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Ut olle Tiden

Folkmar Allena.

Groningen is een Edle Stadt
Daar wahnen Edelluyde binnen,
Midden in Freeslant is se gesat
Se ligt so wol en treflyche.
Folkmar Allena, dat 's so een man
Een man oock also rycke,
He reet in hogen moede
Voor Carels hooge borge:
O Carel, o Carel, gae de Freesen in de handt
So bliven dine borge wol staende!
Nimmermehr gae ick de Freesen in de handt
Schuldet oock kosten dusent live.
De Borch is wol umheer beset
Mit luyden un brun bouwede schilde,
Up Sanct Peters nacht wurt se gewunnen,
So de leve Godt sulvest wulde.
Und up de Borch wurden se alle geschlagen,
Frouw Lysa und alle ohre Kinder!
Frouw Lysa is doot, ohre Kinder sind doot,
Daer tho vele Hertogen, Graven und Heeren!
Also schal men se alle doen,
De de Freeslande gedencken tho vernederen.

Ältestes bekanntes ostfriesisches Volkslied, auf den streitbaren Häuptling zu Osterhusen und Hinte Folkmar Allena, ermordet 1415. Das Lied hat Eggerik Beninga in seiner »Chronika der Fresen« überliefert. Er läßt den Helden, der Sage nach, als Heerführer aller Friesen Karl IV. in einer blutigen Schlacht 1390 überwinden, bei der selbst die Kaiserin Elisabet umgekommen wäre. Kaiser Karl IV. ist aber bereits 1378 gestorben, Kaiserin Elisabet erst 1393.

Junker Sibo van Esens.

Idt geschach up Sunte Magnus dach,
Dat men de Hamborgers mit de van Embden vor Osterhusen sach.
Dat wurt Junker Sibo van Esens entwaer,
De dreef de Hamborgers mit de Embders van daer
Mit bussen, loede und scharpen pylen,
Daer durch makeden de Hamborgers weder nah Embden korte mylen.

1452 entsetzte Junker Sibo von Esens das von den Hamburgern und Emdern belagerte Osterhusen. »Darup een olt gedicht-sprake gemaket«, wie Beninga in seiner Chronik schreibt.

Bischof Hindrik.

Bisschup Hindrik is hyr komen kyken int Land,
Heeft te Weener en Stapelmoor de Schuiren verbrand,
Mit zyne arme Jacken.
Komt he weder in Reiderland,
Zo willen wy ohne ehme, ihm. scheren de placken.

Bischof Heinrich von Münster war der Bundesgenosse Edo Wiemkens von Jever und fiel 1494 in Reiderland ein, als Graf Edzard der Große Jever belagerte. Der Bischof wurde indes zur Rückkehr gezwungen, und es haben »de gemeene Reiders een Spreckwoort darna gedichtet.« Aus Beninga.

De Heer van der Deken.

Dar kummt de Heer van der Deken,
Verbütt jo Lachen un Spreeken,
Keen Hand to wisen,
Keen Tann to wisen!
Een Knipp in't Ohr,
Un dar noch söven Slage to!

Alter ostfriesischer Reim, der auf die harten Maßnahmen der Dekane im 13. Jahrhundert gemünzt sein soll. (?) (Ostfr. Monatsblatt 1879.)

Grave Edsard wil onse troost syn.

Christus is upgestande,
Herr Vyth moet nu uth dussen Lande.
Des willen wy alle froh syn,
Grave Edsard wil onse troost syn
    Kyrie eleison!

Als Graf Edzard der Große 1500 Groningen von der Belagerung des Herzogs Albrecht von Sachsen und dessen Heerführer Veit von Drakesdorf befreite, hat man bei seinem Einzug in die Stadt dieses Lied in der Weise des alten Ostergesanges gesungen. Aus Beninga.

Lied der Landsknechte.

De Grave van Oldenborch in de Mey
Christoffer van Jever in den Kley
Hero Omken in den Boenen
Grave Edsardt wil idt juw hierna noch loenen.

Reim der Landsknechte des Grafen Edzards des Großen auf seine Widersacher, um 1514. Aus Beninga.

Aus Eggerik Beningas Epitaphium des Grafen Edzard des Großen.
(Schlußverse.)

Als nu Graf Edsard anquemen sine olde dagen
Dor heft he stedes de salicheit in sinen herten seer hooch bewagen
Und sunderlich, sobalde Martinus Lutherus mit der hilligen schrift hervor is gekamen
Do heft Graf Edsard ock torstundt de Bibel vor sick genamen.
He heft daer in gelesen dach und nacht
Und den willen sines Heeren in sinen herten seer wol betracht.
Oock heft he verwurpen alle menschen droemen, upsettinge und lehr
Dar in he in siner jogent was forwickelt sehr,
Und heft mit der tyd des Pawstes insettinge gemercket,
Godt heft ohne door den Hilligen Geest gestercket.
He leet oock in sine Graveschup predicken Godes reine woord
In synen gantschen lande an allen oort
Tho trots allen halsstarrigen Christen
Und tegen alle weder Christen.
He is oock in synen jungen jaren
Van Venedien nae Jerusalem aver dat meer gefaren,
Dardurch he was gekamen in grooter noot
Tho Jerusalem, daer Christus voor uns heft geleeden den bitteren doot.
He is oock gewest temelick wol geleert,
Van allen hogen und nederen stande wurt he geeert.
He wurd oock van eenen ideren also grot gepresen,
Dat synes gelyckens in Oostfreeslant nicht sint gewesen,
Sunderlich de so vele menliche daden in Freeslant heft gedaen,
So lange Oostfreeslant under eenen Heren heft gestaen,
Syne underdanen geregeert mit wysheit und se beschermet mit geweldiger handt
Tho wolfart und profyt van ganz Oostfreeslant.
Als men darna 1528 heft geschreven
Do heft Grave Edsart sine zeele aver in de handen des Heeren gegeven
Als he de Graveschup Oostfreeslant regeert hadde 37 jaer,
Dat syn gantz older 66 is gewest vorwaer.
Ick Pasquillus schulde dit wol wat in beter gestalt hebben gesettet,
So ick nicht mit ander dingen und gescheften were belettet.
Darumme ick dan de Freeslande ben door getagen
Mit neersticheit alle dusse gescheende dingen in warheit tho befragen
Und hebbe se hier kortelick gesettet in rymes gestalt,
Up dat men de menliche daden Grave Edsards in frischer gedechtnisse halt.
De Almechtige wil den Oostfreesen de genade geven
Dat se sodanen Heren in Oostfreeslant weder mogen beleven.
Dat sulvige geschee in den name des Heeren.
De gantze gemeent in Oostfreeslant ryck und arm scholen nicht anders begeeren.

Die ganze Reimchronik, Leben und Taten Edzards des Großen behandelnd, umfaßt etwa 700 Verse und ist abgedruckt in Harkenrohts Ausgabe der Beningaschen Chronik S. 623-646. (Siehe Einleitung.)

Spottlied auf die Groninger.

Wilt jo nich anders geschehen
So willen wy unse segel noch eenmal uptehen.
Wy hebbent mit den 4. Bisschuppen van Utrecht versocht,
Dat muchten wy wol erste anders hebben bedocht.
Grave Edsard verlosede uns ock van de Sassen,
Do wy in der Stadt nicht vele hadden tho brassen
Wy weren Grave Edsard und de Bisschuppen alle mit lofte und eede verplicht,
De segel und de breffe dar up gemaket legen dat nicht
De in dussen huedigen dach noch sint vorhanden
Unseren kinderen tho groten schanden.
Noch hebben wy Carel Hertoch geschwaren vor unsen Heeren,
Wy willen nu thom sevenden mael de hueke na den wind keeren
An Heer Jürgen Schenck den stridbaren man
Willen wy verhoren laten, wat trost he uns geven kan.
Konen wy em den beswycken
So schall he by nachte wegen des Hueses van Burgundien in onse Stadt schlycken.

