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Der lange David kam pünktlich. Die Standuhr im Speisezimmer des Anwalts hatte eben zwei Uhr geschlagen, als es klingelte und die Wirtschafterin den Maler anmeldete.
David Vermissen trug einen dunkelgrauen Reiseanzug und hielt den Schlapphut in der Hand.
Sein Auftreten war eckig, auf dem durchfurchten Gesicht lag finsterer Ernst.
Er sprach abgemessen und schien verwundert, daß der Anwalt ihn mit freundlicher Lebhaftigkeit begrüßte. »Sie haben mir die Ehre erwiesen, mich herzubestellen.«
»Ich danke Ihnen, daß Sie meiner Einladung gefolgt sind, Herr Vermissen,« entgegnete Bendring und fügte mit absichtsloser Wärme hinzu: »Ich darf Sie beglückwünschen zu dem, was Sie geschaffen haben! Ich erkannte das Bild auf den ersten Blick als das Ihrige und freue mich, daß es Ihnen die verdiente Anerkennung gebracht, daß auch ein Institut wie die Nationalgalerie sich darum beworben hat ...«
»Ja, ich habe die Wahl,« bestätigte Vermissen mit einem ironischen Tonfall.
»Auch die Qual?« fragte der Anwalt.
»Nein. Wenn Sie das Bild haben wollen – ja.«
»Sie wollen nicht der Galerie –«
»Die Galerie kann mir gestohlen bleiben! Pardon, es fuhr mir heraus. Ich wollte sagen: ich weiß die Ehre nicht zu schätzen. Ich habe mir die Sammlung angesehen, viel Geniales, vor dem ich verschwinde, viele Modesachen, die nicht mein Geschmack sind, viel Stümperei, die mich anwidert. Die Gesellschaft paßt mir nicht, und ich will nicht hinein, wenn ich nicht muß. Ich muß, wenn Sie ablehnen, denn ich arbeite um mein Brot.«
»In diesem Falle betrachten Sie den Kauf als abgeschlossen.«
»Ohne Handeln?«
»Selbstverständlich.«
»Hm ...«
Der Maler sah zu Boden.
»An dem Bilde klebt Schweiß,« murmelte er. »Sie werden es schätzen, die anderen würden daran vorübergehen. Es geht mir wie mit einem Kinde; man will sein Kind in Pflege wissen; von Verständnis, wenn es sein kann, von Liebe umhegt ... Herr – Rechtsanwalt, es wäre mir nicht um den Mammon wenn ..., ich habe das schon gesagt. Wenn es Ihnen zu viel ist, handeln Sie. Ich lasse nach. Ich habe kennen gelernt, wie wenig man braucht. Wenn Sie mir viertausend – – die verdammten Zahlen –«
Bendring setzte sich ohne Umstände an den Schreibtisch.
»Einen Augenblick. Entschuldigen Sie!«
Er entnahm einem verschlossenen Fache des Tisches ein Checkformular, füllte es auf den Betrag von sechstausend Mark aus, wandte sich um und reichte Vermissen das Papier.
»Deutsche Bank – bitte, wenn Sie sich hinbemühen wollen. Die Ausgabe übersteigt meine Verhältnisse nicht, und sie reicht an den Wert Ihres Bildes nicht heran.«
Vermissen betrachtete den unscheinbaren schmalen Streifen.
»Das hat nun Wert ... Das sind nun Tausende ... Ja, wer es so weit gebracht hat. So weit, ja, aber aus Eigenem, nicht – von Fremdem.«
Er faltete das Papier langsam zusammen und schob es in die Innentasche seines Jaquetts.
»Hm, ja ...«
Er starrte vor sich hin.
Unschlüssig stand er endlich auf, blieb in der Thür stehen und fixierte den Rechtsanwalt, dem das Gebaren des Gastes sonderbar erschien, lange und durchdringend.
Vermissen faßte unbeholfen mit der Hand seitwärts und tastete an dem weichen Sammet der Thürportieren.
»Herr – Herr Rechtsanwalt–«
Er trat zögernd wieder in das Kabinett und schien in merkwürdiger Erregung mit sich selbst zu kämpfen.
