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Die Gesellschaft war am Abend gar nicht erstaunt; aber mit neugieriger Bosheit betrachtete sie Albert und Bertha.
Diese Beobachtungen lieferten jedoch nicht das erwünschte Ergebniß. Beide waren, Albert zu männlich, Bertha zu weiblich, um sich nicht beherrschen zu können. Eine Thräne brannte wohl in dem Auge der jungen Frau, als Alix des Grafen Braut genannt wurde, doch von der seidenen Wimper fiel sie nicht.
Lustig kam Eduard zu seiner Frau. »Liebes Kind, das ist ja ganz unerwartet, daß Dein Anbeter Heirathsgedanken hat. Jetzt mußt Du ihn aufgeben, und ich muß wieder an das Lesen, meine ich.« – »Ja, armer Eduard, das wird Dein Loos sein,« antwortete Bertha; »es wäre denn, daß es Dir gar zu schrecklich dünkte; dann könnte ich mich vielleicht zur Großmuth entschließen.« – »Nichts da,« rief er lachend; »ich bin Dein Sklave, bis – wieder ein anderer sich einfindet.« Die junge Frau hatte wirklich den Muth, über diese Scherze zu lächeln.
Albert blieb nur einige Stunden; seine kaum hergestellte Gesundheit entschuldigte ihn hinreichend, selbst in den boshaften Augen, die gar zu gern ein Schauspiel gehabt hätten. Es war nun einmal nichts damit; die Bosheit mußte sich trösten. Albert hatte immer so einsam gelebt, daß auch aus der Einsamkeit, in der er die nächsten Monate blieb, keine sichern Schlüsse zu ziehen waren. Es blieb also auf immer unentschieden, ob er unglücklich sei, oder nicht; er allein besaß Gewißheit darüber.
Alix lebte unterdessen in ihrer Brautzeit. Die Einweihung in das Geheimniß des Lebens wurde an ihr vollzogen. Chala war der Priester bei dieser Feier, die so alltäglich und doch ewig gleich geheimnißneu ist. Er war, leider, nicht heilig genug dazu; doch die junge Neophytin hielt ihn dafür. Ihr dünkte selbst der Boden geheiligt, den er betrat; sie kniete an Stellen nieder, auf denen er gestanden; sie goß sich Wasser in das Glas, woraus er getrunken. Was er sprach betrachtete sie als Orakel, was er nur zu wünschen schien als Gesetze; sein Blick war ihr Sonnenlicht, sein Kuß ihr Trank, seine Gegenwart ihre Seligkeit. Einmal nahm er ihre Hände und legte sie sich auf die Brust; da küßte sie am Abend die Hände mit bebender Andacht. Da er sie auch für seinen Geist fast errathend empfänglich fand, umspann er sie ebenso durch Gespräch, wie durch Blick und Umfangen. Er hauchte alle Glut in ihre Seele: die der Dichtung, die der Ahnung, die der Gewißheit; er entzündete sie ganz; sie loderte, ein reines, duftiges Opfer vor ihm auf. Auch ihm gelang die Glut; es war fast unmöglich für ihn, in dem täglichen Beisammensein mit diesem himmlischlieblichen und himmlischliebenden Mädchen so kühl zu bleiben, wie er bisher bei allen Frauen, außer bei Bertha gewesen; er hatte flammende Augenblicke. Dann brannte sein Blick; dann berauschte er sich selbst in seinem Liebesgeflüster, und Alix bat Gott mit leuchtendem Antlitz: der Einzige möge sie immer so mit Liebe beseligen.