Aus Beningas Chronik. Anspielung auf die zur Unterwürfigkeit unter die verschiedensten Machthaber stets bereiten Groninger. Um 1536.

Eggerik Beninga wider die Trunksucht und Prunksucht in Ostfriesland (1543).

Hadde wy in Christo alle enen Geloven,
Dat gemene Nütte und beste vor Ogen,
Goede Vrede und eyn recht Gerichte,
Ene Mate, Elle und Gewichte,
Bruckeden de olde Münte und goet Gelt,
Soe stunde yd wol in aller Welt.
Want wy uns den hylden nae der olden Sede,
Dat brachte uns vel Gelückes mede.
Und wolden gedencken vort,
Dat Freslant dorch syden Doeken und Engelsche Lappen
In Schaden kamen sulde dorch Krich unde Hamborger Tappen Bier.
Soe heft ock eyn redlick Man den Grundt
Dat wt Overflodicheyt alle Boesheit kumpt,
Wanner wy dan ock leten unse Pralen
Und sochten den Drunck nicht wt Kannen, Krosen und Schalen.
Wulde wy dar man van afflaten
Dat schulde hyr goet doen allen Staten
Wente doe se yn Freslant so nicht lepen nae den Kroech,
Doe hadde eyn yderman Geldes und Goedes genoech.
Bedrechlicke Kopenschup Woecker wat des mer is to handen
Wort van den olden nicht gehört yn dussen Landen
Waer to wyl dyn gripen und grabben baten
So wy dat hir jo alle moten laten,
He sy Kayser, Konink, Vürste, Grave, alle gelicke,
De Here neme unse Sele yn syn ewige Rycke!

Die ersten 6 Verse dieses Gedichtes finden sich auch auf dem Titelblatt einer Handschrift des Landrechtes, von einem Subprior 1559 im Kloster zu Sielmönken niedergeschrieben, und mit dem Zusatz:

Gy Richter in desser Weltt
Gevet juve Seele und Eer niet um Geltt.

Auch die folgenden »Reimsprüche zur Vermahnung der Richter« zeigen die gleichen Anfangsverse.

Rymsproeke to vermaninge der Richteren.

Hadden wy alle einen Geloven
Godt und den gemeinen Nütte vor ogen
Goeden frede vnde ein Recht Gerichte,
Eine elle, mate vnde Gewichte,
Eine munte vnde goet geltt
So stunde idt woll in aller welt.

Ghy Richteren, gedencket ahn Juwer Plicht
Vnde radet, dat einem Jederen man Recht geschicht
Fruchtett Godtt vnnde syne Gerichtt.
O ghy Richteren in deser Weldtt
Juwe Siele vnde Eere geuet nicht vm geltt
Gedencket alltytt der lesten Dinnge
So wertt ghy Recht doen gar geringe
Richte ghy nha deses boeckes Beger
Daermede beware ghy lyff, goett, Siele vnd Eer.

Van falschen Richteren werden wy geleert:
Nemett geltt vann denn Armen all Vnbesweert.

Tassche, watt wultu geuenn my?
So wertt myn Oordehll genedig Dy.
Tassche, wultu lennger leuenn
So mustu mynen Heren gelt geuenn.

Tho Landt vnnd Water rouet mann seer,
Noch rouenn taschenn Richter veele meer.

Aus einer Papierhandschrift des 16. Jahrhunderts in der landschaftlichen Bibliothek zu Aurich. Deiter, Niederdeutsches Jahrbuch 1882.

De grimmige Marß.

De Frede mit Glimp und Ehren kann werven,
Lathe Lande und Lüde nicht verderven.
Frede is beter den Sulver und Goldt,
Ein weiß Man is keiner Vehde holdt
Die Gottesdienst wert dardorch nedder gelegt
Schwiegen moth dat natürlik und schreven recht
Gewunnen Gut wert in Vehde verteert,
Wat göttlich und recht is, gewendet und verkert.
De Werckstätte werden geschlaten und togedan,
De Ploch moth rauwen und stille stahn,
De Kopman moth früchten der Fiende Handt,
He reise to Water edder to Landt,
De Jungen mit den Olden werden geschlagen doot,
Mennichfoldig is der Jünfern und Frowen Noth.
O wat werden der Wetwen und Wesen so vell,
War de grimmige Marß föret dat Spell.
Dat werden Fürsten und Herrn wol bedenken
Und ere Rathschlege na Frede lencken.

Aus »Hieronymi Grestii Wittmunder und Esensche Chronica« 1555. Eine Reimchronik in 941 Versen, die Zeit von 1429-1539 umfassend. Grestius, von Geburt Westfale, war Prediger zu Esens und Lehrer des Grafen Johann von Rittberg, dem er auch seine Chronik widmete.

Eyn Denckzedel der Kloster in Vreßlandt.

Weiln alst lopt under und over, up un neder,
Sol sunst Kindt und Kindes Kindt niet weten weder
Wat, wovele Kloster, und war sie gebleven
Die ehre vorvadern tot ehren Godes gegeven.
Offt wol sulckes domalß unrechtlich ist geschen
So kan ick doch in geinen wegen besehn,
Dat sie to betern gebruck werden angelecht,
Unnuttelik vertert es die Here met dem Knecht,
Mengen dat geistliche mit der weltliche Guet
Nicht denckende, dat het eine dat ander verslinden doet.

(Folgt Aufzeichnung der Klöster.)

Man schol der armen Schat so nit verteeren mit pracht
Und tot seinen eignen nutte alle Kloster und Kercken gutten to sick rieten
Alß ein roff: Met Perden, Hunden und Jegers vernieten
Die doch nit gestiffet sint van den Graven
Dan sein der gemeynen und armen underthanen gaven
Die sie ock pillix widerumb tom gemeynen nutz gnieten
Und sick dessen ock niemantz scholde laten verdrieten.
Hierumb to bidden undt to raden mit allen flyt
So wurdt Godt geven den Graven und Landt gluck al tydt. Amen.

Die Landen so diese Kloster und Meyerhoven gehabt hebben, sein by der Olden Freesen tyden gerekent worden up 50 000 grasen of demten, alles tor behoeff der Armen undt Geistlichen – wadt is idt nu?

Harkenroht gibt dies Verzeichnis der Klöster Ostfrieslands am Schluß seiner »Oorsprongkelykheden« (1731) nach einer alten, ihm in Appingadam verehrten Schrift, ohne den Namen des Verfassers.

Dat Störtebeker-Leed.

Störtebeker un Godeke Micheel
De roveden beide tho gliken deel
Tho water und tho Lande,
So lange dat idt Gott vom Hemmel verdroth.
Do mosten se liden grote schande.

