewesen war, ein Schandmal vielleicht. O nein, nicht der alpine Urtrieb war schlecht, nicht der freimütige Kampf mit dem Berg, der Einsatz des Lebens für ein Nichts, die Probe, ob man ein Mann war – aber es konnte dies und jenes sein. An der »Aiguille de Ragaz« war es jenes gewesen, der niedrige Ehrgeiz des Schauspielers, der an der Rampe Beifall heischt.

Und so noch oft, noch oft! Ach, die Menschenkinder wußten ganz genau, wann sie das wahre Spiel des Lebens spielten und wann sie dem Moloch opferten, macht euch nur nichts vor!

Aber die Beteiligung an der Münchner Expedition in den Tian-Schan war richtig gewesen, das stand fest. Man durfte nicht, wenn man in der Mitte des Lebens im Mondschein saß, den gesamten Schutt der jungen Jahre in die gleiche Grube schmeißen. Nein, das war eine reine Zeit gewesen, die Gletscher am Turi-Schan-Massiv, die Grate des Won-Ki, das war eine Welt, die sein war. Sein, nicht weil er sie mit den Kameraden zusammen zuerst betreten hatte, sondern sein, weil seine Seele rein gewesen war, als er's getan hatte. Sein war damals noch seine Seele gewesen, und so war auch sein gewesen jene Welt, sein jener lange Anmarsch, die Täler und Flüsse und Seen, die tausend Gipfel, sein auch die herrlichen stinkenden Straßen von Samarkand. Aber zehn Jahre später, in Labrador, wie war's denn da gewesen? Pfui Teufel!

Er spuckte wütend aus und sagte laut: »Pfui!« Dann erhob er sich von dem Erdhaufen, auf dem er Rast gehalten hatte, und schaufelte weiter. Der Mond war schon im Zenit angelangt, es mußte um Mitternacht herum sein. Ein kleiner Vogel war von dem starken Pfui aufgewacht und piepste einen ängstlichen Klagelaut. Sonst kümmerte sich niemand um ihn und seine Sache.

Die Luxuskabine in Schleiflack auf dem Dampfer, der ihn damals nach Europa zurückgebracht hatte! Der Karwendelbub auf der Höhe des Lebens dank der Neuyorker Reklame! Die Reporter und Photographen, der väterliche Freund aus der Hochfinanz, die tiefen Gespräche mit dem berühmten kommunistischen Dramatiker! Das blaßgrüne englische Schlupfhöschen, das dämonische argentinische Pyjama, die große Welt!

»Wir zwei, Ragaz, wir sind die einzigen Menschen hier«, sagte der berühmte kommunistische Dramatiker, »wir zwei und die Heizer, alles andere ist tote Bourgeoisie.« Was für ein prächtiges Gefühl, mittendrin zu stecken in dieser großen Welt, anerkannt, und sich mit solchen miserablen Sprüchen die Seele zu beruhigen!

Hatte er dem Jüngelchen ins Gesicht gespuckt, als es seinen Arm genommen und mit schwimmenden Augen »Bruder« zu ihm gesagt hatte? Hatte er sich selber ins Gesicht gespuckt, als er vor dem Spiegel in dem Schleiflackkabinett gestanden war und sich zugeflüstert hatte: »Denen hab ich gezeigt, wer ich bin, aber das soll erst der Anfang sein?« O nein, er hatte nur das finstere Lächeln ausprobiert, mit dem er beim Abendessen erscheinen wollte. Die große Welt der Ehrgeizigen! Das Abendessen der Brüder der Heizer!

 

Crème Chicorée – G. H. Mumm & Co., Extra dry
Seezungen, Sauce Moscovite – 1898 er Wehlener Nonnenberg
Wildschweinrücken garniert – 1893 er Château Dauzac
Artischocken, Champignons – 1892 er Château Loubens blanche
Gänseleber en croute – 1893 er Château Lafitte
Poularde de Mans, Salat Lustig – 1893 er Château d'Yquem, Schloß-Abzug
Käse, Eis, Dessert – Pierre Laroche »Sillery extra«

 

Und tatsächlich, hinterher ließ er sich erweichen und sang in dem kleinen Salon der Prominenten ein paar Karwendellieder.

