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Nachdem das »Tabernakel« in St. Lorenz enthüllt war, strömten die Nürnberger scharenweise dorthin, dasselbe zu beschauen, und es ging allen so, wie denen, die an jenem Dezembertage mit dem Stifter die Einzelheiten des Werkes betrachtet hatten. Wahre Kunst vermag ja auch auf ganz schlichte Gemüter, auf die einfachsten Kinder des Volks, zu wirken, zumal wenn diese, wie hier, sich in den Dienst der Religion stellt und die Herzen zur Andacht zu erheben sucht. Schon stand man damals zwar an der Scheidegrenze des Mittelalters und der neueren Zeit; durch tiefwirkende Erfindungen, durch das Wiedererwachen der humanistischen Studien, sowie durch die erfolgverheißenden Entdeckungsfahrten der Portugiesen und Spanier kündigte sich bereits das Anbrechen einer neuen Entwicklungsperiode der Menschheit an; doch als diese hernach wirklich erschienen war, vermochte selbst ein Wechsel der religiösen Anschauungsweise und des ganzen geistigen Lebens nicht die Wertschätzung dieses Krafftschen Meisterwerkes zu verringern. Nichts dient mehr zum Beweise hierfür als die Thatsache, daß auch nach Einführung der Lehre Luthers zu Nürnberg Helius Eobanus Hessus, welcher als erster Lehrer der Dichtkunst an dem dortigen von Philipp Melanchthon eröffneten Gymnasium wirkte und ebenso als lateinischer Dichter wie als Übersetzer der Ilias und der Psalmen ins Lateinische berühmt war, in seiner Dichtung über die Stadt Nürnberg das Sakramentshäuschen in begeisterten Worten pries. Urbs Norimberga, illustrata carmine Heroico per Helium Eobanum Hessum (1532). Bis in die Gegenwart hinein, nachdem längst schon die Monstranz nicht mehr in dem Tabernakel unsers Künstlers Platz gefunden hat, betrachten die Nürnberger dasselbe als ein teures Vermächtnis ihrer Väter und schmücken am Kirchweihfeste immer noch das kunstreich durchbrochene Steingeländer am Sockel mit frischen Blumen. Vgl. Fr. Wanderer.
Wie hätte es unter solchen Verhältnissen dem Meister Adam an Ruhm und Bewunderung fehlen sollen? Durch Franken nach Bayern und Schwaben hinein pries man seine Kunst im Dienste der kirchlichen Gottesverehrung und wünschte, daß er auch für andere Kirchen und Kapellen »Sakramentshäuslein« schaffen möchte: nebenher gingen kleinere Aufträge, welche für weltliche Gebäude bestimmt waren.
Da sah man den trefflichen Künstler immer eifrig bei der Arbeit, und in seinem Hause »auf dem Steig bei den Zwölfbrüdern in einem großen Hofe« Nach den Angaben Neudörffers. Das betreffende Haus soll der jetzige »Entenhof« sein. hatte er auch eine Anzahl Gesellen in unausgesetzter Thätigkeit. Vorn hatte er, wie es sich für einen Bildhauer ziemt, am Hausthore einen steinernen Lindwurm angebracht, der Wasser spie.
Magdalena konnte sich solcher Wendung der Verhältnisse wohl freuen. Denn erstlich sah sie nun ihren Adam fast immer froh und zufrieden, und dann fehlte es doch nicht mehr, wie früher bisweilen, an den nötigen Mitteln, da fortwährend kleinere oder größere Summen eingingen. Darin freilich blieb es wie vordem, daß Überfluß auch jetzt nicht eintrat, und Spar- und Notgroschen fast niemals vorhanden waren. Wenn ein Werk fertig war, so hatten die darauf geschehenen Vorausbezahlungen meist schon die Höhe des ausbedungenen Preises erreicht, und blieb einmal ein gutes Stück Geld bei Einlieferung bestellter Arbeit als Restzahlung übrig, so zeigte sich der gutherzige Meister gegen seine Mitarbeiter allzu freigiebig und dachte auch sonst, indem er mit offener Hand das Geld ausstreute, ganz und gar nicht an die Zukunft. Ja, wenn er wenigstens eine Hausfrau besessen hätte wie Albrecht Dürer, der, als er kurz vor dieser Zeit (1494) von seiner Wanderschaft zurückkam und sich seine Malerwerkstatt einrichtete, an Frau Agnes eine höchst sparsame Gattin fand, die, so oft sie ihn mit allzu großer Genauigkeit im Rechnungswesen plagen mochte, doch stets dafür sorgte, daß Schulden getilgt und Gülden um Gülden zurückgelegt wurden. Aber, wir wissen es ja von früher, Frau Magdalena hatte ein solches Talent nicht, sondern lebte mit ihrem kindlichen Gemüte nur der Gegenwart.