Nur in diesem kleinen Bruchstück ist uns das alte Volkslied in seiner ursprünglichen Form erhalten, das die Taten der beiden Seeräuber Klaus Störtebeker und Godeke Michael, die auch an der ostfriesischen Küste, besonders zu Marienhafe, ihre Schlupfwinkel hatten, schildert. Um ihrem Unwesen ein Ende zu machen, rüsteten die Hamburger eine starke Flotte aus und fingen im Jahre 1402 die Seeräuber ein, um ihnen dann kurzen Prozeß zu machen. Das Störtebeker-Lied, ursprünglich in niederdeutscher Fassung, hat Jahrhunderte hindurch im Volksmunde gelebt, auch in Ostfriesland. Indes ist es unwahrscheinlich, daß es hier entstanden. Hamburg ist wohl der Ursprungsort des Gedichtes, das dann im 15. Jahrhundert durch die Hansa an der ganzen norddeutschen Küste verbreitet wurde.

Obige Anfangsverse des Liedes sind in Ostfriesland wieder entdeckt, und zwar in einem Liede auf den Überfall Aurichs durch die Emder im Jahre 1609, das eine Parodie auf das Störtebeker-Lied, damals also wohl sehr bekannt und beliebt, darstellt und weiter hinten mitgeteilt ist.

W. Lüpkes hat das Störtebeker-Lied ins Plattdeutsche zurück gedichtet und mit Erläuterungen im Ostfr. Monatsblatt 1884 veröffentlicht. Mit gütiger Erlaubnis des Verfassers sei es hier abgedruckt:

Störtebeker un Gütje Mecheel
De roofden beide glikedeel
To Water un ok to Lande,
Bit dat et Got in Hemel verdroot:
Do wuren se bol to Schande.

Un wat se roofden bi Nacht un Dag,
Dat broggen se na Marjenhav;
Dor was 'n faste Toren:
Se reten un spleten as twe wilde Deeren
Hambörger Tappen drunken se geren.

Störtebeker de sprak altohand:
»De Nordsee is mi wolbekant,
Dat wil ick uns wol halen:
De rike Hambörger Kooplü,
De sölen unse Gelag betalen.«

Se scheepden ostwarts langs de Diek:
»Hambörg, Hambörg, do dien Fliet,
An uns kanst du nix winnen;
Wat wi nu bi di willen doon,
Dat wil wi bol beginnen.«

Dat hörde wol 'n (riske) Bad,
De ging nich lank mit sük to Rad:
He kwam na Hambörg gelopen,
He froog na de olste Börgmester sien Huus,
De Rad fun he to hopen.

»Ji leeve Heren al dör Got,
Holt disse Böskup nich vör Spot,
De ik jo wil mitdelen:
De Fejand ligt jo dichte bi,
De kön ji nu vernelen.

De Fejand liggt jo hart vör de Dör,
Nu hebb ji edele Heren de Kör –
Se liggen dor an de Strande:
Laat ji hör weer in Freden trekken,
Dan hebb ji Hambörger Schande.«

De olste Börgmester, de sprak altohand:
»Goot Fründskup, du bist uns unbekannt,
Wat kannst du vör Sekerheit beden?«
»Wat ik jo vör Sekerheit beden kann,
Dat sünd mien traue Eden.

Ji sölen mi setten up 't Vör-Kasteel,
Dor wi ick jo helpen no mien Deel,
Wen de Fejand kumt angelopen,
Un see ji dan Bedrog an mi,
Dan mög ji mi versupen.«

De Heren van Hambörg trukken ut,
Se gungen an Boort wol mit de Floot:
Hör Schepen mussen mennigmal kraken,
Wol an de harte Banken;
Vör Daak se feelden de Baken.

Doch 't Süntje brak de Daak bol dör
Un klor un klorer wur dat Weer,
Do mussen de Rovers verdarven;
Bol kregen se de Fejand in 't Sicht:
Störtebeker un Gütje Mecheel de mussen starven.

Se harren 'n Holk mit Wien wol nomen,
Dor wassen se mit up de Weser komen,
De Koopman dor to Schaden,
Se wullen dormit na Flandern gaan:
Hör Leven mussen se laten.

»Holt up, Gesellen, un drinkt nich mee,
Dor lopen dre Schepen in de See,
Bemant mit Hambörger Knechten:
Wen de uns kamen an Schipsboort,
Den moot wi wakker fechten.«

Se broggen Büssen un Pielen heruut,
Se schoten wol mit Loot un Kruut,
Dat 't wiet un siet het klungen:
Do is so mennig stolte Held
Sien Hart in Stükken sprungen.

Se slogen sück bi Dag un Nacht,
Nich enden wul de wilde Slacht.
Hambörg, stür du dien beste Schepen,
De Rovers striden bit up 't Bloot,
Se weten, dat Richtmest ist slepen.

De »bunte Koh van Flandern« kvam,
So bol as se de Saak vernam
Wol mit hör starke Hörens.
Se strikt so stolt dör de bruskende See,
De Holk wul se verstören.

De Kaptein sprak to sien Stürman:
»Drief du dat Roor tegen Stürboort an,
Wi willen de Holk uns winnen;
Dat wi terbreeken sien Vör-Kasteel,
Darup lat uns nu sinnen.«

Se terbrakken hum sien Vör-Kasteel,
»O weh!« sprak do Gütje Mecheel,
»Nu is unse Saak verraden,
Wi moten striden um unse Lief,
't mag uns schaden nu of baden.«

Störtebeker de sprak altohand:
»Ji Heren van Hambörg, doot uns geen Schand:
Wi willen jo unse Goot geven,
Wen ji dör Eed versekert bloot,
To laten uns dat junkfriske Leven.«

»Ja wol« sprak Simon von Utrecht,
»Gevt jo gefangen na Kriegsrecht,
Laat jo dat nich verdreten:
Heb ji de Koopman geen Schaden daan,
Dann mög ji jo Unschuld geneten.«

Un as se an de Richtplaats kwammen,
Völ goots se even nich vernammen:
Koppen stunnen dor up de Staken.
»Ji Heren, dat sünd unse Mitkumpans«
Het Störtebeker do spraken.

Se wurren to Hambörg nu inhafteert
Un eene Nacht mit Broot un Water erneert,
Dan müssens hör Leven verleren.
Hör modig Starven wur beklagt
Van Frauen un van Derens.

»Ji Heren van Hambörg, wi hebben een Beed,
De mög ji uns verseggen neet,
Un deit jo ok geen Quade:
Dat wi düren den Tranenbarg
Bestigen in uns beste Gewande.«

De Heren van Hambörg deden hör de Eer,
Se bestelden wol Pipen un Trummeln vör hör,
De muggen wol meer begeren,
Dat se weer kunnen in Freheit wesen
Un doon hör Holk mit Wien verteren.

De Scharprichter de heed Rosenfeld,
De haude so mennig stolte Held
Mit sien junkfrisk Gemote:
He stunn mit de hooggesnörte Scho
Bit an de Enkels in rodern Blote.

Hambörg, Hambörg, ik geef di de Pries,
De Seerovers wassen nich so wies:
Um dienetwillen mussen se starven:
Nu magst du 'n goldene Krone dragen,
De Rovers hör Geld un Goot arven.

Der alte Hamborger Stortebeker

verendert vnd auff die Jungst zu Aurich begangene Landtfriedtbruchige
thadt gezogen.

Störtebeker und Godeke Micheel
De Roueden beide tho geliken deel
Tho water vnde tho lande
So lange dat idt Gott vom hemmel verdroth
Do mosten se liden grote schande.

Euen also vnd mit gelikem pries
Hebben de Fresen recht up rouers wies
Bestolen ehren eigenen Heren
Tho Aurigk vpm huese vnd in der Statt,
Tho ewigen schanden vnd vnehren.

