Hans Dominik
Geballte Kraft
Hans Dominik

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Am Cap la Hêve (1855)

Der alte Jean Boutin saß nach getaner Mahlzeit auf der Holzbank vor dem massigen, altersgrauen Leuchtturm von La Hêve und setzte seine Pfeife in Brand. Während er den Tabak unter kräftigen Zügen aufglühen ließ, wanderten seine Blicke über die schimmernde Fläche des Ärmelkanals. 100 Meter tief fiel die Steilküste dicht vor ihm zum Strand ab; weithin konnte er von seinem Platz aus die See überschauen. Ein Schiff zog von Osten her durch die Fluten; ein Segler mit drei Masten, soviel sich mit bloßem Auge erkennen ließ. Eben wollte er zu dem neben ihm liegenden Fernrohr greifen, als seine Aufmerksamkeit von einer anderen Seite her in Anspruch genommen wurde.

Ein Mann, kaum jünger als Jean Boutin, kam von der Landseite heran. Ein Esel trottete neben ihm her, an dessen Seiten zwei Körbe hingen. Weiße, knusprige Brote lagen in den Körben.

»Allô, Matthieu!« Während er es rief, hatte Jean Boutin sich erhoben, ging dem anderen ein paar Schritte entgegen und sprach dabei weiter: »Gut, daß Ihr endlich kommt. Unser Brot geht zu Ende. Habe schon auf Euch gelauert.«

Der Angeredete lachte: »Keine Sorge, mein Alter! Vater Lahure läßt seine Kunden nicht im Stich.« Er zog vier Brote aus den Körben und schaute sich neugierig um, während Jean Boutin sie in Empfang nahm. Eine umfangreiche Holzbaracke, frisch geteert und, wie umherliegende Holzabfälle dartaten, offensichtlich erst vor kurzem errichtet, fesselte die Aufmerksamkeit von Vater Lahure. Interessiert betrachtete er sie, während Jean Boutin die Brote in den Turm trug. Fast achtlos steckte Lahure darnach die acht Sous, die ihm der Leuchtturmwächter in die Hand drückte, in die Tasche, ohne den Blick von der Baracke zu lassen.

»He, Matthieu! Ihr habt den langen Weg von Harfleur hinter Euch, ruht Euch ein wenig aus«, schlug ihm Jean Boutin vor und zog ihn zu der Bank hin.

»Seit einem Monat ist es bei Euch anders geworden, Jean«, hub Lahure an, während er neben Boutin Platz nahm. »Man hat Euch da von Paris eine nette Kompanie hergeschickt. Die werden Euch Eure Arbeit wohl bald ganz abnehmen. Nun, Euch braucht's nicht zu kümmern, Ihr habt Eure 30 Jahre Dienst hinter Euch, habt Eure Pension redlich verdient.«

Jean Boutin zog kräftig an seinem Nasenwärmer und spuckte ein paarmal aus.

»Ist eine neue Zeit in Frankreich angebrochen; seit wir wieder einen Kaiser haben«, begann er, »sind in den letzten drei Jahren neue Manieren und Methoden in Mode gekommen. Die in Paris wollen jetzt auch ein neues Licht in unsere Türme bringen. Die gute alte Öllampe genügt ihnen nicht mehr. Mit einer Magnetmaschine sind sie hier angerückt. Haben ein rußiges, rauchendes Vieh von einer Dampfmaschine mitgebracht und wirtschaften jetzt schon vier Wochen damit herum. Na, mir soll's recht sein. Wenn ihnen das alte Licht nicht mehr paßt, mögen sie es mit dem neuen versuchen. Wenn es schief geht, ist immer noch die alte Lampe da. Ich habe sie gut aufgehoben. Wenn's not tut, kann ich sie jederzeit wieder in die Turmlaterne bringen.«

Matthieu Lahure schüttelte den Kopf: »Gebt Euch keinen falschen Hoffnungen hin, Jean. Die alte Lampe kommt nicht wieder. Das neue Licht ist besser. Wir haben es in den letzten Tagen beobachtet. Bei uns in Harfleur war der Schein noch so hell, daß man die Druckschrift in einem Buche lesen konnte, und wir liegen sieben Lieues von euch ab. Ich möchte wohl wissen, wie weit man das neue Leuchtfeuer von der See her erkennen kann. Würde mich nicht wundern, wenn's bis nach England hinüber leuchtet.«