Das Jahr 1497 war herangekommen. An einem milden Sommertage befand sich Meister Adam wie sonst bei der Arbeit. Jetzt legte er Meißel und Schlägel aus der Hand und betrachtete eingehend sein Werk. Auf seinem Antlitz drückte sich Befriedigung aus.
»Nur hier und da muß noch ein wenig nachgebessert werden, so kann es abgeliefert werden!« sagte er halblaut und schickte sich an, diese Thätigkeit aufzunehmen.
Da trat ein älterer Mann in vornehmer Kleidung bei ihm ein.
»Willkommen, Herr Wolff Haller!« rief lebhaft der Künstler. »Was bringt mir die Ehre, Euch bei mir begrüßen zu können?«
Der also Angeredete lächelte.
»Was soll man wohl bei Euch, Meister Adam, suchen? Zunächst möcht' ich mich der Dinge erfreuen, so Ihr mit Eurer kunstfertigen Hand grad fertig geschaffen habt – und dann sprechen wir wohl auch von anderen Sachen!«
Er trat dicht vor das Steinwerk, an welchem Krafft gearbeitet hatte.
»Seht, welch niedlich Bild Ihr da wieder einmal habt!« sprach er freudig.
»Noch ist mancherlei dran zu verbessern …«
»Meines Erachtens könnt's wohl so bleiben! – Für wen ist's bestimmt?«
»Mein Freund Hans Behaim, der städtische Baumeister, hat mir den Auftrag erteilt; will das Ding über dem Thore der städtischen Wage aufstellen lassen.«
»Dorthin gehört's auch! … Der Wagemeister ist gar emsig beschäftigt. Mit den Händen abwechselnd an den Ketten beider Schalen ziehend, um das fehlende Gewicht abzuschätzen, blickt er nach dem gegen rechts schlagenden Zünglein empor. Eben will sein Knecht auf die linke Schale noch ein drittes Gewicht stellen, denn der auf der rechten Schale liegende Warenballen ist schwerer, als man zuvor angenommen hat … O, wie habt Ihr den Kaufherrn köstlich dargestellt! Daß die Ware so schwer ist, macht ihn verdrießlich, und recht unzufrieden greift er in seinen großen Geldbeutel, die Ware zu bezahlen. – Über dem Knechte habt Ihr das Wappen mit dem Jungfrauenadler, Den Adler mit einem Jungfrauenkopfe. über dem Kaufmanne das eigentliche Nürnberger Wappen angebracht; über des Wagemeisters Kopfe lese ich: ›Dir wie einem andern‹ … Ja wohl, der Rat will gleiches Maß und Gewicht für jeden Bürger herbeiführen! … Ein feines gotisches Maßwerk habt Ihr über das Ganze gesetzt, und alles in allem kann ich Euch nicht Lob genug sagen. Einfach und natürlich, so recht im ›Volkstone‹ ist der Gegenstand behandelt: die Köpfe und Gewänder der Personen – und nicht am wenigsten die Ketten der Wage. Diese scheinen aus Eisen zu sein und sich frei vom Grunde abzuheben. So ein Künstler weiß doch den einfachsten Vorwurf zu einem herrlichen Werke zu gestalten! – Doch daß ich über dieser fremden Sache meine eigene nicht vergesse …«
»Herr Haller, was wünscht Ihr?«
»Es handelt sich um Kalchreuth, unsre Familienbesitzung, die, wie Ihr wißt, schon seit über hundertundfünfzig Jahren von den Markgrafen gekauft ward. 1342 von einem Ulrich Haller aus der bekannten reichen Patrizierfamilie in Nürnberg. Seitdem uns nun Herr Friedrich von Zollern, der im Brandenburger Lande Markgraf und Kurfürst geworden, Friedrich VI. (als Kurfürst Friedrich I.), seit 1415 Markgraf. nochmals das dortige Gut und Schloß zu Lehen übertragen hat, sorgen wir dafür, daß das Dorfkirchlein unsrer nicht unwürdig erscheine …«
