Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Brief IX.

London, den 11. November 1710.

Ich habe heute auf eine Einladung mit dem Staatssekretär Herrn St. John gegessen. Herr Harley kam vor Tisch zu uns und entschuldigte sich bei mir, weil er nicht mit uns essen könne; er müsse Leute empfangen, die der Regierung Geld vorschiessen wollten. Mit uns speisten nur Herr Lewis und Dr. Freind, der die Geschichte der Feldzüge Lord Peterborows in Spanien geschrieben hat. Ich bin bis eben bei ihnen geblieben; es war zwischen zehn und elf, und meinen achten musste ich wieder dem Nachtwächter geben, was ich mit meinen eignen Händen getan habe, da ich ihn doch nicht bis zur nächsten Post warten lassen wollte. Der Staatssekretär ist ausserordentlich freundlich gegen mich gewesen. Nach Tisch kam Prior; und bei Gelegenheit sagte er (der Staatssekretär): das beste, was er je gelesen habe, sei nicht von ihm, sondern von Dr. Swift, das über Vanbrugh; was ich nun auch so sehr gut nicht finde. Aber Prior war niedergeschlagen, bis ich ihn mit zwei oder drei Komplimenten pfropfte. Ich entsinne mich noch, welche Ehrfurcht wir vor Sir William Temple hegten, weil er mit fünfzig hätte Staatssekretär werden können; und hier hat ein junger Bursche von kaum dreissig dieses Amt. Sein Vater ist ein Mann des Genusses, der auf dem Mall spazieren geht und in St. James's Kaffeehaus und den Schokoladenhäusern verkehrt, und sein junger Sohn ist erster Staatssekretär; liegt darin nicht etwas sehr Wunderliches? Er sagte mir unter anderm, Herr Harley beklage sich darüber, dass er mir nichts verbergen könne; ich hätte so eine Art, in ihn hineinzukommen. Ich wusste, es war ein Kompliment, und ich sagte es ihm, und es war auch so; es ist wahrhaftig stark, sehn zu müssen, dass diese grossen Männer mich wie jemand behandeln, der ihnen überlegen ist, während die Gelbschnäbel bei Ihnen in Irland mich kaum beachten: aber all das hat seine Gründe, die ich Ihnen sagen werde, wenn wir uns wiedersehn. Als ich nach Hause kam, fand ich einen Brief von Ihrer Mutter, die Antwort auf den, den ich vor zwei Tagen geschickt habe. Es scheint, sie ist in der Stadt, kann aber morgens nicht ausgehn, genau, wie Sie es sagten; Gott weiss, wann ich nachmittags Zeit haben werde. Wenn ich ihr einen Pennypostbrief schickte und nachher nicht imstande wäre, sie zu sprechen, so würde ich mich ärgern; und ausserdem sind die Tage kurz, und weshalb sie nicht frühmorgens kommen kann, ehe man sie braucht, kann ich mir nicht denken. Ich werde sie bitten, Lady Giffard zu sagen, sie höre, ich sei in der Stadt, und sie möchte mich aufsuchen, um sich nach Ihnen zu erkundigen. Es wundert mich, dass sie sich so mit der Laune der alten Bestie einsperren lässt. Sie wissen, ich kann Ehren halber Lady Giffard nicht besuchen und also auch nicht in ihr Haus gehn. Dies, denke ich, genügt fürs erste Mal.

12. Und wie konnten Sie nur auf so dünnem Papier schreiben? (Ich vergass, in meinem früheren Brief danach zu fragen.) Können Sie kein dickeres bekommen? Das ist doch eine ganz gewöhnliche Lehre, die Schreiblehrer ihre Schüler lehren; Sie müssen sie hundertmal gehört haben; sie lautet so:

Ist das Papier zu dünn,
Wird sich die Tinte verschmieren;
Ist das Papier aber dick,
Kannst einen Stock noch darüber führen.