Doch sprach sie eben nur mit Gott von ihrem Innern. Mit ihrer Mutter hatte sie keinen Gedanken und kein Gefühl gemein, und ihrem Bräutigam selbst die stammelnden Liebesgeständnisse ihres Herzens laut mit den Lippen zu thun, davon hielt eine keusche Scheu sie zurück, durch welche ihr guter Engel sie warnte. Bisweilen fragte der Graf sie wohl nach dem, was er so klar wußte, wie daß es Tag oder Nacht sei; leise, fast wehmüthig fragte er: »Alix, liebst Du mich auch recht?« Dann antwortete sie manchmal mit heiterm Nein, manchmal erhob sie die Augen zu ihm; einmal ergriff sie zögernd seine Hand, neigte den schönen Kopf und legte sich die Hand auf den Scheitel. »Du kennst alle Liebe,« dachte da Chala gerührt; »Du könntest jeden Mann mit entzückenden Offenbarungen berauschen – auch mich, wäre ich nicht durch den Schmerz auf immer nüchtern geworden. Daß ich mein Herz noch gehabt hätte, um es Dir ganz übergeben zu können! Du hättest es das ganze Leben über genährt.«
Mit unsäglicher Sehnsucht dürstete er oft nach dem Unmöglichen, wonach die Reue und die Verlassenheit schon unzählige Mal gejammert: nach der Vergessenheit. Die unerfüllbaren Wünsche athmen immer am wildesten.
Bertha besuchte er selten und nur, damit das Aufhören seiner Besuche nicht auffallen solle. Es war anders zwischen Beiden; das Gespräch stockte; die schöne Braut schied sie. Beide glaubten, die Schuld dieser drückenden Stimmung allein zu tragen, und so erkannte sein Herz das andere und dessen Leid. Im Ganzen schien die junge Frau nicht verändert; nur ihre Blässe war nicht mehr rosig, wie früher, sondern matt; bei ihrer schimmernden Haut war jedoch diese Veränderung nicht bemerkbar genug, um Aufmerksamkeit zu erregen. Daß sie bisweilen nicht aus Entmuthigung im Kampfe, aber aus Erschöpfung davon über ihren schlafenden Knaben lautlos weinte, das sah nur der alle Geheimnisse des stummen Leidens kennt – Gott.
Gräfin Lodoiska schrieb um diese Zeit an die schöne Braut: »ich kenne meine Alix nicht mehr.« Alix antwortete ihr:
»Du Geliebte, verzeihe; ich bin Deine Alix nicht mehr. Ich bin noch immer voller Liebe für Dich, aber nicht mehr Dein – selbst mein eigen nicht länger. Der mich das große Leben gelehrt, hat dafür mein besonderes an sich gezogen; da hängt es lebend und doch selig in seiner Abhängigkeit. Du trauerst, daß ich nicht länger offen sei. Liebe Lodoiska, mein Herz hat keine Heimlichkeit vor Dir; es kann nur nicht reden. Siehe, wenn die Sterne oben schweben und die Nacht feierlich ist – da schweigst Du in der Empfindung der Größe, welche aus dem All kommt. Auch über mir schweben Gestirne, und die Gegenwart ist gleich einer ahnungsvollen Nacht. Lasse mich denn auch schweigen; lebe ich, um dem Geliebten ganz anzugehören, dann kann ich Dir vielleicht einst aus der Erinnerung meine Brautseligkeit erzählen.«
Das empfand Alix; doch konnte diese einseitige Empfindung nicht anhalten. Chala ermattete in der Anspannung; das erkünstelte Glück erschöpfte ihn, und er vermochte nicht mehr den Liebenden zu spielen. Der aufmerksame Bräutigam blieb er; jede Rohheit war ihm unmöglich; immer hatte er das Geschlecht geehrt; Alix konnte daher ihr nahendes Geschick weder aus der geringsten Unfreundlichkeit, noch aus der leisesten Vernachlässigung erkennen, um so mehr, da Chala immer noch die redlichste Absicht hatte, Alix glücklich zu machen. Aber seine Huldigungen glichen künstlichen Blumen, an denen der Duft fehlte, und Alix, aus deren Seele unaufhörlich der lebendigste Duft aufquoll, mußte zuletzt diesen Mangel empfinden. Ein beklemmendes Gefühl ergriff sie; es hatte keine Deutlichkeit und ängstigte doch ihr Herz darum nicht minder.
Das Leuchten ihres Antlitzes erlosch allmählig, ohne daß sie ihrer Betrübniß auch recht inne geworden, ohne daß ihr Entfärben gewahrt wurde. Chala sah es nicht, weil er sie nicht liebte, und Frau von der Burg hatte Bälle und Schlittenfahrten zu geben, lebende Bilder und kleine dramatische Aufführungen anzuordnen – ihr blieb kein Augenblick zur Bekümmerung um Alix. Der gute Major endlich sah immer nur das, was ihm gezeigt wurde.