»Ihr habt, wie ich weiß, das Gotteshaus vor fünfundzwanzig Jahren größer und schöner aufgebaut.«
»Ja, aber nun soll es auch noch Fenster mit Glasmalerei, einen Choraltar mit Holzschnitzerei und ein Sakramentshäuschen erhalten. Da Veit Stoß voriges Jahr wieder hier Bürger geworden ist Nachdem dieser bis dahin jahrelang in Krakau gelebt hatte, ließ er sich 1496 wieder zu Nürnberg als Bürger aufnehmen., so hilft mir der vielleicht bei dem Schnitzwerk; Ihr aber müßt für mich das Sakramentshaus übernehmen.«
»Ihr habt gesehen, was ich für St. Lorenz geschaffen hab'?«
»Ja, Meister Adam; deshalb eben komm' ich zu Euch! So großartig soll das Tabernakel zwar nicht werden, denn das Kirchlein steht nicht in Nürnberg, sondern zu Kalchreuth, – doch was dran dargestellt und in Stein gemeißelt soll werden, muß auch meisterlich und unsrer Familie würdig sein, denn dort wollen wir Haller fortan auch unsere Grabesruhe suchen!«
* * *
So wurden Stifter und Künstler bald miteinander einig, und im Laufe des Jahres 1498 ward Adam Krafft mit dem Werke fertig.
Er freute sich, das vollendete Bildwerk als einer der ersten seiner Magdalena zu zeigen, die wohl zu einem Teile desselben eine gewisse Beziehung hatte.
Das von einem Gitter verschlossene Gehäuse ruhte auf einem kunstvollen Sockel.
»Unter den drei Statuen,« sprach der Meister, »welche den Weihbrotbehälter umgeben, wirst Du den heiligen Rochus erkennen; es ist der, welcher auf seine Wunde am Knie zeigt. Wie Du weißt, ist er ein unermüdlicher Pfleger der Pestkranken gewesen und infolge eines bedauerlichen Irrtums im Kerker gestorben. – Wie gefällt Dir die Abteilung darüber?«
»Aus einem schönen Kranze verschlungenen Rankwerks,« entgegnete Magdalena, »seh' ich in der Mitte Säulchen emporwachsen, und diese tragen die Krönung der gebenedeiten Mutter Christi. Dünne Säulchen und Streben um diese her vereinigen sich oberhalb zu einem herrlichen Baldachin.«
»Und die dort gekrönt wird?«
»Adam, wohl schau' ich wieder ein Antlitz, das mir nicht unbekannt sein mag, – aber laß mich darüber schweigen! Es gab eine Zeit, da die, an welche Du gedacht haben magst, wohl eher zu solchem Bildwerke die Form leihen durfte!«
Er hatte ihr freundlich das bleiche Antlitz gestreichelt, dann sagte er: »Laß gut sein, Magdalen', – und nun schau weiter aufwärts: einen turmartigen Bau hab' ich drüber geschaffen, welcher bis zur Deckenwölbung reicht. Darin kannst Du den Gottessohn mit der Dornenkrone erblicken.«
»Was trägt da der eine der beiden Engel, welche Du über die Vorderthür des Gehäuses gesetzt hast, in den Händen?« fragte Magdalena.
»Es ist das Tuch der heiligen Veronika!« erläuterte Krafft. »Und nun sollst Du mir sagen, was an diesem Bildwerke Dir am besten gefällt!« setzte er freundlich hinzu.
»Das will ich Dir sofort angeben: die niedlichen Köpfe der Englein, die Du mit den Marterwerkzeugen über dem Kranze von Rankenwerk angebracht hast!«
Er lächelte darüber.
