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Von Spanien kam die Kunde, wie jener Held von Stahl
Roland gefället worden im Tal von Roncesval.
Da nahm den frommen Schleier die schöne Hildegund,
Gelobte Gott die Seele mit todesbleichem Mund.
Doch bald viel andre Kunde sandt' aus der grüne Rhein:
Kein Schwert konnt' ihn besiegen, die Liebe nur allein!
Es ward die schärfste Lanze ihm durch das Herz gerannt,
Als Hildegund die schöne er Gott vermählet fand!
Auf hohem Felsen tät' er sich eine Klause baun,
Von da zu ihrem Kloster im Rhein hinabzuschaun.
Da scholl von grüner Insel der Nonnen Sang empor:
Die holde Stimme wähnt' er zu hören aus dem Chor.
Wie Honigseim die Biene sog er den süßen Schmerz,
Bis Minne ihm gebrochen das tapfre Heldenherz.
Eine junge Gräfin, ein edler Held,
Sie schwuren sich Lieb' und Treu';
Er kam aus der Schlacht, er zog zu Feld,
Die Liebe war immer neu.
In Spanien stritt die fränkische Kraft,
O Roncesval, blutiges Tal!
Da fiel die Blüte der Ritterschaft,
Da fiel Held Roland zumal.
»Nun ade dir, Welt! dein süßer Gewinn
Betrüglich ist er fürwahr;
Maria, himmlische Königin,
Dir weih' ich mein goldenes Haar.«
Das Kloster beschaut sich mitten im Rhein;
Noch hallen die Glocken im Tal.
Da schallt ein Huf, wer mag es sein?
Der Tote von Roncesval?
Nein Roland selbst, er leibt und lebt:
Ja, wärest du, wärest du tot!
Denn wisse, daß sie das Kloster begräbt,
Die dir zu leben gebot.
»Und begräbt das Kloster Schön Hildegund,
So setz' ich mich hier auf den Stein
Und schaue zeitlebens zum Tode wund
Hinab auf das Kloster im Rhein.«
Im Kloster betete Hildegund,
Held Roland saß auf dem Stein
Und schaute zeitlebens zum Tode wund
Hinab auf das Kloster im Rhein.