Se wern ehrn Heren mit schulden hoch verplicht,
De se in vel Jaren betalen konden nicht
Do lepen se als dulle hunden
Van Embden na Nurich vor de Port
Dar se keine viende funden.

Roueden aldar vnd drogen alle wech
Nichts waß tho schwar, licht noch so schlecht
Se stolent alle mit schanden
Ihres Heren dener schlogen noch dar tho
Vnd nehmen de Räthe gefangen.

Dat hebben all gedaen des landes Collectorn
De dar den gemeinen Man verleiden vnd verfören,
Vnd bringen in verderf vnd noden,
Se werden ock geschunden bes vp den gradt
Van ehren eigenen Ludenn.

Wiltu nu wethen duße Rouers quaet
De dar bedriven duße bose daet,
Ick sall se dy alle vertellen
Wo se schinden vnd schauen dat gantze landt
Mit allen ehren gesellen.

Schwer van Dehlen vnd Jost Grimersum
Schotto van Vphues vnd Enno van Midlum
Dusse vehr sint vth dem Adel
Vnd so se noch schinden vmmer so vorth
So maken se vns gahr tho Schlauen.
Vbbo Remetz vnd Focke Crumminga,
Heinrich Fuers vnd Otto Loringa,
Dusse vehr sint vth den Stetten
Darbey finden sick der bueren acht
Darunter sint twe gecken.
Vbbo Folrichs, vnd Hero Brienna
Wileff Circks vnd Hero Vnkenna
Dat sint vehr lose bouenn,
Darbey gehoeret der Hellebrandt
Dartho ock Hewe Vden.
Darnegst so folgen de beide Narren ock
Wo de dar springen vnd dantzen mit gefoeg,
Sualrich Schatteborgen,
Mit einem oge, vnd Luwert Claeß,
Den Narren holt de verborgen.
Recht twemal achte, Sestein euen sint
Legge dar noch twe by vnd rekene dan tom endt,
So heffstu der bouen achteine
Reinoldt Reiners einer ist daruan
Geck Gerdes ock Violeine.

Mercke doch recht du Junge Fresenkindt,
Ist nicht din Vader gewesen dull vnd blint,
De duße bouen hefft erkoren
Tho Schatten tho schinden dat gantze landt
Verdrucken ock die Armen.

Mishelligkeiten zwischen dem Grafen Enno und den Emdern erreichten ihren Höhepunkt im Jahre 1609, wo Magistrat und Bürgerschaft der Stadt Emden dem Grafen ohne Weiteres den Gehorsam gekündigt hatten. Als am 11. September in Aurich ein Landtag abgehalten werden sollte, um dem Grafen die Unterstützung seiner getreuen Untertanen zu sichern, rückten tags zuvor 600 Mann von der Emder Besatzung unter dem Hauptmann Hermann Wessels nach Aurich aus, nahmen die schwach beschützte Stadt ein und plünderten und raubten nach Herzenslust.

Hauptsächlich im Schloß und in den Häusern der gräflichen Beamten, wie des Kanzlers Franzius, wurde böse gehaust; einige angesehene Adlige führte man sogar als Gefangene nach Emden ab. Die Prinzessin Agnes von Holstein-Gottorp, eine Schwester der Gemahlin des Grafen Enno, die in Aurich zum Besuch weilte, gab ihren Verlust an Kleidung, Silber und Kleinodien auf 15 000 Taler an. Sie erhielt später von ihrem geraubten Eigentum das Meiste zurück und wurde für den Rest mit 4500 Taler von Emden abgefunden. Hauptmann Wessels zog dann noch nach Greetsiel und nahm die gräfliche Stammburg ein. Ihm wurde später vom Emder Magistrat der Prozeß gemacht, weil er seine Befugnisse überschritten und die »Hitze« seiner Soldaten nicht zu bändigen vermocht hatte.

Auf diesen gerade nicht sehr rühmlichen Raubzug bezieht sich obiges Gedicht, das in einer anonymen Emder »Apologia« erhalten (Stadtbibliothek zu Hamburg) und noch besonders dadurch interessant ist, weil es uns die alte niederdeutsche Fassung des Störtebeker-Liedes, allerdings nur dessen erste Strophe, überliefert hat. (Vgl. das vorhergehende Störtebeker-Lied.)

Aus alten Prophezeiungen über Ostfriesland.

1. Aus »Ein korte Propheceijung van Oistfrieszland, so ehrmals binnen Embden in't olde kloster is gefunden un van ein Monningh gemaket.« (Mitte des 16. Jahrhunderts.)

Wenn de ostfrieszen werden hebben over er landt Twee Heeren,
So werdt de drudde des nahmens Enno nicht regeeren;
Darumb werden Se kahmen mit truren
Alsz Unland werdt tho Landt
End guet Landt tho schandt,
Alsz de Floden werden groot
Und de Dijke schwack und bloot,
Alsz Unman tho Man wordt
Un jedermann veel klagens hort,
Alsz de Huerluiden und Arveszman
Ehre Freiheit nich langer holden kan,
Alsz de Heeren Voll werden
Und de frembde geleerden werden,
Wente se raden
Van velen quaden,
Alsdan scholen wij arme Friesen
Uns Frijheit gantz verlieszen,
Daerna scholen frembde Heeren
Unsen Landt regeeren,
Alsz nun dit is gescheen
So werdt man den ende sehn,
O, gij Oistfrieszen mogen wol truren,
De feste Heer werdt Ju er nicht regeeren.

2. Aus späterer Zeit:

Ins, wenn der ut Noorden 'n Störmwind weit,
Wenn der nargends geen Gelück un geen Segen mehr bleit,
Wenn up't Weitenfeld Unkruut un Stikebuß greit,
Wenn de Dagen verdüstert un grauelk de Nachten,
Wenn bi't beden un bedeln de Lütjen verschmachten
Un de Grooten geen God un geen Rechten mehr achten –
Wenn ji van Dürdom hören, van Kriegen un Schlachten,
Wenn ji niks mehr verwachten
As de Früchten un Lohn van ju Warken un Krachten –
Denn kummt het mit Macht, wor ji na süchten un schmachten!
    Wenn't Unkruut eerst meit is,
    Wenn't neie Landt eid't is
    Un't Weitenkoorn seit is –
Wenn der Wagens henrullen, war de Wulgen nu stromen,
Wenn de isdern Kerels van't Rathuus ofkomen!
Denn hoopt! want – de golden Tiden komen!

Aus der Mansfelder Zeit.

De Mansfelder ett nu geen Zückerbankett,
He mag nu wal Strunken sünder Fett.

Volksreim aus der Mansfelder Zeit, als nach den Raubzügen des Grafen Mansfeld und seiner Horden um 1620 eine große Hungersnot in Ostfriesland ausbrach, wozu noch Pest und andere Seuchen kamen.

Buhske di Remmer.

Buhske di Remmer, di lohse mohn, di lohse mohn,
Di frihde zyn wuff woll soggen jehre, woll soggen jehr,
Uhn do di soggen jehr umme wehren, noch frihde hye, noch frihde hye.

Buhske di Remmer, du lohse mohn, du lohse fogs,
Om dinet willen zo kuhm ick hade, zo kuhm ick hade,
Krieg ick van dyner hauhn trowe nat, zo sterf ick doude, zo sterf ick doude.

Di hahne woll oppe den ricke satt, juh krehde dehr fon.
Noch kuhm Buhske di Remmer, di lohse mohn, di lohse fogs,
En frihde zyn wuff woll soggen jehre, met groote fiere, met groote fiere.