Jean Boutin schlug ihm auf die Schulter und lachte: »Man merkt es, Matthieu, daß Ihr ein Bäcker und kein Seemann seid. Sonst würdet Ihr wissen, daß die Erde rund ist und das stärkste Licht nicht über die Kimm reicht.«

Den Einwurf wollte Lahure nicht gelten lassen. Er versteifte sich darauf, daß es mit der neuen, mächtigen Lichtquelle doch möglich sein müßte, über die ganze Kanalbreite hin bis Brighton zu leuchten, und um ein Haar wäre es darüber zwischen den beiden alten Freunden noch zu einem Streit gekommen. –

Während die beiden Alten vor dem Turm auf ihrer Bank saßen und immer hitziger Rede und Gegenrede wechselten, war es den drei anderen Leuten, die in der Baracke hantierten, keineswegs sehr siegessicher zumute. Dicht beieinander standen sie vor der großen magnetisch-elektrischen Maschine, die vor einigen Wochen zu Schiff von Paris her die Seine hinabgekommen war, und hielten, ähnlich wie Ärzte am Krankenbett eines Patienten, eine Art von Konsilium ab.

»Verdammt flackerig war das Licht in der letzten Nacht«, meinte Pierre Plasset, der die Heizung des Dampfkessels zu besorgen hatte, »ich ging ein paarmal, nachdem ich frische Kohlen aufgeworfen hatte, ins Freie und beobachtete die Lampe. Es war kein richtiger Saft in der Sache. Mal schienen die Lampenkohlen zusammenzukleben, mal wieder zu weit auseinander zu laufen. Irgend was stimmte nicht. Ich merkte es auch am Kohlenverbrauch. Die letzte Nacht brauchte ich weniger auf die Feuerung zu werfen als sonst.«

»Kein Wunder, Pierre«, unterbrach ihn der Maschinist Paul Montard. »Ich habe diese Nacht nur ein knappes Viertel Dampffüllung geben können. ließ ich mehr Dampf in den Zylinder, dann stieg die Tourenzahl gleich zu hoch. Ist ja sonnenklar! Weniger Dampf verbraucht, also auch weniger Kohlen verfeuert.« –

Während Maschinist und Heizer so über ihre Erfahrungen reden, steht der Elektriker François Caradon, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, mit sorgenvoller Miene daneben, ohne vorläufig ein Wort zu sagen. Nun zieht er die Rechte aus der Tasche; einen ehrwürdig alten Hausschlüssel hält er zwischen den Fingern, der jetzt neben seiner ordnungsmäßigen Bestimmung auch als Meßinstrument dienen muß. Er bringt den eisernen Schlüssel an die Pole eines der großen Hufeisenmagnete der Alliancemaschine. Klappernd schlägt der Schlüssel dagegen. Ohne sonderliche Anstrengung zieht ihn François Caradon wieder ab und macht das gleiche Experiment auch noch an einer Reihe anderer Magnete.

»Nom d'un chien«, murmelt er durch die Zähne, während seine Miene sich stärker verdüstert. Mit einer jähen Bewegung schiebt er den Schlüssel in die Tasche zurück und wendet sich an seine Kameraden.

»Mit dem Schlaf ist's für heute nachmittag vorbei. Die Magnete sind schon wieder schlapp geworden! Hilft alles nichts! Wir müssen sie gegen neue auswechseln! 'ran an die Gewehre! Allons, Pierre! Vorwärts, Paul! Bis Sonnenuntergang müssen wir alles klar haben.« Auch Pierre und Paul beweisen jetzt, daß sie schön fluchen können, aber das ändert nichts an der Sache. Sie müssen 'ran an die Arbeit, so sauer sie ihnen auch ankommt.

»Verdammte Schufterei!« knurrt der Heizer Plasset und bemüht sich, zusammen mit dem Maschinisten Montard, einen der fast zwei Zentner schweren Magnete, dessen letzte Schrauben Caradon eben gelöst hat, festzuhalten und auf den Boden abzulegen. »Dreckkram, verfluchter!« schimpft er weiter, trocknet dabei die schweißfeuchte Stirn und wirft einen mißtrauischen Blick auf die Lichtmaschine.

