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Oft sind die Schäferinnen spröde
Und fliehn aus Eigensinn des Hirten Zärtlichkeit;
Oft aber machen sie zur Lust Gelegenheit
Und da ist oft der Schäfer gar zu blöde.
Doch, welcher dieses ist,
Sein Glücke nur aus Furcht vergißt
Und nichts bei seiner Liebe waget,
Der ist hernach nicht wert, daß ihn ein Mensch beklaget.
Ein junger Hirte, Filimen,
War von Natur verliebt, auch zum Gefallen schön;
Es eiferten die Schäferinnen,
Die Gunst des Jünglings zu gewinnen.
Wie mancher Straus, wie manches Band
Ward seinet wegen nicht zum Putzen angewandt.
Die eine sang ihm oft ein zärtlich Hirtenlied,
Die andre war bemüht,
Sein Herze durch den Tanz zu fangen:
Allein zuletzt bereuten sie,
Doch alle die verlorne Müh,
Nebst dem verratenen Verlangen.
Die Furchtsamkeit
Hielt jederzeit
Den Antrag Filimens zurücke.
Kaum sprach sein Herz noch durch die Blicke.
Er ging zu mancher Schäferinn,
Oft mit dem festen Schlusse hinn,
Ihr nichts als zärtliches zu sagen.
Umsonst, er konnt es niemals wagen.
Und hätt ihn eine nur um seine Gunst gefragt,
So hätt er, glaub ich, ja gesagt,
Doch welche Nimfe wird hierum den Schäfer fragen?
Nur Dafne war zu ser in ihm verliebt,
So, daß sie auf die stärksten Mittel dachte,
Wodurch sie sich den Schäfer eigen machte.
Was sie beschloß, ward standhaft ausgeübt.
Das, was die Schönen sonst nur zu erwarten pflegen,
Vergaß sie ihrer Liebe wegen.
Was allemal die Hirten selbst getan,
Tat sie und redete den blöden Schäfer an.
Sie sagt ihm, daß er unter allen
Ihr einzig und allein gefallen;
Nichts fiel ihr zu bekennen schwer,
Sie sagt ihm dieß, wer weiß, ob nicht noch mer.
Er dankt ihr für die Zärtlichkeit,
Und war vergnügt und tat erfreut.
Allein zu mererem sich zu entschlüssen
Fiel ihm zwar öfters ein,
Jedoch sein Mut war viel zu klein,
Sie auf das erste mal zu küssen.
Was dachte Dafne wohl hierbei?
Sie sprach ihm zwar nicht von dem Feler frei,
Doch glaubte sie, an statt ihn hönisch zu verlachen,
Ihr Umgang würd ihn wol noch endlich herzhaft machen.
Umsonst, er kam, sprach nichts, ging furchtsam wieder fort,
Und was er ja noch sprach, war ein erfragtes Wort;
Doch ließ er stets die lächerliche Klage hören,
Wie grausam das Geschick und seine Dafne wären.
Man mußte hier so stark als Dafne zärtlich sein,
Ihm statt der Rache noch beständig zu verzeihn.
Sie nam sich endlich vor, das letzte zu probieren,
Und ihn durch eine kleine List,
Die in der Liebe sonst ein sichres Mittel ist,
Zu seinen Pflichten anzufüren.
Einst warf die junge Schäferinn
Sich, noch bevor er kam, bei ihrer Herde hinn,
Als wäre sie bei ihren Schafen,
Für Hitz und Müdigkeit ein wenig eingeschlafen.
Ihr runder Arm macht ihr das harte Lager weich,
Und ihre Hand vor ihren Augen Schatten,
Die mehr zu lauschen als zu schlummern hatten.
Dem Busen war mit Fleiß das Oberkleid zu kurz;
Ihr kleiner Schäferschurz
Ward noch daneben
Der warmen Mittagsluft zum Spielen übergeben.
Sie hatte sich die Stellung ausgedacht,
Die blöde Schäfer klug und kluge lüstern macht.
Sie lag und lernte schon, wie sie erschrecken wollte,
Wenn Filimen sie küssend wecken sollte.
Er kam, doch weil er sie in diesem Schlummer sah,
So trat er ihr kaum noch mit leisen Schritten nah.
Der Anblick war zu schön, sein Herz fing an zu schmachten,
Er konnte hier die Nimfe nicht genug betrachten.
Ihr meinet, daß er nun einmal verwegner war?
Er machte Dafnen nicht sein Dasein offenbar.
Er sprach nichts mer als dieß: Wie sanft ist ihre Ruh!
Ihr schönen Augen bleibt in euerm Schlummer zu.
Ihr Blätter rauschet nicht, und blöket nicht ihr Herden,
Die schöne Dafne muß durch nichts gestöret werden.
Und hierauf schlich er sich nun one Kuß und Wort
Mit leisen Schritten wieder fort.
Doch Dafne, die er hatte schlummern lassen,
Fing ihn auf einmal an zu hassen.
Die felgeschlagne List hielt sie für ihre Schmach,
Drum sprang sie auf und schickt ihm diese Worte nach:
Du hast dein eignes Glück vermieden,
Und bist der Lust nicht wert, die Dafne dir beschieden.
Er hörte dieß und lief zurück,
Doch ein versäumter Augenblick
Wird keinem Hirten wieder kommen.
Auch Dafne hatte hier bereits die Flucht genommen. |