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Durch den 1781 von Herschel entdeckten Planeten Uranus wurde der Horizont des Planetensystems unserer Sonne um das Doppelte erweitert. Dieser Planet ist nämlich noch einmal so weit als Saturn – 400 Millionen Meilen von der Sonne entfernt. Er vollendet seine lange Reise um die Sonne erst in 84 Jahren und 6 Trabanten umkreisen ihn.
Die Entdeckung der vier kleinen Planeten, durch welche die früher unterbrochene harmonische Progression in den Abständen der Planeten, sich vollständiger zu bestätigen scheint, verdanken wir den Deutschen. Piazzi, in Deutschland geboren, entdeckte am 1ten Jan. 1801 zu Palermo glücklich einen zwischen Mars und Jupiter früher vermutheten Planeten, dem er den Namen Ceres beilegte. Kaum 1½ Jahre nachher hatte Olbers in Bremen das Glück einen 2ten planetarischen Körper zwischen Mars und Jupiter aufzufinden, den er Pallas nannte. Am 1ten Septbr. 1804 entdeckte Prof. Harding zu Lilienthal einen dritten neuen Planeten, ungefähr in demselben mittleren Abstande von der Sonne als Ceres und Pallas. Man hat ihn Juno genannt. – Endlich hat Olbers am 29ten Maerz 1807 abermals einen 4ten Planeten zwischen Mars und Jupiter entdeckt, der von dem großen Gaus in Goettingen den Namen Vesta erhielt.
Außer diesen nunmehr bekannten Haupt und Nebenplaneten gibt es im weiten Reiche unserer Sonne noch eine ungleich größere Anzahl anderer Weltkörper welche mehrentheils in langen elliptischen Bahnen sich um die Sonne drehen. Dies sind die Kometen. Ueber diese hat sich neuerlich die Meinung der Astronomen sehr geändert. Jener Gedanke namentlich, daß sie ein Planetensystem mit dem andern verbinden, ist ganz verschwunden; obgleich einige sich sehr weit von der Sonne entfernen müssen, indem ihre Sonnennähe zwischen Jupiter und Saturn liegt. – Man hat bis jetzt Kometen welche von der Erde aus sichtbar gewesen sind 400 beobachtet, nur 128 wirklich gemessen. Rechnen wir aber alle dazu, welche außerhalb der Erde ihre Bahnen ziehen, so kann ihre Zahl leicht auf einige 100,000 gesteigert werden, welche alle zu unserm Planetensystem gehören. – Die wichtigste Entdeckung in dieser Hinsicht machte in der neuesten Zeit unser Astronom Enke. Er berechnete die Bahn eines Kometen, der in 3½ Jahrn seinen Umlauf vollendet. Bei seinem letzten Erscheinen hatte er sein Wiederkommen genau vorhergesagt, und es entdeckte ihn zuerst Rühmker in Paramatta auf Neuholland. Nur fand man, daß er sich ein wenig verspätet hatte, und dies führte auf die bewegungshemmende Eigenschaft des Aethers. Dieser Komet ist nun schon 5 mal beobachtet. – Der Hauptmann Biela in Böhmen entdeckte später einen 2ten Kometen, der in 6½ Jahren seinen Weg um die Sonne zurücklegt. – Der berühmte Halley sagte die Wiederkunft eines Kometen auf das Jahr 1759 voraus, den der sternkundige Landmann Palitsch bei Dresden wirklich am 25 Decbr. 1758 zuerst wiedersehe. Hätte man damals die Masse des Jupiters und Saturns genauer und die Existenz des Uranus gekannt, so würde man eine Genauigkeit von 5–6 Tagen erreicht haben.
Von allen Kometen welche beobachtet, und deren Bahnen berechnet worden, ist keiner unserer Erde so nahe gekommen, als der von Biela entdeckte; und allerdings könnte uns dieser gefährlich werden, da man berechnet hat, daß einer seiner Knoten wirklich innerhalb der Erdbahn liegt. Die große Leichtigkeit dieser Weltkörper kann uns jedoch von aller Besorgniß befreien; denn man hat nachgewiesen, daß einer derselben (der von 1770) durch das Trabantensystem des Jupiter gegangen ist, ohne dasselbe im mindesten in Unordnung zu bringen. Die Dichtigkeit der Kometen beträgt 1/5000 von der Dichtigkeit der Erde. Sie sind also noch weit dünner, als die dünnste Luft, welche wir unter der Luftpumpe hervorbringen können.
Zu den merkwürdigsten, bisher noch keineswegs genügend erklärten Erscheinungen gehören die Aerolithen, jene größeren und kleineren Steinmassen, welche aus den Himmelsräumen zu uns herabkommen. Chladni hat das Verdienst, auf dieses schon den Alten unter dem Namen von Steinregen bekannte Phänomen, von neuem aufmerksam gemacht, und neue Erfahrungen darüber gesammelt zu haben. Die verschiedensten Hypothesen sind aufgestellt worden, um den Ursprung dieser Massen zu erklären, die in den meisten Fällen aus terrestrischen Stoffen (Eisen, Nickel etc) gebildet scheinen, und in denen Gustav Rose sogar das Vorkommen crystallinischer Theile nachgewiesen hat. – Einige haben sie für vulkanische Auswürfe der Erde erklären wollen; andere sie für Producte von Mondseruptionen gehalten, welche wahrscheinlichere Meinung in der auf dem Monde 5 mal geringeren Schwere, und der großen Feinheit seiner Atmosphäre, die der Bewegung keinen merklichen Widerstand entgegen setzen kann, einen Stützpunkt findet. – Die Annahme, daß die Bestandtheile dieser Massen, sich aufgelöst im Luftkreise vorfinden sollten, und durch irgend eine elektrische Explosion, (die Feuerkugeln, welche die Erscheinung gewöhnlich begleiten) im Moment des Herabfallens vereinigt würden, hat wenig Haltbarkeit, da mindestens ein Raum von 4–5 Meilen Luft erforderlich wäre, um ähnliche Massen aufgelöst zu enthalten. Einige glauben Ueberbleibsel der ehemaligen chaotischen Massen darin zu erkennen, und wir mögten sie geradezu für planetarische Weltkörper erklären, die gleich den übrigen im Weltall kreisen, bis sie der Attractionssphäre des Einen oder Andern sich nähernd, auf fremden Bahnen ihren Untergang finden. Die Kleinheit derselben darf dieser Annahme nicht entgegen stehen. Der kleinste Hauptplanet ist im Verhältniß gegen den Syrius viel kleiner als der größte Aerolith im Vergleich mit der Vesta.