Di oghse woll oppe die stalle staun, ju bölckte dar fon:
Om dynetwillen zo kuhm ick hade, zo kuhm ick hade;
Krieg ick van dyner hauhn trowe nat, zo sterf ick doude, zo sterf ick doude.

Di katte woll oppe di önnecke sat, ju maude der fon.
Noch quid Buhske di Remmer, di lohse mohn, di lohse fogs:
Om dinetwillen zo kuhm ick hade, zo kuhm ick hade.

Di huhne woll oppe di schinne stuntz, juh bilde der fon:
Om dinetwillen zo kuhm ick hade, zo kuhm ick hade,
Krieg ick van dyner hauhn trowe nat, zo sterf ick doude, zo sterf ick doude.

Die duhfe woll uppe den bocke sat, ha, hu, hu, ha,
Noch kuhm Buhske di Kemmer, di lohse mohn, die lohse fogs
Uhu quid: om dinet willen zo kuhm ick hade, zo kuhm ick hade.

Heer Buhske di Remmer, du lohse mohn, du lohse fogs
Du hast my bedroggen, du hast my vorloggen, du lohse oghs,
Krieg ick van dyner hauhn trowe nat, zo sterf ick doude, zo sterf ick doude.

Alter Hirtengesang oder ein Tanzlied aus dem 17. Jahrhundert und früher, in dieser Form, stark durchsetzt mit Resten der altfriesischen Sprache, von Joh. Cadovius Müller, Pastor zu Stedesdorf, in seinem Memoriale linguae Frisicae vom Jahre 1691 uns überliefert (näheres s. Einleitung.) Er gibt zu dem Liede folgende Erklärungen:

Argument öfer dait ohlde freeske Hardergesong:

Buhske di Remmer, ein Oistfrisischer Gesell oder Bawersknecht, welcher mehr Lust zu dem Buhlen, alsz ehelichem Stande hatte, beredet eine junge Dirne und helt sie sieben Jahr auf mit der süßen Hoffnung, dasz er sie ehelichen wolte; wie sie aber siehet, das alle Hoffnung in den Brunnen fallen und auf eine nulla auslauffen will, strenget sie ihm hart an umb Versicherung der Ehe; und da sie nichts mehr von ihm erhalten kan, alsz wasz sie in den sieben Jahren genossen, beklaget sie sich sehr seiner Untrew und führet als eine Bawerinne artig ein dasz Mittleiden der unvernünfftigen Thiere, so sie mit dieser vermeineten Braut getragen, und wie sie gleichsam alle über die Falsch- und Boszheit desz Buhske di Remmer geklaget haben, so oft er zu seiner vermeineten Braud eingegangen, dasz es wegen der materia nicht unbillig vor ein bucolicon Frisicum passieren kan. Ob es aber nicht mit einer Virgilianischen Fehder und stylo übereinkomt, ist doch solches den alten Frisen gahr nicht zu verdencken, weil sie mehr von ihrem Spiesz (Pattstock) und Schwerd (zachs) als der Feder oder Studien hielten. Ich habe nichts wollen dran ändern wehder an der melodia, noch metra, damit ich ihm sein altes Kleid, worinnen es am besten kennbahr, nicht mit der à la mode verwechseln möchte, sondern es verbo tenus gesetzt, wie es mier ist dictiret worden. Es sollen zwar noch etliche Strophen mehr sein, so zu diesem Hirtenliede gehören, weil ich aber Niehmand antreffen können, der es gründlich gantz gewust, so habe ich's soweit hierher gesetzt, alsz ich es erfahren können. Weilen auch die alten Frisen ihren Tantz nach diesem Lied, als ihr eintziges proprium, eingerichtet mit sonderlicher Hurtigkeit, (wie ich in der Vorrede erwehnet) als habe ich ihr eigene alte melodiam, wie sie von der ersten Gebuhrt dieses Liedes gewesen ist, unverändert hierhergesetzet, worbei zu erinnern, dasz sie im Tantz bei dem langsahmen Auszgang des Liedes ihre vornehmste Posituren machten und darmit den langsahmen und traurigen Ausgang ersetzeten.

Mehr eigene Frisische Lieder, alsz dieses, habe ich nicht erfahren können, und so etwa mehr sein, wird man in der Nachforschung befinden, dasz es entweder versiones von den alten niehdersächsischen Liedern sein oder zum wenigsten imitationes nach dem metro dieses Buhske di Remmer etc. eingerichtet und von viel jünger historia.

Wie alt aber eigentlich dieses Lied sei und von wem es eigentlich gemacht, hat Niehmand mier berichten können, ohne dasz es von allen ohne einige Wiederrede vor dasz erste und elteste Oistfrisische Lied gehalten wird, und scheinet solches woll an der uhralten schlechten Poesei, und bleibet dieses Lied so lang dasz eintzige Frisische bucolicon, bisz sich mehr angeben, die ihm die praecedence disputiren oder seiner Bruderschafft begehren.«

In der »gemeinen Vorrede« seines Memoriale bemerkt Cadovius Müller folgendes über die Art des Tanzes:

»So haben die alten Oistfrisen nach diesem eintzigen Lied ihren eintzigen und eigenen Oistfrisischen Tantz gehabt, welcher mit vier Personen alsz zween Mans und zwo Frawen oder Jungfrawen ist getantzet worden und zwar nach dem Tact, darbey sie gahr sonderbare actiones und Bewegung desz Leibes, der Armen, Händen, Beynen, Kopffs und aller Glieder hatten und machten. Welcher Tantz dehro halben schwer wahr und itzo mit der alten Sprache seinen Abtritt genommen und sich schier zur Ruhe niehdergelegt (weil gahr wenige gefunden, die ihn nach der alten Weise mehr tantzen können), den alten offt erhaltenen Schweisz wieder eintrucknen zu lassen. Man konte aber ausz diesem schweren Tantze die Agilität und Hurtigkeit der Frisen sehen, die ihre Glieder nach den geschwinden und langsahmen Tact (ohn Unterweisung eines Francoisischen Tantzmeister) meisterlich bewegen konten, wie sie nuhr selbst gewolt, und musten die Weibesbilder gleiche Posituren mit den Männern machen und mit gleichen Minen ihnen alles nachthun. Sie schlugen aber in dem Tantzen mit den Händen zusammen, bald forn, bald hinten auf den Rücken, bald zwischen den Beynen wechsellweise, welches alles die Weibesbilder mitthun und nachmachen musten; welches, wie ichs den einsten gesehen, mier zwar lächerlich, doch nicht ungeschicket vorkam.«

Die Melodie, die Cadovius Müller gleichfalls aufgezeichnet hat, ist in Bearbeitung von J. K. Richter bei Leendertz in Leer erschienen.

Im Ostfr. Monatsblatt 1879 gibt C. Buhler folgende plattdeutsche Übersetzung des Buhske di Remmer:

Remmer de Buhske, de quade Mann, de quade Mann,
De freede sin Wief woll söven Jahr, woll söven Jahr,
Un do de söven Jahr umme weeren
Noch freede he, noch freede hee.

Remmer de Buhske, du quade Mann, du quade Voss
Um dinetwillen so kam ick her
Krieg ick van din Hand Tröe neet
Denn starf ick dood!

De Hahn woll up de Ricke satt
He krei dervan!
Noch kwem Remmer de Buhske,
De quade Mann, de quade Voss
Un freede sin Wief woll söven Jahr
Mit groote Fiert.