Heute erhielt ich von der armen Frau Long einen Brief, in dem sie mir über ihr gegenwärtiges Leben im Dunkel einer entlegenen Landstadt Bericht erstattet und sagt, wie wohl sie sich dabei fühle. Das arme Geschöpf! Es ist für sie derselbe Wandel im Leben, als würde Presto von MD verbannt und verurteilt, sich mit Frau Raymond zu unterhalten. Ich habe heute mit Ford, Sir Richard Levinge Sprecher des irischen Unterhauses und Lord Oberrichter des Oberhofgerichts in Dublin. usw. gegessen, und zwar in einem Kosthaus hier in der Nähe, wo sie wohnen. Ich war träg, und mir war nicht sehr wohl, da ich gestern so lange in Gesellschaft gesessen hatte. Ich habe heute Abend zu Hause sehr fleissig geschrieben; und ich hatte ein Feuer: ich verbrauche meinen zweiten halben Scheffel Kohlen; und jetzt liege ich im Bett, und es ist spät.

13. Ich habe heute in der Altstadt gegessen und ging dann hin, um Will Franklands Kind zu taufen; Lady Falconbridge Lady Falconberg (so hiess sie) war Mary Cromwell, die jüngste Tochter Cromwells. war eine der Patinnen; sie ist eine Tochter Oliver Cromwells, und nach den Bildern, die ich gesehn habe, sieht sie ihm sehr ähnlich. Ich blieb bis fast elf Uhr und bin jetzt nach Hause gekommen und zu Bett gegangen. In der Altstadt hatte ich Stratford für einen Gefallen zu danken, den er mir erwiesen hat, und von dem ich Ihnen jetzt erzählen will. Ich erfuhr, dass Bankpapiere um vierunddreissig Prozent gefallen waren, und wollte furchtbar gern welche kaufen. Freilich kam ich für den billigsten Augenblick ein wenig zu spät, da mich hier Geschäfte abhielten; denn ich war so gescheit, bis auf den Tag genau zu erraten, wann sie fallen würden. Mein Plan war dieser: ich habe dreihundert Pfund in Irland; und also schrieb ich an Herrn Stratford in der Altstadt und bat ihn, mir für dreihundert Pfund Bankpapiere zu kaufen; er sollte die Papiere behalten, und ich wolle mich verpflichten, sie ihm zu bezahlen; und wenn sie stiegen oder fielen, so wollte ich das auf mich nehmen und ihm derweilen die Zinsen bezahlen. Ich zeigte meinen Brief ein oder zwei Leuten, die etwas von solchen Dingen verstehn; und sie sagten mir, das Geld sei jetzt so knapp, dass niemand das für mich tun würde. Stratford aber, der der grossmütigste Mensch von der Welt ist, hat es doch getan; aber sie kosteten hunderteinhalb Pfund, das heisst, hundert Pfund und zehn Schilling, so dass meine dreihundert Pfund mich dreihundert Pfund und dreissig Schilling kosteten. Das geschah vor einer Woche, und jetzt kann ich schon fünf Pfund bei meinem Geschäft verdienen. Ehe sie fielen, standen sie auf hundertunddreissig, und wir sind überzeugt, dass sie wieder ebenso hoch steigen werden. Ich sagte Ihnen schon, dass ich Ihrer Mutter geschrieben habe, sie möchte Lady Giffard bitten, mit dem, was sie Ihnen schuldet, desgleichen zu tun; aber sie hat Ihrer Mutter gesagt, sie habe kein Geld. Ich wollte zu Gott, alles, was Sie haben, wäre da. Wenn Sie je Geld verleihen, so machen Sie es sich zur Regel, dass Sie zwei Leute bürgen lassen, die beide sichtlich Vermögen haben; denn sie werden kaum gleichzeitig sterben; und wenn der eine stirbt, so fallen sie über den andern her und lassen ihn für eine neue Bürgschaft sorgen; und wenn Rathburn (jetzt habe ich seinen Namen) Ihnen Ihr Geld zahlt, so lassen Sie es mich wissen, und ich werde Parvisol die entsprechenden Anweisungen geben: aber er soll Sie auf suchen und fragen. Also, meine Damen, genug der Geschäfte für einen Abend. Die Uhr hat zwöööölf geschlagen. Ich muss nur noch hinzufügen, dass es nach einer langen Zeit regnichten Wetters zwei oder drei Tage lang schön war, und dass es heute kalt und frostig geworden ist; deshalb müssen Sie dem armen, kleinen Presto Erlaubnis geben, morgens und abends auch in seinem Zimmer ein Feuer anmachen zu lassen, und er will Ihnen desgleichen geben.