»Verzeihung, – ich – möchte noch nicht gehen. Ich, ich – möchte eine Frage an Sie stellen.«
»Ich stehe ganz zu Ihrer Verfügung, Herr Vermissen! Wollen Sie wieder Platz nehmen?«
»Danke.«
Er setzte sich schwerfällig.
»Herr – Rechtsanwalt, Sie – haben mich einmal schwer gekränkt. Ich bin nicht schlecht gewesen. Schlecht nicht. Ich – hatte mich vergessen. Ja. Einmal. Damals. Aus Liebe zu ihr. Sie wissen ja. Haben Sie das vergeben?«
»Seit ich bei Ihnen war! Sprechen Sie nicht mehr davon.«
»Nein. Nicht mehr. Davon nicht ... Ich – – hätte einen Wunsch. Ich – möchte gut machen. An Ihnen. Haben Sie Zeit für mich, wollen Sie mich anhören?«
»So lange Sie wünschen.«
Vermissen sann.
»Ich – war nicht immer so, wie ich heute bin. Ich bin erst so geworden. Und das kam nicht über Nacht. Das dauerte lange. Lange Jahre! Einmal – war ich jung und fröhlich und strebsam. Ich wollte das Höchste und ich sang und arbeitete. Ich ließ nicht nach mit dem einen noch dem anderen und ich kam vorwärts. Käufer und Meister kamen zu mir und feuerten mich an. Ich strebte dem Himmel zu mit Lachen, lachend dem Ruhm und lachend und stürmend – der Liebe.«
Ein Hohn lag sekundenlang in seinen Zügen.
»Die Liebe –« wiederholte er träumend. Er stützte den Arm aus, legte die Hand gegen die Stirn und erzählte, die Vorgänge und die Stimmung mühsam aus dem Gedächtnis heraufholend:
»In Baden-Baden war's ... Ich hatte Italien durchwandert, als bei uns noch der Schnee lag, und die Blüten- und die Sonnenpracht aufgenommen in das junge, jubelnde Herz. Ich rieb mir die Augen, als ich in die Heimat zurückkam. Ich faßte nicht. Ich staunte. War ich immer noch unter dem sonnigen Himmel des Südens? War ich im Bogen gegangen und zurückgewandert nach dem Ausgangspunkt? Ich mußte mich besinnen und um mich schauen. Nein, es war doch nicht der Süden. Es war doch die Heimat. Daß ich solche Heimat mein nannte, hatte ich nie gewußt. Der Goldregen grüßte noch mit der Blütenfülle, die Syringen dufteten ... Kinder und Mädchen boten auf den Promenaden Maiblumen und Rosen zum Kauf. Deutsche Rosen, die Rosen mit dem unvergleichlich milden, die Sinne umschmeichelnden Duft. Ich pflückte Jasmin und Winden und die kleinen Mariensternchen, ich sah die Reben blühen und die Landschaft glühen und prangen im Sonnenschein. Ich atmete in den Wäldern, ich erstieg die Berge, ich schaute in das Land – weit – weit ... Es lockte mich hinaus, mit jedem Morgen früher; die Berge riefen, die im Laube versteckten Sänger, die Grillen im Grase, die sonnenvergoldeten Höhen, die webenden Nebel tief unten im Thal ...
»Es zog und lockte den Menschen und den Künstler ...
»Ein Punkt schien mir der schönste und liebste: die alte Burg. Ich träumte in den Ruinen von versunkenen Zeiten, ich träumte mir die Hallen und Gemächer belebt von alten Rittergestalten und sah von den Söllern und Zinnen edle blonde Frauen ausschauen in das dämmernde Geheimnis des fernen, bergig gezackten Horizonts. Auf dem Hofe tummelten sich die Mannen, und die zur Jagd bereite Meute kläffte ...
»Ich malte die Gestalten, die da gewesen waren, und die Landschaft, die da war, die vor mir lag, in frischer, grüner Morgenpracht ...