De Oß woll up de Stalle stunn
He böllk dervan
Um dinetwillen usw.

De Katt woll up de Avend satt
He maude dervan.
Noch sprok Remmer de Buhske,
De quade Mann, de quade Voss,
Um dinetwillen so kam ick her.

De Hund woll up de Schüre stunn
He blaffte darvan
Um dinetwillen usw.

De Duf woll up de Bucke satt
Ha hu, hu ha!
Noch kwem usw. Un sprok: Um dinetwillen usw.

Hör Remmer du Buhske, du quade Mann,
Du quade Voß!
Du heft mi bedragen,
Du heft mi verlagen, du quade Oss
Krieg ick van din Hand Tröe neet,
Denn starf ick dood.

Aus dem »Appelkrieg«.

Den Vürsten will wy vangen,
De Commissie will wy hangen,
De Cantzler up dat Rad –
So hebben wy Oostvreesland platt.

Kriet, Cramer, kriet
Norden büst du quiet
Hage hest du lage lägen
Grimersum hest du blaue Bohnen krägen.
Kriet, Cramer, kriet.

1722 führten die Streitigkeiten zwischen dem Fürsten Georg Albrecht und den Ständen, deren Haupt der Baron v. d. Appelle zu Midlum war, zu blutigen Zusammenstößen. Cramer war ständischer Kapitän, der nach Grimersum flüchten mußte, nachdem er bei Hage eine Niederlage erlitten hatte.

Up dit Boek.

In dit Boek, Landslü, koen ji dütlik seen,
Wo't hyr int Land vör dusser tydt is weesen.
Ock koen ji groten Twist un Tweedragt leesen,
De tusken Edel, Buer un Borger is gescheen.
Wat heft 't hoer hulpen? niks. Den alle de dat deen
Sunt nu al doot. Dog deent dit uns too Lehr,
Dat wy sunt vreedig under een, un God de Eer
Van alles geven, up dat he doch laate scheen,
Dat Gluk un Voerspoet stedes by uns wane
Un uns den Vreden weg ock jummer bane,
    Giff Vrede Heer! Ik wunsk nich meer.

Geleitwort Harkenroht's zu seiner Ausgabe der Eggerik Beninga'schen Chronik, Emden 1723.

Inschriften.

Maria bin ick geheeten
De Gemeene van Wiesede heeft my laten geeten.
Help Gott uet aller Noht
Gherd Klinge de my gegoten hatt
Gott gheve siner sele rat.

                   Anno 1400.

Auf einer Glocke zu Wiesede.

Es ist die älteste derjenigen Glocken in Ostfriesland, die von dem berühmten Glockengießer Gherd Klinge gegossen sind, von denen noch mehrere aus der Zeit von 1400-1469, mit ähnlichen Inschriften versehen, vorhanden sind. Die älteste uns bekannte Glocke Ostfrieslands befand sich in Ochtersum; sie trug die Jahreszahl 1274 und wurde 1813 umgegossen.

Help got uet aller noet,
Got gheve siner Seele rat,
De mi so vol gegoten haet,
Ghert Klinge is he genant.

Auf einer Glocke zu Wiegboldsbur vom Jahre 1427.

Men sal mi alle vridaghe luden
Dat sal uns de passie beduden,
Dat Christus leed op den vridag den doet
Des help ons got uet aller noet.

Auf einer Glocke zu Uttum vom Jahre 1462.

Dehme ick de leste Uhr do schlagen,
Ach Gott, redde den uet alle Plagen.

Auf einer Glocke zu Marienhafe vom Jahre 1619.

De Paus seggt, ik wil hebben min terbut perfors,
De Kaiser seggt, ik wil hebben min Tinst perfors,
De Prehster seggt, ik wil net geven,
De Bedeler seggt, ik kan neet geven,
De Bur de seggt, ich moet geven
Dar gy alle moet van leven.

Auf einem alten Fenster mit den Abbildungen von Papst, Kaiser, Priester, Bettler und Bauer, das Harkenroht, Prediger und Rektor zu Appingadam und Verfasser der »Oostfriessche Oorsprongkelykheden« (1731) auf Logumer Vorwerk fand.

Fürchte Godt de Here
Unde mer spaer
Sorge nicht tho ser
Du bist tho armot geboren
Alle din sparen
Unde sorgen is verloren
Wente Godt is de man
De die arm un de rik maken kan.

Anno 1559.
An einem Hause zu Emden.

Ick seh, ick hore, ick swige und vordrage
Alsus weet nemant wat ick sage
Wente godt is alleen de man
De geven und falsche niedertungen wech nemen kan.

Anno 1566.
An einem Hause zu Emden.

As't Godt behagt
Is't beter benidet as beklagt.

An einem Hause zu Emden.

Och Nider laet dien nident sin
Wat Godt mi gunt dat is min
As't Godt behaaget,
Is beter benidet as beklaget.

Anno 1567.
An einem Hause zu Oldersum.

Holt Dic rein nedryc und klyn
Denkt up den Dag de Nemand vorbi mac.

Anno 1567.
An einem Hause zu Jemgum

De Waerheit is tho Hemel ghetogen
De trouve is over dat Meer geflogen
De gerechtigheit is allenthalven verdreven
De ontrouve is in de werelt gebleven.
O Godt mien Heer, woe sehr geit geldt vöer eer
Ghewalt vöer regt
Dat klage ick arme Knegt.

Anno 1580.
An einem Hause zu Oldersum.

Laat Haters haten en niders niden
Wat Godt ons gunt, dat moden se liden
As alle Haters en niders braken een been
So zou men mennig een hinken sehn.

An der sogen. Hatershütte zu Jennelt.

Betrut nyt up Iw Gelt
Noch up Fleisch of Blot
Want als Iw Gelt und Got
Begynt te myndern
So verlate u alle Menschenkindre.

An einem Hause zu Jemgum.

Hyr is gerigtet regt, hyr ligt de Heere by den Knegt,
Olt, junk, Man, Frouw, knegt, magt, arm und ryk
Een knake is hier den andern gelyk,
Komet gy welwysen alle herby
Und segget, welker de beste sy.

Am Beinhaus zu Pilsum.

Ule wat deist du mit spyse in din mule?
Katte dat moot je weten
Ungegunt brot wordt het meeste eeten.

An einem Hause zu Hinte.

Wi Ricklefs vif leve Kindern
Slapen hir mit allen Hilligen gelind
Und liggen in unse raw und rast,
Nu sind wi unse Here Gotes geste.
Kinderen des Dodes weren wi vorwar,
Ut sterfliken sade uns unse moder gebar.
Nu lewen wi und sint rik in Godt,
Des dancken wie Christus blot und dodt.

Auf einem Leichenstein in der Kirchenzu Eggelingen (1567).

Als Ette was olt 50 jare
Wort se priorisse gekare
Tachentich olt in 76 jare
Up Galle dach tom hemmel gevare.

Auf dem Grabstein der Priorin Etta von Kloster Thedinga, &#8224; 1576.

Vor den Dodt is keen schildt
Darum levet als gy sterven wildt.

Auf einem Grabstein zu Westerhusen.

Fruchtet Godt
Holdt syn Gebodt
Doet Hem Eer
Sundiget nyet mer
De Dach van sterve haestet sich seer.

An einem Kamin zu Biesterfeld vom Jahre 1592.

Gans bitter is die doodt doch trostlich vor die vromen
Omdat se door den doodt in't ewich Levendt komen
Dar jeder dragen sall Gots beldt in Herlichheit
Die 't Christens Cruesz allhier dragt met Bestendichheit.