»Hab' mir's beinah gedacht! … Ich aber glaub', daß mir die Krönung der heiligen Jungfrau am besten gelungen ist, und diese wird, hoff' ich, auch anderen besonders gefallen!«
* * *
Nicht immer konnte der Meister die vielfachen Bestellungen von Sakramentshäuschen, welche damals an ihn gelangten, mit eigener Hand ausführen, ja mehrfach scheinen derartige Werke zwar aus seiner Werkstatt hervorgegangen und nach seinen Angaben hergestellt, aber vollständig von Gesellen gearbeitet zu sein. Sicherlich war dies der Fall bei Aufträgen, die nur ganz mäßige Bezahlung in Aussicht stellten und deren Stifter auf erheblichen Bilderschmuck verzichteten. So kommt es wohl auch, daß jenes Tabernakel, welches sich, allerdings stark beschädigt und unvollständig, noch jetzt in der alten berühmten Klosterkirche zu Heilsbronn, dort, wo die hohenzollernschen Burggrafen von Nürnberg schlummern, befindet, zwar an die Krafftsche Darstellungsweise erinnert, aber nicht entfernt die von unserm Meister sonst bewiesene Vollendung offenbart. Am meisten noch sind an diesem Werke der Christus am Kreuz und die Maria so ausgefallen, wie wir es von Adam Krafft erwarten dürfen. Vermuten läßt sich, daß Abt Sebald Bamberger (1498-1518) dieses Steinbild in der Werkstatt unsers Meisters bestellt hat. Jetzt fehlen einige Figuren daran gänzlich, alle zierenden Streben, Kreuzblumen und das Rankwerk sind abgefallen und bis zur letzten Ausbesserung (1860) sogar die Skulpturen von Mörtel bedeckt gewesen.
Zu denjenigen, welche in dieser Zeit den Meister mit Bildwerken beauftragten, gehörten die Nürnberger Patrizier Peter Harsdörffer, Sebald Pergenstörffer, Mattheus Landauer und Hans Rebeck.
Harsdörffer wünschte den Kirchhof der 1380 gestifteten Carthause mit einem »Ölberge« aus Stein zu versehen, und gewann für dieses Werk Adam Krafft. Derselbe konnte seine Arbeit 1499 abliefern. Nicht so dramatisch bewegt wie am Sakramentshäuschen zu St. Lorenz war diese Scene aus der Leidensgeschichte Jesu dargestellt worden. Weniger der vertrauensvolle, glaubensstarke, als der ruhig duldende, sich in den Ratschluß seines Vaters still ergebende Heiland ist hier geschaffen worden. Doch das Bildwerk entsprach den Wünschen des Bestellers, welcher dafür die ausbedungene Summe bezahlte. Nach dem Familienbuche der Harsdörffer 63 Gulden 5 Pfund 6 Heller. Das Bildwerk wurde von seinem ursprünglichen Orte (dem jetzigen Hofe des germanischen Museums) fortgenommen und am Fuße der Burg aufgestellt. Es ist sehr verdorben.
Für die Familie Pergenstörffer galt es, ein Grabdenkmal herzustellen, welches 1499 in dem Kreuzgange des Augustinerklosters Platz fand. Als dasselbe 1816 abgebrochen wurde, kam das Denkmal in das nördliche Seitenschiff der katholischen Frauenkirche. Adam Krafft hat auf demselben Maria als Gnadenmutter überlebensgroß dargestellt. Indem sie das Christkind auf dem linken Arme trägt und mit der rechten Hand festhält, dreht sie sich schnell seitwärts. Die Mutter widmet ihre ganze Aufmerksamkeit dem göttlichen Kinde, und dabei bemerkt sie nicht, daß zwei Engel, welche über ihr unter einem gotischen Baldachin schweben, die Himmelskrone auf ihr Haupt senken wollen. Zwei andere Engel suchen den Mantel der heiligen Jungfrau emporzuziehen, unter welchem rechts Könige, Bischöfe und Pilger, links acht Glieder der Stifterfamilie knieen.
Man hat später an diesem Werke des Künstlers manches zu tadeln gefunden; aber die edle Komposition, die malerische Gesamtwirkung und einzelne Gestalten, z. B. die Engel mit ihren lieblichen Köpfchen und die knieenden Gestalten, welche verschiedenartig, doch in gleich rührender Weise ihre Andacht verraten, mit Recht als meisterhafte Arbeit bewundert.