14. Was, hat Ihr Kanzler Richard Freeman, Lord Kanzler von Irland seit 1707. den Verstand verloren wie Will Crowe? Ich vergass, Dingley zu sagen, dass ich gestern in Ludgate war, um in dem grossen Laden dort die Brillen zu besprechen; ich werde sie in ein oder zwei Tagen haben. Es ist ein fader Tag gewesen. Ich habe bei Frau Vanhomrigh gegessen und bin ernst nach Hause gegangen, nachdem ich nur eben ins Kaffeehaus hineingeblickt hatte. Sir Richard Cox, sagt man, wird sicher als Lord Kanzler hinübergehn; er ist ein so abenteuernder Gelbschnabel, wie nur je einer Brot ass; aber der Herzog von Ormond hat von Natur eine gewisse Neigung zu Gelbschnäbeln, was tausendmal schade bleibt, weil er selbst keiner ist. Ich habe mich bis jetzt zu Hause amüsiert und sage Ihnen jetzt im Bett gute Nacht.

15. Ich habe heute morgen Besuche gemacht, aber niemand war zu Hause: Bei Staatssekretär St. John, Sir Thomas Hanmer, Sir Chancellor Goxcomb usw. Ich habe dann den Herzog von Ormond mit etwa fünfzig andern irischen Herrn nach Skinner's Hall begleitet, wo die Londonderry Society dreihundert Pfund ausgab, um uns und Seinen Gnaden ein Diner zu geben. Drei grosse Tische mit dem Nachtisch in gewaltigem Prunk aufgebaut. Sir Richard Levinge und ich schlichen uns vorsichtig an den Kopf des zweiten Tisches, um das Gedränge am ersten zu vermeiden; aber es war so kalt und die Trompeten und Hoboen machten einen so höllischen Lärm, dass ich müde wurde und mich fortstahl, ehe noch der zweite Gang erschien; daher kann ich Ihnen keinen Bericht erstatten, was tausendmal schade ist. Ich bin noch wegen Dingleys Brille nach Ludgate gegangen und soll sie in ein oder zwei Tagen haben; und ich fürchte, das wird mich dreissig Schilling für ein Mikroskop kosten, aber nicht ohne Stellas Erlaubnis; denn ich entsinne mich, sie ist ein ›virtuoso‹. Soll ich es kaufen oder nicht? Es ist keins von den grossen, umfangreichen, auch keins von den gewöhnlichen kleinen, unter denen man eine Laus auf eine Nadelspitze steckt (mit Erlaubnis zu sagen); sondern ein exakteres, mit einem helleren Gesichtsfeld, mit allem Zubehör in einer kleinen Schatulle, die man in der Tasche tragen kann. Sagen Sie mir, Bursche, soll ich es für Sie kaufen oder nicht? Dann bin ich geradenwegs nach Hause gegangen.

16. Heute habe ich in der Altstadt gegessen, bei Herrn Manley, der Herrn Addison und mich und ein paar andre Freunde in seine Wohnung eingeladen hatte und uns recht hübsch bewirtete. Ich kehrte mit Herrn Addison zurück und hielt mich bis neun Uhr im Kaffeehaus auf, wo man mich kaum noch kannte, weil ich so selten komme. Ich bitte hier für Trounce; Sie kennen ihn: er war Feuerwerker auf der früheren Jacht und möchte es gern auf der jetzigen wieder werden; wenn Sie sich seiner entsinnen, er ist ein guter, kräftiger Bursche von frischen Farben. Soll ich warten, bis ich einen andern Brief von MD habe, ehe ich diesen abschliesse? Herr Addison und ich, wir treffen uns ein wenig seltener als früher, obgleich wir im Grunde so gute Freunde sind wie nur je; aber wir sind in Parteidingen etwas verschiedener Meinung.

17. Heute ging ich zu Lewis im Sekretariat, wo ich Herrn Harley sah und sprach; er versicherte mir, dass er meine Angelegenheit in wenigen Tagen erledigen wolle. Ich machte ihm Vorwürfe, weil er mich in die Notwendigkeit versetzte, ihn daran zu erinnern, und zog ihn auf, was er sehr gut hinnahm. Ich habe heute bei einem Herrn Gore gegessen, dem älteren Bruder eines jungen, mit mir bekannten Kaufmanns, und Stratford und die andern mir befreundeten Kaufleute assen mit uns; ich bin bis spät dort geblieben und habe Rotwein und Burgunder getrunken; ich bin erst eben zu Bett gegangen und will nichts weiter sagen, als dass es jetzt wieder Zeit wird, einen Brief von meiner lieben kleinen MD zu erhalten; denn den letzten hatte ich vor vierzehn Tagen, und der war zu alten Datums.

