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Ludwig Börne

1786 – 1837

Bei Goedeke (VIII, 521) heißt es von Börne: »Er war von Jugend auf schwächlich, und alle seine Briefe zeigen ihn von gebrechlicher Gesundheit. Dazu kam die unglückliche Grille der Hypochonder, sich selbst zu heilen und bald ungehörig zu verzärteln, bald tollkühn abzuhärten. An dieser Kurmethode ist Börne am 13. Februar 1837 in Paris gestorben, nicht an gebrochenem Herzen, die nur in Romanen vorkommt.« Auch Heinrich Heine kommt (Bd. 12, Hamburg 1868, S. 182 f) auf Börnes Tod zu sprechen, den er selbst verschuldet haben soll. Statt seinen Arzt Dr. Sichel rufen zu lassen, hatte er bereits eine »terroristische Selbstkur an sich vorgenommen und seinen ganzen Körper ruiniert.« Heine traute Börne keine großen medizinischen Kenntnisse zu, denn er sagt über ihn: »Börne hatte früher etwas Medizin studiert und wußte von der Wissenschaft gerade so viel, als man braucht, um zu töten.«

Damit ist natürlich nichts anzufangen. In Halle hatte er Medizin studiert, wo er u. a. Reil hörte. In Heidelberg (1807) wandte er ihr ganz den Rücken und wurde Journalist.

Nach seinem zweiten Aufenthalt in Paris kehrte Börne (1824) nach Deutschland zurück. In München hatte er bereits gekränkelt, in Heidelberg verfiel er einem schweren Brustleiden. Ein wiederholter Aufenthalt in Bad Ems machte ihn wieder leidlich gesund und arbeitsfähig. In den Wintermonaten 1825 war er in Stuttgart, von Siechtum gepeinigt. Zum Brustleiden gesellte sich Harthörigkeit. Aus Krankheit und persönlicher Erregung arbeitete er sich immer wieder zur geistigen Erhebung empor. Nach einem längeren Aufenthalt in Berlin (1828) ging er erst an den Rhein, dann nach Hamburg und über Hannover nach Frankfurt zurück. Auf dieser Rückreise wurde er neuerdings von einem Blutsturz befallen, von dem er sich schwer und langsam erholte. Die Ärzte sandten ihn nach Soden, wo er wiederholt monatelang weilte.

Als Börne zu Beginn 1837 in Paris war, wurde er von der Grippe erfaßt, an der er auch gestorben ist. (Ed. Beurmann, Ludwig Börne. Frankfurt a. M. 1837. S. 1.) Dr. Julius Sichel, der ihn behandelte und der ihn kurz vor seinem Tode fragte, ob er einen schlechten Geschmack habe, antwortete er: »Gar keinen, wie die deutsche Literatur.«

Es ist also nicht richtig, wenn Hamann (Biologie deutscher Dichter usw. Wien 1923, S. 138 f) behauptet, daß Börne an einem Blutsturz in Paris starb und eine in Paris epidemische Grippe sein chronisches Lungenleiden in eine floride Tuberkulose verwandelte. Man kann sagen, daß sein Körper, der durch die chronische Lungenkrankheit geschwächt war, die neue Infektion der Grippeerkrankung nicht ausgehalten hat.

In seinen Schriften finden sich Äußerungen, die nur ein Kranker schreiben konnte.

»Wenn man körperlich krank ist, fallen Seelenleiden schwerer zu tragen; ein schwacher Körper dagegen saugt wie ein Schwamm einen großen Teil der Schmerzen ein.« (Werke hg. von Klaar, Band 8, 99.)

»Wie die Jugend eine Krankheit ist, so ist Kränklichkeit in reifen Jahren eine Art künstliche Jugend und Ersatz derselben (Gärung).« (Bd. 8,99.)

»Kranke Menschen sagen: Gesundheit sei das höchste Gut; aber kranke Menschen haben kein gesundes Urteil. Es ist als sagte man: das Leben ist das höchste Glück, und es ist doch nur des Glückes Bedingung. Was nützen einem armen Teufel die schönsten Zähne? In Krankheit ist Poesie, Kampf, schönes Spiel um das Leben; man fühlt doch selbst als Deutscher, daß man da ist. Ich wünsche mir und meinen Freunden bis in das späteste Alter im April jeden Jahres ein böses und gefährliches Nervenfieber; die Wiedergenesung in des Monats letzten Tagen; am ersten Mai den ersten Ausflug in den Frühling ...« (Bd. 8, 144 f.)


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