François Caradon, der es augenblicklich am leichtesten von den dreien hat, sieht ihn spöttisch an. Ihm ist auch nicht wohl zumute, denn in erster Linie ist er der Alliance-Compagnie für das gute Funktionieren der Lichtmaschine verantwortlich, aber er will die anderen seine Sorgen nicht merken lassen.

»Ja, mein lieber Pierre«, beginnt er zu dozieren, wie er es so oft von Direktor Meunier in Paris gehört hat, »die Maschine hat acht sternförmig um den Anker angeordnete Magnetmagazine. Jedes Magazin enthält neun Magnete und jeder Magnet wiegt siebzig Kilogramm. Wir müssen also Magnetstahl im Gewicht von etwa fünf Tonnen abnehmen und die gleiche Menge wieder ansetzen. Also müssen wir . . .«

»Merde!« unterbricht ihn Plasset und spuckt kräftig aus.

Caradon hält es unter seiner Würde, ihm darauf zu antworten. Ein Kesselheizer hat nun mal seinen eigenen Stil und verfügt nicht über eine so gebildete Ausdrucksweise wie ein Elektriker. Außerdem ist überhaupt keine Zeit zu überflüssigen Debatten vorhanden, denn sie müssen sich scharf 'ranhalten, wenn bis zum Sonnenuntergang alles betriebsbereit sein soll. –

Magnetelektrische Lichtmaschine der Alliance-Compagnie. Anfang der fünfziger Jahre

Eine Stunde und noch eine halbe vergehen, in der sie arbeiten . . . »Wie die Tiger«, meint Caradon. »Wie die Türken«, sagt der Maschinist Montard. »Schlimmer als Affen im Bagno«, flucht Plasset. Dann ist der letzte Magnet endlich abgenommen. Jetzt heißt es, die schweren Kisten öffnen und einen der Magnetreservesätze herausnehmen, welche die Compagnie aus Paris vorsorglich mitgeschickt hat.

»Die haben noch volle Kraft! Mit denen wird's ein anderes Licht geben!« stellt der Elektriker befriedigt fest, während er von einem der neuen Magnete das Weicheisenstück abzieht, mit dem die beiden Pole des großen Hufeisens geschlossen sind.

Wieder beginnt die Arbeit, und diesmal ist sie noch ein gutes Teil schwieriger als vorher. Auf den Millimeter genau müssen ja die neuen Magnete an das Maschinengestell geschraubt werden, damit ihre Pole möglichst dicht an den Spulen des Ankers stehen, ohne doch von diesen gestreift zu werden. Zu allem Überfluß läuft ihnen Plasset während der Arbeit ein paarmal fort, um immer schon das Feuer unter dem Kessel anzuzünden. Nur zu zweit müssen sie sich zeitweise mit den schweren Stahlmassen abmühen, und mancher Schweißtropfen wird noch vergossen, bis der letzte Magnet an seinem Platz festgeschraubt ist. Der alte Boutin, der ein paarmal an der offenen Tür des Schuppens auftaucht, um seine Hilfe anzubieten, wird kurz abgewiesen.

»Später, Vater Boutin!« ruft Caradon ihm nach, »wenn die Maschine läuft, könnt ihr mit mir auf den Turm gehen und Euch mit um die Lampe kümmern.« Verdrossen zieht Jean Boutin wieder ab. Viel hat er mit dem neuen Licht und den Leuten aus Paris nicht im Sinn. Nur für Pierre Plasset hat er allenfalls etwas übrig, denn der ist Normanne wie er selber. Die anderen?! Zut! Pah! Pariser aus Paris! . . .

Jean Boutin steht am Rande der Steilküste und sieht, wie fern im Westen der Sonnenball die Kimm zwischen der See und dem Himmel berührt. Vor seinem Kessel arbeitet Pierre Plasset, wirft eine Schaufel Kohle nach der anderen ins Feuer und sieht inzwischen hin und wieder auf das Manometer, das schon den vorgeschriebenen Druck von sechs Atmosphären anzeigt. Im Maschinenraum daneben öffnet Paul Montard das Dampfventil. Langsam geht die Maschine an, die es nach den Angaben ihres Erbauers bei größter Zylinderfüllung auf fünf Pferdestärken bringen soll.