Bei allen Messungen im Weltraume ist es weit interressanter die Größen und Zahlen in ihrer relativen Ausdehnung zu kennen, als in ihrer absoluten: gerade wie bei den Berghöhen. Die Schneekoppe ist ½ mal so hoch als der höchste Gipfel der Pyrenäen; der Pic von Teneriffa ½ von der Spitze des Himalaya; der Brocken 1/6 des Chimborazo. So wird auch eine vergleichende Berechnung von der Größe des Weltraums, wie sie Herschel anstellte, hier an ihrem Platze seyn. Man setze den Durchmesser unseres Sonnensystems mit den äußersten Kometenbahnen = 1 Linie: so wird die größere Axe unserer linsenförmigen Sternschicht = 260 Fuß seyn; und von uns bis zum fernsten Nebelfleck = 4¾ geogr. Meilen. Die Sehweite des bewaffneten Auge ist also 4¾ Meile, die des unbewaffneten in gleichem Verhältniß 5 Fuß. –
Man hat Infusionsthiere beobachtet, deren Durchmesser 1/1000 einer Linie beträgt. Diese verhalten sich zu einem Wallfisch von 60–70 Fuß Länge, wie der Durchmesser unseres Sonnensystems, zu der Entfernung desselben von den weitesten Nebelflecken.
Bei allen diesen Erscheinungen ist natürlich eine Ungewißheit vorhanden, welche nur dadurch verringert wird, daß man sie in ganz bestimmte Gränzen einschließen läßt. So weiß man mit Bestimmtheit, daß der Sirius 10,000 mal weiter von uns entfernt ist als Uranus, weil seine Parallaxe noch nicht 1/5 Sek. beträgt. – Bei der Entfernung des Mondes von 51,000 Meilen ist man nur um 14–15 Meilen ungewiß, welches so viel heißt, als ob man bei der Höhe des Brockens 3200 Fuß, um 1–2 Fuß ungewiß wäre.
Wenn wir nunmehr zu den tellurischen Verhältnissen übergehen, so müssen wir zuerst zwei flüssige Hüllen um den Erdkörper bemerken, die des Meeres und der Luft, wodurch man schon auf die Kugelgestalt der Erde geführt werden können. Schon Aristoteles stellt die Behauptung auf, daß die Erde rund sey, weil man bei den Mondfinsternissen den Erdschatten rund in die Mondscheibe eintreten sieht. Die Erde hat aber keine vollkomne Kugelgestalt, mit gleichem Durchmesser, sondern bildet vielmehr ein Sphäroïd mit starker Abplattung an den Polen. Diese Abplattung ist bedeutender als man früher glaubte. Man nahm sie sonst zu 1/305–1/310 an. Jetzt weiß man, daß sie zwischen 1/289–1/290 liegt. – Eben so hielt man früher die Figur des Erdsphäroids für unregelmäßig, und glaubte die südliche Hemisphäre abgeplatteter als die nördliche. Nach Freycinets und Duperrés sehr genauen Messungen ist erweislich dies nicht der Fall, und die Regelmäßigkeit dieser um so viel größer.
Die specifische Dichtigkeit der Erde ist sehr beträchtlich; sie ist 4–5 mal größer als die des Wassers. Die Attraction der Berge, nach deren Einwirkung auf die Pendelschwingungen man die Schwere der Erde berechnet hat, gab verschiedene Resultate. In Schottland 4,7 schwerer als Wasser, am Mont Cénis 4,4 – nach Cavendish Erdwage 5,4. Das Mittel aus diesen verschiedenen Angaben würde 4,8–5,0 ergeben. Von Cavendish der berühmte Versuche über die Zersetzung des Wassers gemacht hat, sagt man: er habe das Wasser zerlegt und die Erde gewogen.
Wir müssen aber annehmen, daß im Innern der Erde eine größere Dichtigkeit herscht, als wir in den dichtesten Gebirgsarten antreffen.
(Die magnetische Spannung der Erde äußert sich horizontal und perpendikular, oft auch oscillirend, und wird durch die innere und äußere Erwärmung vermehrt. – Die Versuche von Morechini in Rom haben bewiesen, daß man kleine unmagnetische eiserne Nadeln, durch die Einwirkung der Sonnenstrahlen magnetisiren kann, und diese Versuche die bei der Einwirkung der italienischen Sonne nicht immer gelangen, sind von Miss Sommerville in London, mit vielem Glück wiederholt, nach Wollaston's unverwerflichem Zeugnis. – Wir müssen demnach unsere Erde in einer fortdauernd electro-magnetischen Spannung annehmen, und es ist sehr wahrscheinlich, daß diese Spannung durch die Sonnenwärme erhalten wird, wie dies aus Seebeck's schöner Entdeckung vom Thermomagnetismus, der durch ungleiche Erwärmung hervorgerufen wird, und aus anderweiten Beobachtungen der Miss Sommerville über die Sonnenstrahlen hervorgeht.)