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Warum der kleine Dieb nicht bestraft wird

Im Hintergrunde des grossen Hausflurs standen hoch aufgetürmt kleine und grosse in Hanftuch gepackte Baumwollballen, auf denen man herumklettern konnte. Schon letztes Jahr hatten die Kinder da ihre Burg gehabt, und auch heuer waren die Ballen wieder sehr günstig gelagert. Vorn stand ein schon ziemlich hoher Block, den man nur mit Mühe erstieg. Das war der Zwinger; von ihm führte die aus einem Brett bestehende Brücke zu der noch höheren eigentlichen Burg. Zwischen den Ballen und der Wand ging es tief hinunter. Dieses Loch diente als Burgverlies.

Die Nachbarskinder Rudolf und Sylvia Lorez machten auch wieder mit. Rudolf war etwas jünger als Hans, und Sylvia ging in die erste Klasse.

Wenn Rudolf und Sylvia vor die Burg kamen, war zuerst immer die Zugbrücke aufgezogen.

»Freund oder Feind?« rief dann Hans hinunter.

»Freund!« antwortete Rudolf.

»Das Wort?« fragte Hans.

Dann rief Rudolf, zum Beweis, dass er ein Vertrauter der Burg war, das Wort hinauf, das man tags zuvor ausgemacht hatte. Es war irgend etwas Kühnes: Falkenhorst! oder: Rache! oder: Ritterehre!

Hierauf wurde die Zugbrücke hinuntergelassen, und der Ritter Rudolf erklomm mit dem Edelfräulein Sylvia den Zwinger und von da die Burg.

Oft unternahmen die Ritter und die Frauen von der Burg aus eine Jagdpartie und kehrten mit Beute heim. Der gute Schnauzel musste abwechselnd ein Wildschwein oder einen Hirsch darstellen. Er liebte das gar nicht, und zog sich jedesmal im Hofe hinter eine Kiste zurück, wenn die Jagd sich näherte. Aber die Kinder drangen mit Hussa! auf ihn ein und schleppten ihn unter grossen Schwierigkeiten auf den Zwinger und über die Zugbrücke.

An einem Samstag nachmittag nach der Rückkehr von der Jagd sahen die Kinder an der Haustüre einen Buben stehen. Er schaute ihnen eine Weile zu und trat dann näher.

Hans und Rudolf zogen die Zugbrücke auf.

»Das Wort?« rief Lotti von der stolzen Höhe herab.

Der Bub wusste kein Wort.

»Kann ich auch mitmachen?« fragte er und sah verlangend hinauf. Er war etwa im Alter von Rudolf, sah aber etwas struppig aus. Er sagte, er heisse Theodor Hahn.

Die Kinder überlegten.

»Hans, ich weiss etwas«, flüsterte Rudolf. »Er könnte ein Gefangener sein. Es wäre fein, einen gefesselten Feind im Burgverlies zu haben! Wir würden ihn bewachen –«

»Und ihm Speise und Trank hinunterlassen!« rief Marianne, die eben Brot und Äpfel zur Vesper geholt hatte.

»Ja, ja!« stimmten alle zu.

Man machte dem Buben den Vorschlag, und er kletterte vergnügt zur Burg hinauf, um allerdings an der andern Seite wieder hinunterbefördert zu werden in den Kerker.

»Da unten, wo weder Sonne noch Mond dich bescheinen, wirst du büssen für deine Missetaten!« rief ihm Rudolf nach, der eben ganz in einem Rittergeschichtenbuch lebte.

»Ich glaube, ich würde mich fürchten«, flüsterte die ängstliche Sylvia und sah in das Verlies hinunter.

»Du musst von Zeit zu Zeit stöhnen und über Hunger und Durst klagen!« ermahnte Hans den Gefangenen.

Dieser liess ein undeutliches Gebrumm vernehmen.

Währenddessen hatte Marianne einen kleinen Korb und eine grosse Medizinflasche gebracht. Diese wurde im Hofe mit Wasser gefüllt und samt einem Stück Brot und einem grossen Apfel in dem Körbchen zu dem Gefangenen hinuntergelassen. Der Gefangene griff nach dem Brot und dem Apfel und hatte beides in wenig Augenblicken aufgegessen.