Der Treibriemen, der von ihr zur Lichtmaschine läuft, nimmt auch deren Anker mit. François Caradon steht daneben. Eine Weile verfolgt er das sinnverwirrende Spiel des Ankers, der in der Mitte des gewaltigen Magnetsternes von der Dampfkraft herumgewirbelt wird. Noch einmal befühlt er die beiden Achslager und überzeugt sich, daß sie nicht warm werden. Dann geht er, den alten Boutin zu suchen, und klettert mit ihm auf den Turm.

Auf dreimal dreißig Stufen steigt der Wanderer in die steile Höhe. Fast neunzig Stufen sind es, die Caradon und Boutin zu bewältigen haben, dann stehen sie in der verglasten Turmlaterne. Der Alte muß sich erst ein wenig verschnaufen, während Caradon sich schon immer an der Apparatur zu schaffen macht.

Da steht vor ihm das schimmernde Gebilde, von dem Genie eines Fresnel erdacht und von geschickten Schleifern in Paris in die Form prismatischer Kreislinsen gebracht. Da hängt in diesem kristallenen Käfig die neue, elektrische Lampe, eine Art von Uhrwerk, das nach den Plänen des Physikers Foucault durch den Lampenstrom so geregelt wird, daß es die Spitzen der beiden Kohlenstifte in richtigem Abstand voneinander hält.

Caradon zieht die Lampe an einem Drahtseil nach oben aus der gläsernen Optik heraus, entfernt die bis auf kurze Reste abgebrannten Kohlen der vergangenen Nacht und ersetzt sie durch neue lange Stifte. Während das Uhrwerk noch abschnurrt und die Stifte zusammenlaufen, senkt er die Lampe wieder in die Optik hinein, wirft einen Blick auf seine Taschenuhr und geht zu dem Schalter an der Wand.

»Achtung, Vater Boutin!« Während er es sagt, rückt er den Schalter ein. Der elektrische Strom, der aus der Maschinenbaracke tief unter ihnen kommt, hat freie Bahn zur Lampe. Zwischen den Spitzen der Kohlenstifte zischt es auf. Ein weißer Punkt erglänzt zwischen ihnen, wird größer und wächst weiter, während das Uhrwerk arbeitet. Für Sekunden muß der alte Boutin geblendet die Augen schließen, denn in heller Weißglut erglühen jetzt die Kohlenspitzen. Eine Lichtfülle von 3000 Kerzenstärken strahlt von ihnen aus. Durch das Linsensystem der Optik zusammengefaßt, gehen mächtige Lichtbalken weit über die See und das Land hin.

Es ist doch etwas anderes . . . etwas viel Stärkeres als die alte Öllampe, muß Vater Boutin sich selber widerstrebend eingestehen, als er die Augen allmählich wieder öffnet. Ein Viertelstündchen leistet Caradon ihm noch Gesellschaft und beobachtet die elektrische Lampe, dann verläßt er ihn, um unten bei der Lichtmaschine nach dem Rechten zu sehen. Der Alte ist allein und macht es sich in einem Lehnstuhl bequem. Viel weniger hat er jetzt zu tun als früher bei der Wartung der Öllampe. Da galt es oft, einmal hinzuspringen und den Ölzufluß zu regeln. Da hieß es stets, auf dem Posten sein, wenn das Licht etwa zu schwach brannte oder wenn das Öl zu stark zur Lampe floß. Das alles ist jetzt nicht mehr nötig. Das neue Licht brennt entweder gut oder es brennt schlecht, aber das hängt von denen da unten bei der Lichtmaschine ab. Vater Boutin kann höchstens einmal etwas an dem Drahtseil, an dem die Lampe hängt, rütteln, wenn sie Mucken zeigt. Früher war er der Verantwortliche. Früher lag alles in seiner Hand. Früher war er wirklich der Herr des Leuchtfeuers. Jetzt kommt er sich überflüssig, schon halb abgedankt vor. Ernstlich geht er bei sich zu Rate, ob er den nächsten Winter noch auf dem Turm mitmachen will; ob es für ihn nicht doch an der Zeit ist, bald in Pension zu gehen. –

In dem Schuppen sind die drei anderen inzwischen bei ihrer Arbeit.