The great man of Labrador, you see, and his soirée in Manhattan was such a big success, and he shall go to Hollywood, and he shall go to the north-pole, and we call him the aristocrate brute, and now singing like a little bavarian shepherd's boy, awfully nice, isn't it?

Der Bua geht auf, aufs Gletscherfeld,
Is lauter Schnee und Eis,
Und immer wannst an Juchizer hörst,
Find't er a Edelweiß.

Awfully nice, one more please, it is so touchant –

Kimm nur aufi auf die Alma,
Zu die Küh und zu die Kalma,
Und wenns Nacht is und i schlaf und bin nit wach,
Wirfst halt Steinderl aufi auf mei Dach.

I am so happy, doctor, to go to Germany und to see the Alps, o doctor, I am so thrilled with your songs. Fabelhaft! Awfully nice, isn't it, Pa? Yes … Yes … Nein, es war nicht nur eine Dummheit gewesen, es war viel schlimmer als eine Dummheit gewesen. Da zogen sie auf ihrem Kasten über die unendlichen Tiefen dahin und hatten nicht einen Funken Angst, daß der Gott des Meeres dem Humbug ein schnelles Ende machen könnte? So sicher waren sie in ihrer Gottlosigkeit bereits geworden?

Und sie hatten recht, nichts unter den ewigen Wellen rührte sich gegen sie. So verächtlich waren sie dem Gott des Meeres, daß er drauf verzichtete, sie zu strafen. Nicht einmal diese Verbindung, daß er sie mordend in seine Tiefe riß, wünschte er mehr mit ihnen. Sie sollten es selber an sich vollbringen, auf ihre Weise, den großen Mord.

Die einzige Gefahr, die sie kannten, waren die Brüder im Heizraum. Aber deren Arbeit war ja durch den Fortschritt der Technik bereits ganz sauber und manierlich geworden und wurde es immer mehr. Außerdem hatten die alle ja keinen anderen Gedanken im Kopf, als sich gleichfalls bis zu den Schleiflackkabinetts emporzuarbeiten. Alles andere in ihren schwarzen Herzen, das Wilde, das Empörerische, die letzte männliche Lust, das war ja alles längst dahin. Das Leben bestand aus Rechts und Links und Mitte, eine einfache Rechnung, die glatt aufgehn mußte, so oder so, im Schleiflackkabinett oder an der Maschine, ein Kinderspiel. Und der Ehrgeizige an der Spitze, ob rechts oder links oder in der Mitte, oben droben angelangt und alle Sehnsucht des Mannes gestillt.

Also saugte das verwaiste Löwenbaby fröhlich an der Brustwarze der milchstrotzenden Dogge. Es soff und soff und stieß mit blinzelnden Augen nach oben, bis das Euter leer war. Und wurde ein lächerlicher Bastard dabei, ohne den Bluff zu ahnen.

Zurück in die Einsamkeit! Lieber verschmachten, als die falschen Säfte des Lebens in sich hineinpumpen! Streike, kleines Löwending, streike! Selbst die Einsamkeit des Todes in der Wüste ist noch besser, tausendmal besser als das Leben, das du dir da zusammensaugst! Halb Löwe und halb Hündin wirst du werden, ein zahmer Fratz, ein lächerliches Gebilde, gleich dem Jüngelchen im Schleiflackkabinett samt seinen Brüdern am laufenden Band. Und niemals wieder wird etwas anderes vor deine Augen kommen wie die Gitterstäbe deines Käfigs und die kichernde Menschheit davor.

Zurück aus der Welt der Ehrgeizigen! Zurück ins Karwendel! Ins alte Ladiz zurück, Hand in Hand mit der sanften Friesin! Sie war der einzige lebende Fund in jener großen Welt gewesen.