»Ich liebte den Aufenthalt auf der Höhe des Turmes, über mir den blauen Himmel, unter mir das Waldgrün der Berge und das paradiesische Thal. Ich stand oft an der einen Seite des Turmes, an der das Gemäuer und der Berg fast senkrecht abfielen und der Blick sich öffnete in die schwindelnde Tiefe. Dieser Blick gab und giebt ein einzig ergreifendes Bild von der Kühnheit der alten Geschlechter, die wie die Adler auf unzugänglichen Bergesspitzen hausten, die aus ihren Felsenspitzen herrschend hoch über dem Lande thronten und niederstiegen zu den Knechten wie aus einer anderen Welt.
»Und an eine fremde Welt gemahnte mich eines Morgens eine Frau, die geräuschlos hinauf gekommen sein mußte und wie aus dem Boden gewachsen neben mir stand. Ein Weib, jung, schlank; goldblond und schimmernd das Haar, wie das tiefe Blau des Firmaments das große, strahlende, gebietende Auge; halb mädchen-, halb frauenhaft ihr Wesen.«
Vermissen fuhr in maßloser Heftigkeit auf:
»Das war die Versuchung, die mit ihren Goldschätzen mich blendete! Das war der Vampyr, der mir das Künstlerauge nahm, der mir das Blut aus den Adern zog! Der mir das frische Lachen gellen machte, den Sinn vergiftete, der mich altern ließ in verpfuschtem, verzerrtem Dasein! Das – war – der Teufel –!«
Es preßte sich ihm heiser über die Lippen, und er mußte sich minutenlang unterbrechen, um sich zu sammeln. Bendring saß gespannt; aber er störte den erregten Gast mit keinem Laut. Er ahnte nicht, wo der Gast hinauswollte, er empfand nur, daß eine verzehrende Qual den Mann bis fast zum Erliegen niederdrückte, und in die Achtung vor der Tiefe des Schmerzes mischten sich ihm Mitleid und aufquellende Sympathie.
»Ich ließ die Berge,« fuhr Vermissen stotternd fort, »ich ließ die Kunst! Unter die Menschen unten im Thal zog es mich, in den lärmenden Kurpark – an ihre Seite, an ihren Arm, an ihre schwellenden Lippen. Ich liebte das Weib, ich verschrieb die Seele dem Teufel in blühender Menschengestalt.
»Wir fielen auf. Der große, feurige Künstler und das hohe, schlanke, jugendschöne Weib waren ein ideales Paar.
»So flüsterten oder lachten die Gaffer, so glaubten sie's, so durchschauerte es mich.
»Und wir wurden ein Paar.
»Sie ging nach London. Ich mit ihr.
»Ein englischer Priester traute uns.
»Sie glänzte mit mir, ich mit ihr.
»Wir waren in den Gesellschaften der umworbene Glanz- und Mittelpunkt. Wir streuten Huld aus, wir sonnten uns.
»Sie war reich. Keine Laune blieb ihr, blieb mir versagt.
»Wir reisten – bereisten die halbe Welt.
»Das ewige Rom blieb uns eine dauernde Statt.
»Fürsten, italienische und exotische, gingen bei uns in und aus. Die weiblichen Sterne der Aristokratie und der Bühnenwelt umschwärmten das blonde deutsche Ehepaar.
»Und der Künstler von ehedem stellte sich schmachvoll in den Dienst der geistlosen Götzen. Er malte ihre Kleider, ihre Orden – ihre dummen Fratzen. Er wurde ein Porträtmaler, eine Modemaler, ein Schönklexer, ein flacher Larvenphotograph.
»Er war es geworden im Rausche, er blieb es, so lange der Taumel ihm die Sinne umnebelt und befangen hielt.
»Das dauerte lange. Das war ein Rausch von Jahren ...
»Es kam ein fürchterliches Erwachen.
»Ich erkannte die seelenlose Hohlheit, die gähnende Leere um mich.
»Ich sah den Abgrund des geistigen Todes schreckensvoll vor mir aufklaffen.
»Und ich floh!
»Ich riß das Weib mit mir, das schöne, hohle, seelenlose Weib, das mich gebrochen hatte an Geist und Körper.
