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Ode an den Leibstuhl.

Du kleiner Sitz, von dessen eig'nem Namen
Man mit Respekt nur spricht,
Den täglich doch die ekelste der Damen
Besieht und fühlt und riecht.

Du bist der größte aller Opferherde,
Auf deinem Altar nur
Zollt täglich der galant're Theil der Erde
Sein Opfer der Natur.

Du bist der Götze, der selbst Majestäten
Ihr Hinterhaupt entblöst,
Der Freund, vor dem sogar sich ohn' Erröthen
Die Nonne sehen läßt.

Erhaben setzt, wie auf den Sitz der Götter,
Der Weise sich auf dich,
Sieht stolz herab, und läßt das Donnerwetter
Laut krachen unter sich.

Du bist das wahre Ebenbild der Thronen
Auf diesem Erdrevier:
Denn immer sitzt von vielen Millionen
Ein Einziger auf dir.

Du bist's allein, den Prunk und Etikette
Selbst mehr als Thronen ziert,
Denn sag', bei welchem Thron wird so zur Wette,
Als wie bei dir, hofirt?

Worin jedoch aus allen Sorgestühlen
Kein einziger dir gleicht,
Ist dies: auf Thronen sitzt man oft sich Schwielen,
Auf dir sitzt man sich leicht.

Du beutst als Freund den Menschen hier auf Erden
Gefällig deinen Schoos,
Und machest von den drückendsten Beschwerden
Der Menschlichkeit sie los.

Zu dir wallfahrten groß' und kleine Geister,
Wenn sie die Milzsucht quält,
Du nimmst von ihnen weg den Seelenkleister,
Der sie umnebelt hält.

Man sieht dich täglich viele Wunder wirken,
Du bist der Ort, wohin
(So wie nach Mekka die bedrängten Türken)
Die armen Kranken ziehn.

Du bist der Heilthumstuhl, an dem der Kranke
Nie fruchtlos Opfer zollt,
Weil er dafür gewiß mit regem Danke
Sich die Genesung holt.

Du bist der Chef, für den auf seinem Stuhle
So mancher H** schwitzt,
Der Gott, für den so manche Federspule
Des Autors ab sich nützt;

Der Richterstuhl, wo über die Gehirne
Man streng Gerichte hält,
Der Schlund, worein, gebrandmarkt an der Stirne,
So manches Wischchen fällt.

D'rum, daß du mich dereinst nicht auch als Richter
Verschlingst mit Haut und Haar,
So bring' ich dir, du Erbfeind aller Dichter,
Dies Lied zum Opfer dar.

*


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