18. Heute habe ich mit Lewis und Prior in einem Speisehaus gegessen, aber mit Lewis' Wein. Lewis ging, und Prior und ich blieben sitzen und machten uns ein oder zwei Stunden lang gegenseitig Komplimente über unsern Witz und unsre Dichtkunst. Als ich um sieben nach Hause ging, hielt mich auf Pall Mall ein unbekannter Herr an und bat mich um meinen Rat; er sagte, er hätte der Königin (die gerade in die Stadt gekommen war) einen Besuch gemacht, aber die diensttuenden Beamten hätten ihn nicht vorlassen wollen; er hätte zweihunderttausend Mann bereit, um ihr im Kriege zu dienen; er kenne die Königin sehr genau und habe eine Wohnung im Palast, und wenn sie hörte, dass er da wäre, so würde sie auf der Stelle nach ihm schicken; sie sei ihm zweihunderttausend Pfund schuldig, und nun wollte er meine Meinung darüber wissen, ob er noch einmal versuchen sollte, sie zu sprechen, oder ob er nicht lieber bis morgen warten sollte, da sie vielleicht nach der Reise müde sei. Ich wollte meinen Gefährten los sein und bat ihn um alles in der Welt, ihr sofort seine Aufwartung zu machen; denn meines Wissens würde die Königin ihn vorlassen; dies sei eine Sache von ungeheurer Wichtigkeit, die Eile verlangte; und ich bat ihn, mir den Erfolg zu melden und ins Smyrna-Kaffeehaus zu kommen, wo ich bis Mitternacht auf ihn warten wollte, und so schloss dieses Abenteuer. Gern hätte ich dem Mann eine halbe Krone gegeben, fürchtete mich aber, sie ihm anzubieten, weil er vielleicht beleidigt gewesen wäre; denn ausser seinem Geld, sagte er, hat er noch tausend Pfund im Jahr. Ich kam nicht allzu früh nach Hause, und also, meine beiden Damen, gute Nacht usw.

19. Ich habe heute mit dem armen Lord Mountjoy gegessen, der an der Gicht leidet; und heute Abend habe ich das Kind Elliots, unsres Kaffeewirts, getauft; der Halunke hatte ein sehr nobles Abendessen, und Steele und ich sassen mitten in einer schäbigen Gesellschaft bei einer Bowle Punsch, so dass ich spät nach Hause gekommen bin, junge Frauen, und mich nicht mehr damit aufhalten kann, an die kleinen Halunkinnen zu schreiben.

20. Ich hielt mich zu Hause und ass dann bei Sir Andrew Fountaine; dann bin ich nach Hause gegangen; ein alberner Tag.

21. Ich habe den ganzen Morgen Besuche gemacht und ging dann ins Sekretariat, wo ich Herrn Harley fand, bei dem ich gegessen habe; Staatssekretär St. John war da usw.; und Harley versprach mir, in wenigen Tagen zu erledigen, was von meiner Sache noch zu tun sei. Prior war auch von der Gesellschaft, und wir alle essen morgen bei dem Staatssekretär. Heute früh habe ich Stellas Mutter gesehn; sie kam sehr zeitig, und wir haben eine Stunde lang geplaudert. Ich wollte, Sie schlügen Lady Giffard vor, ihr die dreihundert Pfund aus der Hand zu nehmen und ihr auf Lebenszeit Zinsen zu bezahlen, indem Sie ihr Bürgschaft für die Zahlung stellen; der Bischof von Clogher oder irgendein andrer Freund würde für Sie bürgen, wenn Sie ihnen Gegenbürgschaft gäben. Man kann geltend machen, dass es für den Fall eines Todes besser in Ihrer Hand wäre. Ihre Mutter sagt, wenn Sie es ihr schreiben, so wolle sie es unterstützen; und Sie können auch an Ihre Mutter schreiben, dann geht es von ihr aus. Sie sagt mir, nach ihren Reden zu schliessen, möchte Lady Giffard mich sprechen, aber ich habe ihr gründlich gesagt, was sie erwidern soll. Sie hat Lady Giffard gesagt, dass sie mich besuchen wollte; sie sieht ausserordentlich gut aus. Ich schreibe in meinem Bett wie ein Tiger; und also gute Nacht usw.