Wie nannte es der Kleine mit der Fistelstimme? Die lärchene Arche Noah? Die Vita Nuova aus Einsamkeit und Marzipan? O nein, es war gut so gewesen. Es war ganz in Ordnung gewesen. Hier war noch in den alten Karwendelliedern Klang. Hier war noch rein das Echo von den kalkenen Mauern und rein das Echo der Penelope.

Kimm nur aufi auf die Alma,
Zu die Küh und zu die Kalma,
Und wenns Nacht is und i schlaf und bin nit wach,
wirfst halt Steinderl aufi auf mei Dach.

Jetzt aber schweifte seine Seele aus. Nichts konnte sie mehr zurückhalten. Noch war sie nicht so zahm geworden wie die Seele des gealterten Löwen im Zoo, wenn man ihm die Gitterstäbe zurückschob, und er zog den Schwanz ein und kroch in den hintersten Winkel seines Käfigs zurück. O nein!

In Ehren der alte Futterplatz, aber es war Schluß damit, adieu. Was half das lange Stutzen, wenn das Gitter bereits von unsichtbarer Hand zurückgeschoben war? Und ausgeschweift bereits die Seele?

Jedoch wohin? Wohin war sie denn ausgeschweift? Er hatte geschaufelt und geschaufelt, bis er in Schweiß geraten war. Die Pinge war dreiviertel voll. Die Arbeit einer Woche war kaputt gemacht. Überm Wald zog schon der erste Schimmer des Morgens daher, als er mit einem Ruck innehielt, die gefüllte Schaufel samt dem Schutt in die Grube warf und laut zu sich selber sagte: »Verreck mit deiner Ausschweifung!« So zornig brüllte er es auf, daß man es bis zum Pürschhaus hinunter hätte hören können. Aber dort schliefen sie ja. Der kleine Affe mit der Fistel lag vermutlich auf einem Fergusschen Spitzenkissen, das Maul idiotisch geöffnet, und träumte irgendeine ordinäre Bosheit. Der wußte nichts von der Ausschweifung, zu welcher die Seele eines Mannes fähig war.

Er ließ die Schaufel in der Pinge liegen und ließ die Pinge Pinge sein. Er stolperte zu der unteren Pinge hinunter, um übers Pürschhaus nach Haus zu wandern.

An der unteren Grube, wo er den Kleinen zum erstenmal in seinem Leben zu Gesicht bekommen hatte, stoppte er. Tatsächlich? Es waren noch keine vierundzwanzig Stunden her, daß der andere hier gehockt war und mit der hübschen Puppe gequatscht hatte?

Hier war es lichter als droben zwischen den Buchen. Das Leben des Waldes begann bereits, das Knacken im Dürrholz, das verschlafene Piepsen in den Wipfeln. Und der Mond war hinter den westlichen Buckeln untergetaucht. Er setzte sich ins Moos, er hatte Zeit, er hatte Zeit, er hatte Zeit.

Etwas Schweres kam über ihn, etwas Schwarzes, ein Tod. Der neue Tag drang vor, die Tiere begannen zu frühstücken, bald trank auch die Menschheit ihren Kaffee, aber die Seele des Mannes blieb in der Nacht zurück, einsam – einsam, ob sie in den alten Käfig zurückkroch, und einsam, ob sie ausschweifte und auf die Suche nach eines anderen Mannes Seele ging.

So tief war die Einsamkeit der Männer schon geworden? Nicht mehr konnten ihre Seelen sich begegnen? Nicht mehr zum Kampf miteinander, nicht mehr zum heiligen Bündnis?

Sinnlos, was er hier getrieben hatte, vollkommen sinnlos. Wär's doch ein Lausbubenstreich gewesen, wie Terese in ihrer weiblichen Nüchternheit geglaubt hatte, wär's doch nichts als dies gewesen! Oder wär's nichts weiter wie ein zähes Pochen auf sein Recht, wie die Fergusleute es wohl nennen würden, eine altbayrische Dickschädeligkeit, wär's doch so!

Aber es war eine viel tiefere Lächerlichkeit, da half kein Schwindel.