Bertha allein ahnte, daß es in Alix anders geworden. Ein Jahr früher konnte sie in einem blassen Antlitz noch nicht lesen; jetzt hatte die eigene Erfahrung es sie schmerzlich gelehrt. Bertha mochte sich nur nicht eingestehen, daß es möglich sei, Alix könne ungeliebt von dem Grafen geblieben sein; es kamen dann gleich Gedanken, vor denen ihr frommes Herz bebte. Darum mühte sie sich mit der Selbstüberredung ab, Alix sei immer noch unendlich glücklich und ganz im Besitze von Chala's Liebe.
Es ist meistens fast unmöglich, zu bestimmen, wie ein Gedanke geboren wird und ungewiß und langsam durch ein Dämmerndes Labyrinth endlich zum Bewußtsein kommt.
Alix fragte eines Abends, als sie mit Bertha und Antonien etwas geschieden von der Gesellschaft saß: »Nicht wahr, der Mann muß immer mehr lieben, als die Frau?« Die Frage schickte sich gerade zu dem Gespräche.
Antonie antwortete mit ihrer gewöhnlichen eifrigen Entschiedenheit: »Das versteht sich. Er kann zehnmal mehr lieben; das ist gut – das Gegentheil hingegen ein Unglück.«
»Das meine ich nicht,« sprach Bertha. »Die Frau, die mehr liebt, kann in ihrer eigenen Liebe ein ebenso großes Glück finden, wie sie es in der Gegenliebe nur hätte finden können.«
»Da soll sie also uneigennützig sein?« fragte Antonie.
»Allerdings, und warum denn nicht? Selbstvergessenheit ist ja die höchste Möglichkeit der Aufopferung.«
»Die ist überall recht gut, ja, sogar unerhört bewunderungswürdig, nur nicht in der Liebe dem einem Manne gegenüber.«
»Wenigstens muß dann die höhere Liebe der Frau den Mann glücklich machen, nicht wahr?« fragte Alix wieder.
»Das ist schon das Allerwenigste;« meinte Antonie. »Ich begnügte mich damit nicht. Könnte es Ihnen genügen?«
»Ich dachte darüber noch nicht nach;« erwiederte Alix, mit einem leichten Ausdruck des Stolzes. Den Arzt fragte sie bald nachher: »Sagen Sie mir doch – Sie sind ja ein kluger Mann – kann die Liebe einer Frau den Mann wohl drücken?« – »Sehr leicht,« erwiederte der Arzt, »wenn sie ihn mehr liebt, als er sie.« – »Da dürfen wir also nicht auf eure Dankbarkeit rechnen?« – »Die darauf rechnen sind verloren;« sagte der ahnungslose Mann lachend.
Alix lächelte. Den übrigen Abend über schien sie gedankenvoll, aber ruhig. Auch die nächsten Wochen blieb sie so. Bertha konnte es sich nicht länger abläugnen, daß Alix nicht mehr das bräutliche Mädchen sei. Aber die junge Frau wandte ihre Gedanken fast mit Angst von diesem Brautstande ab, der so räthselhaft zu werden begann.
Der Frühling kam jetzt, und wie er alles Schlafende weckt, alles Geheime zur Erscheinung bringt und an der Natur und am Menschenherzen gleiche Macht ausübt, so rührte er auch den Grafen mit unheilsvoller Magie an. Gewaltiger, als je empfand der unglückliche junge Mann sich auf eine fürchterliche Art wieder zu Bertha getrieben. Der Kampf, den er geendet glaubte, erhob sich mit erneuerter Heftigkeit – und Chala wurde davon erschöpft, wie von schwerer Krankheit.
Alix blieb noch immer still, wie eine noch geschlossene Blüthe, in welcher der zerstörende Wurm schon nagt, ohne daß ihre duftige Lieblichkeit es ahnen läßt.