»Das Wasser brauche ich nicht«, sagte er und goss es ohne weiteres auf das Steinpflaster aus.

»Das gilt nicht!« riefen die Kinder; sie waren empört.

»Wenn du nicht recht spielst, so darfst du nicht mehr mitmachen!« erklärte Hans. »Grade an Durst litten sie im Kerker manchmal sehr.«

»Ja«, bestätigte Rudolf. »In meinem Buche sagt der Gefangene einmal: ›Mich quält der Hunger, und ich verschmachte vor Durst!‹«

Eine Weile blieb es still unten; der Gefangene schien zu überlegen. Dann rief er mit richtig jämmerlicher Stimme:

»Mich quält der Hunger, und ich verschmachte vor Durst!«

»Also, wenn du das Wasser trinkst, bekommst du noch einmal Brot und einen Apfel!« riefen Hans und Rudolf.

Theodor Hahn versprach es, und der Korb wurde aufs neue mit Speise und Trank hinuntergelassen. Theodor hielt sein Wort; ja er sagte, für einen dritten Apfel mit Brot trinke er die ganze Flasche noch zweimal aus.

Das ging nun nicht; denn die Kinder hatten das Vesperbrot selber aufgegessen. Hingegen begannen sie ein anderes Spiel mit ihrem Gefangenen. Er musste entwischen durch eine Spalte des Kerkers und versteckte sich im Hofe oder suchte über den Kornplatz zu fliehen. Dann wurde er verfolgt von den Rittern und wieder eingebracht. Er wehrte sich dabei so natürlich, dass man ihn kaum bewältigen konnte.

Als es dunkel wurde, trennte man sich. Theodor war sehr vergnügt, dass Hans und Rudolf ihm sagten, er solle am nächsten freien Nachmittag wieder kommen.

Das Ritterspiel gestaltete sich jetzt noch in anderer Weise besonders hübsch. Hans und Rudolf erinnerten sich, wie in alten Zeiten die Burgen manchmal belagert wurden und wie dann die Ritter und ihre Leute anfingen Mangel zu leiden, wenn sie nicht, bevor der Feind kam, Nahrungsmittel, Vieh und Mehl auf die Burg gebracht hatten. Die Kinder beschlossen, neben dem Zwinger an der Mauer ebenfalls einen Vorratskeller einzurichten. Und am folgenden Tage brachte jedes, was es an Lebensmitteln hatte auftreiben können. Rudolf kam mit einer Schokoladetafel und Sylvia mit einer Stange Süssholzsaft aus der Apotheke. Lotti hatte ihre Schürze voll gedörrter Langbirnen, und Marianne besass noch einen Lebkuchen vom Larstetter Markt. Hans aber zeigte triumphierend eine kleine geräucherte Wurst; Grossmama, der er von der Burg erzählt, hatte sie ihm geschenkt.

Alle rochen an der Wurst. Dann wurde sie mit den andern Nahrungsmitteln in eine Schachtel gelegt und diese in der Nische hinter dem Zwinger versteckt. Fast jeden Tag wurde nachgesehen, ob im Vorratskeller alles in Ordnung sei. Genascht wurde nicht; man hatte sich das Ehrenwort gegeben.

Um so grösser war die Bestürzung, als man eines Mittags nach der Schule die Schachtel leer fand –! Halb offen stand sie in der Ecke, gänzlich ausgeplündert. Die schönen Lebensmittel alle fort!

Die Kinder waren sprachlos. Wer konnte das getan haben! Rudolf und Sylvia standen auch dabei; man ass bei ihnen wie bei Turnachs erst um ein Uhr. Alle sahen sich gegenseitig an; aber jedes schaute dem andern fest ins Gesicht, weil es ein gutes Gewissen hatte.

»Ist's am Ende der Schnauzel –?« meinte Marianne. »Letzthin hat er der Balbine ein Stück Fleisch gestohlen –«

Die Kinder liefen in den Hof, wo der Schnauzel unter dem Vordach lag, jetzt aber schleunigst hinter den Brunnen schlüpfte; denn er meinte, man wolle ihn wieder als Wildschwein auf die Burg schleppen.

