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Sara spricht nicht mehr mit Anders. Und wenn sie ihn anblickt, dann nur aus der Ferne und so traurig.
Ihre Augen funkeln nicht mehr hinein in die schöne Welt. Ihr Blick ist fern, nach innen gekehrt. Sie geht vornübergebeugt, als trüge sie etwas Schweres in der Brust.
Aber noch einmal lebt sie auf und strahlt einen Augenblick.
Das ist an dem Tage, an dem Anders reisen soll.
Sie ist hineingeflohen in ihre Kammer, wo sie mit pochendem Herzen sitzt, während Anders seine Kiste hinausträgt auf den Wagen; die letzte Unruhe vor dem Abschied geht durch den Wiesenhof.
Ohne sich um die Mutter oder irgend jemand zu kümmern, tritt Anders in ihre Kammer hinein, um ihr Lebewohl zu sagen.
Und wie er da nun so reisefertig vor ihr steht, mit seinen blonden Locken und den milden Augen, da durchfährt es Sara heiß.
Sie wirft sich an seinen Hals und preßt ihn an sich.
Sie weiß, es ist zum letzten Male.
– – – Der Wagen rollt zum Tor hinaus. Und ihr scheint, sie hat noch nie etwas so brutal Lärmendes gehört wie diesen Ton. Er geht ihr durch Mark und Bein, als gingen die Räder über ihre eigenen Glieder hinweg.
Aber sie muß hinaus, an ihre Arbeit.
Boel kichert bei ihrem Anblick. Aber Sara ist es ganz gleichgültig. Es kümmert sie nicht. Ihre Gedanken weilen bei ganz anderen Dingen.
»Du solltest wirklich deine Augen unserem neuen Knechte zuwenden: der mag dich gerne leiden, glaube ich, hihi!«
Das ist für Sara eine fremde Sprache.
Die Wiesenhofbäuerin geht oft an ihr vorbei und beobachtet sie jedesmal genau. Aber Sara merkt es nicht einmal. Ein Vorhang schließt sie von ihrer Umgebung ab.
Und als sie sich abends schlafen legt, seufzt sie mit geschlossenen Augen so tief, als berge sie eine schwere Erinnerung, die sie wird mit sich herumtragen müssen bis an ihr Lebensende.