»Heut' hat die Maschine kräftig zu ziehen«, meint der Maschinist, »halbe Dampffüllung muß ich geben, damit sie auf Touren bleibt. Ist heut' nacht doch was anderes als gestern.« In seine Worte klirrt das Geräusch der Schaufel, mit der Plasset Kohlen in das Feuer wirft. Auch er muß heute stärker schippen als sonst, um den Dampfdruck im Kessel zu erhalten.

François Caradon steht bei seiner Lichtmaschine. Er hat Erfahrungen gesammelt und kann sich auf sein Gehör verlassen. Ein kräftiges, brummendes Rauschen, das von dem rotierenden Anker herkommt, gibt ihm Gewißheit, daß die Maschine gut arbeitet, daß ihre Spulen von den neuen Magneten kräftig induziert werden, daß sie genügend Strom in die Lampen schicken. Noch etwas mehr ist inzwischen sogar geschehen. Mit der letzten Sendung aus Paris kam ein Instrument mit, das die Spannung der von der Lichtmaschine gelieferten Elektrizität anzeigen soll. Ein merkwürdiges Ding; eine Spule aus ganz feinem, isoliertem Draht; ein leichter Eisenkörper taucht in die Spule. Mit einem Zeiger ist der Körper verbunden und bewegt ihn über einem Zifferblatt hin und her, je nachdem er mehr oder weniger tief in die Spule eintaucht. Monsieur Caradon hat das Instrument nach der beiliegenden Anweisung an die Turmleitung angeschaltet. Mit Befriedigung stellt er fest, daß auch dessen Zeiger heute viel weiter ausschlägt als in der vorigen Nacht. Das Instrument bestätigt ihm, was er bereits aus dem Maschinengeräusch heraushörte. Die Lichtmaschine arbeitet mit voller Kraft. Auch ein Blick durch eines der Schuppenfenster hinaus bestätigt es ihm. Mit unvergleichlicher Stärke strahlt das Licht von der Turmspitze über die See und das Land.

Für diese Nacht läuft alles in Ordnung. Wenn Montard die Dampfmaschine nur richtig auf Touren hält, braucht er selbst sich kaum noch um etwas zu kümmern, und doch will die Sorge nicht von ihm weichen.

Wie lange? So geht's ihm durch den Sinn, wie lange werden die neuen Magnete ihre Kraft behalten? Die Gründe für die eigenartige Erscheinung kennt er nicht, er weiß nur, daß sie im Betriebe verhältnismäßig schnell geschwächt werden. Wohl ahnt er, daß die Ursache dafür in den unablässig an den Magnetpolen vorbeirasenden Spulen liegen könnte, aber etwas Sicheres darüber weiß er nicht zu sagen. Nur die Frage quält ihn: Wie lange wird es mit diesem neuen Magnetsatz gehen? Wie bald wird man wieder auswechseln müssen? Aber in die quälenden Zweifel mischt sich doch das sichere Gefühl, daß die magnetische Lichtmaschine einen großen Fortschritt bedeutet. Trotz all ihrer Launen und Schwächen ist sie doch viel leistungsfähiger und zuverlässiger als jene galvanischen Batterien, mit denen man sich früher abplagen mußte, wenn man bei festlichen Gelegenheiten einmal den elektrischen Lichtbogen aufglänzen lassen wollte.

François Caradon tritt aus dem Maschinenschuppen hinaus und geht hinüber zu der Bank vor dem Leuchtturm. Hier, auf dem Lieblingsplatz des alten Boutin läßt er sich nieder. Während seine Blicke den breiten Lichtbündeln folgen, die vom Turm her über die dunkle See huschen, beginnen seine Gedanken zu wandern. Von einer fernen Zukunft träumt er, in der viel größere, viel mächtigere Magnetmaschinen arbeiten werden, nicht nur, um den Schiffen den sicheren Weg über das Meer zu weisen, sondern um auch die Plätze . . . die Straßen . . . ja die Wohnungen der Menschen in den Städten mit dem neuen Licht zu erhellen.

 


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