»Halt, mein Freund!« rief Hans und zog ihn hervor. »Bist du über unsere Sachen gekommen? Du –!« Er schüttelte ihn drohend.

Schnauzel wedelte mit dem kurzen Schwanz und gab Hans die Pfote, um zu sagen, dass er diesmal wirklich unschuldig sei.

»Nein«, rief Lotti. »Er hat's nicht getan. Langbirnen und Süssholzsaft frisst er nicht!«

Der kluge Schnauzel sprang dankbar an ihr auf.

Wer aber war der Dieb –?

»Hans«, sagte Rudolf Lorez. »Es wäre zu arg; aber es könnte sein, dass der Theodor uns die Sachen gestohlen hat!«

»O! Der –!« riefen die andern entrüstet.

»Wir werden es bald herauskriegen. Ich weiss, wo er wohnt.« Rudolf lief hinaus, und die andern folgten ihm über den Kornplatz in die Schwalbengasse und dann um die Ecke in das Wintergässchen. Es ging durch einen engen Hausgang vier steile Treppen hinauf. Schneller als die Kinder gedacht hatten, fanden sie den Gesuchten. Er stand mit der Mütze und der Schultasche oben. Als die Schar heranstürmte, erschrak er sichtlich und drückte sich in die Ecke.

»Aha! da bist du! Komm mit uns hinüber! wir wollen dir etwas zeigen! Ja – und dich etwas fragen! Komm nur –«

Damit zogen Hans und Rudolf den Buben die Treppe hinunter. Er leistete übrigens jetzt, da es Ernst galt, lange nicht so viel Widerstand als sonst im Spiele auf seinen Fluchtversuchen.

Man langte bei der Burg an, und Hans hielt Theodor die leere Schachtel vors Gesicht. Theodor drehte den Kopf weg. Aber Rudolf liess ihn nicht los.

»Hast du unsern Vorrat gestohlen? Die Wurst und die Schokolade und das andere –? Bekenne!«

Theodor gab keine Antwort. In der Verlegenheit griff er nach seinem Taschentuch; dabei fiel eine kurze Schnur mit einem Endchen Haut auf den Boden.

»O«, riefen alle und bückten sich darnach. »Das ist von der Wurst! Von unserer Wurst! Jetzt weiss man, dass du es gewesen bist! Wo hast du die Sachen hingetan? Sag!«

Theodor drückte die Hand vor die Augen.

»Du hast doch nicht etwa alles aufgegessen?« fragte Marianne.

Theodor nickte und fing an zu weinen.

»Alles –?« drangen die Kinder in ihn. »Man kann doch eine Stange Süssholzsaft nicht auf einmal essen!«

»Doch«, schluchzte Theodor und versteckte sein Gesicht schnell wieder hinter dem Ellbogen.

»Und die ganze Wurst –?« fragte Lotti schmerzlich.

»Das ist gemein –!« rief Rudolf. »Dass du's nur weisst, Theodor: du bist ein Dieb!«

»Ja, ein Dieb!« wiederholten die andern und sahen ihn böse an.

Marianne hatte wohl einen Augenblick Mitleid mit Theodor, wie er gar so jämmerlich dastand. Aber Stehlen war doch etwas sehr Hässliches. Und Theodor hatte ja auch sein Ehrenwort gegeben.

In diesem Augenblick kam Mama vom Keller herauf.

»Was habt ihr denn?« fragte sie.

»Mama, er hat alles genommen, was in der Schachtel war! Das ist doch schlecht! Man hatte ausgemacht, dass keines etwas anrühre. Später hätten wir dann einmal ein Festessen gehalten auf der Burg –«

Mama betrachtete den unglückseligen Theodor, dem die Tränen über das Gesicht liefen. Sie hatte von dem neuen Spielkameraden der Kinder gehört und sich vorgenommen, ihn einmal heraufkommen zu lassen.