Der 1500 verstorbene Hans Rebeck, der letzte seines Namens, hatte vor seinem Ende für seine im Kreuzgange der Dominikanerkirche befindliche Familiengruft gleichfalls eine Krönung der heiligen Jungfrau bestellt. Das Grabdenkmal ist jetzt auch in der Frauenkirche. Unser Meister hat sie auf einer kleineren Tafel in ganz anderer Weise, doch mit kaum geringerer Kunst ausgeführt.
Die Hände zum Gebet erhoben, kniet Maria auf Wolken. Ihr zur Seite schaut man Gott Vater und Christus, welche die Krönung vollführen. Vier Engel spannen hinter den heiligen Gestalten ein weites Tuch aus. Der Baldachin des Pergenstörfferschen Grabmals ist reicher an Säulen, Türmchen und Rankwerk, doch der flache, dreiteilige Bogen, der Rebecks Tafel bekrönt, zeigt in der Behandlung der rankenden Reben mit Trauben gleichfalls große künstlerische Vollendung. Unterhalb des Bildes tragen Engel die auf Rebeck bezügliche Inschrift. Zu rühmen ist die feine Durchbildung der Köpfe und die aus schweren Stoffen gedachte bauschige Faltung der Gewänder.
Mattheus Landauer hatte bei Adam Krafft nach dem (1501) erfolgten Tode seiner Frau ein Grabdenkmal bestellt, welches 1503 im Kreuzgange der Egidienkirche angebracht wurde. Von dort kam es nach dem Brande der Kirche in die Tetzelkapelle, wo es sich, wenn auch stark beschädigt, noch jetzt befindet. Das Todesjahr Landauers (1515) ist nachträglich eingemeißelt. Es war eigentümlich genug, daß derselbe Patrizier, welcher, wie wir wissen, bereits bei dem Schreyerschen Grabmale beteiligt war, nach Jahren nochmals mit einer ähnlichen Aufgabe an unsern Meister herantrat. Das pietätvolle Gedenken an seine heimgegangene Gattin mochte den Wunsch eines besonderen, nur ihm gehörigen Denkmals hervorgerufen haben. Freilich hält das hier in Betracht kommende Werk den Vergleich mit dem an der Sebalduskirche angebrachten Grabdenkmale in keiner Weise aus, und Landauer wird es wohl von vornherein nur in viel bescheidenerer Form verlangt haben.
Durch eine Wolkenschicht wird dieses Bildwerk querdurch in eine obere Haupt- und eine untere Nebenabteilung geschieden. Jede derselben zerfällt wiederum in drei Nischen. Die obere Hauptabteilung enthält in der Mitte die knieende Mutter des Gottessohnes, welche von zwei über ihr schwebenden Engeln gekrönt wird. Zur Seite thronen, ihr zugewendet, Gott Vater und Christus, neben welchen je ein Engel steht. Der über Maria angebrachte Baldachin ist nicht mehr vorhanden. In der untern Abteilung schaut man in der Mitte eine Gruppe musizierender Engel, links eine betende Christengemeinde, rechts sieben Mitglieder der Landauerschen Familie mit ihren Wappen. Ganz unten ist die nur noch teilweise leserliche Inschrift angebracht. Mit Recht rühmt man besonders die Figur Gott Vaters und die Gruppe der musizierenden Engel.
Um dieselbe Zeit, da Adam Krafft die zuletzt aufgeführten Arbeiten für Nürnberger Patrizier vollendete, hatte er auch Auftrag von dem Abte Georg von Kaisheim bei Donauwörth, für das dortige Kloster ein Sakramentshäuschen zu schaffen. Aus einer noch vorhandenen Urkunde Im Nürnberger Stadtarchiv, datiert vom 30. Juli 1500. wissen wir, daß er für dieses Werk im ganzen 330 Gulden empfangen hat und daß dasselbe sehr figurenreich und von bedeutender Höhe gewesen ist. Leider ist diese Schöpfung unseres Meisters seit 1690 verschwunden.