Xenophon
Anabasis
Xenophon

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3.

Nach diesen Beschlüssen gingen die Griechen auseinander und steckten die Proviantwagen und Zelte in Brand, die entbehrlichen Geräthschaften warfen sie ins Feuer, nachdem sie davon Einer dem Andern das Nöthige mitgetheilt hatten. Während der Mahlzeit, die sie hierauf hielten, kam Mithridates mit ungefähr dreihundert Mann Reiterei, ließ die Heerführer herbeirufen und sagte: »Griechen, ihr wißt es, ich war dem Cyrus treu, und auch meine jetzigen Gesinnungen gegen euch sind freundschaftlich; denn ich wage viel, indem ich hierher komme. Wenn ich nun wüßte, daß ihr einen vortheilhaften Plan entworfen hättet, so ginge ich zu euch mit allen meinen Leuten über. Theilt mir also, mir, eurem aufrichtigen Freunde, der mit euch zu ziehen wünscht, eure Absichten mit.« Die Heerführer vereinigten sich über folgende Antwort, die Chirisophus vortrug: »Wir haben beschlossen, wenn man uns ruhig nach Hause ziehen läßt, auf unserm Marsche dem Lande so wenig als möglich beschwerlich zu fallen; denjenigen aber, der sich uns entgegenstellen wird, werden wir nach allen Kräften bekämpfen.« Hierauf suchte Mithridates zu zeigen, daß ohne den Willen des Königs keine Rettung denkbar sei. Diese Aeußerung aber enthüllte seine verdächtige Absicht, und zwar um so mehr, da auch einer von den Vertrauten des Tissaphernes, um ihn zu beobachten, bei ihm war. Und nun glaubten die Heerführer keinen bessern Entschluß fassen zu können, als den Krieg ununterbrochen fortzusetzen, so lange sie sich auf feindlichem Boden befänden, zumal, da diese Unterhändler zu den Soldaten gingen, und sie aufzuwiegeln suchten. Und Nikarchus aus Arkadien, ein 98 Hauptmann, hatte sich wirklich von ihnen hinreißen lassen, denn er entfloh bei Nacht mit zwanzig Mann.

Nach der Mahlzeit gingen sie über den Zabatus. Sie marschirten in Schlachtordnung und hatten die Packpferde und den Troß in ihre Mitte genommen. Sie waren aber noch nicht weit vorgerückt, als Mithridates sich wieder sehen ließ. Er kam an der Spitze von zweihundert Reitern und eines sehr leichten und gewandten Corps von Bogenschützen und Schleuderern, dem Anschein nach in friedlicher Absicht auf die Griechen zu. Als er aber nahe genug war, fingen seine Truppen zu Roß und Fuß auf einmal an zu schießen und zu schleudern. Der griechische Nachtrab litt stark, ohne etwas dagegen thun zu können; denn die Kretenser schossen kürzer, als die persischen Bogenschützen und zogen sich sogleich, da keine Rüstung sie deckte, hinter die Hopliten zurück; auch mit Wurfspießen konnte man die Schleuderer nicht erreichen. Nun ließ Xenophon, der einen Angriff für nothwendig hielt, die Hopliten und Peltasten, die er im Nachzuge bei sich hatte, auf den Feind losgehen. Aber ohne Erfolg; auch nicht einer von den Feinden wurde gefangen, denn die Griechen hatten keine Reiterei, und das Fußvolk konnte die weit vor ihm fliehenden Fußgänger des Feindes nicht einholen, zumal da es ihnen, um sich nicht sehr von der Hauptarmee zu entfernen, nicht weit nachsetzen konnte. Die persische Reiterei that auch im Fliehen ihrem Feinde noch Abbruch, indem sie die Pfeile rückwärts schoß; die Griechen aber mußten sich eben so weit, als sie vorgedrungen waren, unter beständigem Gefechte wieder zurückziehen. Dies verzögerte ihren Marsch so sehr, daß sie den ganzen Tag nicht mehr als fünfundzwanzig Stadien zurücklegten und erst gegen Abend die Dörfer erreichten. Hier erneuerte sich die Muthlosigkeit. Chirisophus und die ältesten Heerführer machten dem Xenophon Vorwürfe, daß er sich durch eine von der Armee entfernte Verfolgung der Gefahr ausgesetzt 99 habe, ohne dem Feinde schaden zu können. Xenophon erwiderte hierauf: »Ich verdiene euren Tadel, und der Erfolg rechtfertigt ihn. Aber die Wahrnehmung des Verlustes, den wir auf unserm Posten litten, ohne ihn erwiedern zu können, nöthigte mich zum Angriff. Dieser mißglückte nun allerdings so, wie ihr sagt: ohne dem Feinde Abbruch gethan zu haben, mußten wir uns mit Gefahr wieder zurückziehen. Aber, den Göttern sei Dank, daß er uns nur mit geringer Macht angriff! Denn so haben wir, ohne großen Verlust gelernt, woran es uns fehlt. Die Feinde nämlich schießen und schleudern so weit, daß sie gegenwärtig von unsern Kretern und Wurfspießschützen nicht erreicht werden können. Da man sich nun beim Nachsetzen nicht weit von der Armee entfernen darf, so kann der griechische Fußgänger, auch wenn er schnell ist, den persischen, der in der Weite eines Pfeilschusses vor ihm flieht, nicht einholen. Um uns also für die Zukunft in den Stand zu setzen, daß uns der Feind auf dem Marsche nicht mehr schaden kann, bedürfen wir schleunigst Reiter und Schleuderer. Nun höre ich, daß wir in unserer Armee Rhodier haben, die der Erzählung nach größtentheils das Schleudern verstehen und ihr Geschoß doppelt so weit werfen, als die persischen Schleuderer. Denn diese bedienen sich solcher Steine, die eine Hand füllen und also nur in einer geringen Weite treffen. Die Rhodier aber wissen dafür auch Bleistücke zu gebrauchen. Wenn wir nun die vorhandenen Schleudern ihren Besitzern abkauften, von andern für Bezahlung neue anfertigen ließen, und diejenigen, die etwa selbst unter den Schleuderern zu dienen Lust haben, in irgend einer andern Rücksicht dienstfrei machten, so würden sich Manche finden, die wir nützlich gebrauchen könnten. Auch haben wir noch Pferde in der Armee, einige sind bei mir, einige hat Klearch hinterlassen, und noch viele andere sind dem Feinde abgenommen und tragen unser Gepäck. Wenn wir nun die brauchbarsten auswählten, ihre Stelle mit Lastvieh ersetzten 100 und sie beritten machten, so könnten wir vielleicht auch auf diese Art dem fliehenden Feinde Abbruch thun.« Der Vorschlag gefiel; man brachte in dieser Nacht gegen zweihundert Schleuderer zusammen und wählte am folgenden Tage fünfzig Pferde und Reiter aus. Diese erhielten Lederpanzer und Harnische, und Lycius, des Polystrates Sohn, aus Athen, wurde zu ihrem Befehlshaber bestimmt.

 


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