»Führt ihn in die Stube!« sagte sie nach kurzem Besinnen. »Rudolf und Sylvia, ihr müsst wohl jetzt heim.«

Droben in der hellen Stube fiel es erst recht auf, wie ärmlich Theodor aussah. Seine Kleidung war für das rauhe Herbstwetter viel zu dünn; die zerrissenen Zeugschuhe schienen durchnässt. Und was für ein blasses, mageres Gesicht hatte Theodor!

»Was ist dein Vater?« fragte Frau Turnach den Buben.

»Er ist gestorben, schon lang«, antwortete Theodor.

»Und die Mutter?«

Da fing der kleine Tropf an stärker zu schluchzen und wühlte in der Hosentasche, bis er sein sehr schmutziges Taschentuch erwischte.

Frau Turnach musste dreimal fragen; endlich verstand man, dass Theodors Mutter seit sechs Wochen im Krankenhaus liege, und mit vieler Mühe brachte Frau Turnach aus dem kleinen Sünder weiter heraus, dass jetzt niemand für ihn sorge als eine alte Frau, die im gleichen Hause wohne, aber jeden Tag zum Putzen gehe. Am Morgen hatte er oft nichts zum Frühstück, gestern auch nicht –

»Und da ist dir die Schachtel mit den Esswaren eingefallen?« fragte Frau Turnach.

Theodor schluchzte und warf einen kläglichen Blick auf die drei Kinder. Eine Weile konnte er gar nicht mehr reden; dann erfuhr man, dass er gestern um elf Uhr in den Hausflur geschlichen sei und die Sachen genommen habe. Ulrich sei gekommen; da habe er ihm gesagt, er suche sein Lineal –

Frau Turnach schüttelte den Kopf.

»Und das war gar nicht wahr. Siehst du, zum ersten Schlimmen kommt meist schnell das zweite.«

Theodor sah zerknirscht zu Boden, gewärtig, was für eine Strafe nun über ihn verhängt werde.

»Marianne«, sagte Mama. »Geh in die Küche und lass dir einen Teller Suppe geben.«

Marianne sah Mama überrascht an, brachte dann aber rasch einen vollen Teller Erbsensuppe mit Reis.

»So«, sagte Mama, während sie ein grosses Stück Brot herunterschnitt. »Nachher reden wir noch weiter miteinander. Iss einmal die Suppe!«

Theodor sah mit grossen Augen auf. Was sagte die Frau? Suppe sollte er bekommen, wo er gemeint hatte, es gebe Schläge? So schöne goldgelbe Suppe?

Ein Ausdruck grössten Behagens breitete sich über Theodors verweintes Gesicht, als Frau Turnach ihm den Stuhl zurecht rückte und er darauf den Löffel in die Suppe tauchte. Er vergass alle seine Not und versenkte sich ganz in das Essen.

Mama winkte den Kindern, dass sie vom Tische wegtreten.

»Mama«, fing Hans nach einer Weile flüsternd an. »Du hast aber doch immer gesagt, du findest es sehr unartig, wenn wir heimlich etwas nehmen. Letzthin, als Lotti von dem Eingemachten naschte –«

»Ja, da ist sie tüchtig gezankt worden und hat ohne Abendessen zu Bett gehen müssen. Wenn sie wieder so etwas tut, wird sie noch stärker bestraft.«

Lotti war es unangenehm, dass Hans mit der Geschichte kam. Sie lief sehr bereitwillig, als Mama sie in die Küche schickte, für Theodor ein Stück Fleisch und Gemüse zu holen.

»Aber Mama«, fuhr Hans fort, »was Theodor getan hat, ist doch viel ärger: So ins Haus schleichen und Ulrich anlügen und alles wegstehlen –«

»Hans«, antwortete Mama. »Eigentlich meine ich, es wäre nicht nötig, viel über die Sache zu sprechen. Denk selber nach! Dann siehst du hoffentlich ein, warum man den armen kleinen Burschen nicht so strafen kann. Ist das etwa ein Verdienst, wenn ihr nichts nehmt? Jeden Tag könnt ihr euch an den gedeckten Tisch setzen und sattessen. Dieser Theodor aber hat niemand im Hause, der für ihn sorgt. Er hat vielleicht seit ein paar Wochen nicht mehr so recht gehörig gegessen. Da ist die Schachtel für ihn eine grosse Versuchung gewesen. Er wird schon einsehen, dass er nicht recht getan hat. Wir aber wollen ihm verzeihen, nicht wahr?«

»Ja, Mama, natürlich!« riefen Marianne und Lotti, und Hans stimmte auch ein; er sah jetzt die Sache auf einmal ganz anders an.