»Ich stieß sie von mir, als die herbe, klärende Luft deutscher Berge mich umwehte. Als ich aufwachte und gesundete im Harzdufte der Tannen – – als ich ein deutsches Götterweib fand, das mich in seligem Beben erkennen ließ, wie weit ich mich verirrt hatte.
»Ich suchte die Ketten, die mich gefesselt hielten, zu sprengen; ich warf das blendende Weib von mir und den Plunder, den ich ihr zu danken hatte.
»Das reine deutsche Mädchen mit den tiefen Augen wurde mein Jungbronnen.
»Ich trank durstig; ich verriet, was mich beseeligte.
»Da klirrten die eisernen Enden, die Reste der gesprengten Fesseln, die ich mit mir schleppte.
»Das Mädchen stieß mich von sich mit Entsetzen und Abscheu; ich war der Hölle entronnen und hatte den Himmel verloren.
»In London fand ich mein Weib.
»Die Ehe wurde getrennt, wo sie geschlossen worden war.
»Die Frau blieb, ich zog nach Rom.
»Ich suchte mein Können. Aber es schien verdorben, gestorben. Ich mußte ringen. Ich mußte von vorne beginnen, ein tastender, ein stümpernder Schüler. Ich konnte nicht erfassen, was ich sah, nicht wiedergeben, was ich fühlte und nicht in Eigenart und Wesen klar wie ehedem festhielt.
»Dann kehrte die Kraft mir wieder und das Wollen, das starke Wollen.
»Ich flüchtete in die Einsamkeit.
»Ich saß die Wochen und die Monde und probierte.
»Noch einmal störte mich, was hinter mir lag. Ein Rächer kam, der mir eine Todeskunde brachte.
»Sie!
»Die braunen Leute des armen Landes kamen, mich zu zerstreuen. Sie tanzten Czardas, sie strichen die Fiedel und sangen die heimischen Lieder. Ich verstand nur Brocken, aber ich wußte, was sie trieb. Und ich suchte ihnen zu danken dadurch, daß ich mich aufraffte.
»Die spärlichen Fremden wurden von den Heimischen mißtrauisch gemustert, und eine Art unsichtbarer Wachtdienst hielt sie fern von mir.
»Das freute mich, das machte mich im Elend glücklich.
»Ich vergaß und genaß.
»Ein Bild, das ich nach Wien brachte, fand, wonach ich lechzte, Anerkennung, und was ich brauchte, einen Käufer.
»Die Not wich, und die Leute freuten sich mit mir, nein, mehr als ich.
»Ich sandte das Seebild – mein bestes – nach meiner Heimat. Die Anerkennung in der Heimat sollte mir der Prüfstein sein.
»Herr – Doktor, ich bin umhergestoßen worden in der Welt, und das Leben in meinem Herzen ist oft dem Sterben nahe gewesen ... der Heimat, meinem deutschen Vaterlande habe ich einen Platz tief im Innern bewahrt. Die Meinen grollen mir – – ich bin getrennt von ihnen, ich höre nichts von ihnen; aber ich habe sie nicht vergessen, und ich kann es nicht. Vielleicht –. Merkwürdig – ich glaube, der Mensch hält am Hoffen, so lange er atmet.
»Ich zögerte; ich wollte die Reise heimwärts aufschieben bis zum letzten Augenblick. Ich war ja bescheiden geworden; schon der Gedanke an das Bevorstehende gab mir Befriedigung.
»Dann kam der Tag, an dem die Ausstellung zu Ende ging.
»Ich machte mich auf.
»Wie stolz ist unsere Kaiserstadt geworden! Ich fühlte mich seltsam gehoben. Kein Leben aus vermorschten Ruinen; die gesunde, aus dem Vollen schöpfende Kraft, wohin das Auge sieht. Großartiges zum Teil, Frisches fast überall.
»Ich wanderte der Ausstellung zu; ich sah die Flaggen wehen, ich sah den Glaspalast in dem Grün des Parkes.