22. Ich habe beim Staatssekretär St. John gegessen; und Lord Dartmouth, der andre Staatssekretär, ass mit uns; ferner Lord Orrery, Prior usw. Harley sprach vor, konnte aber nicht mit uns speisen; er wollte mich mitnehmen, während ich noch bei Tische sass; aber die Gesellschaft, die zu ihm kommen sollte, behagte mir nicht. Wir blieben bis acht, und ich sprach noch im Kaffeehaus vor und sah dahin, wo die Briefe liegen; aber kein Brief an Herrn Presto; schliesslich sah ich einen Brief für Herrn Addison, und er sah nach der Handschrift einer Halunkin aus; deshalb liess ich ihn mir von dem Burschen geben und öffnete ihn vor seinen Augen und fand drei Briefe darin, alle für mich; wahrhaftig, da steckte ich sie denn in meine Tasche und ging nach Hause in meine Wohnung. Na, und nun sollen Sie hören: na, und der eine war in Dingleys Handschrift, der andre in Stellas und der dritte in Domvilles. Ein irischer Landedelmann. Na, und nun sollen Sie hören: na, ich sagte bei mir selber: Was? Zwei Briefe von MD auf einmal? Aber ich dachte mir, dass da etwas im Wind lag; ich also öffnete den einen, und ich öffnete den andern; na, und nun soll'n Sie hören; der eine war von Walls. Ja, aber der andre, der war von unsern lieben MD; jawohl! O Potztausend, haben Sie meinen siebenten schon erhalten? Dann muss ich diesen morgen abschicken, sonst wird Furchtbares geschehn in unserm Hause, traun. – Nun, ich will Ihren Brief noch nicht in diesem beantworten. Nein, das sollte mir einfallen! Und dergleichen habe ich noch nicht erlebt. Walls aber sagen Sie nur (mit Empfehlung für ihn und Frau usw.), dass ich nicht daran denke, Herr Pratt könnte seine Stellung verlieren; und solange Pratt sich hält, ist Clements nicht in Gefahr; Lord Hyde, von dem er spricht, habe ich bereits gebeten, und zwar für Pratt und zwanzig andre; aber wenn dergleichen geschehn sollte, so werde ich tun, was ich kann. Ich habe jetzt die Angelegenheiten von mindestens zehn andern Leuten auf dem Hals, und ich glaube, bei der Hälfte davon werde ich keinen Erfolg haben. Das ist Ihr sechster, den ich eben erhalten habe. Ich habe mit der letzten Post wieder an den Bischof von Clogher geschrieben. Soll ich dies morgen abschicken? Nun, ich will's tun, MD zu Gefallen. Was möchten Sie lieber, jede Woche einen kurzen Brief oder alle vierzehn Tage einen langen? Nein, ich sage Ihnen: viel zu lang für unartige Mädchen.

23. Ich frage nur: haben Sie die beiden zehn Pfund bekommen, oder nur die ersten? Ich hoffe, Sie meinen beide. Bitte, sein Sie haushälterisch, und ich flehe Sie an, gehn Sie, sooft Sie können, um der Gesundheit willen zu Fuss. Haben Sie das Pferd in der Stadt? Und reiten Sie jemals? Wie oft? Bekennen Sie. Ahhh, Bursche! Habe ich Sie gefangen? Können Sie es einrichten, Frau Fenton Swifts Schwester, die infolge des Bankerotts ihres Mannes, eines Gerbers, ganz von Swift abhing. wissen zu lassen, dass ich inbetreff der Bitte, die sie mir in ihrem Brief stellt, meinen ganzen Einfluss aufbieten werde, obwohl ich höre, dass es schwer zu erreichen ist, und fürchte, dass ich keinen Erfolg haben werde. Cox wird nicht Ihr Kanzler: alle haben sich gegen ihn verbündet. Ich habe mit Prior, Lewis und Dr. Freind bei Lord Peterborow zu Nacht gegessen. Er ist der tollste Lügenhalunke auf Erden. Dr. Raymond ist in der Stadt angekommen. Es ist spät, und also sage ich Ihnen gute Nacht.