Ein Werben wie das Werben eines verliebten Gymnasiasten! Eine Fensterpromenade ohne die geringste Hoffnung! Und die Straßen still, durch die er strich, tief herabgelassen die Gardinen im betonenen Haus! Nicht einmal ein Krach entstand daraus, nichts, nichts.

Nichts. Lauf nach Haus, armer Bubi.

Und wenn die Fensterpromenade erfolgreich war? Wenn es zum Krawall kam? Oder zu einer Freundschaft? Was war dann viel? Duellierten sich die Männer noch? Und das Blut floß dunkel aus der Brust des einen auf das Gras der Lichtung, und der andre kniete neben ihm und reichte ihm die Hand, doch es war ein Handschlag, der sie hoch erhob, über alles Weiberzeug und alle laufenden Bänder dieser Welt empor? Oder sanken sie sich noch in Freundschaft an die Brust, seid umschlungen, Millionen? Arm in Arm mit dir, so fordr' ich mein Jahrhundert in die Schranken, oder wie die schönen alten Sprüche hießen?

Nichts. Nichts. Nichts wie Einsamkeit. Einsamkeit im Schleiflackkabinett, Einsamkeit am laufenden Band, Einsamkeit im Ehebett, Einsamkeit in der Nordwand. Und diese letzte Einsamkeit, die Einsamkeit an der Pinge des Alten Mannes, wenn die Fensterpromenade zu Ende ging und der neue Tag kam, aber die Seele des Mannes blieb in der Nacht zurück, in der Nacht ohne Beziehung, in der endgültigen Nacht, schwer, schwarz, tot …

Hinauf zum Ragazer Hof, wo der Jungknecht bereits an der Arbeit war! Man hörte schon von weitem das Dengeln der Sensen.

Er trank ein Glas kuhwarme Milch im Stall. Er ließ sich eine Sense geben und mähte eine Stunde hinter seinem Knechte her. Es war ein starker Tau gefallen, das gab dem Sensenschlag den richtigen Schwung. Es flitschte wunderbar dahin, der wahre Morgenschlag, wenn sich die Erde rüstete, ein frisches Paradies aus sich zu machen.

Terese und die Kinder schliefen noch. Aber als er sich an dem Kinderzimmer vorbeischlich, um ins Bad zu gehn, hörte er auch hier schon das erste Piepsen. Er drang ein.

Die Balken waren vors Fenster geschoben, es war dunkel. Süß drang der kindliche Schlafgeruch in die Nase nach dem herben Geruch der nassen Mahd. Er machte hell und veranstaltete ein großes Lever.

Lois hatte von einem Bärhund geträumt, der ihn immerzu in die Hose beißen wollte, aber es war sehr lustig gewesen. Barbi hatte nichts geträumt, dafür forderte sie energisch, daß sie vom Vater statt von der alten Paula aus dem Bett genommen und angezogen würde, ferner daß die Tür zum Gang verriegelt würde, damit die alte Paula nicht herein könnte. Zu ihrer großen Lust brachte er keinen einzigen Knopf ihrer Hemdhose ins richtige Knopfloch, so sehr zappelte sie. Zum Schluß warf er sie ins Bett zurück, Lois in seinem langen Nachtkittel auf sie hinauf, um beide nach allen Regeln der Kunst zu zwicken und zu kitzeln.

Jetzt begann es auch im Zimmer nebenan zu piepsen. Sie schrien alle drei: »Alter Schlafsack!« hinüber. Genau im Takt, mit regelmäßigen Pausen, pathetisch wie ein antiker Sprechchor: »Al–ter Schlaf–sack! Al–ter Schlaf–sack!«, bis endlich eine Antwort kam.

»Wie war's?« rief Terese. »Alles zugeschüttet?«

»Alles fertig«, sagte er und nahm Lois und Barbi wie zwei Kartoffelsäcke unter die Arme, um lärmend einzumarschieren und der Frau ihre Kinder ins Bett zu werfen.

Und wenns Nacht is und i schlaf und bin nit wach,
Wirfst halt Steinderl aufi auf mei Dach.

Es gab ein fröhliches gemeinsames Frühstück. Die Ausschweifung war vorbei.


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