Auf einer Totenbahre zu Stapelmoor vom Jahre 1655.

Schimpe nicht heet ick,
Scharpe Schöte scheet ick.
Hadd ick mien beyde Broderß by der Handt
Ick wulde verdedigen gantz Harlingerlandt.

Auf einer Kartaune, die im Jahre 1540 auf dem Wall zu Esens gegen die belagernden Bremer gebraucht wurde.

Geistliche Lieder.

Alter Weihnachtsgesang.

Puer nobis nascitur.

Ein Kyndt is uns gebaren huidt
De regente der englenn
Inn dusser werlt werdt he gefordt
Eyn Here baven alle herenn.

In praesepe ponit

In eyne Crubbe werdt he glacht
Up dat harde hoy der beesten gebracht
Se hebben erkandt her Jhesu christ
De koeninke aver dem hemel is.

J ... Herodes timet

Darumb Herodes sick beffrucht
Mit so groten hate, dat he
Alle junge ffrucht sloeg dodt
Mit so groten smarten.

natus ex mary

De dar is gebaren huidt
Vann eyner maget reyne
De mot uns bringen thom oversten gudt
Gudt der ffrouwde singt alleyne
O eri ere ero

Lat uns alle wesen ffro
Unde singen den heren unse got
Ja stedes sunder alle vordrot
Vor so grote ffrouwde gudt
Singet ffro dem Heren
Inn seyden spil unde orgeludt
Tho syne loff unde eren.

Das Lied befindet sich zusammen mit einem andern Weihnachts- und einem Osterlied im Manuskript der »Disputation to Oldersum« 1526, von der Hand eines »Hinricus Johannes, Scholmester to Uttum« niedergeschrieben. Wahrscheinlich ist es hierzulande entstanden und weist mit seinen Resten lateinischer Sprache auf die Reformations-Übergangszeit hin. (Nach J. F. de Vries im Ostfr. Monatsblatt 1884.)

Eyn schoen Christelyck Ledt

van den hochwerdigen Nachtmal Christi Jesu. Gemaket durch Hindrik Rese tho Norden, am Jare 1527. Up de wyze, Jesus Christus unze Heylandt. Nu overst im Druck wedder bestelt van den Achtparen unde Wolgeleerden Hans Barth (Droste in der Grethe) Anno 1555.

De Vader der Bermerticheit
Heeft ons eyn Aventmaal bereyt
Unde gegeven zulcke een heyl
Daer aen wy nimmer hadden teyl.

Luc. 14.

Jesus Christus is die Heylanth
He sulvest is dat rechte Brodt genanth
Dat wy scoelen eten gheistelyck
Unde daer by leven ewichlick.

Jo. 6.

Sus mach nich gefunden werden
Im Hemel noch up erden
Dat de ziele koen versedyghen
Unde der sunden entledyghen.

Ps. 73.

Dit woort Godes uutghenamen
Dat van Hemel is gekamen
Unde geworden flesch unde bloth
Vor ons gegeven in dem dodt.

Jo. 1 en 6.

Dormit is de sunde vorgeven
Unde geschenket dat ewige Leven
Allen waren Christglovigen
De de sulve spyze nuttighen.

Jo. 6.

De glove is dat rechte ethen
Sus moghen wy uns nicht vermethen
Tho nutten lyflycker wyze
Sulck eyn heylzame spyze.

Jo. 6.

De glove nimt Christum sulvest an
Unde allent dat he heeft vor uns gedan
Syn vlesch unde bloth, syn lyf unde sel
Ja in em Godt sulvest alhel.

Jo. 6.

Wo mach uns den noch hungeren
So wy synt van synen Jungeren
Hoeren unzes Meisters stem
Unde bliven alle wege by em.

Jo. 6.

Wor scholle wy henne wycken
Wy fynden nargens synes gelycken
He is alleyn der zelen troost
De he sulvest heft erlost.

Jo. 6.

He sulvest is geheten
Dat teyken Jone des Propheten
Dorch synen dodt maket he gewis
Dat uns God genadich is.

Mat. 12.

Wo synt wy dan noch so vorsmachtet
Unze Pasche lam is geslachtet,
Warumb taste wy nicht tho
Lath uns eten unde wezen fro.

1. Cor. 5.

Dith Hochwerdige Aventmael
Eyn yder nodich holden schal
All tydt tho zyner salicheyt
De im gloven unde Christo steyt.

Dat ander is van Heern geholden
Dar by wy zyner dencken scholden
So is idt des ersten Denckemal
Unde nicht dat sulvest aver al.

1. Cor. 11. Mar. 14. Luc. 22.

Hir sint des Heeren brodt unde wyn
Syn flesch unde blodt genomet so fyn
Unde sind waerlyck Sacramentes wyze
Dat is duytlick sulck eyn spyze.

Mat. 26. Mar. 14.

De rechte spyze is flesch unde blodt
Ja sulvest die Her unde all syn gudt
Dat Sacrament is brodt unde wyn
Unde wat dar sulvest heft lyf unde schyn.

Jo. 16.

Dit mothe wy onderscheyden
Unde lathen uns nicht vorleyden
Dat yene maket fram unde Salich alleyn
Dit is eyn ideren gemeyn.

Wel sick an dat gene nicht leth benoegen
De mach sick tho dyth nicht foegen
Wel ane loven dat teken nympt
De sulve mit dem Heere schimpt.

1. Cor. 11.

Des schoele wy uns sulvest proeven
Wat wy loven, unde wo wy oeven
Broederlicke leve an yder man
Unde also tho dissche gan.

1. Cor. 11.

Dar schoele wy ons lathen leeren
Vorkundighen den dodt des Heeren
Pryzen unde vorbreyden sinen naem
So lange he sulvest weder kam.

1. Cor. 11.

Dat gunne uns hemelsche Vader
Nym van uns wech den Hader
So up deze sake steyt
Unde giff uns eyndrechticheyt.

                      Amen.

Nach Meiners, Oostvrieschlandts Karkelyke Geschiedenisse.

Psalm 128.

Salich wert de gepresen
Wol Godt den HEren frucht
Und geit in synen Wegen
Rechtschapen in der Tucht.
De arbeidt dyner Hande
Dy wol wert können voen
Und werst in dynem Stande
Gelücklich syn im dohn.

Dyn Wyff schal vruchtbar wesen
Wo ein Wynstock vruchtbar
De dynem Huse ankleven:
So schölen ock vorwaer
Dyn Kinderen gedyen
Gar veel gesundt und frisch
Wo Planten van Olyven
Rundrings um dynen disch.

Süh, so wert he gesegent
De Godt dem HEren frucht:
Uth Sion ock gepresen
Syn segen he dy gifft:
Dat du dorch al dyn Levend
Dat gelück Jerusalem
Ansehst und darbeneven
Godt prysest mit hert und stemm.

Und werst uth dynem Sade
Ein groth geslechte sehn:
In Israel genade
Und frede bavem dem
Sy dy O HErr gepresen
Loff sy dy in ewicheit
Giff dat wy mögen wesen
Tho dynem denst bereidt.

Gellius Faber, 1536 Pastor in Norden, 1537 in Emden.
Aus dem Emder Gesangbuch von 1630.

Die Articulen des Christlicken Gelovens

mit eren fruchten gesangswyse vorklaret dorch Menso Alting.