Theodor hatte auf das Gespräch nicht acht gegeben. Als er mit seiner Mahlzeit fertig war, stand er auf. Sein Gesicht trübte sich plötzlich. Es fiel ihm wieder ein, dass er ein Dieb sei und jedenfalls doch noch bestraft werden müsse.

Scheu sah er von einem zum andern, als Frau Turnach ihn herrief. Aber sie redete ihm freundlich zu, dass er nie mehr etwas nehme, was ihm nicht gehöre, und sagte, sie werde seine Mutter besuchen und auch sorgen, dass er ordentlich zu essen bekomme.

Theodor horchte und begriff nach und nach, dass es wirklich keine Strafe gebe. Da tat er einen starken Atemzug wie zu einer Anstrengung.

»Ich will's nicht mehr tun!« sagte er laut und sah Frau Turnach ehrlich an.

Frau Turnach gab ihm die Hand.

»Also, du hast mir's versprochen, Theodor. Und jetzt lauf ins Krankenhaus zu deiner Mutter! Um ein Uhr dürfest du sie sehen, hast du gesagt.«

Theodor aber blieb stehen. Er hatte das Bedürfnis, sich mit Hans, Marianne und Lotti auszusöhnen.

»Darf ich doch wieder der Gefangene sein?« fragte er zögernd. »Ich mache es dann ohne Brot und Äpfel«, fügte er hinzu.

»Ja, darüber wollte ich auch noch ein Wort sagen«, wendete Mama sich zu den Kindern. »Was ist das für eine Art zu spielen! Heute morgen erzählte mir Lotti davon. Warum soll Theodor beständig in dem Loche sitzen? Bei so etwas wechselt man doch ab!«

Hans schämte sich sehr. Nun wurde man noch gezankt vor Theodor und musste sich sagen, dass Mama recht hatte.

»Mama«, warf Lotti ein. »Er hat's immer gern getan, weil wir ihm den Nahrungskorb hinunterliessen.«

»Euer Vesperbrot konntet ihr auch so mit ihm teilen. Gewiss hätte Theodor einmal etwas anderes sein wollen als immer nur Gefangener.«

Theodor, der nach und nach zutraulicher wurde, nickte:

»Der Rudolf Lorez hat vorgestern gesagt, wir sollten einen Torwächter haben. Ich wüsste ein Horn. Es gehört der Frau Kroller. Sie gibt mir's manchmal, wenn ich ihr Wasser und Holz trage.«

»Also«, sagte Hans, froh, dass durch das Horn das Gespräch eine Wendung nahm. »Dann bist du der Torwächter und gibst jedesmal ein Zeichen, wenn jemand zur Burg kommt!«

Schon am Nachmittag stellte sich Theodor mit dem Blasinstrument ein. Es war ein altes Posthorn, an dem eine weiss und rote Troddel hing. Wenn man fest hineinblies, gab es gewaltige Töne von sich, die im ganzen Hause widerhallten. Papa und hinter ihm die beiden Herren aus dem Bureau, sowie Ulrich kamen herbei, um zu sehen, was denn los sei.

Mama aber besuchte am nächsten Tage Frau Hahn im Krankenhause und wählte unter dem Schuhwerk der Kinder ein paar feste Stiefel aus für Theodor; auch eine warme Bluse von Hans legte sie dazu. Sie sprach mit Frau Kroller, dass diese besser für Theodors Frühstück und Abendessen sorge. Zum Mittagsmahl kam Theodor nun jeden Tag ins Turnachhaus.

Das beste für ihn war aber, dass seine Mutter bald gesund wurde und selbst wieder zum Rechten sehen konnte.


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