Einige Tage nach dem entschiedenen Frühlingswerden besuchte sie Bertha. Die junge Frau war dem schönen Mädchen gegenüber so unsicher, als wäre sie sich einer Schuld bewußt, und doch hatte sie an Alix das Unselige nur durch ihr Dasein gethan, ohne Willen, ohne Handeln. Auch schien Alix ganz, wie sonst gegen sie.
Dennoch war das Gespräch unterbrochen genug, bis Alix es auf den Anfang ihrer beiderseitigen Bekanntschaft brachte. Diese Erinnerung schien ihr sehr angenehm zu sein; sie sprach erschöpfend darüber. Bertha ging freundlich ein; obwohl ihr immer beklommener zu Muthe wurde. Auf einmal heftete Alix die dunklen Augen fest auf die junge Frau und fragte: »Erinnern Sie sich auch noch des Gespräches, in welchem Sie mich mittelbar warnen wollten, indem Sie mir von Chala's Ansprüchen erzählten?« – Die arme Bertha wurde ganz und gar verlegen; indessen faßte sie sich, so gut es gehen wollte. »Ich hatte da einmal den angeborenen Gedanken unsers Geschlechtes – unnütz Gutes thun zu wollen;« antwortete sie. »Sie konnten mich darauf heimlich auslachen.« – »Das that ich damals,« sagte Alix ruhig; »aber jetzt glaube ich, Sie hatten Recht.« – »Ich hatte Recht?« wiederholte Bertha, der diese Worte, von Alix zu ihr gesagt, wie unmöglich klangen. »Ja,« sprach Alix, »indem Chala so schwer glücklich zu machen scheint, daß ich fast fürchte, die Aufgabe dürfte für mich zu schwer sein.« – »Liebe Alix,« – sprach Bertha erschrocken und konnte vor verwirrenden Gedanken nichts mehr hinzusetzen. »Es ist mir noch nicht ganz Ernst,« sagte Alix, »doch es könnte Ernst werden, und in diesem Falle erstaunen Sie nicht weiter.« Sie war während dieser Worte aufgestanden, bot Bertha die Hand, sagte freundlich und ruhig guten Tag und ließ die junge Frau fast in Betäubung allein.
Alix hatte natürlich nur aus einem schon festgefaßten Entschlusse so sprechen können. Chala bemerkte jedoch am Nachmittage an ihrem Empfange nichts Ungewöhnliches; es war in der letzten Zeit häufig vorgekommen, daß sie ihm nur die Hand gereicht, und er bedurfte ja ihrer Liebe nicht, wie hätte er ihren Kuß vermissen sollen? Er saß eine Stunde lang neben ihr und las ihr vor, während sie arbeitete; dann bat sie ihn, ihr ein kleines französisches Lied zu singen, welches sie besonders liebte. Gefällig that er ihr den Willen, sang aber gedankenlos und darum nicht schön. Ein tiefer Schmerz zog, als sie das hörte, über ihre Stirn; dann wurde ihr Antlitz wieder ruhig, und sie hörte geduldig zu, bis Chala geendet. Da stand sie auf, ging zu ihm und sagte mit sanfter Stimme, in welcher nur ein ganz leises Beben hörbar war: »Lieber Carlos, wissen Sie, daß Sie Ihrer Braut dieses Liedchen zum letztenmale vorgesungen haben?«
Immer noch befangen in seiner Gedankenlosigkeit, in welcher das fremde Sie ihm wohl auffallend, aber auch unerklärlich klang, antwortete er: »Ich verstehe Dich nicht, Alix; ich kann es Dir ja gleich noch einmal singen.«
»Ich bin nur seit diesem Augenblicke nicht mehr Ihre Braut;« sagte sie langsam.
Er stand auf. Er war jetzt mit allen Gedanken in ihrer Gegenwart, aber ihre Worte blieben ihm trotzdem gleich unerklärlich und mit der höchsten Betroffenheit blickte er sie an.
