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Dieser als Philosoph, Naturforscher und Dichter gleich ausgezeichnete Mann wurde zu Stavanger in Norwegen am 2. Mai 1773 geboren. Mit seinen Eltern, von denen der Vater ein Deutscher, die Mutter dagegen dänischer Abkunft war, kam er 1779 nach Helsingör, 1785 nach Roeskild und zwei Jahre später nach Kopenhagen. Steffens' Jugendjahre fielen in den Anfang jener großen Gährungszeit, die den Uebergang vom 18. zum 19. Jahrhundert bildete. Wegen seiner starken Religiosität und seiner Rednergabe zum Theologen bestimmt, fühlte er sich doch noch mächtiger durch das Studium der Naturwissenschaft angezogen. In Kopenhagen, wo er seit 1790 studirte, lenkte seine geistige Befähigung, wie seine ganze Persönlichkeit die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich. Mit einem Stipendium der naturhistorischen Gesellschaft ging er 1790 nach Bergen, wo er in Anschauung der großartigen Natur den Sommer zubrachte. Auf einer Reise nach Deutschland begriffen, warf ihn ein Schiffbruch an die Ufer der Elbe. Unter mancherlei Widerwärtigkeiten verlebte er den Winter 1794 bis 1795 in Hamburg und ging dann nach Kiel, wo er den philosophischen Doktorgrad erwarb und Vorlesungen hielt. Nachdem er Kopenhagen nochmals besucht und daselbst Schimmelmann's ganzes Wohlwollen gewonnen hatte, wandte sich Steffens zunächst nach Jena, wohin ihn besonders das Bedürfniß einer spekulativen Begründung der Naturwissenschaft zog. Neue Richtungen begannen damals in Religion, Wissenschaft und Dichtkunst sich geltend zu machen. Jena und das nahe Weimar bildeten gewissermaßen den Vereinigungspunkt dieser neuen Bestrebungen. In Jena lehrten Fichte, Schelling, die beiden Schlegel; in Weimar lebte Goethe und Schiller; Novalis, Tieck, Schleiermacher besuchten häufig diese Orte, und mit all diesen geistigen Größen stand Steffens während seines Aufenthalts in Jena (vom Herbst 1798 bis Frühjahr 1799) in freundschaftlichem Verkehr. Mit Schelling besonders trat er in die innigste Verbindung. Durchdrungen von der neuen Naturphilosophie, ging er, nachdem er in Jena Adjunkt der philosophischen Fakultät geworden, nach Freiberg, wo er sich Werner's Gunst gewann und seine »Beiträge zur innern Naturgeschichte der Erde« ausarbeitete, die er später in seinem »Handbuch der Oryktognosie« (1811-19) weiter ausführte. Die Berühmtheit, die er sich mittlerweile in Deutschland erwarb, war außerordentlich. Es waren nicht allein seine Schriften, durch welche diese erreicht wurde, es war vielmehr der persönliche Einfluß, den er ausübte. Alle, welche ihn reden gehört, waren zur Begeisterung für ihn hingerissen. Seine Gedankenblitze flogen von Mund zu Munde, oft weit über das Land hinaus, ja sie leuchteten selbst aus den Schriften mehrerer jungen Männer hervor. Nach seiner Rückkehr nach Dänemark 1802 hielt er Vorlesungen an der kopenhagener Universität, die großen Beifall fanden. Nach einer kurzen Unterbrechung, während welcher er seine schöne Braut, die Tochter des berühmten Kapellmeisters Reichardt in Halle heimführte, setzte er seine Vorträge in Kopenhagen fort, bis er im Frühjahr 1804 einen Ruf nach Halle erhielt, dem er auch Folge leistete. Ungefähr 2 Jahre hatte Steffens' Aufenthalt in Halle gedauert, als die Franzosen nach der Schlacht bei Jena die Stadt besetzten. Die Verhältnisse wurden jetzt seiner wissenschaftlichen Wirksamkeit im höchsten Grade ungünstig. Zwar blieb Halle noch bis 1813 sein Wohnort, allein die Universität siechte unter dem Drucke der westphälischen Regierung. Er nahm mit der größten Wärme Theil an den politischen Verhältnissen seines neuen Vaterlandes und trat geheimen Verbindungen bei, die darauf hinzielten, das französische Joch abzuwerfen. Auch seine Anstellung an der Universität Breslau 1811 löste diese Verbindungen nicht. Im Jahre 1813 setzte er alle seine Kräfte daran, Begeisterung für den König zu erwecken, und er selbst trat in die Reihen der Freiwilligen und nahm aus voller Seele Theil an dem Kriege bis zur Einnahme von Paris. Nach dem Frieden kehrte er zu seinem akademischen Lehrerberufe nach Breslau zurück. An politischen wie an kirchlichen Streitigkeiten lebhaft Theil nehmend, fand er dennoch Zeit, die Literatur mit bedeutenden Schriften zu bereichern, mit naturphilosophischen und mineralogischen, später mit politischen und religiösen, mit denen die umfassenden Romane, die wir von seiner Hand besitzen, in innigster Wechselwirkung stehen. In Breslau katholisch geworden, kehrte er bald wieder zum Lutherthume zurück. Im Jahre 1832 folgte er einem Rufe an die Universität Berlin und lebte hier in friedlicheren Verhältnissen zu seiner Umgebung, als es in einer langen Reihe von Jahren bisher der Fall gewesen. Er fand in Berlin viele der nächsten Verwandten seiner Frau und mehre seiner ältesten Freunde, wie Schleiermacher, Tieck und Schelling. Seine häusliche Stellung war sorglos geworden und, wie immer, durch seine liebenswürdige Frau und Tochter eine glückliche, die noch durch den bedeutenden Freundeskreis verschönert wurde, der sich oft bei ihm versammelte. Sein Vaterland sah er zum letzten Male 1840 wieder; er war bei der Krönung zugegen und nahm Theil an der Versammlung der skandinavischen Naturforscher, in welcher er zweimal seine beredte Stimme erhob. Er starb zu Berlin am 13. Februar 1845.
Von Steffens' Schriften führen wir noch an »Die gegenwärtige Zeit und wie sie geworden« (1817), die »Karrikaturen des Heiligsten« (1819-21), »Von der falschen Theologie und dem wahren Glauben« (1824), »Anthropologie« (1822) und »Wie ich wieder Lutheraner wurde« (1831). Seinen Romanen »Die Familie Walseth und Leith« (1827); die »Vier Norweger« (1828) und »Malkolm« (1831) fehlt zwar die höhere Einheit einer vollendeten Kunstform, aber der Reichthum der Auffassung bestimmter Volkseigenthümlichkeiten und Geschichtsperioden, der tiefe und sichere Blick in die merkwürdigsten Phänomene, die geheimsten Falten des geistigen und sittlichen Lebens, die in der Pracht der lebendigsten Darstellung vor das Auge des Lesers tretende Phantastik des Nordens, die großartigsten Naturschilderungen und die Beimischung eines religiösen Elements geben ihnen einen ganz eigenthümlichen Reiz. – In seinen letzten Jahren beschäftigte sich Steffens mit einer ausführlichen Selbstbiographie, »Was ich erlebte«, 10 Bde., und nach seinem Tode erschienen »Nachgelassene Schriften« mit einer Vorrede von Schelling (1846).