24. Ich sage Ihnen, eine schöne Geschichte: Ned Southwell sagte mir neulich, er hätte einen Brief von den Bischöfen von Irland erhalten, mit einer Adresse an den Herzog von Ormond, damit er sich bei der Königin dafür verwenden möchte, dass sie die Erstlinge erliesse. Ich ass heute bei ihm und habe den Brief gesehn, und noch einen zweiten Brief vom Bischof von Kildare: er möchte die Papiere von mir verlangen, usw. Ich selber erhielt mit der letzten Post einen vom Erzbischof von Dublin, der mir den Grund für dieses Vorgehn angab; als die Bischöfe hörten, dass der Herzog von Ormond zum Lord Statthalter ernannt worden wäre, hätten sie eine Versammlung abgehalten und sich für diesen Plan entschieden, indem sie von meiner Vermittlung sehr kühl sprachen weil ich von der andern Partei begünstigt würde; immerhin wünschten sie, dass auch ich noch weiter vermittelte. Nun ist das eine wunderbare Weisheit; denn ich hatte dem Erzbischof über meinen Empfang bei Herrn Harley Bericht erstattet und ihm gesagt, er habe mit der Königin geredet und versprochen, dass es geschehen sollte; aber Herr Harley habe mir befohlen, es keiner lebenden Seele zu sagen. Eine Weile darauf erlaubte er mir, dem Primas und dem Erzbischof zu melden, dass die Königin auf die Erstlinge verzichtet hätte, und dass sie in Kürze durch Lord Dartmouth, den Staatssekretär, darüber unterrichtet werden sollten. Während also der Brief an Southwell und den Herzog von Ormond unterwegs war, ging ihnen meiner mit dem Bericht zu, dass die Sache erledigt sei. Ich habe dem Erzbischof auf der Stelle eine hitzige Antwort geschickt und meinen Groll gegen die Bischöfe gezeigt, wie es sich gebührt, und nur aus Höflichkeit habe ich ihn selber ausgenommen. Ich möchte wissen, was sie sagen werden, wenn sie hören, dass die Sache erledigt ist. Gestern war ich gezwungen, Southwell zu sagen, dass die Königin schon eingewilligt hätte usw., denn er sagte, der Herr Herzog wolle daran denken, wenn er in einigen Monaten nach Irland ginge; und er habe schon früher drei Jahre lang daran gearbeitet, aber ohne jeden Erfolg. Ich gebe Ihnen Erlaubnis, bei Gelegenheit zu sagen, dass es erledigt ist, und dass Herr Harley die Königin dazu vermocht hat usw., ganz, wie Sie wollen. So wahr ich am Leben zu bleiben hoffe, ich verschmähe die Ehre aus einem Übermasse des Stolzes heraus, und ich wünsche, dass Sie mir nicht das geringste Verdienst zuschreiben, wenn Sie davon reden; aber ich möchte die Bischöfe ärgern und es verbreiten, dass Herr Harley es durchgesetzt hat: bitte, tun Sie das. Ihre Mutter schickte mir gestern Abend ein Paket Wachskerzen und eine Bänderschachtel voll kleiner Plumkakes. Ich dachte, es wäre etwas für Sie, und ohne zu öffnen, schickte ich durch das Mädchen die Bestellung, dass ich dafür sorgen würde, die Sachen zu befördern usw.; aber ich werde ihr schriftlich danken. Ist dies ein langer Brief, Burschen! Nun, sind Sie zufrieden? Ich habe seit dem ersten keinen Anfall wieder gehabt: ich trinke jeden Morgen Branntwein und nehme jeden Abend Pillen. Keine Angst, ich ärgere mich nicht weiter über diese alberne Geschichte mit den Bischöfen, obwohl ich es zuerst getan habe. Ich will Ihnen sagen, welches mein Lohn ist: Herr Harley wird glauben, er habe mir eine Gunst erwiesen; der Herzog von Ormond, ich habe ihn vernachlässigt, und die Bischöfe in Irland, ich habe überhaupt nichts getan. So läuft die Welt. Aber ich bin über all das hinaus, und vielleicht habe ich mehr Grund dazu, als sie wissen; und nun werden Sie nichts mehr von Erstlingen, Herzögen, Harleys, Erzbischöfen und Southwells hören.

Ich habe Raymond auf ein paar seiner Landsleute abgewälzt, damit sie ihm die Stadt zeigen, und ich leihe ihm Patrick. Er möchte abends gern bei mir sitzen; worauf ich Patrick strengen Befehl erteilt habe, dass ich abends nicht zu Hause bin.


 << zurück weiter >>