Sie sagte: »Es setzt Sie in Erstaunen, daß ich das so ohne Einleitung ausspreche. Es hört sich jedoch nur wie ein plötzlicher Entschluß an – es ist ein gereifter – ich habe lange und schmerzlich nachgedacht, ehe ich ihn faßte – jetzt bin ich schon seit mehreren Tagen mit mir selbst im Klaren – wir können nicht glücklich miteinander werden, darum ist es gut, wenn wir uns trennen.«
Den Grafen durchfuhr der Gedanke, ob seine unsinnige Liebe ihm abgelauscht und ihr hinterbracht worden sei; heftig fragte er: »Werden Sie so gütig sein, mir zu sagen, aus welcher Verläumdung dieser sonderbare Entschluß entstanden ist?«
Alix blieb gehalten, wie sie seit einer Stunde gewesen war. »Eine Verläumdung wäre machtlos gegen meine Ueberzeugung gewesen, wenn ich die gehabt hätte. Der Entschluß ist mein eigener und – unerschütterlich gefaßt.« Das sagte sie langsamer, mit einem schweren Tone, aber nicht minder bestimmt. Im Gegentheil eine schmerzliche Klarheit ihres ganzen Innern trat immer deutlicher auf ihr blasses, ruhiges Antlitz heraus. Chala fühlte auf ein Mal, daß sie im Ernst spreche, und eine wilde Angst überfiel ihn, nicht weil er der Braut bedurfte, aber weil seine ganze Einsamkeit ihm noch nie so deutlich geworden war. »Alix!« schrie er schmerzlich.
»O still!« sagte sie mit einer abwehrenden Handbewegung und wandte bebend die Augen von ihm ab. »Das habe ich gewußt, daß Sie im ersten Augenblicke bitten würden, und darum schwieg ich so lange, bis ich meine ganze Kraft gesammelt hatte, bis ich ganz eins mit mir war.«
»Aber, Alix, was habe ich denn gethan?«
»Nichts, gar nichts. Sie haben mich nur nicht geliebt.«
Vernichtet, als ein Schuldiger stand er vor dem Blicke, den sie jetzt wieder auf ihn gerichtet hatte.
Ein Lächeln, bitter und traurig zugleich, bewegte ihre bleichen Lippen, als sie das Geständniß seines Schweigens empfing. »Ich hatte lange schon die Ahnung davon,« sagte sie. »Ehe ich zur Gewißheit kam, habe ich viel gelitten und gekämpft, mich gegen sie gesträubt, mich selbst belogen. Es war mir so schrecklich, diese Gewißheit, daß ich getäuscht worden sei, annehmen zu müssen – Gott konnte mir aber doch nicht davon helfen. Als ich erst überzeugt war, da entschloß ich mich auch gleich. Ich kann Sie, da Sie mich nicht lieben, nicht glücklich machen – ich würde eifersüchtig und elend sein, und so lassen Sie das Scheiden geschehen.«
»Alix, Du irrst Dich ja;« sprach er leise, mit ungewisser Stimme.
»Können Sie mir jetzt, vor Gott und Ihrem Gewissen das Wort darauf geben, daß Sie mich lieben?« fragte sie sanft.
Er schwieg. »Sehen Sie,« sagte sie fast unhörbar. Im Herzen getroffen von ihrem und seinem Geschick stand er noch immer. »Gehen Sie jetzt,« bat sie mit sinkender Kraft. »Warum diese Augenblicke verlängern?« Er hatte wie in sich zusammengesunken dagestanden, jetzt richtete er sich auf, kam zu ihr und kniete langsam, wie ermüdet vor ihr nieder. »Alix,« sprach er, »ich sagte es Dir gleich im Anfange, ich verdiene Dich nicht. Du hast Recht, daß Du Dich von mir abwendest, aber ehe ich ewigen Abschied nehme – verzeihe mir.« Alix wagte nicht, in sein Auge zu blicken, das zu ihr erhoben war. Abgewandt hörte sie ihn an; abgewandt reichte sie ihm die kalte Hand. Ehrfurchtsvoll küßte er die. »Ein einziges Wort!« bat er dann. »Gehen Sie mit Gott und zu Ihrem Glücke;« sprach sie mit fester Stimme. »Das kann nie sein;« antwortete er. Langsam stand er auf, ging nach der Thür, wandte sich zum letztenmale nach dem Mädchen um, das sein gewesen war. Alix blickte ihm nicht nach. Da verließ er das Zimmer, die Thür ging zwischen ihnen zu, und der Abschied auf immer war genommen.