»Dann – glitt es wie Schatten vor mir hin, legte es sich wie ein Schleier über meine Augen ... Mir schwindelte ... Ich sah eine Gestalt vor mir über den Bürgersteig gleiten – ein Weib – ein dämonisches, schönes Weib – hoch, üppig, geschmeidig – – – O, ich kannte sie – – ich kannte die Teufelin wieder, die mich zum Elendesten der Menschen gemacht hatte – zu einer im Golde verkommenen, kriechenden Hundeseele ...«
»Ihre ehemalige Gattin – hier in Berlin?« warf der Anwalt mit stockender Frage ein.
»Ja, hier! Und, Herr Rechtsanwalt – ja, das wollte ich Ihnen sagen – nicht allein – – mit einem Manne – den ich schätze.«
»Vermissen –!«
Bendring hatte sich jäh erhoben.
»Von wem – – von wem reden Sie?« fragte er fliegend.
»Ich will hoffen, ich bin – rechtzeitig gekommen ...«
Der Maler atmete schwer.
»Rose –?« stotterte Bendring.
»Ja! Rose Herlet, geborene Wellcomb – geschiedene Vermissen ...«
»Herr Gott!«
Bendring taumelte.
»Nicht möglich! Nicht möglich!« stammelte er heiser ... Nein, nein! Sie müssen sich irren – müssen – müssen!«
Vermissen schüttelte den Kopf.
»Irren? Wäre das noch möglich?« fragte er... »Ja, ich wollte es! Aber es giebt kein Irren – – Das Satansweib vergesse ich nicht, und wenn ich verdammt würde, hundert Menschenalter auf dieser Erde umherzupilgern –«
»Herr, sie ist meine Braut!«
»So ... Ja. Also doch –! Also doch zu spät...!«
»Herr Gott, sie hat gelogen!« schrie Bendring fassungslos.
Vermissen sah groß und bedauernd auf den erschütterten Mann. Er schwieg ergriffen.
»Gelogen!« wiederholte Bendring. »Vor mir! Vor dem Richter!«
Er stöhnte im Entsetzen.
»Ja, sie ist die Lüge ...« flüsterte David Vermissen.
»Wenn – wenn –« stotterte Bendring, »auch – auch das andere – – Pfui! Und ich habe ihr geglaubt – Ich wollte sie reinigen von allem – – Gott im Himmel!«
Jetzt verstand Vermissen nicht.
»Vor dem Richter?« griff er fragend die eine Aeußerung auf.
Er mochte überhaupt nicht gehört haben. Er stand gegen die Balkonthüre gelehnt, den Arm schwer auf den Thürgriff gelegt. Sein Atem ging keuchend, die weitgeöffneten Augen hingen mit stierem Blicke am Boden.
Er richtete sich mühsam auf und trat schwankend vor den Maler.
»Bleiben Sie! Ich will zu ihr. Warten Sie auf mich. Ich – will Rechenschaft haben – von ihr – – von Ihnen. – Auf einer Seite ist die Hölle. – Ich weiß nicht, was ich rede. Das war kein Märchen, was Sie sprachen ... das nicht. Aber dann wäre sie – – Mein Glaube an die Menschen würde vernichtet werden für ewig!«
David Vermissen legte beschwichtigend die Hand auf den Arm des Erregten.
»Gehen Sie nicht so –« bat er.
»Nein!« stieß Bendring wild hervor und schlug mit der geballten Faust nieder auf den Schreibtisch. »So nicht! Aber Sie verkennen mich ... ich vergehe nicht im Jammer ... ich fasse mich ... der Weg ist lang genug – – ich werde lächeln – ich werde heucheln zum erstenmal im Leben! Warten Sie oder kommen Sie wieder – ich werde zurück sein, sobald ich ihre Beichte gehört habe. Und Gnade ihr der Himmel, wenn – wenn – wahr ist – was ich ahne! – – Das Furchtbare! – Nein, das ich noch nicht glauben kann – noch nicht ...«
Er achtete nicht mehr auf den Gast, stülpte einen Hut auf und stürmte hinaus.
David Vermissen sank in einen Stuhl und wartete in dumpfem, schmerzvollem Brüten.