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Der Bauer und der Zollwächter

J. P. Hebel

Ein Bauer führte mit drei Pferden einen Wagen voll Haber über die Grenze. Da schoß der Zollwächter aus dem Häuslein heraus: »Halt! Was habt Ihr in Euren Säcken?« Der Bauer sagte halblaut und mit verzagter Stimme: »Haber«, und schaute mit einem ängstlichen Blick auf seine Pferde. Der Zollwächter sah das ängstliche Wesen und dachte: Holla! – »Ist sonst nichts darin, als was Ihr sagt?« – »Nein, sonst nichts.« Der Eigentümer einer Ware ist nicht schuldig, daß er sie selber ablade und auseinanderlege, sondern das ist des Zollwächters Schuldigkeit, und er ist dafür bezahlt. Also rief der Zollwächter seinen Gehilfen heraus. »Hier sind verdächtige Säcke zu visitieren.« Man tastete daran herum. Man stach mit spitzigen Visierstäben hinein. Endlich lud man einen Sack nach dem andern ab und leerte ihn aus. Im ersten war nichts, im zweiten nichts, in allen nichts, als lauter Haber und Haber. Zuletzt reiterte man ihn noch durch ein Sieb, ob etwa heimlich Edelsteine darunter seien. Es war auch nichts Heimliches darunter. Also faßten die Zollwächter den Haber wieder in Säcke, banden sie zusammen, warfen sie wieder auf den Wagen und wischten sich den Schweiß vom Gesicht. Weil sie aber gegen ihre Meinung nichts gefunden hatten, sagte der Zollwächter zu dem Bauern: »Guter Freund, Ihr seid ein ehrlicher Mann! Aber warum seid Ihr denn so verzagt und ängstlich gewesen? Daran erkennen wir sonst das böse Gewissen und haben ganz gewiß geglaubt, einen guten Fang an Euch zu machen.« Da nahm der Bauer den Zollwächter auf die Seite und sagte wieder halblaut, aber mit schalkhafter Miene: »Ich hab' so leise sprechen müssen, damit die Pferde nicht erfahren, daß ich noch mit Haber versehen bin. Ich hab' ihnen schon seit vier Monaten keinen gegeben.« Da fuhr der Zollwächter auf: »Daß Euch – dieser und jener – – Ich hätte die beste Lust –.« Aber er konnte nicht viel machen. Der Bauer hatte es ihn nicht geheißen. »Es ist mir leid genug,« sagte er, als er abfuhr, »daß Ihr mich eine ganze Stunde aufgehalten habt.«


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