Ick glöff in Godt dem Vader werth
De dorch syn Wordt Hemmel ond Erd
Uth nicht, gantz gudt, wat levet
Geschapen hefft tho syner Ehr:
Erholdt de Werldt, Regeert dat Meer,
Sick my thom Vader gevet
In Christo. Drumb bin ick gewiß
Dat he mit gnad steeds by my is
Myn Lyff und Seel erquicke
Dorch syn Almacht, myn Crütz und fahr
Dartho ock al anvechtung swar
Thor Salicheit my schicke.

Ick glöff in Jesum Christum myn
Den eingebaren Söhn syn,
Eins Wesens mit dem Vader,
Ein wahrer Godt van ewicheit
Nha syn Person vor sick besteit
Verordnet is vom Vader
Dat he allein de Midler sy,
De anfangs hefft geschapen my,
Syn gnade tho my lencke.
Der olden Slang thotred den Kop
My wedder bracht tho vred by Godt
De Kindschop my ock schencke.

Ick glöff, dat tho der rechten stundt
De Söhn Gades ahn alle Sünd
Lyff und Seel angenamen
Van Maria der Junckfrow schon
Dorch Geistes Krafft, doch ein Person
Sy Godt und Mensch volkamen.
Syn Person is ungetrent
Beyde Naturen unvormengt
Er egenschop beholden
Up dat he sy myn Broder recht
Dat Lemlin Gades recht und slecht
Dat myn Sünd dragen wolde.

Ick glöff, dat Christ hefft ahn syn schuld
Pilati Ordel mit gedult
Veel Spott am Crütz gedragen
Am Fleisch geleden hefft den dodt
Doch wardt idt nicht getrent van Godt
Syn Lyff is ock begraven:
An syner Seel vor synem dodt
Gesmaket hefft de Helsche glodt,
Dat he al myn Sünde
Tho einem mahl ewich betaeldt
My uth dem Gericht der Hellen haeld
Vam Thorn Gades enbunde.

Ick glöff, dat Christ dorch syn Almacht
Erstanden is am drüdden dach
Vom dodt: den he vorslungen:
Hefft my gebracht nha synem leidt
Ein ewige Gerechticheit.
Sick vast mit my vorbunden
Dat he beydes allein uthricht
Myn Sünd vorsoen, syn Gnad my gifft
Thor hillicheit my dryve.
Dat ick mit Christo hier upstha
Hierna mit em thom Levend gha
Und in dem Graff nicht blyve.

Ick glöff, dat Christus van der Erd
Syn Lyff em Hemmel hefft gevört
Gesett thors Vaders rechten
Dar he dat Höfft, dorch Geist und Wordt
Syn Volck regeer an allem ordt
Biddet, wenn my anfechten
De Düvel, Werldt, myn sundlick Fleisch
Schickt my heraff van synem Geist
Dat ick im Hemmel folge
Mit hert, will, sinn und gemöth
Vorwachte syner hülpe gudt
Wedder de Fyend vorbolgen.

Ick glöff, dat Christus hoch geehrt
Am end der Werldt eins kamen werdt
Alle Menschen tho richten:
Dan wil he warlick maken slecht,
Alles wat hier geschüt unrecht
An den de en vornichten:
Dann wil he syne Jünger al
Gentzlick befryen van unfall
Syn thosag gar volbringen
De Godtlosen vorstoten all
Mit den Düveln in ewiger qual
Im Helschen Vüer se dwingen.

Ick glöff in Godt den Hilligen Geist
De nha dem wesen einich ist
Mit Godt Vader und Söhne
Nha syn Person ein ander is
Den my myn Vader schenkt gewiß
Dat he my tzyre schöne
Tho Gades Bild vornye my
In angst und nodt myn Tröster sy
Und Christo my inlyve
Lehr my in en gelöven recht
Giff waare leeff und hoop up recht
Und ewich by my blyve.

Ick glöff, dat Godt eine Gemein
Uth den Menschen in Christo allein
Thor Salicheit erwehlet
Van Anfang se vorsamlet hat
Dorch synen Geist und Wordes saet
Dardorch Christus noch telet
Hillige Kinder dem Vader syn
Syn guder maeckt he en gemein
De Weyte vam Kaff scheydet
Leth nicht de Schaep uth syner Hand
Hefft my der Kercken ingeplant
Mit syner stemm my weydet.

Ick glöff, dat Godt al myne Sünd
Ahn myn vordenst tho desser stundt
Uth gnad my hefft vorgeven
Gedenckt nicht mehr myn Missedadt
Vergifft, wat se vorschuldet hat:
Tüchticht my hier im Leven,
Als ein Vader syn Kinder plecht.
Dat maeckt dat Christus Gades recht
Vor my ewich ervüllet.
Werd nu geacht vor Godt so frahm
Als Christ, do he vam dode quam
Dat Gericht hefft he gestillet.

Ick glöff, dat nicht allein myn Seel
Unsterflick is: myn bestes deel
Vam Lyff thom Hemmel fahret:
Sunden dat ock am Jüngsten Dage
Dit Fleisch upstahn sal uth dem Grave.
Mit Christi glantz vorklaret
Wert myne Seel wedder entfahn
Mit ehr thor herlicheit ingahn
De Krone ock erlangen:
Ick weth, wat unrein in my is,
Im Graff schal blyven so gewiß
Als Christ vam dodt entgangen.

Ick glöff, dat Godt van ewicheit
Ein Levend hierna hefft bereidt
Dar ick ewich schal blyven:
Erkennen Godt van Angesicht
Ahn middel sehen syn ewich Licht
Vulkamen frowde dryven.
De nee neens Menschen hert dorchgrundt
Des anfanck doch myn Glöff verstundt
Als ick Godts Geist entfangen.
Bin men ein Frömbdeling in de Werldt
Thom Vaderland bin ick getelt
Darin Christus gangen ist.

Beschludt.

Ick weth, dat dessen Gloven wahr
Altydt gehadt de Christenschar
Thor Salicheit bekennet:
Disse Glöff is allein de Hand
De Christum salichlick entfangt
In em de Fyende trennet.
Ick bins gewiß uth Gades Wordt
Dat se vören thor Hellen Port,
De valschen Gloven lehren.
Darumb bidt ick, o framer Christ
So leef dy dyne Salicheit ist
Lath dy doch nicht vorvören.

O Godt, wolst dessen Gloven rein
Vor Tyranny und falschen schyn
In dyne Kerck bewahren.
Giff dynem Volck bestendicheit
Vornemlick nu un alletydt
Dat idt dy mach verklaren.
De blinde Werldt hier ock bekehr
Der Overicheit giff reine Lehr
Dat se in dyn Huß kame
In dynem denst ein Vorbild sy
So werstu dynen Segen vry
Dorch Christum geven. Amen.

Collecta.

Dem Gelövigen wert syn Gelove gerekent thor Gerechticheit.
De Rechtverdige levet synes Gelovens.

Here Allmechtige Godt, van dem alle gude un vullenkamene Gaven tho uns heraff kamen, wy bidden dy, dewyle de Gelove nicht jedermans dinck is, du willest dorch dynen Hilligen Geist rechtschapene erkentnisse dynes Sohns Jesu Christi in unsen Herten planten und erholden, dat wy im rechten Geloven beth an dat ende beharren unde salich werden, dorch Jesum Christum dynen Söhne unsen Heren. Amen.

Aus dem Emder Gesangbuch von 1630.
Menso Alting, geb. 1541 in Eelde bei Drente, war 1575-1612
reform. Prediger in Emden.


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